Eine weitere Variante ist die telefonische Bewerbung. Sie tritt in zwei Fällen auf: Entweder rufen Bewerber aufgrund einer Stellenanzeige an und erkundigen sich nach Einzelheiten oder es rufen Personen an, die sich ganz allgemein nach Beschäftigungsmöglichkeiten erkundigen wollen; der zweite Fall ist der häufigere. Auch hier kommt es zu höchst kuriosen Begebenheiten. Ein Beispiel mag das verdeutlichen. Es handelt sich bei dem folgenden Fall um die authentische Wiedergabe eines Gespräches, das der Personalleiter eines Maschinenbauunternehmens in Dortmund mit
einem Anrufer führte:
*Personalleiter (P): Guten Tag, Müller.
*Anrufer (A): Guten Tag, ich wollte mal fragen, ob bei Ihnen noch Stellen frei sind.
*P: Ja, also diese Frage kann ich Ihnen so generell nicht beantworten, welche Tätigkeit kommt
denn für Sie überhaupt in Frage?
*A: Ach, im Prinzip ist mir das egal, ich bin seit einem Jahr arbeitslos und dachte, ich rufe einfach
mal an.
*P: Ja, was haben Sie denn gelernt oder zuletzt beruflich gemacht?
*A: Ich war Schriftsetzer bei X und dann später da für die Wartung der Maschinen zuständig, und
da dachte ich, ich rufe einfach mal an bei Ihnen.
*P: Momentan haben wir keine freien Stellen, allerdings muss ich sagen, dass wir normalerweise Fachleute beschäftigen mit handwerklicher Ausbildung, Maschinenschlosser, Stanzfachleute, Feinmechaniker oder Ähnliches. Die Maschinenwartung läuft bei uns über ein Fremdunternehmen
mit speziellen Fachleuten.
*A: Ach, dann habe ich wohl keine Chance?
*P: Um ehrlich zu sein, sehe ich keine großen Möglichkeiten, zumal wir momentan auch keinen Personalbedarf haben.
*A: Na, dann schicke ich Ihnen mal meine Unterlagen für den Fall, dass Sie doch noch was haben.
*P: Das ist sicher nicht nötig, weil wir – wie gesagt – z. Zt. nichts frei haben.
*A: Ja, ja, das habe ich schon verstanden, aber es wäre mir ganz lieb, wenn Sie sich meine Unterlagen trotzdem mal ansehen würden.
*P: Ich denke, dass das wenig Sinn hat.
*A: O. k., ich melde mich dann wieder schriftlich bei Ihnen. Vielen Dank, auf Wiederhören.
Solche Gespräche erreichen den Personalleiter häufig, wenn sein Sekretariat nicht mehr besetzt ist, also bevorzugt nach 18.00 Uhr. Denn es hat sich herumgesprochen, dass er tagsüber von seiner Sekretärin abgeschirmt wird, etwa mit dem Bescheid „Wir haben derzeit keine Vakanzen.“
Wie man es besser machen kann, zeigt ein authentisches Telefonat zwischen einer Werbetexterin und dem Personalchef eines Medienunternehmens:
*Anruferin (A): Guten Tag, mein Name ist Lindemann. Ich bin Werbetexterin bei X in Hamburg und möchte mich gerne nach München verändern. Gibt es eventuell Möglichkeiten in Ihrem Hause?
*Sekretärin: Ich verbinde Sie mal mit unserem Personalchef, Moment bitte.
*Personalchef (P): Guten Tag, Jordan.
*A: Guten Tag, Lindemann. Ich möchte mich gern erkundigen, ob bei Ihnen die Möglichkeit besteht, als Werbetexterin zu arbeiten. Ich bin z. Zt. in Hamburg bei X tätig und beabsichtige, aus privaten Gründen nach München zu ziehen, und würde gern wieder in einer anerkannten Agentur arbeiten und dachte natürlich zuerst an Ihre Firma.
*P: Besten Dank, das ehrt uns natürlich und freut mich auch. Wir sind immer recht aufgeschlossen, wenn es um neue Mitarbeiter und neue Ideen geht. Wir haben im Moment aber keine Vakanzen.
*A: Dürfte ich Ihnen denn trotzdem mal meine Unterlagen senden, mir kommt es auch weniger auf eine sofortige Anstellung irgendwo, sondern mehr auf eine ganz gezielte an.
*P: Ja, gern, das können Sie gern tun, dann habe ich auch etwas in der Hand, um mich mit meinen Kollegen zu besprechen. Legen Sie auch einige Arbeitsproben bei.
*A: Ja, danke, das werde ich gern tun. Sie melden sich dann wieder?
*P: Ja, ich melde mich. In jedem Fall, wenn Ihre Unterlagen da sind.
*A: Besten Dank erst mal.
*P: Danke für Ihren Anruf. Auf Wiederhören.
Die Dame wurde tatsächlich nach drei Monaten eingestellt, und zwar als Zusatzeinstellung, weil ihre Arbeitsproben überzeugten und ihre Ideen und ihr Interesse, gerade in dieser Agentur tätig zu sein, Gefallen fanden. Dazu kam selbstverständlich, dass sie berufliche Erfolge als Werbetexterin nachweisen konnte. Dass sich Interessenten auf eine ausgeschriebene Position telefonisch bewerben, kommt selten vor. Sie wollen dann nur vorab bestimmte Einzelheiten nachfragen. Der eigentliche – schriftliche – Bewerbungsvorgang wird dadurch nicht berührt. Wenn Sie sich ganz allgemein bei einem Arbeitgeber nach Beschäftigungsmöglichkeiten telefonisch erkundigen wollen (z.B. um sich eine unnötige schriftliche Bewerbung zu ersparen), dann geben Sie deutlich Ihre Zielvorstellungen an, nennen Sie Ihren Berufswunsch und auch Ihren bisherigen Tätigkeitsbereich. Wenn Sie sich auf eine ausgeschriebene Position bewerben, dann gilt immer das Schrifterfordernis. Mit einem Telefonat können Sie allenfalls einige Unklarheiten oder Zweifel klären. Wenn zum Beispiel in der Anzeige steht, dass „ab sofort“ gesucht wird, Sie aber erst in drei Monaten frei wären, dann können Sie anrufen und nachfragen, ob Ihre Bewerbung überhaupt sinnvoll ist. Den klugen Bewerber zeichnet aus, dass er sich nicht telefonisch bewirbt, sondern Anzeigen aufmerksam liest und sich dann schriftlich bewirbt. Auch allgemeine Anfragen stellt er dann schriftlich. Anrufer vergisst man leicht, Briefe nicht, besonders, wenn sie originell sind.