Wer sich etwas Außergewöhnliches leisten will, hat zwei Möglichkeiten: Er kann den Kaufpreis über eine längere Periode ansparen oder er nimmt einen Kredit auf und zahlt Zinsen, also „Miete fürs Geld“. Obwohl grundsätzlich die Devise gilt, dass der beste Kredit jener ist, den man nicht braucht, macht es unter bestimmten Voraussetzungen dennoch Sinn, Fremdkapital in Anspruch zu nehmen. Muss zum Beispiel ein neues Auto angeschafft werden, weil die Reparatur des alten fahrbaren Untersatzes nicht mehr lohnt, bleibt keine Zeit, das nötige Kapital anzusparen. Off wollen Verbraucher auch besonders günstige Angebote wahrnehmen und finanzieren diese Schnäppchen mit einem kurzfristigen Kredit. Und der Kauf einer Eigentumswohnung oder eines Hauses ist ohne Darlehen in den meisten Fällen gar nicht möglich.
Ohne Kredite liefe in der Wirtschaft gar nichts. Will ein Unternehmen expandieren, ist es in der Regel auf fremdes Geld angewiesen. Und im Idealfall profitieren beide – Kreditnehmer und Kreditgeber. Dies zeigt die folgende kleine Geschichte von der Urform des ersten Kredits. Niemand weiß, ob sie sich tatsächlich so zugetragen hat, dennoch lassen sich mit diesem Gleichnis die Funktion und die wirtschaftlichen Folgen eines Kredits sehr anschaulich illustrieren. Es ist die Geschichte eines Fischers, der sich Tag für Tag abmüht, um seine Familie zu ernähren. Angel oder Netze stehen ihm nicht zur Verfügung, er versucht, die Fische mit bloßen Händen zu fangen. Und obwohl er in dieser Hinsicht im Laufe der Zeit eine gewisse Geschicklichkeit entwickelt hat, bleibt der Erfolg doch bescheiden. Eines Tages bietet ihm ein neuer Nachbar ein selbst geknüpftes Netz an. Mit dessen Hilfe sollte es möglich sein, mehr Fische zu fangen. „Da haben Sie sicher Recht, mein Freund. Und ich weiß Ihr Angebot zu schätzen. Aber ich habe kein Geld, um Ihnen dieses Netz abzukaufen“, entgegnet der Fischer auf dieses Angebot. Doch der Nachbar hat eine glänzende Idee: „Ich stelle Ihnen das Netz leihweise zur Verfügung. Sie werden dadurch mehr Fische fangen und einen Teil davon an mich abgeben.“ Sie werden es schon erraten haben: Das Netz ist sozusagen der Kredit. Und der Anteil am Fang, den der Fischer abgeben muss, stellt eine Art von „Zinsen“ dar. Letztlich profitieren beide von diesem Deal. Der Fischer erhöht seine Fangquote erheblich und kann von seiner Ausbeute bald nicht nur seine Familie ernähren und dem Lieferanten des Netzes den vereinbarten Anteil liefern. Viele Fische verkauft er zudem an weitere Nachbarn oder er tauscht sie gegen andere Lebensmittel. Seine Arbeit ist leichter geworden und sein Lebensstandard hat sich verbessert. Der Lieferant des Netzes wiederum bekommt seine Fische frei Haus geliefert und muss nicht mehr arbeiten, um sich zu ernähren. Heute würde man so etwas eine „Win-win-Situation“ nennen. Diese kleine Analogie soll Ihnen zeigen, dass unter bestimmten Voraussetzungen Kredite durchaus Vorteile für alle Beteiligten haben können.