Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist rechnerisch betrachtet nichts anderes als der Aktienkurs dividiert durch den zuletzt festgestellten Gewinn pro Aktie. Angenommen, die Aktie kostet 50 Euro und der Unternehmensgewinn pro Aktie beträgt 3,50 Euro, so liegt das KGV bei 14,3. Normalerweise geht man davon aus, dass es umso besser ist, je kleiner diese Zahl ausfällt. Bei den stark schwankenden Wachstumswerten gilt diese traditionelle Sichtweise allerdings nur noch bedingt. Während des Hypes am Neuen Markt gab es teilweise abenteuerliche KGVs von 50 – und trotzdem stiegen die Kurse, weil sich kein Mensch um die Gewinne von gestern scherte (die es meistens sowieso nicht gab), sondern nur an den Gewinnaussichten in der Zukunft interessiert war. Die Relevanz des KGV hält sich mithin in Grenzen. Letztlich sagt eine Zahl über den tatsächlichen Gewinn noch nicht viel aus, denn es gibt tatsächliche und „scheinbare“ Gewinne, zum Beispiel durch eine Auflösung von Rücklagen. Das KGV allein sollte deshalb niemals ausschlaggebend bei der Beurteilung einer bestimmten Aktie sein. Es kann immer nur als einer von mehreren Parametern dienen.
Ganz ähnlich sieht es mit dem Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) aus. Mit der Cashflow-Analyse lassen sich die selbstständig erwirtschafteten Mittel eines Unternehmens identifizieren. Dafür dividiert man den Aktienkurs durch den Cashflow, also den Gewinn nach Steuern plus Abschreibungen und Nettozuwachs bei den Rücklagen. Das KCV gibt einen Einblick in die Ertragskraft des Unternehmens. Üblicherweise liegt dieser Wert zwischen drei und fünf. Ein KCV von drei bedeutet beispielsweise, dass der Kurs dreimal höher ist als der Cashflow. Allerdings ist auch das KCV nur bedingt aussagefähig, weil zum Beispiel ein Maschinenbauunternehmen viel mehr abzuschreiben hat als eine Internetfirma.
Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, eine Aktie zu bewerten bzw. zu analysieren. Natürlich können Sie auch alle drei in Kombination verwenden. Darüber, welche Analysemethode die erfolgversprechendste ist, gibt es geteilte Meinungen. Es stehen sich sozusagen verschiedene Lager gegenüber. Wir meinen, eine Fundamentalanalyse gehört auf jeden Fall dazu, wenn Sie sich ein Unternehmen anschauen.
Fundamentalanalyse heißt im Grunde nichts anderes, als das Unternehmen und sein Umfeld nach wirtschaftlichen und konjunkturellen Gesichtspunkten in nationalem und internationalem Rahmen zu beleuchten und Schlüsse daraus zu ziehen. Kritiker der Fundamentalanalyse machen geltend, dass die fundamentalen Daten bereits Eingang in den Kurs gefunden hätten und deshalb nichts Neues zu erwarten wäre. Die Anhänger der Fundamentalanalyse halten dem entgegen, dass es immer von Vorteil sei, wenn man sich ein Unternehmen find seine Zahlen genau anschaue, schließlich gehörten zu einer erfolgreichen Unternehmensführung nicht nur Zahlen, sondern auch die sogenannten weichen Faktoren.
Die Technische Analyse arbeitet mit der Kursveränderung der Aktie. Sie versucht, rechtzeitig Trends (egal, in welche Richtung) zu erkennen und daraus den künftigen Kursverlauf zu bestimmen. Von großer Bedeutung sind hier Aktiencharts, die den Kursverlauf über bestimmte Zeiträume beobachten und eventuell ein Muster erkennen lassen. Auch die Chartanalyse versucht, Trends zu identifizieren. Ein Trendkanal zeigt dem geübten Auge, an welchem Punkt der Kurs wahrscheinlich wieder steigt oder fällt. Durch die Verlängerung in die Zukunft lassen sich günstige Zeitpunkte für Kauf oder Verkauf bestimmen. Es gibt logarithmische Charts, Candlesticks und Point & Figure-Charts. Internetinformationsdienste und Direktbanken bieten die Möglichkeit zur Chartanalyse.
Praxistipp:
Sie können bei Ihren Entscheidungen den Charts der Analysten oder Ihren eigenen Beobachtungen vertrauen. Allerdings ist es bei der Aktieninvestition ein bisschen wie beim Autofahren. Man kann und muss alles lernen, aber letztlich muss man ab und zu einfach seinem Instinkt vertrauen. Damit ist sowohl die Investition als solche gemeint als auch die Bestimmung des richtigen Zeitpunkts zum Kauf oder Verkauf. Der erfolgreiche Fondsmanager David Alger wurde einmal gefragt, woher er wisse, wann es Zeit sei, bei einem Wert auszusteigen. Seine Antwort war: „Es ist wie beim Autorennen. Bremst man zu früh, verliert man. Bremst man zu spät, stirbt man.“
Ohne umfassende Informationen sollten Sie nicht in Einzelwerte investieren. An Informationen heranzukommen ist kein Problem. Das Internet, die einschlägigen Finanzmagazine sowie Tageszeitungen wie die Financial Times Deutschland und das Handelsblatt erweisen sich als wahre Fundgruben. Börsennotierte Unternehmen haben zudem die Pflicht, Quartalsberichte, Jahresberichte und Ad-hoc-Mitteilungen zu veröffentlichen. Auf den Internetseiten der Unternehmen gibt es in der Regel den Punkt „Investor Relations“, den Sie anklicken können und unter dem Sie alles finden, was wichtig ist.
Fachleute warnen davor, sich nur über die Aktie und die Kennzahlen des Unternehmens zu informieren. Schauen Sie sich unbedingt seine Produkte, seine Branche und die Märkte an, auf denen es aktiv ist. Machen Sie sich ein Bild vom Management und seinen Entscheidungen sowie von der Firmenkultur. Wenn Sie über eine der Internetsuchmaschinen den Unternehmensnamen eingeben, finden Sie vielfältige Informationen. Achten Sie jedoch bei der Auswertung darauf, was bzw. wer Ihre Quelle ist. Besonders die Informationen aus Internetforen sind qualitativ sehr unterschiedlich und schwierig zu bewerten, weil Sie nie genau wissen, wer hinter dem Schreiber oder Chatter steckt.
Vertrauen Sie keinen „heißen Tipps“, sondern nur Ihrem eigenen Urteil
Bestimmt haben Sie schon vom Freiverkehr gehört. Der Freiverkehr der Frankfurter Börse wurde 2005 in „Open Market“ umbenannt. Er ist kein amtliches, sondern ein privatrechtlich organisiertes Segment. Im weiteren Sinne wird auch der unregulierte, außerbörsliche Handel bisweilen als Freiverkehr bezeichnet. Die Wertpapiere bzw. die Unternehmen unterliegen weniger strengen Einbeziehungsvoraussetzungen und die Emittenten keinen Folgepflichten. Bei Wertpapieren, die an keinem organisierten Markt gehandelt werden, muss der Antragsteller nähere Angaben über den Emittenten in Form eines von der nationalen Aufsichtsbehörde gebilligten Prospekts oder Exposés vorlegen. Zudem ist der Antragsteller verpflichtet, die Deutsche Börse AG über wesentliche Umstände bezüglich der einbezogenen Wertpapiere bzw. der Emittenten unverzüglich und schriftlich zu informieren. Aktienemissionen im Freiverkehr sind meist von geringer Größe, entweder weil die Unternehmen selbst klein sind oder aber weil der Streubesitz gering ist.