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Persönliche Voraussetzungen richtig verstehen Teil II – Bewerbung Tipps und Tricks

Persönliche Voraussetzungen richtig verstehen Teil I – Bewerbung Tipps und Tricks

Negative Beispiele
Mit den Schlagworten „Kalkulation“ und „Fertigungsplanung“ kann man so ohne weiteres nichts anfangen. Besser wäre es vielleicht gewesen, als Stichwort auch noch „Automobilzulieferer“ fett zu drucken. Der Hinweis, dass man einen Mitarbeiter suche, ist nicht nur gesetzlich unzulässig (es muss heißen: Mitarbeiter/in), sondern für den Bewerber auch irritierend, denn man wird in der Anzeige nicht über den Stellenwert der Mitarbeit (z. B. leitend, Gruppenleiter,

Wir sind – ein mittelständischer Zulieferer und fertigen Press-, Zieh- und Stanzteile sowie Schweißgruppen für die europäische und japanische Automobilindustrie.
Wir suchen – einen Mitarbeiter für die Kalkulation und Fertigungsplanung

Organisationstalent und fundierte EDV-Kenntnisse müssen wir auf dieser Stelle voraussetzen. Bestandteil des Aufgabengebietes ist UNIX-Hardware-Operating und Betreuung der Software. Sie haben – mindestens eine abgeschlossene Ausbildung als Refa- Techniker, einschlägige Berufserfahrung in der Kalkulation von Blech-Umformteilen und Werkzeugen sowie EDV-Kenntnisse. Sie sind – interessiert, dann sollten Sie sich schnellstmöglich mit allen erforderlichen Unterlagen bewerben bei Teamarbeiter etc.) aufgeklärt. Auffallend sind noch zwei Dinge: Es wird nur gefordert, geboten wird nichts, jedenfalls nicht in der Anzeige. Außerdem sucht der Arbeitgeber „schnellstmöglich“, ein Indiz dafür, dass er entweder eine Zusatzkraft braucht (davon steht aber nichts in der Anzeige) oder aber, dass ihm jemand gekündigt hat. Dann muss man als Bewerber schon nach dem Grund fragen. Auch Angaben zum Dienstsitz fehlen, lediglich die Adresse der Firma gibt eine Orientierung. Dieser Punkt wäre insofern wichtig, als die Anzeige in einer überregionalen Zeitung geschaltet war und man als Bewerber sicher auch Angaben zu den Umzugskosten gut gefunden hätte. Wenig ansprechend ist auch die Anzeige einer großen Weinfirma. Auch hier wird nur gesucht und nichts geboten. Ziemlich lässig heißt es: Wir brauchen

Innerhalb der letzten 5 Jahre hat sich unser Umsatz vervierfacht, dies in einer Branche (Wein), der es ansonsten nicht gerade rosig geht. Wir brauchen jetzt zusätzlich Manpower, um das weitere Wachstum im In- und Ausland abzusichern. Deshalb suchen wir Führungsnachwuchskräfte
– Bis 35 Jahre
– Schlüssige Berufspraxis oder/und BWL-Studium
– Begabung zum Verkauf und Vertrieb
– Genug Ehrgeiz, um sich für Führungsaufgaben zu qualifizieren.

jetzt zusätzlich Manpower. Das heißt auf Deutsch: Sie müssen knallhart ran, für persönliche Überlegungen ist wenig Platz. Schwammig ist zudem der Hinweis „Schlüssige Berufspraxis“, die avisierten Führungaufgaben werden gar nicht erst (z.B. motivierend) dargestellt. Da Manpower gebraucht wird, kann man bei dieser Anzeige auch auf die Idee kommen, dass die zentrale Aussage „Führungsnachwuchskräfte“ eher ein Lockmittel ist, weil zudem Führungsperspektiven (z.B. Bezirksleiter u. A.) nicht erwähnt werden. Schon etwas besser ist die Anzeige „Top-Verkäufer“, wenngleich man erst im Kleingedruckten findet, dass es sich um einen Außendienstverkauf in West-deutschland handelt. Obwohl Aufgabe und Anforderungen einigermaßen klar umrissen sind, fehlen auch hier Angaben zum Angebot. Es ist immer schlecht nur zu fordern, besser wäre es auch zu sagen, was man als Arbeitgeber bietet, in diesem Falle z. B. die Tatsache, dass ein auch privat nutzbares Dienstfahrzeug zur Verfügung gestellt wird. Die Anforderungen sind hinsichtlich der Ausbildung offen, weil der Arbeitgeber eher Wert auf die „Branchenerfahrungen in der Porzellanindustrie“ legt. Dies wiegt hier offenbar mehr als z. B. die Tatsache, dass Sie Betriebswirt sind

Erfolgreiches Siebdruckunternehmen mit Schwerpunkt einbrennbare Buntdrucke für die Dekoration von Porzellan, Steingut und Keramik mit Sitz in Thüringen sucht einen
Top-Verkäufer

Aufgabe:
Außendienst Verkauf; Schwerpunkt Westdeutschland
Kundenbetreuung und- beratung
Neukundengewinnung
Markterschließung

Anforderungen:
Branchenerfahrung in der Porzellanindustrie
Erfahrung im Außendienst-Verkauf
Freude an der Verkaufsarbeit
Reise- und Einsatzbereitschaft

Wir suchen eine kraftvolle, positive Persönlichkeit, die das Unternehmen weiter mit aufbauen möchte und die bereit ist, in der Zukunft die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. Sofern Sie an dieser Aufgabe interessiert sind, senden Sie bitte Ihre kompletten Bewerbungsunterlagen unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellungen an die eingeschaltete Unternehmensberatung.

oder aus dem technischen Bereich kommen. Dass die Ausbildungskomponente aber nicht ganz unwichtig ist, zeigt der Hinweis, dass man bereit sein sollte die Unternehmensleitung zu übernehmen. Dazu wäre es u. a. wichtig zu wissen, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen hat. Auch das Reisegebiet ist mit „Westdeutschland“ (was immer das heißen mag, alte Bundesländer oder nur NRW?) unscharf umrissen. Und: Wer die Leitung des Unternehmens übernehmen soll, muss doch wohl auch an den Firmensitz nach Thüringen ziehen? Zu diesem entscheidenden Punkt sagt die Anzeige gar nichts aus. Arbeitsabläufe gestalten nwenn das Ihre starke Seite ist, wenn Sie sich in diesem Metier hervorragend auskennen, sind Sie „unser Mann“. Die optimale Organisation von Arbeitsabläufen in allen Bereichen eines international operierenden deutschen Unternehmens ist die herausfordernde Kernaufgabe. Wir suchen baldmöglich unseren Leiter der Organisation und erwarten von Ihnen den Nachweis, dass Sie in einem größeren Industrie-Unternehmen organisatorisch und DV-technisch anspruchsvolle Objekte eigenverantwortlich geführt und erfolgreich zum Abschluss gebracht haben. Zu der genannten Industrieerfahrung ist die Fähigkeit erforderlich, komplex vernetzte Abläufe zu analysieren und mithilfe modernster Arbeitsmittel zu gestalten. Der Umgang mit EDV-Systemen und Kommunikationsmitteln ist unerlässlich. Wir erwarten eine technisch-wissenschaftliche Ausbildung, analytische Denkfähigkeit, hohe Lernbereitschaft, rasche Auffassungsgabe und kooperatives Denken. Wir sind ein bedeutendes, zukunftsträchtiges Unternehmen in München, einer Stadt mit hohem kulturellem Anspruch und hervorragenden Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Unsere Interessen in aller Welt setzen verhandlungsreifes Englisch voraus. Die Altersgrenze möchten wir bei Mitte 40 festsetzen. Wir erbitten ihre vollständigen Unterlagen mit Werdegang in Stich- worten, Lichtbild, Handschreiben, Einkommenswünschen und frühestem Eintrittstermin unter…Die Diskretion, die Sie erwarten dürfen, ist für uns selbstverständlich.

Die Anzeige „Leiter der Organisation“ links hat gleich mehrere Minuspunkte. Als Frau sind Sie hier nicht gefragt. Leistungen des Hauses werden nicht angesprochen. Den Unternehmenszweck erfahren Sie auch nicht, schon gar nicht den Namen des Unternehmens, wenn unter Chiffre inseriert wurde. Immerhin werden an Ausbildung und Können mehr oder weniger klare Anforderungen gestellt, obwohl der Hinweis „technisch-wissenschaftliche Ausbildung“ für die Position auch recht schwammig ist. Sehr klar sind hingegen Angaben zum Ort (München) und zum Alter (Mitte 40). Da auch diese Anzeige in einer überregionalen Tageszeitung geschaltet wurde, fehlt der Hinweis zur Hille bei der in München bekannt schwierigen Wohnraumbeschaffung oder zur Übernahme von Umzugskosten. Auf diese Anzeige werden sich Hunderte von Bewerbern beworben haben, die alle ihre Chance sehen, industrielle Arbeitsabläufe zu gestalten und eine leitende Position zu finden. Weil der Unternehmenszweck nicht angegeben wurde, wird der Personalleiter viele allgemeine Bewerbungen zu sichten haben, die ihn nicht weiterbringen. Schließlich: Es wurde ein Handschreiben verlangt. Über Sinn und Zweck dieser Forderung kann man in der heutigen Zeit streiten. Für manche konservative Persönlichkeit ist die Handschrift immer noch cm wichtiges Beurteilungskriterium.

Für andere hingegen ein Persönlichkeitsmerkmal, das man nicht überbewerten sollte, zumal es über die fachlichen Qualitäten nichts aussagt, auf die es in erster Linie ankommt. Die Anzeige schließlich gibt in mehrfacher Hinsicht zu denken. Gesucht wurde ein(e) Volontär(in). Diese Tätigkeit ist üblicherweise befristet, davon steht nichts in der Anzeige. Außerdem ist es für Volontäre üblich, an Aufgaben erst herangeführt zu werden. Das Aufgabengebiet liest sich aber so, als ob man einen vollwertigen Mitarbeiter sucht. Zur Leistung des Unternehmens (angemessene Vergütung usw.) wird gar nichts gesagt. Die Ausbildungsanforderung „Studium der Geographie und möglichst einer Natur-wissenschaft“ wird nach Erfahrungen der Verlagspraxis eine Flut von Bewerbungen nach sich ziehen, mit denen sich Nur-Naturwissenschaftler bewerben. Da sehr viele Pädagogen arbeitslos sind und Volontariate den alternativen Einstieg ins Verlagswesen verheißen, werden sich zudem ganz allge-mein (und zwar ohne Rücksicht auf die Fächerkombination) viele Lehrer bewerben. Schließlich: Über Aussichten, im Verlag weiterzukommen, wird auch nichts gesagt. Außerdem: Der Verlag hat seinen Sitz in Niedersachsen; man fragt sich, ob er bei einem Volontariat überhaupt bereit wäre, einem Bewerber, der etwa aus Bayern käme (und sicherlich nach der Übernahme von Bewerbungskosten, Umzugskosten und Hilfe bei der Wohnungsbeschaffung fragen würde) eine Chance zu geben. Inseriert wurde auch in diesem Falle überregional.

Der XY-Verlag gibt Fachzeitschriften für Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen und Schulfächer heraus. Für unsere Zeitschriften suchen wir
– einen Volontär/eine Volontärin Als Volontär/in werden Sie
– im Herausgeberteam einer Zeitschrift über fachliche Fragen und didaktische Zielsetzungen von Heften und Beiträgen diskutieren,
– Manuskripte bewerten und redaktionell bearbeiten,
– das Erscheinungsbild der Zeitschrift mitgestalten.

Wir erwarten von Ihnen
– ein abgeschlossenes Studium der Geographie und möglichst einer Naturwissenschaft,
– Unterrichtserfahrungen,
– Kooperationsbereitschaft,
– Neugier und Kreativität. Ihre Bewerbung richten Sie bitte mit den üblichen Unterlagen an …

Kurzum: Hier müssen Sie mit qualifizierter Ausbildung viel tun, verdienen wenig Geld und haben keine Perspektive. So viel zur Kommentierung einiger Stellenanzeigen von Arbeitgebern. Sie sehen, dass man nicht nur genau prüfen muss, ob man die angeführten Anforderungen erfüllt, sondern auch, dass man verstehen muss zwischen den Zeilen zu lesen.