Wenn oben gesagt wurde, dass man sich nicht gezielt auf Gesprächspartner vorbereiten kann, dann ist damit gemeint, dass man nicht wissen kann, mit welcher Persönlichkeit man es beim Gespräch zu tun hat. Das bedeutet aber nicht, dass man sich nicht vorbereiten kann. Es sollte Ihnen schon wichtig sein, vorweg zu erfahren, ob Sie ein, zwei oder mehrere Gesprächspartner haben werden. Denn dann lässt sich im Vorfeld eine Gesprächsstrategie entwickeln. Wenn Sie nur den Personalchef als Gesprächspartner haben, können Sie sich auf ein reines Zweiergespräch einrichten. Lassen Sie sich jedoch nicht dazu verleiten, anzunehmen, dies könnte einfacher sein als ein Gespräch mit mehreren Teilnehmern. Wenn Sie wissen, dass am Vorstellungsgespräch z. B. der Personalleiter, die Abteilungsleiterin und vielleicht auch noch der Gruppenleiter teilnehmen werden, dann können Sie davon ausgehen, dass Sie sich nicht nur auf unterschiedliche Persönlichkeiten, sondern auch auf sehr spezielle Fragenkomplexe einzustellen haben.
Während der Personalleiter vielleicht mehr den arbeitsrechtlichen Teil (Vertragskonditionen) im Auge haben wird, wird die Abteilungsleiterin ihr Hauptgesprächsinteresse darauf lenken, ob Sie persönlich in ihre Mannschaft passen, und der Gruppenleiter schließlich wird wissen wollen, was Sie konkret an Fachkenntnissen mitbringen. Das bedeutet, dass Sie sich als Bewerber auf drei Erwartungshaltungen vorbereiten sollten. Es ist aber in der Praxis nicht immer so, dass von mehreren Gesprächspartnern im Vorstellungsgespräch alle „gleichgewichtig“ sind. Es kann durchaus sein, um beim Beispielsfall zu bleiben, dass der Personalleiter Hauptgesprächspartner ist und die beiden anderen lediglich zuhören und sich eine Meinung bilden. Ebenso gut kann es sein, dass der Personalleiter eher so etwas wie ein Moderator ist und die Abteilungsleiterin das Gespräch führt. Natürlich kann man auch nicht vor Überraschungen sicher sein, wie nachfolgendes Beispiel zeigt:
Eine junge Frau bewarb sich in einem mittleren Unternehmen (GmbH) in Hamburg als Debitorenbuchhalterin. Der Personalleiter lud sie zu einem Bewerbungsgespräch ein. Als die Bewerberin den Termin telefonisch bestätigte, fragte sie danach, wer denn ihre Gesprächspartner sein würden. Die Sekretärin erwiderte, dass dies der Personalleiter und der Leiter des Finanzwesens sein würden. Als die Bewerberin dann zum Termin kam, wurde sie ins Büro des Geschäftsführers gebeten, was sie völlig irritierte und zu der Annahme verleitete, es könne sich hier um eine leitende Position handeln. Der Geschäftsführer erklärte ihr, dass die beiden Herren durch einen bedauerlichen Umstand (Schneetreiben) auf dem Frankfurter Flughafen festsäßen und er jetzt das Gespräch führen würde, damit die Bewerberin nicht vergebens gekommen sei, außerdem sei er selbst frührer mal Leiter des Finanzwesens gewesen, sie hätte also einen kompetenten Ansprechpartner.
Die Bewerberin indes konnte mit dieser für sie nicht geahnten Situation kaum umgehen und verhielt sich über das ganze Gespräch hinweg nervös. Ihre Chance, gerade beim Geschäftsführer ihre Kenntnisse und Fähigkeiten im buchhalterischen Bereich unter Beweis zu stellen, sah sie nicht. Als die beiden Herren dann endlich von der Dienstreise zurückkamen, fragten sie den Geschäftsführer nach dem Bewerbungstermin mit der Dame, und er sagte wörtlich Folgendes: „Im Prinzip hat sie keinen schlechten Eindruck gemacht, dachte aber wohl, weil sie bei mir saß, die Position wäre eine leitende. Jedenfalls war sie sehr nervös und unsicher. Das können wir eigentlich gerade im Finanzwesen nicht gebrauchen. Sehen Sie sich die Dame noch mal an, aber begeistert bin ich nicht.“ Es kam dann tatsächlich zu einem zweiten Gespräch, das aber mit einer Absage endete.
Die Bewerberin hatte die Chance verspielt, sich beim Geschäftsführer positiv ins Bild zu setzen. Und das allein deswegen, weil sie mit zwei anderen Gesprächspartnern gerechnet hatte und nicht flexibel genug war, die Chance, die ihr unter normalen Umständen nicht geboten worden wäre, wahrzunehmen. Worauf es hier ankommt, ist Folgendes: Sie sollten versuchen herauszubekommen, wer Ihnen beim Bewerbungsgespräch gegenübersitzt. Darauf sollten Sie sich innerlich einstellen. Sie sollten ferner so flexibel sein, sich auch auf Veränderungen bei den Gesprächsteilnehmern einzustellen und diesbezüglich Chancen zu nutzen. Sie werden nun fragen, wie Sie herausbekommen, wer Ihre Gesprächspartner beim Bewerbungsgespräch sein werden. Wie im Beispielsfall bereits dargestellt, kann man das recht geschickt machen, wenn man den Bewerbungstermin telefonisch bestätigt. Fragen Sie bei dieser Gelegenheit höflich an, wer voraussichtlich Ihre Gesprächsteilnehmer sein werden. Diese Frage nimmt Ihnen niemand über, im Gegenteil, Sie bezeugen damit Interesse. Was Sie natürlich nicht machen sollten, ist, sich zu erkundigen, wie denn Ihre Gesprächspartner als solche sind. Das wird Ihnen die Sekretärin sicher kaum sagen. Manchmal hilft auch ein Blick auf die Homepage des Unternehmens, dort könnten Führungskräfte mit Foto und Funktion verzeichnet sein.