Arbeitslosigkeit (Erwerbslosigkeit)
ein Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt, bei dem die angebotene Art und Menge von Arbeitsleistungen die nachgefragte Art und Menge übersteigt, sodass ein Teil der arbeitswilligen und der arbeitsfähigen Erwerbspersonen keine Beschäftigung hat. Bei A. spricht man auch von einer Unterauslastung des Produktionsfaktors Arbeit im Sinn von Unterbeschäftigung, d.h., das verfügbare Angebot an Arbeitskräften (Arbeitskräftepotenzial) wird nicht im vollen Umfang zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen herangezogen. Die Ursachen für A. sind unterschiedlich. Grundsätzlich kann zwischen freiwilliger z.B. bei einem Arbeitsplatzwechsel – und unfreiwilliger A. – z.B. bei Verlust des Arbeitsplatzes durch Kündigung – sowie zwischen dauernder und vorübergehender A. unterschieden werden. Als friktionelle Arbeitslosigkeit bezeichnet man die Zeit, die zwischen der Beendigung einer alten und der Aufnahme einer neuen Tätigkeit liegt. Saisonale Arbeitslosigkeit ist durch jahreszeitliche Produktions- und Nachfrageschwankungen bedingt, etwa in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und im Fremdenverkehr.
Arbeitslosigkeit
Arbeitslose in Deutschland | |||
Jahr | Arbeitslose
(in 1 000) |
Arbeitslosenquote (in %) | |
1995 | 3 612 | 9,4 | |
1996 | 3 965 | 10,4 | |
1997 | 4 384 | 11,4 | |
1998 | 4 279 | 11,1 | |
1999 | 4 099 | 10,5 | |
2000 | 3 889 | 9,6 | |
2001 | 3 852 | 9,4 | |
2002 | 4 060 | 9,8 | |
2003 | 4 376 | 10,5 |
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit ist die Folge eines Rückgangs der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage und damit auch der Nachfrage am Arbeitsmarkt. Strukturelle Arbeitslosigkeit beruht auf regionalen Missverhältnissen zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage hinsichtlich Berufen, Qualifikationen, Branchen, Geschlecht und Alter in einer dynamischen Volkswirtschaft. Entscheidende Ursache sind die Veränderungen in den Produktionsbedingungen infolge eines Strukturwandels. Dauerarbeitslosigkeit kann durch ein zu geringes Wirtschaftswachstum, strukturell oder durch beides begründet sein. Auch eine Differenzierung nach anderen Strukturmerkmalen, z.B. Jugendarbeitslosigkeit oder Langzeit-arbeitslosigkeit, ist üblich. Mehrfacharbeitslosigkeit bezeichnet etwa die Erfahrung, dass Arbeitnehmer, die bereits einmal oder mehrmals arbeitslos waren, häufiger wieder von A. betroffen sind und ihren Arbeitsplatz eher wieder verlieren, als Arbeitnehmer, die durchgängig beschäftigt waren. Die Verringerung von A. und die Förderung der Beschäftigung durch geeignete Maßnahmen sind das wichtigste Ziel der Arbeitsmarktpolitik und ein Ziel der staatlichen Wirtschaftspolitik.
Gleichwohl können Konflikte mit anderen gesamtwirtschaftlichen Zielen (z.B. Preisniveaustabilität) auftreten, wie sie in der Phillips-Kurve erscheinen. Hohe A. hat u. a. negative Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, auf das Wachstum der Wirtschaft und auf die Finanzierung der Sozialsysteme, da einerseits hohe Kosten für die Zahlung von Lohnersatzleistungen und die Finanzierung von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen verursacht werden. Andererseits hat hohe A. staatliche Mindereinnahmen durch Steuerausfälle z.B. bei der Lohn- und Einkommensteuer oder bei der Umsatzsteuer durch sinkenden Güterkonsum zur Folge. Zu-dem ist der Kampf gegen A. auch aus sozial- und gesellschaftspolitischen Gründen (materielle Einbußen, Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls) wichtig.
Arbeitsmarkt: der Markt, auf dem private Haushalte als Anbieter und die privaten Unternehmen und öffentlichen Haushalte als Nachfrager nach dem Produktionsfaktor Arbeit zusammentreffen. Das Arbeitsangebot wird bestimmt von der Bevölkerungsentwicklung, der Erwerbsbeteiligung, dem Arbeitsentgelt und der gewünschten Arbeitszeit. Das Arbeitskräfteangebot wird im Erwerbspersonenpotenzial zusammengefasst. Durch Multiplikation des Erwerbspersonenpotenzials mit der gewünschten jahresdurchschnittlichen Arbeitszeit gelangt man zum gewünschten Arbeitsvolumen (Angebot an Arbeitsleistungen). Bestimmungsgründe der Arbeitsnachfrage sind v.a. die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen, das Arbeitsentgelt, die Produktionsbedingungen (gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial und Technologieniveau), Zukunftserwartungen der Unternehmen und Rahmenbedingungen (z.B. Arbeitsrecht, Lohnnebenkosten). Die Nachfrage nach Arbeitsleistungen umfasst das Beschäftigungsvolumen, das sich zusammensetzt aus angebotener Beschäftigungszeit (effektive Jahresarbeitszeit) und den bereit stehenden Arbeitsplätzen (Anzahl der Beschäftigten).
Der A. unterliegt besonderen Bedingungen, da er sich nicht ausschließlich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage regelt. Ein wesentlicher Grund dafür liegt z.B. darin, dass sich der Lohn als Preis für den Faktor Arbeit nicht frei nach Angebot und Nachfrage bildet, sondern von Tarifvertragsparteien in Verhandlungen festgesetzt wird.