Ein Überblick über andere Investment-Methoden und Buffetts Gegenargumente vervollständigt das Gesamtbild.
Trader und Investment-Fonds
Chart-Analysten, Spekulanten und Hedge Fund Manager bilden für Buffett den unteren Rand des Spektrums. Sie sind für ihn mehr Spieler als Anleger. Erstaunlicherweise war es jedoch gerade diese Gruppe, die in den letzten dreißig Jahren viel Unterstützung durch akademische Theoretiker erfahren hat. Verfechter der sogenannten „efficient market theory“, die bislang die Wirtschaftstheorie beherrschten, vertreten die Ansicht, dass alle Informationen über ein Unternehmen und seine zukünftige Entwicklung im Börsenkurs enthalten sind. Folglich kann nur derjenige den Markt schlagen, der über Insider-Informationen verfügt. Diese These hat Investoren dazu getrieben, entweder nach „versteckten“ Mustern in historischen Kursdaten zu suchen oder sich damit zu begnügen, dem Markt mit einem möglichst breit gestreuten Portfolio zu begegnen. Letzteres hat Buffett als Ansatz für den Gelegenheitsinvestor nie ausdrücklich abgelehnt. Ja, er hat sich kürzlich sogar für die Investition in Index- Fonds ausgesprochen. Der versierte Investor jedoch, so beharrt Buffett, kann den Markt langfristig schlagen durch die Anwendung seiner Grundsätze, wobei die Sicherheitsmarge und die Vertrautheit mit den grundlegenden wirtschaftlichen Strukturen eines Unternehmens am wichtigsten sind.
Kapitalmarkttheorie und EVA
ln ihrem Bemühen um die wissenschaftliche Untermauerung der Investment-Theorie haben Akademiker und Wertpapieranalysten eine Theorie entwickelt, die auf der Identifizierung verschiedener Risikoarten beruht. Der Grundgedanke ist dabei, dass der Investor Marktrisiken und individuellen Unternehmensrisiken ausgesetzt ist und sich der jeweiligen Risikostruktur bewusst sein sollte. Das individuelle Unternehmensrisiko lässt sich aus der historischen Volatilität des Aktienkurses im Vergleich zur Marktbewegung ableiten. Mit Hilfe dieser Maßstäbe und unter Berücksichtigung der Unternehmensverschuldung kann man seine tatsächlichen Kapitalkosten ermitteln. So steigt das Unternehmensrisiko in demselben Maße wie die relative Volatilität seiner Aktien. Ein potenzieller Investor wird also einen entsprechend höheren Abschlag verlangen, bevor er sich engagiert. Dabei sagt die historische Volatilität der Aktienkurse wenig über ein Unternehmen. Nach dem Prinzip der Sicherheitsmarge ist Volatilität sogar zu begrüßen, da sie es uns ermöglicht, uns zu günstigem Kurs einzukaufen. Denken Sie an Mr. Market!
Unternehmensberatungen wie Stern Stewart oder McKinsey haben ein Prinzip der Wertschöpfung [Economic Value Added (EVA)] entwickelt und wirtschaftliche Gewinnmodelle, mit deren Hilfe die Kapitalkostentheorie an reale Investment-Praxis herangetragen werden sollte. Wie wir in dieser Geldanlage-Webseite sehen werden, legt Buffett extrem viel Wert auf die Eigenkapitalrentabilität. An der Entwicklung exakter Maßstäbe für Kapitalkosten ist er weniger interessiert. EVA läuft letztendlich auf MVA (market value added) hinaus, auf einen bereinigten Maßstab zur Aktienbewertung, während Investoren wie Buffett den inneren Wert eines Unternehmens beurteilen – unabhängig von aktuellen oder vergangenen Kursentwicklungen.
Dabei sagt die historische Volatilität der Aktienkurse wenig über ein Unternehmen. Nach dem Prinzip der Sicherheitsmarge ist Volatilität sogar zu begrüßen, da sie es uns ermöglicht, uns zu günstigem Kurs einzukaufen.