Sicher haben Sie schon davon gehört, dass eine Aktie einen kräftigen Satz nach oben macht, wenn ein Übernahmeangebot vorliegt. Dies ist das beste aller Szenarien für den Anleger, denn er erhält innerhalb kürzester Zeit eine erkleckliche Zusatzrendite. Es lohnt sich mitunter, auf eine Übernahme zu spekulieren, auch wenn man sonst wenig Interesse an dem Unternehmen hat. Der Käufer interessiert sich meist nur für ein Unternehmen, wenn er den Aktienkurs für zu niedrig hält. Der angebotene Kurs, zu dem die Aktionäre ihre Anteile verkaufen können, muss auf einem Niveau liegen, mit dem diese auf absehbare Zeit nicht rechnen. Sonst wäre es auch nicht attraktiv, zu verkaufen. Schon die Ankündigung eines Kaufangebots führt zu einem sofortigen Anstieg der Kurse auf etwa dieses Niveau.
Damit ergibt sich die erste Möglichkeit, zu verkaufen, denn wer weiß, was noch passiert… Aber auch nach Bekanntgabe des Angebots und dem entsprechenden Kurssprung steigen noch Anleger ein, unter anderem auch Fonds. Sie rechnen damit, dass das Angebot noch einmal nachgebessert wird. Die erste Reaktion aus dem zu übernehmenden Unternehmen ist nämlich immer, dass der Kurs viel zu niedrig sei. Falls Sie schon im orientalischen Basar gekauft haben, dann wissen Sie, was hier passiert. Sie können sich nun auf den Weg machen, geeignete Übernahmekandidaten zu finden, und deren Aktien kaufen. Damit wären Sie allerdings nicht alleine und es ist auch nicht gerade der sichere Weg zur Rendite. In der Regel ist es eher Zufall, wenn es wirklich zur Übernahme kommt.
Wem gehört das Unternehmen eigentlich?
Es gibt Anleger, die achten erst einmal darauf, wer eigentlich der Eigentümer ist. Besonders Unternehmen in Familienbesitz haben einen guten Ruf und oft eine etwas bessere Kursentwicklung aufzuweisen. Der Grund liegt auf der Hand: Der Eigentümer ist finanziell und emotional an das Unternehmen gebunden, interessiert sich für den langfristigen Erfolg und nicht nur für das nächste Jahr. Kursverluste schmerzen ihn besonders, weil er nicht nur eine Handvoll Aktien besitzt, sondern teilweise die Mehrheit.
Es muss aber nicht gleich um einen Mehrheitsaktionär gehen. Mit mehr als 20 Prozent besitzt ein Aktionär eine Sperrminorität und damit maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmen. Er könnte geneigt sein, seine Anteile zu verkaufen oder auch aufzustocken. Seine Intention kann den Aktienkurs maßgeblich beeinflussen. So führten etwa 2005/2006 die Zukäufe von Madeleine Schickedanz bei Karstadt oder von Porsche bei Volkswagen zu zusätzlicher Nachfrage und damit steigenden Kursen. Andersherum werden Kurse negativ beeinflusst, wenn Anteilseigner aussteigen wollen. Dies war und ist etwa bei der Auflösung von Beteiligungen durch Versicherungen und Banken der Fall, sofern die Aktien nicht bei den eigenen Fonds eingebucht werden.
Informationen für die Bewertung
Für eine erste Einschätzung einer Aktie gibt es ausreichende Informationen im Internet. So finden Sie bei vielen Tageszeitungen und den schon erwähnten Infodienstleistern und natürlich auch Ihrer Direktbank die wichtigsten Kennzahlen. Die Angaben sind nicht immer vollständig, manchmal auch schlichtweg falsch, so dass man wohl oder übel mehrere Quellen miteinander vergleichen muss.
An dieser Stelle sollen für die Unternehmen Beiersdorf und BASF die erwähnten Kennzahlen gezeigt werden. Ein direkter Vergleich der Unternehmen bietet sich nicht an, weil es sich um ganz unterschiedliche Branchen handelt. Unterschiede gibt es nicht nur bei den Bewertungsniveaus, sondern auch in der Aktionärsstruktur.
Bei der BASF befinden sich fast alle Aktien im Streubesitz, das heißt die Anteile einzelner Aktionäre liegen unter fünf Prozent. Beiersdorf gehört im Wesentlichen zu Tchibo, kaum mehr als ein Fünftel der Aktien wären über die Börse verfügbar. Fraglich ist, ob die Allianz dauerhaft an ihren Beteiligungen festhält, hier könnten gegebenenfalls Aktien auf den Markt geworfen werden.
Übrigens können Sie hier auch erkennen, ob Fondsgesellschaften in größerem Umfang (meldepflichtig sind Anteile über fünf Prozent) eingestiegen sind. Das könnte für eine langfristig positive Einschätzung der Ertragslage sprechen. Sie können zum Beispiel auch auf Seiten wie Onvista oder Comdirect die Fonds an- zeigen lassen, bei denen die Aktie unter den Top Ten ist, soweit veröffentlicht. Auch dies ist ein Indikator für professionelles Interesse an der Aktie.