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Bestandteil von Zertifikaten und Optionen – Kapitalschutz und Spekulation

Zertifikate sind wohl das Megathema der letzten Jahre. Es gibt kaum etwas, worauf es kein Zertifikat gibt, auch Zertifikate auf Fonds und Fonds für Zertifikate. Angesichts der Vielfalt der Produkte und der Intransparenz der Bedingungen ist die Verwirrung groß. In diesem Artikel lernen Sie die Produkte kennen, die Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Anlagestrategie durchaus weiterhelfen können. Auch auf die Gefahren einiger Bestseller wird hingewiesen und ein paar ganz besonders unnütze Konstruktionen werden einfach totgeschwiegen.

Zertifikate sind ein noch relativ neues Anlagevehikel. Sie als eigenständige Anlageklasse zu bezeichnen, wäre nicht ganz richtig, andererseits unterscheiden sie sich aber recht deutlich von einer Aktie, einem Fonds oder einer Anleihe. Der Unterschied liegt letztlich darin, dass ein Zertifikat für sich genommen kein greifbarer Wert ist, sondern ein Derivat, also etwas Abgeleitetes. Zertifikate verbriefen einen Anspruch, an einer Wertentwicklung beteiligt zu werden. Der, der Ihnen das verspricht, ist der Emittent, in aller Regel eine Bank. Diese kann Sie an der Wertentwicklung eines Aktienindex beteiligen, an Rohstoffpreisen, sie kann Ihnen aber auch versprechen, eventuelle Verluste am Aktienmarkt abzufedern oder Ihnen sogar noch etwas draufzulegen, wenn die Kurse steigen.

Damit ist es möglich, eine Vielzahl von Strategien abzubilden und einem Kunden praktisch das geeignete Produkt für seine Marktmeinung oder Spekulation anzubieten. Großanleger bekommen auch schon mal ein maßgeschneidertes Zertifikat erstellt. Mit Fonds ist so etwas nicht möglich, schon aus rechtlichen Gründen, denn man benötigt immer irgendwelche Optionen. Diese sind erst für seit dem Jahr 2004 aufgelegte Fonds zugelassen. Allerdings sind Optionen nicht nur höchst kompliziert, sondern auch riskant und damit für die meisten Privatanleger nicht zu empfehlen. So kam man auf die Idee, komplette Produkte zu konstruieren, bei denen auch Sicherheitsmechanismen eingebaut werden können und die letztlich leichter zu handhaben sind.

Inzwischen ist die Zahl der in Deutschland angebotenen Zertifikate weit höher als die der Fonds und wöchentlich kommen neue Ideen hinzu. Den Überblick zu behalten, ist kaum noch möglich, aber auch nicht unbedingt erforderlich. Eine große Anzahl dieser Zertifikate ist meist nur in ganz wenigen Fällen vorteilhaft und viel zu komplex. Das Anlegerinteresse konzentriert sich bislang auch auf einige Standard- Zertifikatetypen, die recht einfach zu verstehen sind und die einen nachvollziehbaren Nutzen stiften. Auf diese konzentrieren wir uns hier.

Die meisten Zertifikate bestehen aus einer Kombination zweier oder mehrerer Produkte. Eine große Rolle spielen Optionen, mit deren Hilfe sich Verluste begrenzen und Gewinne steigern lassen, oder auch umgekehrt, wenn man sich für die falschen Produkte entscheidet. Daher ist es sinnvoll, sich zunächst mit Optionen zu beschäftigen. Optionen beziehungsweise Optionsscheine beinhalten ein Recht, zu einem späteren Zeitpunkt ein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen, und zwar zu einem vorher festgelegten Wert. Nehmen wir also an, Sie besitzen ein paar Aktien, die zurzeit einen Kurswert von 100 Euro haben. Sie wollen aber sicher sein, dass sie in einem halben Jahr immer noch den Wert von mindestens 100 Euro hat.

Das kann ja sinnvoll sein, wenn Sie die Aktie verkaufen und davon Ihren Urlaub zu einem festen Preis bezahlen wollen. Und da Sie nicht drei Wochen auf Balkonien verbringen wollen, sichern Sie sich gegen Kursverluste ab. Für diesen Fall können Sie einen Optionsschein kaufen, der Ihnen das Recht einräumt, am festgelegten Tag Ihre Aktien für 100 Euro zu verkaufen. Es handelt sich um eine Verkaufsoption (Put). Dafür müssen Sie dem Verkäufer der Option etwas zahlen, schließlich übernimmt er ein Risiko. In diesem Fall ist das Risiko für ihn nicht allzu groß, deswegen kostet der Optionsschein auch nicht viel.

Würden Sie zum Beispiel das Recht kaufen wollen, die Aktie für 110 Euro verkaufen zu dürfen, wäre die Option deutlich teurer, wenn sie denn überhaupt noch bezahlbar wäre. Ihr Partner könnte ja nur noch dann gewinnen, wenn die Aktie um mehr als zehn Prozent stiege. Ebenso können Sie sich sicher vorstellen, dass eine Option auf einen Verkaufspreis von 90 Euro verdammt billig wäre. Im Prinzip ist die Option also ein Recht, zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. In aller Regel wollen Sie als Anleger aber gar keine Aktien haben, sondern sich nur gegen Kursschwankungen absichern beziehungsweise spekulative Gewinne erzielen.

Deswegen erfolgt üblicherweise nur ein Barausgleich am Laufzeitende, wenn Sie nicht schon vorher verkauft haben. Interessant ist es natürlich auch, im Falle eines Kursanstiegs der Option den Gewinn mitzunehmen. Mit einer Verkaufsoption können Sie Gewinne erzielen, wenn der Kurs Ihrer Aktie unter den vereinbarten Preis fällt, mit einer Kaufoption (so genannter Call) erzielen Sie Gewinne, wenn der Kurs Ihrer Aktie über den vereinbarten Preis steigt. Prinzipiell können Sie also, wenn Sie auf steigende Kurse setzen, einen Call kaufen und damit mehr verdienen als mit der Aktie selbst. Wenn Ihre Spekulation allerdings nicht aufgeht, kommt es mitunter zum Totalverlust. Mit einer Aktie ist es bis dahin ein weiter Weg. Wir werden hier das Thema Option nicht allzu sehr vertiefen, weil es einerseits recht komplex ist und andererseits zu unangemessener Spekulation verführen kann.

Beispiele für Optionsscheine auf den DAX, Stand 23.08.2006, Kurs des DAX 5 738,84, Emittent Commerzbank, Bezugsverhältnis: 100 :1
Typ Basiswert Preis in EUR
Call (Kaufoption) 3 000 28,35
Fälligkeit: 13.12.2006 4000 18,48
5 000 8,95
6 000 1,58
7000 0,03
Put (Verkaufsoption) 3000 0,02
Fälligkeit: 13.12.2006 4000 0,03
5 000 0,41
6000 3,01

Grundsätzlich müssen Sie bei Ihrer Bank die Termingeschäftsfähigkeit nachweisen, um Optionsscheine kaufen zu können. Dazu müssen Sie einen Fragebogen beantworten, in dem es unter anderem um Ihre Kenntnisse des Wertpapiermarkts geht. Reichen sie nicht aus, dürfen Optionen nicht verkauft werden. Sie könnten zwar die gewünschten Antworten geben, auch wenn sie nicht zutreffen, es sei aber davor gewarnt, weil man Risiken, die man eingeht, auch beherrschen sollte. Um sich ein bisschen mit der Wirkung von Optionen anzufreunden, seien hier zwei Beispiele gezeigt. Die erste ist ein Put (Verkaufsoption) auf den Dax zu einem Preis von 5 800 Euro am 13.09.06 mit einem Bezugsverhältnis von 1:100 (das heißt Sie benötigen 100 Optionsscheine, um einen Dax kaufen zu können).

Der Kursverlauf wird in der Grafik zusammen mit dem Dax gezeigt. Der prozentuale Ausschlag ist wesentlich höher als beim Dax, was noch einmal das Verhältnis von Risiko und Rendite verdeutlicht. Als der Dax Anfang Mai 2006 sein vorläufiges Hoch von 6 140 Punkten erreicht hatte, war die Option wenig wert, nämlich nur noch 95 Cent. Schließlich schien es recht unwahrscheinlich, dass der Kurs von 5 800 Punkten noch einmal relevant würde und wer wollte sich dann noch gegen einen Kursrutsch unter 5800 absichern? Dass das ein Irrtum war und auch billige Optionen einen Sinn haben können, wissen wir jetzt.

Der Dax fiel nämlich schnell auf 5292 Punkte und auf einmal wurden auch die 5800 Punkte wieder interessant. Wer jetzt diesen Optionsschein besaß, konnte entweder wieder ruhig schlafen, wenn er von einem konstanten Niveau ausging, oder er konnte die Scheine verkaufen und sich noch zwei Wochen Mallorca leisten. Sie können allerdings nicht einfach aus den Kursschwankungen des Dax den Preis der Option berechnen. Hier spielt noch der Faktor Zeit eine Rolle und vor allem die Volatilität. Wenn die Marktteilnehmer mit starken Schwankungen der Kurse rechnen, dann steigt auch die Volatilität und damit der Wert der Optionen.

Im Mai 2006 gab es ja viel Unsicherheit, damit viel Volatilität und entsprechend starke Ausschläge bei den Optionen. Wenn die Märkte ruhig vor sich hin dümpeln und alle glauben, dass es so weitergehen wird, dann sind auch die Optionen nicht viel wert. Denn: Wo kein Risiko gesehen wird, braucht man auch keine Absicherung. Und: Je näher der Verfallstermin rückt, desto geringer wird der Wert der Option. Sehen wir uns dazu noch das Gegenstück an, die Kaufoption (Call). Solange der Dax stieg, ging es auch mit dieser Option nach oben, nur wesentlich kräftiger. Im Mai setzte mit dem Dax die Talfahrt ein.

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Bitte denken Sie daran, dass für den sinnvollen Einsatz von Optionsscheinen mehr Kenntnisse erforderlich sind, als sie hier vermittelt wurden! Mit Hilfe von Zertifikaten können Sie aber bei überschaubarem Risiko eine individuelle Strategie umsetzen. So gibt es Produkte für vorsichtige wie für spekulative Anleger.