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Börse für Anfänger – Börsenweisheiten damals und heute

In den vergangenen fünf Jahren hat sich an den Börsen der Welt mehr verändert als in den 100 Jahren zuvor. Da frage ich mich natürlich, welche

der vielen Börsenweisheiten haben heute noch Bestand, welche kann man guten Gewissens in die geschichtliche Ablage legen, und welche gehören in den Papierkorb – deshalb weil sie schon immer Blödsinn waren und es bleiben?

John Kenneth Galbraith sagte einmal: Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich, durch den Keller zu fahren. Man muss nur die Nerven behalten.“ Das mag vielleicht früher so gewesen sein. Heute ist die Börse oftmals wie ein Expressaufzug. Sie schießt nach oben oder nach unten. Wer nicht im Fahrstuhl sitzt, fährt nicht mit. Die Zeiten der gemütlichen Paternoster sind endgültig vorbei. Also, ein schöner Spruch, aber leider Geschichte.

Von John Templeton stammt der Spruch: Die Zeit des größten Pessimismus ist die beste Zeit des Kaufens, die Zeit des größten Optimismus die beste Zeit zu verkaufen. Zu dieser Weisheit gibt es zahlreiche Variationen. Zum Beispiel: Buy on bad news, seil on good news. Kaufe, wenn die Stimmung schlecht ist, und verkaufe bei guter Stimmung. In die gleiche Richtung geht auch der Spruch: Kaufe, wenn die Kanonen donnern. Natürlich haben diese Weisheiten Recht. Man braucht jetzt bloß noch zu wissen, wann der niedrigste Kurs erreicht ist beziehungsweise wann der höchste Kurs bevorsteht. Und genau das verraten einem Weisheiten nicht.

Man sollte auch nie in ein fallendes Messer greifen, was so viel besagt wie: Bei fallenden Kursen nicht zu früh in Märkte einzusteigen, sondern zu warten, bis die Kursbewegung zum Ende gekommen ist. In die umgekehrte Richtung soll der Spruch The trend is your friend weisen, was nicht bedeutet: Mach das, was alle machen, sondern verkaufe bei steigenden Kursen nicht vorschnell. Solche Sprüche wie der oben schon erwähnte Seil in May and go away mögen vielleicht in Zeiten gegolten haben, als die Wirtschaftszyklen noch den Jahreszeiten angepasst waren. Aber wahrscheinlich dürfte die Regel mehr wegen des schönen Reims entstanden sein. Und wenn der Mai als Monat der hohen Kurse gilt, so halten viele den Oktober für den Krisenmonat des Jahres. Beides lässt sich statistisch aber nicht beweisen.

André Kostolany hat im Laufe seines langen Lebens viele Börsenweisheiten zusammengetragen und sie auch noch mit eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen ergänzt und erweitert. So stammt von ihm unter anderem der Satz: Viele wundern sich darüber, was an der Börse geschieht. Sie tun es nur, weil sie die Börse nicht kennen. Zum aktuellen Börsengeschehen sagte Kostolany noch kurz vor seinem Tode im Jahre 1999: Die große Gefahr auf den Finanzmärkten ist heute, dass zu viel heißes Geld in Händen ist, die damit nicht umgehen können. Eine alte Börsenweisheit, die Kostolany gern zitierte, ist: Können die Kurse nicht weiter steigen, müssen sie fallen. Das Wichtigste: ein Gespür dafür zu entwickeln, wann der Wendepunkt sein wird. Aber was wäre die Börse ohne Narren! Und was wäre die Börse, wenn ein Supercomputer alles wüsste? Die Antwort von Kostolany auf beide Fragen lautet: Es wäre keine Börse.

In alten Zeiten sagte man, ein Mann verliere seinen Verstand mit seinen letzten 10 000 Gulden. Kostolany behauptet, der deutsche Anleger verliert heute seinen Verstand mit den ersten 5 000 Euro. Man soll nicht glauben, dass die anderen, nur weil sie massiv eine Aktie kaufen, mehr wissen oder besser informiert sind. Ihre Gründe können so unterschiedlich sein, dass es unmöglich ist, daraus Folgen zu ziehen. Und noch zwei griffige Wahrheiten: Die beiden schwersten Sachen an der Börse sind, einen Verlust hinzunehmen und einen kleinen Profit nicht zu realisieren. Am schwersten aber ist es, eine eigene Meinung zu haben, das Gegenteil von dem zu machen, was die Mehrheit tut. Und: Die Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien als Idioten oder mehr Idioten als Aktien gibt.

Die folgenden Börsenweisheiten sind ausnahmsweise nicht von Kostolany:

An der Börse wird die Zukunft gehandelt und nicht die Gegenwart. In den täglichen Börsenkursen ist die Erwartung der nächsten Tage bereits enthalten. Die Börse ist schneller als Radio, TV oder die Printmedien. Die New Yorker Börse zum Beispiel verarbeitet Unternehmensinformationen innerhalb von 6 Sekunden in den Börsenkursen. Europa reagiert erst innerhalb von 30 Sekunden. Das sollte man auch bei dem Orderweg beachten. Aktien können Sie am schnellsten online übers Internet oder bei Direktbanken ordern. Bei Banken und kleineren Filialen dauert dies bis zu eineinhalb Tagen. Bedenken Sie: Wenn Banken für Aktien die Werbetrommel rühren, steht nicht der Anleger im Vordergrund.

Tolle Börsengewinne haben Sie nur dann in der Tasche, wenn Sie Ihre Aktien auch wieder verkaufen!

Das Geheimnis jeder richtigen Anlagestrategie liegt darin, den richtigen Zeitpunkt zum Ein- und Ausstieg nicht zu verpassen! Das ist alles. Wenn Sie sich um Ihre Anleihen nicht kümmern, verlieren Sie ein paar Prozent Rendite. Wenn Sie sich um Ihre Aktien nicht kümmern, können Sie alles verlieren.

Für jeden Käufer muss auch ein Verkäufer parat stehen, ansonsten kommt kein Handel zustande. Hin und her – Taschen leer. Handeln Sie nicht zu viel, und üben Sie sich in Geduld. Manche Aktien brauchen einfach Zeit. Aber: Schlechtes Timing lässt sich durch Aussitzen allein selten korrigieren!