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Bonbons für die Aktionäre der Banken und Sparkassen

Natürlich gibt es Gruppen, die von den fiesen Geschäften der Banken profitieren: die Aktionäre der Geldhäuser, die, vom Ballast kritischer Kredite befreit, auf kräftige Kursgewinne hoffen können. Denn die Börse belohnt rabiates Verhalten und Turbokapitalismus.

Und an die Adresse der Aktionäre gerichtet erklärt denn auch die Hypo Real Estate ihre Philosophie: Offenheit, Fairness und Transparenz kennzeichnen die Unternehmenskultur der Hypo Real Estate Group. Die Gruppe nimmt durch zahlreiche Projekte ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr und fordert eine nachhaltige und lebenswerte Umwelt.
Die abgezockten Kunden können nur auf die Politik hoffen. Denn der florierende Handel mit den Schulden braver Häuslebauer sorgt bereits für Aufmerksamkeit in Berlin.

Der Finanzausschuss des Bundestags hat sich im Februar 2007 mit dem Thema beschäftigt. Der Vorsitzende des Ausschusses, der CSU-Politiker Eduard Oswald, erklärte dazu: Es ist kaum verständlich, wenn sich Kreditnehmer plötzlich nicht mehr ihrer heimischen Bank, sondern fremden Institutionen als Verhandlungspartner gegenübersehen. Mechthild Dyckmans, justizpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, mahnt vor allem bei ordnungsgemäß bedienten Krediten mehr Fairness an: Auch eine Selbstverpflichtung der Banken, die Kunden rechtzeitig über eine geplante Übertragung des Kredits zu informieren, würde das Problem entschärfen.

Schlechte Nachrichten aus den USA
Dass eine Selbstverpflichtung der Banken zur Information ihrer Hypothekenkunden über einen geplanten Kreditverkauf kein Allheilmittel ist, zeigt die Entwicklung in den USA. Dort haben die Hypothekenbanken längst eine neue Variante erfunden, um sich belastender Darlehensverträge zu entledigen. Sie wurden als CDO – Collateralized Debt Obligations – an Anleger weitergereicht. (Collateralized Debt Obligations sind Anleihen, deren Zins- und Tilgungszahlungen aus den Cashflows, den Gewinnen, eines Portfolios aus Kredit- und Anleiheforderungen bedient werden. CDOs werden in mehreren Tranchen ausgegeben, auch als Anteile für kleinere Anleger.)
Die Kreditinstitute können mit CDOs unerwünschte Risikopositionen unter Einbeziehung des organisierten Kapitalmarktes veräußern und über anschließende Investments gewünschte, für sie günstigere Rendite-Risiko-Strukturen aufbauen.
Mit anderen Worten: Die Banken sortierten ihre faulen Kredite aus, packten sie in eigens dafür gegründete Gesellschaften und boten sie am Kapitalmarkt an — als risikoarme, weil ja mit Sicherheiten versehene Anleihen.

Leider stammen diese Kredite aus der jüngsten Boomphase des US-Immobilienmarktes, als selbst für bescheidene Einfamilienhäuser stattliche Preise erzielt wurden. Die Banken finanzierten die überteuerten Immobilien und heizten damit die Preisentwicklung weiter an.

Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als die Geldinstitute aus den vorangegangenen Überhitzungen im Aktienmarkt oder der großen Immobilienkrise in den 1970er Jahren, als reihenweise US-Hypothekenbanken Konkurs anmelden mussten, wenig gelernt oder die falschen Schlüsse gezogen haben.
Seit 2005 hat sich am US-Immobilienmarkt das Blatt gewendet. Die einst so teuren Häuser und Wohnungen lassen sich nur noch mit erheblichen Preisabschlägen verscherbeln. Die Zinsen steigen. Jede siebte Hypothekenfinanzierung platzt, die Liegenschaften werden gepfändet. Doch diesmal haben die Banken mit ihrer leichtsinnigen Kreditvergabe ein großes Rad gedreht. Kippelige, riskante Kredite im Wert von 800 Milliarden Dollar wurden in Portfolios zusammengefasst und als Anleihen an Investoren weitergereicht. Allerdings haben nicht nur vermögende Privatanleger diese Schrottanleihen gekauft, sondern auch Pensionskassen, Finanzgesellschaften und Banken. Allein im ersten Halbjahr 2007 haben diese Schrottanleihen bereits 40 Prozent an Wert verloren. Die Krise am Bondmarkt bedrohte die internationale Finanzbranche und die Börsen rund um den Globus. Im Juli 2007 kam es schließlich zum Crash. Zwei große US- Fondsgesellschaften waren pleite. Mehrere Milliarden Dollar hatten die Fondsmanager mit ihren Junkbonds vernichtet. Schlimmer noch: Die Krise erschütterte die Aktienmärkte weltweit. Die Kurse, die, nach dem Börsen-Crash des Jahres 2001, gerade erst wieder neue Höchststände erreicht hatten, brachen weltweit ein.

Auch in Deutschland drohte eine Bank im Sog der weltweiten Krise unterzugehen. Die IKB, ein Kreditinstitut, dessen Klientel vornehmlich aus mittelständischen Unternehmern bestand, hatte sich mit den auf faulen Krediten basierenden Schrottanleihen verspekuliert. Im Geschäftsjahr 2006/2007 erzielte die Spezialbank mit 1832 Mitarbeitern noch einen Konzernjahresüberschuss von 180 Millionen Euro. Die Bilanzsumme war um 7,8 Milliarden auf 52,1 Milliarden Euro gestiegen. Doch jetzt konnte das Institut nur in letzter Minute durch eine Rettungsaktion des größten Einzelaktionärs der IKB, der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), gerettet werden. Die Staatsbank sprang mit einer Liquiditätsspritze von 8,1 Milliarden Euro ein.

Sollte die IKB zusammenbrechen, hatte der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) Jochen Sanio, gewarnt, könnte das die schwerste Bankenkrise seit 1931 auslösen.

Das maximale Verlustrisiko bei IKB liege nach Auskunft der KfW bei 3,5 Milliarden Euro. Davon werde die KfW auch den Löwenanteil, nämlich 70 Prozent, übernehmen, den Rest teilen sich Privatbanken und die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute. Der Börsenkurs der IKB sackte innerhalb einer Woche ab, ihr Wert sank um eine Milliarde Euro. Und vermutlich wird sich die Bank von dem Spekulationsdebakel nicht erholen, sondern von einem anderen Finanzinstitut übernommen.