Sie können auf zwei verschiedene Arten in Anleihen investieren: Sie können einzelne Anleihen kaufen oder Sie können in ein professionell ausgewähltes und gemanagtes Portfolio von Anleihen über Anleihenfonds investieren. Wenn die Anleihen, die Sie zu kaufen in Betracht gezogen haben, nicht einfach zu analysieren und homogen sind (sowie Schatzanleihen), dann sollten Sie über einen Investmentfonds in Anleihen investieren. Der erste Grund ist die Diversifikation. Sie sollten keinesfalls in eine kleine Anzahl von Anleihen investieren, die Unternehmen der gleichen Branche ausgeben oder die zur gleichen Zeit ablaufen. Es ist schwierig, ein diversifiziertes Anleihenportfolio aus einzelnen Emission zu errichten wenn Sie nicht mehrere 100.000 € zur Verfügung haben, die Sie in Anleihen investieren wollen.
Wenn Sie einzelne Anleihen über einen Broker kaufen, dann müssen Sie eine Provision bezahlen. In den meisten Fällen sind diese Kosten verborgen – der Broker nennt Ihnen nämlich einen Preis, in dem die Provision schon enthalten ist. Auch wenn Sie einen Discountbroker in Erwägung ziehen, rauben Ihnen diese Gebühren ein ordentliches Stück des anzulegenden Kapitals. Je kleiner der Betrag, den Sie anlegen wollen, umso größer ist die Scheibe, die sich Broker davon abschneiden. Bei Anleihen für 1.000 Dollar machte die Provision bis zu fünf Prozent aus. Bei größeren Beträgen wird die Scheibe ein wenig dünner – vielleicht weniger als 0,5 Prozent, wenn Sie zu einem Discountbroker gehen.
Der wichtigste Grund, in Anleihenfonds anstatt in einzelne Anleihen zu investieren ist, dass Sie mit Ihrer Zeit etwas Besseres anfangen können. Wollen Sie wirklich Anleihen genau untersuchen und verschiedene Anleihen selbst auswählen? Anleihen sind langweilig! Und Anleihen und die dahinter stehenden Unternehmen sind nicht immer einfach zu verstehen. Wissen Sie beispielsweise, dass es Anleihen gibt, die von den Unternehmen vor Ablauf zurückgerufen werden können? Unternehmern rufen die Anleihen oft zurück (sie zahlen das geliehene Kapital vor Ablauf der vereinbarten Zeit zurück), um Geld zu sparen, wenn die Zinssätze deutlich sinken. Wenn Sie eine Anleihe gekauft haben, müssen Sie das Gleiche tun wie ein guter Portfoliomanager bei einem Anleihenfonds, er muss die Kreditwürdigkeit des Emittenten untersuchen und andere wichtige finanzielle Entwicklungen verfolgen. Ein letzter Grund dafür, in Anleihen über einen Fonds zu investieren ist die Kosteneffizienz. Große Pakete können Sie für weniger als 0,5 % Prozent jährlich erhalten. Gute Anleihenfonds auszuwählen, ist jedoch nicht schwierig, wie ich im nächsten Finanzportal noch schildern werde.
Wie man einzelne Anleihen kauft
Anleihen dienen der Beschaffung langfristiger Finanzierungsmittel. Sie werden vom Bund, der ehemaligen Treuhandanstalt, der Deutschen Bahn, den Bundesländern, bestimmten öffentlichen Körperschaften (zum Beispiel Städten), Industrieunternehmen, Kreditinstituten, Spezialbanken, wie Hypothekenbanken und Kreditinstituten mit Sonderaufgaben emittiert. Der Gesamtbetrag einer Anleihe ist gestückelt in Teilbeträge (Teilschuldverschreibungen) von mindestens 100 € Nennwert oder einem Vielfachen davon, die über Banken an jedermann verkauft werden. Auch ausländische Emittenten sowie supranationale Institutionen (Europäische Union, Weltbank) legen in Deutschland Anleihen auf.
Anleihen der öffentlichen Hand und von Industrieunternehmen werden zunächst von einem Bankenkonsortium übernommen, das die Platzierung durchführt. Für die Platzierung kommen die Auflegung zu öffentlicher Zeichnung und der freihändige Verkauf in Frage. Der freihändige Verkauf ist die übliche Verteilung. Bei freihändigem Verkauf werden die Stücke von vornherein den Konsortialbanken nach Höhe ihrer Konsortialquoten zugeteilt. Jede Bank kann über die auf sie entfallenden Papiere nach eigenem Ermessen verfügen. Sie bietet sie normalerweise ihren Kunden zum Kauf an.
Wenn Sie also einzelne Anleihen kaufen wollen, dann führt Sie Ihr Weg zu Ihrer Hausbank oder anderen Banken, wenn diese in Wertpapiergeschäften eine stärkere Position haben. Fragen Sie in der Wertpapierabteilung Ihrer Bank nach Anleihen und lassen Sie sich ausführlich beraten. Allerdings möchte ich Ihnen noch einige Ratschläge geben, wenn Sie Ihr eigenes Anleihenportfolio zusammenstellen möchten:
✓Kaufen Sie nicht über Verkäufer von Brokerfirmen. Es gibt Brokerhäuser, die Verkäufer angestellt haben und die nun an Privatkunden herantreten um die Anleihen zu verkaufen. Am besten fahren Sie, wenn Sie einzelne Aktien bei Discountbrokern oder Direktbanken kaufen.
✓Lassen Sie sich nicht von hohen Erträgen verführen – kaufen Sie Qualität. Ja, Junk Bonds zahlen höhere Erträge, aber hier ist die Möglichkeit, dass ein Geschäft platzt, wesentlich höher. Ich meine es jetzt nicht persönlich, aber wahrscheinlich können Sie das nicht so gut wie professionelle Geldmanager, denn diese erkennen Probleme und Warnzeichen eines Unternehmens, das Anleihen auflegt, sehr schnell. Bleiben Sie bei Anleihen mit guten Ratings, so dass Sie sich keine Sorgen machen müssen.
✓Denken Sie an die Möglichkeit, dass eine Anleihe gekündigt werden kann. Der Anleihe-Schuldner ist meist berechtigt, die Anleihe nach mehreren Jahren Laufzeit (in der Regel fünf Jahre) zur Rückzahlung zu kündigen. Der Anleihengläubiger besitzt kein Kündigungsrecht, aber die Möglichkeit, seine Wertpapiere über die Börse zu verkaufen. Seien sie besonders vorsichtig, wenn Sie Anleihen kaufen, die zu einem höheren Zinssatz ausgegeben werden, als die aktuellsten Zinssätze. Solche Schuldner begleichen ihre Schulden zuerst.
✓Diversifikation. Investieren und halten Sie Anleihen von verschiedenen Unternehmen in verschiedenen Branchen, um die Veränderungen in der Wirtschaft abzufedern, die auf einige Branchen schädlichere Auswirkungen haben als auf andere. Von dem Geld, das Sie insgesamt in Anleihen investieren wollen, sollten Sie nie mehr als fünf Prozent in eine Anleihe anlegen. Das bedeutet, dass Sie mindestens 20 verschiedene Anleihen kaufen sollten. Diversifikation erfordert, dass Sie ziemlich viel Geld investieren, weil einzelne Anleihen sehr groß sind und weil Gebühren Ihr Anlagekapital schmälern, wenn Sie zu wenig investieren.
✓Sehen Sie sich gut um. Genauso, als ob Sie ein Auto kaufen wollten, müssen Sie sich auch bei den Anleihen sehr gut umsehen, damit Sie gute Preise erzielen. Das Schwierige daran, Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen, da in vielen Banken nicht unbedingt dieselben Anleihen angeboten werden. Vergessen Sie nicht, dass die wichtigen Bestimmungsgrößen dafür, wie viel eine Anleihe einbringen kann, die Ablaufzeit und das Kredit-Rating sind.
Wenn Sie nicht in langweilige und einfach zu verstehende Anleihen investieren, dann sollten Sie über Investmentfonds in Anleihen einsteigen. Eine Ausnahme ist es, wenn Sie unbedingt Ihr eingesetztes Kapital an einem bestimmten Zeitpunkt wieder zurück haben wollen. Weil Anleihenfonds nicht zu einem bestimmten Datum ablaufen, entsprechen einzelne Anleihen mit der richtigen Ablaufzeit am besten Ihren Bedürfnissen. Ziehen Sie Schatzanweisungen in Betracht, weil sie kaum riskant sind. Ansonsten benötigen Sie viel Zeit, Geld und Geduld, um richtig in einzelne Anleihen anzulegen.
Die Kurse einzelner Anleihen
Die wenigsten Tageszeitungen veröffentlichen die Kurse einzelner Anleihen. Zeitungen haben kein großes Interesse viel Platz auf ihren Seiten den Anleihen zu widmen. Wirtschaftszeitungen jedoch, wie beispielsweise das Handelsblatt oder die Financial Times Deutschland, aber auch Tageszeitungen mit ausführlichem Wirtschaftsteil wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung oder die Süddeutsche Zeitung bieten Ihnen täglich die Kurse von Anleihen an. Sie könnten auch in Ihrer Bank anrufen oder im Internet nachsehen und die Anleihenkurse in Erfahrung bringen. Wir betrachten nun die Anleihe von PhilEl (Philadelphia Electric) in Abbildung:
✓Name der Anleihe. Hier erfahren Sie, wer die Anleihe emittiert hat. ln diesem Fall ist der Emittent ein großes Versorgungsunternehmen, Philadelphia Electric.
✓Komische Zahlen nach dem Namen des Unternehmens. Der erste Teil der numerischen Sequenz – 7 1/8 – bezieht sich auf den Zinssatz (7,125 Prozent) den die Anleihe zahlte, als sie emittiert wurde. Der zweite Teil der Zahlen – 23 – bezieht sich auf das Jahr, in dem die Anleihe fällig wird, in diesem Fall 2023.
✓Aktueller Ertrag. Dividieren Sie den Zinssatz durch den aktuellen Kurs, 93 €, dann erhalten Sie den aktuellen Ertrag. In diesem Fall macht er (gerundet) 7,7 Prozent aus.
✓Umsatz. Diese Zahl zeigt Ihnen die Anzahl der Anleihen, die an diesem Tag gehandelt wurden.
✓Schlusskurs. Zeigt den letzten Kurs, zu dem die Anleihe gehandelt wurde.
✓Veränderungen. Zeigt den Unterschied zum Schlusskurs des Vortags. In diesem Fall stieg die Anleihe um zwei Achtel, ein ziemlich deutlicher Gewinn an einem Tag, an dem der gesamte Anleihenmarkt nur leicht gestiegen war. Einige Anleihen werden gar nicht so oft gehandelt.
Die Nachfrage neuer Käufer und das Angebot interessierter Verkäufer beeinflussen die Kursbewegungen einer bestimmten Anleihe. Außer der Richtung der gesamten Zinssätze haben die Veränderungen der finanziellen Situation des Unternehmens, das hinter der Anleihe steht, den größten Einfluss auf den Kurs einer einzelnen Anleihe.