Hier gilt es endlich einmal eine Lanze für die Berufsanfänger zu brechen, denn keine Bewerbergruppe hat es so schwer wie sie. Nicht selten verlangen aber gerade Personalleiter von den jungen Menschen Unmöglichkeiten, die kaum geeignet sind, ihnen Bewerbersicherheit zu geben. Das beginnt bei den überflüssigen Fragen nach einem Traumberuf und endet bei einfallsloser Wissensabfrage. Vergessen wird dabei, dass die Berufsanfänger eben keine Berufserfahrung und in aller Regel auch keine Berufsausbildungserfahrung haben und manchmal von Schule oder Beratern denkbar schlecht auf den Berufsstart vorbereitet wurden. Dennoch findet man dank einiger Bewerbungsratgeber Bewerbungen auf Ausbildungsplätze, die recht gut aufgemacht sind und aus denen man den guten Willen ersehen kann. Man sollte an die schriftliche Bewerbung eines Berufsanfängers nicht denselben strengen Maßstab anlegen wie an die Bewerbung eines erfahrenen Arbeitnehmers, obwohl eine gewisse Ordnung durchaus erforderlich ist. Schließlich ist auch zu berücksichtigen, dass Berufsanfänger ja kaum über Bewerbungsunterlagen verfügen außer einem Abgangszeugnis der letzten Schule, einem kurzen Lebenslauf, einem Foto und allenfalls noch Bescheinigungen über Kurse o.Ä. Dem Personal- oder Ausbildungsleiter muss deshalb nicht selten eine Bewerbung wie die andere Vorkommen mit dem Ergebnis, dass er nicht weiß, wo und wie er
mit der Auswahl beginnen soll.
Viele, besonders größere, Unternehmen sind deshalb dazu übergegangen, Auswahltests durchzuführen, manchmal mit, manchmal ohne speziellen Bezug zum Unternehmen oder zur Branche. Ob das der richtige Weg ist für die Auswahl eines jungen Menschen, der sein Berufsleben erst beginnen will, muss stark bezweifelt werden. Denn zunächst liegen doch lediglich Aussagen über Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten vor, die kaum Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des jungen Menschen zulassen. Aber auf diese kommt es entscheidend an, denn weitblickende Arbeitgeber wollen nicht einfach Auszubildende haben, sondern junge Mitarbeiter, denen sie in ihrem Unternehmen eine Chance eröffnen und davon vielleicht auch profitieren wollen. Deshalb steht, um den erstmaligen Bewerber besser kennen zu lernen, bei dem verantwortungsbewussten Arbeitgeber das persönliche Gespräch im Mittelpunkt des Bewerbungsverfahrens. Nun werden Sie zu Recht fragen, wie Sie bei möglicherweise mehreren hundert Mitbewerbern dorthin gelangen. Der Weg führt über die übliche Bewerbungsmappe, und das Wichtigste darin ist das Anschreiben: Hier haben Sie die Möglichkeit, einen – wenn auch begrenzten – Einfluss geltend zu machen. Grundfalsch ist folgendes Beispiel:
„Hiermit bewerbe ich mich auf die von Ihnen ausgeschriebene Ausbildungsstelle als Bürokaufmann. Zu diesem Beruf hatte ich schon immer Lust. Auch der Berufsberater hat mir zugeraten. Meine Unterlagen finden Sie in der Anlage. Über ein Vorstellungsgespräch würde ich mich sehr freuen.“
Das klingt alles recht lustlos und wenig interessiert. Man sollte es kaum glauben, aber es ist wahr, es gibt einige Bewerber, die tatsächlich schreiben, „hiermit bewerbe ich mich auf Anraten meines Beraters/Freundes/Vaters usw. bei Ihnen“. Das lässt nicht nur mangelndes Interesse am Unternehmen erkennen, sondern auch Rückschlüsse auf eine gewisse Unselbstständigkeit zu. Viel überzeugender klingt dagegen das folgende Beispiel:
„Hiermit bewerbe ich mich auf die Ausbildungsstelle .Bürokaufmann. Ich habe mich über dieses berufliche Tätigkeitsfeld und die Ausbildungsinhalte informiert und kann mir gut vorstellen, mit Interesse und Fleiß an die Ausbildung heranzugehen. Ich möchte auch sehr gerne diese Ausbildung in Ihrem Hause machen, das mir u.a. aus der örtlichen Presse als sehr angesehenes Unternehmen bekannt ist.“
Sie merken den deutlichen Unterschied beider Briefe! Wenn der zweite Bewerber den positiven Eindruck beim Vorstellungsgespräch noch vertieft, müsste ihm eigentlich ein Ausbildungsvertrag sicher sein. Natürlich muss man erst einmal einen Berufswunsch haben und seine Verwirklichung anstreben. Das ist die schwierigste Phase für junge Menschen vor der Ausbildung. Konzentrieren Sie sich deshalb auf zwei Schwerpunkte:
– Was will ich eigentlich?
– (Welche Ausbildung mit welchem Ziel)
– Wie erreiche ich ein Gespräch bei einem sehr guten Ausbilder
– (Welche Firma bildet anerkanntermaßen nicht nur gut aus, sondern bietet mir auch Danach Chancen?)
Diese relativ einfachen Überlegungen werden von vielen jungen Menschen leider oft vernachlässigt. Dann schreibt man unüberlegt drauflos in der Hoffnung, dass es vielleicht klappt. Das führt selten zum Erfolg. Überlegen Sie lieber einmal ganz genau, was Sie eigentlich beruflich gerne machen würden und wozu Sie auch Lust hätten. Schreiben Sie sich mehrere Berufsfelder auf und setzen Sie Schwerpunkte. Dann suchen Sie sich in Ihrer Stadt oder in der näheren Umgebung eine entsprechende Firma, von der Sie wissen, dass dort ausgebildet wird oder bei der Sie gerne tätig werden möchten. Sollten Sie selbst bei der Firmensuche nicht weiterkommen, so helfen Ihnen entweder die Arbeitsämter oder die örtlichen Industrie- und Handelskammern bzw. berufsständische Organisationen. Es ist natürlich auch nicht verkehrt eine Zeit lang die Stellenanzeigen zu studieren, einfach um sich mit den Firmen vertraut zu machen. Der wichtigste Punkt, dies sei noch einmal wiederholt, ist jedoch Ihr Anschreiben. Sie sollten es so aufsetzen, dass der Personalchef am besten sofort mit Ihnen reden will. Das Anschreiben ist die einzige Möglichkeit, die Sie haben, um beim Adressaten Interesse zu wecken. Es ist sozusagen der einzige Erfolgsfaktor, den Sie persönlich steuern können und mit dessen Hilfe Sie sich über die Menge Ihrer Mitbewerber herausheben können. Eine ähnliche Vorgehensweise empfiehlt sich auch, wenn man die Ausbildung beendet hat und einen neuen Arbeitsplatz sucht. In dieser Situation haben Sie zwar schon einiges an Kenntnissen gesammelt und auch einen Überblick über die Firmen Ihrer Branche, doch dies teilen Sie mit etlichen tausend anderen Berufsanfängern. Von daher ähneln sich die Ausgangssituationen.