Amex hat sich in jeder Wirtschaftsära der Vereinigten Staaten quasi neu erfunden. Gegründet wurde das Unternehmen von mehreren alteingesessenen Konkurrenzfirmen im New Yorker Express-Paketmarkt im Jahr 1850. Die beiden führenden Manager waren Henry Wells und William Fargo, die 1852 in Kalifornien den Rivalen Wells, Fargo and Company gründen sollten. Bis 1880 verfügte Amex über 4000 Niederlassungen in 19 Staaten, die die Pioniere bei der Ausbeutung der immensen Ressourcen des Landes unterstützten. Wie Wells Fargo fand auch Amex einen Weg, die Post auszustechen, die in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts indossierbare Anweisungen eingeführt hatte. Das Amex-Produkt waren Reiseschecks, die 1891 auf den Markt kamen und bereits 1892 beinah eine halbe Million Dollar Umsatz brachten.
Zwar wurde das Unternehmen wie viele andere Express-Paketdienste im Ersten Weltkrieg verstaatlicht, doch kurz danach reformiert. Eine neue Abteilung entstand. Man beschränkte sich nicht mehr auf die Ausgabe von Schecks, sondern nutzte die Auslandsniederlassungen und den guten Ruf der Firma, um eine breite Palette von Dienstleistungen rund ums Reisen anzubieten, darunter Reisevermittlung und Geldwechsel. Bald überschwemmte eine wachsende Zahl reiselustiger amerikanischer Touristen die Auslandsniederlassungen weltweit – eine Folge der gesunkenen Reisepreise.
Die gewagteste Produktneuheit kam 1958 auf den Markt. Firmenkonten und Kreditkarten hatte es schon seit Jahrzehnten gegeben. Diners Card hatte bereits seit 1950 Verträge mit unabhängigen Restaurants geschlossen: Diese sahen eine Gebühr für die Karteninhaber und einen „Rabatt“ in Höhe von einem Prozent des Rechnungsbetrages für die Gastronomen vor. Amex zielte auf die wohlhabenderen Privat- und Firmenkunden dieses Marktsegments ab, beides Stützpfeiler des Reisegeschäfts. Der Einführung der Karte ging eine groß angelegte Werbekampagne voraus. Beim offiziellen Start hatten sich bereits 250 000 Kunden um die Mitgliedschaft beworben sowie 17 000 interessierte Geschäftsleute. Trotz der Konkurrenz durch die von einem Bankenkonsortium eingeführten Visa und MasterCard konnte Amex seine Führungsrolle beim finanzkräftigen Privat- und Firmenkundensegment verteidigen. Hinzu kam, dass die American Express Card gegenüber anderen Kreditkarten ihren von Haus aus weniger risiko- behafteten Kunden nur eine begrenzte Kreditlaufzeit einräumte. Die Aufwendungen für uneinbringliche Forderungen waren gering. 1970 wurde für den Gegenwert von $2,3 Milliarden Dollar mit American Express-Karten bezahlt. Wie bei den Schecks hatte Amex seinen guten Ruf eingesetzt, um die Amerikaner vom Bargeld wegzulocken.
Unter der Leitung von James Robinson expandierte das Kerngeschäft von 1977 bis 1993, doch der Cashflow wurde von der Diversifikation aufgefressen. Die damals populäre Idee eines „Finanzsupermarktes“, wo der Kunde alle seine Finanzgeschäfte abwickeln konnte, führte 1991 zum Kauf der Investmentbank Shearson Loeb Rhoades, gefolgt von einer ganzen Reihe von Maklerhäusern und anderen Unternehmen. Gewinn und Aktienkurs stagnierten.
Amex hat sich in jeder Wirtschaftsära der Vereinigten Staaten quasi neu erfunden. Gegründet wurde das Unternehmen von mehreren alteingesessenen Konkurrenzfirmen im New Yorker Express-Paketmarkt im Jahr 1850. Die beiden führenden Manager waren Henry Wells und William Fargo, die 1852 in Kalifornien den Rivalen Wells, Fargo and Company gründen sollten.