Die so genannten blinden Bewerbungen sind bei genauerem Hinsehen gar nicht so blind. Gemeint ist Folgendes: Sie bewerben sich aufs Geratewohl bei einer Firma, von der Sie denken, dass sie entweder eine Position für Sie hat oder in der Sie generell gern tätig werden wollen, und zwar ohne dass diese Firma eine entsprechende Position ausgeschrieben hat. Das sind dann echte „blinde“ Bewerbungen, also solche, die einfach auf „gut Glück“ losgelassen werden. Daneben gibt es die gezielten Initiativbewerbungen, die deshalb nicht mehr „blind“ sind, weil Sie speziell und nur in dieser oder jener Firma tätig sein wollen. Bei den Initiativbewerbungen, die zu 90% ergebnislos sind, das sei ehrlich gesagt, werden sehr viele Bewerberfehler gemacht. Fast allen Zuschriften ist gemein, dass sie kaum auf die Besonderheiten des Unternehmens eingehen und auch nicht durchblicken lassen, dass sich die Bewerber auch nur annähernd damit auseinander gesetzt hätten. Dazu ein Beispiel eines Historikers, der sich bei einem naturwissenschaftlichen (!) Wissenschaftsverlag für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bewarb:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr Haus steht für Leistungen im Wissenschaftsbereich. Dem will ich mich stellen. Ich bin promovierter Historiker und habe nach meinem Studium an verschiedenen Volkshochschulen in neuerer und älterer Geschichte unterrichtet. Dabei entdeckte ich meine Liebe an der Wissensvermittlung. Deshalb würde es mich sehr reizen, z. B. im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig zu werden, um die Produkte Ihres Unternehmens nach außen transparent zu machen …
An diesen wenigen Formulierungen sieht man bereits nicht nur eine unglaubliche Blauäugigkeit, sondern gerade für einen Akademiker auch eine grobe Fehleinschätzung eigener Fähigkeiten. Wer in einem Wissenschaftsverlag mit Schwerpunkt Naturwissenschaften in der wichtigen Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich tätig werden will, muss entweder über ein naturwissenschaftliches Studium oder über sehr qualifizierte fachjournalistische Kenntnisse, am besten über beides, verfügen. Ein Historiker ist da sicher fehl am Platze. Dennoch: Initiativbewerbungen sind ein gutes und auch beliebtes Mittel, sich gezielt an Wunschfirmen heranzuarbeiten. Bevor Sie so etwas tun, erkundigen Sie sich bitte sehr genau, wo Sie sich bewerben wollen. Schreiben Sie nicht einfach aufs Geratewohl Firmen an, sondern sehr gezielt nur solche, von denen Sie meinen, dass dort auch eine Chance besteht, oder in denen Sie gern tätig sein wollen. Wichtig dabei ist, dass Sie immer ein ganz spezifisches Interesse an der jeweiligen Firma bekunden müssen, um überhaupt ernst genommen zu werden. Sie müssen mit Ihrem Anschreiben erreichen, dass sich der Personalleiter oder Geschäftsführer mit Ihrem Werdegang auseinandersetzt und Interesse an Ihnen findet. Diese Chance ist umso größer, je dichter die Branche Ihrer bisherigen Firma und die Ihrer Wunschfirma beieinander liegen. Dazu ein positives Beispiel:
An VW/AUDI – Vertretung X in Berlin
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ihr Haus ist mir seit langem als renommiertes Unternehmen in Berlin bekannt. Ich bin beim Autohaus Y seit 1997 als Kundenberater und Verkäufer erfolgreich tätig. Nach fünfjähriger Tätigkeit möchte ich mich gern verändern und beruflich weiterkommen. Diese Perspektiven kann mir meine jetzige Firma leider nicht bieten. Deshalb frage ich höflich an, ob in Ihrem Hause eine Möglichkeit besteht, qualifizierte Beratungstätigkeit für Kraftfahrzeuge auszuüben. Sie können von mir sehr hohen Arbeitseinsatz, erfolgsorientiertes Vorgehen und Flexibilität erwarten …