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Der Idealfall, Informationsaustausch – Ablauf eines Vorstellungsgespräches

Das ideale Vorstellungsgespräch kombiniert die beiden oben genannten Varianten und besteht in einem echten Informationsaustausch. Der Arbeitgeber erwartet Informationen von Ihnen, z.B. ergänzende Angaben zu Ihren bisherigen Tätigkeiten oder zu Ihrem Firmen- oder Positionsinteresse, und Sie wollen vom Arbeitgeber erfahren, wie sich Ihre Tätigkeit im Einzelnen gestalten wird und welche vertraglichen Konditionen man Ihnen bietet. Erfahrene Personalleiter werden also etwa folgendermaßen das Vorstellungsgespräch eröffnen:

„Ihre Bewerbung hat uns gut gefallen, deshalb wollen wir heute ein erstes Informationsgespräch mit Ihnen führen, um Ihnen die Gelegenheit zu geben die Position näher kennen zu lernen. Natürlich wollen auch wir ein wenig mehr über Sie erfahren. Ihre Bewerbungsunterlagen sind ja recht ausführlich und gut, aber es ist doch immer besser das eine oder andere mündlich zu besprechen. Sie haben drei Ansprechpartner. Herr Müller ist der zuständige Abteilungsleiter, Frau Schulze die Grup-penleiterin und zugleich seine Vertreterin, und ich bin – wie Sie bereits aus unserem Telefonat wissen – Personalleiter im Hause. Wir machen es immer so, dass die Bewerber zuerst Gelegenheit haben, kurz etwas von sich zu erzählen und auch anzusprechen, warum sie sich bei uns beworben haben. Danach können wir dann gemeinsam Einzelheiten der Position besprechen, und am Ende werde ich noch einmal kurz auf die wichtigsten Vertragspunkte zu sprechen kommen. Weitere Einzelheiten und auch das Ansehen des Arbeitsplatzes behalten wir gern dem zweiten Gespräch vor.“

Mit einer derartigen Einführung haben Sie schon so etwas wie eine Anleitung zum Gespräch bekommen. Sie wissen, dass es um ein allgemeines Kennenlernen geht. Der Arbeitgeber wird sehr wahrscheinlich noch mehrere Bewerber an diesem Tage hören, er will sich über alle Kandidaten erst einmal ein Bild machen. Es muss Ihnen also klar sein, dass Sie sich nicht in Einzelheiten verlieren dürfen, sondern dass Sie sich auf das Wesentliche beschränken müssen, nämlich:
– Kenntnisse der Tätigkeit
– Gehalt
– Eintrittstermin

Für Fachfragen zur Tätigkeit stehen Ihnen die Vorgesetzten zur Verfügung, für die wichtigsten Vertragsfragen der Personalleiter. Sie wissen ferner, wie Sie sich vorstellen sollen: Erstens kurz, und zweitens sollen Sie den Grund für Ihre Bewerbung angeben. Schließlich wissen Sie, dass die wichtigsten Vertragsfragen am Gesprächsende behandelt werden. Es wäre deshalb ein Fehler, wenn Sie im Laufe des Gespräches danach fragten, wie denn die Stelle eigentlich dotiert sei. Die Antwort wäre: „Darauf kommen wir – wie ich bereits schon sagte – am Ende des Gespräches.“ Ebenso falsch ist es, sich an ungeeigneter Stelle, etwa mitten in einem Fachthema, nach dem Urlaubsanspruch zu erkundigen. Sie erwecken damit den Anschein von Desinteresse. Ein Vorstellungsgespräch, das als Informationsaustausch aufgebaut ist, bietet Ihnen als Bewerber viele Vorteile. Sie können ergänzende Anmerkungen zu Ihrem Werdegang machen (am besten nur auf Abfrage, um nicht Gefahr zu laufen, anstelle einer Darstellung zu vieles zu kommentieren) und die für Sie wichtigen Inhalte der Tätigkeit in Erfahrung bringen. Meistens wird Ihnen der zuständige Fachvorgesetzte kurz das Arbeitsgebiet umreißen und man wird Sie auffordern, dazu noch weitere Fragen zu stellen. Dies wäre dann wieder eine Gelegenheit, einschneidende Fehler zu begehen. Lesen Sie eine Zusammenstellung von falschen Antworten auf die Erkundigung, ob der Bewerber noch weitere Fragen hätte:
– Nein.
– Nein, das ist mir soweit alles klar.
– Nein, Sie haben mich überzeugt.
– Nein, was soll ich da noch fragen?
– Nein, das ist exakt das, was ich will.
– Nein, mir fällt momentan keine Frage ein.
– Ja schon, aber mir fällt dazu momentan keine Frage ein.
– Ja, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
– Ja, ich habe mir da einen Zettel mit Fragen mitgebracht, Moment mal, wo ist der gleich.
– Ach ja hier, also wie ist es denn mit der Bezahlung?
– Nein, mich interessiert eigentlich jetzt die Dotierung.
– Nein, das ist o. k. so, wann kann ich denn anfangen?

Alle Antworten stammen aus der Praxis, es ging um Bewerbungen auf die Position eines Operators, immerhin einer qualifizierten Tätigkeit; alle Bewerber hatten akademische Abschlüsse. Die Antworten sprechen für sich und müssen nicht weiter kommentiert werden. Bitte bedenken Sie immer, dass das erste Bewerbungsgespräch dem Kennenlernen dient; allzu spezielle Fragen, besonders zu Vertragskonditionen, sind eher unangebracht. Die elementaren Fragen wie Gehalt und Eintrittstermin werden hingegen schon vonseiten des Arbeitgebers angesprochen, hierauf sollten Sie vorbereitet sein. Die Frage nach dem Eintrittstermin ist rasch beantwortet, da die Kündigungsfristen festliegen, und bei Arbeitslosigkeit ist man ohnehin sofort verfügbar. Über das Gehalt muss man sich meist länger unterhalten. Den Arbeitgeber interessiert im ersten Informationsgespräch nur eine ungefähre Größenordnung. Er will von Ihnen wissen, ob Sie mit Ihren Gehaltswünschen in sein Gehaltsgefüge passen oder nicht. Weitere Einzelheiten, also z.B.

Sonderleistungen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, tarifliche Leistungen usw., sind in aller Regel dem zweiten, vertiefenden Gespräch Vorbehalten. Bei der Gehaltsfrage am Ende des Gespräches versagen viele (oftmals auch fachlich sehr gute) Bewerber und machen sich durch übertriebene oder gar keine Forderungen („Das überlasse ich ganz Ihnen!“) eher lächerlich; zudem setzen sie sich der Gefahr aus, als unrealistisch beurteilt zu werden. Peinlich ist es, wenn keine Angaben kommen und der Personalleiter Ihnen auf die Sprünge helfen muss, indem er z. B. sagt: „Sie müssen aber doch einen ungefähren Anhaltspunkt haben, z. B. anhand Ihrer Lebenshaltungskosten oder anhand Ihres jetzigen Gehaltes.“ Sie sollten also sehr genau wissen, was Sie verdienen müssen. Vermeiden Sie es bitte, im ersten Vorstellungsgespräch regelrecht um das Gehalt zu feilschen. Schließlich sei darauf hingewiesen, dass am Ende des Vorstellungsgespräches noch einmal erhöhte Aufmerksamkeit geboten ist.

Denn nicht selten werden – in Aufbruchstimmung oder beim Hinausbegleiten des Bewerbers – noch ganz persönliche Fragen gestellt, z. B. was man denn eigentlich in der Freizeit mache oder ob einem das Gespräch gefallen habe. Antworten Sie hier knapp und verbindlich und lassen Sie sich nicht zu längeren Ausführungen hinreißen, auch dann nicht, wenn Sie Interesse feststellen. Die Frage nach Ihrem Eindruck des Gespräches sollten Sie immer positiv beantworten, selbst wenn es noch so unangenehm war, andernfalls würden Sie sich nur Ihre Chancen verderben. Absagen können Sie immer noch, wenn es Ihnen im Unternehmen nicht gefallen hat. Warten Sie jedoch erst einmal ab, ob der Arbeitgeber seinerseits Sie zu einem zweiten Gespräch einlädt. Leider gibt es immer wieder Bewerber, die zum Schluss eines Gespräches redselig werden und ungebeten uninteressante Dinge erzählen, die in der Regel mehr schaden als nutzen, z. B. dass sie glauben, den Abteilungsleiter aus dem Tennisverein zu kennen, oder dass mal ein Freund vor langer Zeit im Unternehmen tätig war oder dass (allen Ernstes!) die Tiefgarage des Hauses ihn sehr beeindruckt habe.

Fragen zum Unternehmen/Betrieb
Fragen zum Unternehmen, zum Betrieb oder zur Firma tauchen im Vorsteilungsgespräch fast immer auf, und zwar von beiden Seiten. Für den Arbeitgeber kommt es in erster Linie darauf an zu erfahren, ob der Bewerber ein Interesse am Unternehmen hat und ob er weiß, was eigentlich der Unternehmenszweck ist. Für den Bewerber dagegen ist es wichtig, mehr über das Unternehmen zu erfahren, als er bisher schon weiß. Wie bereits ausführlich dargestellt, sollten Sie bei einer Bewerbung gut darauf vorbereitet sein, bei wem Sie sich eigentlich bewerben. Die ersten Anhalts-punkte kann Ihnen die Stellenanzeige geben, in der sich manchmal recht genaue Angaben über den Stellenwert des Unternehmens und seiner Produkte ergeben (z. B.: Wir sind ein international tätiges Unternehmen im Bereich der Medizintechnik mit Sitz in Erlangen und Marktführer in speziellen Segmenten). Darüber hinaus können Sie sich durch Fachliteratur oder auch bei den örtlichen Industrie- und Handelskammern oder berufsständischen Institutionen nach dem Unternehmen, für das Sie sich bewerben, erkundigen. Sie müssen auf folgende Fragekonstellationen vorbereitet sein:
– Haben Sie schon mal etwas von unserem Unternehmen gehört?
– Ist Ihnen unser Haus bekannt? Wodurch?
– Wissen Sie, was wir herstellen?
– Warum bewerben Sie sich ausgerechnet bei uns?
– Kennen Sie unsere Firma aus der Fachpresse?
– Waren Sie schon einmal an einem Stand unseres Hauses bei der CeBlt- Messe in Hannover?
– Wissen Sie um die Problemfelder unseres Unternehmens?
– Was halten Sie von unserem Unternehmen?
– Wenn Sie den Namen unseres Unternehmens hören, was fällt Ihnen dann spontan ein?
– Kennen Sie die Werbung unseres Hauses?
– Gefällt Ihnen die Werbung unserer Firma? m Gefällt Ihnen unsere Internetpräsenz?

Das sind nur Beispiele, die aber alle auf das Gleiche hinauslaufen, nämlich zu erkunden, ob Sie überhaupt wissen, welcher Art das Unternehmen ist, bei dem Sie sich bewerben, welche Bedeutung es am Markt hat und ob Sie sich mit seinen Zielen schon einmal auseinandergesetzt haben. (Im o.g. Abschnitt .„Muss man sich vorbereiten?“ wurde auf dieses Thema ausführlich eingegangen.) Im Vorstellungsgespräch haben nun auch Sie als Bewerber die Möglichkeit, sich ein persönliches Bild von Ihrem künftigen Arbeitgeber zu machen. Was Sie also noch nicht wissen, sollten Sie in geeigneter Form und an geeigneter Stelle nachfragen. Mit der Art Ihrer Fragestellung können Sie zudem Ihr Interesse unter Beweis stellen. So können Sie z.B. sagen: „Ich habe gelesen, dass Ihr Haus Absatzprobleme im Segment X hat. Ist das eine vorübergehende, konjunkturbedingte Phase oder gibt es generelle Probleme?“ Damit zeigen Sie, dass Sie sich mit dem Unternehmen auseinander gesetzt haben, gleichzeitig können Sie aus der Antwort des Arbeitgebers entnehmen, wie es um seine wirtschaftliche Situation bestellt ist.

Dieser Punkt ist in aller Regel für Sie auch der wichtigste. Sie wollen wissen, ob das Unternehmen gesund ist und Ihr Gehalt und Ihr (neuer) Arbeitsplatz auf Dauer gesichert sind. Und schließlich kann es Ihnen ja nicht gleichgültig sein, bei wem Sie arbeiten, wem Sie sich einsetzen, ganz gleich in welcher Position. Auch politische oder konfessionelle Gründe können eine Rolle spielen. Wenn z. B. eine Partei einen Mitarbeiter sucht, dann müssen Sie als Bewerber bereit sein, die Ziele der Partei durch Ihre Tätigkeit zu unterstützen; möglicherweise ist es sogar am vorteilhaftesten, wenn Sie Mitglied dieser Partei sind. Vergleichbares gilt für die zahlreichen Vereine, Verbände und andere Interessenvertretungen, wie auch für konfessionelle Einrichtungen, z.B. Krankenhäuser. Ihrer persönlichen Entscheidung bleibt es allerdings überlassen, wenn Sie z. B. überzeugter Pazifist sind und sich in einem Unternehmen bewerben, das auch Rüstungsgüter herstellt; dann müssen Sie sich schon überlegen, ob Sie dort auf Dauer glücklich werden. Nutzen Sie deshalb als Bewerber das Vorstellungsgespräch zu weitergehenden Fragen nach dem Unternehmen, dem Unternehmenszweck und etwaigen Beteiligungen oder Konzerngebundenheiten.