Bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz wird sich manch einer guter persönlicher Kontakte erinnern, die er dann zu nutzen versucht. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, dennoch will eine solche Vorgehensweise sehr sorgsam überlegt sein. Dazu ein negatives Beispiel:
Ein Datenschutzfachmann wurde durch Umorganisation in seinem Unternehmen und Verlagerung einiger Produktionsstätten ins Ausland seinen Job los. Da es für ihn schwer war eine entsprechende Position wiederzufinden, besann er sich auf persönliche Kontakte. So rief er eines Tages den Datenschutzbeauftragten eines großen Konzerns an, den er lediglich von einem Seminar her kannte, klagte diesem sein Leid und fragte, ob er nicht eventuell im X-Konzern für ihn eine Chance sähe. Obwohl sich das Gespräch recht gut entwickelte, wurde der Gesprächspartner doch vorsichtig und erkundigte sich, bevor er den „Vorgang“ an seine Personalabteilung weiterleiten wollte, beim jetzigen Arbeitgeber des Hilfesuchenden. Denn dort kannte der Datenschutzbeauftragte seinerseits einen leitenden Ingenieur, dem er sich vertraulich mitteilte. Dabei kam heraus, dass unser Datenschutzfachmann angebotene anderweitige Tätigkeiten abgelehnt hatte und offenbar auch generell kein einfacher Zeitgenosse war. Das Ergebnis kann man sich denken.
Man sollte deshalb bedenken, wem man sich anvertraut. Die besten Ansatzpunkte hat man bei alten Arbeitgebern, bei denen man im Guten, also z. B. durch eigene Kündigung oder im besten Einvernehmen, ausgeschieden ist. Viele Leute scheuen solche Kontakte, weil sie befürchten, sich der Schadenfreude auszusetzen. Doch der Wille zu einer guten Position sollte hier stärker sein als persönliche Scham, wobei man im Einzelfall selbstverständlich immer die konkreten Umstände berücksichtigen muss. Ebenso gute Ansatzpunkte hat man bei früheren Ausbildern, Lehrern oder Hochschullehrern. Denn diese haben oft durch die Kontakte zu ehemaligen Schulen und Studenten einen recht guten Überblick über eine Vielzahl von Firmen. Es soll hier keineswegs der Eindruck erweckt werden, man hätte nur mit persönlichen Kontakten bessere Chancen, eine Position zu finden; vielmehr will dieser kleine Abschnitt Sie nur darauf hinweisen, neben der eigentlichen Suche auch persönliche Kontakte zu reaktivieren und ggf. zu nutzen, sozusagen als ein Baustein bei den Eigenaktivitäten.
Zu denken ist natürlich auch an Freunde und Bekannte. Doch hier ist Vorsicht geboten, denn Sie wissen nicht, wie Ihr Anliegen dort ankommt, und vor allem nicht, wie es weitergegeben wird. Deshalb sollte man sich sehr geschickt an solche Hilfen heranarbeiten. Sie können z. B. bei Leuten, von denen Sie wissen, dass sie in größeren Unternehmen arbeiten, einfach einmal nachfragen, wie dort die Personalsituation aussieht. In den meisten großen Firmen werden nämlich vakante Positionen als innerbetriebliche Ausschreibungen am schwarzen Brett bekannt gemacht, um Mitarbeitern und Angehörigen vorrangig Gelegenheit zur Bewerbung zu geben. In diesem Zusammenhang sei ein kleiner, aber wichtiger Exkurs erlaubt, um Ihnen die Situation aus der Arbeitgebersicht darzustellen. Wenn Sie nämlich in Ihrer Bewerbung schreiben „Von einem Bekannten habe ich erfahren, dass in Ihrem Hause die Position … frei geworden ist …“, dann
müssen Sie sich im Gespräch auf die Frage nach diesem Bekannten und Ihre Beziehung zu ihm
einstellen.
Wenn es sich z. B. um ein Betriebsratsmitglied handelt und Sie sich für eine Vertrauensposition bewerben, dann könnte der Arbeitgeber die nicht ganz unberechtigte Befürchtung haben, dass in die guten persönlichen Kontakte auch dienstliche Dinge einfließen. Ähnlich wird es mit Leuten sein, die im Betrieb nicht gerade den besten Ruf haben (was Sie jedoch nicht wissen können). Sie sehen, dass auch bei dieser Variante der Ausnutzung persönlicher Kontakte größte Vorsicht und Sensibilität am Platze sind, wollen Sie erfolgreich zum Ziel kommen. Sondieren Sie daher vorsichtig das „Feld“ und fragen Sie Ihren Bekannten oder Freund, was er oder sie genau im Unternehmen macht und wie die Zusammenarbeit mit der Abteilungs- oder Personalleitung ist. Schon allein dadurch kann man wertvolles Wissen über Interna bekommen und sich dann immer noch überlegen, ob man einen Vorstoß machen will. Wie man es mit einem positivem Ausgang machen könnte, zeigt das folgende Beispiel:
Eine Anzeigendisponentin bei einem Zeitschriftenverlag mit guten Berufserfahrungen im Marketingbereich fühlte sich nicht mehr so recht wohl in ihrem Aufgabengebiet und wollte sich deshalb verändern. Sie vertraute dies einer Freundin an, die in einem Pharmaunternehmen arbeitete. Als man dort eines Tages eine Marketingassistentin suchte, besprachen sich die beiden Frauen über die Situation. Die beim Pharmaunternehmen beschäftigte Frau bat beim Personalchef um ein Gespräch, erläuterte ihm kurz die Situation ihrer Freundin und fragte ihn höflich, ob es angebracht wäre, wenn diese sich bewerben würde. Er bejahte, kam zu einer guten Beurteilung
und stellte die Freundin ein.
Sie merken an diesem Fall die geschickte und wohlüberlegte Vorgehensweise, die weit mehr gebracht hat, als wenn sich die Disponentin lapidar mit dem Hinweis „über eine Freundin habe ich erfahren …“ beworben hätte. Zum Thema „persönliche Kontakte“ gehört schließlich auch ein recht brisanter Bereich, nämlich der der innerbetrieblichen Kontakte. Hierbei geht es um das Weiterkommen im eigenen Unternehmen. Je größer das Unternehmen ist, umso höher sind bekanntlich die Chancen, sich innerbetrieblich qualifiziert zu verändern. Dass sich hierbei manchmal sehr überraschende Karrieren ergeben, die über persönliche Kontakte zustande gekommen sind, wird Sie nicht sonderlich überraschen. Wenn z. B. eine studentische Aushilfe im Finanzwesen eines Bauunternehmens begann, dann einen befristeten Vertrag im Einkauf bekam und schließlich relativ schnell Vorstandssekretärin wurde, wofür sie ihr Studium aufgab, dann kann das wirklich leistungsbedingt und verdient sein.
In diesem Falle war es aber so, dass die junge, nicht unattraktive Dame ein Verhältnis mit einem Vorstandsmitglied hatte und von diesem entsprechend gefördert wurde. Bauen Sie nie auf solche Kontakte, denn zum einen setzen Sie sich der Gefahr aus, zum Gespött der Firma zu werden, und zum anderen sind private Verquickungen im Beruf immer gefährlich. Geht eine firmeninterne Liebschaft, aus der Sie beruflichen Profit gezogen haben, in die Brüche, wird es sicherlich nicht lange dauern, bis es auch zu dienstlichen Belastungen kommt. Ergebnis: Man wird Ihnen nahe
legen zu kündigen, bestenfalls mit einer Abfindung, damit Sie den Mund halten. In Amerika gibt es den ernüchternden Satz: Office fuck is bad luck! Man soll nicht denken, dass es nur Frauen sind, die durch sehr persönlichen Einsatz versuchen, bestimmte Positionen zu bekommen. Es gibt auch viele Männer, die sich gezielt betriebsinterne Partnerinnen aussuchen, um an Informationen zu kommen, die ihnen berufliche Vorteile verschaffen. Auch so etwas geht meistens daneben.