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Quellen und Folgen der Selbstwirksamkeit – Strategien für erfolgreich lernen

Nutzen
Lernen Sie die Ursachen der Selbstwirksamkeit kennen und machen Sie sich klar, weiche Bereiche davon beeinflusst werden.

Quellen und Folgen der Selbstwirksamkeit8
Eigene Erstellung nach Bandura 1977 und 1997

Quellen
Bandura unterscheidet vier Quellen, die in unterschiedlicher Weise die Entwicklung der Selbstwirksamkeit als eine erlernte kognitive Überzeugung fördern. Welchen Einfluss diese Quellen entfalten hangt davon ab, wie die erhaltenen Informationen selektiert, interpretiert und in das Überzeugungssystem integriert werden. Unterschiede in der Selbstwirksamkeit zweier Personen, die über die gleiche Erfahrung verfügen, kann daher auch durch eine unterschiedliche Informationsverarbeitung erklärt werden.

Die vier Quellen der Selbstwirksamkeit sind:
■ eigene Erfahrung bzw. eigenes Ausführen der Handlung,
■ stellvertretende Erfahrung durch Beobachtung anderer,
■ verbale Beeinflussung durch Ermutigung und Unterstützung von anderen Menschen,
■ Attribution physiologischer und emotionaler Erregung beim Ausführen der Handlung.

Die einflussreichste Quelle ist die eigene Erfahrung bzw. das eigene Ausführen der betreffenden Handlung. Diese Quelle besitzt größere Bedeutung als z.B. die Beobachtung von Modellpersonen, da sie Eigenständigkeit und Kontrolle über das eigene Verhalten und das eigene Bewältigen der Situation erleben lässt. Hierbei muss der relative Anteil der persönlichen Fähigkeit für das Zustandekommen einer erfolgreichen Handlung abgeschätzt werden. Ist die Person einmal in der Lage gewesen, ein bestimmtes Verhalten erfolgreich auszuführen, so erhöht dies ihr Selbstbewusstsein für zukünftige Situationen, in denen dieses Verhalten gefordert wird (So, bisher habe ich alle Klausuren bestanden. Dann schaffe ich die letzte auch noch).

Der zweitstärkste Faktor ist die stellvertretende Erfahrung. Bereits das Beobachten einer anderen Person, die eine Handlung erfolgreich ausführt, kann durch Modelllernen (Beobachtungslernen) zur Erhöhung der Selbstwirksamkeit führen (Wenn der die Prüfung besteht, dann schaffe ich das auch). Eine weitere Quelle für die Entwicklung von Selbstwirksamkeit ist die verbale Beeinflussung oder Überredung. Im Mittelpunkt stellen dabei positive Verstärkungen durch andere Personen, ein Verhalten zu zeigen (Ich traue Dir zu, dass Du die Prüfung schaffen wirst). Die verbale Ermutigung durch andere kann als soziale Ressource verstanden werden, mit der es einfacher ist, ein eigenes Konzept von Selbstwirksamkeit auf-zubauen.

Die Attribution, d.h. die Ursachenzuschreibung physiologischer und emotionaler Erregung hat nach Bandura den geringsten Einfluss auf die Selbst Wirksamkeit. Das autonome Nervensystem ist aber in der Lage, auf Belastungen mit viszeralen Erregungsmustern zu reagieren, die mit Angst und Vermeidungsverhalten einhergehen können. Eine hohe Erregung kann z.B. als Angst vor der bevorstehenden Aufgabe interpretiert werden und eine geringe Einschätzung der Selbstwirksamkeit erzeugen (Ich war deshalb so aufgeregt, weil ich in dem Fach nicht so gut bin).

Geringe körperliche Erregung führt dagegen in der Regel zu einer höheren Ein-schätzung der Selbstwirksamkeit, da man sie mit Gelassenheit und erfolgreicher Aufgabenbewältigung in Verbindung bringt. Selbstwirksamkeitserwartungen haben eine ausgeprägte Bedeutung für alle Phasen der Selbstregulation von individuellen Handlungen. Schwarzer hat das in seinem Modell der selbstregulativen Zielerreichungsprozesse besonders deutlich herausgearbeitet (vgl. Schwarzer 1996).

Folgen
Selbstwirksamkeitserwartungen haben zunächst Einfluss auf die Auswahl der Ziele, die eine Person sich setzt. Lin Beispiel: Ein Student, der seine Fähigkeiten beim Verfassen einer Bachelorarbeit besonders hoch einschätzt, wird sich als Ziel vielleicht eine Zensur über 2,0 setzen. Sein Kommilitone schätzt aber seine eigene Fähigkeit nicht so hoch ein und will eine Zensur zwischen 2,7 und 3,3 erreichen. Darüber hinaus haben Kompetenzerwartungen Auswirkungen auf die Planungen bei der Zielerreichung. Ein Beispiel: Wenn ein Sportstudent, der seine Begabung für das Laufen nicht besonders hoch einschätzt, im 1000-Meter-Lauf eine gute Zensur erreichen möchte, dann muss er für seine Vorbereitung ein intensiveres Training einplanen, als wenn er seine Begabung höher einschätzen würde.

Schließlich haben Selbstwirksamkeitserwartungen auch Einfluss auf die Handlungsausführung angesichts von Schwierigkeiten und Barrieren, insbesondere darauf, mit welcher Ausdauer und Anstrengung die Handlung durchgeführt, aufrechterhalten und nach einer Unterbrechung wieder aufgenommen wird. Diese Einflüsse der Selbstwirksamkcit auf die Selbstregulation sind weitgehend unabhängig von den tatsächlichen Fähigkeiten der Person. Bei gleichen Fähigkeiten hängen die Anstrengung und Ausdauer, das Anspruchsniveau, die Effektivität beim Zeitmanagement, die strategische Flexibilität bei der Suche nach Problemlösungen und die Leistung von der Höhe der Selbstwirksamkeit ab (vgl. Bandura 1997).

Psychische Störungen
Selbstwirksamkeitserwartungen stehen in Zusammenhang mit allen Bereichen der Selbstregulation. Empirische Untersuchungen von Wälte stützen sogar die Hypothese, dass Selbstwirksamkeitserwartungen ein Indikator für psychische Störungen sind (vgl. Wälte 2003). Bei Patienten mit psychischen Störungen ist die Selbstwirksamkeit geringer als bei Personen, die keine psychische Störung haben. Es konnte eine lineare Beziehung zwischen Selbstwirksamkeit und psychischer Störung nachgewiesen werden: Je stärker die psychische Störung, desto geringer ist die Selbstwirksamkeit. Diese Beziehung zeigte sich bei allen untersuchten Störungen. Bei erfolgreicher Psychotherapie steigt die Selbstwirksamkeit wieder an.

Der Zusammenhang zwischen psychischer Störung und einer geringen Selbstwirksamkeit ist insofern plausibel, als die individuellen Überzeugungen über die eigenen Bewältigungskapazitäten das Stressniveau von Menschen beeinflussen. Menschen, die sich selbst als wenig wirksam wahrnehmen, sehen viele Aspekte ihrer Umwelt als gefährlich an und sorgen sich in übertriebenem Maße um Dinge, die vielleicht gar nicht passieren werden. Menschen, deren psychisches Gleichgewicht gestört ist, tendieren zu einer negativen Selbstreferenz, was dazu führt, dass ihre geringe Selbstwirksamkeit sich immer weiter verstärkt. Bei einer psychischen Störung, im Unterschied zur Veränderung der Selbstwirksamkeit für eine Leistungssteigerung im Studium, reicht es allerdings nicht aus, sich einfach einmal richtig anzustrengen, sondern es bedarf fremder Hilfe und einer therapeutischen Intervention.

Das bringt Sie weiter
Beschäftigen Sie sich ausführlicher mit diesem Thema. Lesen Sie hierzu: Bandura 1997.