Für den besonderen Geschmack, Basketzertifikate – Kapitalschutz und Spekulation

Basketzertifikate beinhalten eine mitunter recht kreative Auswahl von Aktien, meist verbunden mit einer bestimmten Thematik. Dabei kann es um Übernahmekandidaten gehen, die besondere Kurszuwächse versprechen, um spezielle Branchen wie Generikahersteller oder Energiefirmen und Ähnliche. Manchmal handelt es sich um Modeerscheinungen, manchmal steckt aber auch wirklich etwas Fundamentales dahinter.

Zu unterscheiden sind statische und dynamische Baskets:
• Beim statischen Basket wird anfangs festgelegt, welche Wertpapiere (in der Regel Aktien) enthalten sind. Mitunter sind dies alle Unternehmen einer Branche, manchmal auch eine willkürliche Auswahl. Auch wenn solche Konstruktionen wenig Arbeit machen, genehmigen sich Emittenten oft eine Managementgebühr dafür und behalten meist die Dividenden ein. Dann könnte es schnell sinnvoller sein, die jeweiligen Aktien zu kaufen.
• Dynamische Baskets sind vergleichbar mit Fonds, allerdings hat der Anleger die erwähnte schlechtere Rechtsstellung und der Emittent weniger Aufwand. Wichtig ist allerdings, nach welchem Prinzip die Aktien ausgewählt werden. Mitunter funktionieren die Prinzipien wirklich gut, und das Zertifikat ist eine Alternative zum Fonds.

Emittenten versprechen hier meist einen bestimmten Auswahlmechanismus, der sich in der Vergangenheit bewährt habe. Aber Achtung: Das ist keine Garantie dafür, dass das Verfahren auch weiter funktioniert! Kaufen Sie im Zweifel nur Zertifikate, wenn sie sich übereinen längeren Zeitraum bewährt haben. Dieser Zeitraum sollte gute und schlechte Zeiten beinhalten. Gegenüber einem Fonds besteht das Problem darin, dass der Mechanismus fest ist. Ein Fondsmanager kann ausgetauscht werden, er kann auch die Strategie wechseln. Beim Zertifikat bleibt alles so, wie es ursprünglich gedacht war.

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Zum Vergleich mit Fonds sei noch angemerkt, dass Basket- und Indexzertifikate laufend aktualisierte Kurse haben, die sich aus den zugrunde liegenden Börsenkursen ergeben. Die Emittenten stellen sicher, dass ein laufender Handel möglich ist. Im Gegensatz zu anderen Zertifikatearten sind sie auch für die Anlage ohne festen Zeithorizont verwendbar. Neben einer etwaigen Managementgebühr muss noch der Spread gezahlt werden, der höchst unterschiedlich sein kann. So kommen passive Indexzertifikate auf Spreads von unter 0,5 Prozent, aktiv gemanagte schon mal auf 2 Prozent und mehr. Damit nähern sich die Kosten denen der Fonds an.

Crashs und Trends an den Börsen – Risiken der Geldanlage

Alles Wissen um das Funktionieren der Börsen hilft nicht, Turbulenzen zu verhindern. Denn wenn man sich ansieht, wie sich die Menschen an den Börsen verhalten, dann ist das eher mit Autofahren auf einer vereisten Autobahn zu vergleichen als mit einem geregelten und vor allem vernünftigen Verhalten. So geraten die Marktteilnehmer gelegentlich in Panik, wenn das Wirtschaftswachstum abflaut, weil ja theoretisch bei allen Unternehmen gleichzeitig die Gewinne einbrechen könnten; aber auch, wenn das Wirtschaftswachstum stark ist, weil dann ja die Leitzinsen erhöht werden könnten. Und wenn Intel in Amerika einen Umsatzrückgang verkündet, dann brechen weltweit die Aktienkurse der Chiphersteller ein, denn niemand kann sich vorstellen, dass die Wettbewerber davon profitiert haben könnten.

Man kann aber trotz dieser Merkwürdigkeiten einigermaßen mit der Börse leben. Es gibt sogar genügend Leute, die den Börsencrash 2001 bis 2003 recht schnell überwunden hatten, und zwar gerade auch deswegen, weil sie den stellenweise auftretenden Unsinn an den Börsen rechtzeitig als solchen identifiziert hatten. Die Einschätzung der Lage hängt auch immer davon ab, welchen Zeitraum man betrachtet. Der Zeitraum von 1999 bis 2006 sieht recht traurig aus. Wer 1999 in den Dax eingestiegen ist, hat per Saldo kaum etwas verdient, wer 2000 anfing, ist immer noch in den roten Zahlen. Anders ist die Situation natürlich für diejenigen, die im Frühjahr 2003 mit dem Irakkrieg in den Markt einstiegen. Sie konnten so kräftig verdienen wie selten zuvor.

In der öffentlichen Diskussion wird gerne so getan, als hätte jeder Anleger zur Boomzeit gekauft. Dies stimmt aber längst nicht immer. Schon wenn man ein Jahr vorher anfängt, die Entwicklung zu betrachten, sieht die Bilanz wesentlich besser aus. Und wenn man noch mal einige Jahre in die Vergangenheit geht, dann kommt man zu einer ganz anderen Einschätzung. In Abbildung ist die Entwicklung des Dax ab 1981 eingezeichnet (vor 1988 handelt es sich um eine Rückrechnung, weil der Dax erst seit 1988 berechnet wird). Es zeigt sich, dass der Kurs nach einer Durststrecke in den siebziger Jahren seit etwa 1983 meist innerhalb eines Trendkanals verläuft, der zwar sehr breit ist (dünne Linien), aber eine durchschnittliche Wertentwicklung von etwa 8,8 Prozent spiegelt. In den achtziger und zu Beginn der neunziger Jahre stiegen die Kurse sehr stark und stießen an die obere Grenze des Kanals. Dies löste jeweils nach einer gewissen Zeit einen Kursrutsch aus.

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Ausgehend vom Boden des Trendkanals arbeitete sich der Dax aber immer wieder nach oben. Ende der neunziger Jahre schoss er dann über die obere Grenze hinaus, das war die Phase der Blase. Sie hat sogar unerwartet lange angehalten, der Dax hat sich aber interessanterweise auch in dieser Phase immer wieder der oberen Grenze des Trendkanals genähert. Der absurde Kursanstieg 1999 löste dann aber den endgültigen Kursrutsch aus, unterstützt durch hohe Zinsen, diverse Börsenskandale in den USA und einen Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung. Ein solcher war aber längst nicht nur beim Dax zu finden, sondern auch überall dort, wo Technologie im Vordergrund stand. Das betrifft vor allem die an der US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq notierten Unternehmen, aber auch weltweit Mikroelektronik-, Software- und Internetaktien. Die Erholung nach den Terroranschlägen im September 2001 führte den Dax abermals an die Trendkanalgrenze.

Die Korrektur wurde dann aber weiter geführt und wäre ohne den Irakkrieg und die damit verbundenen Ängste wahrscheinlich an der unteren Trendkanalgrenze gestoppt worden. 2004 wurde sie ja im Zuge eines Verschnaufens nach der ersten Aufholjagd wieder erreicht. Seither entwickelt sich der Dax wieder in Richtung auf die obere Grenze des Trendkanals. Ob und wann er sie erreicht, kann nicht sicher gesagt werden. Die Korrektur vom Frühjahr 2006 bewegte ihn erst einmal wieder in Richtung auf die untere Grenze. Viele der technischen Analyse frönenden Anleger rechnen schon wieder hoch, wann er die obere Grenze, beziehungsweise je nach persönlicher Stimmung, die untere Grenze erreicht.

Innerhalb des breiten Kanals ist noch ein engerer eingezeichnet, der gleich stark steigt, aber öfter mal verlassen wird. Die Kurseinbrüche im Mai/Juni 2006 fanden aber genau innerhalb der Grenzen dieses engen Kanals statt. Das, was zum Anfang des neuen Jahrtausends als der große Aktiencrash bezeichnet wurde und die Anleger in Angst und Schrecken versetzte, ist historisch gesehen eine ganz natürliche Korrektur, die am langfristigen Trend des Dax überhaupt nichts ändert. Vielmehr bestätigten die Ereignisse einen durchschnittlichen Kursanstieg in der Größenordnung von acht bis neun Prozent pro Jahr. Man sollte noch darauf achten, dass es sich nicht um reale Wertsteigerungen handelt, da die Inflation nicht berücksichtigt wurde. Real bleiben je nach Inflationsrate vier bis sieben Prozent übrig (bei anderen Indizes können sich andere Raten ergeben).

Diese Erläuterungen sollten allerdings nicht in Euphorie versetzen. Man muss leider auch erkennen, dass in den sechziger und siebziger Jahren mit Aktien praktisch gar kein Geschäft zu machen war. Die Kurse dümpelten vor sich hin und ein Indexinvestment brachte nichts. Der Dax wird gerne stellvertretend für den Aktienmarkt verwendet, was aber nicht sonderlich treffend ist. Er schwankt stark und eignet sich gut, um gelegentlich hohe Gewinne zu erzielen, aber weniger, um langfristig zu investieren. Konservative Investoren haben auch herzlich wenig auf den Dax gegeben, sondern breiter gestreut angelegt und vor allem auf die Bewertung geachtet. Vermutlich gehören Sie eher zu diesen, daher müssen Sie auch etwas weniger Angst vor den Märkten haben.

Die Abbildung zeigt neben dem Dax einige alte Fonds, die als eher valueorientiert gelten. Wie Sie sehen, nehmen diese Entwicklungen dem Dax etwas von seinem Schrecken (in einem Fall mögen sie aber auch einen anderen erzeugen). Der Fidelity European Growth ist nicht unbedingt ein Growth- Fonds. In Amerika steht dies meist pauschal für Aktienfonds. Seine Verlustperiode nach 2000 war ziemlich kurz, die Anleger hatten eine maximal zwei Jahre lange Durststrecke. Grund war unter anderem die Auswahl vernünftig bewerteter Aktien und die breite Streuung über ganz Europa. Der Adig Fondak als reiner Deutschland-Fonds hat den Hype 1999 nur teilweise mitgenommen, dafür die Verluste auch längst wieder aufgeholt.

Der Global Advantage Emerging Markets investiert ganz woanders (in Schwellenländern), hatte 1998 im Zuge der Russland-Krise gelitten, aber inzwischen wieder zu Deutschland aufgeschlossen. Wer nicht gerade Mitte 1997 gekauft hatte, konnte seine Verluste recht schnell wieder ausgleichen. Alle Fonds gehören, wie gesagt, zu den disziplinierten, die nicht jeden Boom mitmachen, sich aber auch schnell wieder fangen. Dies soll keine Werbung für diese Produkte sein, sondern zeigen, dass die Auswahl eines geeigneten Produkts die Katastrophenwahrscheinlichkeit im Depot deutlich reduzieren kann.

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Express-Zertifikate richtig verstehen – für die schnelle Gewinnmitnahme oder das lange Warten

Recht großer Beliebtheit erfreuen sich die Express-Zertifikate. Auf den ersten Blick sind sie leicht zu verstehen und man kann ihr Funktionsprinzip so deuten, dass für jeden Anleger immer etwas Gutes herauskommt. Wundermittel sind sie aber auch nicht. Vor allem ist die tatsächliche Laufzeit zu Beginn nicht bekannt. Das Konzept ist Folgendes: Über eine festgelegte, längere Laufzeit wird im Jahresabstand geprüft, ob der Kurs des Basiswerts (Aktie/ Index) über der Tilgungsschwelle liegt. Diese kann über, auf oder unter dem Kurs des Basiswerts bei Emission liegen, konstant bleiben oder sich im Jahresrhythmus verändern.

Bei Überschreiten der Tilgungs schwelle wird das Zertifikat zu einem ebenso festgelegten Betrag zurückgezahlt, sonst läuft es mindestens bis zum nächsten Jahr weiter. Der Rückzahlungsbetrag entspricht dann einem bestimmten Zinssatz. Ob der Kurs des Basiswerts weit oder nur knapp über der Tilgungsschwelle liegt, ist unerheblich. Zusätzlich gibt es eine Absicherung des Emissionspreises, sofern eine bestimmte Schwelle nicht unterschritten wird.

Steigt der Kurs des Basiswerts schnell, erfolgt nach einem Jahr die Rückzahlung mit dem festgelegten Zinssatz. Der Zertifikatekäufer schneidet dann praktisch immer schlechter ab als der Direktinvestor, zumal er die Dividende verliert. Die Kapitalgarantie und damit ein Vorteil gegenüber dem Aktienkäufer tritt nur dann ein, wenn die Tilgungsschwelle nie erreicht, aber auch die Absicherungsschwelle nie unterschritten wurde.

Der Verlust der Dividende kann diesen Vorteil allerdings zunichtemachen. Wird die Absicherungsschwelle unterschritten, dann leidet der Zertifikatekäufer wie der Aktionär. Die Kursentwicklung des Zertifikats folgt nicht dem Aktien-/Indexkurs, so dass ein zwischenzeitlicher Verkauf zu Verlusten führen kann. Man sollte daher intensiv darüber nachdenken, ob nicht andere Zertifikate sinnvoller einzusetzen sind.

Geldanlage leicht gemacht – das Ebenenkonzept der Geldanlage

Am Schluss des Artikels stellt sich natürlich die Frage, wie man aus all den Ideen und Möglichkeiten ein sinnvolles Depot zusammenstellt. Wenn Sie noch einmal an das Artikel über Vermögensberater denken [Artikel 4], dann wissen Sie, dass neben den Interessen der Anleger und den vorhandenen Produkten auch die Marktsituation zu berücksichtigen ist. Diese ändert sich aber häufig im Monatsrhythmus, so dass grundsätzliche Empfehlungen für die Depotstruktur immer unter dem Marktvorbehalt stehen. Sie sollten daher nicht vergessen, stets kritisch über die Eignung der Produkte im jeweiligen Umfeld nachzudenken.

In diesem Artikel sollen nicht, wie sonst oft üblich, Depotempfehlungen in Abhängigkeit vom Alter des Anlegers gegeben werden. Wenn der Lebensunterhalt bereits gut und sicher finanziert ist und auch ein paar finanzielle Polster bestehen, dann kann auch ein Anleger mit 60 oder 70 Jahren noch die Hälfte seines Depots in Aktienfonds, wenn auch konservativen, halten. Wenn aber eine Familie von Ende zwanzig noch gar keine Reserven hat, dann hilft auch die Aussicht darauf nicht, noch viel Zeit zum Aufholen eventueller Aktienkursverluste zu haben. Dann sollte dort erst einmal ein hoher Rentenanteil gewählt werden.

Dieses Artikel basiert auf zwei prinzipiellen Überlegungen, die sich durchaus von den gängigen Vorgehensweisen in Banken und bei Verwaltern unterscheiden können:
a) Wenn Sie Ihre Depotplanung selbst vornehmen und Ihre finanzielle Lage detailliert analysiert haben, dann wissen Sie mehr über sich, als es jeder Berater (Verkäufer) je könnte. Deswegen müssen Sie auch nicht mit standardisierten Konzepten arbeiten,
sondern können ganz individuell planen. Sie müssen natürlich ehrlich zu sich sein!
b) In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Anlageprodukte auf den Markt gekommen, die auch noch nicht allen Profis geläufig sind beziehungsweise die klassische Grenze zwischen Renten und Aktien sprengen. Der Verkäufer hat damit oft ein Informations- und möglicherweise ein haftungsrechtliches Problem, Sie selbst jedoch nicht. Bei der systematischen Vermögensplanung müssen Sie nun die folgenden fünf Schritte absolvieren:

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Aufgabe
Was Sie zunächst benötigen, ist Ihre Finanzplanung. Ohne die können Sie natürlich ein bisschen hin- und herspekulieren, vielleicht auch gute Gewinne machen, aber Sie gehen ein hohes Risiko ein. Nämlich das, dass Sie im richtigen Moment kein Geld zur Verfügung haben oder Ihnen gute Gewinne entgehen. Deswegen sollten Sie spätestens jetzt die Formulare aus Artikel r ausfüllen. Aus der Finanzplanung ergeben sich die Rahmenbedingungen für das Ebenenkonzept. Wenn Sie dieses Konzept richtig anwenden, können Sie einerseits eine stets ausreichende Liquidität sicherstellen, andererseits aber auch angemessene Wertsteigerungen erreichen. Natürlich ist es auch damit nicht möglich, sichere Gewinne zu erzielen oder einen bestimmten Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen. Da hat leider auch die Marktsituation noch ein Wörtchen mitzureden.

Kontrolle:
Denken Sie auch daran, dass Sie Ihre Finanzplanung regelmäßig überarbeiten müssen. Meist reicht es aus, dass Sie einmal im Jahr die einzelnen Positionen durchgehen. Wenn Sie nun aber doch ein Haus kaufen wollen, das Einkommen steigt oder fällt oder Sie das Fernweh packt, dann müssen Sie mitunter die Ebenen neu justieren. In den seltensten Fällen kann man die Struktur über 10, 20 oder
mehr Jahre unverändert erhalten. Und wer weiß, welche Laune die Aktien-, Renten- und Rohstoffmärkte jeweils haben?

2. Schritt: Die erste Vermögensebene – das liquide Fundament 1
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Aufgabe:
Als Erstes müssen Sie alle Gelder beiseitelegen, die Sie auf absehbare Zeit mit Sicherheit benötigen werden. Dazu gehört Ihre Reserve für Unvorhergesehenes und alles, was Sie für geplante Ausgaben benötigen. Hier sollten Sie an einen Zeitraum von ein bis anderthalb Jahren denken. Diese Beträge hatten Sie bereits in den Finanzplan eingetragen. Wenn Sie gerade erst anfangen, ein Vermögen aufzubauen, kann es durchaus sein, dass Sie die erste Zeit nur Reserven aufbauen. Das frustriert ein wenig, aber: Spekulieren ohne finanzielle Reserven ist wie Auto fahren ohne Bremsen – solange die Straße frei ist, stört Sie das nicht, taucht ein Hindernis auf, ist es aus mit dem Traum.

Zusammensetzung der Vermögensebene:
Die Anlagen im liquiden Fundament 1 sind weitgehend unabhängig von der Marktsituation. Sie müssen also nicht allzu sehr auf das Umfeld achten, im Zweifel sind Sie mit einer Anlage der entsprechenden Beträge auf einem Tagesgeldkonto am besten bedient. Achten Sie in jedem Fall auch auf die Kosten. Hier gibt es nur wenig mehr als die Inflationsrate zu verdienen, deswegen sollten keine Kosten wie Depotgebühren oder Ausgabeaufschläge anfallen. Bei Beträgen unter 10 000 Euro lohnt es sich meist nicht, eine Streuung vorzunehmen, mit dem Konto sind Sie am besten bedient. Nur wenn Sie kein Tagesgeldkonto zur Verfügung haben, sollten Sie in mehrere Fonds oder Zertifikate investieren. Geht es um größere Summen, sollten Sie ein wenig streuen, zumal zum Beispiel ein ABS-Fonds mit etwas Glück mehr Rendite abwirft als Tagesgelder (Artikel 7.4 und 8.2].

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Kontrolle:
Beim Tagesgeldkonto gibt es nicht viel zu kontrollieren, denn das Geld ist sicher, die Zinsen können sich aber leicht entsprechend der Marktsituation verändern. Ein Kursrisiko haben Sie nicht. Bei allen börsengehandelten Papieren gibt es ein Kursrisiko, das hier jedoch äußerst gering ist. Prüfen Sie quartalsweise Ihren Depotauszug, das genügt in aller Regel.

3- Schritt: Die zweite Vermögensebene – das sichere Fundament 2
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Aufgabe: Hier wird es in Sachen Rendite etwas interessanter, dafür müssen Sie auch etwas mehr darüber nachdenken, in welche Produkte Sie investieren. Im Fundament 2 befinden sich die Gelder, die Sie im Laufe der nächsten ein bis drei Jahre sicher benötigen. Wenn Sie Ihre Reserve bereits gefüllt haben, zum Beispiel in drei Jahren sicher 20 000 Euro aus Ihrem Depot entnehmen wollen, dann muss ein entsprechender Betrag im Fundament 2 angelegt werden. Kursschwankungen sind zwar nicht ganz auszuschließen, aber so gering, dass sie notfalls aus der Reserve ausgeglichen werden können. Jetzt schon das Geld in Fundament 1 zu stecken, bedeutete einen unnötigen Verzicht auf Rendite.

Zusammensetzung der Schicht:
Die Renditen in diesem Bereich liegen im langfristigen Durchschnitt zwischen drei bis zehn Prozent, realistisch sind meist circa zwei Prozent über der Inflationsrate. Eine Streuung in unterschiedliche Assetklassen wie Renten, bestimmte Zertifikaten und Immobilien ist sinnvoll, weil kurzfristig geringe Verluste möglich sind. Eine detaillierte Analyse der Märkte müssen Sie dafür aber nicht vornehmen, der Aufwand wäre zu groß und der Nutzen zu gering. Wenn die Beträge nicht allzu niedrig sind (unter 10 000 Euro), bietet sich eine Mischung aus konservativen Zertifikaten auf Aktienindizes (zum Beispiel Deep Discount Zertifikate auf DJ EuroStoxx 50 [Artikel 10]), Immobilienfonds (auf Ausgabeaufschlag achten, das beißt über Börse oder mit hohem Rabatt kaufen [Artikel 7.3]), konservativen Renten-/Dachfonds und defensiven Mischfonds (das heißt mit hohem Rentenanteil) an [Artikel 7.3]. Sie können auch eine Staatsanleihe mit einer passenden Restlaufzeit kaufen [Artikel 8].
Achten Sie beim Kauf aber darauf, in welcher Verfassung die Märkte sind.

Sehen Sie sich dazu die Kursentwicklung geeigneter Produkte in den letzten Monaten an (das geht ganz einfach, indem Sie bei einem Finanzportal die WKN unter Kurssuche eingeben (Artikel 7.4]). Sie können auch die aus unserer Liste nehmen, was aber keine Kaufempfehlung sein soll. Stellt sich heraus, dass eine Produktkategorie gerade eine negative Wertentwicklung aufweist, dann verzichten Sie darauf, zumindest vorübergehend. Dies kann zum Beispiel bei Rentenfonds in Zeiten steigender Zinsen passieren. Immobilienfonds leiden zum Beispiel, wenn im Zuge einer Rezession die Mieten sinken. Deswegen daran denken: Anlagen streuen. Wenn Sie pro Produkt mindestens circa 2 000 Euro anlegen können, ist breite Streuung in unterschiedliche Kategorien auf jeden Fall zu empfehlen.

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Kontrolle:
Aufgrund der geringen Kursrisiken müssen Sie auch hier nicht nachts aufstehen, um nach dem Rechten zu sehen. Die Anlageprodukte in dieser Schicht sind darauf ausgerichtet, mit unterschiedlichen Marktentwicklungen zurechtzukommen, so dass sie langfristig im Depot bleiben können. Das schließt nicht aus, dass das Fondsmanagement Fehler macht oder völlig unerwartete Entwicklungen auftreten. Daher sollten Sie etwa im Monatsrhythmus die Wertentwicklung kontrollieren und bei dauerhafter Minderleistung auch mal einen Fonds tausche.

4- Schritt: Die dritte Vermögensebene – Aufbau
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Aufgabe:
In dieser Schicht fangen Sie an, langfristigen Vermögensaufbau zu betreiben. Das Fundament wird Ihnen nur geringe Renditen liefern, es dient mehr zur Abdeckung der Eventualitäten und nicht zur Finanzierung des Ruhestands. Wenn Sie an spätere Zeiten denken, etwa in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren, können Sie auch schlechtere Zeiten überstehen und durch ein höheres Risiko auch eine höhere Rendite erzielen. Diese Rendite steht Ihnen allerdings nicht zu einem garantierten Zeitpunkt zur Verfügung. Es kann sein, dass Sie Ihr Geld noch eine Weile liegen lassen sollten, weil vielleicht die Aktienkurse gerade eingebrochen sind. Um solche Durststrecken zu überbrücken, haben Sie ja noch Ihre Reserven im Fundament I.

Zusammensetzung der Schicht:
Die Aufbauebene sollte ein ausgewogenes Risiko-/Rendite-Profil aufweisen. Es wäre verfehlt, aus Risikoscheu alleine auf Renten zu setzen, wenn Sie durch ein dickes Fundament I+II gut abgesichert sind. Deswegen gehören hier auch Aktien- und gegebenenfalls Rohstoffanlagen hinein. Allerdings sollten Sie dabei eher konservativ bleiben und Produkte wählen, die sich auch in schlechteren Zeiten noch gut schlagen. Im Gegensatz zur Spekulationsebene sind diese Anlagen darauf angelegt, einen längeren Zeitraum im Depot zu verbringen. Das können durchaus fünf, zehn oder zwanzig Jahre sein, wenn die Märkte dies rechtfertigen. In der Vergangenheit ließen sich durchschnittliche Renditen von sieben bis zwölf Prozent erzielen, wenn Papiere lange liegen gelassen wurden. Wer entsprechend der Marktsituation umgeschichtet hat, konnte ohne Weiteres auch mehr als zwölf Prozent erreichen.

Im Aktienbereich gehören zu solchen Dauerläufern eher dividenden- und wertorientierte Fonds [Artikel 7.3 und 7.4], darüber hinaus Zertifikate mit einem gewissen Risikopuffer (Bonus- oder Discountzertifikate [Artikel 10) oder als Mischung aus Aktien und Renten Wandelanleihenfonds [Artikel 8]. In diesen Bereichen müssen Sie für begrenzte Zeiträume mit Kursverlusten rechnen, auch gute Fonds können durchaus mehrere Jahre unter Wasser liegen. Die Wahrscheinlichkeit, solche Durststrecken schneller als andere Produkte zu überstehen, ist recht groß.

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Eine wichtige Frage ist noch die, wie viel Geld Sie in die Aufbauebene investieren sollten. Im Gegensatz zum Fundament lässt sich hier keine feste Grenze bestimmen. Das Kapital dieser Ebene wird den wesentlichen Beitrag zu Ihrem Endkapital leisten, das Ihnen zum Beispiel zum Renteneintritt zur Verfügung steht. Sie können alle weiteren Einzahlungen in diesem Bereich vornehmen, aber auch etwas für die vierte Ebene (Spekulation) abzweigen. Dort können Sie besondere Renditechancen nutzen, gehen dabei aber ein höheres Risiko ein und müssen sich intensiv um Ihr Geld kümmern. Es nutzt also nichts, zu empfehlen, 20 Prozent des freien Kapitals für spekulative Zwecke zu nutzen, wenn keine Zeit für die Beobachtung der Anlagen vorhanden ist.

Grundsätzlich spricht jedoch nichts dagegen, im Umfang von 10 bis 20 Prozent spekulativ anzulegen, wenn das Fundament steht und das Aufbaukapital voraussichtlich für die Erreichung der finanziellen Ziele reicht. Dann können spekulative Gewinne das Sahnehäubchen darstellen. Sie sind aber auch so hohen Risiken unterworfen, dass Sie immer in der Lage sein müssen, einen Totalverlust zu verschmerzen. Dieses Geld darf Ihnen am Ende nicht fehlen! Nehmen wir an, Sie haben noch zehn Jahre Zeit, um Ihr Finanzziel zu erreichen. Aktuell haben Sie 150000 Euro angelegt, am Ende sollen es 250000 Euro sein. Wenn Sie von einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent ausgehen, dann werden aus Ihren 150000 Euro nach zehn Jahren knapp 300 000 Euro [Beispielrechnungen in Artikel 2].

Daher könnten Sie alle weiteren Gelder spekulativ anlegen, ohne dass Sie Ihr Ziel gefährden. Wenn Sie noch ganz am Anfang stehen und natürlich nicht überblicken können, was in den nächsten 30 Jahren passieren wird, dann hilft die Prozentregel. Bei der Zusammensetzung der Aufbauebene sollten Sie sich von langfristigen Überlegungen leiten lassen. Während allgemein über Regeln wie Aktienanteil = 100 – Lebensalter philosophiert wird (ein 40-Jähriger sollte dann 60 Prozent in Aktien anlegen), können Sie nach Ihrer individuellen Situation und Ihrer Risikoeinstellung gehen. Wenn das Fundament steht und Sie noch ein, zwei oder drei Jahrzehnte Zeit haben, dann kann der Aktienanteil in dieser Schicht auch bei 100 Prozent liegen. Voraussetzung ist natürlich, dass sich die Kurse nicht gerade auf dem Weg nach unten befinden, das wäre jeweils aktuell zu prüfen.

Bei ausreichendem Fundament können zum Beispiel die monatlichen Überschüsse in solche Produkte investiert werden. Hierfür benötigen Sie aber schon einen gewissen Überblick über das Marktgeschehen. Auch wenn ein Aktienfonds mit Schwerpunkt Dividende ein vergleichsweise risikoarmes Produkt ist, wird er in Baissezeiten verlieren. Es lohnt sich dann nicht, dort zu investieren. Informieren Sie sich daher möglichst regelmäßig über die Kursentwicklung, die Ertragssituation der Unternehmen und die Zinspolitik der Notenbanken [Artikel 12]. Produkte in der Aufbauebene müssen nicht von heute auf morgen ge- oder verkauft werden, es gibt nur Zeiten, in denen man besser die Aktienseite und Zeiten, in denen man besser die Rentenseite aufstockt. Oder auch mal Positionen abbaut.

Lassen Sie sich aber nicht von einem einzigen Zeitungsartikel dazu verleiten, alle Aktienfonds zu verkaufen, nur weil irgendjemand schwarz sieht. Meist lesen Sie eine Woche später eine gegenteilige Meinung. Legen Sie sich ein dickes Fell zu, suchen Sie aber auch nach Argumenten für und gegen eine Anlage. Lesen Sie dazu die Berichte von Fondsmanagern, stöbern Sie auf den Finanzportalen nach Nachrichten und Analysen, surfen Sie durch die Research- Seiten der Banken, achten Sie auch auf Auswertungen zu Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien.
Das klingt zunächst unübersichtlich, aber Sie werden schnell feststellen, dass sich die Informationen wiederholen. Dann haben Sie aber auch schon den nötigen Überblick und können eine Entscheidung für oder gegen Aktien beziehungsweise einzelne Regionen fällen.

Vor allem werden Sie schnell eine Lieblingsinformationsquelle haben. Das kann Ihre Tageszeitung sein, ein Wirtschaftsmagazin, ein Finanzportal im Internet oder was auch immer. Wichtig ist nur, dass Sie diese Quelle nicht ganz aus den Augen verlieren. Je nachdem, wie oft und wie viel Geld Sie anlegen, kann es sinnvoll sein, wöchentlich, monatlich oder auch nur quartalsweise nach dem Rechten zu sehen.
Auf wie viele Produkte soll man das Geld verteilen? Als Anhaltspunkt können Sie sich an folgender subjektiver Empfehlung orientieren (gilt für Fonds und Zertifikate, nicht für einzelne Aktien und Anleihen):

Anlagevolumen unter 20 000 Euro: mind. 4 Positionen
Anlagevolumen 20 000 – 50 000 Euro: mind. 6 Positionen
Anlagevolumen 50 000 – 100 000 Euro: mind. 8 Positionen
Anlagevolumen 100 000 – 500 000 Euro: mind. 10 Positionen darüber hinaus: je nach individueller Zielsetzung.

Kontrolle: Vergleichen Sie regelmäßig die Wertentwicklung Ihrer Fonds mit der anderer (das geht ganz einfach, wenn Sie bei einem Finanzportal oder einer Online-Bank Fonds einer Kategorie nach der Wertentwicklung auflisten lassen). So können Sie erkennen, falls ein Produkt nicht mehr läuft, der Markt sich verändert hat oder bessere Produkte auf den Markt gekommen sind [Artikel 7.4]. Sollte sich ein Fonds aus Ihrem Depot kontinuierlich verschlechtern, sollten Sie ihn austauschen. Kurzzeitig kann es aber immer passieren, dass er schlecht dasteht – das kann sich schnell wieder ändern, daher nicht zu schnell verkaufen!

Ein einfacher Indikator ist auch das Rating. Solange der Fonds vier oder fünf Sterne bei S&P und Morningstar beziehungsweise bei Feri ein A oder B hat, müssen Sie sich keine Gedanken machen. Geht es weiter herunter, sollten Sie sich näher mit dem Fonds beschäftigen. Allerdings kann auch ein Zwei- oder Drei-Sterne-Fonds eine Berechtigung haben, wenn er seine schlechte Wertentwicklung mit einem hohen Maß an Sicherheit ausgleicht. Die geht zwar auch in das Rating ein, aber nur in begrenztem Umfang. Sie können sich bei der Bewertung von Fonds auch an folgender Checkliste orientieren (Beispiel vom Oktober 2006):

Beispiel für eine Fonds-Checkliste
Beispiel
Fonds – Global Advantage Major Markets High Value 972580
Anlagespektrum – Aktien weltweit, Value
Rating Morningstar – 5 Sterne S&P: 5 Sterne Feri: A
Benchmark – MSCI World
Wertentwicklung 12 Monate -18%
Wertentwicklung 36 Monate – 85 %
Wertentwicklung 60 Monate – 67%
Benchmark 12 Monate – 9%
Benchmark 36 Monate – 46%
Benchmark 60 Monate – 16%
Größter Verlust 12 Monate – 12%
Factsheet – unter Statestreetfrance
Quartalsbericht – keiner
Jahresbericht – gelesen
Volumen – 270 Mio. HUR

Eine solche Checkliste auszufüllen, ist mit Aufwand verbunden. Alternativ können Sie auch die meist bereitgestellten monatlichen Factsheets ausdrucken, da steht das nämlich auch drin (Ausnahme ist oft der max. Verlust – den finden Sie unter den Fondskennzahlen bei vielen Online-Banken [Artikel 3] und Finanzportalen [Artikel 15]).
• Das Anlagespektrum ändert sich nie – Sie sollten aber ein Auge darauf haben, um nicht nur in einen Bereich zu investieren. So ergibt es keinen Sinn, mit fünf Fonds in Amerika investiert zu sein, dafür aber Asien außer Acht zu lassen.

• Mit dem Rating prüfen Sie die Leistung des Fonds im Vergleich zu anderen. Nur wenige Fonds haben kontinuierlich fünf Sterne, deswegen ist ein Rücksetzer verzeihlich. Geht es kontinuierlich bergab, ist das ein Trennungsgrund.

• Über die Benchmark wurde schon im Fondskapitel gesprochen. Wenn Sie ein wenig mehr Zeit investieren können, dann vergleichen Sie die Wertentwicklung mit der eines Indexfonds oder eines Performance-Zertifikats auf die Benchmark. Dann sind die Dividenden drin.

• Die Wertentwicklung finden Sie im Factsheet und bei jeder Online-Bank und jedem Finanzportal. Vergleichen Sie auch die Langzeit-Wertentwicklung. Mal ein Jahr gut zu sein ist nicht so schwierig. Wahre Klasse zeigt sich erst nach mehreren Jahren.

• Der größte Verlust ist für Sie eine Risikoinformation. Sie können im Vergleich sehen, ob der Fonds besonders stark in Schwächephasen reagiert. Das ist ein Zeichen dafür, dass er im Wesentlichen das kauft, was gerade gut läuft, und nicht das, was wirklich werthaltig ist. Langfristig schneiden die Fonds am besten ab, die relativ geringe höchste Verluste aufweisen.

• Die Factsheets sollten Sie zumindest gelegentlich lesen, dazu müssen Sie aber selbst aktiv werden. Quartalsberichte gibt es nur bei wenigen Gesellschaften, sie sind aber meist recht informativ, weil die Strategie des Fondsmanagers beschrieben wird. Wenn Sie eine größere Anzahl Fonds besitzen, dann verfolgen Sie zumindest die Berichte über die drei oder vier größten in Ihrem Depot.

• Der Rechenschaftsbericht ist meist schwer verdaulich und kommt mit erheblicher Verzögerung. Über das aktuelle Portfolio sagt er wenig aus. Interessant sind aber die Kosten. Sie werden meist aus gutem Grund gut in Zahlenfriedhöfen versteckt. Sie sollten aber trotzdem danach suchen und entscheiden, ob Sie für Ihr Geld genug Leistung bekommen haben.

• Zuletzt spielt noch das Fondsvolumen eine Rolle. Erst einmal können Sie sehen, ob sich der Fonds einer großen Beliebtheit erfreut. Umgekehrt sehen Sie auch, ob im Falle einer schlechten Wertentwicklung Anteile zurückgegeben werden – was ein wirklich schlechtes Zeichen ist. Wenn sich Ihr Fonds aber auf kleine Unternehmen konzentriert, dann kann ein hohes Fondsvolumen problematisch werden.

Das Depot sollte mindestens monatlich kontrolliert werden, um Überraschungen zu vermeiden. Auch wenn Sie nicht immer kurzfristig eingreifen müssen und sollen, hilft dies aber, ein Gefühl für die Kursentwicklung zu bekommen. Vor allem muss man oft erst lernen, mit Kursverlusten umzugehen und nicht gleich in Panik zu verfallen. Verluste sind genauso normal wie Gewinne, nur seltener. (Das liegt schon allein daran, dass Tagesverluste meist stärker sind als -gewinne. Verkaufspaniken äußern sich stärker als Kaufpaniken!)
5. Schritt: Die vierte Vermögensebene – Spekulation

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Aufgabe: Es gibt Anleger, die handeln nach einem klaren Grundsatz: Jedes Jahr wird ein bestimmter Betrag für spekulative Zwecke aus dem Budget abgezweigt (zum Beispiel 1000 Euro). Geht die Spekulation auf, wird daraus der Urlaub (oder eine Anschaffung) finanziert. Scheitert sie, bleibt man zu Hause. Dann lässt sich der Verlust besser verkraften – beziehungsweise aussitzen. Auf jeden Fall ist das Thema Spekulation eines für sich und belastet nicht das Aufbauprogramm. Und so soll es auch sein. Wenn Sie die Einzahlungen in die dritte Ebene durchdacht haben, dann wird es Ihnen leicht fallen, den Rest Ihrer monatlichen oder jährlichen Überschüsse für spekulative Zwecke zu verwenden. Dass Sie hier nicht die Hälfte Ihres verfügbaren Geldes einsetzen, versteht sich von selbst. Es gibt zwar Menschen, die das machen, aber nicht alle sind erfolgreich damit. Wir wollen hier den sichereren Weg beschreiten.

Zunächst sollte man noch kurz darüber nachdenken, was Spekulation hier heißen soll. Vielleicht haben Sie im September 2006 vom Fall des Hedge-Fonds Amaranth gehört. Der hatte auf einen Anstieg der Gaspreise im Sommer aufgrund von Wirbelstürmen spekuliert. Historisch gesehen war das eine sichere Sache. Nur 2006 nicht. Da kam ja einiges nicht so, wie man es sich wünschte, und so setzte Amaranth einige Milliarden in den Sand. Das ist eine Spekulation, wie sie oft in der öffentlichen Diskussion ist. Wir meinen hier aber spekulative Anlagen im Sinne höherer Renditeerwartungen und Risiken, die aber noch für einen Privatanleger überschaubar sind.

Damit befinden wir uns im Bereich der Aktien und Anleihen in Schwellenländern, der Small Caps, der Anlage in (Boom-) Branchen usw. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Fonds, die entweder konzentriert in einzelne Bereiche (Länder, Branchen) investieren oder das Risiko breiter streuen. Da Sie hiermit Ihre Gesamtrendite steigern können, dafür aber höhere Risiken in Kauf nehmen und vor allem die Märkte intensiv beobachten müssen, spricht man hier auch von spekulativen Anlagen. Während wir in den drei anderen Ebenen mehr oder weniger stillschweigend davon ausgegangen sind, dass Sie in Fonds und Zertifikate investieren, kommen hier natürlich auch einzelne Aktien oder Anleihen in Frage [Artikel 8 und 9]. Dies setzt allerdings eine detaillierte Recherche über die Ertragsaussichten voraus.

Zusammensetzung der Ebene: Diversifikation ist in dieser Ebene nicht mehr das oberste Gebot. Wenn Sie nämlich in mehr oder weniger alles investieren, dann bilden Sie bestenfalls einen Welt-Aktien- oder Rentenindex nach, allerdings zu gigantischen Kosten. Stattdessen ist eine genaue Auswahl von Anlagesegmenten erforderlich, die Erfolg versprechend sind. Ansatzpunkte gibt es genug: wachsende Beliebtheit der Schwellenländer, deutliche Unterbewertung einzelner Aktien oder Branchen, erhebliche Nachfragesteigerungen in bestimmten Branchen, nachhaltige Zinssenkungen, Wegfall bedeutender Risiken usw. In solchen Situationen können Trends entstehen, die Wochen, Monate oder gar Jahre dauern.

Diese können Sie mitnehmen, sie müssen allerdings entdeckt werden, bevor sie wieder auslaufen. Heutzutage entstehen sie sehr schnell und entladen sich nicht selten in einer deutlichen Korrektur mit Kursverlusten von nicht selten 20 Prozent innerhalb weniger Tage. So gab es 2005 in Deutschland eine Solaraktien-Welle, schossen die Aktien in Korea, Brasilien und Japan nach oben, wirkte von 2005 bis Mitte 2006 weltweit ein teils inflationärer Rohstofftrend, waren im Sommer und Herbst 2006 Banken en vogue, gab es zwischendurch immer wieder mal eine Internet-Mode und dergleichen mehr. Profitieren kann man allerdings von diesen Entwicklungen nur durch das richtige Timing, ansonsten nivellieren sich die Kursentwicklungen so sehr, dass man sich mit solch spekulativen Entwicklungen nicht beschäftigen muss.

Geldanlage leicht gemacht - das Ebenenkonzept der Geldanlage78

Kontrolle: Konzentrieren Sie sich daher lieber auf einzelne Entwicklungen, die Sie auch beobachten können. Gerade wenn Sie in einzelne Aktien oder sogar Rohstoffe investieren, sollten Sie die Wertpapiere durch Stop-Loss-Orders absichern, so dass sie bei einem bestimmten Kursverlust automatisch verkauft werden. Dies funktioniert allerdings nur beim Börsenhandel, also nicht bei der Rückgabe von Fondsanteilen über die Fondsgesellschaft. Hilfreich ist es, bei der Online-Bank beziehungsweise einem Finanzportal eine sog. Watchlist (Favoritenliste) anzulegen.

Sie geben einfach die Produkte ein, die Sie im Depot liegen haben beziehungsweise die Sie interessieren (Fonds, Anleihen, Aktien, Zertifikate und so weiter) und können dann tagesaktuell nach- sehen, wie sich deren Wert entwickelt. Oft kann auch eine Alarmfunktion aktiviert werden, die Sie benachrichtigt, wenn bestimmte Kurse über- oder unterschritten wurden. Diesen Alarm können Sie als Signal verwenden, sich von einer Position zu trennen beziehungsweise überhaupt erst einzusteigen.

Mit Puffer nach unten und ohne Grenze nach oben – Bonuszertifikate richtig verstehen

Discountzertifikate funktionieren schlecht in Zeiten geringer Volatilität und hoher Kursgewinne. Die eingebaute Obergrenze schneidet nämlich Gewinne ab, die über ein festgelegtes Niveau hinausgehen. Wenn sich die Märkte stark positiv entwickeln, haben die Discount-Anleger das Nachsehen. Um den weniger risikofreudigen Anlegern ein attraktives Zertifikat anbieten zu können, wurden deswegen die Bonuszertifikate entwickelt. Sie funktionieren ganz anders, passen aber zu der gleichen Einstellung zum Markt.

Hier werden aber die Dividenden genutzt, um eine besondere Art von Option zu kaufen, die einen Risikopuffer konstruieren lässt. Es handelt sich um Down-and-Out-Put-Optionen, die verfallen, wenn eine Schwelle unterschritten wird. Darauf gründet der Bonus-Mechanismus: Der Emittent kauft die zugrunde liegende Aktie beziehungsweise den Index (Basiswert oder Underlying) und investiert die erhaltenen Dividenden in Optionen. Je tiefer deren Verfallsniveau liegt, desto teurer sind sie. Wird das Niveau nicht unterschritten, zahlt der Emittent nicht nur den aktuellen Kurswert aus, sondern mindestens noch einen gewissen Zusatzbetrag, das so genannte Bonusniveau.

Sollte die Option wertlos werden, also der Kurs der Aktie/des Index irgendwann einmal zu weit fallen, dann entfällt auch der Bonusmechanismus und der Anleger erhält nur den Kurswert zurück. Der Emittent kann sich entscheiden, ob er eine höhere Bonusrendite oder lieber einen größeren Risikopuffer anbieten will. Letztlich haben Anleger immer die Auswahl aus unterschiedlichen Produkten mit unterschiedlicher Risiko-/Rendite-Struktur.

In Abbildung sind drei Kursverläufe einer Aktie/einer Index eingezeichnet .Der Kurs liege aktuell bei 100 Euro .Aufgrund der gewählten Bedingungen liegt das Absicherungsniveau bei 73 Euro und das Bonusniveau 122 Euro. Entwickelt sich der Basiswerte wie in Fall 1 gezeigt, dann wird am Fälligkeitstag der gültige Kurswert ausgezahlt .Die Absicherung wurde nicht benötigt, das Bonuslevel überschnitten. Daher war die Option letztlich wertlos. Der Anleger verliert die Dividende. In Fall 2 bleibt der Basiswert innerhalb des Kanals aus Absicherungs- und Bonusniveau. Zum Fälligkeitstag wird das Bonusniveau ausgezahlt (122 Euro, obwohl der Kurswert nur bei 95 Euro liegt). Da dieses über dem Kurswert liegt, erzielt der Anleger einen Gewinn (es sei denn, die Dividendenzahlungen wären mehr wert gewesen).

Fall 3 verläuft ungünstig für den Anleger. Da der Kurs des Basiswerts zwischenzeitlich das Absicherungsniveau unterschreitet, verfällt die Option und damit der Anspruch auf den Bonus. Der Anleger erhält den Kurswert von 90 Euro und verliert die Dividende. Sie können hieran erkennen, dass Bonuszertifikate nur in Märkten mit moderaten Kursentwicklungen interessant sind. Sie bieten einen begrenzten Schutz gegen Kursverluste und eine gewisse Mindestrendite, wenn die untere Grenze nicht verletzt wird.

Der Kursverlauf der Zertifikate verläuft recht nahe an den Basiswerten. In bestimmten Situationen können sich aber auch recht deutliche Abweichungen ergeben. Beispielsweise verlieren ausgesprochen konservative Zertifikate mit hohem Puffer in Krisenzeiten weniger an Wert. Gerät der Kurs des Basiswerts gefährlich nahe an das Absicherungsniveau, verliert das Zertifikat stärker. Die Option ist dann kaum noch etwas wert. Daraus ergeben sich dann interessante Perspektiven für den Kauf älterer Zertifikate. Wer nämlich nicht nur nach den Neuemissionen schaut, sondern vor allem nach Kursrücksetzern ältere Zertifikate analysiert, der kann sowohl unter den Bonus- als auch den Discountzertifikaten wahre Schnäppchen finden.

Wer darauf vertraut, dass nach dem Einbruch ein kontinuierlicher Aufschwung stattfindet, der kann mit überdurchschnittlichen Renditen rechnen. Die Auswahl eines Bonuszertifikats ist insofern nicht einfach, als es eine Vielzahl von Produkten und auch Varianten gibt (komplexere Bonuszertifikate betrachten wir hier nicht, zumal ihr Vorteil meist nur in bestimmten Situationen zum Tragen kommt). Auf verschiedenen Webseiten finden Sie aber Instrumente zur Auswahl. Hier können Sie unter Zertifikate unter anderem Best Bonus auswählen und erhalten dann eine Auswahlmatrix mit verschiedenen Puffer-Klassen und Basiswerten.

Mit Puffer nach unten und ohne Grenze nach oben – Bonuszertifikate richtig verstehen46

Sie können nun eine Produktklasse auswählen und dann unter den gelisteten Produkten der Partnerunternehmen das geeignetste Zertifikat aussuchen. Hier wurden für den Basiswert DJ EuroStoxx 50 Zertifikate mit mehr als 20 Prozent Puffer gewählt und dann nach Fälligkeit sortiert. Hier finden Sie zum Beispiel ein Zertifikat mit hohem Bonusertrag und geringem Puffer (also offensiv) – SBL98D – und nebenan eines für Katastrophentheoretiker mit mehr als 40 Prozent Puffer – BNiSPK. Der Preis dafür ist allerdings eine Obergrenze, ab der das Zertifikat Kurssteigerungen nicht mehr mitmacht. Es handelt sich um eine Sondervariante, ein so genanntes Capped-Bonus-Zertifikat (oben mit einem ! gekennzeichnet). Diese Beschränkung ermöglicht es aber, einen noch größeren Puffer anzubieten.

Mit Puffer nach unten und ohne Grenze nach oben – Bonuszertifikate richtig verstehen47

Vorsichtshalber sei darauf hingewiesen, dass bei zum Beispiel dreijährigen Zertifikaten 20 oder 25 Prozent Puffer sehr knapp sind. Immerhin gehen die Dividenden ab und sind Rücksetzer von 10- 20 Prozent als normales Kursrisiko einzustufen. Der Puffer ist dann schnell verbracht. Dies gilt vor allem für Aktien-Zertifikate.

Möglichkeiten zur Begrenzung des Risikos – Risiken der Geldanlage

Inzwischen wissen Sie einiges über die unterschiedlichsten Arten von Wertpapieren, können sie beurteilen, kaufen und verkaufen – es fehlt aber noch etwas Strategiebewusstsein. Das kann man nicht unbedingt in einem Buchkapitel vermitteln, man kann aber die nötigen gedanklichen Prozesse anstoßen. Auch bei größtem Engagement werden Sie nicht innerhalb von Monaten zum Anlageprofi werden. Man sagt über Fondsmanager zum Beispiel, dass sie erst eine Auf- und eine Abschwungphase heil überstanden haben müssen, um ein Qualitätsurteil über sie fällen zu können. So zeigt sich oft, dass ein Manager gut in Boomphasen ist, mit einer Rezession aber gar nicht zurechtkommt. Nur wenige schaffen beides, von der Beherrschung mehrerer Produktkategorien ganz zu schweigen. In diesem Artikel sollen daher einige wichtige strategische Probleme angesprochen werden, die Ihnen helfen, mit unterschiedlichen Situationen fertig zu werden.

Fine der zentralen Fragen für Anleger ist die, inwieweit es möglich ist, ein etwas besseres Verhältnis von Rendite und Risiko herauszuschlagen. Der Nobelpreisträger für Wirtschafswissenschaften Harry M. Markowitz zeigte in seiner Portfoliotheorie, dass durch die Kombination unterschiedlicher Wertpapierklassen (so genannte Assetklassen wie Aktien, Renten, Immobilien) das Risiko bei gleicher Rendite gesenkt oder die Rendite bei gleichem Risiko gesteigert werden kann. Das klingt ein wenig nach Zauberei, ist aber das Schlüsselinstrument der langfristigen Vermögensplanung.

Optimale Portfoliostrukturen lassen sich mit Computerunterstützung berechnen. Privatanleger, die aber nicht noch in mathematische Verfahren einsteigen wollen, können sich von einem einfachen Prinzip leiten lassen: Nie ausschließlich in Assetklassen investieren, die hoch miteinander korrelieren! Dazu muss man wissen, welche Zusammenhänge es gibt. Prinzipiell gilt ein negativer Zusammenhang der Kursentwicklung bei Renten und Aktien. Durch eine geschickte Mischung kann die Relation aus Rendite und Risiko optimiert werden. Aber Achtung: Es gibt auch Phasen, in denen beide parallel verlaufen.

Der RexP ist der Rentenindex (inklusive Zinsen) und steht damit für den Rentenmarkt, der DJ Stoxx 600 Total Return umfasst die 600 größten europäischen Unternehmen inkl. Dividenden. Wer sein Aktienrisiko durch Beimischung von Renten reduzieren wollte, hat außer einer Renditereduktion kaum etwas erreicht. Sogar im Oktober 2005, als die Aktienkurse deutlich einbrachen und klassischerweise mit einem Kursanstieg der Renten zu rechnen gewesen wäre, war der Rentenmarkt keine Alternative. Das System funktioniert nämlich nicht in Zeiten steigender Zinsen und Zinsängste.

Möglichkeiten zur Begrenzung des Risikos - Risiken der Geldanlage61

Die Risikoreduzierung muss also mitunter anderweitig gesucht werden. Gerade in Zeiten steigender Kurse müssen Märkte gesucht werden, die nicht parallel laufen, aber in der Tendenz steigen. Funktioniert das zum Beispiel mit USA und Deutschland? Die Aufteilung des Anlagevolumens auf den deutschen und amerikanischen Aktienmarkt ist nur teilweise hilfreich. Von Anfang 1998 bis Herbst 2006 nahmen sich beide Indizes nichts (de facto waren die Amerikaner besser, weil nur im Dax die Dividenden enthalten sind). Allerdings schwankt der Dax deutlich stärker, was man in der Krise 1998, im Boom 1999 und in der Krise 2002 deutlich miterleben durfte. Der S&P 500 lief allerdings prinzipiell parallel, das heißt beide sanken und stiegen gleichzeitig. Nur 2005 gab es eine Phase, in der der Dax sich deutlich vor den S&P 500 setzte. Zwischenzeitliche Kurskorrekturen liefen aber wieder gleichzeitig ab. Bei der Korrektur im Mai/Juni 2006 fiel der DAX wesentlich stärker als der S&P 500, so dass sich beide Indizes wieder ein wenig näher kamen.

Möglichkeiten zur Begrenzung des Risikos - Risiken der Geldanlage62

Mythos Rohstoffe
Vor allem seit 2005, als mit schöner Regelmäßigkeit Investitionen in Rohstoffe propagiert wurden, machten sich Anleger Gedanken darüber, ob Anlagen in Rohstoffen einen Risikoausgleich schaffen, ohne gleich die Rendite deutlich zu mindern. Vergleicht man den energielastigen GSCI Total Return Index von Goldman Sachs mit dem DJ Stoxx 600 Total Return, dann stellt man fest, dass es sowohl Zeiten gab, in denen die Rohstoffpreise deutlich positiv mit den Aktienkursen korrelierten, aber auch Zeiten negativer Korrelation. Seit Anfang 2003 gab es sowohl bei Aktien als auch bei Rohstoffen deutliche Kursgewinne, wobei die Schwankungen auf Aktienseite niedriger waren. Nur 2002 stiegen die Rohstoffe, während die Aktienkurse sanken. Auf der globalen Ebene sieht es also schlecht aus in Sachen Risikoreduzierung. Bei einzelnen Rohstoffen und Aktien beziehungsweise Branchen kann das Bild ein anderes sein, das setzt aber eine genaue Analyse der Märkte voraus.

Möglichkeiten zur Begrenzung des Risikos - Risiken der Geldanlage63

Wer Überlegungen zur Optimierung von Rendite und Risiko anstellen will, muss sich entweder die Kursentwicklungen in Grafiken ansehen oder auf Korrelationslisten zurückgreifen. Diese weisen jeweils aktuell die Korrelationen unter den größten Aktien-, Anleihe- und Währungsmärkten aus. Einige Researchabteilungen von Banken veröffentlichen sie, zum Beispiel die Raiffeisenbank unter RZB im Bereich Research.

Das Rendite-/Risiko-Maß eines Fonds: die Sharpe Ratio
Eine Optimierung des Rendite-/Risiko-Verhältnisses lässt sich beispielsweise auch bei der Auswahl von Fonds erreichen. Grundlage dafür ist die Sharpe Ratio, eine Kennzahl, die der Nobelpreisträger Sharpe entwickelte. Sie setzt die über den risikolosen Zinssatz hinausgehende Rendite in Beziehung zur Schwankungsbreite eines Fonds. Der risikolose Zinssatz entspricht etwa dem Zins für sichere Staatsanleihen und wird zurzeit meist bei 3 bis 5 Prozent angesetzt. Die Schwankungsbreite ist das Risikomaß und wird durch die Standardabweichung ausgedrückt, das ist die durchschnittliche Abweichung der Kurse vom Mittelwert.

Erreicht ein Fonds eine hohe Rendite bei geringen Schwankungen, dann ist seine Sharpe Ratio hoch. Weist ein anderer Fonds eine höhere Standardabweichung auf, erwirtschaftet er aber die gleiche Rendite, dann ist seine Sharpe Ratio geringer. Für den Anleger heißt das: Das Verhältnis aus Rendite und Risiko ist hier schlechter als beim ersten Fonds. Prinzipiell sollte die Sharpe Ratio positiv sein, sonst lohnt sich die Investition (formal) nicht. Anleger können anhand der Sharpe Ratio Fonds suchen, die überdurchschnittliche Rendite-/Risiko-Relationen erreichen.

Beispiele für Fonds
Die beiden Europafonds von Finter und Invesco sind bezüglich der Rendite-/Risiko-Relation ebenbürtig. Der Finter-Fonds wies eine hohe Volatilität auf, der Invesco war wesentlich stabiler. Im Betrachtungszeit- raum konnte der Finter von seiner Volatilität profitieren und stärker im Wert steigen. Der Invesco hatte dafür in der Korrektur von Mai bis August 2006 geringere Verluste hinzunehmen. Wer auf Sicherheit Wert legte, war in dieser Zeit mit dem Invesco besser bedient, wer keine Probleme mit dem Risiko hatte, konnte vom Finter profitieren.

Möglichkeiten zur Begrenzung des Risikos - Risiken der Geldanlage64

Fazit: Seit Anfang 2003 war eine effektive Risikobegrenzung durch Diversifikation kaum möglich. Während in der Börsenabschwungphase 2000-2003 immerhin noch Renten durch Kursgewinne überzeugen konnten, gab es fortan eine mehr oder weniger parallele Entwicklung. Renten wurden zwar 2005 unattraktiv, konnten aber Kursstürze an den Aktienmärkten im Frühjahr 2006 nicht abfedern, sondern verloren meist auch. Fortgeschrittene mögen daran erkennen, dass es nur ein vorübergehendes Angstphänomen war.

Was kann man also tun? Man kann sich natürlich beklagen, dass es so ist. Man kann sich aber auch freuen, dass die Aktienmärkte überaus hohe Kurssteigerungen ermöglichten. Es passiert nicht allzu oft, aber in dieser Zeit war eine Assetklasse deutlich vorne: die Aktie. Diversifizierte Portfolios mit höheren Rentenanteilen brachten im Wesentlichen Nachteile. Letztlich hatte man mit Diversifikation nichts erreicht und es zeigte sich, dass starre Anlageprinzipien, die die Marktsituation ignorieren, Geld kosten. Man muss letztlich lernen, flexibler zu denken. Einem Berater fällt dies wesentlicher schwerer als Ihnen, denn er ist an rechtliche Vorgaben gebunden, die sich aus Ihrer Risikoeinstufung ergeben.

Sie können selbst flexibler entscheiden, wenngleich Sie dabei auf sich alleine gestellt sind. Vor allem können Sie innerhalb des Aktienspektrums nach Produkten suchen, die das Risiko reduzieren, aber nicht negativ von Kursrückgängen am Rentenmarkt betroffen sind. Tipp: Suchen Sie Aktienfonds nicht nur nach der Rendite aus, sondern nach der Volatilität! Wenn Sie Fonds einmal nach der Volatilität sortieren, dann finden Sie mitunter wahre Perlen, die zwar nie die Jahresbesten nach Wertentwicklung sind, Sie aber in schlechten Zeiten nicht enttäuschen. Allerdings wird sich die Situation der letzten Jahre sicher nicht so fortsetzen. Die Zeiten der Liquiditätsschwemme sind vorbei, die Leitzinsen nähern sich einem neutralen Niveau. Es wird in Zukunft nicht mehr nur darum gehen, billiges Geld irgendwo anzulegen, sondern um nachhaltig profitable Investitionen.

Die Anforderungen an die Nachhaltigkeit von Unternehmensgewinnen und die Stabilität von Währungen werden steigen. Sobald sich die Zinssituation stabilisiert hat, werden Renten wieder eine Alternative zum Aktienmarkt sein. Allerdings deutet vieles daraufhin, dass das Zinsniveau allgemein deutlich niedriger sein wird als vor zehn Jahren. Insofern ist wieder mit vernünftigeren Verhältnissen zu rechnen, allerdings ohne dass Renten alte Renditeniveaus von acht Prozent und mehr erreichen werden.

Welche Zertifikate für welchen Anleger und welchen Markt geeignet sind

Zwar können hier nicht alle individuellen Wünsche und Marktsituationen berücksichtigt werden, einige allgemeine Hinweise lassen sich aber schon geben.

Welche Zertifikate für welchen Anleger und welchen Markt geeignet sind52

Allgemeine Hinweise für den Kauf von Zertifikaten:
1. Vergewissern Sie sich vorher, dass Sie den Mechanismus verstanden haben. Sehen Sie sich gegebenenfalls als Grafik oder Musterrechnung einen besonders guten und einen besonders schlechten potenziellen Kursverlauf an, so dass Sie über Verlustrisiken und gegebenenfalls Gewinngrenzen informiert sind.

2. Wenn Ihnen Zertifikate von einem Berater empfohlen werden, dann lassen Sie sich die Provisionen offenlegen. Je komplizierter das Zertifikat ist, desto höher dürfte der Provisionsanteil sein. Wenn Sie ihm beziehungsweise der Bank unterschreiben (zum Beispiel mit dem Depotvertrag), dass er/sie die Provisionen erhält, haben Sie keine Möglichkeit mehr, deren Herausgabe zu verlangen.

3. Bedenken Sie, dass die Rechnung oft nur zum Fälligkeitstermin aufgeht. Zwischendurch können sich ungünstige Kurse ergeben, so dass ein Verkauf nicht ratsam ist. Das hängt mit dem Kursverlauf der eingesetzten Optionen zusammen. Zudem werden die Kurse vom Emittenten gestellt und unterliegen nicht Angebot und Nachfrage.

4. Sehen Sie im Verkaufsprospekt nach, ob bei Fälligkeit die Aktie geliefert wird oder ein Barausgleich erfolgt. Bei Indizes kommt nur Letzteres in Frage. Sonst haben Sie aber eine Aktie im Depot, deren Verkauf wieder Kosten verursacht. Außerdem unterliegt sie auch weiter einem Kursrisiko.

5. Bedenken Sie, dass auch Zinsänderungen und steigende beziehungsweise sinkende Volatilität während der Laufzeit Auswirkungen auf den Kursverlauf haben. Ob nun positiv oder negativ, ist aufgrund der komplexen Struktur kaum zu sagen. Manchmal erscheinen die Kursverläufe nicht unbedingt logisch. Lassen Sie sich im Zweifel genau darlegen, ob Zins- und Volatilitätsänderungen Risikofaktoren darstellen. Kann Ihr Berater das nicht, sollten Sie im Zweifel auf einfachere Produkte ausweichen.

Vor allem dann, wenn Sie mehrere Zertifikatearten kaufen, sollten Sie kritisch hinterfragen, ob diese strategisch zueinander passen. Wirtschaftlich nutzt es nichts, gleichzeitig auf steigende und fallende Aktienkurse zu setzen, weil dann außer Kosten kaum etwas übrig bleibt.

Wissen die Experten mehr Börseninfo als die anderen Leute über Aktien usw

Kann man denn eigentlich den Prognosen der Experten für die Entwicklung der Indizes vertrauen? Eigentlich sollte man meinen, Vertreter von Banken verfügten über ein besonders inniges Verständnis der Märkte. Konsequenterweise werden sie auch regelmäßig zu ihren Einschätzungen befragt, was immer wieder ein gern gelesener Beitrag in der einschlägigen Presse ist. Sieht man sich die Ergebnisse an, könnte man aber eher verzweifeln. Nicht, dass es nie stimmt, was da prognostiziert wird. Wer es nur oft genug probiert, der trifft auch mal.

Bei der Frage nach den Dax-Prognosen für 2005 durch Dow Jones Newswire ergab sich eine Konsensschätzung von knapp 4 600 Punkten. Zum Beginn des Jahres stand er bei 4 250 Punkten, so dass man eine durchschnittliche Kurssteigerung von etwas mehr als fünf Prozent vorhersagte. Die Bandbreite der 18 befragten Banken ging von 4100 bis 4 900. Geirrt hatten sich alle, und zwar kräftig. Der Dax hatte nämlich nicht zugehört und stieg auf rund 5 400 Punkte. Ende 2005 wurde wieder befragt und es ergab sich eine durchschnittliche Schätzung von 5 688 Punkten für Ende 2006, wobei die untere Grenze bei 5 000 lag, die obere bei 6 000. Das zeigt schon einmal, dass es völlig unterschiedliche Meinungen gibt und man sich tunlichst nicht auf eine einzelne verlassen sollte.

Interessant ist der prognostizierte Anstieg von etwa sieben Prozent. Der entspricht dem langfristigen Kursanstieg und ist nichts anderes als die Vermutung, dass alles so kommen wird, wie es im Durchschnitt der Jahre immer kommt. Brauchen wir dafür Prognosen? Wenn also jemand sagt, die Aktienkurse würden wohl um sieben Prozent steigen, dann heißt das nichts anderes als: Ich habe keine Ahnung. Übrigens stieg der Dax 2006 auf knapp 6600 Punkte. Manchmal klappte es aber und dann heißt es: Die Prognosen funktionieren ja doch! 2004 war das der Fall, da stieg der Dax um seine durchschnittlichen sieben Prozent und alle waren glücklich.

Die Wahrscheinlichkeit einer mutigen Prognose, selbst wenn sie der persönlichen Einstellung entspricht, ist praktisch gleich Null. Zu groß ist die Angst davor, ähnlich wie beim Platzen der Technologieblase 2000-2003 für Enttäuschungen der Anleger verantwortlich gemacht zu werden. Es ist im Zweifel leichter, sich überrascht über die deutlicheren Kursgewinne zu zeigen, als sich mit enttäuschten Kunden auseinanderzusetzen. Nach den Kurseinbrüchen im Frühjahr 2006 wurden die Prognosen nur unwesentlich verändert. Der Dax war ja schon im April über das prognostizierte Jahresziel hinausgeschossen, und dass er dieses wieder erreichen würde, traute man ihm nicht zu.

Der Schock der überaus harten Korrektur saß tief. Aber auch diese wurde nicht vorausgesehen, wenn natürlich auch eine gewisse Ahnung in der Luft lag, denn die Kurse waren vorher sehr schnell gestiegen. Man konnte aber bei den meisten Fonds anhand der Wertentwicklung erkennen, dass kaum ein Fondsmanager vorbereitet war. Wenn Sie sich Interviews in Wirtschaftszeitungen, in Anlegermagazinen durchlesen oder in Börsensendungen ansehen, wenn Sie Kommentare zur Börsenentwicklung, Beiträge in Internetforen lesen, dann denken Sie daran, dass man immer berücksichtigen muss, welches Ziel jemand verfolgt.

Gerade in unruhigen Börsenzeiten sucht man nach Informationen und Meinungen, nach Möglichkeit nach solchen, die die eigene bestätigen. Das Sendungsbewusstsein aller Akteure, von Banken, Fondsgesellschaften oder Medien, ist extrem hoch. Und natürlich lässt sich alles kommentieren.

Wissen die Experten mehr Börseninfo als die anderen Leute über Aktien usw59

Aber da ja schon die offiziellen Prognosen der Banken ziemlich wertlos sind, was kann man von einem einzelnen Fachmenschen erwarten? Man muss bedenken, dass fast jeder ein bestimmtes Ziel hat, nämlich seine Produkte zu verkaufen. Wenn Ihnen ein Fondsmanager für chinesische Aktien erzählt, chinesische Aktien hätten in der nächsten Zeit ein hohes Kurspotenzial, dann kann das so sein – allerdings, erwarten Sie wirklich, dass er Ihnen vom Kauf seines Fonds abrät? Hier muss man zwischen den Zeilen hören. Natürlich wird man nicht abraten, ins eigene Produkt zu investieren, aber man will auch keine Gewinne versprechen, die einfach nicht zu erwarten sind. So werden Klauseln verwendet, die die Situation etwas schöner ausdrücken, als sie ist, und meist nur von Fachleuten verstanden werden. Es ist also letztlich nicht anders als beim Autohändler.

Wenn Sie zu Mercedes gehen, dann wird man nie sagen, ein BMW sei besser geeignet. Das Problem besteht aber darin, dass wir in Gelddingen tendenziell glauben, anderen vertrauen zu können. Es ist aber genauso ein Kampf um Umsatz und Gewinn wie in anderen Branchen auch. Sofern Sie daran denken, werden Sie nicht so schnell auf irgendwelche Superangebote und Trendthemen hereinfallen, werden Angebote kritisch durchleuchten und sich das beste heraussuchen.

Börse ist auch nur Fußball
Denken wir noch einmal kurz zurück: Im Jahr 2002 wurde die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Vizeweltmeister, sicherlich mehr, als man aufgrund der spielerischen Möglichkeiten erwarten durfte. Die Mannschaft war letztlich überbewertet, konnte sich aber mit Kampf- und Teamgeist durchsetzen. Das ging nicht lange gut und so gab es auch Phasen, in denen die Fähigkeiten realistischer bewertet wurden, so dass die Mannschaft etwa 2004 bei der Europameisterschaft früh ausschied. Zu einer kurzfristigen Überbewertung kam es ganz offensichtlich im selben Jahr bei Griechenland, der Erfolg hielt jedenfalls nicht lange und man fiel auf das fundamentale Niveau zurück.

Kurzfristig hätte man mit einer Wette auf die Mannschaft auch gut Geld verdienen können, wer später auf den Zug aufspringen wollte, wäre enttäuscht worden.
Wenn derzeit Brasilien, Spanien, Italien, Argentinien und so weiter als beste Mannschaften gehandelt werden, dann erfolgt dies auf Basis fundamentaler Bewertung. Man weiß, dass die Spieler Fußball spielen können, besser als die meisten anderen Mannschaften. Man weiß aber auch, dass es zufällige Ereignisse geben kann, die dem entgegenstehen. Dass zum Beispiel auch die Stimmung einfach schlecht sein kann, einige Spieler den einen oder anderen schlechten Tag erwischen, eine Wade verhärtet oder eine Sehne reißt. Die fundamentale Stärke muss sich nicht durchsetzen, zumindest nicht kurzfristig.

Vielleicht entfaltet sie sich aus irgendeinem Grund überhaupt nicht. 2002 etwa schoss Frankreich als Titelverteidiger bei der WM nicht ein einziges Tor. An der Börse geht es durchaus ähnlich zu. Hier spielen kontinuierlich Bullen gegen Bären: Und wenn die Bullen Tore schießen, steigen die Kurse; wenn die Bären sie schießen, sinken die Kurse. Langfristig gesehen wird sich die Mannschaft durchsetzen, die sich in der fundamental besten Situation befindet, das heißt die besten Spieler ins Rennen schickt und Reserven hat. Kurzfristig dagegen können ganz andere Entwicklungen auftreten. Eine Mannschaft kann durchaus Tore kassieren und im Sturm versagen, obwohl sie eigentlich punkten müsste. Sie findet einfach nicht den Einstieg ins Spiel, kann ihre Potenziale nicht abrufen.

So gibt es auch billige Märkte, die einfach nicht vorwärtskommen, während andere besser spielen als es ihren Fähigkeiten entspricht. Eine zentrale Frage ist nämlich, wer in den Teams der Bullen und Bären jeweils spielt. Zurzeit haben die Bären den Ölpreis im Aufgebot, der in den letzten Jahren immer besser ins Spiel kam und so manchen Ball im Tor der Bären versenkte. Zu verschiedenen Zeiten war er in der Lage, die ganze gegnerische Mannschaft zu lähmen, seine Gegner erstarrten fast vor Ehrfurcht. Dass nicht jeder Schuss ins Tor geht und auch der Ölpreis manchmal müde wird, mussten die Bullen erst lernen. In Russland ist er immerhin im Bullenlager aufgestellt und schießt ordentlich Tore.

Während der Ölpreis mit den Kriegsgefahren klar die Sturmspitze der Bären darstellt, stehen Gewinnwarnungen, Bilanzskandale, Konjunkturindikatoren und Immobilienpreise in der Abwehr. Bricht der Sturm der Bullen zu weit vor das Tor der Bären durch, dann versuchen diese, den Ball noch schnell unter Kontrolle zu bringen. Gelingt dies nicht, kann nur noch die Verlustangst mit einer Glanzparade einen Erfolg verhindern. Sie zu überwinden, ist nicht leicht, hält sie sich doch seit 2000 auf höchstem Niveau.

Wissen die Experten mehr Börseninfo als die anderen Leute über Aktien usw60

Die Gewinnwarnung putzt schon einiges weg, schlägt den einen oder anderen Ball in die Hälfte der Bullen zurück. Von der Seite kommt der eine oder andere Konjunkturindikator zur Hilfe, der immer mal wieder ein Bein stellen kann. Kommen die Bullen trotzdem weiter vors Tor, dann kann manchmal nur noch ein Bilanzskandal helfen, der den Stürmer zu Fall bringt. Wer stürmt für die Bullen? Die Unternehmensgewinne sind die Außenstürmer, die immer wieder nach vorne drängen und das Tempo bestimmen. Wenn sie gut mit Flanken aus dem Mittelfeld versorgt werden, erzielen sie viele Tore.

Das Mittelfeld ist allerdings recht launisch. Gesetzte Spieler wie das Wirtschaftswachstum haben zeitweise eine gute Kondition, verstolpern aber auch den einen oder anderen Ball. Manchmal kicken sie auch den Ball zurück zum eigenen Torwart, der Schnäppchenjagd, so dass das Spiel neu aufgebaut werden muss. Dabei geht Zeit verloren und die Stürmer stehen nutzlos herum, der Übernehmer wartet und wartet und nichts passiert. Aber auch sonst ist das Mittelfeld eher wacklig bestückt. Die Wechselkurse spielen mal auf der Seite der Bären, mal auf der Seite der Bullen. Keiner Seite gelingt es, sie dauerhaft an sich zu binden, allerdings will man auf ihre Hilfe auch nicht verzichten.

Wertvoll, wenn auch sehr defensiv eingestellt, sind die Kostensenkungen in den Unternehmen. Sie wehren einige gegnerische Angriffe ab, halten sonst aber eher den Ball in den eigenen Reihen, als dass sie direkt ins Tor zielen. Was gelegentlich herausspringt, sind Vorlagen für den Mittelstürmer der Bullen, das Übernahmeangebot. Gelingt es, eine Übernahme in den gegnerischen Strafraum zu bringen, ist ein Tor fast sicher. Auf die Abwehr wird kaum geachtet, obwohl sie gerade in stürmischen Zeiten gute Dienste leistet. Vor allem die Dividende gibt etwas Sicherheit, auch wenn sie einem Sturmlauf des Ölpreises nicht gewachsen ist. Ist die Mannschaft zu euphorisch eingestellt, wird sie mitunter gar nicht aufgestellt.

Langfristig rächt sich dies, weil sie die eine oder andere Katastrophe in Grenzen halten kann. Gerade dann, wenn parallel dazu niedrige Zinsen aufgestellt werden, ergibt sich aber eine gute Abwehrleistung. Wie wird entschieden, wer wann und wie spielt? Für diese Entscheidungen ist ein Trainer verantwortlich. Er muss eine realistische Einschätzung der Marktsituation haben, muss die Stärken und Schwächen der Bullen und Bären kennen. Leider hapert es hier ziemlich, weil viel zu viele Leute hineinreden wollen. Aber einer hat noch mehr zu sagen und zu denken als alle anderen. Und er sorgt seit langem dafür, dass die Bullen in allen Ländern ziemlich ähnlich gegen die Bären spielen, weil sie die gleiche Strategie fahren: Es ist der Präsident der amerikanischen Notenbank, der seine Einschätzung zur Entwicklung von Preisen, Wirtschaftsleistung usw. gibt und allein dadurch so manche Verteidigung zum Bollwerk gegen jeden Angriff werden lässt, aber auch unvermittelte Ballverluste der Stürmer im 16-Meter-Raum verursacht.

Er hat auch kein Problem damit, sein Mittelfeld mit Leitzinserhöhungen zu bestücken und damit den Spielen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Dieser Trainer entfaltet ungeheure Motivationskräfte, wird von Bären wie Bullen gleichermaßen geschätzt beziehungsweise gefürchtet. Bislang haben beide Seiten es nicht geschafft, ihn dauerhaft für sich zu engagieren oder ihn sich gerecht zu teilen. Er genießt es aber auch, seinen Marktwert durch geniale Schachzüge für die eine oder andere Mannschaft zu steigern. Und wird dadurch weltweit zur Kultfigur, überall verlaufen die Spiele gleichartig. Manchmal nutzt jedoch die beste Aufstellung nichts, der Gegner spielt sich einfach in einen Rausch. Handwerkliche Fehler werden gemacht, Komplexe machen sich breit. Dann kann auch die Seite punkten, der spielerisches Vermögen und Erfahrung fehlen. Auch die schwächer werdenden Unternehmensgewinne aus dem Mittelfeld tauchen vor dem Tor der Bären auf und versenken den Ball.

Die Bärenabwehr nimmt die neue Gefahr nicht ernst, wird nervös und versagt ein ums andere Mal. Nur die technische Analyse kann erklären, was auf den Märkten passiert, und die Spieler weiter antreiben zum Toreschießen, auf welcher Seite auch immer. Manchmal wachen die Bären erst spät auf und stellen fest, dass der Gegner nicht unverwundbar ist, dann schlagen sie zu, und zwar umso kräftiger. Sie bedienen die Gewinnwarnungen mit Flanken, schicken die Inflationsrate vor und verstärken sich mit Konjunkturindikatoren von der Ersatzbank. Aus einem zaghaften Konter wird ein wahrer Sturmlauf, der Ball um Ball im Bullentor versenkt. Das ist dann die Korrektur, die die Bären mitunter zum Ausgleich trägt oder sogar in Führung bringt.

Sie kommt oft genauso unerwartet wie mancher Sturmlauf der Bullen. Wenn die Bullen aber genügend Kondition haben, berappeln sie sich und gehen wieder in Führung. Vielleicht wird auch ein neuer Spieler gebracht, auf den die Bärenabwehr nicht eingestellt ist. Wenn die Trainer aber keine klare Vorstellung haben, kicken die Mannschaften orientierungslos vor sich hin, spielen wochenlang Querpässe im Mittelfeld und schläfern alle Beteiligten ein. Dann wird nur noch diskutiert und es schlägt die Stunde der Kommentatoren. Was ist los auf dem Platz? Wer wird das nächste Tor schießen? Ist die Aufstellung richtig? Dann werden Statistiken gewälzt, ob nicht der Monat Mai immer ein relativ schlechter ist, nach vier Toren nicht mindestens ein Gegentreffer kommen, der eine oder andere Spieler mal ausgewechselt werden müsste.

So wie wir wissen, dass Mannschaft X in den letzten drei Jahren ihre Heimspiele gewonnen hat, wenn sie zur Halbzeit durch das Tor eines linksfüßigen Abwehrspielers mit 1:0 führte, wissen wir auch, dass die Bären im September immer gut spielen. Zumindest so lange, bis die Bullen mal wieder besser sind. Alle Akteure übertreffen sich damit, Regeln darüber aufzustellen, wann was eintreten wird, gerade so, als wollte man nicht mehr spielen, sondern die Tore nur noch berechnen. Das ist eine interessante Beschäftigung und interessiert Börsianer wie Fußballfans. So gibt es schnell mehr berechnete als geschossene Tore, wird für jedes Kurszucken eine eigene Regel aufgestellt.

Hätten die Statistiker allerdings immer recht, bräuchten wir die Spiele nicht mehr, denn wir wüssten schon, wann England wieder Weltmeister wird und der Nikkei die 20 000 Punkte knackt. Und Deutschland hätte aus rein statistischen Gründen 2006 Weltmeister werden müssen. Allerdings wissen zumindest einige Hobby-Statistiker auch, dass Ereignisse meist dann nicht eintreten wollen, wenn alle darauf spekulieren. So gab es 2005 keinen Kurseinbruch im Mai, und wer hoffte, der Bann wäre gebrochen, sah sich dieses fahr getäuscht. Aber seien wir froh darüber: Nicht zu wissen, wer der nächste Europa- oder Weltmeister wird, erhält immerhin die Spannung. An den Börsen wird es nicht anders sein. Die Bären waren zwar im Trainingslager und haben einige neue Tricks gelernt. Die Bullen hat das mächtig beeindruckt, sie müssen erst einmal ihre Ehrfurcht ablegen. Dann werden sie ihre Abwehr verstärken und etwas defensiver Vorgehen, aber nicht kapitulieren.

Anlagemöglichkeiten außerhalb Deutschlands – hilfreiche Information

Was ich nicht kenne, esse ich nicht. Trifft das auf Sie zu? Falls ja, dann sollten Sie für alle Anlagefragen umdenken. Leider interessieren sich zu viele Anleger nur für das, was sie kennen beziehungsweise was sie zu kennen glauben. Und das sind dann die Produkte aus der Heimat. So vertrauen Deutsche den deutschen Staatsanleihen mehr als den französischen, kaufen Schweizer gerne Aktien Schweizer Unternehmen, weil sie häufiger mit ihnen zu tun haben. Vor allem glauben viele Anleger, Detailwissen zu haben beziehungsweise es rechtzeitig zu merken, wenn sich etwas schlecht entwickelt.

Andere Länder – andere Branchen
Besonders groß ist die Verlockung, wenn ein Anleger Aktien seines Arbeitgebers kauft oder eines Unternehmens, bei dem er selbst Kunde ist. Er glaubt dann meist, mehr als andere zu wissen und dieses Wissen nutzen zu können. Das funktioniert allerdings in den seltensten Fällen. Was Kurse treibt und vor allem von professionellen Investoren regelmäßig beachtet wird, sind Finanzdaten, die man nicht so leicht bekommt und nicht unbedingt leicht interpretieren kann. Dass ein Unternehmen schöne Produkte herstellt und/oder freundliche Mitarbeiter hat, ist eine feine Sache, aber nicht immer relevant für Investoren.

Was relevant ist, wird zu einem großen Teil von den Unternehmen kommuniziert. Dafür gibt es eine Verpflichtung zur Rechnungslegung und teilweise auch zu einer Quartalsberichterstattung. Dazu kommen Einschätzungen der Marktlage, der Branchenverhältnisse und der Unternehmenspläne. Bei großen Aktiengesellschaften ist die Transparenz so hoch, dass weltweit alle interessierten Anleger an die Informationen herankommen. Ländergrenzen spielen kaum noch eine Rolle. Deswegen gibt es auch keinen Grund mehr als deutscher Anleger einen Bogen um französische, Schweizer oder englische Aktien zu machen.

Ausnahmen bestehen jedoch in den fernen Ländern. Hier entstehen manchmal durch Sprachbarrieren und unterschiedliche Rechnungslegungsvorschriften Barrieren, die Privatanleger im Rahmen eigener Recherche nicht überschreiten können. Dafür gibt es allerdings Fonds, mit denen sich Regionen wie Japan, China oder Afrika abdecken lassen. Sicherlich verstehen nicht alle Fondsmanager ihr Handwerk, aber es gibt immerhin einige. Deren Fonds lassen sich wie in Artikel 8 beschrieben finden.
Um noch einmal auf das Beispiel des fremden Essens zurückzukommen:

Viele Menschen interessieren sich für ausländische und exotische Küche, weil sie Abwechslung suchen, anderen schmeckt sie einfach besser und wieder andere finden sie einfach gesünder. Grundsätzlich gilt, dass Ernährung aus gesundheidicher Sicht abwechslungsreich sein sollte. Der Körper benötigt viele unterschiedliche Bausteine, um richtig funktionieren zu können. Eine deutliche Konzentration auf nur wenige Stoffe ist, selbst wenn sie noch so gesund sind, kontraproduktiv. Zu viel Vitamin A oder B oder C schadet auch, erst recht, wenn gleichzeitig ein anderes vergessen wird.

Das Prinzip kann man auf die Anlagestrategie übertragen, was sowohl die Anlageklassen (Aktien, Renten, Immobilien, Rohstoffe, Sonstige) als auch die Anlageregionen betrifft. Zwar gab es in den vergangenen fünf bis zehn Jahren einen ziemlichen Gleichklang der Entwicklung in den Ländern, doch ist das Risiko einer international gestreuten Anlage immer noch geringer als das einer rein nationalen. Wenn Sie mit dem berühmten halben Auge die Kursentwicklung an den Börsen verfolgen, dann stoßen Sie immer wieder auf den Dax, den deutschen Standardwerte-Index. Er besteht aus gerade einmal dreißig Unternehmen, wobei die Musik bei E.ON, Siemens und der Allianz spielt.

Diese Unternehmen repräsentieren mehr als ein Viertel des Dax und beeinflussen damit ganz deutlich das Börsenbarometer. E.ON befindet sich erst seit einer fulminanten Rallye seit 2004 in diesem Kreis, früher lag die Telekom an der Spitze. Das heißt: Vor nicht allzu langer Zeit waren die Top-Unternehmen des Dax Zykliker. Heute ist es nicht mehr ganz so schlimm, aber fast. Die Konsequenz für den Anleger ist ein heftiges Auf und Ab bei den Kursen, so dass Anlagen in Krisenzeiten wenig sinnvoll erscheinen. Beim MDax, der so genannten Zweiten Reihe, sieht es besser aus, doch gibt es auch hier Merkwürdigkeiten. So wurden diese Unternehmen bis etwa 2003 wenig geliebt, dafür seither umso mehr mit Zuneigung und Geld überschüttet. Während sie früher unerklärlicherweise billig waren, wurden sie bis zum Jahr 2006 schon richtig teuer. Anlagen in Deutschland mussten schon immer mit viel Fingerspitzengefühl zusammengestellt werden. Wie man bei der Thematik der Volksaktie Telekom sehen konnte, funktionierte das recht selten.

Weniger Probleme hatten Anleger, die sich zumindest in ganz Europa umgesehen haben, am besten natürlich weltweit. So spielt beispielsweise eine Rolle, dass das Vereinigte Königreich im Konjunkturzyklus an einer anderen Stelle steht als der Euro-Raum. Man ist schlicht und einfach ein paar Jahre voraus. Die Unternehmen haben teilweise ihre große Aufschwungphase hinter sich, die Zinsen werden nicht mehr systematisch erhöht, sondern bleiben tendenziell konstant. Dazu kommen Besonderheiten wie eine ganze Reihe von börsennotierten Immobilienunternehmen, die es hierzulande kaum gibt, überdurchschnittliche Dividenden, die weit über dem deutschen Niveau liegen und verschiedene wenig konjunkturempfindliche Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Lebensmittel und Versorger.

Grundsätzlich schwankt der englische Aktienmarkt deutlich weniger als der deutsche, was ihn in guten Zeiten unattraktiv erscheinen lässt. In schlechten Zeiten überzeugt er jedoch durch eine wesentlich höhere Stabilität, das heißt man muss nicht mit den gleichen Kurseinbrüchen rechnen wie in Deutschland. Wer sich selbst über die Unternehmen informieren will, hat es mit englischen Sprachkenntnissen zudem leicht, Daten zu beschaffen. Ansonsten haben aber auch Fondsmanager keine Probleme damit. Es muss aber nicht die Insel sein, auch andere Regionen in Europa eignen sich für sicherheitsorientierte Anleger.

Dabei ist es zur Risikostreuung nicht unbedingt sinnvoll, parallel zu Deutsche Telekom-Aktien auch France Telecom-Aktien zu kaufen; denn wenn die einen baden gehen, baden die anderen mit. Interessant sind Branchen, die anderen Risikofaktoren unterliegen. So profitieren zum Beispiel skandinavische Unternehmen stärker vom Aufschwung im Baltikum, zudem gibt es interessante Technologie- und Energieunternehmen. Vor allem Norwegen bietet Anlagemöglichkeiten in der Ölförderung oder der Wasserkraft. Das fehlt in Deutschland völlig, eignet sich aber gut zur Risikostreuung.

In den Niederlanden und Belgien finden sich zum Beispiel Finanzdienstleister mit hohen Dividendenrenditen und vergleichsweise stabilen Kursverläufen. In Spanien konnte man durch Bau- und Immobilien-, Konsumunternehmen und Banken vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren (der sich sicher abschwächen wird), während die alten EU-Länder wie Deutschland und Frankreich noch stagnierten. Griechenland könnte auf absehbare Zeit von den neuen Beitrittskandidaten auf dem Balkan profitieren, so wie es in Österreich in den letzten Jahren der Fall war. Maßgebend ist jeweils, inwieweit es den Ländern gelingt, sich als Brückenkopf zu den Kandidaten zu positionieren.

Die Schweiz mag zwar klein sein, ist aber börsentechnisch umso bedeutender. Die Branchenstruktur ist so schief, dass man kaum zu einer Investition nur in der Schweiz raten möchte, doch ist gerade die Pharmabranche in schwierigen Börsenzeiten attraktiv. Wenn weltweit die Kurse zurückgehen, kann es in der Schweiz anders aus- sehen, weil dort der sichere Hafen gesehen wird. Dabei spielt auch der Schweizer Franken eine Rolle, in den schon mal umgeschichtet wird, wenn andere Währungen schwächeln. Ein weiterer Aspekt ist die Wachstumsstärke einer Wirtschaft. Unternehmen fällt es in einer dynamischen Umgebung leichter, Gewinne zu erzielen und zu steigern. Das treibt die Aktienkurse. Kapital wird aus stagnierenden Ländern abgezogen. Wenn nun das eigene Land in einer eher rezessiven Phase ist, können Anleger kaum Geld verdienen. Intelligenter ist es, auf wachstumsstärkere Länder auszuweichen beziehungsweise mindestens zu mischen. Wer beispielsweise aus Prinzip einen Bogen um die osteuropäischen Staaten machte, dem entgingen deutliche Kurssteigerungen (über Jahre hinweg!).

Ihm entging allerdings auch der Nervenkitzel regelmäßiger Kurseinbrüche. Mit einer intelligenten Streuung der Anlagegelder wurde man allerdings nicht in die Verzweiflung getrieben. Aber bitte nicht falsch verstehen: Einem Anleger in Tschechien oder Russland müsste man auch deutlich raten, nicht das ganze Geld in seinem Wachstumsland anzulegen. Für gewisse Zeiträume kann das einen Verlust von Rendite bedeuten, was durchaus schmerzen kann. Es kommt aber immer wieder zu Kursstürzen von 20 bis 30 Prozent innerhalb weniger Tage, ohne dass man sich sicher sein kann, es ginge schon wieder bergauf.

Die Liquidität dieser Märkte ist nämlich gering. Entschließt sich zum Beispiel ein größerer Fonds, aus einem Land auszusteigen, wird er nicht genügend Käufer auf dem alten Kursniveau finden. So kommt es zwangsläufig zu dem Kurssturz. Aber auch andersherum ist es nicht viel besser. Richten internationale Anleger ihr Augenmerk auf ein kleines Land, dann schießen die Kurse in die Höhe. Zuwächse um drei Prozent am Tag sind nicht außergewöhnlich. Sieht man sich den größten Aktienmarkt der Welt, den der USA, an, findet man solch starke Ausschläge äußerst selten. An der Technologiebörse Nasdaq sind zwei Prozent am Tag nicht selten, die besser gemischten Indizes S&P 500 oder Dow Jones Industrial Average verhalten sich aber wesentlich ruhiger. Dafür ist nicht nur die ausgewogenere Branchenstruktur verantwortlich, sondern schlicht die Größe der Unternehmen, konkret deren Marktkapitalisierung.

Das amerikanische Unternehmen General Electric kommt beispielsweise auf ca. 260 Milliarden Euro Marktkapitalisierung, etwa drei Mal so viel wie der gesamte österreichische Standardwerteindex ATX. Ein eher durchschnittliches Unternehmen aus dem DOW, AT&T, kommt auf fast 100 Milliarden Euro und liegt damit noch weit vor dem größten deutschen Wert, nämlich E.ON. In den EU-Beitrittsländern liegt etwa der tschechische Energieversorger CEZ in Sachen Marktkapitalisierung weit vorne, kommt aber nur auf ca. 18 Milliarden Euro.

Sie können sich also vorstellen, wie leicht es ist, den ganzen Markt eines kleineren Landes zu bewegen und wie schwierig es bei den wirklichen Dickschiffen des Aktienmarktes geht. Was der so genannte home bias, die Vorliebe für den heimatlichen Markt, bedeuten kann, mag man sich derzeit in Deutschland vor Augen halten. So wurde 2007 die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte erhöht, wird wohl 2009 die Abgeltungssteuer eingeführt, die Spekulationsfrist abgeschafft und gleichzeitig eine Unternehmensteuerreform durchgeführt.

Alles kann sich deutlich auf den Aktienmarkt auswirken, weil möglicherweise im Jahr 2007 die Gewinne sinken, 2008 sich Anleger vom Aktienmarkt zurückziehen, aber gleichzeitig die Gewinne aufgrund von Steuersenkungen wieder steigen. Natürlich kann es auch sein, dass nichts passiert, weil Anleger solche Entwicklungen schon frühzeitig in ihre Überlegungen einbeziehen. Wenn es aber deutliche Reaktionen gibt, könnten Anleger, die nur in Deutschland investieren, kräftig leiden. Auf andere Länder werden diese Veränderungen keine oder nur geringe Auswirkungen haben. Bei internationaler Streuung wird es auf jeden Fall ruhiger zugehen. Tabelle 11.1 fasst ein paar Hinweise auf sinnvolle internationale Anlagen zusammen.

Anlagemöglichkeiten außerhalb Deutschlands - hilfreiche Information53

Länder, die hier fehlen, müssen aber nicht gemieden werden. Sie weisen nur oft keine so deutlichen Schwerpunkte auf, dass man dieses Land im Hinterkopf behalten sollte. Entscheidend ist jeweils die Einschätzung der Entwicklung in diesen Ländern.

Outperformance-Zertifikate richtig verstehen – das Papier für Optimisten

Während die bisher vorgesteilten Zertifikate vor allem auf Risikominderung ausgerichtet waren und sich auch für stagnierende oder geringfügig fallende Märkte eigneten, kommen Outperformance-Zertifikate in steigenden Märkten zum Tragen. Sie eröffnen die Möglichkeit, an Kurssteigerungen mit einem Hebel zu partizipieren, ohne gleichzeitig das Risiko nach unten zu erhöhen. Was kostet mich das? werden Sie sicher fragen. Wie so oft lautet die Antwort: die Dividende.

Durch den Verzicht auf die Dividende kaufen Sie mit einem Outperformance-Zertifikat zum Basiswert (Aktie/Index) noch einen Call (Kaufoption) auf diesen Basiswert, so dass Sie von Kurssteigerungen mit einem Hebel (also zum Beispiel mit dem Faktor 1,3 oder 1,4) profitieren. Geht der Kurs zurück, passiert nichts, außer dass die Option wertlos wird. Der Basiswert (Aktie, Index) bleibt Ihnen erhalten.

Outperformance-Zertifikate richtig verstehen - das Papier für Optimisten49