Optionskennzahlen – einfach und schnell im Internet

Vor dem Kauf über Chancen und Risiken informieren
Welche Chancen und Risiken eine Option beinhaltet, ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren. Eine wichtige Rolle spielt die Restlaufzeit ebenso wie der Zustand der Option und natürlich das Underlying. Um Anlegern die Kaufentscheidung zu erleichtern, sind im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Kennzahlen entwickelt worden. Doch längst nicht alle haben sich bewährt. Viele Kennzahlen besitzen – obwohl sie in der Praxis regelmäßig verwendet werden — kaum Aussagekraft. Diese Ziffern werden häufig zur Gruppe der einfachen oder auch statischen Kennwerte zusammengefasst, Als Entscheidungsgrundlage besser geeignet sind dagegen moderne Kennzahlen. Wir werden diese im übernächsten Abschnitt besprachen. Vorab noch ein Wort zur Berechnung: Vielen Anlegern graut es davor, die Kennzahlen eigenhändig zu berechnen. Doch diese Furcht ist unbegründet. Denn niemand ist gezwungen, solche Werte selbst auszurechnen. Ohnehin ist die Interpretation der Kennwerte viel interessanter als der Rechenweg. Für den Anleger ist es wichtig zu wissen, welche Schlüsse er aus den Kennzahlen ziehen kann. Inzwischen kann man diese Werte im Internet für jeden an der Börse gehandelten Optionsschein finden. Abrufbar sind die Kennzahlen auf der Web-Site der meisten Direktbanken. Wir wollen die Optionskennzahlen an einem durchgängigen Fallbeispiel erklären und haben uns für einen Call-Warrant der Dresdner Bank entschieden (WKN 744 455), der auf Adidas-Salomon basiert. Dessen genaue Ausstattungsmerkmale sind im Internet bei OnVista abrufbar. Die Kennzahlen für diese Option findet man ebenfalls auf derselben Internet-Seite.

Einfache Kennziffern
Beginnen wir mit dem Aufgeld – auch Agio genannt. Diese Kennziffer zeigt an, wie stark sich der Preis des Underlyings in die richtige Richtung verändern muss, damit die Option am Laufzeitende die Gewinnschwelle erreicht hat. Am Agio lässt sich in bestimmten Fällen ablesen, welchen Vor- bzw. Nachteil die Ausübung einer Option im Vergleich zum direkten Kauf (Verkauf) des Underlyings hat. Wie wir später noch sehen werden, hängt das Agio eng mit dem Zeitwert zusammen. Man kann das Agio als Absolutwert angeben oder, was in der Praxis häufiger der Fall ist, als Prozentzahl. Am Beispiel des Dresdner Bank- Optionsscheins wollen wir demonstrieren, wie man den Wert berechnet und interpretiert. Als Optionspreis verwenden wir den Mittelkurs (Durchschnitt aus Geld- und Briefkurs), also 13,20 Euro. Wir gehen strikt nach der Formel vor und berechnen ein Aufgeld von 11,65 Euro. Der Wert ist — in diesem Beispielfall – identisch mit der Zeitprämie (Optionspreis minus Innerer Wert). Man kann am Agio erkennen, dass eine Adidas-Salomon-Aktie bis zur Fälligkeit der Option um 11,65 Euro steigen muss – ihr Börsenkurs läge dann bei 68,20 Euro damit ein Anleger weder Gewinn noch Verlust erzielt.

Agio beim Put – Basispreis + [Optionspreis Bezugsverhältnis] -Kurs des Underlyings Außerdem ist sichtbar, wie unvorteilhaft der Kauf der Aktie über den Call im Vergleich zum Direktkauf ist. Dies gilt unabhängig davon, ob wir die Option bereits besitzen und ausüben (Szenario I) oder sie erst noch erwerben müssen und dann ausüben (Szenario 2), Haben wir den Call bereits im Besitz, könnten wir ihn ausüben und eine Aktie für 55 Euro kaufen. Möglich wäre auch ein Weiterverkauf des Calls und ein direkter Aktienkauf an der Börse. Die Aufwendungen lägen dann bei 43,35 Euro. Also ist der Weiterverkauf eindeutig die bessere Lösung.

Ausübung des Warrants
Kauf der Aktie zum Strike -55 Euro
Summe -55 Euro

 

Weiterverkauf des Warrants
Weiterverkauf
des Warrants +13,20 Euro
Direktkauf der Aktie -56,55 Euro
Summe -43,35 Euro

Nun zum zweiten Szenario: Da wir die Option nicht besitzen, müssen wir zunächst eine kaufen, um sie anschließend auszuüben. Alternativ könnten wir die Aktie direkt kaufen und uns den Umweg über den Call sparen. Auch hier bringt die Ausübung der Option wieder einen Nachteil von 11,65 Euro. Warum man eine Option nicht vorzeitig ausüben sollte, beschreiben wir weiter hinten.

Direktkauf der Aktie
Direktkauf der Aktie -56,55 Euro
Summe -56,55 Euro

 

Kauf und Ausübung des Warrants
Kauf des Warrants -13,20 Euro
Kauf der Aktie
zum Strike -55,00 Euro
Summe -68,20 Euro

Zeitwert und Agio sind nur dann identisch, wenn die Option am Geld oder im Geld notiert. Handelt es sich dagegen um eine Out-of- the-Option, sind beide unterschiedlich hoch. Das Agio als Absolutwert ist nur einen direkten Vergleich unterschiedlicher Optionen nicht geeignet. Daher setzt man den Wert (11,65 Euro) ins Verhältnis zum Kurs des Underlyings (56,55 Euro). Das Ergebnis ist das relative Agio. Es beträgt für unseren Call 20,59 Prozent. Bis zum Laufzeitende muss der Aktienkurs mindestens um 20,59 Prozent ansteigen, damit die Gewinnzone erreicht wird. Anders ausgedrückt: Kauft man die Aktie über den Call ist der Anschaffungspreis um 20,59 Prozent höher als beim Direktkauf an der Börse. Das Agio hängt von mehreren Faktoren ab. Sein Wert ist umso größer, je weiter eine Option aus dem Geld liegt, je länger die Option noch läuft und je höher die implizite Volatilität ist. Optionen mit geringem Aufgeld gelten als attraktiv und werden zum Kauf empfohlen, da die Gewinnschwelle niedrig ist. Doch Anleger, die sich nur daran orientieren, können zu Fehlschlüssen kommen. Da der Wert des Aufgelds abhängig ist vom Strike und Preis des Underlyings sowie von der Restlaufzeit und Volatilität, sollte man diese Faktoren stets mit einbeziehen. Nur bei identisch ausgestatteten Scheinen ist eine direkte Gegenüberstellung auf Basis des Agios sinnvoll. Um Scheine mit unterschiedlichen Restlaufzeiten vergleichen zu können, wird das Aufgeld so umgerechnet, dass es sich auf ein Jahr bezieht. Man spricht auch von Annualisierung. Agios in annualisierter Form werden mit dem Zusatz p.a. (per annum) versehen und nach folgender Formel berechnet: Annuahsiertes Aufgeld (in %) = [Aufgeld (in %) / Restlaufzeit (in Tagen)]*360 Unser Aktiencall (Restlaufzeit: knapp eineinhalb Jahre) hat dann ein Aufgeld von 13,96 Prozent p.a. Zwar wird die Restlaufzeit berücksichtigt, implizite Volatilität, Underlyingkurs und Basispreis werden beim annualisierten Aufgeld aber nicht mit einbezogen. Deshalb ist auch diese Kennzahl allein nicht als Entscheidungsgrundlage geeignet. Nicht jede Option notiert mit einem Agio. In der Praxis trifft man auch auf Optionen mit Abgeld (Disagio), man sagt auch negative Zeitprämie. Ein Disagio hat zu bedeuten, dass der Preis einer Option geringer ist als ihr Innerer Wert. So etwas kommt öfter bei europäischen Optionen vor, die sehr tief im Geld notieren und deswegen einen hohen Inneren Wert haben. Dieser hohe Wert ist aber nicht sofort realisierbar, da die Option erst am Ende ihrer Laufzeit ausgeübt werden kann. Ist damit zu rechnen, dass sich der Preis des Underlyings bis zum Verfalltag wieder auf den Basispreis zubewegt, ist kaum jemand bereit, eine Zeitprämie zu entrichten. Im Gegenteil! Da die Gefahr besteht, an Innerem Wert zu verlieren, ist oftmals kaum einer gewillt, überhaupt den vollen Inneren Wert zu bezahlen. So kommt es dann zu einem Abgeld. Auch bei amerikanischen Optionen, die sehr weit im Geld hegen, beobachtet man manchmal Disagios, obwohl man die Optionen ausüben kann. Doch eine Ausübung ist mit Transaktionskosten (Bankgebühren) verbunden, die höher sein können als das Abgeld. Zn beobachten sind Disagios auch dann, wenn der Option eine Aktie zugrunde liegt und Dividendenzahlungen bevorstehen. Eine Kennzahl, an der sich ablesen lässt, welchen Zustand eine Option bat, ist die Moneyness. Sie zeigt dem Anleger, wie weit die Option im Geld, am Geld bzw. aus dem Geld notiert. Liegt die Moneyness über 1, ist die Option im Geld. Bei Werten unter 1, besitzt sie keinen Inneren Wert (out-of-the-money). Sind Börsenkurs und Basispreis deckungsgleich (at-the-money), weist die Moneyness einen Wert von genau 1 auf.

Berechnung der Moneyness [Call)
Aktueller Kurs des Underlyings / Basispreis Unser Dresdner Bank-Call liegt im Geld und hat eine Moneyness von 1,03 (56,55 geteilt durch 55). Gelegentlich findet man die Moneyness auch als Prozentangabe. Für den Call ergeben sich dann 103 Prozent. Je weiter der Wert über 100 Prozent liegt, umso tiefer notiert die Option im Geld. Umgekehrt gilt, dass das Produkt umso weiter aus dem Geld liegt, je mehr die Marke von 100 Prozent unterschritten wird.

Berechnung der Moneyness (Put) Basispreis / Aktueller Kurs des Underlyings Der Kauf einer Option ist erst dann vorteilhaft — vorausgesetzt man hält sie bis zum Ende wenn sich der Preis des Underlyings am Verfalltag weit genug vom Strike entfernt hat. Der Preis, bei dem der Anleger weder Gewinn noch Verlust macht, ist die (einfache) Gewinnschwelle, auch Break-Even-Kurs oder schlicht Break-Even genannt. Damit dieser Punkt erreicht wird, muss die Option am Laufzeitende einen Inneren Wert haben, der so hoch ist wie der Kaufpreis der Option. Einfacher Break-Even (Call) Basispreis + [Optionspreis / Bezugsverhältnis] oder alternativ Kurs des Underlyings + Aufgeld (in Euro) Am Break-Even lässt sich erkennen, welche Preisbewegung das Basisgut bis zum Verfalltermin mindestens machen muss, damit der Optionskauf nicht mit einem Verlust endet. Der Anleger muss dann beurteilen, ob er eine solche Entwicklung für realistisch hält. Unser Adidas-Salomon-Call hat einen Break-Even-Kurs von 68,19 Euro. Wohlgemerkt: Bei dieser Indexänderung hat der Anleger noch keinen Gewinn erzielt, sondern Lediglich seinen Kapitaleinsatz zurückerhalten.

Einfacher Break-Even (Put)
Basispreis -[Optionspreis Bezugsverhältnis] oder alternativ Kurs des Underlyings -Aufgeld (in Euro) Oft fragen sich Anleger, wie weit der Aktienkurs ansteigen muss, um mit der Option eine höhere Rendite zu erzielen als mit der Aktie selbst. Diese Schwelle bezeichnet man auch als vergleichenden Break-Even oder Ertragsgleichheit. Bedeutung hat sie lediglich für Calls, da die Alternative zur Kaufoption der direkte Aktienkauf ist. Bei Put-Optionen wäre hingegen ein Leerverkauf die Alternative. Da diese Geschäfte bislang für Privatanleger nicht möglich sind, ist der vergleichende Break-Even hier bedeutungslos. Auf der Internet-Seite von OnVista wird ein Wert von 27,72 % angezeigt. Die Adidas-Salomon-Aktie muss demnach einen Kurszuwachs um mehr als 27,72 % verbuchen, damit der Optionsschein einen höheren Ertrag abwirft als ein Kauf der Aktie. Der vergleichende Break-Even ist in jedem Fall größer als der einfache Break-Even. Beide Kennzahlen haben einen umso höheren Wert, je weiter der Warrant aus dem Geld notiert, je länger seine Restlaufzeit und je höher die implizite Volatilität ist. Die Gewinnschwellen sind darauf ausgerichtet, dass ein Warrant bis zum Laufzeitende gehalten wird. In Wirklichkeit verkaufen die meisten Anleger ihre Optionen (Optionsscheine) nach kurzer Zeit aber wieder (im Schnitt nach wenigen Wochen), da sie es lediglich auf kurzfristige Kursänderungen abgesehen haben. Als alleinige Entscheidungsgrundlage sind Gewinnschwellen ungeeignet. Mit Optionen lassen sich Gewinne (aber auch Verluste) erzielen, die – vergleicht man sie mit den Renditen beim Underlying – häufig um ein Vielfaches höher sind. Diese Hebelwirkung lässt sich durch bestimmte Kennzahlen ausdrücken. Die einfachste ist das Gearing, auch Hebel – oder einfacher Hebel – genannt. Er basiert auf folgender Formel: Gearing = Kurs des Underlyings / Optionspreis + Bezugsverhältnis Die Zahl soll angeben, vie viel Mal stärker sich der Warrantpreis im Vergleich zum Kurs des Underlyings verändert. Der Call aus dem Ursprungsbeispiel besitzt einen Hebel von 4,29. Häufig deutet man diesen Wert so: Ändert sich der Kurs der Adidas-Salomon-Aktie um ein Prozent, ist die Wertänderung beim Optionsschein 4,29-mal so stark. Doch diese Interpretation ist falsch. Denn unterstellt wird, dass eine Änderung des Aktienkurses beim Warrant lediglich zu einer Anpassung des Inneren Werts führt, die Zeitprämie jedoch gleich bleibt. Wir demonstrieren die Problematik an einem Zahlenbeispiel: Angenommen, der Kurs der Aktie steigt am selben Tag von 56,55 auf 65 Euro (Wertsteigerung knapp 15 Prozent). Unser Warrant hat zu Beginn einen Inneren Wert von 1,55 Euro und eine Zeitprämie von 11,65 Euro. Passt sich nach dem Aktienkursanstieg nur der Innere Wert an, so läge der Optionsscheinkurs anschließend bei 21,65 Euro. Dies entspräche einer Wertsteigerung von 64 Prozent. Setzt man den Prozentsatz ins Verhältnis zum Aktienkursanstieg (14,94 Prozent), erhält man einen Wert von 4,29. Das Ergebnis stimmt mit dem Hebel exakt überein. In Wirklichkeit nimmt der Wert des Warrants aber deutlich weniger zu, da die ursprüngliche Zeitprämie (11,65) sinkt. Grund: Der Optionsschein notiert, nachdem der Aktienkurs angestiegen ist, tief im Geld. Sein Preis liegt deshalb nicht bei 21,65 Euro, sondern – nach Berechnung mit der Black/Scholes-Formel – in etwa bei 18,40 Euro (Wertsteigerung: knapp 40 Prozent). Die Zeitprämie ist um 3,25 Euro von 11,65 auf 8,40 Euro gesunken. Der tatsächliche Hebel liegt also bei knapp 3. Man erkennt, dass der Hebel kaum brauchbare Ergebnisse liefert. Lediglich für Optionen, die sehr tief im Geld notieren und deshalb eine geringe Zeitprämie beinhalten, ist er einigermaßen genau. Seine Aussagekraft kann insgesamt jedoch erheblich gesteigert werden, wenn er so angepasst wird, dass auch die Veränderung der Zeitprämie Berücksichtigung findet. Dieser sogenannte tatsächliche Hebel, auch als Leverage oder Omega bezeichnet, lässt sich leicht berechnen, indem das Gearing mit dem Deltawert der Option multipliziert wird (bei Puts lässt man das negative Vorzeichen weg).

Leverage = Gearing x Delta [Kurs des Underlyings / (Optionspreis + Bezugsverhältnis)]x Delta Der Adidas-Salomon-Warrant hat ein Delta von 0,66. Demnach erhalten wir ein Omega von 2,84, der in etwa dem tatsächlichen Hebel entspricht. Verglichen mit dem einfachen Hebel ist das Omega erheblich aussagekräftiger. Sein Wert ist umso höher, je weiter ein Warrant aus dem Geld notiert, je niedriger seine implizite Volatilität und je kürzer die Restlaufzeit ist. Als einziges Entscheidungskriterium ist die Kennzahl nicht geeignet. Man kann allein am Omega nicht ablesen, ob ein Optionsschein günstig oder teuer ist. Dafür muss man weitere Größen mit einbeziehen (insbesondere Restlaufzeit, Strike, Kurs des Underlyings, implizite Volatilität). Häufig ist zu beobachten, dass Anleger an Optionen mit hohem Hebel großes Interesse zeigen, um von den erwarteten Kursbewegungen des Underlyings besonders stark zu profitieren. Doch man sollte wissen, dass der Hebel in beide Richtungen wirkt. Tritt die erhoffte Änderung nämlich nicht ein, verliert der Anleger auch überdurchschnittlich viel seines eingesetzten Kapitals.

Wieso mit Optionen handeln

Es gibt gute Gründe für den Handel mit Optionen Der Handel mit Optionen boomt. Die Umsätze haben Höchststände erreicht und man kann beobachten, dass das Interesse vor allem bei Privatanlegern immer stärker zunimmt. Allein in Deutschland waren im Juli 2000 über 13.000 verschiedene Optionsscheine – eine spezielle Form von Optionen, auf die wir nachher noch ausführlich eingehen – im Umlauf. Zwei Jahre vorher lag die Zahl der Emissionen noch bei gut der Hälfte. Doch was macht Optionen so interessant? Es gibt viele Gründe, warum sich ein Aufleger für eine Option entscheidet anstatt Aktien oder andere Finanzprodukte zu wählen. Wir wollen in den kommenden drei Abschnitten zeigen, dass Optionen viele Eigenschaften besitzen, die andere Finanzprodukte nicht haben.

Hebeleffekt
Fragt man Anleger, warum sie sich für Optionen entscheiden, antworten die meisten, dass sie Optionen wegen ihres Hebeleffekts kaufen. Denn mit Optionen Lassen sich erheblich höhere Renditen erzielen als mit herkömmlichen Kassaprodukten. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Anleger kauft eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro. Für denselben Betrag bekommt er auch zehn Calls – ein Call kostet aktuell 6 Euro – die ihm jeweils das Recht geben, in einem Jahr eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro kaufen zu dürfen. Ist der Börsenkurs ein Jahr später auf 72 Euro angestiegen, hat der Anleger mit der Aktie 12 Euro verdient. Seine Rendite beträgt 20 Prozent. Nun unterstellen wir, dass ein anderer Anleger sein Geld nicht in Aktien anlegt, sondern Calls kauft. Bei einem Kursanstieg der Aktie werden die Optionen ausgeübt. Der Anleger zahlt 600 Euro (10 mal 60) an den Stillhalter und erhält im Gegenzug 10 DaimlerChrysler- Aktien. Die Papiere kann er sofort zum höheren Börsenkurs wieder verkaufen. Seine Erlöse betragen 720 Euro (10 mal 72). Subtrahiert man den Kaufpreis (600 Euro) bleiben 120 Euro übrig. Sein Anfangskapital (60 Euro) hat sich also verdoppelt, sodass seine Rendite bei 100 Prozent liegt. Von dem Kursanstieg der Aktie hat der Optionsanleger also fünfmal stärker profitiert als der Aktienanleger. Sein Hebel beträgt 5. Allerdings-wirkt der Hebel auch in die umgekehrte Richtung: Notiert die Daimler Chrysler-Aktie in einem Jahr bei 59 Euro, hat der Aktienanleger lediglich einen Euro verloren (Rendite: minus 1,7 Prozent), während der Inhaber der Calls zehn wertlose Optionen besitzt und sein gesamtes Kapital aufgebraucht hat (Totalverlust). Fazit: Spekulationen mit Optionen sind erheblich riskanter als mit Aktien. Zwar bieten Optionen überdurchschnittliche Gewinnchancen, sie sind aber auch mit einem deutlich größeren Totalverlustrisiko behaftet. Wir werden später noch erfahren, dass es Optionen mit kleinen und solche mit großen Hebeln gibt. Wovon die Hebelwirkung im Einzelnen abhängt, werden wir ebenfalls in einem der folgenden Artikel besprechen. Wir wollen an dieser Stelle lediglich festhalten, dass die hohen Gewinnchancen (und Verlustrisiken) für viele Anleger den größten Reiz darstellen und deshalb einer der Hauptgründe sind, warum Optionen gekauft werden.

Absicherung gegen Verluste
Der Kauf von Optionen bedeutet nicht zwangsläufig, dass Risiken entstehen. Man kann mit Optionen auch Risiken reduzieren. Betrachten wir zur Verdeutlichung einen Anleger, der eine Daimler- Chrysler-Aktie besitzt. Das Papier hat momentan einen Wert von 60 Euro. Der Anleger mochte die Aktie gern verkaufen, allerdings nicht heute, sondern erst in sechs Monaten. Er will noch an der nächsten Hauptversammlung teilnehmen, die aber erst in einem halben Jahr stattfindet. Während dieser Zeit kann sich der Wert der Aktie natürlich verändern, ihr Kurs kann steigen, ebenso gut sind Verluste möglich. Um sich vor einem Kursrückgang zu schützen, kann der Anleger einen Pnt kaufen, der ihm das Recht verleiht, in einem halben Jahr eine DaimlerChrysler-Aktie zum Preis von 60 Euro zu verkaufen. Damit ist ihm ein Mindestpreis von 60 Euro garantiert. Sollte die Aktie in Zukunft niedriger notieren, macht der Anleger von seinem Verkaufsrecht Gebrauch. Steigt der Kurs hingegen, lässt man den Put einfach verfallen und verkauft das Papier direkt an der Börse. Man sieht, dass durch die Option keine neuen Risiken verursacht werden, sondern ganz im Gegenteil das Verlustrisiko der Aktie begrenzt wird. Mit Calls versichert man sich indes gegen steigende Preise, ohne dafür die Chance auf geringe Kaufpreise aufzugeben. Ein Beispiel: Angenommen, wir kaufen einen Call, der uns das Recht gibt, in einem Jahr eine T-Aktie für 80 Euro kaufen zu dürfen. Liegen die Börsenkurse in Zukunft über dem Basispreis, üben wir unser Kaufrecht aus. Aufgrund der Option werden wir nie mehr als 80 Euro bezahlen. Es kann allerdings durchaus sein, dass wir weniger zahlen, denn bei Kursen unter dem Basispreis verzichten wir auf die Ausübung und kaufen das Wertpapier direkt. Der Stillhalter ist also ein Versicherungsgeber, während wir in der Position des -nehmers sind. Deshalb betrachtet man den Preis für eine Option häufig auch als Versicherungsprämie. Ein bedeutendes Motiv für den Kauf von Calls ist demnach die Absicherung gegen steigende Preise. Mancher Leser fragt sich bestimmt, warum man aus Angst vor steigenden Kursen die Aktie nicht jetzt gleich erwirbt, statt den Kauf in die Zukunft zu verschieben und eine Absicherung vorzunehmen. Die Frage ist berechtigt. Doch es gibt Situationen, in denen der Aufschub unausweichlich ist. Ein Beispiel: Ein Anleger hat sein Geld in einen Sparbrief investiert, der erst in einem Jahr getilgt wird. Er könnte momentan, auch wenn er wollte, gar keine T-Aktien kaufen, da er zunächst auf die Rückzahlung seines Kapitals warten muss. Unser Sparer hätte also ein Motiv, Calls zu kaufen, wenn er sein Geld aus dem Sparbrief später in T-Aktien umschichten möchte.

Umsetzung bestimmter Markterwartungen
Mit Optionen können Anleger bestimmte Markterwartungen gewinnbringend umsetzen, was – zumindest für Normalanleger – mit anderen Finanzprodukten nicht möglich ist. Nehmen wir zum Beispiel einen Anleger, der in Zukunft mit sinkenden Kursen bei der T- Aktie rechnet und gerne darauf spekulieren möchte. Eine Spekulation mit der Aktie selbst ist im Allgemeinen ausgeschlossen, denn das Wertpapier müsste dafür leerverkauft werden, was jedoch institutionellen Marktakteuren wie Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungen Vorbehalten ist. Bei einem Leerverkauf wird etwas verkauft (z. B. T-Aktie), was der Verkäufer in Wirklichkeit gar nicht besitzt (aus diesem Grund die Bezeichnungen). Um zum Beispiel eine T-Aktie zu verkaufen, die man nicht im Besitz hat, muss das Wertpapier für einen bestimmten Zeitraum (z. B. 6 Monate) zunächst ausgeliehen werden (zum Beispiel bei einer Bank). Anschließend verkauft man die Aktie sofort wieder und kassiert den aktuellen Kurs (z. B. 60 Euro). Da die Aktie lediglich entliehen wurde, muss sie nach Ablauf der Leihfrist an den Verleiher zurückgegeben werden. Ist der Aktienkurs dann gesunken (z. B. auf 45 Euro), entsteht ein Gewinn, denn der Leerverkäufer hat für das Papier beim Rückkauf weniger bezahlt als er beim Verkauf erlöst hat. Steigt der Aktienpreis dagegen, ist er gezwungen, das Papier teurer zurück zu kaufen und es entstehen Verluste – doch nun zurück zu Optionen. Mit einem Put, der sich auf T-Aktien bezieht, erzielt man denselben Effekt wie mit einem Leerverkauf. Betrachten wir einen Put, der uns das Recht gibt, die T-Aktie in einem halben Jahr für 60 Euro zu verkaufen. Ist der Aktienkurs in sechs Monaten sagen wir auf 45 Euro gesunken, kaufen wir Aktien an der Börse, üben unsere Puts aus und verkaufen die Papiere für 60 Euro pro Stück an den Stillhalter. Fazit: Mit Puts kann man ebenso wie mit einem Leerverkauf auf sinkende Preise spekulieren. Nicht immer bewegen sich Aktienkurse eindeutig nach oben oder nach unten. Es kommt vor, dass die Wertentwicklung bestimmter Aktien oder vielleicht sogar des gesamten Marktes eine gewisse Zeit lang weitgehend stagniert und – wie Fachleute sagen – einer Seitwärtsbewegung folgt. Viel verdienen (und verlieren) kann man mit einer Aktie dann nicht und auch der Kauf einer Option lohnt sich in solchen Fällen nicht, da der Basispreis nicht weit genug überschritten wird. Doch es gibt eine Strategie, mit der man Gewinne erzielt, wenn sich Kurse seitwärts bewegen: das Schreiben von Optionen. Ein Beispiel: Wir prognostizieren, dass die DaimlerChrysler-Aktie, die momentan bei 60 Euro notiert, in den nächsten Monaten ihr Kursniveau in etwa beibehält. Starke Ausschläge nach oben wie nach unten sind nicht zu erwarten. Auf diese Entwicklung möchten wir gerne spekulieren. Darum schreiben wir eine Call-Option, die das Recht beinhaltet, in einem halben Jahr eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro kaufen zu dürfen. Dafür kassieren wir eine Prämie von 5 Euro. Unsere Vorhersage tritt tatsächlich ein. Der Kurs hat sich überhaupt nicht verändert. Die Aktie notiert ein halbes Jahr später unverändert zum Kurs von 60 Euro. Der Call wird daher von seinem Inhaber nicht in Anspruch genommen. Wir dagegen haben einen Gewinn in Höhe von 5 Euro erzielt und damit vom unveränderten Kursniveau profitiert.

Optionsscheine am PC handeln

Zur Erteilung einer Optionsscheinorder via Internet, führt der Weg über eine Kaufmaske auf der Website der Online-Bank. Natürlich kann nicht jeder, der auf die Seite der Bank gelangt, automatisch diese Eingabemaske aufrufen. Erforderlich ist zunächst die Schaffung einer sicheren Verbindung zwischen Bank und Anleger. Der Kunde benötigt dafür seine Kundennummer – oder alternativ Konto- oder Depotnummer – und eine Persönliche Identifikations- Nummer (PIN). Diese gibt er in dafür vorgesehene Felder ein. Ist die Eingabe korrekt, wird die Verbindung – in der Regel nach einigen Sekunden Wartezeit – aufgebaut. Im Browser erscheint jetzt ein kleines Schlüsselsymbol, das den Anleger zusätzlich auf das Bestehen einer sicheren Verbindung hinweist. Außerdem ist auf dem Bildschirm ein Menü zu sehen, über das der Anleger zur Order-Maske gelangt. Obwohl diese je nach Anbieter unterschiedlich gestaltet sein kann, beinhaltet Sie immer die gleichen wichtigen Funktionen. Eingegeben werden muss auf jeden Fall die Wertpapierkennummer (WKN) des gewünschten Warrants, denn nur dadurch ist der Schein eindeutig zu identifizieren. Sollte diese Nummer gerade nicht parat sein, kann man sie im Internet suchen.

WKN-Suche im Internet
Hat man die Wertpapierkenn-Nummer nicht vorliegen, so ist es – zumindest auf herkömmlichem Wege – nicht einfach, sie in Erfahrung zu bringen. Meist bleibt nichts anders übrig als ein Anruf bei einem Bankberater, der die WKN dann ausfindig macht. Doch es geht auch einfacher und schneller: Das Handelsblatt bietet eine Funktion an, mit der man gezielt nach Wertpapierkenn-Nummern suchen kann. Auf der Homepage gibt man in das Suchfeld Kursabfrage den Namen des Underlyings ein. Anschließend kann der Börsenplatz und das Finanzinstrument (Wertpapiertyp) jeweils in einer Auswahlliste angeklickt werden. Wir haben uns zur Verdeutlichung einmal die WKN für Optionsscheine anzeigen lassen, die sich auf die Aktie von T-Online beziehen. Als Börsenplatz haben wir beliebig eingegeben, als Wertpapiertyp hingegen Optionsscheine. Das Tool liefert im Handumdrehen die WKN für sämtliche Warrants, denen die T-Online-Aktie zugrunde liegt.

Optionsscheine am PC handeln0

Als nächstes muss die Stückzahl in das dafür vorgesehene Feld (No- minal/Stück) eingetragen werden. Dann sollte der Anleger festlegen, an welchem Börsenplatz die Order auszuführen ist. Dies kann natürlich nur ein Ort sein, an dem der betreffende Optionsschein auch gehandelt wird. Da Warrants normalerweise an mehreren Plätzen angeboten werden, sollte man genau abwägen, welche Börse am günstigsten ist. Ein ganz wichtiges Kriterium ist ganz sicher der Umsatz. Prinzipiell gilt: Je höher die Umsätze, umso besser ist die Qualität der Kurse, die ein Anleger beim Kauf oder Verkauf erzielt. An welchem Platz die höchsten Mengen gehandelt werden, lässt sich im Internet unter Onvista nachsehen. Man gibt auf der Homepage einfach die Wertpapierkennnummer des Warrants in das entsprechende Feld ein. Dann erscheinen die Funktionen für diesen Optionsschein. Unter der Rubrik Analysen ist die Funktion Umsätze aufgeführt. Hat sich der Anleger für einen Börsenplatz entschieden, muss er seine Preisvorstellungen zum Ausdruck bringen. In aller Regel bestehen drei Möglichkeiten: die Aufgabe einer Limit-, Market- oder Stop Buy-Order. Setzt der Anleger eine Preisgrenze – auch Limit genannt – wird seine Order nur ausgeführt, wenn dies bis zum angegebenen Limit möglich ist. Ein Beispiel: Ein Anleger möchte einhundert T-Online- Warrants kaufen, aber nicht mehr als 5 Euro pro Schein bezahlen. Deshalb erteilt er den Auftrag mit dem Zusatz Limit 5 Euro. Dies ist sozusagen der Höchstpreis, den er gerade noch akzeptiert. So kann der Anleger sicher gehen, unter keinen Umständen mehr als 5 Euro pro Schein zu bezahlen. Der Nachteil einer Limit-Order:

Optionsscheine am PC handeln2

Sollte niemand bereit sein, die Papiere für 5 Euro oder weniger zu verkaufen, geht der Anleger leer aus. Verzichtet er hingegen auf die Angabe eines Limits, liegt eine unlimitierte Order – auch Market-Order genannt – vor. Die Bank leitet den Auftrag in diesem Fall als sogenannte Billigst-Order (im Falle eines Kaufauftrags) bzw. als Bestens-Order (im Falle eines Verkaufsauftrags) weiter. Eine Ausführung ist dann im Regelfall erheblich wahrscheinlicher, da versucht wird, die Order auszuführen, egal zu welchem Preis. Der Nachteil: Bei starken Kursschwankungen innerhalb kurzer Zeit – für Optionsscheine nichts Ungewöhnliches – kann für den Kunden ein ungünstiger Kurs herauskommen.

Wann Market Orders sinnvoll sind
Es ist wichtig zu wissen, dass es sich bei einer Market-Order um eine Orderart handelt, die in einem liquiden Markt mit hohen Umsätzen normalerweise eine sofortige Ausführung bewirkt. Da der Anleger kein Limit setzt, wird der Auftrag so schnell wie möglich zum nächsten erreichbaren Kurs ausgeführt. Dies ist der Vorteil. Ein Nachteil kann sein, dass der Anleger einen schlechteren Preis erzielt, als er erwartet. Man bezeichnet diesen Unterschiedsbetrag auch als Slippage. Bedenklich sind Market-Orders vor allem bei nicht liquiden Scheinen, die selten gehandelt werden und nur sehr geringe Umsätze verbuchen. Market Orders müssen deshalb mit Bedacht eingesetzt werden. Sie sind ein nützliches Instrument, um Gewinne schnell zu sichern oder eine Verlustposition möglichst umgehend zu schließen. Kommen wir nun zu einer etwas komplexeren Orderart, der Stop Buy-Order. Im Gegensatz zu einem limitierten Auftrag liegt das gesetzte Limit über dem aktuellen Kurs. Es klingt zwar zunächst ein wenig merkwürdig, doch der Anleger will sich nicht vor zu hohen Kursen schützen, sondern erst dann einsteigen, wenn der Schein ein bestimmtes Kursniveau erreicht hat. Diese Art zu ordern findet man oft in Phasen, in denen mit einem Ausbruch nach oben gerechnet wird und der Anleger an dem einsetzenden Aufwärtstrend beteiligt sein will. Wer bei plötzlichen Aufwärtsbewegungen an der Börse den Zug nicht verpassen will, kann also eine Stop Buy-Order erteilen.

Die Bank kauft dann den Schein erst, wenn sie einen vom Anleger vorgegeben Kurs erreicht hat. Stop Buy-Orders haben noch eine weitere Besonderheit: Wird das vorher festgelegte Limit erreicht, wird aus dem Auftrag automatisch eine Market-Order, die zum nächsten erreichbaren Kurs ausgeführt wird. Damit nicht täglich aufs Neue ein und derselbe Auftrag erteilt werden muss, besteht die Möglichkeit, Orders gleich für längere Zeiträume zu stellen. In der Praxis gilt gewöhnlich allerdings eine Beschränkung bis zum Ende des laufenden Monats, einige Institute dehnen diese Frist gar auf den darauffolgenden Monat aus. Ein Auftrag erlischt mit der Ausführung, spätestens jedoch nach Ablauf der jeweiligen Frist. Ändert ein Anleger zwischenzeitlich seine Meinung, kann er eine einmal erteilte Order natürlich jederzeit stornieren, vorausgesetzt der Auftrag wurde noch nicht abgewickelt. Aufträge mit längerer Gültigkeitsdauer sind nicht ohne Risiko: Es besteht die Gefahr, dass sich die Informationslage oder das Börsenumfeld in der Zwischenzeit verändert hat und der Anleger auf die neue Lage nicht mehr angemessen reagieren kann. Insbesondere Optionsscheine verzeichnen mitunter erhebliche Kursschwankungen, sodass es durchaus Sinn macht, die Gültigkeit der Order auf den gleichen Tag zu beschränken. Da Optionspreise starken Schwankungen unterliegen, sollten Limite nicht so gesetzt werden, dass sie zu eng am aktuellen Kurs liegen. Dadurch verringert sich die Chance einer Ausführung.

Wie Optionen bewertet werden können

Auf Mathematik kann verzichtet werden
Im ersten Teil haben wir bereits gesehen, dass Optionen nicht kostenlos zu haben sind, Wer das Recht haben möchte, in der Zukunft eine Aktie zu einem heute festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen, muss dafür einen Preis – oder besser die Optionsprämie — zahlen Der Schreiber ist an einem hoben, der Käufer natürlich an einem möglichst geringen Optionspreis interessiert. Doch wo hegt der richtige – man sagt auch faire Wert — für eine Option, der weder dem Käufer noch dem Stillhalter Vor- oder Nachteile verschafft, Diese Frage ist Gegenstand der sogenannten Optionspreistheorie. Die Bewertung – englisch Pricing — von Optionen hat über Jahrzehnte viele Gelehrte beschäftigt und treibt auch heute noch Wissenschaftler und Praktiker um. Für normale Optionen (z.B. Aktien- Calls und-Puts) gibt es inzwischen jedoch akzeptable Bewertungsmodelle, die auch in der Praxis anerkannt sind. Am bekanntesten ist ein vor knapp 30 Jahren von den amerikanischen Professoren Fischer Black und Myron Scholes entwickelter Ansatz zur Bewertung von Optionen. Es handelt sich einfach ausgedrückt um eine Formel, in die man bestimmte Preiseinflussgrößen einsetzt und dann den Preis der Option ausrechnen kann. Den beiden Amerikanern verlieh man dafür – gemeinsam mit ihrem Kollegen Merton — 1997 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Das Modell von Black/Scholes ist zur bekanntesten und am häufigsten verwendeten Methode zur Optionsbewertung geworden. Der Leser soll in den kommenden Abschnitten erfahren, wie der Black/Scholes-Ansatz funktioniert. Wer die Literatur zu diesem Themenkomplex etwas genauer studiert, wird feststellen, dass die Darstellungen sehr mathematisch angelegt sind und nur nachvollzogen werden können, wenn ein fundiertes analytisches Grund Verständnis vorhanden ist. Nach unserer Auffassung ist dies für ein solides Verständnis der Optionsbewertung eigentlich nicht notwendig. Denn die Zusammenhänge, die in vielen Publikationen lediglich in Formelsprache wiedergegeben werden, lassen sich verbal mindestens ebenso präzise, vor allem aber verständlicher darstellen. Wichtig erscheint uns, dass der Leser ein Gefühl dafür bekommt, welche Marktfaktoren den Wert einer Option beeinflussen, und das Prinzip versteht, nach dem Black/Scholes vergehen. Auf mathematische Formeln kann mittlerweile ohnehin verzichtet werden, da es Optionsrechner gibt – sogar kostenlos im Internet – die dem Anleger die aufwendige Rechenprozedur abnehmen. Wir werden darauf später noch ausführlich eingehen. Da Aktien Optionen am populärsten sind, beschränken wir uns im Weiteren darauf. Unsere Erkenntnisse lassen sich grundsätzlich auch auf andere Optionsprodukte übertragen. Beginnen wollen wir mit der Bewertung von Optionen an ihrem Fälligkeitstag, da dies am einfachsten ist. Außerdem kann man dabei viele Erkenntnisse gewinnen, die für die Bewertung einer Option vor dem Ende der Laufzeit sehr hilfreich sind.

Die Geburt eines Warrants
Optionsscheine entstehen nicht willkürlich. In vielen Banken findet ein regelrechter Produktentwicklungsprozess statt. Dabei bilden die Endabnehmer das wichtigste Glied in der Kette. Bevor eine Bank mit der Entwicklung – man sagt auch Strukturierung – eines Scheins beginnt wird zunächst genau untersucht, wie man das Interesse eines Kunden wecken kann. Nur wenn die Chancen gut sind, dass von einem Warrant auch eine entsprechende Menge verkauft werden kann, lohnt es sich für den Emittenten, einen Schein aufzulegen. Die Erfolgschancen steigen, wenn die Produktentwickler etwas Besonderes – eine so genannte Story – finden, mit dem sie die Aufmerksamkeit der Anleger wecken. Diese können zum Beispiel eine anhaltende gute Aktienmarktentwicklung sein oder bestimmte Branchen (z.B. Internet oder Biotechnologiewerte), von denen sich die Anleger in Zukunft einiges erhoffen. Wichtig ist, dass ein Schein von seiner Ausstattung her zum gerade aktuellen Marktumfeld passt. Ist der Markt zum Beispiel auf einen Abwärtstrend eingestimmt, ist die Nachfrage nach Puts natürlich größer als nach Calls. Ob eine Emission Gewinn bringt, hängt nicht allein von einer guten Story ab. Vor Auflegung prüfen die Institute auch, welche Möglichkeiten vorhanden sind, um die emittierten Scheine später zu angemessenen Konditionen absichern zu können. Das Underlying sollte auf jeden Fall eine hohe Liquidität besitzen, damit man es im Bedarfsfall schnell und ohne große Beeinflussung des Kursniveaus kaufen bzw. verkaufen kann. Bedeutsam ist auch die Frage, ob an einer Terminbörse (z. B. Eurex) Derivate mit demselben Underlying angeboten werden, die für Sicherungszwecke genutzt werden können. Sind diese Fragen geklärt, beginnt die Bank damit, die Vorbereitungen für die Platzierung zu treffen. Dazu zählt zum Beispiel die Anfertigung des Emissionsprospekts ebenso wie die Einleitung von Marketingmaßnahmen (z.B. Finanzanzeigen in Zeitschriften).

Was Optionen am Ende ihrer Laufzeit wert sind
Als Verfalltag – auch bekannt als Fälligkeitstag, Ende der Laufzeit oder Expiration Day (Kurzform: Expiration) — bezeichnet man denjenigen Termin, an dem eine Option ausläuft, also letztmalig ausgeübt werden kann, Der Wert eines Calls am Ende der Laufzeit wird etwas anders bestimmt als für Puts. Deshalb besprechen wir beide Typen getrennt. Wir beginnen mit Calls und betrachten als Fallbeispiel eine Call-Option. Die Ausübung des Calls lohnt sich nur dann, wenn der Aktienkurs den Basispreis überschreitet. In diesen Fällen entspricht der Wert der Option der Differenz zwischen aktuellem Aktienkurs und Strike, Ein Beispiel: Angenommen, die DaimlerChrysler-Aktie notiert am 1.12. 2001 zum Kurs von 70 Euro an der Börse. Was wäre die Option dann wert? Keinesfalls mehr als zehn Euro, denn der Call würde sich dann nicht rentieren. Bei einem Preis von beispielsweise elf Euro zahlen wir für die Aktie insgesamt 71 Euro, verglichen mit dem direkten Kauf an der Börse also genau einen Euro mehr. Hier die Bestätigung: Wir kaufen einen Call für elf Euro, üben die Option ans und kaufen eine DaimlerChrysler-Aktie vom Stillhalter für 60 Euro. Die Gesamtausgaben betragen 71 Euro. Man kann verstehen, dass niemand bereit wäre, elf Euro für den Call zu zahlen. Doch wie sieht es mit Preisen unter zehn Euro aus? Nehmen wir einmal an, die Option hätte einen Kurs von nenn Euro. Zu diesem Preis kaufen wir einen Call, üben diesen aus und beziehen eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro. Insgesamt haben wir dann 69 Euro (Basispreis plus Optionsprämie) für eine Aktie ausgegeben und dadurch gegenüber dem direkten Kauf einen Euro gespart. Als Käufer würden wir diesen Preis also durchaus akzeptieren. Doch der Stillhalter hätte Nachteile: Er erzielt beim Verkauf eines Calls neun Euro und erhält vom Optionsinhaber 60 Euro bei Ausübung, zusammen also 69 Euro. Doch um die Aktie liefern zu können, muss er sie an der Börse für 70 Euro kaufen. Der Stillhalter macht einen Verlust von einem Euro. Niemand wäre daher bereit, den Call für neun Euro zu schreiben. Zehn Euro ist wirklich ein fairer Wert – man sagt auch Fair Value weil er weder Käufer noch Stillhalter benachteiligt. Liegt der Preis der DaimlerChrysler-Aktie am Verfalltag (1.12. 2001) unterhalb des Strike (60 Euro) kann das Papier günstiger direkt an der Börse gekauft werden. Fazit: Der Wert eines Aktien-Calls hängt am Ende der Laufzeit lediglich von zwei Faktoren ab, vom Aktienkurs und Strike. Hat die Aktie einen Börsenkurs, der über dem Basispreis liegt, hat der Call einen positiven Wert in Höhe der Differenz aus aktuellem Aktienkurs und Basispreis. Sonst beträgt der Optionswert null. Häufig findet man in der Literatur folgende formale Darstellungsweise (AK steht als Abkürzung für aktueller Kurs des Underlyings und BP für Basispreis): Call-Preis am Verfalltag = MAX [0; AK – BP] Am Verfalltag entspricht der Call-Kurs dem größeren (MAX) der in der Klammer enthaltenen Werte. An einigen Beispielen wollen wir die Formelschreibweise erläutern. Grundlage ist das Pallbeispiel von oben. Häufig findet man auch grafische Darstellungen, die den Wert des Calls in Abhängigkeit vom Börsenkurs der Aktie zeigen. Wir haben den Verlauf in der Abbildung unten dargestellt. Da das Bild Ähnlichkeit mit einem Hockey-Schläger aufweist, nennt man es auch Hockey- stick-Diagramm. Ein Blick auf den Verlauf macht deutlich, dass die Preisuntergrenze – zumindest theoretisch – beliebig weit steigen kann, da auch der Aktienpreis keine obere Begrenzung aufweist. Im Vergleich zu Calls ist die Situation bei Puts umgekehrt: Die Ausübung einer Verkaufsoption lohnt sich nur dann, wenn der Aktienkurs unter dem Strike liegt. Man kann vermuten, dass der Put in diesen Fällen einen positiven Wert besitzt. Überschreitet der Aktienkurs dagegen den Basispreis, ist die Option wertlos.

Gehen wir einmal davon aus, dass die Aktie am Verfalltag einen Börsenkurs von 54 Euro hat. Wo liegt dann ihr Fair Value? Er muss auf jeden Fall größer sein als null, denn wenn man die Aktie über die Option verkauft, lässt sich ein höherer Verkaufserlös erzielen als an der Börse. Mit der Option sind die Ein- nahmen um sechs Euro höher als beim Direktverkauf, also kann man einen Put-Wert von sechs Euro annehmen. Folgende Überlegung bestätigt dies: Verkauft ein Stillhalter eine Option, erhält er sechs Euro. Die Aktie, die der Schreiber vom Optionsinhaber erhält, bringt an der Börse einen Erlös von 54 Euro. Die Gesamterlöse liegen also bei 60 Euro. Bei einem Preis von sechs Euro macht weder der Stillhalter noch der Optionsinhaber Gewinn oder Verlust. Dieser Kurs ist daher der Fair Value. Formal kann man dies so schreiben: Putpreis am Verfalltag — Max [0; BP — AK] Weicht der Preis von diesem Wert ab, kann – je nachdem, in welche Richtung die Abweichung zeigt – entweder der Stillhalter oder Put- Inhaber davon profitieren. Dies muss hier nicht weiter vertieft werden, da die Überlegungen deckungsgleich sind mit denen bei Calls. Wir wollen zum Abschluss noch einen Blick auf das Hockeystick-Diagramm unseres Puts werfen.

Wie Optionen bewertet werden können 2

Vergleicht man das Diagramm mit dem des Calls, fällt auf, dass der Putwert eine Höchstgrenze (hier: 60Euro) nicht überschreiten kann. Begründung: Der Kurs der DaimlerChrysler-Aktie kann allenfalls auf Null sinken. Dann hätte der Put seinen größtmöglichen Wert (60 Euro) erreicht. Fassen wir zusammen: Am Verfalltag hängt der Wert einer .Aktienoption lediglich von zwei Einflussfaktoren ab, vom Börsenkurs der Aktie und vom Basispreis. Dieses Ergebnis kann man auf andere Optionen übertragen. Bei einer Devisenoption beispielsweise lässt sich der Wert am Ende der Optionsfrist aus Basispreis und aktuellem Devisenkurs ableiten.

Wie Optionen bewertet werden können 3

Den in der Abbildung dargestellten Wert bezeichnet man als Inneren Wert (englisch: Intrinsic Value). Er liegt entweder bei null oder er entspricht dem Unterschiedsbetrag zwischen

  • aktuellem Aktienkurs und Strike, wenn ein Call betrachtet wird und der Underlying- den Basispreis übertrifft;
  • Strike und aktuellem Aktienkurs, vorausgesetzt, es handelt sich um einen Put und der Basispreis liegt über dem Aktienkurs.

Der Innere Wert einer Kaufoption (Verkaufsoption) drückt aus, um wie viel der Aktienkurs den Basispreis überragt (unterschreitet). Daher kann der Innere Wert niemals negativ sein. Am Ende der Laufzeit lässt sich der Preis einer Option leicht feststellen, da der Aktienkurs mit Sicherheit feststeht. Die Option hat ihren Versicherungscharakter dann verloren. Umso schwieriger ist dagegen die Bewertung vor Erreichen des Verfalltermins. Auf den Preis wirken sich nun neben Basispreis und Aktienkurs noch eine Reihe weiterer Faktoren aus.

Für Liquidität beim Optionshandel sorgen die Emittenten

Damit für jeden Optionsschein auch ein Markt vorhanden ist – also stets ge- und verkauft werden kann — stellen die Emittenten selbst laufend An- und Verkaufskurse, zu denen sie handelsbereit sind. Sie machen sozusagen den Markt und werden deshalb auch Market- Maker genannt. Unabhängig davon, ob lediglich Käufer bzw. Verkäufer oder überhaupt keine Handelsinteressenten vorhanden sind, stellt ein Market-Maker beidseitig, das heißt sowohl An- als auch Verkaufskurse. Derjenige Preis, zu dem er einen bestimmten Warrant ankauft, heißt Geldkurs – während der Verkaufspreis als Briefkurs (Brief) bezeichnet wird. Häufig wird auch von Geld- und Briefseite gesprochen. In einigen Emissionshäusern werden anstatt der Begriffe Geld/Brief die englischsprachigen Ausdrücke Bid/Ask verwendet. Geld und Brief zusammengenommen bilden die sogenannte Quotierung (englisch Quote), wobei zuerst der Ankaufs- (Geld) und dann der Verkaufskurs (Brief) genannt (gestellt) wird. Quotiert eine Bank für einen DAX-Warrant beispielshalber 7,32-7,34 (Händler würden sagen 7,32 zu 7,34), hat das zu bedeuten, dass der Anleger bei Rückgabe an die Bank für den Schein einen Kurs von 7,32 Euro erhält. Möchte jemand im selben Augenblick kaufen, verlangt der Emittent für das gleiche Produkt dagegen 7,34 Euro. Man sieht, dass zwischen An- und Verkaufskurs eine Spanne – englisch Spread – liegt, die im Fallbeispiel 2 Cents beträgt. Das heißt konkret, dass ein Market-Maker Scheine zu einem bestimmten Zeitpunkt teurer verkauft, als er sie im selben Augenblick wieder zurücknimmt.

Für den Anleger ist die Spanne also eine Kostenfaktor. Einen großen (kleinen) Abstand zwischen Geld und Brief bezeichnet man im Übrigen auch als weiten (engen) Spread. In einigen Instituten wird anstatt vom Spread bezeichnenderweise von Marge (= Gewinn) gesprochen. Grundsätzlich gilt: Je enger der Spread, umso vorteilhafter die Kursstellung. Am Spread lässt sich leicht erkennen, ob eine gute Kurspflege erfolgt und ein Market-Maker handeln will oder nicht. Enge Spreads geben dem Anleger die Chance, zwischenzeitlich zu angemessenen Preisen wieder auszusteigen. Je breiter die Spanne hingegen, umso teurer ist ein Optionsschein (relativ zum Mittelkurs) beim Kauf und umso weniger Geld fließt andererseits beim Verkauf an den Anleger zurück. In einer solchen Situation sind Transaktionen unattraktiv – gleichgültig, ob Kauf oder Verkauf. Man sieht, dass der Emittent durch Ausweitung oder Verengung von Spreads signalisieren kann, ob er handeln will.

Szenario-Rechner von Börse Now

Auch die auf Optionsscheine spezialisierte Zeitschrift Börse Now bietet im Internet einen Szenario-Rechner an. Er verfügt im Grunde über dieselben Funktionen wie das Tool von OnVista, ist jedoch etwas anders aufgebaut und bietet dem Anleger die Möglichkeit, mehrere Szenarien gleichzeitig zu betrachten. Dargestellt werden die Ergebnisse der Analyse als Matrix, man könnte auch sagen in Tabellenform. Folgender Weg führt zu dem Szenario-Rechner: In diverse Webseiten könnte man wählen die Kategorie Optionsscheine und gibt im Anschluss unter der Rubrik OS-Research in das Feld Szenario-Analyse die Wertpapierkenn-Nummer des Warrants ein. Dann erscheint eine Eingabemaske. Im Unterschied zum Rechner von OnVista können jetzt lediglich zwei Einflussparameter variiert werden. Diese sind vom Benutzer frei wählbar. Wir haben uns dazu entschieden, den Aktienkurs und die Volatilität zu verändern. In die Spalte Start-Wert w’ird eingetragen, mit welchen Werten die Berechnungen beginnen sollen. Welche Abstände bei der Variation der Einflussgrößen zugrunde gelegt werden, lässt sich in die nächstfolgende Spalte einfügen. Dann muss noch die Matrixgröße angegeben werden oder anders formuliert: Wie viele Szenarien überhaupt berechnet werden sollen. Zum Schluss entscheidet der Anleger, ob Optionsschein-Kurse berechnet werden oder Wertveränderungen (Renditen/Performance). Nach Betätigen des Button Szenario berechnen wird die Matrix erstellt. Auf einen Blick ist nun zu sehen, welche Auswirkungen unterschiedliche Szenarien auf den Wert der Option haben.

Chat und Newsboard Forum für Optionshandel

Auch die Meinung anderer kann für die eigene Anlageentscheidung manchmal hilfreich sein. Bevor es das Internet gab, waren die Möglichkeiten stark eingeschränkt, einen geeigneten Partner für die Diskussion über die zukünftige Entwicklung einer Aktie oder eines Marktes zu finden. Dies hat sich inzwischen jedoch drastisch geändert. Dank Chats und Foren kann im Grunde jeder Anleger zu jeder beliebigen Zeit mit jedem anderen Online-Investor weltweit in Kontakt treten, um Fragen zu stellen oder Meinungen auszutauschen. Zwischen Chat und Forum – auch Newsboard genannt – liegt ein feiner Unterschied : Ein Chat oder Chat Room ähnelt einem Telefongespräch. Die Beteiligten – auch Community genannt – tauschen ihre Informationen in Echtzeit aus. Man trifft im Chat genau auf die Teilnehmer, welche die eigenen Anlageinteressen teilen. Dabei besteht die Möglichkeit, sowohl nach einer bestimmten Person als auch nach ausgewählten Interessenschwerpunkten, Anlagezielen, Erfahrungsstand und sonstigen Kriterien zu suchen. Als Suchergebnis erhält der Nutzer eine Liste der in Frage kommenden Community- Mitglieder. Ein Klick auf den Namen eines Mitglieds genügt häufig, und die sogenannte Visitenkarte ist einsehbar. Die Kontaktaufnahme erfolgt über ein spezielles Formular — vergleichbar mit einer E-Mail wobei die E-Mail-Adresse des Empfängers allerdings nicht angezeigt wird. So bleibt seine Privatsphäre unberührt. Bei einem Newsboard sind die Mitteilungen dagegen wie an einem Schwarzen Brett auch zu einem späteren Zeitpunkt noch in der ursprünglichen Reihenfolge einsehbar. Der Benutzer hat die Möglichkeit, nach Beiträgen zu suchen. Als Suchkriterien kann man etwa Stichworte (z. B. T-Online), einen Benutzernamen oder ein Datum angeben.

Tipps im Internet nicht achtlos vertrauen
Die Angebote im Internet werden unüberschaubarer – und gefährlicher. In Newsboards und Chatstauchen immer öfter Empfehlungen angeblicher Experten auf, die in Wirklichkeit allerdings Fälschungen sind. Die Urheber haben nur eine Absicht : Durch Falschinformation die Kurse in die Höhe treiben. Denn wenn arglose Anleger auf die in aller Regel übertriebenen positiven Nachrichten reagieren und Aktien kaufen, steigen die Kurse. Durch diese als Pumping and Dumping bekannte Masche können die Initiatoren ihre zuvor gekauften Aktien teurer wieder verkaufen, während der Anleger auf überteuerten Papieren sitzen bleibt. Diese Praktiken sind – auch nach deutschem Recht – verboten. Aktuelle Warnhinweise auf obskure Aktienempfehlungen veröffentlicht die hessische Börsenaufsichtsbehörde im Web unter Boersenaufsicht. Es lohnt sich, ab und zu dort vorbeizuschauen. Chats und Foren gibt es zu den unterschiedlichsten (Börsen-) Themen. Am häufigsten vertreten sind zurzeit die an Wachstumsbörsen gehandelten Papiere, also etwa Internet- oder Biotechnologie-Aktien. Nicht alle Beiträge sind gleich qualifiziert. Man stößt in Foren und Chats auf absolute Anfänger, trifft dort allerdings ebenso professionelle Akteure, zum Beispiel Broker. Man muss daher ein wenig Geduld aufbringen und die Botschaften regelmäßig überfliegen, um die seriösen und qualifizierten Teilnehmer herauszufiltern und nützliche Hinweise für die eigenen Entscheidungen zu erhalten. Oft besteht die Möglichkeit, zu einer bestimmten Zeit mit Fachleuten wie Analysten, Fondsmanagern oder Unternehmensvorständen im Netz zu diskutieren. Derartige Chats werden zum Beispiel von Fachzeitschriften und Direktbanken angeboten. Die Veranstaltungen werden natürlich rechtzeitig angekündigt, damit Anleger auch wissen, wann sie sich beteiligen können. ConSors beispielsweise zeigt auf seinen Internet-Seiten einen Veranstaltungskalender, auf dem die Termine genau aufgeführt sind. Wer die Diskussionen in Foren und Chats regelmäßig verfolgt, erfährt nicht nur viel über bestimmte Aktien, sondern bekommt häufig auch Hinweise auf interessante Quellen im Internet. Das alles trägt natürlich zu einer kontinuierlichen, persönlichen Weiterentwicklung des Anlegers bei. Doch auch Vorsicht ist geboten : Mitunter versuchen Diskussionsteilnehmer durch unseriöse Beiträge den Kursverlauf bestimmter Aktien gezielt im eigenen Sinne zu beeinflussen. Man kann jeden Anleger deshalb nur warnen, allein aufgrund eines Beitrages in einem Chat oder Newsboard Entscheidungen zum Kauf oder Verkauf von Optionsscheinen zu treffen. Es ist allemal ratsamer, Informationen und Meinungen aus unterschiedlichen Quellen zu beziehen und diese gegeneinander abzuwägen. Schaden kann es auch nicht, wenn man die Anregungen und Hinweise, die in Chats und Newsboards gegeben werden, zunächst einer Plausibilitätsüberprüfung unterzieht, etwa indem man im Research einer (großen) Bank nachfragt oder weitere Quellen im Internet anzapft. Einige Banken bieten die Möglichkeit, Fragen per E-Mail zu stellen. Allerdings hat die Praxis gezeigt, dass nicht jede Anfrage auch umgehend beantwortet wird. Es kommt sogar vor, dass auf Mails überhaupt nicht reagiert wird. Welche Institute einen guten und zuverlässigen Service bieten, kann man nicht pauschal sagen. Die Anleger sollten die Angebote und Versprechungen der Banken auf die Probe stellen und so ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Bleibt festzuhalten : Das Internet kann niemanden von der Verantwortung einer eigenständigen Meinungsbildung befreien. Aber es trägt dazu bei, dass sich Informationen schnell verbreiten und für jeden zugänglich sind.

Beispiel für einen Beitrag in einem Optionsschein-Board
Am besten OS immer über Stuttgart oder außerbörslich handeln Wenn kein Käufer oder Verkäufer für Dein OS gefunden wird, da sehr wenig Handel, gilt der Geld- bzw. Briefkurs des Emittenten als bestes Angebot, Ich gehe grundsätzlich immer vom Geld- bzw. Briefkurs des Emis aus. Sollte sich einer direkt an der Börse finden, der mich besser stellt, umso besser. Bei Langläufer nicht so wild. Bei Day-Trades sollte man besser auf hohes Volumen an der Börse achten,,,. Ein paar Minuten waren, bei so heißen Scheinen, können eine Ewigkeit werden….und du brauchst dem Kurs nicht ewig hinterher rennen, falls Dein Limit (falls gesetzt), etwas knapp ist.

Einfluss der Preisfaktoren im Überblick

Wir haben die Ergebnisse in einer Übersicht noch einmal zusammengefasst. Man erkennt, dass einige Faktoren auf Calls einen genau entgegengesetzten Werteinfluss haben wie auf Puts, während die Änderungen anderer Parameter auf beide Optionsarten die gleiche Wirkung haben. ln der Realität kann man beobachten, dass sich off mehrere Risikofaktoren gleichzeitig ändern und die Effekte sich daher überlagern. Steigen die Zinsen und geht gleichzeitig die Volatilität zurück, verstärken sich die Wirkungen. Ein Put würde einen entsprechend hohen Wertverlust verzeichnen. Passieren kann es aber auch, dass sich die Effekte gegenseitig zumindest teilweise aufheben. Ein Aktienkursanstieg gepaart mit einem Rückgang der Volatilität kann im Extremfall völlig gegenläufige Effekte haben und letztendlich dazu führen, dass sich der Wert einer Call- Option gar nicht ändert. Es ist im Allgemeinen schwierig abzuschätzen, wie sich Veränderungen verschiedener Einflussfaktoren auf den Optionswert auswirken. Doch es gibt Abhilfe: Im Internet sind sogenannte Szenario- Rechner abrufbar, mit deren Hilfe sich so was bewerkstelligen lässt. Mehr dazu ab.

Einfluss der Preisfaktoren im Überblick 1

Implizite Volatilitäten im Internet

Historische Daten sind nicht die einzige Alternative, um einen Eindruck davon zu gewinnen, wie Aktienkurse (oder Devisenkurse und Zinssätze) in Zukunft schwanken könnten. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von Optionspreisen, die in der Praxis tatsächlich zustande gekommen sind. Durch entsprechende Rechenschritte lässt sich herausfinden, auf welchen Volatilitäten diese Preise beruhen. Bildlich gesprochen setzt man die Formel von Black/Scholes mit dem Optionspreis gleich und löst die Gleichung dann nach der Volatilität auf. Dies ist möglich, da die übrigen Preiseinflussfaktoren wie aktueller Aktienkurs, Zinsniveau oder Restlaufzeit ja unzweifelhaft feststehen.

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Diese Rechnungen müssen nicht mühsam per Hand durchgeführt werden, da viele Optionsrechner – wie etwa der Rechner der Deut- Optionsrechner sehen Bank – eine entsprechende Funktion verwenden besitzen. Man gibt sämtliche preisbestimmenden Faktoren – außer der Volatilität – sowie die Optionsprämie ein und betätigt dann den Button Vola berechnen. Als Ergebnis erhält man die Volatilität, die von den Marktteilnehmern beim Geschäftsabschluss zugrunde gelegt wurde. Da sie gewissermaßen im Optionspreis enthalten oder inbegriffen ist – fachmännisch implizit nennt man sie implizite Volatilität, Anders ausgedrückt: Die implizite Volatilität ist genau die Volatilität, die man in den Optionspreisrechner eingeben muss, damit als Ergebnis ein Wert herauskommt, der genau dem aktuellen Optionspreis entspricht.

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Bei der Beschaffung impliziter Volatilitäten ist das Internet allen anderen Medien weit überlegen. Denn es werden inzwischen spezielle Finanztools an geboten, in die der Anwender lediglich eine passende Option – im Regelfall einen Optionsschein – eingeben muss, um an die Volatilität zu gelangen, die im Optionspreis enthalten ist. OnVista bietet zum Beispiel ein solches Hilfsmittel an. Auf deren Homepage wählen wir Optionsscheine und geben als Basiswert die Aktie unseres ursprünglichen Optionsschein ein. Man gelangt dann zu der Eingabemaske Optionsschein-Vergleich. Der Anwender kann Optionen nach bestimmten Kriterien auswählen lassen, wie etwa Basiswert, Typ, Fälligkeit, Basispreis, Emittent usw. Um eine geeignete implizite Volatilität zu erlangen, darf man natürlich nicht irgendeine Option verwenden. Es ist darauf zu achten, nur Produkte zu berücksichtigen, die sich auf dasselbe Underlying (T-Aktien) beziehen, in etwa dieselbe Restlaufzeit haben wie die Option, die bewertet wird, und ungefähr den gleichen Basispreis. Von dem Tool wird uns ein Opfionsschein angezeigt, dessen Ausstattungsmerkmale mit unserem Call annähernd deckungsgleich sind.

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Wie viel Verlust kann beim Handel von Optionen verkraftet werden

Neben der Bereitschaft Risiken zu übernehmen und Zeit zu opfern, sollte jeder Anleger auch überprüfen, ob er auftretende Verluste finanziell vertragen kann. Die Antwort ist nicht nur von der aktuellen Vermögenssituation abhängig, sondern auch von den absehbaren zukünftigen Verpflichtungen. Wird das eingesetzte Kapital bereits kurze Zeit später wieder benötigt, sollten Anleger keine hohen Risiken eingehen. Da bei Optionen immer mit extremen Wertschwankungen gerechnet werden muss, darf man nur so viel Kapital binden, wie notfalls auch als Verlust verkraftet werden kann. Ein Rat sollte unbedingt beachtet werden: Optionsscheine niemals auf Kredit kaufen! Kommt es tatsächlich zu Verlusten, wird der Schaden aufgrund der Zinsen für den Kredit noch größer. Schließlich verlangt auch der Gesetzgeber vom Anleger und von den Banken, dass bestimmte Voraussetzungen beachtet werden. Insbesondere unerfahrene Anleger, die mit Produkten wie etwa Optionsscheinen die Vorstellung schneller Gewinne verbinden, müssen über die tatsächlichen Risiken aufgeklärt werden. Deswegen sind die Vermittler von Termingeschäften dazu verpflichtet, Anleger schriftlich über die Risiken zu informieren und sich dies per Unterschrift, vom Kunden bescheinigen zu lassen. Die Banken haben hierzu ein einheitliches Informationsblatt mit dem Titel Wichtige Informationen über Verlustrisiken bei Börsentermingeschäften entworfen. Erst wenn der Anleger die Belehrung unterzeichnet hat, ist er – wie es korrekt heißt – termingeschäftsfähig kraft Information. Entscheidend ist eine Unterschrift bevor die erste Order erteilt wurde. Unterbleibt die Aufklärung, ist der Kunde — zumindest nach Ansicht der Juristen – nicht termingeschäftsfähig und unterliegt deshalb dem sogenannten Termineinwand. Das heißt, dass er Verluste, die er mit Warrants erzielt hat, von seiner Bank zurückfordern kann. Aus diesem Grunde haben die Institute natürlich ein hohes Interesse daran, ihre Kunden ordnungsgemäß aufzuklären. Einige Banken sind inzwischen sogar dazu übergegangen, die Beratungsgespräche, die sie mit ihren Kunden führen, zum Beispiel auf einem Tonband aufzunehmen.

So haben die Institute später bessere Möglichkeiten, die geleistete Aufklärung auch nachweisen zu können. Denn selbst wenn der Kunde das Informationsblatt unterschrieben hat, muss die Bank den Anleger noch zusätzlich individuell beraten. Der Umfang der Aufklärung ist abhängig von der Erfahrung und den Vorkenntnissen, die ein Anleger mitbringt. Ob sie ausreicht, müssen im Einzelfall Gerichte klären. Viele Klagen wurden in der Vergangenheit abgewiesen, da die Richter der Meinung waren, dass Anleger trotz fehlender Aufklärung über die Risiken Bescheid wussten.