Anlagestrategien für Aktionäre – das Data-Mining-Problem

Solche Kuriosa wie die Rocksaum-Theorie zeigen auch auf, welche Gefahren mit solchen Analysen verbunden sind. Das Data Mining, die systematische Durchforstung großer Datenberge, führt dazu, dass immer mehr Zusammenhänge erkannt werden. Es ist so, als würde jemand einen Heuhaufen minutiös durchwühlen und statt der berühmten Stecknadel gleich ein ganzes Sortiment an Nadeln finden. Das Problem beim Data Mining ist, dass niemand genau sagen kann, ob es sich bei diesem Zusammenhängen um eine wirkliche Ursache handelt oder nur um Scheinkorrelationen, also Zusammenhänge, die sich aufgrund der riesigen Datenmenge rein zufällig ergeben.

Deshalb muss bei der Korrelation eine Erklärung aufgestellt werden, weshalb gerade dieser Faktor einen Einfluss ausübt und als Ursache anerkannt werden kann. Solche Erklärungen sind aber nur Mutmaßungen und Hypothesen, die so lange gelten, bis sie widerlegt sind. Es ist für Anleger gefährlich darauf zu vertrauen, dass es sich um eine wirkliche Ursache handelt, denn im Nachhinein könnte es sich heraussteilen, dass es doch nur ein scheinbarer Zusammenhang war. Bei der Verarbeitungskapazität heutiger Computer können Millionen von Faktoren in die Analyse mit einbezogen werden, so dass die Zahl der Scheinkorrelationen sprunghaft zunimmt. In der Finanzmarktforschung versucht man, die Sicherheit einer solchen Anlagestrategie durch ein hypothetisches Backtesting zu beweisen. Dabei wird ein Zusammenhang, den man durch Data Mining ermittelt hat, über verschiedene Zeiträume hinweg getestet.

Wenn man beispielsweise der Auffassung ist, dass kleine Aktiengesellschaften (Small Caps) langfristig eine bessere Wertent-Wicklung mit sich bringen als die Standardwerte, dann kann diese Annahme belegt werden, indem man sämtliche Aktienkurse in den USA von 1900 bis 2006 untersucht. Das Problem beim Backtesting ist, wie man die Zeiträume wählt. Wenn etwa die Untersuchung aus Kostengründen auf den Zeitraum von 1983 bis 1999 beschränkt wird, erhält man dank dieser herausragenden Boomperiode ein völlig anderes Ergebnis, als wenn man die Untersuchung im Jahr 1928 – kurz vor der entsetzlichen Weltwirtschaftskrise – beginnen lässt. Durch die Variation solcher Zeiträume mussten schon viele gefundene Zusammenhänge aufgegeben werden. da sie sich für einen anderen Zeitraum nicht bestätigten oder sogar als Scheinkorrelation entpuppten.
In den vergangenen Jahren wurde diese Gefahr der Scheinkorrelationen immer deutlicher, als man völlig unsinnige Faktoren miteinander in Verbindung brachte. Jason Zweig führte eine solche Untersuchung durch. Er legte zwei Kriterien fest, die durch ein Data Mining als besonders renditestark ermittelt worden waren Er nahm 25 Prozent aller Aktien in den USA mit der niedrigsten Börsenkapitalisierung. Das zweite Kriterium lautete: Der Name der Aktiengesellschaft durfte keinen Doppelbuchstaben enthalten (also beispielsweise „11“ oder „mm“). Jeder vernünftige Mensch kann sofort erkennen, dass die Schreibweise des Firmennamens keinerlei Einfluss auf die Rendite haben kann. Dennoch erzielte man mit diesen beiden Kriterien innerhalb von 20 Jahren eine jährliche Rendite, die 6 Prozentpunkte über dem Markt- durchschnitt lag. Das Ergebnis beruht aber in Wirklichkeit auf reinem Zufall! Es handelt sich um gar keine Anlagestrategie, die kausal erklärbar wäre.

Für Wissenschaftler und Analysten ist es sehr schwer, echte Zusammenhänge von Scheinkorrelationen zu trennen. Aufgrund der riesigen Datenmengen und der Verarbeitungsmöglichkeiten moderner PCs wird die Zahl solcher Scheinzusammenhänge noch weiter steigen. Fast schon erheiternd ist die Untersuchung, die David Leinweber anstellte. Er verglich die Kursdaten des S&P 500 mit den Statistiken der Vereinten Nationen, um einen Indikator tu finden, der die Wertentwicklung des amerikanischen Börsenbarometers am besten Vorhersagen kann. Das Ergebnis war mehr als amüsant: Die Butterproduktion in Bangladesh korrelierte exakt mit dem Verlauf des Aktienindex S&P 500.

Mindestens ebenso bizarr und unterhaltsam ist die Super-Bowl- Theorie. Wenn Sie Sportfan sind, wissen Sie vielleicht, dass alljährlich in den USA die Meisterschaften im American Football stattfinden. Dieses landesweit übertragene Spitzenereignis, das fast die ganze Nation in den Bann schlägt, kann Vorhersagen über die Entwicklung des Aktienmarktes machen. Im Endspiel der Meisterschaft treten stets zwei Mannschaften gegeneinander an, die konkurrierenden Verbänden angehören. Es gibt die National Football Conference (NFC) und die American Football Conference (AFC).
Der Sportjournalist Leonard Koppett behauptete bereits 1979, dass der Dow-Jones-Index immer dann steigt, wenn eine NFC- Mannschaft gewinnt. Wenn dagegen das AFC-Team im Finale siegt, fällt der Dow-Jones-Index.
Allerdings ist die Zuordnung der Teams etwas kompliziert; denn obwohl die Mannschaften Indianapolis Colts, Pittsburgh Steelers, Baltimore Ravens offiziell dem Verband AFC angehören, zählen sie in der Börsenprognose zum gegnerischen NFC. Der Grund dafür ist, dass sie ursprünglich diesem Verband angegliedert waren und erst später die Verbandszughörigkeit wechselten. Der erste Super Bowl in der Geschichte der USA fand 1967 statt. In 26 von 39 Jahren traf die Prognose ein und die Entwicklung des Dow Jones konnte richtig vorhergesagt werden. Bevor Sie nun schon dem nächsten Super Bowl entgegenfiebern, kann ich Ihnen versichern, dass es sich hierbei um eine Scheinkorrelation handelt.

In einer anderen amüsanten Untersuchung belegten David Hirshleifer und Tyler Shumway, dass die Wertentwicklung eines Aktienmarktes vom Sonnenschein abhängt. Sie analysierten 26 Aktienmärkte für einen Zeitraum von 1982 bis 1997. Als Kriterium für die Sonnenscheinstärke nahm man das Ausmaß der Bewölkung. Sie stellen fest, dass an 18 von 26 Börsen der Sonnenschein eine prominente Rolle spielt, insbesondere an der Börse in Istanbul, Dublin, Santiago de Chile, Singapur und Kuala Lumpur. Sie kamen sogar zu dem Ergebnis, dass man anhand der Wetterprognosen zumindest geringfügige Überrenditen erzielen konnte.
Allerdings sind diese höheren Renditen wenig interessant, da die Transaktionskosten und Steuern aufgrund der ständigen Umschichtung des Depots den Vorteil wieder zunichte machen.

Als Anleger sollten Sie daher solche Anlagestrategien, die einen Überrendite-Effekt versprechen, mit gewissen Vorbehalten befruchten. Auch noch sehr viel später kann sich herausstellen, dass c sich nur um einen scheinbaren Zusammenhang handelt. Ein Backtesting, das die Anlagestrategien anhand unterschiedlicher Zeiträume überprüft, sollte den Zeitraum variieren. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die untersuchte Periode unmittelbar vor der Weltwirtschaftskrise einsetzt oder vor einer Boomphase beginnt. Auch die Länge der Periode spielt eine Rolle; zu kurze Zeiträume sind viel weniger aussagekräftig. Darüber hinaus kommt es auf den Umschichtungstermin an. Da die meisten Anlagestrategien eine jährliche Umschichtung oder gar eine häufigere Revision vorsehen, kommt dem Umschichtungstermin eine große Bedeutung zu. Wie wir bereits vom Januar- und anderen saisonalen Effekten wissen, hat es enormen Einfluss, ob Sie Ihr Depot am 2 Januar oder im Krisenmonat September in der Zusammensetzung ändern. Anlagestrategien, die mit anderen Umschichtungs- Icrminen durchgerechnet wurden, zeigten plötzlich nur eine geringere oder gar keine Überrendite mehr. In diesem Fall war die höhere Performance auf saisonale Effekte zurückzuführen.

Die technische Analyse beim Aktienhandel verstehen

Die technische Analyse untersucht nur den Aktienkurs und betrachtet dessen Verlauf. Hierzu bedienen sich die Techniker des Charts; der englische Begriff bedeutete ursprünglich „Seekarte“ und meint ein Diagramm oder eine Grafik. Aktiencharts gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen, und viele Finanzportale ermöglichen es Ihnen, die verschiedensten Charts zu erzeugen. Sie können den Kursverlauf einer Aktie 3 oder 5 Jahre zurückverfolgen und zusätzlich einen Index einblenden, der die Wertentwicklung des gesamten Aktienmarktes wiedergibt. Wenn Sie beispielsweise den Kursverlauf der BMW-Aktie für einen Fünfjahreszeitraum betrachten, können Sie den DAX als Hilfsmittel heranziehen und anschaulich vergleichen, ob die Aktie den DAX über eine längere Periode überflügeln konnte. Es ist außerdem möglich, anstelle eines Index eine zweite Aktie zum Vergleich her- anzuziehen. Die Charttechniker setzen darüber hinaus gleitende Durchschnitte ein, die sich auf einen bestimmten Zeitraum beziehen. Sehr beliebt ist die 200-Tages-Linie; dabei werden die einzelnen Kursdaten miteinander verrechnet und geglättet.

Wenn der Aktienkurs die 200-Tages-Linie von unten nach oben durchbricht, bedeutet dies nach Auffassung der Charttechniker ein Kaufsignal. Die Techniker haben einen ganzen Katalog typischer Chartformationen erstellt, die auf ein Kauf- oder Verkauf signal hindeuten. Bekannte Formationen sind zum Beispiel die Kopf-Schulter-Formation, bei der der Aktienkurs zuerst einen Hügel erklimmt und dann wieder abfällt. Danach erholt sich der Kurs wieder und erreicht einen neuen Gipfel. Nach einem Rückschlag bildet der Chart wieder einen Hügel und sinkt dann endgültig in die liefe. Diese Formation sieht wie ein Berg aus, der von einem kleineren Hügel auf jeder Seite flankiert wird; deshalb nennt man dieses Muster Kopf-Schulterformation. Eine solche Formation ist für den Anleger ein Verkaufssignal, da dieser Verlauf letztlich in einen Abwärtstrend mündet. Natürlich gibt es auch eine umgekehrte Kopf-Schulter-Formation, die ein Kaufsignal darstellt. Zu den anderen wichtigen Formationen zählen beispielsweise die V-Formation, die W-Formation, Dreiecke, Wimpel, Untertassen- und Rechteckformationen.

Zusätzlich zeichnen Chartisten oft imaginäre Widerstands- und Unterstützungslinien ein, die gleichsam die Decke und den Boden eines Kursverlaufs markieren. Wenn die Aktie eine solche Widerstandslinie überwindet, gilt dies als ein Kaufsignal.
Die technische Analyse hat zudem eigene Kennzahlen entwickelt, die sich nur auf den Kursverlauf beziehen und bereits bei einigen Anlagestrategien Anwendung finden. Eine wichtige Kennzahl in diesem Zusammenhang ist die relative Stärke einer Aktie. Darunter versteht man die Abweichung einer einzelnen Aktie vom gesamten Markt. Wenn beispielsweise BMW stets besser abschneidet als der DAX, so hat die Aktie eine große relative Stärke.

Eine bedeutsame Kennzahl der technischen Analyse ist die Advance-Decline-Linie; sie ermittelt für jeden Börsentag, wie viele Aktien gestiegen und wie viele gefallen sind. Zeigt die Advance- Decline-Linie nach unten, so kann dies bedeuten, dass an der Börse eine längere Phase der Konsolidierung oder sogar eine Baisse herannaht. Eine andere Kennzahl ist das Momentum; es beschreibt die Veränderungsgeschwindigkeit und die Dynamik eines Kursverlaufs. Das Momentum misst, wie rapide eine Aktienkurve steigt oder fällt. Dabei wird der aktuelle Kurs mit einem Durchschnittswert verglichen und in Relation gesetzt.

Aktiencharts Internetadresse
Technical Investor technical-investor*de
Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V. (DVfA) dvfa*de

Die technische Analyse wird häufig als unsinnig kritisiert, denn sie erinnert an Wahrsagemethoden, mit denen einst die Römer aus dem Flug der Vögel die Zukunft weissagen wollten. Die Behauptung, man könne aus dem Auf und Ab der Aktienkurse deren Trend Vorhersagen, ist bisher unbewiesen und wissenschaftlich erheblich umstritten. Die Befürworter hingegen argumentieren, anders als die vergangenheitsorientierte Fundamentalanalyse, die sich einzig und allein auf die Bilanzkennzahlen stützt, spiegele der Chartverlauf die aktuellen Entwicklungen wider. Wenn beispielsweise der Kurs einer Aktie ständig sinkt, obwohl das Unternehmen glänzende Bilanzen vorweisen kann, dann deutet dies darauf hin, dass sich irgendwelche Probleme oder Krisen ergeben haben. Diese Information ist jedoch noch nicht an die breite Öffentlichkeit gelangt, sondern nur einigen Insidern oder institutioneilen Investoren bekannt, die deshalb bereits die Papiere abstoßen.
Trotz dieses Arguments tut sich die technische Analyse schwer, eine Trendumkehr rechtzeitig vorherzusagen. Am Anfang einer Formation ist es nämlich nur schwer möglich, den weiteren Verlauf vorherzubestimmen.

Als Anleger sollten Sie bei Ihrer Aktienanalyse auf beide Methoden setzen. Ziehen Sie sowohl die Bilanzkennzahlen als auch die technische Analyse heran, um sich ein umfassendes Bild zu machen. Eine Aktie, deren Kurs auf dem Chart ständig nach unten tendiert, ohne dass eine Bodenbildung erfolgt ist, sollten Sie auch dann nicht kaufen, wenn das Unternehmen brillante Bilanzkennzahlen veröffentlicht hat. Warten Sie in solch einem Fall ab, bis die Konsolidierung des Kurses beendet ist.

Anlagestrategien in der Praxis beim Aktienkauf

Als Leser möchten Sie nun sicher wissen, wie man konkret solche Anlagestrategien umsetzen kann. Als erstes sollten Sie beachten, dass es keinen Sinn macht, solche Aktien selbst zusammenzustellen. Das wäre viel zu umständlich und zeitaufwändig. Viel bequemer und einfacher ist es, ein Zertifikat zu kaufen. Ein Zertifikat ist eigentlich eine Schuldverschreibung oder Anleihe einer Bank, die an die Wertentwicklung eines bestimmten Aktienkorbs gekoppelt. Die Experten der Bank führen für Sie gleichsam die Anlagestrategie durch, und die Wertentwicklung spiegelt sich im Kurs des Zertifikats wider. Das hat für Sie den enormen Vorteil, dass Sie nicht selbst die Aktien analysieren und zusammenstellen müssen. Außerdem entfällt die jährliche Umschichtung, die mit hohen Transaktionskosten verbunden ist. Sie müssen die Zertifikate nur einmal kaufen und können sie dann jahrelang im Depot halten.

Natürlich hat dieser Service auch einen Preis. Bei solchen Strategiezertifikaten gibt es neben einem Spread, das ist die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis des Papiers, gelegentlich eine jährliche Managementgebühr. Trotz dieser Kosten ist ein Zertifikat in den meisten Fällen aber günstiger, als wenn Sie selbst eine Strategie umsetzen und das Depot jährlich umschichten müssen – ganz zu schweigen von dem hohen zeitlichen Aufwand. Der einzige Kritikpunkt ist, dass Zertifikate als Schuldverschreibungen natürlich ein gewisses Risiko bergen, falls die Bank, die das Wertpapier herausgegeben hat (der Emittent), insolvent wird. In einem solchen Fall wären Ihre Zertifikate völlig wertlos. Bei Investmentfonds ist dies bei einer Insolvenz der Bank nicht der Fall, da Fondsanteile als Sondervermögen besonders geschützt sind. Kritiker sind daher der Auffassung, dass sich Zertifikate für die Altersvorsorge nicht eignen und dass Fonds besser sind.

Dieses Argument mag eine gewisse Berechtigung haben, ist aber auch nicht besonders plausibel. Investmentfonds erreichen größtenteils noch nicht einmal die Wertentwicklung des Index; sie sind daher eine kostspielige und vergleichsweise wenig rentable Anlageform. Nur bei Spitzenfonds können Sie erwarten, dass sie einen Renditevorsprung (Outperformance) gegenüber dem Index erreichen.
Das Risiko bei Zertifikaten können Sie mindern, indem Sie nur Zertifikate kaufen, die von Banken mit einer hohen Bonität herausgegeben wurden. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Großbank Insolvenz anmelden muss. Nehmen Sie im Zweifelsfall nur ein Zertifikat einer Bank, die durchweg ein AAA-Rating aufweisen kann – das ist die höchste Bonitätsstufe, die es gibt. Sie können sich zusätzlich absichern, indem Sie Ihr Depot auf viele Werte streuen. Denken Sie daran, dass Diversifikation (Streuung) eines der wichtigsten Prinzipien der Geldanlage ist.
Es gibt nicht zu allen Anlagestrategien, die wissenschaftlich erforscht wurden, ein Zertifikat. Aber die wichtigsten werden durch Strategiezertifikate abgebildet.

Die Dividendenstrategie in der Praxis
Die Dividendenstrategie ist eine der ältesten Strategien; als Anleger lohnt es sich nicht, sie selbst umzusetzen, da es eine ganze Reihe von Zertifikaten und sogar Investmentfonds gibt, die diese Anlagestrategie anwenden. Sie haben dabei auch die Wahl, ob Sie die Dividendenstrategie nur auf die USA, Deutschland oder die gesamte Welt anwenden wollen.
Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit, ein spezielles Zertifikat auf den Index zu kaufen. Neben dem eigentlichen DAX wurde vor einiger Zeit ein neuer Index geschaffen, der speziell die dividendenstärksten Aktien des DAX umfasst. Dieser Index heißt DivDAX; auf ihn gibt es Zertifikate, die die Wertentwicklung nachvollziehen.

Name Bank Laufzeit ISIN
DAX Top 10 Deutsche Bank Open end DE0004734850
Dividend Stars Germany Société Générale Open end DE000SG0EDK6
Dividend Stars Europe Société Générale Open end DE000SG0EDJ8
Dividend Stars USA Société Générale Open end DE000SG0EDH2
Dividend Stars World Société Générale Open end DE000SG0EDL4
Welt Dividend Plus UBS 08.10.2009 CH0019514105
Dividend Stars Eastern Europe Société Générale Open end DE000SG9F1Y7
DivDAX Performance Commerzbank Open end DE000CB52598

Die saisonale Strategie
Es wird Sie verblüffen, aber die saisonale Strategie ist mit Abstand eine der erfolgreichsten überhaupt. Sie beruht auf dem alten Börsensprichwort „Seil in May and go away“. Seit 1988 hätten Sie als Anleger in DAX-Werten damit ohne Probleme eine Durchschnittsrendite von 20,3 Prozent pro Jahr erreicht. Allerdings sollten Sie stets beachten, dass Sie eine solche Strategie mindestens fünf oder besser noch zehn Jahre durchhalten müssen. Denn es gibt immer wieder schlechte und gute Börsenjahre. Eine solche Anlagestrategie ist nur dann ratsam, wenn Sie genügend Ausdauer haben; denn wenn Sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt einsteigen, können deutliche Verluste entstehen. Keine Tugend zahlt sich an der Börse so sehr aus wie die Geduld.

Die hohe Rendite ergibt sich daraus, dass man die schlechten Börsenmonate August und September grundsätzlich meidet. Untersuchungen zeigten, dass im September der Verlust im Durchschnitt bei 4,4 Prozent liegt. Natürlich müssen Sie nun nicht selbst die Aktien im Mai verkaufen und auf den Aufschwung im Januar warten. Vielmehr hat die niederländische ABN Amro Bank ein Zertifikat herausgebracht, das genau diese Anlagestrategie simuliert und den Indexstand des Julis einfriert; dadurch überspringen Sie die schlechten Börsenmonate.

Name Bank Laufzeit ISIN
DAXPLUS Seasonal Strategy ABN Amro Open end NL0000196301
DAX Best Seasons ABN Amro Open end DE0005592828

In den Jahren von 1989 bis Ende 2004 erwirtschaftete ein DAX- Investment eine jährliche Rendite von 7,5 Prozent. Die saisonale Strategie erbrachte im selben Zeitraum eine Wertsteigerung von jährlich 17,7 Prozent. Das Risiko ist sogar geringer als bei einem passiven DAX-Investment.

Die Squeeze-out-Strategie
Bei der Squeeze-out-Strategie geht es darum, auf Abfindungen bei Übernahmen zu spekulieren. Das Risiko ist wesentlich größer, denn der Mehrheitsaktionär kann die restlichen Aktionäre auch zu ungünstigen Konditionen abfertigen, ln manchen Fällen kann die Strategie, die sich nicht für die Altersvorsorge eignet, aber lukrativ sein. 2004 machte der SAP Konzern den Aktionären der SAP-SI-Aktien ein Abfindungsangebot von 20,40 Euro. Etliche Anteilseigner schlugen aber das Angebot aus und warteten auf eine höhere Offerte. Das Pokerspiel ging gut aus, denn später fand SAP die restlichen Aktionäre mit 38,83 Euro für jede SAP-Sl-Aktie ab. Dies bedeutet eine satte Wertsteigerung von 90,3 Prozent innerhalb weniger Wochen.
Als potenzielle Übernahmekandidaten gelten beispielsweise Allianz Leben, Audi, der AXA Konzern, DBV-Winterthur und die Versicherungsgruppe Ergo. Bei Audi ist Volkswagen der Hauptaktionär und bei Ergo die Münchener Rück.

Diese Strategie gilt als sehr viel risikoreicher und ist allenfalls als Depotbeimischung geeignet. Um das Risiko zu reduzieren, sollten Sie auf keinen Fall einzelne Aktien kaufen, sondern ebenfalls auf ein Zertifikat setzen, sofern Sie überhaupt die Squeeze-out- Strategie einsetzen wollen. Sie eignet sich nur für spekulativ eingestellte Anleger.

Name Bank Laufzeit ISIN
Squeeze-Out-Strategie Sal. Oppenheim 31.03.09 DE000SAL2QZ2

Die Growth-Strategie
Bei der Growth-Strategie setzen Sie ausschließlich auf Wachstumswerte. Während in früheren Jahrzehnten die Substanzwerte die höchste Performance aufwiesen, konnten Ende der 1990er Jahre die Wachstumswerte eine bessere Wertsteigerung erzielen.

Die Vorgehensweise ist folgendermaßen: Sie wählen von den 30 DAX-Werten jene fünf Aktien aus, die das größte Umsatzwachstum haben. Diese Aktien entwickeln sich besonders dynamisch und erfolgreich.
Von 1989 bis 2004 erzielte man mit dieser Strategie eine Rendite von 14 Prozent pro Jahr, während der DAX im selben Zeitraum nur um 7,5 Prozent jährlich zulegte. Das Risiko der Growth- Strategie ist jedoch etwas höher als bei einem Indexinvestment.

Die Insider-Strategie
Die Insider-Strategie beruht darauf, dass Aktienkäufe und -Verkäufe des Vorstands oder Aufsichtsrats ab einer gewissen Größenordnung meldepflichtig sind. Anhand der veröffentlichten Informationen lässt sich eine Anlagestrategie entwickeln; denn wenn der Vorstand oder Aufsichtsrat Aktien des eigenen Unternehmen kauft, deutet dies häufig auf eine positive wirtschaftliche Entwicklung hin. Die Insider-Strategie lässt sich durch ein Zertifikat nicht abbilden, da ein starr vorgegebener Aktienkorb nicht der Vielzahl der Unternehmen gerecht werden kann. In diesem Fall gibt es einen Investmentfonds, der sich dieser Strategie bedient und sich auf die USA spezialisiert hat.

Name Investmentgesell. ISINI
VCH Insight USA VCH LUO132800532

Die Small-Cap-Strategie
Bei der Small-Cap-Strategie setzen Sie auf Aktien mit einer geringen Börsenkapitalisierung. Diese haben den Vorteil, dass sie flexibler und dynamischer auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen reagieren. In der Vergangenheit konnten Small Caps stets die großen Standardwerte in der Performance übertreffen. Bei der Small-Cap-Strategie haben Sie die Wahl zwischen einigen Zertifikaten und vielen Investmentfonds, die sich darauf spezialisiert haben. Zertifikate haben den Vorteil, dass sie kostengünstiger sind und die Wertentwicklung besser nachvollziehen. Da es aber viele Small Caps gibt und die Unternehmenssituation fortlaufend beurteilt werden sollte, sind deshalb die aktiv gemanagten Investmentfonds trotz höherer Kosten oft besser. Besonders kleine Aktiengesellschaften sind nämlich in keinem Index enthalten, so dass sie einzeln auswählt werden müssen. Ansonsten können Sie auch ein Indexzertifikat erwerben, dass sich auf einen Aktienindex bezieht, der kleine oder mittelgroße Aktiengesellschaften zusammenfasst wie der SDAX und der MDAX.

Name Bank Laufzeit ISIN
MDAX Landesbank Berlin Open end DE000BGBDWR6
SDAX HSBC Trinkaus Open end DE000TB1CQD9

 

Bei den Investmentfonds gibt es eine reichhaltige Auswahl, und der Anleger kann sich sogar einzelne Regionen, Länder oder Spezialgebiete aussuchen.

Region, Land Name des Investmentfonds Währung ISIN
Welt Invesco Global Small Cap Equity USD IE0003594896
Templeton Global Smaller Comp. USD LU0029874061
Europa Henderson Pan Europ. Sm. Comp. Euro LU0046217351
Oyster European Small Cap Euro LUO178554332
Vontobel European Mid& Small Cap Euro LUO120694483
Deutschland Lupus alpha Sm. Germ. Champ. Euro LUO129233093
cominvest Adiselekt Euro DE0009769562
UBS (D) EF-Small Caps Germany Euro DE0009751651

 

Anlagestrategien für Aktionäre richtig verstehen

Noch in den 1970er Jahren waren die meisten Wissenschaftler der Auffassung, dass es unmöglich sei, langfristig den Aktienmarkt zu übertreffen. Die meisten Anleger würden nur eine Durchschnittsrendite erzielen, die der Wertentwicklung des Gesamtmarkts entspricht. Deshalb plädierte man damals dafür, die sicherste und zuverlässigste Art, Geld anzulegen, sei ein Indexinvestment. Wenn man den Index eines Gesamtmarkts kauft wie etwa den DAX, dann erzielt man stets die gleiche Performance wie der Marktdurchschnitt, da der DAX die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften zusammenfasst. Eine Frage, die aber viele Wissenschaftler und Anleger weiterhin beschäftigte, war: Ist es möglich, den Gesamtmarkt langfristig zu übertreffen? Kann man mit einer Strategie zuverlässig den Markt übertrumpfen und eine höhere Rendite erzielen?

In den 1970er Jahren hätten viele Wissenschaftler diese Fragen verneint und hämisch darauf hingewiesen, dass selbst Investmentfonds mit hoch qualifizierten Analysten nicht in der Lage sind, langfristig eine höhere Rendite zu erreichen. Die überwiegende Mehrheit der Investmentfonds schneidet sogar deutlich schlechter als der Markt ab. Seit den 1980er Jahren erkannte man dank moderner Analyseverfahren und verfügbaren schnellen Computern, dass einige Strategien zu einer Überrendite führen, d.h. mit manchen Strategien schneiden Sie langfristig noch besser als der Markt ab. Ganze Heerscharen von Analysten und Wissenschaftlern durchforsteten und durchkämmten riesige Datenberge, um weitere Gesetzmäßigkeiten zu finden. Und sie wurden zunehmend fündig, Die Zahl der Anlagestrategien, die nachweislich zu einer höheren Rendite führen, ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Ich möchte ihnen einige dieser Strategien ausführlicher vorstellen.

Die einzelnen Anlagestrategien – die Dividendenstrategie

Bei den Anlagestrategien, die den Markt übertrumpfen und zu edier Überrendite führen sollen, unterscheidet man solche, die auf der Fundamentalanalyse und damit den Bilanzkennzahlen beruhen, und solche, die sich auf die technische Analyse der Aktienkurse berufen. Alle diese Anlagestrategien wurden wissenschaftlich überprüft und an mehreren unterschiedlichen Zeiträumen getestet.
Obwohl etliche Anlagestrategien alle Tests bestanden, mussten einige im Nachhinein aufgegeben werden. Es stellte sich heraus, dass die zu erzielenden Überrenditen so gering waren, dass die Transaktionskosten (beispielsweise die Bankprovision) und die Steuern aufgrund der vielen Umschichtungen deutlich höher lagen. Das alte Börsensprichwort „Hin und her macht Taschen leer“ bewahrheitet sich auch hier. Ein anderes Problem ist die so genannte Overpopularity. Wenn viele Anleger auf dieselbe Strategie setzen, müsste der Überrendite-Effekt sich langfristig aufheben; dies gilt insbesondere für unterbewertete Aktien, die durch die starke Nachfrage stark ansteigen, so dass die erzielbaren Renditen deutlich sinken. Obwohl viele dieser Marktanomalien schon lange bekannt sind, gibt es Phänomene wie den Januar-Effekt immer noch.
Alle Anlagestrategien haben das entscheidende Ziel, eine Überrendite zu erzielen, d.h. die Wertentwicklung der auswählten Aktien muss stets höher sein als der Marktdurchschnitt, denn sonst könnte man bequem und ohne komplizierte Strategie auf den Index setzen. Darüber hinaus muss jede Anlagestrategie eine so hohe Überrendite erbringen, dass sich die Anlage auch nach Abzug von Transaktionskosten und Steuern noch lohnt.

Die Dividendenstrategie
Die Dividendenstrategie ist eine der populärsten, bekanntesten und ältesten Anlagestrategien. Ihre wissenschaftliche Grundlage wurde erstmals im Jahre 1988 im Wall Street Journal erörtert. In einer Untersuchung fand John Slatter heraus, dass Aktien mit hoher Dividendenausschüttung in dem Zeitraum von 1972 bis 1987 eine jährliche Wertsteigerung von 18,4 Prozent erreichten, während der als Vergleichsmaßstab verwendete Dow-Jones-Index es nur auf eine jährliche Wertsteigerung von 10,8 Prozent brachte. Damit übertraf die Dividendenstrategie das Indexinvestment um mehr als 7,6 Prozentpunkte.
Dieses Ergebnis löste eine Flut von Folgeuntersuchungen aus, und im Jahre 1992 machten Michael O’Higgins und John Downes in ihrem Buch „Beating the Dow“ die Dividendenstrategie weltweit bekannt. Das in den USA berühmte Börsenmagazin, JBarron’s“ stellte verblüfft fest, dass die Dividendenstrategie in zwei Jahrzehnten nur drei Verlustjahre mit sich brachte.

Die Dividendenstrategie erschien als ein wahres Wunder und wurde weiter verfeinert. Eine der wichtigsten Dividendenstrategiert ging unter dem Namen „Dogs of the Dow“ in die Börsengeschichte ein. Diese Strategie funktioniert folgendermaßen: Anfang Januar sortiert der Anleger die 30 Aktien des Dow Jones nach ihrer Dividendenrendite. Der Dow Jones ist zwar nach seiner Berechnung ein veraltetes Börsenbarometer, aber aufgrund der historischen Bedeutung wurde es beibehalten. Der Dow Jones umfasst die 30 größten amerikanischen Standardwerte. Die Aktie mit der höchsten Dividendenrendite ordnen Sie an erster Stelle ein, und dann folgen die anderen Aktien in Höhe der Dividendenrendite. Im zweiten Schritt nehmen Sie die zehn Aktien mit der höchsten Rendite und kaufen Sie. Alle Aktien sollen im Depot den gleichen Anteil einnehmen. Nach einem Jahr schichten Sie Ihr Portfolio um und wählen erneut die zehn Aktien des Dow Jones mit der höchsten Dividendenrendite.

Diese Anlagestrategie ist bestechend einfach, da sie auch ohne großen Rechenaufwand und komplexe Umschichtungen durchgeführt werden kann. Eine Untersuchung der in den USA sehr beliebten Investmentgemeinde Motley Fool, die sich durch ihren populären Stil auszeichnet, zeigte, dass die Dividendenstrategie eine deutliche Überrendite erreicht. Im Zeitraum von 1961 bis 1999 erwirtschaftete man damit eine Wertsteigerung von 14,6 Prozent pro Jahr, wobei das Ergebnis nur in drei Jahren im Minus lag. Eine Indexstrategie, die im selben Zeitraum auf den Dow-Jones-Index gesetzt hätte, hätte eine Rendite von 12,4 Prozent jährlich erbracht.

Wenn Sie diese Zahlen betrachten, erkennen Sie zwei Dinge: Zum einen ist die Aktienanlage jeder anderen Anlageform (wie Anleihen, Bausparverträge, Lebensversicherungen, Immobilien) weit überlegen; denn selbst wenn man nur auf den Index gesetzt hätte, ohne selbst Aktien auszuwählen, hätte man in dem betrachteten Zeitraum problemlos eine Rendite von über 12 Prozent erreicht. Sie sollten allerdings beachten, dass bei jeder Aktienanlage die langen Zeiträume entscheidend sind. Geduld und Disziplin zahlen sich immer aus. Mit der Dividendenstrategie hätten Sie so- gar 14,6 Prozent pro Jahr erzielt. Sie müssen natürlich beachten, dass solche Werte nur dadurch zustande kommen, dass man einen sehr langen Zeitraum berücksichtigt. Kurzfristig können bei einer Aktienanlage deutliche Verluste eintreten; das gilt vor allem dann, wenn Sie einen Zeithorizont von weniger als fünf Jahren zugrunde legen.

Die Dividendenstrategie schnitt in der Boomphase der Technologiewerte Ende der 1990er Jahre wesentlich schlechter ab. Denn die Dividendenstrategie setzt in erster Linie auf Substanzwerte mit einer hohen Ausschüttung; daher rechnet man sie zu den Value- Strategien. Zwischen 1995 und 1999, als der Neue Markt entstand und Technologietitel zu den Favoriten zählten, brachte die „Dogs of Dow“-Strategie lediglich eine jährliche Wertentwicklung von 18,9 Prozent. Sie mögen über diese Zahl staunen, denn sie ist wirklich sehr hoch; aber ein passives Investment in den
Dow- Jones-Index hätte Ihnen in demselben Zeitraum eine Superrendite von 27 Prozent jährlich eingebracht. Ende der 1990er Jahren hatten die Wachstumswerte die Substanzwerte überflügelt. Daher war die Growth-Strategie, die auf Gewinnwachstum bei Technologietiteln setzte, die bessere Alternative.
Andere Untersuchungen belegen indes, dass in den letzten Jahrzehnten die Value-Strategien mit ihren Substanzwerten wesentlich besser abschnitten. Nur die zweite Hälfte der 1990er Jahre widersprach diesem Befund. In den Krisenjahren zwischen 2000 und 2004, als die Internetaktien und die Technologietitel ins Bodenlose fielen, erreichte man mit der „Dogs of the Dow“- Strategie immerhin 4,4 Prozent Wertsteigerung im Jahr, während der Dow- Jones-Index es auf magere 0,7 Prozent pro Jahr brachte.

Die „Dogs of the Dow“- Strategie ist nicht unumstritten, denn sie führt zu einigen Fehleinschätzungen. In den letzten Jahren haben sowohl in Deutschland als auch in den USA die Aktienrückkäufe deutlich zugenommen. Durch den Aktienrückkauf erfolgt eine verdeckte Dividendenausschüttung, die dann bei dieser Analysemethode unberücksichtigt bleibt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Gefahr der Overpopularity, d.h. dadurch dass immer mehr Anleger die „Dogs-of-Dow-Strategie“ anwenden, werden diese Dividendenschwergewichte im Dow Jones stärker nachgefragt und steigen im Kurs, was zu einer hohen Bewertung führt. Die Aktien sind dann bereits „teuer“, und die Chancen auf einen weiteren Kursanstieg schwinden.

Darüber hinaus wird die zu erzielende Rendite durch die Transaktionskosten (wie Bankprovisionen, Depotgebühren) und Steuern gemindert.

Anlagestrategien mit anderen Kriterien beim Aktienkauf

Neben der weit verbreiteten Dividendenstrategie gibt es natürlich noch eine Fülle anderer Kennzahlen, die sich für eine Anlagestrategie eignen. Auch in diesem Bereich war Motley Fool aktiv. Für Aufsehen sorgte beispielsweise die Keystone-Strategie.

Die Keystone-Strategie
Als Grundlage diente eine Datenbank in den USA mit 1700 Aktien, die vom Finanzdienstleister Value Line betrieben wird. In dieser Datenbank werden alle Aktien in 5 Kategorien untergliedert, wobei die Kategorie 1 alle Aktien mit dem höchsten Kurspotenzial für die nächsten 12 Monate umfasst und die Kategorie 5 alle Werte mit den schlechtesten Kurschancen.

Bei der Keystone-Strategie werden zunächst alle Aktien ausgewählt, die in die Kategorien 1 oder 2 fallen und damit das höchste Kurspotenzial haben. Danach wählt man 30 Titel aus, die die höchste Börsenkapitalisierung aufweisen. Anschließend werden wiederum 10 Aktien herausgefiltert, die in den letzten 26 Wochen die höchste relative Stärke, d.h. den größten Kurszuwachs im Vergleich zum Gesamtmarkt, hatten. Das Ergebnis dieser Strategie ist überaus erstaunlich: In den Jahren von 1987 bis 1998 erzielte man mit der Keystone-Strategie eine gigantische Rendite von 31 Prozent pro Jahr, während der als Vergleichsmaßstab gewählte S&P 500-Index lediglich auf 18 Prozent Wertsteigerung pro Jahr kam.

Bei der Keystone-Strategie handelt sich anders als bei den Verfahren, die auf der Dividendenrendite beruhen und die einen Substanzwert-Ansatz verkörpern, um eine Wachstumsstrategie. Die Growth-Strategie war natürlich vor allem in den 1990er Jahren, als die Wachstumstitel überproportional zulegen konnten, äußerst erfolgreich. Über einen Zeitraum von vielen Jahrzehnten konnten sich jedoch die Substanzwerte besser behaupten.

Der KGV-Effekt
Der amerikanische Finanzexperte James O’Shaughnessy führte in den 1990er Jahren etliche Studien durch, die er in seinem Werk „What Works on Wall Street“ 1997 veröffentlichte. Dabei bediente sich O’Shaughnessy einer Vielzahl unterschiedlicher Kennzahlen, um weitere Überrendite-Effekte aufzuspüren.
Ein wichtiges Phänomen, das in die Fachliteratur einging, ist der KGV-Effekt. Je niedriger das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist, desto besser sind die Chancen, eine überdurchschnittliche Wertsteigerung zu erzielen. Aktien mit einem niedrigen KGV schnitten pro Jahr um 2 Prozent besser ab als der Markt. Wallmeier kommt in
einer Studie zu dem Resultat, dass die KGV- Strategie in den Jahren von 1967 bis 1994 eine Durchschnittsrendite von 17,58 Prozent erbrachte, während Aktien mit hohem Kurs-Gewinn-Verhältnis nur eine Wertsteigerung von jährlich 10,05 Prozent erreichten.
Als Anleger sollten Sie also darauf achten, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis Ihrer Aktie nicht zu hoch ist. Der optimale Wert liegt knapp unter dem Branchendurchschnitt.

Der KUV-Effekt
Nach einer Untersuchung von O’Shaughnessy brachten Aktien ebenfalls eine Überrendite von 2 Prozent mit sich, die ein niedriges Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) hatten. O’Shaughnessy betrachtete den Zeitraum von 1951 bis 1994. Wenn man 1951 eine Summe von 10.000 US-Dollar in den S&P500-Index anlegte, hatte man 1994 ein Vermögen von 800.000 US-Dollar. Wenn man jedoch dieselbe Ausgangssumme in Aktien mit einem Kurs-Umsatz- Verhältnis von weniger als 1,0 investierte, wuchs das Geld auf 5,6 Millionen US-Dollar im Jahr 1994. Noch besser ist das Resultat, wenn nur die Aktien berücksichtigt werden, die im Vorjahr die beste Wertsteigerung vorweisen konnten. O’Shaughnessy kombiniert auf diese Weise den KUV-Effekt mit einer, wie er es nennt, Winner-Strategie. Der Anleger, der sein Geld so anlegte, hatte im Jahre 1994 mehr als 7,8 Millionen US-Dollar.

Der Größen- oder Small-Cap-Effekt
Eine besonders interessante Strategie beruht auf dem Großen Effekt. Wie Sie bereits wissen, unterscheidet man Aktien auch nach dem Grad der Marktkapitalisierung. Es gibt große Standardwerte (Large Caps oder Blue Chips) wie Siemens, Deutsche Bank, SAP oder BASF, mittelgroße Werte oder Mid Caps und Aktiengesellschaften mit geringer Marktkapitalisierung, so genannte Small Caps.
Zur Veranschaulichung können Sie einen Standardwert mit einem Elefanten und den Small Cap mit einer Maus vergleichen. Der Elefant ist schwerfällig und behäbig; genauso verhält es sich mit den riesigen Konzernen, die oft durch Überbürokratisierung und mangelnde Innovationskraft gekennzeichnet sind. Ihr Vorteil ist, dass sie sich eher auf internationalen Märkten behaupten können und weitaus weniger insolvenzgefährdet sind. Small Caps sind gleichsam flink, wendig und flexibel. Sie verkörpern das dynamische, ideenreiche mittelständische Unternehmen, das sich durch hohe Zuwachsraten bei den Gewinnen und Umsätzen auszeichnet. Allerdings haben Small Caps auch Nachteile: In einer Wirtschaftskrise können solche Unternehmen schnell in eine Schieflage geraten.

Eine Studie von Ibbotson Associates, die bereits 1991 veröffentlicht wurde, zeigt deutlich auf, wie sehr Small Caps die Standardwerte in der Wertentwicklung überholen können. Hätte man im Jahre 1926 1.000 US-Dollar in den S&P500-Index angelegt, so wären im Jahr 1990 daraus 244.130 US-Dollar geworden. Hätte man indes die 1.000 US-Dollar in kleine Aktiengesellschaften angelegt, so hätte sich die Summe zu einem Vermögen von 339.595 US-Dollar entwickelt. In Deutschland lag die jährliche Rendite von Small Caps im Zeitraum von 1969 bis 1991 bei mehr als 13 Prozent. Die Standardwerte brachten es im selben Zeitraum nur auf eine jährliche Performance von 7,2 Prozent.

Wenn Ihnen Ihr Kundenberater in einem Erstgespräch gleich zu Aktien wie Siemens, BWM, BASF und Co. rät, dann wissen Sie, dass diese Strategie langfristig wenig erfolgversprechend sein kann. Zwar werden diese Aktien immer als sicher und solide angepriesen, aber die Wertsteigerung ist meist geringer als bei Aktien mit mittlerer oder geringer Marktkapitalisierung.

Fundamentalanalyse beim Aktienhandel – die Dividendenrendite

Die Dividendenrendite wird berechnet, indem man den Börsenkurs durch die Dividende je Aktie teilt. Da manche Aktiengesellschaften gar keine Dividenden ausschütten, ist bei ihnen die Dividendenrendite gleich Null. Dies gilt insbesondere für Technologieunternehmen, die vorzugsweise die Gewinne wieder in technische Innovationen reinvestieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass Aktien mit einer hohen Dividendenrendite langfristig eine bessere Performance erzielen als Unternehmen, die nur eine geringe oder gar keine Dividende ausschütten. Einige wichtige Anlagestrategien beruhen auf diesem Merkmal. Sie sollten beachten, dass eine hohe Dividendenrendite auch dann zustande kommt, wenn der Aktienkurs stark gesunken ist. Eine Aktie ist nur dann ein echter Kauf, wenn die Dividendenausschüttung hoch ist, aber zugleich alle anderen Faktoren für den Erwerb der Aktie sprechen. In Deutschland liegt die Dividendenrendite nur selten über 2 bis 3 Prozent. Bei Unternehmen, die eine Rendite über 3 Prozent erwirtschaften, sollten Sie sich die Aktie genau ansehen. Ist der Kurs in letzter Zeit stark gesunken? Hat das Unternehmen Probleme oder einen Gewinnrückgang? Sie sollten solche Dividendenschwergewichte nur dann kaufen, wenn Sie sicher sind, dass das Unternehmen auch rentabel ist.

Die einzelnen Anlagestrategien – andere diversen Dividendenstrategien

Die Entdeckung der Dividendenstrategie führte zu einer fieberhaften Suche nach weiteren Verbesserungen, um die Überrendite noch zu steigern. Die Experten durchforsteten die Datenberge und fanden weitere Anhaltspunkte. Insgesamt gibt es eine ganze Reihe von Dividendenstrategien, die durch weitere Kriterien optimiert wurden. Wie sich am Ende am zeigen wird, ist die Rendite bei manchen Strategien so gering, dass sie die Transaktionskosten nicht völlig abdeckt.

Small Dogs of the Dow
Diese verbesserte Dividendenstrategie wurde von O’Higgins entwickelt und auch nach ihm benannt. Bei dieser Strategie geht man genauso wie bei den Dogs of the Dow vor. Er verwendet jedoch ein zusätzliches Auswahlkriterium, das zu einer höheren Performance führt. Von den zehn dividendenstärksten Werten des Dow-Jones- Index werden diejenigen 5 Aktien ausgewählt, die den optisch niedrigsten Kurs haben. Obwohl dieses Auswahlkriterium sich nicht plausibel rechtfertigen lässt, denn schließlich ist die Höhe eines Aktienkurses relativ willkürlich, wenn man ihn mit anderen Aktien vergleicht, führte dieses Vorgehen zum Erfolg. Ein niedriger Aktienkurs kann von einem starken Kursrückgang herrühren, er kann aber auch dadurch zustande kommen, dass das Unternehmen mehrere Aktiensplits durchgeführt hat oder bei der Emission einen niedrigen Nennwert festgelegt hat. In manchen Ländern haben Aktien traditionell niedrige Werte; man nennt solche Papiere auch Penny-Stocks, weil dort Aktien mit hohen Zahlenwerten unbeliebt sind. Japanische Aktien beispielsweise haben relativ hohe Kurswerte, was aber nur daran liegt, dass der Yen in der Währungsrelation zum Dollar oder Euro ein Vielfaches erreicht.

Einige Plausibilität hat jedoch das Argument, dass Aktiengesellschaften, die häufiger Aktiensplits durchführen, bessere Gewinnchancen haben. Ein Aktiensplit lohnt sich nämlich aus Marketinggründen nur dann, wenn die Unternehmensleitung insgeheim die Hoffnung hegt, dass der Kurs weiter ansteigen wird. Eine Aktie, der ein Kursrückgang bevorsteht, wird man nicht splitten, da dies für die Anleger psychologisch den Kurseinbruch in der Wahrnehmung noch verstärkt. Aktien mit niedrigeren Kursen haben außerdem vielleicht schon eine starke Kurseinbuße erlitten und können dadurch zur Bodenbildung neigen.
Wenn man all diese Gesichtspunkte in Betracht zieht, erscheint das Kriterium, das O’Higgins in seiner Anlagestrategie mit einbezieht, weniger irrational. Untersuchungen haben gezeigt, dass man mit der „Small Dogs of the Dow“-Strategie im Zeitraum von 1961 bis 1999 eine Wertsteigerung von jährlich 14,5 Prozent erzielen konnte. Diese Strategie ist damit um 1, 1 Prozentpunkte besser als die herkömmliche „Dogs of the Dow“-Strategie. Den Dow-Jones-Index Übertritt sie im betrachteten Zeitraum um 3,5 Prozentpunkte.

Die PPP-Strategie
Die PPP-Strategie heißt im Englischen „Penultimate Profit Prospect“; diese Strategie ist absolut risikoreich und gefährlich, denn sie setzt nur auf eine einzige Aktie. „Penultimate“ bedeutet „vorletzte“; man wählt aus den fünf Aktien, den Small Dogs der O’Higgins-Strategie (also den fünf dividendenstärksten Titeln des Dow Jones mit dem niedrigsten Aktienkurs), eine einzige Aktie aus, und zwar jene, die von den fünf Werten den zweitniedrigsten Kurs hat. In der Realität hat sich nämlich gezeigt, dass die Aktie mit dem optisch niedrigsten Kurs schlechter abschneidet.
Solche schon fast kryptisch anmutenden Auswahlverfahren lassen sich nicht mehr vernünftig begründen. Eine Untersuchung der PPP-Strategie für den Zeitraum von 1972 bis 2002 ergab, dass sich damit eine jährliche Rendite von 13,5 Prozent pro Jahr erzielen lässt. Der Dow-Jones-Index wird um 5,6 Prozentpunkte übertroffen. Obwohl dies sehr lukrativ erscheint, ist von dieser Strategie dringend abzuraten, denn das Risiko steigt um mehr als das Dreifache an. Selbst wenn man mit der herkömmlichen Dividendenstrategie oder der „Small Dogs of the Dow“-Strategie etwas schlechter dasteht, lohnt sich der geringe Renditezuwachs bei der PPP-Strategie nicht, wenn man das dreifache Risiko eingehen muss.

Die Foolish Four
Die beiden Brüder David Gardner und Tom Gardner gründeten 1994 eine Finanzberatung, die sich in ihrer Ausrichtung völlig von den bisher etablierten Finanzdienstleistern unterschied. Der Motley Fool (fool*com), wie sie das Unternehmen nannten, wollte vor allem den Anleger in den Mittelpunkt stellen. Leicht verständliche Finanzinformationen sollten unterhaltsam und mit einem neckischen Unterton (daher auch die Bezeichnung „Fool“, was Narr bedeutet) vermittelt werden. Natürlich sollten die vorgestellten Strategien und Finanztipps auf einem wissenschaftlich und empirisch fundierten Konzept beruhen. Motley Fool wurde in den USA so populär, dass die Finanzberatung inzwischen eine eigene Radiosendung besitzt und regelmäßig in den Tageszeitungen erscheint.
David und Tom Gardner stellten eine Reihe von Strategien vor, die alle auf der Dividendenstrategie beruhen und diese entsprechend modifizieren. Sie knüpfen damit nahtlos an die bisherigen Erkenntnisse und Strategien an.

Die Foolish Four („die närrischen Vier“) ist eine solche Vorgehensweise, bei der die Small-Dogs-Strategie mit der PPP-Strategie Zusammengeführt wird. Ausgangspunkt ist die von O’Higgins entwickelte Small-Dogs-Strategie. In einem nächsten Schritt wird die Aktie mit dem niedrigsten Kurs aus dem Portfolio entnommen, denn sie entwickelt sich erfahrungsgemäß am schlechtesten. Die übrigen Aktien werden nach einem festgelegten Schema gewichtet: Die Aktie mit dem zweitniedrigsten Kurs von den vier Titeln wird doppelt gewichtet, während die anderen Papiere nur in einfacher Gewichtung in das Portefeuille eingehen. Zu Jahresbeginn erfolgt dann eine erneute Umschichtung.

Nach eigenen Angaben wird in dem Buch „The Motley Fool Investment Guide“ zwischen 1973 und 1993 mit dieser Anlagestrategie eine jährliche Rendite von 23,8 Prozent jährlich erzielt. Eine erneute Untersuchung für den Zeitraum von 1961 bis 1999 ergab eine durchschnittliche Rendite von 17,6 Prozent, was den Dow-Jones-Index um 5 Prozentpunkte übertrifft. Später wurden von dieser Strategie noch Varianten entwickelt wie etwa die „Foolish Four Unemotional Value“.
Inzwischen wurden alle Foolish-Four-Strategien aufgegeben. Der Grund dafür ist eine Untersuchung von McQueen und Torley, die 1999 erstellt und im financial Analyst’s Journal“ veröffentlicht wurde. Die langfristig angelegte Studie betrachtete zuerst den Zeitraum von 1949 bis 1972. Erschreckenderweise kam man während dieser Periode nur auf einen Vorsprung von 0,32 Prozentpunkten gegenüber dem Index. In der Praxis bedeutet dies: Ein Anleger, der auf eine passive Indexstrategie gesetzt hätte, wäre deutlich besser gewesen. Denn bei der Foolish-Four-Strategie muss zumindest jährlich umgeschichtet werden. Ein Renditevorsprung von 0,32 Prozentpunkten reicht aber auf keinen Fall aus, um die hohen Transaktionskosten, die durch die Umschichtung entstehen, abzudecken. Deshalb ist die Wertentwicklung nach Abzug aller Kosten sogar niedriger als bei einem Indexinvestment.
Ebenso aufschlussreich war die Analyse für die Jahre von 1973 bis 1993. Es zeigte sich, dass der Umschichtungstermin eine bedeutende Rolle spielt. Wurde das Depot am 1. Juli umgeschichtet, dann kam man auf einen Renditevorsprung von 2,3 Prozent pro Jahr gegenüber dem Dow-Jones-Index. Wenn man hingegen das Depot, wie in den meisten Strategien standardmäßig vorgesehen, am Jahresanfang veränderte, erzielte man einen Vorsprung von 13 Prozentpunkten. Das deutlich bessere Ergebnis war somit nicht auf die Dividendenstrategie, sondern auf den Januar-Effekt zurückzuführen Ten.

Im Jahr 2000 schließlich entschlossen sich Tom und David Gardner, die Foolish-Four-Strategie endgültig aufzugeben; eine interne Studie, die einen Zeitraum von 50 Jahren mit einbezog, kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass der Renditevorsprung sich allenfalls auf 1,74 Prozent belief. Dies ist in der Regel zu wenig, um die höheren Transaktionskosten bei einer solchen Strategie vollständig zu begleichen. Ein Indexinvestment wäre in jedem Fall profitabler.

Die Dow-Top-10-Strategie
Während die klassischen Dividendenstrategien nur die jeweiligen Ausschüttungen berücksichtigen, versucht die Dow-Top-10- Strategie auch die Aktienrückkäufe, die in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben, mit einzubeziehen. Ein Aktienrückkauf kommt immer einer verdeckten Dividendenausschüttung gleich; daher sind Anlagestrategien, die nur auf Ausschüttungen setzen, fehlerhaft, denn sie spiegeln nicht die wirkliche Rendite wider, die durch solche Programme entsteht. Untersuchungen konnten belegen, dass Unternehmen, die Aktienrückkaufprogramme starten, noch im selben Geschäftsjahr im Durchschnitt um 3,5 Prozentpunkte besser abschneiden als der Index. Auch vier Jahre danach haben die Aktien eine bessere Performance. Der Aktienrückkauf hat verschiedene Vorteile: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie verbessert sich, da weniger Aktien im Umlauf sind und der Gewinn entsprechend auf weniger Aktien verteilt wird. Dasselbe gilt für die Dividendenausschüttung.
Bei der Dow-Top-10-Strategie wird die Ausschüttungsrendite zugrunde gelegt; diese setzt sich aus der herkömmlichen Dividendenrendite und der Aktienrückkaufsquote zusammen. Studien haben gezeigt, dass US-Unternehmen im Durchschnitt eine Ausschüttungsrendite von zirka 3 Prozent haben. Im Vergleich zu Deutschland werden in den USA weniger Dividenden ausgeschüttet, aber dafür kommen Aktienrückkauf-Programme häufiger vor.

Die Dow-Top-10-Strategie wählt somit die zehn Aktien des Dow-Jones-Index, die die höchste Ausschüttungsrendite vorweisen. Mit dieser ausgefeilten Strategie konnte man im Zeitraum von 1983 bis 1998 immerhin 22,4 Prozent im Jahr erzielen, was einen Renditevorsprung von 4 Prozentpunkten gegenüber dem Indexinvestment bedeutet.

Portfoliomanagement – Investmentfonds und Zertifikate

Investmentfonds haben den entscheidenden Vorteil, dass sie das Risiko wesentlich senken, denn ein durchschnittlicher Investmentfonds verwaltet zwischen 50 und 100 Aktien, die nach sorgfältigen, wissenschaftlichen Kriterien ausgesucht wurden. Das Management kann jederzeit Papiere veräußern oder hinzukaufen und die aktuelle Marktlage berücksichtigen. Besonders gute Investmentfonds haben ihre Experten meist vor Ort und können so auch in Schwellenländern das Marktgeschehen ständig beobachten.

In vielen Fachpublikationen werden daher Investmentfonds als die ideale Geldanlage für die Altersvorsorge angepriesen. Mit Abtrichen ist diese Behauptung sicherlich wahr; aber dennoch sollten Sie auch die Nachteile kennen. Mehr als 90 Prozent der Investmentfonds schaffen es nicht einmal, den Vergleichsindex zu übertreffen. Im Gegenteil: Viele Fonds schneiden sogar schlechter ab, da hohe Gebühren und ein häufiges Umschichten der Papiere dаs Ergebnis beeinträchtigen. Die meisten Fondsmanager kaufen das, was andere Fonds oder Marktteilnehmer auch kaufen. Dieses Herdenverhalten führt dazu, dass viele Fonds sich nur mittelmäßig entwickeln. Bei einem Crash oder einem drastischen Börsenrückgang können auch die angeblich so gut informierten Fondsmаnager nicht rechtzeitig verkaufen oder Gegenmaßnahmen einIeiten. Bei einer Baisse verlieren Investmentfonds oft noch mehr als der Marktdurchschnitt. Die Gebühren sind relativ hoch, denn Sie müssen den so genannten Ausgabeaufschlag bezahlen, der bei Aktienfonds zwischen 5 und 6 Prozent liegt. Rentenfonds, die Anleihen enthalten, verlangen einen Ausgabeaufschlag von 3 Prozent, was sehr viel ist. Ein Rentenfonds lohnt sich deshalb nur, wenn Sie das Risiko von Fremdwährungsanleihen oder Anleihen aus Schwellenländern (Emerging-Market-Bonds) streuen wollen. Wahre Geldverschwendung ist es, Rentenfonds mit deutschen Staatsanleihen zu kaufen. Denn solche Bundeswertpapiere können Sie selbst kaufen und sparen sich den Ausgabeaufschlag von 1 Prozent.

Bei Aktienfonds sollten Sie vor allem auf zwei Aspekte achten. I‘. gibt internationale Rating-Agenturen, die sich auf Investmentfonds spezialisieren und deren Ertragschancen prüfen. Dabei werden das Management und die Anlagestrategie sorgfältig unterteilt. Wichtige Rating-Agenturen sind beispielsweise Feri Trust, Morningstar und Standard & Poor’s. Diese Organisationen vergeben „Sterne“ oder andere Qualitätsmerkmale für Investmentfonds. Sie sollten nur Fonds kaufen, die qualitativ hoch eingestuft werden und die höchste Auszeichnung besitzen.

Rating-Agentr
Feri Trust
Standard & Poor’s
Morningstar

Auch Fonds, die in der Vergangenheit Spitzenergebnisse erzielt haben, sind kein Garant für eine überdurchschnittliche Wertentwicklung. Das Ergebnis kann auf Zufall beruhen. Es gibt eine unüberschaubare Vielzahl unterschiedlicher Fonds. Einige Fonds setzen gezielt auf Standardwerte, wie sie im DAX enthalten sind, während andere Small Caps bevorzugen. Andere wiederum haben sich auf einzelne Branchen wie die Biotechnologie oder das Internet spezialisiert. Darüber hinaus setzen viele Investmentfonds auf Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien, während andere eine bestimmte Anlagestrategie verfolgen.

Für risikoscheue Anleger empfiehlt sich ein breit anlegender Fonds, der sich auf eine Region wie Europa bezieht oder international aktiv ist. Sie sollten allerdings wissen, dass solche international anlegenden Fonds meist nur eine schwache Wertentwicklung erzielen. Je größer die Streuung ist, desto mehr pendelt sich die Performance auf einem unteren Niveau ein. Andererseits kann es äußerst riskant und verlustreich sein, wenn Sie ausschließlich auf spekulative Fonds setzen, die in China, Lateinamerika oder in Technologiewerte investieren. Solche Investmentfonds eignen sich allenfalls als Beimischung und für äußerst spekulativ eingestellte Anleger, die auch große Verluste verkraften können.

Informationen über Investmentfonds
Fondscheck
Fondsweb
On vista

Ein andere Alternative, die in den letzten Jahren regen Zulauf gefunden hat, sind die Zertifikate. Es handelt sich dabei um Schuldverschreibungen einer Bank, die beispielsweise an einen Aktienindex gekoppelt sind. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, den Index direkt zu kaufen. Stellen Sie sich vor, der DAX steigt von 6900 Punkten auf 8000 Punkte. Um diese Wertentwicklung nachzuvollziehen, müssten Sie ohne Zertifikat alle 30 Aktien, die im DAX enthalten sind, kaufen. So etwas wäre umständlich und aufgrund der Bankprovisionen relativ teuer. Stattdessen gibt es Zertifikate; wenn Sie ein solches Wertpapier kaufen, steigt der Kurs automatisch entsprechend der Punktzahl des Index. In der Praxis gibt es ein Bezugsverhältnis, d.h. Sie kaufen nicht ein einziges DAX-Zertifikat im Wert von 6900 Euro, sondern eines, das nur 69 Euro kostet. Steigt der DAX dann auf 8000 Punkte, ist Ihr Zertifikat 80 Euro wert. Diese Bezugsverhältnis wendet man an, damit auch Kleinanleger zum Zug kommen.

Das Risiko bei Zertifikaten besteht darin, dass diese Wertpapiere rechtlich Schuldverschreibungen, also Anleihen der Bank, sind. Wenn die Bank Insolvenz anmelden muss, sind die Zertifikate völlig wertlos. Darum raten Experten im Bereich der Altersvorsorge von Zertifikaten ab. Wenn Sie jedoch auf sichere Großbanken setzen, die eine hohe Bonität genießen, ist das Risiko einigermaßen gering. Natürlich kann niemand sagen, wie es um die Zahlungsfähigkeit dieser Banken im Jahre 2030 oder 2040 bestellt ist. Aber im Allgemeinen werden Großbanken nicht so schnell insolvent werden. Bei Investmentfonds besteht dieses Problem nicht, da die Aktien als Sondervermögen unantastbar sind und nicht in das Insolvenzverfahren mit einfließen.

Bei Zertifikaten gibt es neben den Indexzertifikaten, die auf viele Aktienindizes erhältlich sind, auch noch Basketzertifikate, die auf einer Auswahl von Aktien beruhen. Basketzertifikate sind weniger empfehlenswert, da deren Zusammensetzung nicht fortlaufend überprüft wird. Bei Zertifikaten erfolgt die Revision im besten Fall nur vierteljährlich. Ein Investmentfonds ist in dieser Hinsicht flexibler. Ein Basketzertifikat macht nur dann Sinn, wenn dadurch ein Aktienmarkt abgedeckt wird, der durch keinen sinnvollen Index rekonstruiert oder abgebildet wird.
Darüber hinaus gibt es Strategiezertifikate, die einzelne Strategien verfolgen, die in der Finanzmarktforschung untersucht wurden und eine höhere Rendite als der Marktdurchschnitt ermöglichen.

Informationen über Zertifikate
Finanztreff
On vista
Zertifikate-Journal
Zertifikate Check

Portfoliomanagement beim Aktienhandel

Grundlage jeder vernünftigen Altersvorsorge ist ein sinnvolles Portfoliomanagement. Das Portfolio oder das Portefeuille ist die Gesamtheit aller Anlageformen und Wertpapiere, die sich in Ihrem Depot befindet. Die wichtigste Frage, die sich für Anleger generell stellt, ist: Wie hoch sollte der Aktienanteil sein, und welche anderen Anlageformen benötigt man noch für ein ausgewogenes Portfolio? Eine alte Faustregel lautet: Der Aktienanteil beträgt 100 minus Lebensalter. Wenn Sie also jetzt 30 Jahre alt sind, sollte Ihr Aktienanteil im Portfolio zirka 70 Prozent betragen. Doch solche schematischen Kegeln eignen sich nicht für die komplexe Lebenswirklichkeit der meisten Anleger. Wenn Ihre Risikobereitschaft geringer ausgeprägt ist, können Sie auch mit einem Aktienanteil von 20 Prozent zufrieden sein. Es ist besser, wenn Sie auf riskante Anlagen verzichten, dafür aber beruhigt schlafen können. Bedenken Sie stets, dass Aktienmärkte enormen Schwankungen unterliegen. In kurzen Zeiträumen wie einem Jahr können Aktien in schwierigen Situationen durchaus um 50 Prozent oder sogar noch mehr fallen. Im allerschlimmsten Fall muss das Unternehmen Insolvenz anmelden, und Sie erleiden einen Totalverlust.

Nur wenn Sie die Wertpapiere langfristig halten, d.h. mehr als fünf oder besser noch zehn Jahre, kommen Sie in den meisten Fällen in die Gewinnzone. Es ist aber immer sinnvoll, das Risiko über viele Aktien, Wertpapiere, Länder und Währungen zu streuen.

Wie hoch der Aktienanteil bei Ihnen sein sollte, hängt letztlich von Ihren persönlichen Lebensumständen ab. Jeder verantwortungsvolle Berater wird Sie ohnehin zuerst danach fragen und sich nach Ihren Zielen erkundigen. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie in zehn Jahren Millionär sein oder sich nur ein Auto anschaffen wollen. Die meisten Anleger werden Ihr Geld für die Altersvorsorge verwenden. Denken Sie auch daran, dass Sie es sich nicht leisten können, Geld durch riskante Anlageformen zu verlieren. Das Geld, das Sie eingebüßt haben, müssen Sie erst wieder verdienen und erwirtschaften; dadurch fallen Sie in Ihrem Sparplan weiter zurück, denn der sehr mächtige, exponentiell steigende Zinseszinseffekt arbeitet gegen Sie. Andererseits können Sie es sich nicht leisten, Ihr Geld mit zwei oder drei Prozent Zinsen anzulegen. Zwar haben Sie durch den Zinseszinseffekt auch hier noch einige Vorteile, aber langfristig reicht dies kaum aus, um die inflationsbedingte Geldentwertung auszugleichen. Angesichts der Anhebung des Renteneintrittalters müssen Sie in Zukunft damit rechnen, dass Ihnen die gesetzliche Rentenversicherung nur noch ein bescheidenes Auskommen garantiert. Die Anhebung bedeutet nämlich faktisch eine drastische Rentenkürzung, da kaum ein Arbeitnehmer in Deutschland bis zum 67. Lebensjahr berufstätig ist. Die jetzige Rentnergeneration wird wohl eine der wohlhabendsten der deutschen Geschichte sein. Für die nachfolgenden Generationen bahnt sich jedoch eine zunehmende Altersarmut an.

In Anbetracht eines solchen Szenarios sollten Sie das Beste aus Ihrem Geld machen und nach optimalen Anlageformen suchen. Renten- und Lebensversicherungen, die nur eine mäßige Rendite erwirtschaften, sind dafür nicht wirklich geeignet. Andererseits sollten Sie auch nicht willkürlich auf das Stockpicking setzen. Wenn Sie einfach ein paar Aktien auswählen, kann Ihnen niemand garantieren, dass sich diese Einzeltitel auch in Zukunft optimal entwickeln. In den meisten Fällen werden Sie mit diesen Aktien nach zehn Jahren eine sehr akzeptable Wertentwicklung erzielen, wenn Sie die Papiere sorgfältig ausgewählt haben. Aber denken Sie daran: Niemand kann Aktienkurse Vorhersagen. Einige Unternehmen können aufgrund von Managementfehlern oder Marktbereinigungen an den Rand einer Insolvenz geraten.

Zu Ihrer Absicherung sollten Sie daher Folgendes beachten: Es ist besser, wenn Sie das Prinzip der Streuung konsequent beachten. In Ihrem Portfolio sollten nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Werte vertreten sein. Auch die Streuung über mehrere Währungen ist sinnvoll, denn dadurch sichern Sie sich zusätzlich ab. Sie brauchen außerdem andere Anlageformen, um Ihr Portfolio auf eine solide Grundlage zu stellen. Dazu gehören beispielsweise Anleihen, Rohstoffe und Immobilien. Früher galt der Grundsatz: ein Drittel Aktien, ein Drittel Anleihen, ein Drittel Immobilen. Ein solches Schema ist nur ein Anhaltspunkt, denn Sie sollten die Struktur Ihres Portfolios sowie die Auswahl und Gewichtung der Vermögensanlagen, was man im Fachjargon ,,Asset Allocation“ nennt, Ihren persönlichen Umständen, Zielen und Präferenzen unpassen.

Auch Anleihen können lukrativ sein, wenn sie hohe Zinsen ubwerfen und eine hohe Bonität haben. Kaufen Sie nur Qualitätsunleihen, die über ein so genanntes A-Rating verfügen. Die Schuldner von festverzinslichen Wertpapieren, die bereits in der H Kategorie eingeordnet sind, können insolvenzgefährdet sein. Am sichersten sind in diesem Zusammenhang immer noch Staatsanleihen von Schuldnern mit einem A-Rating. Jedoch haben diese meist eine eher niedrige Verzinsung. Vorsichtig sollten Sie mit Fremdwährungsanleihen sein, denn diese bergen ein enormes Währungsrisiko in sich. Zwar erhält man zurzeit für Anleihen in türkischen Lira 18 Prozent Zinsen und isländische Anleihen bringen immerhin noch 12 Prozent, doch ist die Gefahr, dass die Währung gegenüber dem Euro nachgibt, relativ groß. Solche Fremdwährungsanleihen eignen sich nur für äußerst risikobewusste, spekulativ eingestellte Anleger.

Bei Immobilien sollten Sie nicht nur an ein selbstgenutztes Maus oder eine Eigentumswohnung denken. Denn bei diesen ist die Rendite vergleichsweise gering; in einigen strukturschwachen Regionen kann die Rendite sogar bei Null liegen oder in die Verlustzone kommen. Auch vermietete Immobilien haben ihre Tücken, denn Sie können als Vermieter sehr viel Ärger und Ungemach haben, wenn Ihre Mieter nicht zahlen oder ständig Wohnungsmängel reklamieren und die Miete mindern. Auch Fehler in der Baufinanzierung oder der Kauf völlig überteuerter Wohnungen, die sich im Nachhinein als unverkäuflich heraussteilen, können Sie schnell in den Ruin treiben. Seien Sie daher bei Immobiliengeschäften äußerst vorsichtig. Im Zweifelsfall beauftragen Sie vor dem Kauf besser einen unabhängigen Sachverständigen oder Architekten, der den tatsächlichen Wert der Immobilie ermittelt und Ihnen dies in einem schriftlichen Gutachten bestätigt.

Wenn Sie dies alles abschreckt, haben Sie die Möglichkeit, so genannte Immobilienzertifikate zu kaufen. Diese Wertpapiere beziehen sich auf eine Auswahl von Immobilienaktien oder einen Immobilienindex. Immobiliengesellschaften können nämlich börsennotiert sein. Es ist allerdings sicherer, keine einzelne Immobilienaktie zu kaufen, sondern das Risiko zu streuen, indem Sie eine Auswahl nehmen, die bereits in einem Immobilienzertifikat zusammengefasst ist. Noch vorteilhafter ist es, wenn Sie auf einen Immobilienindex setzen, denn dieser umfasst eine Vielzahl von Immobiliengesellschaften. Zertifikate gibt es bereits auf deutsche, europäische, internationale und amerikanische Immobilien. Es sind auch Zertifikate erhältlich, die den australischen, südafrikanischen, türkischen, japanischen, osteuropäischen und chinesischen Markt abbilden.

In Ihrem Portfolio sollten Sie nur Einzelaktien haben, wenn Sie bereit sind, das Risiko auf sich zu nehmen. Wenn Sie mit Ihrer Aktiengesellschaft daneben liegen, kann dies auch einen Totalverlust bedeuten. Deshalb ist es wichtig, wenn Sie dieses Risiko ein- gehen, dass Sie den Wert in regelmäßigen Abständen, beispielsweise einmal in der Woche, beobachten. Für weniger risikobereite Anleger, die nicht auf Aktienanlagen verzichten möchten, kommen zur Risikominimierung auch Investmentfonds und Zertifikate in Frage.