Einführung in Optionen online

Das World Wide Web beeinflusst die Finanzwelt
Was sich zurzeit an den Finanzmärkten abspielt gleicht einer Revolution. Nie zuvor konnten die Menschen auf Aktienkurse und Wirtschaftsdaten so einfach und schnell zugreifen, das Geschehen auf den Finanzmärkten so hautnah mitverfolgen. Noch nie hatten Privatleute die Möglichkeit, sich via PC direkt an allen Börsen weltweit zu betätigen. Und nie zuvor war das Geschehen auf den Märkten auch für den Normalverbraucher so transparent wie heute. Zu verdanken haben wir diese Entwicklung dem Internet. Es durchbricht die klassischen Informationsmonopole institutioneller Marktteilnehmer. Heute kann jeder das Wissen von Bankberatern oder Wertpapierhändlern leicht erreichen oder gar übertreffen. Fachleute sehen die Banken deshalb als das, was sie eigentlich sind: Reine Abwickler, deren Funktion darin besteht, Finanzprodukte von einem Marktakteur zum anderen zu transportieren. Bei aller Euphorie für die neue Technik darf allerdings nicht übersehen werden, dass das World Wide Web nicht nur gute Seiten hat. Sicherlich nimmt einerseits die Freiheit und Unabhängigkeit zu. Finanztitel können von jedem Ort gehandelt und Börsenkurse Realtime überall abgerufen werden. Via Internet kann jeder Anleger an jedem Wochentag zu beliebigen Uhrzeiten Einblicke in seine Depots nehmen. Doch das Mehr an Daten und Leistungen hat auch eine Kehrseite – den Informationsüberfluss. Es existieren zu viele Informationen und es wird immer schwieriger, genau die Daten zu finden, die man für seine Entscheidungen braucht. Unzählige Stunden werden im Internet verbracht, um Börsenkurse zu verfolgen, Nachrichten zu lesen und eigene Analysen durchzuführen. Während es früher an der Tagesordnung war, Börsenaufträge persönlich oder per Telefon beim eigenen Bankberater aufzugeben, wird dieser Weg vielleicht bald Vergangenheit sin. Nach Expertenschätzungen ist inzwischen beinahe die Hälfte des gesamten Umsatzes an der amerikanischen Wachstumsbörse Nasdaq auf Online-Handel zurückzuführen. Die Entwicklung in Deutschland ist zwar noch nicht ganz so stürmisch, der Trend verläuft aber ähnlich und ist – für viele Anleger – nicht ungefährlich. Denn man wird schnell Kunde einer Online-Bank und trägt plötzlich die Verantwortung für seine Transaktionen allein. Im Unterschied zu einem herkömmlichen Institut macht den Kunden niemand mehr auf eventuelle Unstimmigkeiten aufmerksam, wie etwa einen über die Gewohnheiten hinausgehenden, sehr hohen Anlagebetrag oder eine doppelt ausgeführte Order. Mit einem Mausklick beteiligt sich der Anleger am Börsengeschehen und lost Aufträge mit hohen Geldbeträgen aus, die später nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wer online agiert, muss die Marktmechanismen selbst durchschauen und kann sich nicht auf andere berufen. Gewiss findet man im World Wide Web genügend Hilfe, doch die Entscheidung trifft der Anleger allein. Auch wenn Gefahren für Anleger lauern und die neue Technik noch viel Gewöhnung erfordert, wird sich der Online-Handel mit Wertpapieren durchsetzen. Zwar wird es auch in Zukunft Anleger geben, die für ihre Börsengeschäfte den traditionellen Weg einschlagen. Doch diese werden wohl eine Minderheit sein.

Warum man Optionen online handeln sollte
Natürlich kann man Optionen auch auf klassische Weise kaufen, zu einer Präsenzbank gehen, dort Informationen über Produkte und deren Kurse einholen und schließlich einen Auftrag erteilen. Doch diese Alternative ist nicht mehr zeitgemäß. Denn sie ist umständlich und langwierig. Viel vorteilhafter ist der Weg über das Internet. Informationen, die aus dem Netz kommen, sind nicht nur weitaus umfangreicher, qualitativ deutlich besser, sondern obendrein auch noch viel aktueller als aus anderer Quellen. Auch Kauf- und Verkaufsaufträge gibt man am besten online auf – das machen clevere Optionsanleger ohnehin Längst. Erstens sind die Gebühren um einiges geringer als bei gewöhnlichen Banken, zweitens ist die Abwicklung ungleich schneller. Wer seine Orders am PC erteilt, kann oft schon Sekunden danach sehen, ob ein Auftrag abgewickelt wurde. Bei der Überwachung der eigenen Optionspositionen ist das Internet ebenfalls nicht zu schlagen. Denn dort findet man genau die Tools, die man zur Depotführung oder Optionsbewertung benötigt. Auch wer gezielt nach geeigneten Optionen suchen will, wird bei keiner normalen Bank so gut — und vor allem kostengünstig – bedient wie im Internet. Wir könnten viele gute Gründe für die Dominanz des Internets Vorbringen. Selbstverständlich hat der Optionshandel online nicht nur Vorteile! Wir werden an den entsprechenden Stellen deshalb deutlich die Risiken beschreiben, die auf Optionsanleger im WWW warten.

Optionen und ihr Zustand

Mit Optionen, die einen positiven Inneren Wert haben, kann man Aktien günstiger kaufen (bzw. verkaufen) als direkt an der Börse (die Zeitprämie lässt man unbeachtet). Solche Optionen haben einen Zustand, den man im Geld nennt, verwendet wird häufig die englischsprachige Bezeichnung in-the-money. Je mehr der Aktienkurs den Strike überragt (bei Calls) bzw. unterschreitet (bei Puts), umso weiter liegt die Option im Geld. Bei Optionen mit hohem Inneren Wert spricht man daher auch von Optionen, die tief oder weit im Geld sind, englisch: deep-in-the-money. Optionen können auch am Geld notieren (englisch: at-the-money). In diesem Falle entspricht der Aktienkurs zum Betrachtungszeitpunkt dem Strike und die Option hat gerade keinen positiven Inneren Wert mehr. Eigentlich befindet sich eine Option nur dann at-the-money, wenn Aktienkurs und Basispreis wirklich genau identisch sind. Ein Call mit einem Strike von 50 Euro notiert demzufolge at-the-money, wenn die Aktie einen Börsenkurs von exakt 50 Euro hat. Doch solche lupenreinen At-the-money-Optionen trifft man natürlich nur selten. Deshalb wird der Begriff in der Praxis nicht ganz so eng ausgelegt. Auch wenn der Aktienkurs noch leicht nach oben oder unten abweicht, beschreibt man ihren Zustand als at-the- money. Schließlich kann der Aktienkurs den Basispreis eines Calls auch unterschreiten, sodass die Option aus dem Geld (englisch: out-of-the-money) notiert.

Ein Put hegt aus dem Geld, wenn der Basispreis überschritten wird. Analog zu Deep-ln-the-money-Optionen existieren natürlich auch Calls und Puts, die sich sehr weit aus dem Geld befinden können (deep-out-of-the-money). Optionen können also sehr unterschiedliche Zustände annehmen. Um das Gesagte noch einmal zu verdeutlichen, haben wir folgendes Zahlenbeispiel gewählt. Das Tableau in der Abbildung beinhaltet fünf europäische Aktien-Calls (Restlaufzeit: 6 Monate), die sich lediglich durch ihre Basispreise voneinander unterscheiden, sonst jedoch identisch ausgestattet sind. Den Optionen hegt dieselbe Aktie zugrunde, die zum Betrachtungszeitpunkt einen Börsenkurs von 70 Euro hat. Ein Hinweis sollte beachtet werden: Allein am Optionspreis kann man den Zustand einer Option noch nicht ablesen. Erforderlich sind zusätzlich Angaben sowohl über den Basispreis als auch den aktuellen Börsenkurs der Aktie. In unserer Geldanlage-Webseite werden wir zeigen, dass man den Optionszustand auch messen und mit Hilfe einer Zahl – der sogenannten Moneyness – zum Ausdruck bringen kann. Soviel vorweg: Je höher die Moneyness, umso weiter notiert eine Option im Geld. Umgekehrt erkennt man an relativ kleinen Werten Optionen, die out-of-the-money notieren.

Strike Callprämie Innerer Wert Zeitprämie Zustand
20 Euro 51 Euro 50 Euro 1 Euro deep-in-the-money
60 Euro 14 Euro 10 Euro 4 Euro in-the-money
70 Euro 8 Euro 0 Euro 8 Euro at-the-money
80 Euro 3 Euro 0 Euro 3 Euro out-of-the-money
140 Euro 0,50 Euro | 0 Euro 0,50 Euro deep-out-of-the-money

Start in die Welt des Online-Tradings mit Optionen

Mit Hilfe des Internets haben wir uns für eine Option – oder besser: einen Optionsschein – entschieden. Nun können wir unseren Anlageberater anrufen, selbst bei der Bank vorbeischauen oder – was am einfachsten und für viele Optionsanleger schon seit längerem Standard ist – per Mausklick direkt ordern. Allerdings brauchen wir dafür die Verbindung zu einer Online-Bank. Über das Internet hat der Privatanleger fast die gleichen Möglichkeiten wie die Profis. Doch am Anfang steht zunächst lästiger Papierkrieg an. Nach wie vor müssen die Unterlagen für Konto- und Depoteröffnung per Hand ausgefüllt werden. Jeder künftige Online-Anleger muss sich darüber hinaus legitimieren. Wie ein solcher Prozess im Detail erfolgt, kann man bei den meisten Direktbanken im Internet nachlesen. Deshalb brauchen wir darauf nicht weiter einzugehen. Erst wenn diese Aufgaben erledigt sind, erhält der angehende Online-Investor eine sogenannte Persönliche Identifikations-Nummer – kurz PIN – und, bei der Verwendung des TAN-Verfahrens, ein Set von Transaktions-Nummern zugeteilt. Damit steht dem Online- Trading nichts mehr im Wege. Wer sich bereits für eine Bank oder einen Broker seines Vertrauens entschieden hat, kann die erforderlichen Unterlagen im Internet bestellen. Auf diejenigen, die den richtigen Partner erst finden müssen, warten noch einige Recherche-Aufgaben. Will der Anleger über das Internet lediglich Wertpapiere handeln oder dort eventuell auch seine ganz normalen Bankgeschäfte abwickeln? Im ersten Fall reicht ein Online-Broker. Im zweiten Fall führt kein Weg an einer Online-Bank vorbei. Im Unterschied zu einer Full- Service-Bank beschränken sich Broker auf den reinen Wertpapier-handel. Im Klartext: Das eröffnete Konto dient lediglich der Abwicklung von Wertpapiergeschäften, ist jedoch nicht für normalen Zahlungsverkehr vorgesehen. Technische Ausrüstung Mehr als ein Computer mit Internet-Anschluss ist nicht notwendig, um über das World-Wide-Web an der Börse mitzumischen. Anleger, die noch keinen Zugang zum Netz haben, müssen nur ein Modem an ihren Rechner anschließen und sich bei einem Provider, etwa AOL oder T-Online, anmelden. Wie das genau funktioniert, erfährt man beim Provider, der kostenlos Informationsmaterial zur Verfügung stellt. Mitgeliefert wird auch eine CD-Rom, auf der sich die notwendige Internet- Software befindet. Anleger sollten beachten, dass es zu analogen und ISDN-Telefonleitungen jeweils passende Modem-Typen gibt.

Spread bleibt oft konstant, trotz sinkender Optionspreise

Oft lassen Emittenten den absoluten Spread konstant, auch wenn sich der Wert des Warrants ändert. Bei sinkenden Optionsscheinpreisen steht die Spanne dann in keinem angemessenen Verhältnis mehr zum Warrantkurs und beeinträchtigt die Rendite des Anlegers. Um dies sichtbar zu machen, sollte man die Spanne Ins Verhältnis zum Briefkurs setzen. Der Spread in Prozent des Briefkurses wird für sämtliche in Deutschland gehandelten Warrants inzwischen auch ins Internet eingestellt. Betrachten wir nun eine weitere Move-Ziffer, den Transaktionskosten-Move. Beim Kauf und der Verwahrung von Optionen (Optionsscheinen) fallen Kosten an, auch Transaktionskosten genannt. Hierzu zählen etwa Provisionen, die von Banken in Rechnung gestellt werden oder Maklercourtagen. Hinzu rechnen muss man auch die Kosten für die Deponierung. Der sogenannte Transaktionskosten-Move gibt nun an, wie weit die Option im Kurs steigen muss, damit diese Nebenkosten wieder aufgefangen werden. Im Grunde gelten hier die gleichen Überlegungen wie beim Spread-Move. Allerdings lässt sich der Transaktionskosten-Move nicht ganz so einfach ablesen wie der Spread-Move. Denn wie hoch die Kosten bei der Beschaffung und Lagerung der Optionsscheine im Einzelfall sind, ist zum Beispiel abhängig vom Anlagevolumen und Beschaffungsweg. Daher lassen sich hier nur schwer allgemeine Angaben machen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass derjenige Beschaffungsweg und Verwahrort am günstigsten ist, der den geringsten Transaktionskosten-Move verursacht. Aber auch hier gilt – genau wie beim Spread-Move -, dass die Kennzahl nur eines von mehreren anderen Beurteilungskriterien sein sollte. Besonders hohe Aussagekraft haben die sogenannten Sensitivitätskennzahlen. Jeder einzelne dieser Werte bezieht sich auf eine bestimmte Preiseinflussgröße und gibt an, wie empfindlich (sensitiv) der Kurs der Option reagiert, wenn sich der entsprechende Einflussfaktor verändert. Für jede Sensitivitätsziffer hat man als Namen jeweils einen Buchstaben aus dem griechischen Alphabet gewählt. Deshalb werden sie pauschal auch als Griechen bezeichnet, häufig verwendet man auch den Begriff dynamische Kennziffern. Am bekanntesten ist das Delta. Es zeigt an, wie stark sich der Optionswert ändert, wenn sich der Kurs des Underlyings um einen Euro verändert. Der Optionsschein der Dresdner Bank aus unserem Anfangsbeispiel hat ein Delta von 0,66 – genauer: plus 0,66 der in der Übersicht von OnVista enthalten ist. Am Vorzeichen (+) erkennt man die Richtung, am Wert selbst (0,66) das Ausmaß der Optionspreisänderung. Ein positives Vorzeichen bedeutet, dass sich Aktien- und Optionspreis gleichgerichtet verändern. Steigt (sinkt) also der Aktienkurs, dann steigt (sinkt) auch der Wert der Option. Eine Veränderung des Aktienkurses um einen Euro, hat eine Wertänderung von 0,66 Euro bei unserem Optionsschein zur Folge. Fassen wir kurz zusammen: Ein Delta von +0,66 signalisiert uns, dass ein Kursanstieg (-rückgang) der Adidas-Salomon um einen Euro einen Wertanstieg (-rückgang) beim Warrant um 66 Cents bedeutet. Calls haben ein Delta zwischen 0 und 1, für Puts liegt die Kennzahl im Intervall von -1 bis 0. Ob das Delta einer Option hoch oder niedrig ist, hängt von deren Zustand ab. Der Wert ist umso höher, je weiter eine Option im Geld notiert. Umgekehrt besitzt das Delta einen umso geringeren Wert, je weiter die Option aus dem Geld notiert.

Typ Zustand deep out of the money out of the money at the money in the money deep in the money
Call Delta liegt nahe 0 Delta liegt zwischen 0 und 0,5 Delta liegt nahe 0,5 Delta liegt zwischen 0,5 und 1 Delta liegt nahe 1
Put Delta liegt nahe 0 Delta liegt zwischen 0 und -0,5 Delta liegt nahe -0,5 Delta liegt zwischen -0,5 und -1 Delta liegt nahe -1

Wir wissen, was Delta bedeutet und wollen uns jetzt etwas näher damit befassen, wie diese Kennzahl berechnet wird. Die zur Bewertung des Dresdner Bank-Scheins erforderlichen Daten lassen sich – wie im zweiten Buchkapitel beschrieben – leicht beschaffen. Man gibt sie in einen Optionsrechner ein und lässt den Preis berechnen. Anschließend wiederholen wir den gesamten Vorgang noch einmal, ändern nun jedoch den Aktienkurs um einen Euro, während wir die restlichen Preisfaktoren unverändert belassen. Im Internet bietet die Bank Sal. Oppenheim einen Optionsrechner an, der für diese Zwecke sehr gut geeignet ist. Wir geben die Ausgangsdaten ein, lassen den Optionspreis berechnen und betätigen danach einen eigens angebrachten Button (+), mit dem ein weiterer Rechner hinzugefügt wird, der bereits sämtliche Ursprungsdaten enthält. Nun wandeln wir nur noch den Wert im Feld Aktueller Kurs/Basiswert um einen Euro ab – die übrigen Daten bleiben gleich – und lassen den neuen Optionspreis berechnen. Die Differenz zwischen dem neuen und alten Optionspreis ist das Delta. In unserem Fall ergibt sich ein Wert von 65 Cents.

Spread bleibt oft konstant, trotz sinkender Optionspreise2

Natürlich muss kein Anleger das Delta auf so umständliche Weise selbst bestimmen. Denn mit den meisten Rechnern lassen sich die Sensitivitätskennzahlen gleich mit kalkulieren. Auch der Pricer von Sal. Oppenheim verfügt über eine derartige Funktion. Aktiviert man den Button Kennzahlen werden die Werte berechnet und angezeigt. Häufig wird gefragt, warum nur ein Preisfaktor abgewandelt wird, während die restlichen Größen unverändert bleiben. Ist es nicht praxisfern, davon auszugehen, dass sich lediglich ein Faktor verändert? Das ist wohl richtig. Doch das Delta soll ja auch nur die Preissensitivität der Option gegenüber Änderungen des Aktienkurses anzeigen. Um diesen Einfluss zu isolieren, bleiben die restlichen Faktoren konstant. Wir haben das Delta bislang als Wert zwischen 0 und 1 bzw. -1 und 0 kennengelernt, ln der Praxis wird die Zahl häufig auch als Prozentsatz angegeben. Das Delta eines Calls liegt dann zwischen 0 und 100 Prozent, das eines Puts zwischen -100 und 0 Prozent. Am Delta lässt sich auch die Wahrscheinlichkeit ablesen, dass die betrachtete Option am Verfalltag einen positiven Inneren Wert aufweist. Unsere Option aus dem Ausgangsbeispiel wird mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht wertlos verfallen. Das Delta ist kein Wert, der im Zeitablauf konstant bleibt. Verändert sich der Preis der Aktie zieht dies gleichzeitig eine Veränderung des Deltawerts nach sich. So könnte nach einem Kursanstieg der Adi- das-Salomon-Aktie das Delta hinterher bei 0,70 liegen, bei einem Kursrückgang könnte der Wert anschließend 0,62 betragen. Das Delta ist umso instabiler, je dichter Underlying-Preis und Strike zusammenliegen. Bei At-the-money-Optionen ist die Kennzahl am unbeständigsten. Dagegen ändert sich das Delta von Optionen, die deep-in- und deep-out-of-the-money notieren, bei Kursschwankungen der Aktie am wenigsten. Auswirkungen auf die Beständigkeit des Delta hat auch die Restlaufzeit. |e weiter der Verfalltermin entfernt ist, umso stabiler ist der Deltawert. Sehr schön zu erkennen ist die Stabilität, wenn man das Delta in Abhängigkeit des Aktienkurses grafisch darstellt. Sehr mühsam ist es, wenn man diese Arbeit per Hand machen muss. Es geht jedoch auch anders, da im Internet Optionsrechner angeboten werden, die als Zusatztoolgrafische Auswertungsmöglichkeiten beinhalten. Zur Veranschaulichung haben wir den Rechner der Deutschen Bank gewählt und die Ausgangsdaten unseres Adidas-Salomon-Warrants eingegeben. Verändert wurde lediglich die Restlaufzeit. Als Verfalltermin haben wir einmal den 20.06.2000 (kurze Restlaufzeit) und dann den 20.06.2002 (lange Restlaufzeit) gewählt. Am Verlauf der beiden Kurven kann man gut erkennen, wie sich die Laufzeit auf die Stabilität auswirkt. Es gibt eine Kennzahl – das Gamma -, die angibt, wie sensibel das Delta auf Änderungen des Underlying-Preises reagiert. Je höher der Gammawert, umso instabiler das Delta.

Umgekehrt signalisiert ein niedriges Gamma ein relativ beständiges Delta. Das Gamma ist grundsätzlich am höchsten bei At-the-money-Optionen und umso geringer, je weiter eine Option im Geld oder aus dem Geld notiert. Neben Delta und Gamma existiert für die übrigen Preiseinflussfaktoren ebenfalls jeweils eine Sensitivitätskennzahl. Das Berechnungsprinzip ist in allen Fällen dasselbe wie beim Delta. Auch die Interpretationsmöglichkeiten sind vergleichbar mit denen beim Delta. Aus diesem Grund wollen wir nicht jede Zahl ausführlich besprechen. Wir beschränken uns auf die – neben dem Delta – in der Praxis zweitwichtigste Kennziffer, das Vega. Am Wert des Vega kann man ablesen, wie stark sich der Optionswert verändert, wenn die (implizite) Volatilität um einen Prozentpunkt abgewandelt wird. Unser Adidas-Salomon-Warrant hat ein Vega von 0,24. Sein Wert ändert sich demnach um 24 Cents bei Änderungen der impliziten Vola um einen Prozentpunkt.

Die übrigen Griechen
Rho Beziffert die Empfindlichkeit des Optionspreises im Hinblick auf Veränderungen des Zinsniveaus.

Theta
Bringt zum Ausdruck, wie sich der Optionspreis bei einer Verkürzung der Optionsfrist verhält. Theta ist umso größer, je kürzer die Restlaufzeit. Angaben zu den Griechen findet man oft auch in gedruckter Form, zum Beispiel in den Verkaufsprospekten der Emittenten oder speziellen Zeitschriften. Damit kann man im Regelfall aber kaum noch etwas anfangen. Denn die Kennzahlen spiegeln die Situation wider als die Broschüre bzw. Zeitschrift gedruckt wurde. Bis der Anleger die Informationen in Händen hält vergeht einige Zeit. Die Marktlage hat sich währenddessen meist verändert und damit auch die Höhe der Risikokennziffern. Wirklich brauchbar sind eigentlich lediglich Werte, die die aktuelle Situation beinhalten. Solche Kennzahlen findet man im Internet, nicht jedoch in Printmedien.

Optionsanleger müssen auf dem aktuellen Stand sein

Neuigkeiten (News) spielen die wichtigste Rolle, wenn Geschäfte mit Optionen Erfolg haben sollen, jeder weiß, wie sehr aktuelle Informationen die Preise von Aktien oder anderen Finanzinstrumenten beeinflussen und damit natürlich auch die Kurse entsprechender Optionen. Sicherlich haben die meisten Leser noch gut in Erinnerung, wie schnell die Kurse der Mann es mann-Aktie in die Höhe schossen, als die Neuigkeit von der Fusion mit dem britischen Telekom-Anbieter Vodafone AirTouch bekannt wurde. Je eher ein Anleger Informationen wie diese erhält, umso größer sind natürlich auch die Chancen, an einer Kursbewegung nach oben teilzuhaben. Erfährt man davon sehr spät – im Extremfall als Letzter – sind die Informationen bereits in den Marktpreisen verarbeitet und die Möglichkeit der Profiterzielung besteht dann nicht mehr. Um möglichst zeitnah mit Neuigkeiten versorgt zu werden, sind klassische Medien wie etwa Zeitungen kaum zu gebrauchen. Am geeignetsten ist das Internet. Auf der Seite von Wallstreet-:online kann man beispielsweise auf der Homepage die Rubrik Börsen News aktivieren. Es erscheint eine neue Seite mit Weiteren Kategorien. Hier kann man unter anderem Meldungen abrufen, die von bestimmten Nachrichtenagenturen stammen.

Optionsanleger müssen auf dem aktuellen Stand sein9

Performance in der Vergangenheit online analysieren
Die Entwicklung in der Vergangenheit ist zwar kein Indikator für die Zukunft. Trotzdem kann sie dem Anleger einen Eindruck davon vermitteln, mit welchen Wertschwankungen zu rechnen ist. Auf vielen Web-Seiten wird die Wertentwicklung unterschiedlicher Aktien, Branchen oder Gesamtmärkte miteinander verglichen. So kann sich der Anleger schnell ein Bild von den bisherigen Gewinnern und Verlierern machen.

Optionsanleger müssen auf dem aktuellen Stand sein0

Einigen Anlegern reichen die standardisierten Übersichten für die eigenen Zwecke nicht aus. Sie haben zum Beispiel Interesse daran, zwei ganz spezielle Finanzobjekte direkt miteinander zu vergleichen. So kann es zum Beispiel sehr aufschlussreich sein, die Wertentwicklung der Volkswagen-Aktie gegenüber dem Branchendurchschnitt (CDAX Automobile) zu verfolgen. Für solche Zwecke ist der sögenannte Java Trader sehr gut geeignet, der im Internet bei mehreren Banken (z. B. Deutsche Bank 24) und anderen Anbietern (beispielsweise Zeitschriften wie Börse Online) angesteuert werden kann. Wir rufen ihn bei der Börse-Online auf. In das Feld Suchen nach Aktiennamen, WKN oder Ticker muss man nun nur noch die entsprechende Eingabe tätigen.

Es gibt die unterschiedlichsten Prognoseverfahren – und alle sind online nutzbar Um Anlegern die Entscheidung zu erleichtern, welche Aktien (oder anderen Finanzinstrumente) die besten Zukunftsaussiebten haben, werden von Fachleuten Aktien, Aktiengesellschaften und Aktienmärkte genau unter die Lupe genommen. Man nennt diesen Vorgang auch Aktienanalyse. Die Abteilungen in einer Bank, die sich damit auseinandersetzen, werden auch als Research bezeichnet. Die Research-Abteilungen beschaffen Daten und entwickeln daraus Prognosen über die Wertentwicklungen von Aktien. In der Praxis unterscheidet man zwei Richtungen : Die fundamentale und die technische Analyse. Das reichhaltige Informationsangebot im Web ist sowohl für die technische als auch die fundamentale Analyse ein nahezu unerschöpflicher Fundus.

Optionen analysieren bei Wallstreet-online

Auch Wallstreet-online bietet eine sehr umfangreiches Tool an, mit dem man Optionen analysieren kann.

Optionen analysieren bei Wallstreet-online5

Dahinter verbirgt sich ein sehr komfortables Tool. Es beinhaltet gleichzeitig mehrere verschiedene Anwendungen, die wir von anderen Anbietern bereits kennen. Der Nutzer kann entweder die Wertpapierkenn-Nummer für einen bereits bekannten Options- schein eingeben und sich sämtliche Kennzahlen und sonstigen Daten anzeigen lassen. Ebenso besteht die Möglichkeit, durch Vorgabe bestimmter Kriterien gezielt nach Warrants zu suchen. Wir haben einmal die Wertpapierkenn-Nummer unseres Adidas- Salomon-Scheins (WKN 744 455) eingegeben und die Schaltfläche Analyse betätigt. Es erscheint eine neue Seite, die eine Vielzahl unterschiedlicher Informationen zu dieser Option enthält. Dort findet man unter anderem eine Tabelle, die neben einigen Warrantdaten auch drei weitere Buttons enthält. Aktiviert man den ersten, öffnet sich ein Fenster, das nahezu sämtliche Informationen zum Optionsschein beinhaltet. Hier sind neben Stammdaten (z. B. Basispreis, Laufzeit, Bezugsverhältnis) auch aktuelle Kurse (z. B. Kurs des Underlyings, Kurs des Optionsscheins) und Optionskennzahlen (z.B. Aufgeld und Delta) zu finden. Mit der zweiten Schaltfläche lässt sich ein Tool aktivieren, mit dem man Optionspreise simulieren kann. Es ist vergleichbar mit dem Szenario-Rechner von Börse-Now, sodass wir auf Einzelheiten an dieser Stelle nicht weiter einzugehen brauchen.

Optionen analysieren bei Wallstreet-online6

Schließlich existiert noch ein dritter Button, hinter dem sich eine Gewinn- und Verlustgrafik verbirgt, die speziell für den jeweiligen Schein erstellt wird. An der Abbildung ist ablesbar, in welchem Bereich der Kurs der zugrunde liegenden Aktie am Ende der Laufzeit notieren muss, damit kein Verlust entsteht.

 

 

Quotierungen beim Optionshandel im Internet

Inzwischen stellen die meisten Emittenten Geld- und Briefkurse (kurz: Quotes) für ihre eigenen Optionsscheine ins Internet ein. Häuser, die Wert auf eine gute Kurspflege legen, aktualisieren die Preise in kurzen Zeitabständen, sodass der Anleger ein realistisches Bild von der gegenwärtigen Marktlage erhält. Unten abgebildet ist ein Ausschnitt aus den Realtime-Kursen, die von der DG Bank ins Internet eingespeist werden. Die Quotes lassen sich oft besser verstehen, wenn man weiß, wie ein Optionshändler bei der Kursstellung vorgeht. Aus den aktuellen Marktdaten berechnet der Händler zunächst den Wert der Option. Die Vorgehensweise ist vergleichbar mit dem, was wir in unserer Geldanlage-Webseite über das Pricing geschrieben haben. In fortschrittlichen Instituten muss ein Händler die notwendigen Informationen nicht selbst beschaffen und in einen Rechner eingeben, da das Pricing automatisch erfolgt. Man kann sich das ungefähr so vorstellen: In einem Zentralrechner laufen die zur Kursstellung erforderlichen Daten – wie etwa der Börsenkurs der Basisaktie oder das aktuelle Zinsniveau – zusammen. Dort wird der Optionspreis kalkuliert und mit den letzten Kursen abgeglichen. Treten Abweichungen auf, wirft der Computer einen neuen Preis aus. Doch das ist nicht unbedingt derjenige Kurs, der anschließend auch gestellt wird. Denn der Händler passt den Wert mitunter noch oben oder unten an — meist indem er die implizite Volatilität abändert. Abhängig ist dies von der Marktlage und von der Erwartung des Händlers, ob die Anleger Scheine von der Bank kaufen oder an die Bank zurückverkaufen wollen.

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Aus dem kalkulierten Optionspreis werden anschließend zwei Preise gemacht, ein Geld- und ein Briefkurs. In einigen Fällen entsprechen Auf- bzw. Abschlag jeweils dem halben Spread. Man spricht auch von symmetrischer Quotierung. Gelegentlich kommt es vor, dass der berechnete Kurs als Briefseite herangezogen wird und ein entsprechend hoher Abschlag für die Geldseite erfolgt. Aussagekräftig und für Vergleichszwecke geeignet ist eigentlich nur der Spread, ausgedrückt als Prozentwert (bezogen auf den Brief- bzw. Geldkurs).

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Beide Preise – also sowohl An- als auch Verkaufskurse – werden nur zwischen Emissions- und Verfalltermin gestellt. Zum Ausgabe- und Fälligkeitszeitpunkt selbst sind lediglich Verkaufs- bzw. nur Ankaufpreise relevant (- einseitige Preisstellung). Es kommt – in sehr seltenen Fällen – vor, dass ein Optionsscheinhaus sein gesamtes Emissionsvolumen verkauft hat und die Emission nicht ausweitet. In einer derartigen Situation stellt die Bank keine Briefkurse mehr und ein Kauf ist lediglich über die Börse möglich.

Strategien beim Optionshandel II

Auf Seitwärtsbewegungen setzen
Wer damit rechnet, dass die Kursentwicklung einer Aktie oder vielleicht sogar des gesamten Marktes eine gewisse Zeit lang stagniert, kann davon profitieren, wenn er short geht. Dies ist im Normalfall institutionellen Akteuren Vorbehalten und für Privatanleger höchstens an einer Terminbörse wie der Eurex möglich. Wie wir zu Beginn dieses Buches bereits erwähnten, sind Normalanleger an der Eurex – zumindest zurzeit – selten anzutreffen. Damit diese Gruppe dennoch in den Genuss von Short-Positionen kommt, haben die Banken Produkte wie Discount-Zertifikate entwickelt. Wie sie in unserer Geldanlage-Seite gesehen haben, handelt es sich um Instrumente, die eine Stillhalter-Rolle beinhalten. Kauft ein Anleger ein Discount-Zertifikat, erzielt er eine verhältnismäßig hohe Rendite, wenn die zugrunde liegende Aktie einem Seitwärtstrend folgt.

Kombinierte Strategien
Man kann Optionen nach Belieben miteinander kombinieren und so unzählige Risiko-Chance-Kombinationen erzeugen, ganz nach dem Geschmack eines Anlegers. Kombinierbar sind zum Beispiel Optionen mit unterschiedlichen Laufzeiten oder Basispreisen, kombiniert werden können aber auch Optionen unterschiedlichen Typs, zum Beispiel Calls mit Puts – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Deshalb können wir kombinierte Strategien hier auch nicht umfassend erläutern. Um den Appetit etwas anzuregen, wollen wir eine Strategie hier etwas ausführlicher darstellen, sogenannte Credit Spreads. Wir schreiben eine Call-Option – konkret einen Call auf die T-Online-Aktie -, die einen Basispreis von 35 Euro hat (35er Call). Gleichzeitig kaufen wir einen Call, der – bis auf den Strike (40 Euro) – vollkommen identisch ausgestattet ist (40er Call). Beide Optionen haben eine Laufzeit von drei Monaten. Die Volatilität der T-Online-Aktie beträgt 60 Prozent, deren aktueller Kurs 30 Euro. Für den 35-er Call kalkulieren wir eine Prämie von 2 Euro, der 40-er Call ist aufgrund des höheren Basispreises dagegen billiger. Sein Wert liegt bei 1 Euro. Da wir den teuren Call verkaufen, den günstigen kaufen, bleibt uns ein Überschuss von 1 Euro (2 minus 1). Nun wollen wir schauen, welchen Gewinn wir mit dieser Strategie erzielen, wenn die Gesamtposition bis zum Ende aufrecht gehalten wird. Sehr gut geeignet für solche Aufgaben sind Tabellenkalkulationsprogramme wie zum Beispiel Microsoft Excel®. In der Abbildung unten ist dargestellt, wie sich die Gewinne und Verluste mit Excel berechnen und grafisch darstellen lassen. Man erkennt, dass ein Verlust von maximal 4 Euro auftreten kann, dafür ist der Gewinn auf 1 Euro begrenzt. Hätten wir statt des Credit Spread lediglich den 35-er Call geschrieben, wäre unser Höchstgewinn zwar größer gewesen (2 Euro), dafür hätten aber theoretisch unbegrenzt hohe Verluste entstehen können. Ein Credit Spread ist – genau wie ein geschriebener Call – eine geeignete Strategie, wenn mit gleichbleibenden oder sinkenden Aktienkursen zu rechnen ist. Im Unterschied zu einem reinen Call- Short ist ein Credit Spread eine konservativere Strategie; denn zur Begrenzung von Verlusten wird ein Call mit höherem Basispreis gekauft.

Die 90/10-Strategie
Statt ihr Geld in Aktien zu investieren, können Anleger den größten Teil ihres Geldes auch festverzinslich anlegen und für den restlichen Kapitalbetrag Call-Optionen kaufen. Die Anleger investiert so viel festverzinslich, dass nach einer bestimmten Zeit ein Betrag – bestehend aus Zinsen und Tilgung – zurückfließt, der nicht aufs Spiel gesetzt werden soll. Ein Verlustrisiko ist hier also ausgeschlossen. Steigen während dieser Zeit die Aktienkurse, erzielt der Anleger Gewinne, die nicht unbedingt viel schlechter sind als bei einer direkten Aktienanlage.

Strategien beim Optionshandel II5

Eine Beispielrechnung könnte wie folgt aussehen: Als Betrag stehen 10.000 Euro zur Verfügung, die für ein Jahr angelegt werden sollen. Im Internet rufen wir auf der Seite der Dresdner Bank den aktuellen Satz für eine einjährige festverzinsliche Geldanlage ab (4,34 Prozent). Unser Ziel ist es, von den 10.000 Euro lediglich so viel anzulegen, dass in einem Jahr – mit Zinsen – wieder 10.000 Euro vorhanden sind. Damit wäre sichergestellt, dass kein Kapital verloren gehen kann. Investieren wir 9.584 Euro, erhalten wir dafür 416 Euro Zinsen, so dass nach einem Jahr das am Anfang eingesetzte Kapital erreicht ist (9.584 plus 416 gleich 10.000 Euro). Für den restlichen Betrag von 416 Euro (10.000 minus 9.584) kaufen wir heute Optionsscheine, beispielshalber DAX-Warrants, mit einer Laufzeit von ungefähr einem Jahr. Entsprechende Produkte suchen wir wieder mit dem Tool von OnVista. Aus einer Vielzahl von Vorschlägen wählen wir einen DAX-Call der DG Bank aus, der einen Basispreis von 7.600 hat.

EURIBOR
Es handelt sich bei EURIBOR-Sätzen um Durchschnittszinssätze, die einmal am Tag aus den Angaben von ungefähr 60 Banken mit Sitz in Euroland gebildet werden. Euribor steht als Abkürzung für Euro Interbank Offered Rate und Ist eine Sammelbezeichnung für Sätze, die das Laufzeitenspektrum von einem Monat bis zu einem Jahr abdecken. E0NIA ist der Satz für Tagegeld.

Strategien beim Optionshandel II6

Selbst wenn der Anleger das in die Warrants investierte Kapital verliert, bleibt sein Ursprungsbetrag erhalten. Je stärker der DAX aber steigt, umso mehr gleicht sich die Rendite an diejenige der reinen Aktienanlage an. In der Tabelle auf der nächsten Seite haben wir die 90/10-Strategie mit einer reinen DAX-Anlage (zum Beispiel DAX-Zertifikat) verglichen. 90/10 ist eine Alternative für Anleger, die an der Aktienmarktentwicklung teilhaben möchten, aber ihr Verlustrisiko begrenzen wollen. DAX-Zertifikate sind Wertpapiere, mit denen man eins zu eins an der Entwicklung des Indexes partizipiert. Mehr zu diesem Thema enthält das : Index-Zertifikate (erschienen bei Schäffer-Poeschel).

Strategien beim Optionshandel II7

Ein Blick auf die Tabellenwerte macht deutlich, dass die 90/10-Stra- tegie verglichen mit einer reinen Aktienanlage eine eher konservative Strategie darstellt – zumindest bei der Kapitalaufteilung, die wir hier zugrunde legen. Je nachdem, wie hoch der Anteil Optionen im Verhältnis zum verzinslichen Anlagebetrag ist, lassen sich natürlich auch erheblich riskantere Positionen aufbauen. Jeder sollte durch Simulation der Depotendstände selbst herausfinden, welche Kombination mit der eigenen Mentalität am besten zu vereinbaren ist.

Woher kommt 90 zu 10
Die Bezeichnung 90 zu 10 stammt von einer Faustregel, die besagt, man solle 90 Prozent seines Kapitals sicher anlegen und für 10 Prozent Optionen kaufen. Natürlich kann das Verhältnis je nach Risikobereitschaft des Anlegers auch anders festgelegt werden. Durch entsprechende Anpassung der Gewichtung kann das Chance-Risiko-Profil beliebig den individuellen Anforderungen des Anlegers angepasst werden.

DAX-Stand in 12 Monaten  90/10-Strategie | H Reine DAX-Anlage
Depotwert Rendite Depotwert Rendite
0 10.000 0% 0 -100%
1.000 10.000 0% 1 380 -86%
2.000 10.000 0% 2 760 -72%
3.000 10.000 0% 4 140 -59%
4.000 10.000 0% 5.520 -45%
5.000 10.000 0% 6 000 -31%
6.000 10.000 0% 8.280 -17%
7.000 10,000 0% 9 660 -3%
8.000 10.200 +2% 11 040 +10%
9.000 10.700 +7% 12 420 +24%
10.000 11.200 + 12% 13 800 +38%
11.000 11.700 +17% 15.180 +52%
12.000 12.200 +22% 16.560 +66%

Optionen zur Kurssicherung
In der Praxis werden Optionen insbesondere von Privatanlegern vorwiegend aus Spekulationsgründen gekauft. Dennoch eignen sich diese Produkte auch für Sicherungszwecke. Es gibt wohl kaum einen Anleger, der nach einer Haussephase nicht schon einmal das Bedürfnis gehabt hat, die hohen Aktienkurse quasi einzufrieren. Ein Ausstieg kommt oft nicht in Frage, weil man von möglichen Weiteren Kurssteigerungen profitieren möchte, wenn es doch nicht zum Crash kommt. In dieser Situation kann es sinnvoll sein, Put-Optionen zu kaufen. Wie man am sinnvollsten bei einer Absicherung – man sagt auch Hedging – vorgeht, wollen wir uns im Weiteren näher anschauen. Angenommen, in unserem Depot befinden sich 100 T-Aktien, die aktuell einen Kurs von 70 Euro haben. Es ist damit zu rechnen, dass die Papiere in den kommenden Monaten einen Teil ihres Wertes verlieren. Aus verschiedenen Gründen wollen wir die Position jedoch erst in einem halben Jahr verkaufen. Deswegen möchten wir sie gegen Wertverluste absichern. Für diesen Zweck geeignet sind natürlich nur Puts, die sich auf T-Aktien beziehen. Geklärt werden muss allerdings noch, welche Laufzeit die Optionen haben sollen und welchen Basispreis. Auch mit Puts, die länger als sechs Monate laufen, könnte man die T-Aktien theoretisch absichern. Diese Sicherungsstrategie ist so angelegt, dass die Optionen nicht bis zur Endfälligkeit gehalten und auch nicht ausgeübt, sondern vorher verkauft werden. Bezogen auf unser Beispiel heißt: Wir würden die Optionen heute kaufen und nach sechs Monaten wieder veräußern. Verringert sich der Kurs der Aktien bis dahin, so steigen die Puts im Wert.

Im Idealfall wird der Verlust bei den Aktien durch den Optionsgewinn exakt kompensiert. Doch Aktien- und Optionkurs verändern sich nicht eins zu eins. Fällt der Wert der Aktie um einen Euro, steigt der Putpreis normalerweise um weniger als einen Euro. Daher braucht man zur Absicherung von 100 Aktien mehr als 100 Optionen. Wie viel tatsächlich erforderlich sind, lässt sich am Delta ablesen. Liegt sein Wert zum Beispiel bei minus 0,5 sind 200 Puts notwendig. Denn ein Delta von minus 0,5 besagt, dass ein Aktienkursrückgang um einen Euro einen Anstieg des Putpreises um 0,5 Euro zur Folge hat. Also benötigt man 2 Puts pro Aktie. Wir haben diese als Delta-Hedging bekannte Absicherungsmethode schon an anderer Stelle kennen gelernt. Es handelt sich dabei um ein aufwendiges Verfahren, denn das Delta bleibt im Zeitablauf nicht konstant. Schwankt der Aktienkurs, nachdem wir die Puts gekauft haben, so verändert sich auch das Delta.

Steigt es auf einen Wert von beispielsweise 0,55, dann brauchen wir nicht mehr 200, sondern lediglich noch 182 Optionen, um die nächste Aktienkursänderung zu kompensieren. Für den Privatanleger ist solch ein dynamisches Fledging im Regelfall zu zeit- und kostenintensiv. Das Depot muss laufend überwacht werden, denn bei jeder (größeren) Aktienkursschwankung muss auch die Optionsposition angepasst werden. Der dauernde Kauf und Verkauf von Optionen verursacht darüber hinaus natürlich auch Kosten (Transaktionskosten). Für Normalanleger ist daher eine sogenannte statische Absicherung ratsamer. Typisch für diese Strategie ist, dass Optionen gekauft werden, deren Restlaufzeit mit dem Absicherungszeitraum übereinstimmt. Die Optionen werden also bis zur Endfälligkeit gehalten und nicht vorher verkauft. Liegt der Aktienkurs unter dem Basispreis, werden die Optionen ausgeübt, andernfalls lassen wir sie verfallen. Die Frage, welche Restlaufzeit die Puts in unserem Fall haben müssen, ist damit beantwortet. Wir benötigen Optionen mit einer Restlaufzeit von sechs Monaten. Geklärt werden muss nun noch, welcher Basispreis am sinnvollsten ist. Auf diese Frage gibt es leider keine pauschale Antwort. Möchte ein Anleger das aktuelle Kursniveau sichern, muss er einen At-the-money-Put kaufen. Derlei Optionen haben aber gegenüber laufzeitgleichen In- bzw. Out-of-the-money- Puts die höchste Zeitprämie. Werden dagegen Out-of-the-money- oder Deep- out-of-the-money-Puts gekauft, wird ein niedriges Kursniveau abgesichert. Solche Optionen sind zwar preiswerter, eignen sich dafür allerdings auch nur für bestimmte Situationen, beispielsweise für Worst-Case-Fälle (Crash).

Die Entscheidung, welches Kursniveau abgesichert werden soll, muss letztlich jeder Anleger selbst treffen. Sie ist abhängig von seinen individuellen Erwartungen und davon, wie viel Verlust der Anleger verkraften kann. Kommen wir nun zum Ausgangsbeispiel zurück. Die Telekom- Aktie notiert an der Börse augenblicklich (17.04.2000) zum Kurs von knapp 70 Euro. Da wir das aktuelle Kursniveau sichern möchten, kommen nur Optionen in Frage, die am Geld notieren. Geeignete Warrants suchen wir wieder im Internet mit dem Tool von OnVista. Die vorgegebenen Kriterien erfüllt lediglich ein Optionsschein der DG Bank einigermaßen. Wir haben uns deshalb für dieses Produkt entschieden. Zu klären ist noch, wie viele dieser Scheine wir kaufen müssen. In unserem Depot befinden sich 100 Aktien. Also könnten zur Absicherung 100 Optionsscheine verwendet werden, deren Bezugsverhältnis 1,0 beträgt. Der Schein der DG Bank hat aber lediglich ein Bezugsverhältnis von 0,1. Deswegen brauchen wir davon insgesamt 1.000. Für die Absicherung des Depots entstehen Kosten von 1.180 Euro; Gebühren und sonstige Transaktionsaufwendungen lassen wir unberücksichtigt.

Strategien beim Optionshandel II8

Doch wie weit muss der Kurs der T-Aktie eigentlich sinken, damit sich der Kauf der Puts gelohnt hat? Um diese Frage zu beantworten, betrachten wir verschiedene Kursszenarien. Der Wert einer T-Aktie muss um mehr als 10,95 Euro – oder anders um etwa 16 Prozent – unter den Basispreis fallen, damit die Sicherungsstrategie vorteilhafter ist als ein Verzicht auf die Optionen.

Strategien beim Optionshandel II9

Die 100-prozentige Absicherung eines Aktiendepots mit (At-the- money-) Put-Warrants ist im Allgemeinen sehr teuer und aus diesem Grund auch nicht unbedingt empfehlenswert. Häufig ist eine teilweise Absicherung des Depots ratsam. Wie hoch diese Quote ist, hängt von den persönlichen Ausgangsvoraussetzungen ab (z. B. Risikobereitschaft). Hat ein Anleger verschiedene Aktien im Depot, kann jede Sorte separat mit entsprechenden Puts gesichert werden. Entspricht die Zusammensetzung dagegen in etwa einem Index, zum Beispiel dem DAX oder dem Euro Stoxx, bieten sich zu Sicherungszwecken auch Index-Puts an. Zum Schluss wollen wir noch kurz sagen, dass man auch in Zukunft geplante Aktienkäufe gegen Kursanstiege absichern kann. Dafür werden Calls verwendet. Da wir an anderer Stelle bereits erläutert haben, wann es zu einer Absicherung gegen steigende Kurse kommen kann, verzichten wir hier auf eine weitergehende Darstellung.

Strategien beim Optionshandel I finden Sie hier

Die Optionspreisformel von Black – Scholes

Zwar kennen wir jetzt die Preiseinflussgrößen und wir wissen auch, wie sich Veränderungen der einzelnen Faktoren auf den Optionswert auswirken. Doch das reicht noch nicht, um den Kurs auf Mark und Pfennig genau bestimmen zu können. Wir müssen noch wissen, wie man die Einflussfaktoren miteinander verknüpfen muss, oder anders gesagt fehlt uns die Formel, in die man die Werte für die Preisfaktoren einsetzen und dann den Optionspreis ausrechnen kann. Eine solche Formel haben – wir erwähnten es zu Beginn dieses Artikels – die Amerikaner Black und Scholes entwickelt. Auf die Herleitung verzichten wir. Ebenso ersparen wir uns den Abdruck der Formel, denn inzwischen werden Optionsrechner angeboten und deshalb muss man die mathematische Struktur der Formel nicht kennen. Anwender ist lediglich gezwungen, die Werte für die Preisfaktoren zu beschaffen und einzugeben. Dennoch sollte jeder Optionsanleger wissen, auf welchem Prinzip die Formel von Black/Scholes basiert. Unter bestimmten Voraussetzungen, auf die wir hier aber nicht näher eingehen, lässt sich die (geschätzte) Volatilität in Wahrscheinlichkeiten umwandeln. An der Vola kann man also ablesen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass zum Beispiel die T-Aktie in einem Jahr zum Börsenkurs von 100 Euro, 105 Euro oder irgendeinem höheren oder niedrigeren Kurs notiert. Nehmen wir zur Veranschaulichung zwei Aktien A und B. Der Kurs von A soll in einem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 % bei 80 Euro, mit 40% bei 100 Euro und schließlich mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% bei 120 Euro liegen. Aktie B hat eine etwas andere Verteilung. Damit deutlich wird, wie die Wahrscheinlichkeiten mit der Volatilität Zusammenhängen, haben wir die Aktienkurse und ihre Wahrscheinlichkeiten – getrennt, für A und B – grafisch dargestellt. Man kann erkennen, dass die Schwankungsbreite der Aktienkurse bei B stärker ausgeprägt ist als bei A.

Kurs der Aktie B in einem Jahr Wahrscheinlichkeit
60 Euro 10%
SO Euro 20%
11>0 Euro 40%
120 Euro 20%
140 Euro 10%

Die Optionspreisformel von Black - Scholes1

Aus den Verteilungen der Aktienkurse kann man nun herleiten, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Innerer Wert am Ende der Laufzeit auftritt. Am Fall einer Call-Option wollen wir das einmal demonstrieren. Am Verfalltag hat der Call nur dann einen Wert (Inneren Wert), wenn der Kurs der A-Aktie den Basispreis überschreitet. In 30 Prozent aller Fälle notiert A /um Kurs von 80 Euro, in 40 Prozent der Fälle hat die Aktie einen Kurs von 100 Euro. Das bedeutet, dass die Option in 70 von 100 Fällen am Ende der Laufzeit wertlos verfällt. Mit 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit notiert A in einem Jahr zum Kurs von 120 Euro. Dann besitzt der Call einen Wert von 20 Euro. Für die Optionswerte erhalten wir deshalb die Wahrscheinlichkeiten in der Tabelle. Nun stellt sich folgende Frage: Welchen Wert darf ein Finanzprodukt haben, das in 70 Prozent der Fälle wertlos ausläuft und in den restlichen 30 Prozent einen Rückfluss von 20 Euro einbringt? Angemessen wäre ein Preis, der dem gewogenen Durchschnittswert entspricht.

Cali-Option
Underlying Aktie A
Strike Price 100 Euro
Laufzeit 1 Jahr
Andienung Barausgleich
Ausübung amerikanisch

 

Innerer Wahrscheinlichkeit
Wert
0 Euro 70%
20 Euro 30%

Gewogener Kursdurchschnitt: 70 x 0 Euro + 30 x 20 Euro/100= 6€

Warum sind 6 Euro ein fairer Preis? Angenommen, wir würden hundertmal nacheinander die Option kaufen und jedes Mal 6 Euro dafür bezahlen. Insgesamt hätten wir dann 600 Euro investiert. In siebzig Fällen wäre unser Kapitaleinsatz verloren, in dreißig Fallen fließen jeweils 20 Euro an uns zurück, insgesamt also 600 Euro. Wir hätten im Ganzen betrachtet weder Gewinn noch Verlust erzielt. Als Käufer können wir den Optionspreis deshalb durchaus akzeptieren. Doch ist der Wert auch für den Stillhalter akzeptabel? Für einhundert verkaufte Optionen erzielt er einen Erlös von zusammen 600 Euro. In siebzig Fällen verfallt das Kaufrecht wertlos – der Stillhalter wird nicht in Anspruch genommen. Dagegen ist er in 30 Prozent aller Fälle zu einer Auszahlung von 20 Euro verpflichtet — 30 Zahlungen ä 20 Euro machen insgesamt 600 Euro. Genau wie der Käufer gibt der Stillhalter letztlich so viel wieder aus, wie er eingenommen hat. Es entsteht weder Gewinn noch Verlust. Damit man sieht, wie die Volatilität den Optionspreis beeinflusst, tauschen wir bei unserer Kaufoption nun .Aktie A gegen B aus. Damit ändert sich die Situation wie in nebenstehender Tabelle gezeigt wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Option in einem Jahr wertlos verfällt, liegt weiterhin bei 70%. Im Vergleich zur Aktie A besteht nun allerdings die Chance, dass Kurse von 140 Euro erreicht werden. In zehn von hundert Fällen ist der -Call am Verfalltag 40 € wert, in zwanzig Fällen fließen 20 Euro an den Inhaber zurück. Der Durchschnittswert liegt deshalb bei 8 Euro. Die höhere Volatilität führt zu einem um 2 Euro höheren Optionspreis.

Gewogener Kursdurchschnitt: 70 x 0 Euro + 20 x 20 Euro -H 10 x 40 Euro/100 = 8 Euro Damit haben wir grob beschrieben, auf welchem Prinzip die Methode von Black und Scholes basiert. In vielerlei Hinsicht sind die

Kurs der Aktie 8 irr einem Jahr Innerer Wert des Call Wahrscheinlichkeit
60 Euro 0 Euro 10%
80 Euro 0 Euro 20%
100 Euro 0 Euro 40%
120 Euro 20 Euro 20%
140 Euro 40 Euro 10%

Fallbeispiele stark vereinfacht, so ist etwa die Wahrscheinlichkeitsverteilung in der Realität: erheblich feiner abgestuft. An unseren Fallbeispielen kennen wir jedoch erkennen, dass sich der Wert einer Option im Wesentlichen auf die Merkmale des Underlyings zurückführen lässt, insbesondere dessen Preis und Volatilität. Deshalb zählt man Optionen – wie wir im ersten Teil schon erwähnten – zu den derivativen Finanzinstrumenten (kurz: Derivate).

Optionen und ihre Risiken II

Weitere Risiken
Optionen beinhalten noch andere Risiken, die aber nicht so offenkundig sind wie zum Beispiel das allgemeine Kursrisiko oder Pricing- und Spread-Risiken. Eines davon ist das Bonitätsrisiko. Jeder, der Optionen kauft, muss mit der Gefahr leben, dass der Stillhalter seinen Verpflichtungen in Zukunft nicht mehr nachkommen kann. Was nützt der zugesicherte Anspruch auf den Inneren Wert am Ende der Laufzeit, wenn eine Bank zur Rückzahlung nicht in der Lage ist, weil sie inzwischen Konkurs gemacht hat. Zwar ist – zumindest in Deutschland – bislang noch kein derartiger Fall bekannt geworden, doch das bedeutet natürlich nicht, dass solche Situationen in Zukunft ausgeschlossen sind. Die Zahlungsfähigkeit von Banken (und anderen Unternehmen) wird von spezialisierten Institutionen – sogenannten Rating-Agenturen – bewertet. Zu den bekanntesten zählen Standard & Poor’s und Moody’s. Sie prüfen, ob ein Emittent Zahlungsverpflichtungen in der Vergangenheit erfüllt hat, wie stark er bereits verschuldet ist und welche Ertragslage in Zukunft zu erwarten ist. Daraus leiten die Analysten ab, wie ausgeprägt das Risiko von Zahlungsausfällen ist. Durch eine Buchstabenkombination – auch Rating genannt – wird die Schuldnerqualität ausgedrückt. Vergeben Standard & Poor’s die Note AAA (Triple AAA), handelt es sich um einen Emittenten höchster Güte, bei dem keine Zahlungsausfälle drohen, Papiere mit CC-Rating kann man dagegen als sehr spekulativ einstufen, wohingegen ein mit D bewerteter Schuldner bereits im Zahlungsverzug ist. Beachtet werden sollte, dass die Agenturen eine Unterscheidung treffen zwischen lang- und kurzfristigen Ratings. Es kann also durchaus Emittenten geben, deren Zahlungsfähigkeit auf kurze Sicht (ein bis zwei Jahre) als akzeptabel angesehen wird. Über längere Zeiträume erfolgt jedoch eine Herabstufung, da Analysten die Entwicklung in ferner Zukunft als unsicherer betrachten.

Risiko durch Streuung mindern
Das Bonitätsrisiko lässt sich auf elegante Weise reduzieren, indem Kapital nicht ausnahmslos einem einzigen Emittenten anvertraut, sondern auf mehrere Schuldner gestreut wird. Diese Methode bezeichnet man allgemein auch als Diversifikation. Der positive Effekt: Verschlechtert sich in Zukunft die Bonität eines Schuldners oder wird er gar zahlungsunfähig, ist davon nicht gleich das gesamte Kapital betroffen. Die Ratings von Unternehmen könnte man – ähnlich wie Börsenkurse oder Zinssätze – problemlos auch im Internet veröffentlichen. Doch dies ist bislang noch nicht geschehen, zumindest nicht systematisch. Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s stellen ihre ermittelten Ratings (noch) nicht ins Web, sodass sie von jedermann dort kostenlos abgerufen werden könnten. Vereinzelt findet man Banken und andere Unternehmen, die ihr eigenes Rating im Netz ablegen. Man findet es dann zumeist unter der Rubrik Investor Relations, so wie etwa bei der Commerzbank. Es ist sicherlich recht mühsam, erst auf die Internet-Seite des Stillhalters zu surfen und dort nach einem möglicherweise eingestellten Rating zu suchen. Doch das ist leider zurzeit der einzig gangbare Weg.

Kommen wir nun vom Bonitäts- zum Manipulationsrisiko. Es handelt sich dabei um die Gefahr, dass der Kurs des Underlyings zum Nachteil des Optionsanlegers beeinflusst wird. Zur Verdeutlichung ein einfaches Beispiel: Angenommen, eine Bank hat Range-Warrants aasgegeben (Laufzeit: 6 Monate), die sich auf Aktien der Internolix AG beziehen. Die Range reicht von 70 bis 80 Euro. Am Ende der Laufzeit muss der Kurs exakt innerhalb dieser Spanne liegen, damit die Option nicht wertlos verfällt. Nun wäre es denkbar — und in vergleichbaren anderen Pallen ist es tatsächlich schon passiert —, dass die zugrunde liegende Aktie massiv ge- oder verkauft wird, um über die Börsenkursveränderung den Wert des Warrants zu steuern. Gelingt dem Emittenten am letzten Tag eine Börsennotiz von über 80 bzw. unter 70 Euro, würden die Scheine sofort wertlos verfallen und er könnte die vereinnahmte Prämie komplett als Gewinn verbuchen. Wie stark Manipulationsgefahren ausgeprägt sind, hängt zum einen natürlich vom Emittenten ab, zum anderen vom Underlying. Kurse sogenannter Nebenwerte sind leichter zu beeinflussen als die Börsenpreise bedeutender großer Unternehmen. Um dort merkliche Kursveränderungen zu erreichen, müssen schon ziemlich große Orders platziert werden. Bei Titeln wie etwa der Deutschen Telekom ist der Aufwand so groß, dass sich die Beeinflussung meist gar nicht lohnt. Deshalb sind Manipulationsrisiken hier zwar nicht ausgeschlossen, aber doch relativ gering. Zum Abschluss wollen wir noch kurz auf eine weitere Risikoart hinweisen, die mit der Wertpapierabwicklung zusammenhängt. Für den Handel und die Übertragung von Finanzprodukten werden heutzutage verschiedene Hilfsmittel eingesetzt, angefangen bei Telefonen bis hin zu Handelssystemen. Dass Defekte und technische Störungen manchmal Schäden für Anleger anrichten, kann man sich leicht vorstellen. Fällt etwa das Handelssystem eines Market Makers aus, ist er einige Zeit nicht in der Lage, Kurse zu stellen und Warrants zurückzunehmen. In bestimmen Marktphasen – zum Beispiel nach einer kurzen, heftigen Börsenhausse – können Papiere vom Anleger womöglich nicht schnell genug wieder veräußert und Gewinne mitgenommen werden. Man sollte ein derartiges Abwicklungsrisiko – auch Betriebsrisiko oder Operational Risk genannt – nicht ignorieren, da es in der Vergangenheit schon mehrfach vorgekommen ist, dass Anleger deswegen finanzielle Einbußen erlitten haben.

Wie Emittenten sich gegen Risiken absichern
Stillhalter übernehmen außerordentlich hohe Risiken. Das trifft im Besonderen für die Herausgeber von Optionsscheinen zu. Schon allein aufgrund der großen Emissionsmengen können es sich viele Häuser nicht leisten, solche Risiken selbst zu tragen. Für Banken ist der Handel mit Warrants üblicherweise ein sogenanntes Margengeschäft. Mit anderen Worten: Die Bank übernimmt prinzipiell die Funktion eines Großhändlers. Sie kauft Produkte günstig ein und veräußert diese mit einem Aufschlag an Anleger weiter. Die Bank erbringt also eine reine Dienstleistung und wettet nicht, wie oft kolportiert wird, gegen die Anleger. Ihr Gewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Erlös aus den verkauften Optionen (Verkaufspreis) und den Kosten für die Absicherung (Einkaufspreis). Die Möglichkeiten zur Absicherung sind vielfältig. Sehr häufig trifft man in der Praxis auf ein Risikomanagement nach folgendem Muster: Sämtliche Optionen, die dasselbe Underlying haben, werden zu einer Position zusammengefasst. Da sich die Risiken einzelner Optionen zum Teil gegenseitig kompensieren, verbleibt lediglich eine Restrisikoposition. Ein Beispiel: Eine Bank hat 50.000 Calls (Delta: 0,60) und 70.000 Puts (Delta: 0,40) emittiert. Beide Optionsscheine beziehen sich auf BASF-Aktien. Schwankt der Kurs der Aktie, verändert sich auch der Wert der Optionen. Messbar ist die Optionspreisänderung mit Hilfe der Sensitivitätskennziffer Delta. Bei emittierten Calls ist der Deltawert negativ und beträgt für die gesamte Anzahl an Calls minus 30.000 (50.000 mal minus 0,60), für die geschriebenen Puts plus 28.000 (70.000 mal 0,40). Das Gesamtpositionsdelta hat damit einen Wert von minus 2.000 (minus 30.000 plus 28.000). Daran lässt sich ablesen, dass die Bank insgesamt 2.000 Euro gewinnt (verliert), wenn der BASF-Kurs um einen Euro sinkt (steigt). Das Risiko kann vollständig beseitigt werden, wenn zusätzlich eine Position mit einem Deltawert von plus 2.000 aufgebaut wird. Dies könnte zum Beispiel dadurch geschehen, dass 2.000  BASF-Aktien gekauft werden. Erst dann wäre die Gesamtposition wie man sagt deltaneutral .

50.000    emittierte Calls (Delta: 0,60)
-30.000 70.000    emittierte Puts (Delta: 0,40)
+28.000
2.000      gekaufte BASF-Aktien (Delta: 1,00)   

+ 2.000 Gesamtpositionsdelta

Diese als Delta Hedging bekannte Methode (Hedging ist die englischsprachige Bezeichnung für Absicherung) wenden Banken in erster Linie bei Plain-Vanilla-Optionen an. Besonders wichtig ist, dass die Basisaktien hinreichend liquide sind, damit sie später zu Sicherungszwecken schnell ge- und verkauft werden können, ohne dadurch große Kurssprünge auszulösen. Deshalb wird bereits im Vorfeld einer Emission (Emissionsplanung) genau auf die Liquidität der zugrunde liegenden Aktie geachtet. Geprüft wird außerdem, ob Derivate (z. B. Terminbörsenoptionen, Futures, OTC-Optionen) angeboten werden, die sich auf die Basisaktie beziehen und die später möglicherweise ebenfalls zur Absicherung der Warrants verwendet werden können. Das Delta der Gesamtposition ist keine konstante Größe, sondern unterliegt selbst wieder Schwankungen wegen der Restlaufzeitverkürzung der Optionen und Aktienkursänderungen oder zum Beispiel aufgrund zurückverkaufter Scheine. Daher muss der Emittent seine Gesamtposition laufend an die veränderten Bedingungen an- passen. Man bezeichnet Delta-Hedging deswegen auch als dynamisches Hedging. Durch das ständige Anpassen entstehen natürlich Kosten, die den Gewinn der Bank schmälern. In der Praxis reagiert der Emittent daher auch nicht auf jede Veränderung. Meist hat ein Händler einen gewissen Handlungsspielraum, den er auch für die Anpassung seiner Sicherungsentscheidungen an Erwartungen über die zukünftige Markterwartung nutzt. Das heißt, dass in einem bestimmten Rahmen bewusst Risiken übernommen werden.

Steuerung des Deltarisikos reicht nicht aus Da der Wert eines Optionsscheins neben dem Aktienkurs noch von Weiteren Faktoren abhängt, reicht es eigentlich nicht aus, nur das Deltarisiko zu betrachten. Von Bedeutung sind ebenso zum Beispiel Schwankungen der Warrantkurse aufgrund von Änderungen der impliziten Volatilität (Vegarisiko). Normalerweise werden auch diese Risiken abgesichert, wenn gewisse Grenzen überschritten sind. Ein bewährtes Mittel zur Minderung der Risiken ist die Ausdehnung der Spanne zwischen Geld- und Briefkurs. Diese Möglichkeit wird insbesondere in hektischen Marktphasen genutzt, die gekennzeichnet sind durch plötzliche, zum Teil sehr große Kursbewegungen. Man findet weite Spreads auch bei Underlyings, deren Preise abrupten und starken Änderungen unterliegen. Ein typisches Beispiel sind Aktien aus dem Neuen Markt. Ein Beispiel: Eine Bank emittiert amerikanische Calls, denen Aktien der MobilCom AG zugrunde liegen (Strike: 90 Euro, Laufzeit: 6 Monate). Die Aktie notiert zur Zeit bei 90 Euro, der Warrant hat einen Wert von L6,50 Euro (angenommene Volatilität: 70 Prozent), quotiert wird 16,00/17,00. Nehmen wir an, ein Anleger kauft einen Warrant.

Der Emittent verlangt dafür den Briefkurs und kassiert 17 Euro, also 0,50 Euro mehr als der eigentliche Wert (16,50 Euro). Dadurch hat sich der Händler ein Sicherheitspolster zugelegt. Selbst wenn der Kurs der Aktie sprunghaft auf 91,55 Euro ansteigt (neuer Optionswert: 17,50 Euro), hat der Emittent – wenn man die Transaktionskosten vernachlässigt — keinen Schaden. Denn er quotiert jetzt 17,00/18,00 und das bedeutet, dass man die zu 17 Euro gekauften Warrants lediglich zum selben Preis wieder zurückverkaufen kann. Die Gefahr, durch plötzliche Marktbewegungen Verluste zu erleiden, ist umso geringer, je höher die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs ist. Dehnt der Emittent im Fallbeispiel den Spread von einem auf zwei Euro aus (Quote lautet dann in der Ausgangssituation: 15,50/17,50), kann der Preis für die MobilCom-Aktie auf 93,20 steigen (neuer Optionswert: 18,50 Euro), ohne dass der Emittent Schaden nimmt. Es gibt noch eine dritte in der Praxis genutzte Sicherungsmöglich- keit, die man oft bei Exotischen Optionen findet. Der Emittent kann das Risiko auch durch ein Gegengeschäft beseitigen oder rausdrehen. Bringt eine Bank zum Beispiel Range-Warrants heraus, eliminiert sie das Risiko durch ein entgegengesetztes OTC-Geschäft. Der Emittent kauft (im Regelfall natürlich preiswerter) bei einer anderen Bank identisch ausgestattete Ran ge-Optionen. Entstehen später Verpflichtungen aufgrund der herausgegebenen Option, kann die Bank sich schadlos halten, weil sie die gleichen Ansprüche aufgrund der gekauften OTC-Option geltend machen kann.