Ein weiterer Bewerbungsgrund, und auch wohl der häufigste, ist der Wunsch nach Verbesserung der gegebenen beruflichen Situation. Die Bewerbung erfolgt deshalb aus ungekündigter Position heraus und hat für den Bewerber etliche Vorteile. Zum einen steht der Bewerber nicht wie der arbeitslose Stellensuchende unter Zug- oder gar Zeitzwang. Er kann sich also in Ruhe umsehen, welche Möglichkeiten der Arbeitsmarkt bietet, und entsprechend darauf reagieren. Eine Absage steckt ein solcher Bewerber leichter weg als einer, der dringend auf einen neuen Job angewiesen ist. Zum anderen kann der ungekündigte Bewerber – ohne dass er seine Position gefährdet – alternative Berufsmöglichkeiten ausreizen. Das heißt, er kann sich auf interessante Stellenangebote hin bewerben, muss sie aber nicht annehmen. Wer sich beruflich verbessern will, sollte das klar und deutlich in seiner Bewerbung zum Ausdruck bringen und auch die Gründe dafür nennen.
Die Gründe können vielfältig sein. Zum einen kann es sein, dass man seinen jetzigen beruflichen Status beibehalten, sich aber in eine andere Firma verändern will. Zum anderen finden sich Bewerbungen, die sich positionsbezogen an andere Branchen richten. Oder es handelt sich um Bewerbungen, die aus rein finanziellen Gründen erfolgen, völlig unabhängig von der Branche. Dazu ein negatives Beispiel:
Eine renommierte Firma hatte in der FAZ eine Position „Marketingleiter/in Kosmetik“ ausgeschrieben. Darauf bewarb sich eine junge Frau von 30 Jahren, die rund fünf Jahre Disponentin im Anzeigengeschäft war. Sie gab in ihrer Bewerbung an:
„In meiner jetzigen Position verdiene ich nicht schlecht, größere finanzielle Entwicklungsmöglichkeiten sind jedoch in absehbarer Zeit nicht gegeben. Deshalb suche ich einen neuen Wirkungsbereich, in dem ich mich finanziell verbessern kann.“
Im Anschreiben wurde weder sachlich begründet, warum sich die Dame von der Anzeigendisponentin zur Marketingleiterin verändern wollte, noch, welche Motivation – außer dem Wunsch nach finanzieller Verbesserung – sie dafür vorzuweisen hätte. Doch das war zu wenig: Das inserierende Unternehmen erwartete klare Aussagen zur ausgeschriebenen Position und auch einen „Innovationsschub“. Für persönliche Belange war da wenig Raum. Wer sich also bewirbt, um seine gegebene berufliche Position zu verbessern, sollte Gewissheit erlangt haben über das, was er eigentlich will. Die Selbstanalyse, die Definition des aktuellen Standortes und die klare Artikulation beruflicher Wünsche sind dabei wichtige Ansatzpunkte. Bei diesen Überlegungen müssen ggf. auch familiäre Belange einbezogen und die Frage nach beruflicher Mobilität geklärt werden. Fragen sollte man sich auch, ob sich eine Bewerbung aus einem momentanen „Frust“ heraus – z. B. weil der jetzige Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung abgelehnt hat – tatsächlich lohnt. Zumindest sollte man kritisch prüfen, ob der Wechsel wirklich eine Verbesserung bringt.
Fachbezogene Verbesserung der beruflichen Position
Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es sehr viele Arbeitnehmer, die ihre Arbeit wirklich gern ausüben, Freude daran haben und ihr spezielles Wissen mit Erfolg in den Dienst eines Unternehmens stellen. Spezialisten sind zudem von allen Unternehmen gefragte Mitarbeiter. Der klassische Fall einer fachbezogenen Verbesserung der beruflichen Position bezieht sich daher allein auf den erlernten Beruf und das sich daraus ergebende, oftmals sehr spezifische Aufgabenfeld. Solche Bewerber wollen „bei ihren Leisten“ bleiben, suchen jedoch aus unterschiedlichen Gründen andere Unternehmen. Das kann die Möglichkeit eines beruflichen Weiterkommens sein (z. B. möchte ein Finanzbuchhalter gern in gleicher Funktion Gruppenleiter werden, was ihm aber in seiner jetzigen Firma nicht möglich ist), das kamt ein finanzieller Grund sein (ein Organisationsprogrammierer hat gehört, dass er in einem anderen Unternehmen in gleicher Funktion mehr verdienen kann), oder es kann ein ganz persönlicher Grund sein (z. B., wenn das Betriebsklima nicht mehr stimmt).
Wer sich fachbezogen verändern will, ist deshalb immer in der Situation, sich dem neuen Arbeitgeber gegenüber zu erklären, und das sollte man auch ganz ehrlich und offen tun. Denn die Praxis zeigt, dass solchen fachbezogenen Bewerbern sehr an ihrer Tätigkeit und ihrem Arbeitsfeld liegt. Und viele Unternehmen wissen es zu schätzen, wenn jemand mit sehr speziellen Fähigkeiten wechseln möchte, weil sie wissen – je nach Dauer der bisherigen Tätigkeit dass gutes Know-how eingekauft wird, um es einmal kaufmännisch zu sagen. Nicht selten kommt es deshalb gerade in diesem Bereich auch zu ganz gezielten Abwerbeversuchen – entweder von den Firmen direkt oder auch von Agenturen. Natürlich hat das im Rahmen der Legalität zu erfolgen. Der Bewerber selbst sollte seinen derzeitigen Stellenwert definieren und Gründe für den Wechsel angeben können. Hierzu ein positives Beispiel:
Eine Fluggesellschaft suchte per Anzeige einen erfahrenen Controller. Darauf bewarb sich ein 35-jähriger Bewerber mit fünf Jahren Berufserfahrung. In seinem Bewerbungsbrief schrieb er: „Die von Ihnen in der Anzeige angesprochenen Anforderungen kann ich erfüllen, weil ich in meiner jetzigen Firma das gleiche Arbeitsgebiet betreue und hierbei auch mit großem Erfolg wirtschaftlich sinnvolle Lösungen erarbeiten konnte. Ich möchte mich verändern, weil ich gerne einmal in einem anderen Unternehmensbereich tätig werden will und neue Herausforderungen als Controller suche.“
Diese Bewerbung ist klar begründet und lässt deutlich erkennen, dass der Bewerber in seinem Arbeitsbereich bleiben will. Für den neuen Arbeitgeber ist dies ein willkommenes Indiz dafür, dass er mit Kontinuität und Zuverlässigkeit rechnen kann. Der Bewerber wird gute Chancen haben. Ganz anders nimmt sich dagegen eine andere Bewerbung aus, die keinen Erfolg hatte:
Ein Kaufhauskonzernsuchte per Anzeige einen Personalplaner, und zwar einen Betriebswirt mit Berufserfahrung und Kenntnissen in betrieblicher Personalarbeit. Es bewarb sich u.a. eine Frau, Ende 20, die in einem kleineren Unternehmen Personalsachbearbeiterin war, zwar Personalplanung nach Vorgabe gemacht hatte, jedoch als Bewerbungsbegründung angab, dass sie sich nicht mit ihrem Chef verstehe.
Bei dieser Bewerbung wurden gleich zwei Fehler gemacht: Zum einen war die Dame keine Betriebswirtin und erfüllte deshalb die objektiven Anforderungskriterien nicht, zum anderen wurde hier kein wirklich fachbezogener Wechsel angestrebt, sondern einer aus ganz persönlichen Gründen. Diese interessierten das suchende Unternehmen natürlich herzlich wenig.
Branchenbezogene Verbesserung der beruflichen Position
Ein weiterer häufiger Bewerbungsanlass ist der Wunsch vieler Arbeitnehmer, sich innerhalb ihrer Branche zu verbessern. Solche Bewerbungen sind von dem Bestreben gekennzeichnet, in einer spezifischen Branche zu bleiben und berufliche Erfahrungen weiterhin anzuwenden oder auszubauen oder in ähnlichen Unternehmen gleiche oder größere Aufgabengebiete zu übernehmen. Solche Bewerbungen sind für Bewerber wie Arbeitgeber gleichermaßen von Vorteil. Der Bewerber kennt sich in der Branche aus, weiß um Besonderheiten anderer Firmen, eventuell sogar um Personalbewegungen, neue Projekte und anderes. Je höher seine Position im jetzigen Unternehmen ist, umso größer ist seine Branchenkenntnis. Die Arbeitgeber hingegen können sich schnell ein Bild vom Bewerber machen, weil auch sie die anderen Firmen gut kennen und genau wissen, warum und wann sich dort etwas verändert. Denn nicht selten gibt es trotz der Wettbewerbssituation untereinander ein firmenübergreifendes Infonetz durch Branchennachrichten oder gar Erfa-Kreise, in denen man sich austauscht.
Wer sich branchenbezogen verändern oder, genauer gesagt, verbessern will, weiß in aller Regel sehr wohl, was ihn bei den einzelnen Firmen erwartet. Nicht selten erfolgen solche Bewerbungen entweder aufgrund interner Stellenausschreibungen, von denen der Bewerber Kenntnis erhalten hat, oder aufgrund anderer Informationen, dass entsprechende Vakanzen bestehen. Entsprechend ist die Erwartungshaltung der Arbeitgeber, sie wissen um die Firmen, aus denen die Bewerber kommen, und wollen natürlich das dort erworbene Fachwissen für sich nutzen. Demzufolge muss der Bewerber ausgesprochen firmenbezogen motiviert sein und auch seine Vorstellungen exakt zum Ausdruck bringen können. Mit anderen Worten: Die Erwartungshaltung des Arbeitgebers ist hoch und der Bewerber sollte entsprechend formulieren. Nachfolgend zwei Beispiele aus branchenbezogenen Bewerbungen, die diesen Punkt verdeutlichen:
„Nach einer qualifizierten Ausbildung als Einzelhandelskaufmann war ich zuletzt sechs Jahre als Verkäufer im Bereich Herrenmode der Firma Bella tätig. Ich möchte nach dieser Zeit gern einmal einen anderen Aufgabenbereich innerhalb der Branche wahrnehmen und mich mittelfristig auch beruflich verbessern, was in meiner jetzigen Firma leider nicht möglich ist.“
Bei dieser Bewerbung handelt es sich um einen Wechsel innerhalb der Branche (auch noch in der gleichen Stadt), verbunden mit dem (berechtigten) Wunsch, mittelfristig auch weiterzukommen.
„Durch einen Ihrer Mitarbeiter erfuhr ich, dass in Ihrem Hause demnächst die Stelle eines Medizinischen Dokumentars frei wird. Da ich über eine entsprechende Ausbildung und über mehrjährige Berufserfahrung verfüge und mich zudem mit sehr speziellen Programmen vertraut gemacht habe, ist die bei Ihnen zu besetzende Position für mich eine gute Möglichkeit, neue Aufgabenfelder kennen zu lernen.“
Hier kommen keine speziellen Bewerbungsabsichten wie Fortkommen, bessere Verdienstmöglichkeiten u.a. zur Sprache, sondern nur der Wechsel von einer zur anderen Firma. Allerdings wird sich der Bewerber fragen lassen müssen, warum er die Absicht hat zu wechseln. Bewerbungen innerhalb der Branche zeichnen sich meistens dadurch aus, dass man seinem Metier treu bleiben will. Das ist durchaus positiv zu sehen. Bewerber sollten jedoch darauf achten, ihren gewünschten Firmenwechsel überzeugend zu begründen und hierbei auch ehrlich zu sein. Denn, wie oben erwähnt, sind die Arbeitgeber in aller Regel untereinander gut informiert. Es bringt also nicht viel, eine drohende Entlassung, z. B. wegen Auftragsmangels, zu verschweigen und stattdessen zu behaupten, man wolle seinen beruflichen Horizont in der Branche erweitern. Schließlich sei noch erwähnt, dass manche Arbeitgeber auf Bewerbungszuschriften aus anderen Unternehmen sehr interessiert reagieren und die Bewerber auch zum Gespräch einladen, jedoch nur, um zu erfahren, wie die Konkurrenz in bestimmten Bereichen arbeitet. Seien Sie also vorsichtig, und erzählen Sie nicht zu viel von Ihrem jetzigen Job, bevor Sie nicht wissen, was Sie ganz konkret beim neuen Arbeitgeber erwartet.
Karrierebezogene Bewerbungsgründe
Ich mache Karriere. Erst die Karriere, dann die Kinder, Karriere geht vor Familie. – Wer kennt sie nicht, diese Floskeln, die signalisieren: Dieser Mensch will um jeden Preis beruflich weiterkommen. Ohne Zweifel ist das ein berechtigtes Anliegen, es will nur richtig geplant sein und sollte sich natürlich bei Bewerbungen auch in angemessenen Formulierungen und Vorgehensweisen wieder finden. Einem Bewerbungsschreiben wie dem folgenden z.B. wird kaum ein Arbeitgeber Beachtung schenken.
„Nach meiner universitären Ausbildung zum Diplomkaufmann konnte ich ein Jahr bei einer Großbank erste Berufserfahrungen sammeln. Ich lernte schnell, dass die reine Sachbearbeitung im Anlagebereich nicht meine Welt ist. Ich weiß zwar, dass die Arbeit an der Basis notwendig ist und sicher auch nützlich sein kann, jedoch strebe ich eine höhere Position an, weil ich glaube, mit meinem Wissen und meiner Persönlichkeit Ihrem Hause, z.B. als Vorstandsassistent oder Abteilungsleiter, effektiver dienlich sein zu können. Ich verfüge über gepflegte Umgangsformen, habe natürliche Autorität und Durchsetzungsvermögen und traue mir zu Menschen führen und motivieren zu können. Mein Ziel ist klar, ich will Karriere machen. In Ihrem Unternehmen, mit Elan, Flexibilität und neuen Ideen. Ich denke, für Ihr Haus als leitender Angestellter eine Bereicherung zu sein.“
Es ist zwar lobenswert, dass sich jemand so temperamentvoll ins Zeug legt, jedoch ist das Verlangen nach einer im Unternehmensgefüge sehr hoch angesiedelten Tätigkeit bei nur einem Jahr Berufserfahrung doch etwas vermessen. Solche und ähnliche Bewerbungsschreiben, mit einer erheblichen Selbstüberschätzung und völliger Verkennung betrieblicher Gegebenheiten, findet man in der Praxis leider sehr oft, besonders bei Akademikern. Diese glauben, dass man sich mit einem Universitätsabschluss geradezu um sie reißen würde. Dabei ist es nur recht und billig, den Wunsch nach Karriere oder einem beruflich qualifizierten Aufstieg zu äußern. Es kommt nur darauf an, wie man es macht. Berufsanfänger und Branchenneulinge, und wenn sie noch so gute Zeugnisse oder Abschlüsse vorweisen können, sollten nicht gleich nach klingenden Posten streben, sondern ihr Unternehmensinteresse (auf das es allein ankommt!) durch eine Bewerbung signalisieren, die beim Arbeitgeber echtes Interesse weckt. Auch hierzu ein Beispiel, diesmal positiv:
„Am 2. November 2001 konnte ich mit gutem Erfolg meine Prüfung als Bilanzbuchhalter ablegen. Da mir in meiner jetzigen Firma keine Möglichkeiten gegeben sind, mich qualifiziert zu verändern, bin ich auf der Suche nach anderen Aufgabenfeldern. Ich möchte gern für Ihr Unternehmen tätig werden, weil ich mich mit Ihrem Unternehmensziel identifizieren kann. Ich bin sehr gern bereit, in einer zunächst sachbearbeitenden Tätigkeit die Besonderheiten Ihres Hauses kennen zu lernen, um dann später in eine verantwortlichere Tätigkeit zu wechseln.“
Hier wird ein echtes Unternehmensinteresse deutlich. Nicht nach den Sternen greifen, sondern solide anfangen, lautet das Motto dieses Bewerbers.