Sie investieren also in Aktien, um an den Gewinnen der kapitalistischen Wirtschaft teilzuhaben. Wenn Sie in Aktien investieren, dann tun Sie das über den Aktienmarkt. Was aber ist der Aktienmarkt? Jeder spricht über den Markt, als sei er ein naher persönlicher Freund. Sie benutzen den Vornamen dieser Person, als ob es auf der ganzen Welt nur einen Peter gäbe.
✓Der Markt fiel heute um 37 Punkte.
✓Weil der Markt ständig neue Höchststände erreicht, ist es keine gute Zeit, in den Markt zu investieren?
✓Der Markt ist in diesem Jahr schon um mehr als 30 Prozent gestiegen. Er scheint sich für eine Wende bereit zu machen.
Wenn Sie schon einmal in New York waren oder mit New Yorkern gesprochen haben, dann haben Sie vielleicht bemerkt, das sie von der City sprechen. New Yorker benutzen den Begriff City, weil sie davon ausgehen, dass Sie wissen, worüber sie sprechen: die City von New York, oder genauer noch: Manhattan. Sie sollten sich schämen, wenn Sie glaubten, man hätte Brooklyn oder Staten Island gemein!
Wenn man vom Markt spricht, dann meint man in der Regel den Aktienmarkt, genauer noch, man spricht vom Dow Jones Industrial Average oder von anderen großen Indizes. Der Dow Jones wurde 1889 von Charles Dow und Eddie Jones geschaffen. Dow und Jones, zwei Reporter, gründeten eine
Zeitung, von der Sie wahrscheinlich auch schon gehört haben – das Wall Street Journal. Ebenso wie in der heutigen Ausgabe, berichtete das Wall Street Journal auch Ende des 19. Jahrhunderts schon über Finanzen. Dow und Jones stellten auch die Aktienkurse von großen und wichtigen Unternehmen zusammen und schufen und berechneten Indizes, um die Performance des amerikanischen Aktienmarktes zu beobachten. Der Dow Jones Industrial Average verfolgt die Performance von 30 großen Unternehmen, die ihren Sitz in den USA haben. Zu diesen Unternehmen gehören beispielsweise der Telekommunikationsgigant AT & T, der Flugzeughersteller Boeing, der Softdrink-Hersteller Coca-Cola, der Ölriese Exxon, der Autohersteller General Motors, die Computerbranche ist mit IBM vertreten und außerdem finden Sie McDonalds, Sears und Wal- Mart.
Die 30 Aktien, die im Dow enthalten sind, sind nicht die 30 größten oder die 30 besten Unternehmen in Amerika. Es sind lediglich die 30 Unternehmen von denen die Redakteure des Wall Street Journal glauben, sie reflektierten die unterschiedlichen Wirtschaftsbereiche in den USA. Einige kritisieren den Dow, weil er nur so wenige Unternehmen enthält und schlecht diversifiziert sei. Die 30 Aktien wechseln mit der Zeit, wenn Unternehmen fusionieren, oder an Wert verlieren oder gewinnen.
Die Entsprechung für den europäischen Bereich ist der Euro Stoxx 50. In diesem Index sind die SO wichtigsten europäischen Aktien enthalten. Dazu gehören unter anderen: ABN Amro, Allianz Versicherungen, die Deutsche Telekom, die Deutsche Bank, Philipps, Generali, France Telecom, Aventis, Vivendi.
Auch Deutschland hat seinen Dow, hier heißt er DAX (Deutscher Aktienindex). Darin sind unter anderen enthalten: BASF, Daimler Chrysler, Degussa-Hüls, Lufthansa, MAN, Siemens, Schering, Thyssen Krupp und VW.
So wie Manhattan (Gott sei Dank) nicht die einzige City ist, die man besuchen kann oder in der man leben kann, sind die 30 Aktien im Dow Jones weit entfernt davon, alle verschiedenen Arten von Aktien zu repräsentieren, in die man investieren kann. Hier einige weitere wichtige Markt- Indizes und die Arten von Aktien, die darin enthalten sind:
✓Standard & Poor’s 500. Wie der Dow Jones verfolgte der S & P 500 die Performance der Aktien größerer amerikanischer Unternehmen. Wie der Name S & P 500 schon sagt, beobachtet der Index die Kurse von 500 Aktien. Diese 500 großen Aktiengesellschaften machen fast 80 Prozent des gesamten Marktwerts der Tausenden von Aktien aus, die in den USA gehandelt werden. Deshalb ist der S & P ein weitaus breiterer und repräsentativerer Index der Aktien von Großunternehmen in den USA als der Dow Jones Industrial Average.
✓Russell 2000. Dieser Index beobachtet die Performance von 2.000 kleineren amerikanischen Aktien aus verschiedenen Branchen. Langfristig gesehen, bewegen sich die Aktien kleiner Unternehmen in der Regel so, wie die Aktien von Großunternehmen, doch ist es nicht ungewöhnlich, dass einer höher ansteigt oder tiefer fällt oder aber einer steigt und ein anderer fällt. Diese Situation ergab sich 1998, als der S & P 500 um 28,6 Prozent stieg und der Russell 2000 mit 2,5 Prozent im Minus war. Wie wir in unserem Finanzportal sagten, sind die Aktien kleiner Unternehmen in der Regel volatiler, steigen höher, wenn der Aktienmarkt gewinnt und fallen tiefer, wenn der Markt sich in einem Abschwung befindet.
✓Wilshire 5000. Trotz seines Namens beobachtet der Wilshire 5000 die Kurse von etwa 6.000 Aktien amerikanischer Gesellschaften aller Größen – kleine, mittlere und große. Deshalb halten viele diesen Index für den repräsentativsten, für den gesamten amerikanischen Aktienmarkt.
✓Morgan Stanley EAFE. Weil es nicht nur in Amerika Aktien gibt, beobachtet der Morgan Stanley EAFE-Index die Kurse der Aktien in den wichtigsten Ländern der Welt (EAFE bedeutet Europa, Australien und Far East).
✓Morgan Stanley Emerging Markets. Diese Index verfolgt die Kursbewegungen von Aktien in wirtschaftlich weniger entwickelten, jedoch aufbrechenden Ländern, hauptsächlich in Südostasien und Lateinamerika. Diese Aktienmärkte sind in der Regel volatiler als in etablierten Wirtschaften. In wirtschaftlich guten Zeiten bringen Emerging Markets den Investoren höhere Gewinne, doch die Aktienkurse können schneller und tiefer fallen als in entwickelten Märkten.
✓Nemax 50. Eine Auswahl von Aktien des deutschen Neuen Marktes. Darin sind Aktien von Unternehmen enthalten, die sich hauptsächlich mit neuen Technologien beschäftigen, beispielsweise mit Computer-Software, Biotechnologie, Internet und so weiter.
✓MDAX (Midcap Dax). Der deutsche Aktienindex für Unternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung. In diesem Index sind beispielsweise enthalten: Beiersdorf (NIVEA), Holzmann (Bau), Douglas (Parfümerie), Merck (Pharma), Porsche (Automobil), Kamps (Bäckereien), Sixt (Autovermietung).
✓SMAX. Der Aktienindex kleiner deutscher Gesellschaften. Darin sind beispielsweise enthalten: Leifheit (Haushalt), Gardena (Gartengeräte), Villeroy & Boch (Keramik und Porzellan), Gerry Weber (Mode), Herlitz (Büroartikel).
✓NIKKEI. Der S & P Japans. In diesem Index sind sehr bekannte Werte enthalten, beispielsweise: Citizen (Uhren), Canon Foto, Film Video), Fujitsu (Kopierer), Nissan (Autos) Mitsubishi (Autos) Sanjo (Unterhaltungselektronik), Honda (Autos, Motorräder), Sony (Video, Unterhaltungselektronik).
Wieso man Indices an der Börse nutzen sollte?
Indizes erfüllen mehrere Zwecke. Erstens erhalten Sie schnell eine Vorstellung davon, welche Performance bestimmte Arten von Aktien aufweisen, und wie ihre Performance im Vergleich zu anderen Aktien abschneiden. 1993 war der S & P beispielsweise um 10,1 % angestiegen, doch die Aktien kleinerer amerikanischer Unternehmen, die im Russell 2000 gelistet werden, waren sogar um 18,9 % gestiegen. Der Morgan Stanley EAFE waren um 33 % gestiegen, die Emerging Markets gar um 74,9 %. Doch jedes Jahr ist anders: 1998 war der S & P um 28,6 % gestiegen, während der EAFE ebenfalls gestiegen war – um 20,3 % – doch die Emerging Markets waren um 18,4 % gefallen!
Mit Indizes können Sie auch die Performance Ihrer Aktien überprüfen. Wenn Sie in erster Linie in große Unternehmen investieren, dann sollten Sie die Ergebnisse mit einem entsprechenden Index vergleichen – in diesem Fall mit dem S & P 500, dem DAX oder dem Eurostoxx.
Möglicherweise haben Sie auch von anderen Indizes gehört, in die die Performance von Aktien in bestimmten Branchen wie der Werbung, Banken, Computer, Pharmazie, Halbleiter, Textilien und Haushaltsgeräte beobachten. Auch andere Länder, wie in Japan, England, Frankreich, Canada und Hongkong haben Aktienindizes, die die Performance der eigenen Aktienmärkte verfolgen. Es ist es sehr gefährlich, wenn Sie Ihre Kapitalanlagen in die Aktien von nur ein oder zwei Branchen oder kleinerer Länder investieren. Deshalb sollten Sie diese enger gefassten Indizes einfach ignorieren. Viele Unternehmen, meist wegen der Publicity, entwickeln ihre eigenen Indizes. Wenn die Medien über diese Indizes berichteten, dann erhält der Entwickler dieses Index kostenlose und effektive Werbung. (In in unserem Finanzportal beschreiben wir Anlagestrategien, beispielsweise sich auf Value-Aktien oder Wachstumsaktien zu konzentrieren, für die es ebenfalls Marktindizes gibt.)