Hat der Anleger einen Optionsschein ausgewählt, muss anschließend entschieden werden, ob dieser an der Börse oder direkt beim Emittenten gehandelt werden soll. Häufig ist der Weg über die Börse sinnvoll. Um die Vorteile zu erklären, müssen wir etwas ausholen: Viele Anleger setzen großes Vertrauen in den Handel an einer Börse. Da das Geschehen dort staatlich beaufsichtigt wird, sind gute Voraussetzungen für einen ordnungsgemäßen, transparenten und fairen Handel gegeben. Es ist einleuchtend, dass sich Börsenpapiere besser an Anleger verkaufen lassen als nicht notierte Titel. Das haben auch Optionsscheinemittenten erkannt und die meisten ihrer Produkte deshalb an einer Börse eingeführt. Um Warrants zu kaufen oder zu verkaufen, leitet man einen Auftrag (Order) an die Börse. Dort sucht ein Makler eine Gegenpartei, die bereit ist, das Papier zu den vorgegebenen Bedingungen zu verkaufen (kaufen). In der Praxis kommt es allerdings häufig vor, dass die Zahl der Verkaufswilligen die der Kaufinteressenten übertrifft (oder umgekehrt). Hat sich der Markt positiv entwickelt und sind die Kurse entsprechend hoch, überwiegen bei Calls im Regelfall Verkaufsorders, da die Anleger ihre Gewinne mitnehmen wollen. Entgegengesetzt die Situation, wenn Aktien niedrig notieren und mit einem kräftigen Kursanstieg gerechnet wird: fetzt sehen viele eine günstige Einstiegsgelegenheit. In dieser Situation dominieren oftmals Kaufaufträge (für Calls).
Außerbörslicher Handel kaum reglementiert
Beim Handel direkt mit dem Emittenten kommt die staatliche Börsenaufsicht nicht zum Tragen. Es gibt zum Beispiel keine Stelle, die das Handelsgeschehen überwacht. Doch dies ist heutzutage eigentlich kein Nachteil mehr, da die Emittenten es sich nicht leisten können, im Direktgeschäft Kurse zu stellen, die völlig marktfern sind. Der Makler befindet sich in einer verzwickten Lage, da er für eingehende Orders keine Gegenseite finden kann und deshalb keine Umsätze zustande kommen. Müssen Anleger befürchten, dass es für Wertpapiere wie etwa Optionsscheine in Zukunft möglicherweise keinen Markt gibt, auf dem sich ihre Handelswünsche erfüllen lassen, verlieren die Papiere an Attraktivität und werden im Extremfall sogar gemieden. Dies liegt natürlich nicht im Interesse der Emittenten. Deshalb verpflichten sich die meisten dazu, ihre eigenen, bereits herausgegebenen Scheine permanent zum Kauf anzubieten und jederzeit – also nicht nur am Laufzeitende – wieder zurückzunehmen. Die Bereitschaft stets für Angebot und gleichzeitig für Nachfrage zu sorgen und damit in gewissem Sinne den Markt zu machen, bezeichnet man als Market-Making oder Kurspflege. Sämtliche in Deutschland handelbare Warrants sind auch an einer Wertpapierbörse zum Handel zugelassen. Der Anleger hat die Wahl, ob er seine Optionsscheine hier kauft (verkauft) oder sich direkt an den Emittenten wendet. Leitet er eine Optionsscheinorder an die Börse, wird diese nur dann mit einer anderen Order ausgeführt, wenn der dabei zustande kommende Kurs (Ausführungskurs) innerhalb der Geld-Brief-Spanne des Emittenten liegt. Bei Kursen außerhalb davon oder unlimitierten Aufträgen, bei denen sich keine Gegenpartei innerhalb der Spanne findet, wendet sich der Makler (im Normalfall telefonisch) an das Emissionshaus und fragt die aktuelle Quote ab. Mit anderen Worten: Die Geld-Brief-Sätze werden stets dann angefordert, wenn ein Kaufauftrag unlimitiert ist, oder das vom Kunden gesetzte Limit über dem Brief-Kurs liegt bzw. wenn ein Verkaufsauftrag unlimitiert erteilt wurde oder das Limit den Geld-Kurs unterschreitet.
Außerbörslicher Optionsscheinhandel Online
Einige Internet-Banken bieten ihren Kunden die Möglichkeit, Warrants ohne Umweg über eine Börse direkt mit dem Emittenten zu handeln. Dadurch sind prinzipiell auch Transaktionen außerhalb der Börsenöffnungszeiten gestattet. Gehandelt werden die Scheine über spezielle Handelssysteme der Emittenten. Die Aufträge werden nicht an die Börse, sondern direkt an die Emittenten weitergeleitet. Bestimmte Scheine können wochentags bis abends 23 Uhr und sogar samstags für mehrere Stunden gehandelt werden. Man sieht, dass sich die Zelten immer stärker ausdehnen und Anleger so die Möglichkeit erhalten, dann zu handeln, wenn es ihren persönlichen Wünschen am besten entspricht. Zu beachten ist aber, dass nicht jede Online-Bank automatisch jedem Emittenten außerbörslichen Handel einräumt. Oft arbeiten die Internet- Institute nur mit bestimmten Optionsscheinhäusern zusammen. Der Anleger sollte sich vorher danach erkundigen. Der Makler gibt bei seiner Anfrage den Handelswunsch (Kauf/Verkauf) nicht preis, sondern lässt sich sowohl die Geld- als auch die Briefseite nennen. Erst danach teilt er dem Emittenten mit, ob er für seinen Auftraggeber kaufen oder verkaufen möchte. Nur so ist eine faire Kursstellung zum Schutz des Kunden gewährleistet. Wüsste der Emittent die Handelsrichtung, bevor er seine Quote nennt, könnte er bei einem Kauf (Verkauf) durch den Anleger die Briefseite (Geldseite) zum Nachteil des Kunden nach oben (unten) anpassen, ohne den Spread zu verändern. Sein Trick ist für Außenstehende nicht wahrnehmbar. Kennt er den Handelswunsch hingegen nicht, müsste er gleichzeitig den Geldsatz nach unten und den Briefsatz nach oben anpassen. Dadurch weitet sich die Spanne aus und die unvorteilhafte Kursstellung wird sofort sichtbar. Die Quotierungen des Emittenten stellen Mindest- und Höchstpreise dar. Keine Optionsscheinorder, die an eine Börse geleitet wird, weicht von den Geld- bzw. Briefsätzen des Emittenten zu Ungunsten des Anlegers ab. An der Börse gilt das sogenannte Best-Price-Prinzip: Außerhalb der Geld-Brief-Spanne kommen keine Börsenkurse zustande. Doch es ist möglich, dass sich Kurse bilden, die zwischen An- und Verkaufskurs des Emittenten liegen. Dies ist im außerbörslichen Handel mehr oder weniger ausgeschlossen. Ein weiterer, häufig anzutreffender Vorteil des Börsenhandels sind die geringen Mindestordergrößen. An der Euwax in Stuttgart wird zum Beispiel jegliche Größe angenommen – und sei es lediglich ein einziges Stück. Damit öffnet sich auch die Tür für Kleinstanleger.
Bei großen Spreads nicht unlimitiert ordern
Bei großen Geld-Brief-Spannen ist das Risiko, bei unlimitierten Börsenorders ungünstige Kurse zu erhalten, ziemlich groß. Aus diesem Grund sollte man von unlimitierten Aufträgen Abstand nehmen, wenn der Spread des Emittenten nicht bekannt ist. Sind die Spannen hingegen eng, ist die Gefahr bei unlimitierten Orders überschaubar.