Wunschdenken
Wunschdenken ist eine Technik, die von Hanley Norins von Young & Rubicam angeregt wurde, eine, die er in seinem Traveling Creative Workshop zum Training der Angestellten dieser Agentur einsetzte. Die Technik folgt den Grundregeln des Brainstorming, aber mit der Erfordernis, dass alle Formulierungen mit den Worten Ich wünschte anfangen. Norins erklärt das folgendermaßen: Wenn Sie mit den Worten >Ich wünschte …< beginnen, wird Ihr Verstand solche Gedanken wie die nun folgenden wecken: >Ich wünschte, dass, sobald der Winter anfängt, meine Familie und ich schnellstens zum Flughafen fahren und flüchten könnten <, Ich wünschte, ich könnte jetzt beim Schnorcheln in kristallklarem Wasser sein, wo die Fische tausend verschiedene Farben und Muster tragen… dass wir in der Sonne unter einem Sonnenschirm sitzen und eine Pina Colada trinken könnten, und so weiter. Diese Art von Aussagen könnten nützlich für die Entwicklung einer Werbekampagne für ein karibisches Urlaubshotel sein. Falls Sie eine andere Ausrichtung brauchen, müssen Sie nur ein Thema benennen, zu dem Leute Wünsche äußern sollen. Sie können z.B. vorgeben: Stellen Sie sich vor, die Fee der Messen würde Ihnen alle Ihre Wünsche erfüllen – solange sie sich um den Stand des Unternehmens auf der nächsten großen Handelsmesse drehen. Ich weiß, dass diese Wünsche nicht annähernd so viel Spaß machen werden, aber es werden doch noch einige hilfreiche Ideen Zustandekommen!
Analogien
Analogien sind auch ein gutes Kreativitätsinstrument. Sie denken wohl, ich spaße, weil sich die Idee so trivial anhört. Aber erinnern Sie sich, dass ich Kreativität definiert habe als das Herstellen nicht ersichtlicher Verbindungen von Ideen? Eine gute Analogie ist genau das. Ein berühmtes Beispiel liefert der Chemiker August Kekule von Stradonitz. der herausfand, dass Benzol die Form eines Rings von sechs Kohlenstoffatomen einnimmt. Er kam während eines Tagtraums zu diesem wichtigen Schluss, in dem er sich Atomketten als Schlangen vorstellte – bis eine von ihnen sich zurück schlängelte und in ihren eigenen Schwanz bis, und da hatte er die Losung!
Um Analogien für sich nutzen zu können, bitten Sie Ihre Gruppe, an Dinge zu denken, die eine Ähnlichkeit mit dem Thema oder Problem haben. Zuerst werden den Gruppenmitgliedern nur herkömmliche Ideen einfallen, aber mit denen sind sie bald am Ende und um weiterzumachen, müssen sie sich neue Analogien ausdenken. Sie könnten eine Gruppe bitten, durch Brainstorming Analogien für Ihr Produkt zu finden, als Inspirationsquelle zur Entwicklung neuer Werbemaßnahmen für dieses Produkt. Werbefachleute für die Sportausrüstung von Nordic Track dachten, dass der Rettungsring aus Fett, den einige Leute auf den Hüften tragen, dem platten Reifen eines Autos gleicht, der dringend gewechselt werden muss. Aus dieser Analogie entsprang eine erfolgreiche Schlagzeile: Einfache Anweisungen, um Ihren Ersatzreifen zu wechseln.
Pass-along
Pass-along ist ein einfaches Spiel, dass einer Gruppe dabei hilft, ihre Grenzen zu freier Assoziation und gemeinschaftlichem Denken zu überwinden. Früher spielten die Menschen dieses Spiel nur zum Spaß, aber wer spielt heute noch Gesellschaftsspiele, wo wir Fernsehzimmer statt Salons haben? Hier sind die Spielregeln, für den Fall, dass Sie noch nie von diesem Spiel gehört haben.
1. Ein Spieler schreibt etwas über das fragliche Thema in die erste Zeile auf ein Blatt Papier und gibt es an den nächsten Spieler weiter, der eine zweite Zeile darunter ausfüllt.
2. Das Blatt wird solange um den Tisch oder in der Gruppe herum gereicht, bis niemandem mehr etwas einfällt.
Diese Spiel kann mit drei bis zwanzig Spielern gespielt werden. Man braucht weniger Runden mit größeren Gruppen – versuchen Sie generell eine komplette Seiten linierten Papiers auszufüllen. Wenn die Spieler von dem Spiel mitgerissen werden, entsteht eine Gedankenlinie und tanzt über das Papier, wobei jeder vorherige Satz etwas Neues vorschlägt, bis Sie viele gute Ideen gesammelt haben und zusätzlich viele Wege, über Ihr Problem nachzudenken. Die Spieler decken laufend neue Aspekte des Themas auf, während sie auf das Vorhergesagte aufbauen oder neue Dimensionen zu den obigen Zeilen hinzufügen. Nehmen wir an, ein Team von Marketing- und Verkaufsleuten trifft sich, um neue Produktkonzepte für die Produktentwicklungsabteilung einer Bank zu entwickeln. Nun, das hört sich nach einer harten Aufgabe an – was kann es Neues unter der Bankensonne geben? Aber Sie. als kluges Köpfchen, wählen ein Thema aus und reichen das Papier rund:
Thema: Wie können wir die persönlichen Finanzen unserer Kunden aufbessern?
Weitergegebene Ideen:
– Wir helfen ihnen, in der Lotterie zu gewinnen.
– Wir helfen ihnen, Geld zu sparen, durch monatliche Rücklagen von X Prozent.
– Wir helfen ihnen, für die Universitätsausbildung ihrer Kinder zu sparen.
– Wir helfen ihnen, ihre Finanzen im Auge zu behalten.
– Wir geben ihnen ein Scheckbuch, das sich selbst ausgleicht.
– Wir benachrichtigen sie im Voraus über finanzielle Probleme, wie geplatzte Schecks, so dass diese vermieden werden können.
Wie diese Beispiele zeigen, kann eine Idee zu einer anderen führen. Wenn daher die erste Idee nicht hilfreich ist, kann man durchaus brauchbare Gedanken erzeugen, wenn man neue Idee aus der ersten assoziiert. Eine Bank wird wohl kaum ins Lotterielosgeschäft einsteigen können (dagegen muss es ein Gesetz geben!). Aber nachdem die Gruppenmitglieder sich an diesen Zeilen entlanggedacht hatten, fielen ihnen einige praktikable Wege ein, das Vermögen ihrer Kunden zu erhöhen, wie Pläne, die diesen helfen könnten, jeden Monat automatisch Geld auf ihr Sparkonto zu überweisen. Ein Scheckbuch kann sich auch nicht selbst ausgleichen – diese Aufgabe muss durch andere Maßnahmen als Zauberei ausgeführt werden. Aber wie wäre es, wenn ein Computer diese Arbeit erledigen würde? So ein Service ist durchaus möglich, falls der Kunde gewillt ist, a) seine Bankgeschäfte über das Internet abzuwickeln, elektronisch, so als würde er den Bankcomputer benutzen, oder b) ein Scheckbuchprogramm auf seinem PC zu benutzen, um seinen Kontostand zu verfolgen und Schecks und Kontoauszüge zu erstellen.
Beide Technologien existieren – warum sollte man also nicht eine von beiden mit einem Standard-Girokonto-Service verbinden, für die Kunden, denen die Idee von einem sich selbst ausgleichenden Scheckbuch gefällt? Wie dieses Beispiel verdeutlicht, dauert es nicht lange, neuartige Ideen zu generieren, selbst in einer so reifen Branche wie dem Bankwesen – solange Sie nur Kreativitätstechniken einsetzen!
Wußten Sie schon, dass Sie Pass-along (und andere schreibgestützte Kreativitätsprozesse) an das E-Mail-System Ihres Unternehmens oder eine Chatbox im Internet anpassen können? Fast alle vernetzten Computer ermöglichen die Verschickung serieller Beiträge an ein Verzeichnis, so können Sie einfach eine virtuelle statt einer wirklichen Liste in Umlauf geben, was bedeutet, dass die Gruppe, die sich in kreativem Denken übt, nicht auf Leute beschränkt sein muss, die an einem Treffen persönlich teilnehmen können.
Klassische Fragen
Klassische Fragen sind rhetorische Fragen, die die Gruppe zwingen, grundlegende Annahmen zu überprüfen und Ihre Ansichten zu überdenken. Arthur Bell, der Autor von Business Communication and Practice (Scott, Foresman), empfiehlt zehn solcher Fragen. Sie lassen sich leicht an das zur Diskussion stehende Thema (wie z.B. ein Produkt, für das Sie Werbeanzeigen entwerfen müssen) individuell anpassen, indem Sie die Lücken entsprechend ausfüllen:
Sie werden feststellen, dass einige Fragen besser zu ihrem Thema passen als andere. Lassen Sie einfach die unpassenden aus. Oder schreiben Sie neue im gleichen Sinn. Sie könnten beispielsweise neben der Frage Was sind die Hauptvorteile des Messestands? folgende stellen: Worin liegen die Schwachpunkte des Messestands? Der Vorteil dieser Fragen ist der. dass sie Aspekte des Problems ans Licht bringen, die die Gruppe nicht berücksichtigt hat. Deshalb ist die Technik ein passendes Vorspiel zur Generierung kreativer Ideen. Vielleicht ziehen Sie diese Technik dem Brainstorming oder der Nominalen Gruppentechnik vor, um eine Liste von Ideen zu erstellen.
Konkurrierende Teams
Konkurrierende Teams werden häufig in Werbeagenturen eingesetzt, um die Kreativität zu stimulieren. Falls eine Agentur dabei ist, einen Entwurf vorzubereiten, um zu versuchen, ein bedeutendes Geschäft an Land zu ziehen, wird sie häufig ein paar kreative Teams mit jeweils zwei oder mehr Personen aufstellen und ihren eigenen internen Wettbewerb austragen. Die Teams, die gegeneinander auf einen knappen Termin hinarbeiten, erstellen ihren eigenen Entwurfvorschlag. Dann entscheidet ein Schiedsrichter oder eine Gruppe von Schiedsrichtern. die ebenfalls aus dem Unternehmen kommen, welcher Entwurf gewinnt. Zum Schluss arbeiten alle Teams mit vereinten Kräfte an der Verbesserung und Fertigstellung des ausgewählten Konzeptes. Sie können diese Technik ebenfalls für jedes andere kreative Problem ein- setzen. Teilen Sie lediglich Ihre Gruppe oder Ihr Treffen in kleinere Teams (am besten zwei bis drei Mann pro Team).
Geben Sie den Teams eine Stunde, um alleine zu arbeiten, und dann versammeln Sie die ganze Gruppe wieder, um sich die Präsentation jedes Teams anzuhören und den Gewinner auszuwählen. Es kann übrigens schwierig sein, die Gruppe dazu zu bringen, am Ende des Wettbewerbs von konkurrierendem auf kooperatives Verhalten umzuschalten. Sie sollten vielleicht die ganze Arbeit der Teams wegwerfen (oder beiseitelegen) und die Teilnehmer anweisen, sich jetzt eine neue, andere Herangehensweise in der größeren Gruppe auszudenken. Die einzige Regel besteht darin, dass niemand darauf bestehen darf, es so anzugehen, wie sein Team es vorher getan hat. Dieser letzte Schritt zwingt jeden, über die erste Anstrengungsrunde hinauszublicken und durch die Verbindung der Erkenntnisse und Ideen mehrerer Gruppen auf einen noch besseren Vorschlag zu kommen.