Der zweite große Teil Ihres Businessplans besteht aus der Kalkulation Ihres Vorhabens. Existiert ein Unternehmen bereits, muss diese Planung auf Basis von Daten aus der Vergangenheit vorgenommen werden. Wenn es sich um ein neu zu gründendes Unternehmen handelt, werden allgemeine Branchendaten herangezogen. Diese erhalten Sie meist bei den Banken selbst – beispielsweise in den Branchenbriefen der Volksbanken, die Sie von den jeweiligen Websites herunterladen können. Wenn Sie solche Branchendaten verwenden, erwähnen Sie das im Businessplan auch, um Ihre Berechnungsbasis offenzulegen.
Falls die allgemeinen Branchendaten nicht mit Ihren Daten übereinstimmen, können Sie auch mit geschätzten Abweichungen rechnen. Begründen Sie aber, weshalb Sie beispielsweise eine andere als die übliche Kennzahl für die Berechnung des Wareneinsatzes im Einzelhandel verwenden. Prinzipiell gilt, dass Ihre Finanzplanung nachvollziehbar sein muss. Sie müssen begründen, wie Sie auf den geplanten Umsatz kommen, weshalb Sie mit Mietkosten in einer bestimmten Höhe rechnen und so weiter. Investitionen und andere Kosten müssen nicht auf den Euro genau geplant werden – mit gerundeten Werten lässt sich leichter rechnen. Falls Sie größere Investitionen planen, sollten Sie Ihre Annahmen mit einem Angebot im Anhang untermauern.
Der zeitliche Horizont für die finanzielle Planung erstreckt sich üblicherweise über etwa vier Jahre. In Ausnahmefällen – wenn es sich beispielsweise um ein Geschäftsmodell mit langen Anlaufzeiten handelt – ist auch ein längerer Zeitraum sinnvoll. Ihre Finanzplanung muss zeigen, dass Sie in der Lage sind, das Geld für Tilgungen, Zinsen und Ihren privaten Lebensunterhalt aufzubringen. Daher ist eine Planung über drei Jahre bei einer tilgungsfreien Anlaufzeit von zwei Jahren zu knapp, um nachzuweisen, dass Sie Zins und Tilgung jederzeit leisten können.
Tipps – Nutzen Sie den Businessplan zweifach
Nutzen Sie den Zahlenteil Ihres Businessplans nicht nur bei der Gründung, sondern auch, wenn Ihre Geschäftstätigkeit bereits angelaufen ist. Setzen Sie ihn als ein Controlling Instrument ein, um Ihre Unternehmenszahlen im Griff zu behalten.
Für Existenzgründer, die ein Förderdarlehen beantragen wollen und für die das Rating nur wenig Einfluss auf die Zinsen hat, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise: Planen Sie Ihre Finanzdaten so, dass Ihre Einkünfte ausreichen, um alle Kosten (auch die privaten sowie Tilgungen und Zinsen) zu decken. Planen Sie dabei auch Spielräume ein – aber nicht zu üppig. Rechnen Sie verschiedene Szenarien durch, damit Sie genau wissen, welche Grenzwerte Sie nicht unterschreiten dürfen. Beschäftigen Sie sich auch damit, welche Gegenmaßnahmen Sie ergreifen müssen, falls dies doch einmal geschieht.
Im Businessplan sollte ein Hinweis darauf zu finden sein, dass Sie sehr vorsichtig geplant und damit Grenzwerte festgelegt haben. Machen Sie klar, dass es durchaus zu einer besseren Entwicklung kommen kann als dargestellt. Damit zeigen Sie Folgendes: Selbst wenn es nicht so gut läuft und der Laden eigentlich nicht so richtig voll ist oder wenn Ihre Kosten recht hoch und die Umsätze nicht gerade prickelnd sind, reichen die geplanten Einnahmen immer noch aus, um Verpflichtungen nachzukommen und finanzielle Spielräume aufzubauen und zu erhalten. Zeigt sich im Businessplan, dass das nicht der Fall ist, dann überarbeiten Sie Ihr Geschäftsmodell oder suchen Sie nach einer anderen Geschäftsidee.
Die Pläne im Zahlenteil
Der Zahlenteil besteht aus mehreren Plänen, die eng Zusammenhängen. Welche im Einzelnen notwendig sind, erklären wir Ihnen in den folgenden Ausführungen.
Investitionsplanung (inklusive Planung der Abschreibungen)
In die Investitionsplanung gehören folgende Positionen, die bereits dargestellt wurden:
• Investitionen für Betriebs- und Geschäftsausstattung, Investitionen für die Übernahme eines Unternehmens, Investitionen in geringwertige Wirtschaftsgüter und andere
• Erstausstattung Waren und Lager
• Gründungskosten
• Andere einmalig anfallende Kosten
Die Kosten hierfür werden über die gesamte Planungsdauer geschätzt. Vergessen Sie bereits vorhandene Investitionsgüter wie Laptops oder Fahrzeuge nicht. Zur Investitionsplanung gehört zudem der Abschreibungsplan. Er wird im nächsten Schritt für die weiteren Planungen gebraucht. Wenn Sie die von uns verwendeten Begriffe benutzen, fällt Ihnen das Ausfüllen der Antragsformulare für die Bank später leichter.
Betriebsmittelplanung
Auch der Begriff „Betriebsmittel“ wurde bereits erklärt. In dem Plan hierzu werden die weitgehend fixen Kosten über den gesamten
Planungszeitraum hinweg geschätzt. Berücksichtigen Sie dabei ebenfalls die Abschreibungen.
Umsatzvorschau
Mit der Umsatzvorschau ermitteln Sie die voraussichtlichen Umsätze des Unternehmens. Wenn Ihr Tabellenkalkulationsprogramm die Unterteilung in mehrere Sparten erlaubt, sortieren Sie die Umsätze in grobe Gruppen ein, zum Beispiel in Umsatz aus Dienstleistungen und Umsatz aus Handel. Wenn Sie im Handel oder in der Gastronomie tätig sind, können Sie mit Waren- oder Produktgruppen arbeiten, beispielsweise mit Umsatz aus Heißgetränken, Umsatz aus Kaltgetränken, Umsatz aus kleinen Speisen (Snacks) und Umsatz aus dem Catering. Die Trennung in Warengruppen oder in Sparten erleichtert Ihnen auch die Kostenplanung. Sie können die Umsatzplanung in einem ersten Schritt aufs Jahr vornehmen – im weiteren Verlauf ist allerdings eine Aufteilung auf Monate ratsam. Nur so lässt sich erkennen, ob die Finanzen auch wirklich für Tilgungen und andere Verpflichtungen reichen.
Kostenplanung
Die Kostenplanung ist eine Erweiterung der Betriebsmittelplanung, hier kommen noch der Waren- oder der Materialeinsatz – also die variablen Kosten – hinzu. Sie können einfach als Prozentsatz vom Umsatz berechnet werden. Welche Werte realistisch sind, erfahren Sie in Branchenbriefen, bei Kammern, bei Berufsverbänden, in Infobroschüren der Banken, bei Beratern und über andere Quellen. Weiterhin gehören die privaten Entnahmen (also die Lebenshaltungskosten) in die Kostenplanung. Die Angaben hierzu sollten mit denen übereinstimmen, die Sie in das Antragsformular „Selbstauskunft“ eingetragen haben. Eine schwächere Anlaufphase ist vertretbar; aber spätestens nach ein bis zwei Jahren muss sich zeigen, dass es nicht nötig ist, den Gürtel aufgrund des Vorhabens enger zu schnallen als vorher.
Rentabilitätsplanung
Die Rentabilitätsplanung ist eine erweiterte Darstellung der Daten, die Sie bereits ermittelt haben. Sie bezieht sich auf ein Jahr. Schrittweise werden unterschiedliche Aufwandsarten vom Umsatz abgezogen; daraus ergeben sich verschiedene Kennzahlen.
Umsatz
– variable Kosten (zum Beispiel Waren- und Materialeinsatz)
= Rohertrag l
– Personalkosten
= Rohertrag II
– fixe Kosten (alle anderen Betriebsausgaben)
= Cashflow
– Zinsen
– Abschreibungen
= Ergebnis vor Steuern
Die Kennzahlen werden von Ihrer Bank zur Analyse der finanziellen Situation genutzt. Der Rohertrag I und II geben eine Antwort auf die Frage, welcher Betrag Ihnen für die Deckung fixer Kosten, zum Beispiel zur Deckung von Mietkosten, zur Verfügung steht. Der Cashflow zeigt, wie viele flüssige Mittel zur Deckung von Zinsen bereitstehen. Das Ergebnis vor Steuern entspricht dem Gewinn, der auch für das Finanzamt ermittelt werden muss.
Liquiditätsplanung
Der Begriff „Liquidität“ beschreibt die Fähigkeit, den eigenen zwingend fälligen Verbindlichkeiten jederzeit und uneingeschränkt nachkommen zu können. Und diese Zahlungsfähigkeit muss jederzeit gewährleistet sein. Zu den liquiden Mitteln gehören alle Mittel, die kurzfristig verfügbar sind, um Verbindlichkeiten zu begleichen. Darunter fallen Bargeldbestände in einer Kasse, Guthaben auf einem Bankkonto oder vorhandene von Kunden erhaltene Schecks. Die Liquidität darf niemals in den negativen Bereich geraten – denn das würde die Insolvenz bedeuten. Handelt es sich um eine kurzfristige Entwicklung, kann sie jedoch durch einen Kontokorrentkredit abgefangen werden. Dieser sollte dann auch in Ihrer Finanzierungsplanung auftauchen.
Bei den bisherigen Berechnungen wurden keine Steuern berücksichtigt, außerdem entsprechen Abschreibungen nicht den realen Zahlungsflüssen. Daher kann mit den bisher ermittelten Daten auch noch nicht der Finanzierungsbedarf festgelegt werden. In die Liquiditätsplanung fließen noch einmal alle vorher ermittelten Zahlen ein – nur dass hier reale Zahlungsflüsse berücksichtigt werden. Nun zeigt sich endgültig, wie viel Geld von der Bank eigentlich gebraucht wird, um nicht in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Die Liquiditätsplanung sollte monatlich vorgenommen werden.
Finanzierungsplanung
Die Finanzierungsplanung verdeutlicht, wie der Gesamtkapitalbedarf für Ihre Gründung gedeckt werden soll. Sie könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen.
Position | Euro |
Betriebs- und Geschäftsausstattung | 12.000 |
Erstausstattung Waren | 6.000 |
Gründungskosten | 4.000 |
Weitere Kosten (Mietkaution) | 8.000 |
Summe Investitionen | 30.000 |
Betriebsmittel (zum Beispiel Personalkosten) | 15.000 |
Gesamtkapitalbedarf | 45.000 |
Eigenkapitalanteil (Eigene Mittel) | 10.000 |
Eigenkapitalanteil (Stiller Gesellschafter) | 5.000 |
Fremdkapitalanteil (Darlehen) | 25.000 |
Fremdkapitalanteil (Kontokorrentkredit) | 5.000 |