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Banking a la carte – Bezahlung mit Karte

Wie schon erwähnt, ist in Deutschland die Barzahlung noch weit verbreitet. Nur etwa jeder dritte Verbraucher hat Schätzungen zufolge eine Kreditkarte im Portemonnaie, weshalb die Bundesbürger gemeinhin als „Karten-Muffel“ gelten. Ganz anders die Situation im Ausland: Dort ist es durchaus nichts Ungewöhnliches, dass ein Bankkunde vier oder sogar acht Kreditkarten sein Eigen nennt. Nicht nur in den USA, wo das Plastikgeld erfunden wurde, zahlen die weitaus meisten Verbraucher sogar die täglichen Einkäufe im Supermarkt mit ihrer Kreditkarte, auch in England und Frankreich sind die Barzahler immer weiter auf dem Rückzug. Die Bundesbürger hingegen zücken ihre Plastikkarten nur bei ganz bestimmten Bezahlvorgängen. An der Tankstelle, im Restaurant und im Hotel, bei Mietwagenunternehmen und bei der Buchung eines Fluges zahlen die Deutschen schon mal „mit ihrem guten Namen“, ansonsten gilt immer noch die Devise: Cash ist fesch! Wo liegen die Gründe für diese im internationalen Vergleich deutliche Zurückhaltung? Branchenexperten sehen drei entscheidende Gründe, die allerdings einfach zu entkräften sind.
Die deutschen Bankkunden haben sich im Laufe der Jahre mit ihrer EC-Karte (jetzt Maestro-Karte) gut angefreundet. Dieses Zahlungsmittel gibt es gleichsam als Zugabe zum Girokonto. Man kann sich mit dieser Karte in Deutschland und sogar in mehreren ausländischen Staaten mit Bargeld versorgen, außerdem wird dieses Zahlungsmittel auch von zahlreichen kleineren Geschäften akzeptiert.

Viele Verbraucher in Deutschland zieren sich etwas, kleinere Beträge mit Karte zu begleichen. In den USA ist es gang und gäbe, sogar Rechnungen von zehn Dollar mit Plastikgeld zu bezahlen. Auch viele deutsche Einzelhändler, die an und für sich Kreditkarten akzeptieren, sehen es nicht unbedingt gern, wenn kleine Beträge über eine Kreditkarte abgewickelt werden, immerhin bekommen sie dann einen bestimmten Prozentsatz vom Rechnungsbetrag abgezogen.
Nicht zuletzt sorgen sich zahlreiche Verbraucher um die Sicherheit von Kreditkarten: Was passiert, wenn man die Karte verliert? Und hat man nicht schon allzu oft von haarsträubendem Kartenmissbrauch gehört und gelesen?
All diese Gründe mögen nachvollziehbar sein, sie liefern allerdings kein wirklich überzeugendes Argument gegen Kreditkarten. Tatsächlich weist diese Form des bargeldlosen Zählens in vielen Fällen sogar deutliche Vorteile auf, wobei wir bei dieser Betrachtung allerdings auch die Nachteile nicht verschweigen wollen. Doch zunächst zur Frage, wie Sie als Verbraucher und Bankkunde von Ihrer Kreditkarte profitieren können. Zweifellos bieten Kreditkarten mehr Komfort als die EC- bzw. Maestro-Karten. Der wichtigste Unterschied liegt im Zahlungsaufschub. Wenn Sie heute eine Rechnung mit Ihrer EC- oder Maestro-Karte zahlen, wird Ihr Girokonto meist schon am nächsten Werktag mit dem Gesamtbetrag belastet. Beim Einsatz von Kreditkarten hingegen erhalten Sie nur einmal pro Monat eine detaillierte Rechnung. Somit wird auch nur einmal pro Monat von Ihrem Girokonto abgebucht. Sie profitieren mithin von einem Zahlungsaufschub von bis zu vier Wochen (bei Einsatz der Karte im Ausland teilweise sogar noch länger). Darüber hinaus können Sie Ihre Kreditkarte weltweit einsetzen. Mit Ihrer EC- oder Maestro-Karte kommen Sie kaum über Europa hinaus. Und Sie haben die Möglichkeit, sich mit Ihrer Kreditkarte rund um den Globus mit Bargeld zu versorgen – in vielen Fällen sogar kostenlos.
Zum zweiten Einwand: Ein Händler muss grundsätzlich entscheiden, ob er Kreditkarten akzeptieren möchte oder nicht. Er kann die Akzeptanz solcher Karten nicht von der Höhe des Preises abhängig machen. Tut er es trotzdem, bleibt es dem Verbraucher überlassen, ob er derlei Geschäftsgebaren hinnimmt oder nicht doch lieber zur Konkurrenz wechselt. Denn realistisch betrachtet, sichert sich der Händler mit der Akzeptanz von Kreditkarten einen Vorteil. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass Verbraucher, die ihre Rechnung nicht sofort bar begleichen müssen, tendenziell zu höheren Ausgaben neigen. Das heißt im Klartext, der Einsatz von Kreditkarten führt unter dem Strich meist zu höheren Umsätzen. Selbst wenn Sie zum Kreis der „eingefleischten“ Barzahler gehören sollten, kann es dennoch Sinn machen, bei höheren Beträgen an der Kasse die Kreditkarte zu zücken. Signalisieren Sie zunächst, dass Sie mit Karte zahlen möchten. Kurz vor der Zahlungsabwicklung fragen Sie den Händler, wie hoch der Rabatt ausfiele, wenn Sie die Rechnung bar begleichen würden. In den meisten Fällen können Sie damit einen Rabatt durchsetzen, denn bei einer Zahlung mit Kreditkarte erhielte der Verkäufer ohnehin nicht den vollen Rechnungsbetrag überwiesen.
Wer seine Kreditkarte mit der üblichen Sorgfalt aufbewahrt, bei Bezahlvorgängen im Internet auf eine ausreichende Verschlüsselung der Daten achtet, die Umsätze systematisch kontrolliert und sich bei Unstimmigkeiten oder Verlust der Karte umgehend bei seiner Bank oder der Kreditkartenorganisation meldet, braucht schließlich keine Sicherheitsrisiken zu befürchten. Und eines ist unbestritten: Wer ständig größere Geldsummen mit sich herumträgt, ist einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt als Kreditkartenzahler.

Aber natürlich weisen Kreditkarten auch Schattenseiten auf. Und die sind vorrangig psychologischer Natur. Menschen, die im Umgang mit Geld ohnehin leicht den Überblick verlieren, laufen Gefahr, sich zu überschulden. Dieses Risiko ist besonders hoch, wenn es sich um „echte“ Kreditkarten handelt, die dem Kunden eben nicht nur einen kurzfristigen Zahlungsaufschub gewähren, sondern eine Finanzierungsfunktion aufweisen. In diesen Fällen zahlt der Kunde nicht den im jeweiligen Monat aufgelaufenen Kreditkartenbetrag komplett, sondern er tilgt die Summe zum Beispiel über mehrere Monate und zahlt hierfür Zinsen. Zwar werden diese Risiken dadurch verringert, dass die kartenausgebende Bank ein Limit festlegt, das der Kunde pro Monat nicht überschreiten darf, doch lässt sich diese Grenze leicht umgehen, indem der Betreffende zum Beispiel mehrere Karten unterhält.
Schließlich werden für die meisten Kreditkarten Jahresgebühren fällig, die bei den mit klingenden Namen geschmückten Prestigekarten (gern als Platin- oder Gold-Varianten bezeichnet) schon recht üppig ausfallen können. Diese Karten werden zwar mit zusätzlichen Funktionen und Serviceleistungen ausgestattet, deren Nutzen sich aber oft in Grenzen hält. Bestimmte Versicherungen oder der Anspruch auf Hilfe bei Problemen im Ausland („Assistance-Dienstleistung“) bestehen in vielen Fällen bereits aufgrund anderweitiger Policen oder durch Schutzbriefe, wie sie zum Beispiel Automobilclubs anbieten.
Insgesamt gesehen dürfte in den nächsten Jahren allerdings die Bedeutung von Kreditkarten als Zahlungsmittel weiter zunehmen. Dafür sprechen vier gute Gründe:
Für viele Einkaufsvorgänge braucht der Kunde eine Kreditkarte. Wer zum Beispiel Waren im Internet bestellt, hat meist nur die Möglichkeit, den Rechnungsbetrag vorab zu überweisen (gefährlich), per Nachnahme zu ordern (teuer) oder eben mit seiner Kreditkarte zu zahlen.
Längst akzeptieren auch größere Supermarktketten Kreditkarten. Im Zeitalter der Internationalisierung können sie sich dem weltweiten Trend hin zu bargeldlosem Zahlen nicht widersetzen. Kleinere Geschäfte geben sich derzeit noch zurückhaltend, doch scheint selbst dort mittlerweile ein Umdenken stattzufinden. Viele Direktbanken stellen ihren Kunden kostenlose Kreditkarten zur Verfügung, mit denen sie sich (wie auf den vorangegangenen Seiten beschrieben) weltweit kostenlos mit Bargeld versorgen können. Und wer eine Kreditkarte erst einmal sein Eigen nennt, wird sie früher oder später verstärkt als Zahlungsmittel einsetzen.

Kreditkarten im Überblick
Kreditkarte ist nicht gleich Kreditkarte. Vier Arten gilt es zu unterscheiden:
Charged Card: Diese Variante ist in Deutschland mit Abstand am stärksten verbreitet. Auf dem Kreditkartenkonto werden die Umsätze eines Monats gesammelt und zu einem bestimmten Stichtag vom Konto des Kunden abgebucht. Der Karteninhaber profitiert von einem kurzfristigen zinslosen Zahlungsaufschub. Dabei muss der Kunde jedoch sein Limit beachten. Überschreitet er es, wird die Karte nicht mehr akzeptiert, was zu peinlichen Situationen führen kann.
Credit Card: Dabei handelt es sich um„echte“ Kreditkarten. Der Kunde hat die Wahl, ob er die monatlich aufgelaufenen Kreditkartenumsätze wie bei einer Charged Card komplett abbuchen lässt oder den Betrag in Raten zurückzahlt. Üblicherweise legt das kartenausgeben- de Unternehmen die Mindesthöhe der Rate fest. Diese Kartenvariante spielt in Deutschland noch keine große Rolle, da hierzulande in erster Linie der ungesicherte Dispositionskredit auf das Girokonto als kurzfristige Finanzierungsform dient.
Prepaid Card: In diesem Fall muss der Kunde zunächst Geld auf sein Kreditkartenkonto überweisen. Dann darf er über den betreffenden Betrag verfügen. Prepaid Cards eignen sich vor allem dann, wenn die Bonität des Kunden nicht ausreicht, um ihm eine Charged oder Credit Card zu überlassen. Wer sich für eine Prepaid Card entscheidet, vermeidet zum Beispiel eine Schufa-Anfrage.
Debit Card: Sie funktioniert wie die bekannte EC- bzw. Maestro-Karte. Das heißt, der Kunde zahlt seine Rechnung mit dieser Karte, der Betrag wird ihm aber schon kurzfristig (normalerweise am nächsten Werktag) von seinem Konto abgebucht. Der Karteninhaber profitiert somit weder von einem Zahlungsaufschub wie bei der Charged Card noch von einer echten Kreditfunktion wie bei der Credit Card.