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Hedge-Funds – ohne Rücksicht auf Verluste

Der neue Kick für risikofreudige Anleger heißt Hedge-Funds: Nichts für den kleinen Mann! Hedge heißt absichern, aber sicher ist diese Art der Geldanlage keineswegs. Hedge-Funds waren ursprünglich dazu gedacht, ein Fondsvermögen abzusichern. Heute haben sie nur das Ziel, möglichst schnell das Vermögen zu vermehren, allerdings ohne viel Rücksicht auf das Risiko. Es wird ständig gekauft und verkauft, und zwar alle möglichen Anlageformen, Optionen, Futures oder Swaps, hinzu kommen Zinsdifferenzgeschäfte und Währungsspekulationen.

Im Gegensatz zu normalen Investmentfonds unterliegen die Hedge-Funds keiner staatlichen Kontrolle. Deshalb dürfen die Banken in der Bundesrepublik sie nicht selbst auflegen. Die Deutsche Bank und andere Großbanken haben einige Produkte, die auf Hedge-Funds basieren, in ihr Angebot aufgenommen, doch deren Heimat liegt immer im Ausland, oft in Steueroasen. Der Einstieg in das hoch spekulative Geschäft mit Hedge-Funds ist meist ab einem Einsatz von 100 000 Euro möglich, also wirklich nichts für Kleinaktionäre.

Derivate: zur Kursabsicherung und für Zocker
Derivate sind Finanzinstrumente, die von einem so genannten Basiswert abgeleitet sind. Sie sind immer zeitlich befristet. Diese Basiswerte können Finanzprodukte wie Aktien, Anleihen, Devisen oder Gold sein, aber auch Waren wie Rohstoffe, Weizen oder – Schweinebäuche. Ursprünglich dienten Derivate nur zur Kursabsicherung der entsprechenden Basiswerte, heute sind sie auch ein Geschäft für Zocker, da ihre Kurse wesentlich stärker schwanken als die der Basispapiere. Sie besitzen wie die vorher beschriebenen Optionsscheine einen Hebeleffekt. Im Gegensatz zu den Optionsscheinen handelt es sich bei Derivaten aber rechtlich nicht um Wertpapiere, sondern um Finanzierungsinstrumente. Während man bei Aktien oder Gold nur auf steigende Kurse setzen kann, lässt sich mit Derivaten sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse spekulieren.

Trotz – oder gerade wegen – des hohen Risikos erfreut sich der Handel mit Optionen wachsender Beliebtheit. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich wurden 1999 weltweit Derivate im Volumen von 98,720 Billionen Dollar gehandelt, aber nur 17,262 Billionen Dollar davon an den Börsen, der größte Teil lief direkt zwischen den Brokern oder Banken ab.

Die wichtigsten Derivate sind Optionen und Futures. Letztere können Warenterminkontrakte (= Commodity Futures) sein oder Financial Futures. Optionen (Trades Options) und Financial Futures werden an Terminbörsen gehandelt, zum Beispiel an der deutsch-schweizerischen Eurex in Frankfurt, Warenterminkontrakte an speziellen Warenterminbörsen. Die einzige deutsche Warenterminbörse befindet sich in Hannover. Der Kauf oder Verkauf von Derivaten kann nur über Finanzdienstleister erfolgen, die zum Handel an einer Terminbörse zugelassen sind.

Futures und Optionen sind immer ein Vertrag zwischen zwei Parteien, dem Verkäufer und dem Käufer. Die Börse dient nur als Clearingstelld, die den reibungslosen und sicheren Ablauf des Geschäfts sicherstellt. So genannte Market-Maker an den Terminbörsen haben dafür zu sorgen, dass ein kontinuierlicher Handel möglich ist. Diese Banken oder Wertpapierhäuser haben sich verpflichtet, zu fairen Kursen jederzeit als Verkäufer oder Käufer am Markt zu erscheinen, wenn ein Anleger etwas kaufen oder verkaufen will.

An der Eurex werden unter anderem folgende Optionen und Futures gehandelt:

  • Optionen auf den DAX,
  • Optionen auf die DAX-Aktien,
  • Futures auf Bundesobligationen, genannt Bobl-Futures,
  • Futures auf langfristige Bundesanleihen, genannt Bund-Futures,
  • Futures auf den DAX,
  • Futures auf den MDAX,
  • Futures auf den Euro Stoxx 50,
  • Futures auf Zinskontrakte,
  • Optionen auf Bund- und Bobl-Futures.

Der Hauptunterschied zwischen Futures und Optionen ist, dass bei Ersteren der Käufer die Verpflichtung hat, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwerben, bei Letzteren dagegen hat er das Recht, etwas zu erwerben beziehungsweise zu verkaufen, ebenso gut kann er es aber auch bleiben lassen. Bei Futures-Geschäften gehen zwei Vertragspartner, Käufer und Verkäufer, eine Verpflichtung ein. Sie vereinbaren verbindlich, eine bestimmte Anzahl des Basiswerts zu einem bestimmten Termin zu einem festgelegten Preis zu liefern beziehungsweise abzunehmen. Futures haben ihre Ursprünge in Warentermingeschäften. Farmer oder Bauern haben sich damit gegen Preisschwankungen ihrer Produkte abgesichert. Mit einen Future- Kontrakt konnten sie so zum Beispiel schon den Weizen des nächsten Jahres zu einem festen Preis verkaufen.

Futures können vor Ablauf des vereinbarten Termins an der Börse ver- und gekauft werden. Dabei gibt es nur zwei Geschäftsarten. Wer einen Future kauft, geht eine so genannte Long-Position ein. Wer einen Future verkauft, geht eine Short-Position ein. Sowohl für den Kauf als auch für den Verkauf müssen laut Börsengesetz Sicherheiten hinterlegt werden. Eine Option ist ebenfalls ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Der Verkäufer einer Option wird Stillhalter genannt. Eine Option verbrieft das Recht, einen Basiswert, zum Beispiel Aktien oder Währungen, zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische Version) oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums (amerikanische Version) und für einen bestimmten Betrag zu kaufen oder zu verkaufen. Der Preis, den man für dieses Recht zahlen muss, ist die so genannte Optionsprämie. Macht der Anleger innerhalb des vereinbarten Zeitraums beziehungsweise zum vereinbarten Zeit von seinem Optionsrecht keinen Gebrauch, so verfällt dieses Recht und der Schein ist nichts mehr wert, also Totalverlust.

Es gibt Kaufoptionen, Call genannt, und Verkaufsoptionen, Put genannt. Eine (europäische) Kaufoption beinhaltet das Recht, am Stichtag den Basiswert zu dem vereinbarten Preis zu kaufen, eine (europäische) Verkaufsoption das Recht, einen Basiswert am Ende der Laufzeit zu verkaufen.

Wer mit steigenden Kursen rechnet, kauft eine Kaufoption (Longcall). Als Basispreis bezeichnet man den vereinbarten Kaufpreis. Steigt der Kurs des Basiswerts, zum Beispiel der Aktie, bis zum Ende der Laufzeit über die Summe aus Basispreis plus Optionsprämie, dann wird der Anleger sein Optionsrecht ausüben und die Aktie für den Basispreis kaufen, um sie dann sofort an der Börse zum höheren aktuellen Kurs zu verkaufen. Man sagt dann, die Option ist in-the-money. Der Gewinn ist also die Differenz zwischen dem Börsenkurs des Basiswerts und dem Basispreis, abzüglich der bereits gezahlten Optionsprämie. Wenn der Aktienkurs noch innerhalb der Laufzeit entsprechend steigt, kann der Besitzer einer Kaufoption auch diese zu einem höheren Preis verkaufen, anstatt sie einzulösen.

Wenn der Börsenkurs bis zum Ende der Laufzeit unter dem Basispreis liegt, so ist diese Option out-of-money. Sie ist am Ende nichts mehr wert. Der Verlust des Käufers der Kaufoption ist die gezahlte Optionsprämie.

Wer eine Verkaufsoption kauft (Longput), kann sich gegen Kursverluste absichern. Man erwirbt damit das Recht, seine Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Diese Art von Optionen wird oft von Fondsmanagern genutzt, um das Kursrisiko für ihre Anleger zu minimieren. Sie können fallende Aktien auf jeden Fall zu einem für sie günstigen Preis loswerden.

Fällt der Kurs der Aktie unter den vereinbarten Basispreis, wird der Besitzer der Verkaufsoption sein Optionsrecht einlösen und damit die Aktie zu einem höheren Preis verkaufen, als er an der Börse erzielen würde. Sein Gewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Basiskurs, zu dem er verkauft hat, und dem aktuellen Börsenkurs, abzüglich der gezahlten Optionsprämie. Wenn er die Option bis zum Ende der Laufzeit nicht ausübt, hat er Verluste in Höhe der Optionsprämie.

Die Börse fordert für den Handel mit Derivaten hohe Sicherheiten, so ‚ genannte Margins. Der Anleger muss, wie es im Fachjargon heißt, seine Position decken, das heißt entweder Wertpapiere oder Bargeld hinterlegen. Beim DAX Futures zum Beispiel verlangt die Eurex pro Kontrakt 10 000 Euro an Sicherheiten, und Aufträge unter zwei Kontrakten sind in der Regel gar nicht möglich. Man kann als Privatmann nicht selbst an der Eurex handeln, sondern braucht eine Bank, einen Broker oder ein Wertpapierhaus, das Mitglied der Eurex ist. Die Hausbanken schlagen für gewöhnlich zu den von der Eurex geforderten Mindestsicherheiten gut 50 Prozent auf, dazu kommen noch die Gebühren.

Der Handel an der Eurex war bisher nur Finanzprofis Vorbehalten. Neuerdings will man ihn auch Privatkunden ermöglichen, die dann aber mindestens ein sechsstelliges Spielgeld zur Verfügung haben müssen. Die Eurex will mittelfristig einen Privatanlegeranteil von 20 Prozent erreichen. Dazu sollen die Produkte weiter standardisiert und die Preise übersichtlicher gestaltet werden. Es wird auch an kleinere Kontrakte gedacht, für die weniger Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Dennoch werden die Geschäfte an der Eurex auch in Zukunft nur für Privatanleger mit viel Geld, Erfahrung und Durchhaltevermögen infrage kommen. Denn eines ist klar: Wenn einer etwas gewinnt, dann verliert es der andere. Und es ist fraglich, ob man es als Privatmensch mit den hoch spezialisierten Finanzfachleuten und ihren jahrelangen Erfahrungen mit dem Handel von Futures und Optionen aufnehmen will.

Swaps: Instrumente der Hochfinanz
Um es gleich vorweg zu sagen: Swaps sind auch nichts für Kleinaktionäre. Das Mindestvolumen, um in diesem Geschäft tätig zu werden, liegt bei etwa 5 Millionen Euro. Swap bedeutet eigentlich, dass zwei Vertragspartner Zahlungsströme gegenseitig austauschen, um Kostenvorteile zu nutzen. Dabei gibt es Zinsswaps, Währungsswaps und Equity Swaps. Ein Zinsswap ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Partnern, ihre Zinszahlungen auszutauschen, für eine bestimmte Laufzeit und bezogen auf eine bestimmte Währung und einen bestimmten Kapitalbetrag. So können zum Beispiel feste oder variable Zinsen ausgetauscht werden, Festzinsen unterschiedlicher Laufzeit oder unterschiedliche variable Zinsen. Bei Equity Swaps verpflichten sich die Vertragspartner, variable Zinsen gegen die prozentuale Veränderung einer Aktie, mehrerer Aktien oder eines Aktienindex auszutauschen. Bei Währungsswaps werden Zahlungen in unterschiedlichen Währungen ausgetauscht. Beim Abschluss von Swap- Geschäften üben Banken eine Maklerfunktion aus. Swaps dienen beispielsweise Unternehmen zur Absicherung ihrer mit variablen Zinsen abgeschlossenen Kredite gegen steigende Zinsen. Unternehmen, deren Kredite zu Festsätzen verzinst werden, können umgekehrt, wenn sie mit fallenden Zinssätzen rechnen, diese mithilfe eines Swaps in variable Sätze tauschen, um so von den erwarteten Zinssenkungen zu profitieren.

Caps, Floors und Collars
Wer die gesamte Spielwiese der Finanzanlagen ausnutzen will, der erfreut sich an Begriffen, die heiß in Mode sind, aber nichts mit Textilien zu tun haben: Caps, Floors und Collars. Klingt schick und macht bei Partys richtig Eindruck. Dahinter verbergen sich unter anderem Finanzinstrumente, die im Alltag Zinsbegrenzungsprämie heißen und zum Beispiel auch im Zusammenhang mit Hypothekendarlehen verwendet werden, wenn man sich ein Haus oder eine Wohnung kauft. Sich mit dem inneren Mechanismus dieser Instrumente auseinander zu setzen, ist eigentlich nur Sache von Bankkaufleuten. Trotzdem hier ein kurzer Überblick für den, der es genauer wissen will:

Caps sind Instrumente, mit denen Zinsbelastungen aus Zahlungsverpflichtungen wie bei Festsatzfinanzierungen begrenzt werden können, ohne jedoch auf die Kostenvorteile und Flexibilität einer variablen Finanzierung zu verzichten. Sie werden auch immer mehr von mittelständischen Unternehmen nachgefragt. Ein Cap ist eine Vereinbarung zwischen dem Verkäufer und Käufer. Sobald ein festgelegter Referenzzinssatz über eine Zinsobergrenze steigt, erstattet der Verkäufer dem Käufer den Differenzbetrag, bezogen auf einen vereinbarten Nennwert. Der Käufer zahlt für den Cap an den Verkäufer eine pauschale Summe, entweder bei Vertragschluss oder in vereinbarten Teilbeträgen.

Das bisher Beschriebene war ein Solo-Cap oder Cap ohne Kapital, weil nicht an eine zugrunde liegende Verbindlichkeit des Käufers gebunden. Diese Form ist üblich im Geschäft zwischen Banken. Caps in Verbindung mit variabel verzinslichen Verbindlichkeiten sind eine Zinsversicherung. Steigen die Marktzinsen, erhöhen sich an den Roll-over-Stichtagen die Zinssätze der V-Satz-Verbindlichkeiten (V steht für Variabel); andererseits erstattet der Cap-Verkäufer die Differenz zur Obergrenze, sodass die echte Zinsbelastung nie höher liegt als die Obergrenze der V-Satz-Verbindlichkeiten plus Kreditmarge.

Kreditgeber und Cap-Verkäufer müssen nicht identisch sein, aber viele Banken bieten Pakete von Krediten und Caps, also V-Satz-Darlehen mit Zinsbegrenzungsgarantie; dabei enthält die genannte Zinsobergrenze bereits die Kreditmarge. Floors sind das spiegelbildliche Gegenstück zu Caps. Sie geben dem Käufer die Garantie für eine Zinsuntergrenze bei einer Geldanlage. Gegen Zahlung einer einmaligen oder von laufenden Prämien erstattet der Verkäufer dem Käufer die Differenz des Referenzzinssatzes zur vereinbarten Zinsuntergrenze, gemessen an festgelegten Stichtagen und bezogen auf ein vereinbartes Kapital. Der Anspruch aus dem Kauf des Floors ist ebenfalls nicht an eine zugrunde liegende Geldanlage gebunden.

Collars sind Kombinationen von Caps und Floors. Der variable Zinssatz einer Verbindlichkeit des Käufers wird auf eine bestimmte Bandbreite zwischen Unter- und Obergrenze limitiert. Dadurch ist der Käufer eines Collars sowohl der Käufer eines Caps als auch der Verkäufer eines Floors. Er zahlt für das Recht auf eine Obergrenze und wird für die Einräumung des Rechts auf eine Untergrenze bezahlt. Die Nettokosten eines Collars sind: Cap-Wert abzüglich Floor-Wert. Die Kosten eines Caps können also durch Collars reduziert werden. Auch Collars sind nicht an zugrunde liegende Verbindlichkeiten oder Anlagen gebunden.

Was lernen wir daraus? Machen Sie jemandem, der unbedingt mit Ihnen über Caps, Floors und Collars sprechen möchte, das Angebot einer Informationstauschbörse. Sie hören ihm zu, wenn er sich verpflichtet, anschließend Ihnen zuzuhören. Stellen Sie ihm interessante Themen in Aussicht: Details aus dem Arbeitsalltag eines Histologen oder die Geheimnisse der Kernspintomographie. Diesen Austausch von Informationen sollten Sie dann einen Info-Cap nennen.