Ein weiterer Baustein ist die Frage, wie viel Geld Ihnen zur Verfügung steht. Hierbei kommt man meist zu der Erkenntnis, dass nichts so schlecht geplant ist wie die persönlichen Finanzen. Aus irgendeinem Grund haben wir Schwierigkeiten, das eigene Geld im Überblick zu behalten bzw. überhaupt erst in Erfahrung zu bringen, wie viel denn am Monatsende übrig bleibt. Es nutzt aber ziemlich wenig, längerfristig den Vermögensaufbau zu planen, wenn man nicht weiß, was reinkommt und irgendwann gebraucht wird.
Es klingt zwar ein bisschen wie Haushaltsbuch, aber Sie kommen nicht darum herum, Ihren monatlichen Nettoüberschuss zu ermitteln. Das ist der Betrag, der nicht verplant oder durch Verträge gebunden und auch nicht für das Überleben (Ernährung, Kleidung usw.) benötigt wird. Apropos: Wissen Sie eigentlich, wie viel Sie im Schnitt monatlich für Kleidung ausgeben?
Mit der nächsten Tabelle kommen Sie der Sache näher. Berücksichtigen Sie, dass es sich um monatliche Durchschnittswerte handelt. Jährliche Ausgaben und Einnahmen müssen entsprechend aufgeteilt werden (zum Beispiel Versicherungsprämien, Weihnachtsgeld). In der Regel ist es sinnvoll, die Aufstellung für einen Haushalt insgesamt vorzunehmen.
Sollten Sie feststellen, dass Sie eigentlich gar nichts mehr übrig haben, sondern sogar Verluste erzielen, müssen Sie nicht verzweifeln. Es ist nicht leicht, die einzelnen Beträge zu schätzen, kleinere Abweichungen addieren sich schnell zu großen Summen. Denken Sie auch daran, dass mitunter einmalige Zahlungen hinzukommen, etwa aus Prämien, Wertpapierverkäufen, Weihnachtsgeld, die man gerne vergisst.
Das verfügbare Einkommen (hier: das für die Geldanlage verfügbare) können Sie verwenden, wie Sie wollen. Sie können davon Geschenke kaufen, es in Aktien anlegen oder für einen Autokauf sparen. Alles Notwendige ist berücksichtigt.
Im nächsten Schritt müssen Sie nun ermitteln, welche finanziell relevanten Ereignisse auf Sie zukommen. Schließlich sollten Sie verhindern, Ihr Geld so stark in Anlagen zu binden, dass schon eine größere Reparatur Liquiditätsprobleme auslöst. Die andere Tabelle führt einige typische kostenträchtige Ereignisse auf, von denen jeder Mensch mehr oder weniger stark betroffen ist. Soweit Sie absehen können, ob und wie diese Ereignisse für Sie relevant sind, sollten Sie sie in die Liste eintragen.
Laufende Einnahmen und Ausgaben monatlich
Netto-Gehalt + Nebeneinkünfte/Zinsen/Mieteinnahmen = Einnahmen gesamt
Banken
– Kredite/Hypotheken/Leasingraten
– Sparverträge/-plane/Bausparguthaben
Versicherungen
– Kranken-/Unfallzusatzversicherungen
– Lebens-/Rentenversicherungen
– Sachversicherungen
– Autoversicherungen
– Sonstige
Kommunikation/Transport/Reise
– Telefon/Internet/Fernsehen
– Benzin/Wagenpflege/Reparaturen
– sonstige Fahrtkosten
– Urlaub
Wohnung/Haus
– Miete/Nebenkosten/Energie
– Instandhaltung/Reparaturen
– Möbel/Haushaltsggräte
Sonstiges
– Ernährung
– Kleidung
– Gesundheit/Körperpflege
– Zeitungen/Zeitschriften/Bücher
– Vereinsbeiträge/Spenden
– Theater/Restaurant/Eintritte
– Unterstützung von Angehörigen
– Sonstige
– verfügbares Einkommen pro Monat
In diesem Artikel erfahren Sie dann, wie Sie auf der Basis dieser Planungen Ihr Vermögen auf vier verschiedenen Ebenen strukturieren.
Und nicht zuletzt sollten Sie an den berühmten Notgroschen, die Reserve, denken. Er sollte ausreichend sein, um unvorhergesehene Ereignisse abzudecken wie zum Beispiel eine vorübergehende Arbeitslosigkeit oder nicht versicherte Schäden am Hausrat. In diesem Umfang sollten Sie Barbestände oder sofort liquidierbare Anlagen einplanen (Anlagen ohne Kursrisiko und mit täglicher Verfügbarkeit), zum Beispiel auf Tagesgeldkonten.
Mit den so ermittelten Daten können Sie nun einen eigenen Finanzplan aufstellen. Dabei können Sie sowohl langfristig denken (zum Beispiel 20 Jahre oder bis zum Renteneintritt mit jährlicher Planung) als auch kurzfristig (zum Beispiel 1 bis 2 Jahre mit monatlicher Planung).
Wie die Planung funktioniert, wird nun anhand eines Beispiels gezeigt. Die Familie Müller erstellt für die drei Personen des Haushalts eine Liste der laufenden Einnahmen und Ausgaben
Beispiel einer Einnahmen-/Ausgaben-Übersicht,€
Laufende Einnahmen und Ausgaben monatlich
Netto-Gehalt 4 500
+ Nebeneinkünfte/Zinsen/Mieteinnahmen 200
= Einnahmen gesamt 4 700
Banken
– Kredite/Hypotheken/Leasingraten 300
– Sparverträge/-pläne/Bausparguthaben 140
Versicherungen
– Kranken-/Unfallzusatzversicherungen 205
– Lebens-/Rentenversicherungen 320
– Sachversicherungen 20
– Autoversicherung 80
– Sonstige 10
Kommunikation/Transport/Reise
– Telefon/Internet/Fernsehen 100
– Benzin/Wagenpflege/Reparaturen 280
– sonstige Fahrtkosten 100
– Urlaub 220
Wohnung/Haus
– Miete/Nebenkosten/Energie 820
– Instandhaltung/Reparaturen 20
– Möbel/Haushaltsgeräte 160
Sonstiges
– Ernährung 500
– Kleidung 220
– Gesundheit/Körperpflege 70
– Theater/Restaurant/Eintritte 50
– Zeitungen/Zeitschriften/Bücher 25
– Vereinsbeiträge/Spenden 20
– Unterstützung von Angehörigen 0
– Sonstige 140
= verfügbares Einkommen pro Monat 900
x 12 = 10800
Pro Jahr bleiben also 10800 Euro übrig für einmalige Anschaffungen und Geldanlage. Nunmehr müssen die einmaligen Ausgaben und Einnahmen erfasst werden (Tabelle 1.5). Da man zur Miete wohnt und nur ein Auto hat, sind nur wenige größere Ereignisse relevant. Vor allem geht es um das Studium der Tochter und eine geplante Weltreise.
Beispiel einer Übersicht einmaliger Ausgaben und Einnahmen
Einmalige Ausgaben/Einnahmen
Was? Wann? Wie viel?
Hauskauf/-verkauf
Autokauf/1 -verkauf 2 010+2020 je-20000
Studien-/Schulbeginn/-ende Kinder 2009 -10000
Umzug
größere Reparaturen/Renovierung
Hochzeit/Jubiläum
Erbschaft
sonstige Anschaffungen
Rente 2023
Auszahlung Lebensversicherung 2016 +50000
Zusatzkosten Weltreise 2009 -8000
Mit diesen Daten kann der Finanzplan erstellt werden. Der Zeitraum bis zur Rente ist natürlich lang und es wird immer wieder Änderungen geben. Damit ist die Planung aber nicht hinfällig. Sie zeigt, ob überhaupt ausreichend Geld für die Finanzierung der Pläne zur Verfügung steht, und sollte regelmäßig wiederholt werden. So kann sich auch heraussteilen, dass zwar in den nächsten Jahren mit Überschüssen zu rechnen ist, man also durchaus Geld anlegen könnte, dieses aber dann sicher wieder verfügbar sein muss. Das kann dann bedeuten, dass nur sichere Anlagen für die Zwischenzeit in Frage kommen, um nicht nach eventuellen Kursverlusten verkaufen zu müssen.
Um die Inflation, Gehaltssteigerungen sowie Veränderungen des Ausgabeverhaltens zu berücksichtigen, werden die Werte jeweils pauschal angehoben. Damit die Übersichtlichkeit nicht allzu sehr beeinträchtigt wird, werden hier nur glatte Tausender-Zahlen verwendet. Was die Reserve angeht, so wird von einem gewissen Bestand ausgegangen, der 2007 um 2 000 Euro auf dann 5 000 Euro aufgestockt werden soll. Zum Renteneintritt wird er sogar wieder reduziert.
Dieser Plan offenbart Gutes und Problematisches. Prinzipiell ist es nie erforderlich, einen Kredit aufzunehmen, um den Finanzbedarf zu besonderen Ereignissen abzudecken. Allerdings reicht die Reserve allein nicht immer aus, um den Bedarf zu decken, das heißt, das investierte Vermögen muss zumindest kurzfristig belastet werden. Davon sind die Jahre 2009,2010 und 2020 betroffen. In der Zeile für Anlage verfügbar findet sich entsprechend eine negative Zahl.
Familie Müller kann nun entscheiden, wie sie den Finanzbedarf decken will. In den Jahren 2009 und 2010 reicht die Reserve dafür nicht aus. Aus dem Anlagevermögen müssen einige Tausend Euro entnommen werden, was bei der Anlagestrategie zu berücksichtigen ist (keine spekulativen Anlagen sinnvoll). Die Reserve kann ganz oder teilweise verwendet werden. Da die Situation frühzeitig bekannt ist, sollte die Reserve entsprechend erhöht werden.
Im Jahr 2020 reicht die Reserve aus, um den Finanzbedarf zu decken. Es können also 5 000 Euro aus der Reserve in das Anlagekonto umgeschichtet werden, sie wird ohnehin abgebaut.
Was heißt dies für die Anlagestrategie? Die nächsten zwei Jahre (2007, 2008) verlaufen unproblematisch. Das dann verfügbare Geld kann aber nicht langfristig in voller Höhe gebunden werden, weil in den zwei Folgejahren ein höherer Bedarf besteht. Will man die Reserve nicht antasten, dann können maximal 21000 Euro gebunden werden. Da zum Beginn des Planungszeitraums 15 000 Euro vorhanden waren, dürfen nur noch 6 000 Euro langfristig angelegt werden. Für die weiteren Summen müssten risikolose beziehungsweise risikoarme Kurzfristanlagen gefunden werden.
Ab 2011 kann ohne nennenswerte Einschränkung investiert werden. Damit kommen auch spekulativere Anlagen in Frage, maßgebend ist der Zeitpunkt des Renteneintritts. Insgesamt kann das Anlagevolumen auf 239 000 Euro anwachsen, wobei keine Kursgewinne/Zinsen enthalten sind. Das dann verfügbare Vermögen wird je nach Anlageerfolg wesentlich höher ausfallen. Unter Berücksichtigung einer durchschnittlich zu erzielenden Rendite von sieben Prozent pro Jahr ergibt sich ein Kapital zum Rentenbeginn in Höhe von 439 000 Euro.
Das klingt erst einmal recht kompliziert. Artikel 14 zeigt Ihnen aber, dass Sie den Vermögensaufbau mit dem Ebenenkonzept gut in den Griff bekommen und sich jeweils für die geeignete Produktkategorie entscheiden.