Andere Insidertricks von Warren Buffett

Sie müssen sich angewöhnen, wettbewerbsorientiert zu denken: Wer sind die Konkurrenten, was sind ihre Motive, wer könnte noch auf den Plan gelockt werden? Studieren Sie die Berichte und Prospekte der Konkurrenz und, wenn es geht, auch deren Produkte. Nur keine Skrupel! Als Buffetts Interesse an Disney-Anteilen erwachte, ging er ins Kino und sah sich Disney-Filme an. Erst spät fiel ihm auf, dass ein Mann im Anzug in einem Kino voller Kinder etwas fehl am Platz wirkte. Und als American Express in den 60er Jahren vom Skandal geschüttelt wurde, stellte er sich in Restaurants und Supermärkten an die Kasse und beobachtete, ob die Kunden die Karten und Reiseschecks nach wie vor benutzten.
Diese Art bodenständige Wettbewerbsanalyse lässt sich noch weiter treiben. Philip Fisher etwa war stets auf der Suche nach Insiderinformationen. Dazu fühlte er schonungslos den Managern des potenziellen Anlageobjektes, seinen Konkurrenten, Kunden und Lieferanten auf den Zahn und verschaffte sich so einen klaren Eindruck von den jeweiligen Stärken. Was für ihn wichtig war, fasste er in 15 Fragen zusammen, die Sie in seinem Buch Common Stocks and Uncommon Profits (deutsch im TM Börsenverlag unter dem Titel „Die Profi-Investment-Strategie“.) finden. Dabei
geht es meist um die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Umsätze kontinuierlich zu steigern und zum Teil auch um die Offenheit und Integrität der Geschäftsführung.
Auch Buffett prüft seine Investitionen auf Herz und Nieren. Er tut das aber meist vom Schreibtisch aus, indem er Jahresberichte liest und sich dazu seine Gedanken macht.

Als Buffetts Interesse an Disney-Anteilen erwachte, ging er ins Kino und sah sich Disney-Filme an. Erst spät fiel ihm auf, dass ein Mann im Anzug in einem Kino voller Kinder etwas fehl am Platz wirkte.

Was Warren Buffett unternahm für AMEX

Die Wandlungsfrist für die Vorzugsaktien im Wert von $300 Millionen lief im August 1994 ab. Die ursprüngliche Vereinbarung besagte, dass sie in 12,2 Millionen Stammaktien im Wert von maximal $414 Millionen gewandelt werden sollten. Die Zahl der Aktien war auf 14 Millionen erhöht worden, da Berkshire von der Verteilung des Erlöses aus der Abwicklung von Lehman ausgeschlossen gewesen war. Die Stammaktie war im betreffenden Quartal zwischen $25,25 und $32 gehandelt worden, so dass Berkshires Anteile im Wert zwischen $354 Millionen und $448 Millionen anzusiedeln waren. So oder so war das ein netter Kapitalgewinn – zusätzlich zu der attraktiven Dividende. Vor kurzem erst hat Buffett offenbart, dass er versucht gewesen sei, den Gewinn mitzunehmen und die Aktien zu verkaufen. Beim Golfspiel mit Hertz-Chef Frank Olson ließ er sich davon überzeugen, dass Amex andere Kartenanbieter aus dem Feld schlug und über mehrere starke Franchises verfügte – insbesondere im Firmenkundensegment. Also verkaufte Buffett nicht, sondern investierte im Laufe der folgenden Monate weitere $1,1 Milliarden in Stammaktien. In diesem Zeitraum wurde das Ergebnis für 1994 veröffentlicht, das mit einem Jahresüberschuss von $1,4 Milliarden deutlich verbessert worden war – um ganze 17 Prozent. Legt man bei der Ermittlung des IV diese Zahl zu Grunde, so steigt er auf $26,6 Milliarden.
Berkshire hatte die neuen Anteile zu einem Durchschnittskurs von $30,80 erworben. Die gesamte Transaktion hatte also ein Volumen von $15,7 Milliarden. Die auf Grundlage des IV für 1994 errechnete Sicherheitsmarge betrug 41 Prozent.

Was Danach Geschah
Harvey Golub und sein Team lösten ihr Versprechen ein. Man konzentrierte sich voll auf die verbleibenden Geschäftsbereiche und arbeitete in aller Klarheit und Offenheit auf Schlüsselfaktoren wie Steigerung des Gewinns je Aktie und EKR-Ziele hin. Im TRS-Sektor lag der Schwerpunkt auf Ausbau der Mitgliederzahlen, Loyalität und Umsatz pro Karte. Die Zahl der ausgegebenen Karten stieg im Vergleich zu 1990 um 17 Prozent, der Kartenumsatz um 87 Prozent. Der Finanzberatungssektor profitierte von steigender Nachfrage, angeheizt durch demographische Trends und die Höhenflüge der Börse. Eigene Vermögenswerte und verwaltetes Vermögen vervierfachten sich in sieben fahren und die Erträge steigerten sich weiterhin im bekannten, doch nach wie vor eindrucksvollen Satz von 20 Prozent im Jahr. Im Bank- und Reisescheckgeschäft bewegte sich nach wie vor nicht viel.
Dieses Ergebnis war die Folge einer restriktiven Kostenpolitik – die jährliche Kostensteigerung war nahe Null – und einer progressiven Produktentwicklung, insbesondere im Bereich der Dienstleistungen für Karteninhaber im Privat- und Firmenkundenbereich. Hier war zum ersten Mal seit Jahren wieder ein Wachstum des Marktanteils zu verzeichnen. Außerdem hatte Amex die Bemühungen von Visa um Banken als potenzielle Partner bei der Ausstellung von Karten massiv unterwandert.
Insgesamt ergab sich für 1997 ein Überschuss von $2 Milliarden und ein Gewinn je Aktie von $4,2, was einer Steigerung von 13 bzw. 16 Prozent entspricht. Erwartungsgemäß war es regelmäßig zu Rückkäufen eigener Aktien in bescheidenem Umfang gekommen, die in den letzten Jahren zugenommen hatten. Die EKR war von 19 bis 20 Prozent auf 22 Prozent gestiegen.
Ende 1997 lag der Aktienkurs bei $89 und Berkshire Hathaways $1,4 Milliarden-Beteiligung war damit $4,4 Milliarden wert. Das entspricht einer Wertsteigerung von im Schnitt immerhin 39 Prozent im Jahr für den Zeitraum seit 1994 – ohne Dividenden.

Geschichte von Gillette Company – Warren Buffett

Wie viele große Unternehmen hat auch Gillette eine Gründerpersönlichkeit im Rücken – King C. Gillette. Er kam aus dem Vertrieb einer ganz anderen Branche und war auf der Suche nach einem Konsumprodukt, mit dem man ein Vermögen machen, konnte. 1895 entschied er sich für die Einweg- Rasierklinge und gründete mit dem Kapital von Freunden die American Safety Razor Company. Sein erstes Produkt kam 1903 auf den Markt. Der Einweg-Rasierer schlug sofort ein. 1904 wurden fast 100000 Stück verkauft, 1905 die Niederlassung in London gegründet.
In den 50er Jahren wurde der Firmenname in Gillette geändert, obwohl der Gründer seine Anteile längst verkauft hatte. Damals war die Firma in den USA bereits führender Hersteller für Rasierapparate und Klingen mit einem durch Produktqualität, extensive Werbung und als Sponsor bekannten Namen. Von da an bis in die 80er Jahre investierte Gillette immer wieder in sein Kerngeschäft, verschaffte sich durch Produktentwicklung Vorsprung vor der Konkurrenz und erweiterte seine Produktpalette in verwandte Bereiche hinein wie Rasierschaum, Braun Elektrorasierapparate und andere Konsumsparten wie Schreibwaren (Waterman und Paper Mate).

Wie viele große Unternehmen hat auch Gillette eine Gründerpersönlichkeit im Rücken – King C. Gillette. Er kam aus dem Vertrieb einer ganz anderen Branche und war auf der Suche nach einem Konsumprodukt, mit dem man ein Vermögen machen konnte.

Gillette 1989
Damals zeigte sich sehr deutlich, dass jede Medaille zwei Seiten hat. Die Geschäfte liefen hervorragend, Marktanteile und Gewinne erhielten Auftrieb durch die hohe Qualität der Produkte und des Vertriebs. Die Wall Street jedoch stempelte das Unternehmen aufgrund des jahrelang beständigen Wachstums in der Vergangenheit und konservativer Bilanzen als „reif“ ab. Sogenannte Übernahme-„Geier“ stürzten sich auf Gillette und wurden teilweise mit Geld abgespeist – was zu einer massiven Erhöhung des Fremdkapitalanteils zur Finanzierung von Aktienrückkäufen führte. Das Zinsdeckungsverhältnis war innerhalb von zwei Jahren von acht auf unter vier gefallen.
Steigert das Unternehmen seinen Wert für seine Kunden?

Gillettes Geschäftsbereiche teilten sich 1988 folgendermaßen auf:

% Umsatz Gewinn
Rasierklingen, Rasierapparate 32 61
Toilettenartikel, Kosmetik 28 14
Schreib waren 11 9
Braun 23 13
Oral-B 6 3

Gillette verkaufte weltweit die meisten Schreibwaren (Füller, Kugelschreiber, Klebestifte, Korrekturflüssigkeit) und war einer der führenden Hersteller von Toilettenartikeln und Zahnbürsten auf vielen wichtigen internationalen Märkten. Ein branchenfremder Geschäftsbereich – Öl und Gas – wurde ausgegliedert. Braun brachte zwar auch andere Marken- Haushaltsgeräte auf den Markt, doch Hauptprodukt waren und blieben elektrische Rasierapparate. Zu den Toiletten- und Kosmetikartikeln gehörten Right Guard-Deodorants, Haar- und Hautpflegeprodukte, aber auch Rasiercremes und Aftershaves. Der Löwenanteil am Gewinn wurde also immer noch mit Produkten rund ums Rasieren erwirtschaftet.
In den 20er Jahren hatte sich Gillette in diesem Bereich die Führungsrolle erobert und über Jahrzehnte hinweg beibehalten – was nur wenigen Firmen im Konsumgüterbereich gelungen war. Die Kunden schätzten eine gute Rasur und wechselten Ihre Marke nur, wenn sie darin erhebliche Vorteile sahen. Durch stetige Weiterentwicklung seiner Grundprodukte baute Gillette hier vor. Auch die geringe „Investition“, die der Kauf eines neuen Rasierers erforderte, hielt die Kunden davon ab, auf andere Marken umzusteigen.

Steigert das Management den Unternehmenswert?
Colman Mockler und sein Team hatten das Unternehmen seit 1976 geleitet. Nach Ausgliederung branchenfremder Geschäftsfelder wie Öl und Gas blieben drei Schwerpunkte. Zunächst musste Gillette die Konkurrenz ausstechen durch kundenorientierte Produktinnovation; zweitens sollten Absatz und Marktanteile international gesteigert werden und drittens galt es, Betriebskapital, Investitionsausgaben und Gemeinkosten möglichst niedrig zu halten. Wie wir gleich sehen werden, wurden diese Ziele ausnahmslos erreicht. Warren Buffett sagte später über Mockler, er vereine Integrität, Mut und Bescheidenheit mit außergewöhnlichem Geschäftssinn.

Steigert das Unternehmen seinen Wert für die Aktionäre?
Hätte man 1978 $100 in Gillette-Aktien angelegt, wären daraus in zehn Jahren $828 geworden. Das entspricht einer Wertsteigerung von 24 Prozent Im Jahr beziehungsweise dem Doppelten des durchschnittlichen Wertes vergleichbarer Aktienindizes. Der Ertrag hatte in den 70er Jahren bei geringer Gewinnsteigerung und leichtem Anstieg der Anzahl der in Umlauf befindlichen Aktien stagniert. Die Gewinnsteigerung hatte über zwei Jahre hinweg leicht an Fahrt gewonnen, der Gewinn je Aktie ungleich stärker – eine Folge der aggressiven Rückkäufe eigener Aktien durch Gillette

Was danach Geschah mit Coca-Cola – Warren Buffett

Berkshire investierte noch ein weiteres Mal in Coca-Cola-Aktien, und zwar im Jahr 1994. Zu einem Durchschnittskurs von $166,7 je Aktie gingen noch einmal $275 Millionen über den Tisch. Die bestehende Beteiligung, die damals einen Wert von $4 Milliarden darstellte, wurde dadurch nur unwesentlich aufgestockt, doch das ist insofern außergewöhnlich, als Buffett hier eines der höchsten KGVs seiner Laufbahn in Kauf nahm. Um diese Transaktion aus der richtigen Perspektive zu betrachten, ist der aktuelle Stand der Dinge interessant.
Coca-Cola war auf Expansionskurs. Zwischen 1987 und 1995 wuchsen Umsatz, Netto-Gewinn und Nettogewinn je Aktie kontinuierlich um jeweils
11,3, 15,6 bzw. 19,5 Prozent. Die Columbia-Anteile wurden 1989 mit beträchtlichem Gewinn verkauft und das Unternehmen investierte auch weiterhin in Minderheitsbeteiligungen an Abfüllbetrieben zur Steigerung von deren Effizienz. An dieser Stelle bietet sich ein Vergleich der beiden Bilanzen an.

Bilanzen 1987-1995

$ Millionen 1987 1995 1987 1995
Anlagevermögen 1598 4336 Verbindlichkeiten netto (1234) (1503)
Beteiligungen 2802 2714 Nettoumlaufvermögen (17) (133)
Firmenwert 74 944 Sonstiges 0 (966)
Eigenkapital 3224 5392

Wie nach unserer Analyse der Zahlen für 1987 nicht anders zu erwarten, waren die Investitionsausgaben netto kontinuierlich angestiegen, jedoch effektiv etwas langsamer als der Gewinn (13,3 Prozent im Jahr). Bezieht man die Ausgliederung von Columbia sowie den kumulativen Firmenwert in die Rechnung ein, so sind die Beteiligungen an verbundenen Unternehmen immer noch gestiegen, doch im Vergleich zum Ertragsvolumen eher bescheiden. Bemerkenswert sind hier die Werte bei Umlaufvermögen und Verbindlichkeiten, die sich über acht Jahre hinweg kaum verändert haben. Der Eigenkapitalzuwachs betrug insgesamt $2,2 Milliarden in einem Zeitraum, in dem die Gewinne um $2 Milliarden pro Jahr gestiegen sind.
1995 wurde tatsächlich ein Gewinn von $3 Milliarden erzielt. Dieser stammt praktisch zu 100 Prozent aus dem Getränkeverkauf, zu 82 Prozent aus Märkten außerhalb der USA, wobei auch das Inlandsgeschäft zunahm. Das Unternehmen hatte zum Jahresende 459 Millionen Aktien für insgesamt $8,8 Milliarden zurückgekauft, die durchschnittliche Eigenkapitalrentabilität lag bei imposanten 55 Prozent.
Ende 1995 war Berkshire Hathaways Beteiligung bei einem Kaufpreis von $1,3 Milliarden im Wert auf $7,4 Milliarden gestiegen und hatte rund $400 Millionen an Bardividenden eingebracht. Durch die Aktienrückkäufe besaß Berkshire nun 8 Prozent des Unternehmens. Der Aktienkurs war zwar von 1987 bis 1995 ums 7,8fache gestiegen, der Gewinn je Aktie wohlgemerkt lediglich ums immer noch beachtliche 4,2fache. Der Aktienmarkt hatte das KGV, zu der Titel gekauft werden konnte, fast verdoppelt:
Unser gedankliches Experiment von vorhin – das internationale Geschäft beständig und rasch auszubauen bei verhältnismäßig geringem Eigenkapitalzuwachs – war in der Praxis geglückt, und das Wachstum setzte sich mit zunehmender Geschwindigkeit fort.

Was danach Geschah mit Coca-Cola - Warren Buffett7

1994 war Buffett bereit gewesen, zu einem historischen KGV von 24,8 für 1993 zu investieren. Die Ergebnisse des ersten Halbjahres von 1994 überzeugten ihn, dass die Erträge im laufenden Jahr um mehr als 20 Prozent steigen und das KGV effektiv auf 20,7 drücken würden. Damit zahlte er immer noch mehr als er normalerweise für eine Stammaktie ausgab, und auf jeden Fall deutlich mehr als das prognostizierte KGV von 15, das er
zuvor angesetzt hatte. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen. Zum einen kannte er das Unternehmen und hatte mittlerweile Vertrauen in die Geschäftsleitung. Unser gedankliches Experiment von vorhin – das internationale Geschäft beständig und rasch auszubauen bei verhältnismäßig geringem Eigenkapitalzuwachs – war in der Praxis geglückt, und das Wachstum setzte sich mit zunehmender Geschwindigkeit fort. Bei einer potenziell steigenden Eigenkapitalrentabilität von bereits über 50 Prozent bot ein KGV von 20 immer noch eine befriedigende Sicherheitsmarge. (Gewinn 1993 $2,2 Milliarden x (50% EKR/(10% Diskontsatz)2)=$110 Milliarden bzw. $262 je Aktie. Es waren mehrere Aktiensplits erfolgt, doch Buffett hatte den Gegenwert von $167 je Aktie gezahlt.
Im Jahresbericht von Coca-Cola wurde viel Platz dem Nachweis gewidmet, dass das richtige Wachstum erst noch bevorstand. Das optimistischste Ziel formuliert folgendes Frage-und-Antwort-Spiel im Bericht von 1995: „Welcher unserer Absatzmärkte ist am wenigsten erschlossen? Der menschliche Körper. Auf die allermeisten Dinge kann der Mensch einen Tag lang problemlos verzichten. Doch jeder der 5,7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten muss täglich etwa 1,8 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Und weniger als 0,05 Liter davon bezieht er von uns.“
Ende 1997 war der Gewinn auf $4,1 Milliarden angewachsen. Berkshires Anteil hatte einen Wert von $13,3 Milliarden – die ausbezahlten Bardividenden nicht eingerechnet.

Das optimistischste Ziel formuliert folgendes Frage-und-Antwort-Spiel im Bericht von 1995: „Welcher unserer Absatzmärkte ist am wenigsten erschlossen? Der menschliche Körper. Auf die allermeisten Dinge kann der Mensch einen Tag lang problemlos verzichten. Doch jeder der 5,7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten muss täglich etwa 1,8 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Und weniger als 0,05 Liter da von bezieht er von uns. “

Übungen
Wie sähe die Wertentwicklung bei Coca-Cola aus, wenn das Unternehmen auch Abfüllung und Vertrieb übernähme?

1 Ziehen Sie dafür den Zeitraum von 1985 bis 1987 heran. Nehmen Sie an, die neuen Geschäftsbereiche erfordern noch einmal so viel Eigenkapital, bringen jedoch nur 10 Prozent Rendite. Berechnen Sie die neue EKR bei gleicher Gewinnsteigerung.
2 Ermitteln Sie den inneren Wert.
3 Welche Auswirkungen hätten sich auf Ihre Investmententscheidung für 1988 ergeben? Zu welchem Kurs wären Sie eingestiegen?
Weitere Fragen zur Diskussion
4 Wie sähen EKR/IP aus, wenn sich Gewinn und Eigenkapital weiter mit den den vorangegangenen Fragen zu Grunde gelegten Raten entwickelten?
5 Wie würden sich EKR/IP verändern, wenn sich die Gewinnsteigerungsrate durch die geringere Rendite des Abfüllgeschäftes verlangsamte?

Was Buffett Unternahm für Coca-Cola

Was Buffett Unternahm für Coca-Cola6

Im Sommer 1988 begann Berkshire Hathaway, Coca-Cola-Aktien zu kaufen. Am Jahresende hielt Berkshire 14 172 500 Aktien zu einem Durchschnittskurs von $41,81. Die Gesamtkosten lagen bei $592,54 Millionen. Der Gewinn je Aktie hatte für 1987 $2,42 betragen. Die Ergebnisse der ersten beiden Quartale des Jahres 1988 versprachen für 1988 einen Zuwachs von rund 16 Prozent auf $2,81 je Aktie. Buffetts Kaufpreis lag also zwischen einem KGV von 14,9 und 17,3.
1988 sollte sich als weiteres Ausnahmejahr für Coca-Cola erweisen. Umsatz und Betriebsergebnis waren um 8,9 Prozent bzw. 17,5 Prozent gestiegen, nachdem das Volumen des internationalen Erfrischungsgetränkemarktes deutlich zugenommen hatte. Der ausgewiesene Gewinn je Aktie lag mit $2,85 um 18 Prozent über dem Vorjahreswert und erreichte vor Abzug der außerordentlichen Posten wohl Bereiche um $2,95. Buffetts KGV für die ersten Käufe betrug effektiv knapp 14. Coca-Cola gab 1988 $759 Millionen aus, um eigene Aktien zurückzukaufen. Dafür und zur Ausschüttung von Dividenden wurde erneut der gesamte generierte Cashflow aufgewendet. Das Eigenkapital fiel auf $3045 Millionen, die EKR kletterte auf schwindelerregende 34,5 Prozent.

1989 legte Berkshire Hathaway weitere $491 Millionen in 9 177 500 Coca- Cola-Aktien an – zu einem Durchschnittskurs von $53,5. Wieder deuteten die Zahlen fürs erste Halbjahr auf ein Superjahr mit einer Steigerung des Gewinns je Aktie um 22 Prozent auf $3,49. Das KGV für die 1989 erworbenen Aktien lag damit zwischen 15,3 und 18,1

Die persönliche Verbindung beim Fall Coca Cola – Warren Buffett

•Im zarten Alter von sechs Jahren, bei seinem ersten Ausflug in die Welt der Wirtschaft, begann Warren Buffetts persönliche Beziehung zu Coca-Cola. Im Urlaub mit seinen Eltern kaufte er sechs Flaschen Coca-Cola für 25 Cents und verkaufte sie für 5 Cent die Flasche an andere Urlauber.
•Er ist passionierter Cherry Coke-Trinker – sein Konsum wird auf fünf Flaschen pro Tag geschätzt.
•Don Keough war in Omaha sein Nachbar gewesen. Keough soll ihn auch von seiner langjährigen Vorliebe für Pepsi 1985 zu Coca-Cola bekehrt haben.

Informationsquellen
1988 war Coca-Cola bereits seit mehr als fünfzig Jahren auf dem Markt vertreten. Zahllose unabhängige Finanzanalysen und Marketing-Studien lagen vor, doch alles, was Buffett brauchte, fand er Im Jahresbericht des Unternehmens. Neben den üblichen finanzwirtschaftlichen Zahlen enthielt der Bericht Folgendes:
•Coca-Cola hat „in allererste Linie Erfrischungsgetränke vertrieben“. Das Betriebsergebnis stammte zu 95 Prozent aus dieser Quelle.
•Die Erfrischungsgetränkebranche zeichnete sich aus durch „starken Umsatzzuwachs, hohe Umsatzrendite, kräftigen Cashflow, geringen Kapitalbedarf und hohe Kapitalrendite“. Nach Buffetts Definition war das eine Branche mit Rückenwind. Und die Fähigkeit, bei geringer Reinvestitionsquote und steigenden Gewinnen in großem Umfang liquide Mittel zu generieren, war eine ausgesprochen reizvolle Kombination.
•Die Erfrischungsgetränkebranche war die größte der Welt. Coca-Cola nahm für sich in Anspruch, über das beste Vertriebssystem und die erfolgreichsten Marken zu verfügen, während die mit Produktion und Abfüllung verbundenen Kosten auf den meisten seiner 155 nationalen Märkte am niedrigsten lagen.
•Später schrieb Buffett, dass Ihn nicht nur die ungewöhnliche Mischung von Marketing- und Finanzkompetenz beim Management angezogen
habe, sondern vor allem die Erkenntnis, dass „der Umsatz in Übersee förmlich explodierte“.

Umsatz Erfrischungsgetränke Mio. $, per Dezember USA International Zuwachs international(%)
1985 1865 2677
1986 2016 3629 36
1987 2120 4109 13

Ein tabellarischer Vergleich des Konsums von Coca-Cola mit den Produkten anderer Hersteller für bestimmte Länder käme einer Provokation gleich. (Hier die berichtigten Zahlen zum Bericht für 1988, der noch deutlichere Werte enthält:

Land Pro-Kopf-Verbrauch (in 225 ml-Portlonen)
USA 227
Mexiko 197
Australien 155
Norwegen 161
Kanada 163
Deutschland 143
Argentinien 155
Spanien 103
Kolumbien 107
Philippinen 79
Brasilien 90
Italien 68
Großbritannien 66
Korea 44
Japan 47
Frankreich 27
Thailand 25
Taiwan 17
Indonesien 3
China 0,3

Um einen ungefähren Eindruck vom Potenzial von Coca-Cola zu erhalten, bietet sich ein kleines Gedankenspiel an. In den USA leben 250 Millionen Menschen, in den übrigen Ländern der Erde 4750 Millionen. Unter Berücksichtigung regionaler Geschmacksunterschiede, starker einheimischer Konkurrenz, politischer Hemmnisse etc. Ist durchaus vorstellbar, dass Coca-Cola den Pro-Kopf-Konsum außerhalb der Vereinigten Staaten In zehn Jahren auf, sagen wir, die Hälfte des US-Niveaus steigern kann. Bei konstanten Preisen würde der internationale Umsatz von 1987 – $4109 Millionen – auf $20140 Millionen klettern.

Die persönliche Verbindung beim Fall Coca Cola - Warren Buffett 2

1987 lag die Umsatzrendite bei Erfrischungsgetränken bei 27 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Kostendegression ergibt sich daraus unter der Voraussetzung, dass das Wachstum komplett innenfinanziert Ist, ein projizierter Gewinn vor Steuern von $5438 Mio bzw. ein Reingewinn von schätzungsweise $3533 Mio (bei der entsprechenden steuerlichen Gesamtbelastung). Ein Langläufer am Rentenmarkt hätte 1987 9 Prozent Rendite gebracht. Nehmen wir an, Coca-Cola könnte den Preis für seine Produkte jedes Jahr um die damals aktuelle Inflationsrate von 3 Prozent erhöhen, können wir den projizierten Reingewinn um 6 Prozent Im Jahr diskontieren. $3533 Mio in zehn Jahren entsprechen einem aktuellen Wert von $1973 Mio, ungefähr das Dreifache des Unternehmensgewinns von 1987.
Niemand kann die Zukunft so genau Vorhersagen, doch es sind solche Überlegungen, die Buffett wohl bei der Lektüre des Jahresberichtes angestellt hat.