Was bedeutet eigentlich eine Option

Handel auf Termin Um Optionen besser zu verstehen, wollen wir uns zunächst etwas näher mit Termingeschäften befassen, denn Optionen sind Termingeschäfte. Vereinbart ein Anleger heute mit seiner Bank, dass er in einem halben Jahr 100 DaimlerChrysler-Aktien zum Kurs von 60 Euro pro Stück kaufen wird, liegt ein Termingeschäft vor. Die Vertragsbedingungen — Gegenstand (100 Aktien) und Preis {60 Euro/Aktie) – werden jetzt fixiert, erfüllt (geliefert und bezahlt) wird aber erst in Zukunft. Der Anleger hat Aktien wie man sagt auf Termin gekauft, die Bank hingegen verkauft. In der Praxis kommen Termingeschäfte in zwei Varianten vor. Verpflichten sich beide Vertragspartner – also sowohl Käufer als auch Verkäufer – dazu, auf jeden Fall – man könnte auch sagen unbedingt – zu erfüllen, spricht man von einem unbedingten Termingeschäft. Der Bankkunde muss in einem halben Jahr 100 DaimlerChrysler-Aktien abnehmen und 60 Euro pro Papier bezahlen, unabhängig davon, wo der Preis der Aktie dann tatsächlich steht. Die Bank ist verpflichtet, Aktien für 60 Euro zu liefern, auch wenn ihr Börsenkurs in der Zukunft höher oder niedriger ist. Der Kunde besitzt damit die Sicherheit, nicht mehr als 60 Euro für die Aktien zahlen zu müssen, während die Bank die Gewissheit hat, dass sie für die Papiere nicht weniger als 60 Euro einnehmen wird. Allerdings geben beide Seiten damit auch die Chance auf, von einer günstigen Kursentwicklung zu profitieren. Sinkt der Aktienkurs in Zukunft, stellt sich das Termingeschäft für den Bankkunden als unvorteilhaft heraus. Er könnte ohne Termingeschäft preiswerter an die Papiere gelangen. Umgekehrt die Situation für die Bank Steigt der Börsenkurs, bekommt sie trotzdem nur 60 Euro. Doch es gibt auch die Möglichkeit, dem Käufer ein Wahlrecht einzuräumen, das ihm gestattet, das Geschäft in der Zukunft zu den vorab festgelegten Bedingungen wahrzunehmen oder darauf zu verzichten. Wie er sich entscheiden wird, ist abhängig – man kann auch sagen wird bedingt – durch den Preis in der Zukunft. Deshalb nennt man derartige Geschäfte bedingte Termingeschäfte oder Optionen. Die Bezeichnung kommt von der lateinischen Vokabel optio, was so viel bedeutet wie freier Wille. Daran lässt sich die wichtigste Eigenschaft bereits gut erkennen. Optionen sind Rechte, die in Zukunft ausgeübt werden können, aber nicht unbedingt in Anspruch genommen werden müssen. Der Inhaber hat eine Wahlmöglichkeit, nicht jedoch eine Erfüllungspflicht.

Optionen sind Wahlrechte
Kehren wir nach einmal, zu unserem Ausgangsbeispiel zurück. Der Kunde vereinbart mit seiner Bank, dass er in einem halben Jahr Daimler ChrysIer-Aktien zum Kurs von 60 Euro kauft. Dieses unbedingte Termingeschäft lässt sich leicht so abwandeln, dass eine Option entsteht. Man ersetzt einfach kauft durch kaufen darf. Der Vertrag zwischen Bank und Kunde sieht nun vor, dass der Kunde in sechs Monaten DaimlerChrysler-Aktien für 60 Euro kaufen kann, wenn er will, er muss es aber nicht. Der Anleger hat ein Kaufrecht erlangt. Vorteilhaft ist die Ausübung dann, wenn der Aktienkurs in einem halben Jahr den vereinbarten Kaufpreis überschreitet, denn der Anleger kann die Aktie in diesem Fall preiswerter bei der Bank erhalten als direkt an der Börse. Sollte der Kurs dagegen niedriger sein als 60 Euro, kann der Anleger sein Recht einfach verfallen lassen und die Aktie günstiger direkt kaufen. Man sieht, dass der Anleger mit der Option viel flexibler auf die jeweilige Börsensituation reagieren kann als mit einem unbedingten Termingeschäft.

Wer Optionen haben will, muss einen Preis dafür zahlen Vereinbart die Bank mit dem Kunden ein unbedingtes Termingeschäft, hat jede Seite Gewinnchancen und Verlustrisiken. Steigt in Zukunft der Börsenkurs der Aktie, profitiert der Käufer, die Bank hat dagegen Verluste. Sinkt umgekehrt der Kurs, macht der Käufer Verlust, während die Bank profitiert, Chancen und Risiken sind bei beiden Parteien gleichermaßen stark ausgeprägt. Was der eine gewinnt (verliert) ist der Verlust (Gewinn) des jeweils anderen. Man spricht daher auch von symmetrischem Gewinn- und Verlustverlauf oder bei unbedingten Termingeschäften allgemeiner von symmetrischen Finanzprodukten. Bei Optionen ist die Situation dagegen anders: Der Käufer nimmt sein Wahlrecht nur dann ln Anspruch, wenn es für ihn von Vorteil ist. In allen anderen Fällen lässt er die Option verfallen. Er kann also Gewinnchancen nutzen, Verluste dagegen vermeiden. Finanzprodukte, deren Gewinne und Verluste dermaßen ungleich verteilt sind, bezeichnet man auch als asymmetrische Instrumente. Natürlich wäre niemand bereit, ein Optionsrecht einfach so einzuräumen. Aufgrund der ungleichen Chance-Risiko-Situation verlangt die Verkäuferseite vom Käufer beim Geschäftsabschluss einen Preis, die sogenannte Optionsprämie. Diese könnte im Falle des DaimlerChrysler-Beispiels bei 5 Euro liegen. Der Kunde zahlt diesen Preis und erhält damit das Recht (nicht die Pflicht), in sechs Monaten eine DaimlerChrysler-Aktie zum Preis von 60 Euro zu kaufen. Die Bank muss abwarten, wie sich der Anleger entscheidet. Man könnte auch sagen, dass die Bank gezwungen ist, stillzuhalten. Deshalb nennt man den Verkäufer der Option auch Stillhalter, häufig wird auch die Bezeichnung Schreiber verwendet.

Kauf- und Verkaufsoptionen
Eine Option muss sich nicht unbedingt auf Aktien beziehen. Wir werden später noch sehen, dass im Prinzip jedes Objekt verwendet werden kann. Ebenso können Optionen nicht nur Kauffechte beinhalten, sondern auch die Möglichkeit, zum Beispiel eine Aktie zu einem vorher festgelegten Preis zu verkaufen. Deshalb unterscheidet man Kauf- und Verkaufsoptionen. In der Praxis werden in vielen Fällen die englischsprachigen Begriffe Call (= Kaufoption) und Put (= Verkaufsoption) verwendet.

Wann profitiert der Käufer, wann der Schreiber
Der Käufer eines Aktien-Calls profitiert von steigenden Aktienkursen, da ihm die Option das Recht gibt, zu einem vorab vereinbarten (geringeren) Preis zu kaufen. Betrachten wir einen Call, der seinem Inhaber das Recht gibt, in einem Jahr eine Aktie der Metro AG zum Preis von 40 Euro zu kaufen. Für diese Option verlangt eine Bank 5 Euro vom Käufer. Der Inhaber wird sein Recht in einem Jahr nur dann ausüben, wenn der Börsenkurs die Schwelle von 40 Euro überschreitet. Denn in dem Fall kann er eine Metro-Aktie, die vielleicht tatsächlich 55 Euro wert ist, zum vorab festgelegten Preis von 40 Euro beziehen – seine Ersparnis – 15 Euro. Zieht man die am Anfang gezahlte Prämie ab, bleibt noch ein Gewinn von 10 Euro übrig. Liegt der Kurs hingegen unterhalb von 40 Euro, ist eine Ausübung sinnlos. Jetzt ist es vorteilhafter, das Recht verfallen zu lassen, da die Aktie preiswerter direkt bezogen werden kann. Die Option wurde vergeblich gekauft und die bezahlte Prämie muss als Verlust verbucht werden. Beim Call-Schreiber ergibt sich ein anderes Bild. Für ihn rentiert sich der Verkauf auf jeden Fall, wenn der Inhaber auf eine Ausübung verzichtet – anders formuliert: wenn der Börsenkurs der Metro-Aktie den vorab festgelegten Preis – man nennt diesen auch Basispreis (englisch: Strike Price oder kurz Strike) – nicht überschreitet. Dann kommt der Stillhalter ohne Gegenleistung aus und die volle Prämie wird als Gewinn verbucht. Aber selbst bei einer Optionsausübung kann für den Stillhalter noch etwas übrigbleiben. Und zwar dann, wenn die Differenz zwischen Börsenkurs und Strike kleiner ist als die vereinnahmte Optionsprämie. Notiert die Metro-Aktie exakt bei 45 Euro, muss der Stillhalter das Papier für 40 Euro abgeben und die zuvor erhaltene Optionsprämie (5 Euro) ist aufgezehrt. Kurse oberhalb von 45 Euro bringen dem Stillhalter schließlich Verluste, da er die Aktie sozusagen unter Wert verkaufen muss. Notiert sie an der Börse beispielshalber zum Kurs von 52 Euro, bekommt der Schreiber vom Call- Besitzer lediglich 40 Euro. Zieht man die erhaltene Prämie ab, bleibt ein Verlust von 7 Euro (12 minus 5). Wir können festhalten, dass sich das Schreiben eines Aktien-Calls lohnt, wenn der Aktienkurs in Zukunft

  • sinkt,
  • unverändert bleibt oder lediglich
  • leicht ansteigt.

Welchen Gewinn Käufer bzw. Stillhalter mit Metro-Calls aus dem Beispiel erzielen, wenn sie ihre Position bis zum Verfalltag aufrechterhalten, lässt sich sehr gut anhand von Gewinn- und Verlustdiagrammen veranschaulichen. Da der Verlauf der Profile an einen Hockey-Schläger (englisch: Hockeystick) erinnert, bezeichnet man sie auch als Hockeystick-Diagramme.

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Die Frage, in welcher Weise Käufer und Schreiber von der Preisentwicklung in der Zukunft profitieren, stellt sich natürlich auch bei Verkaufsoptionen. Zur Veranschaulichung ziehen wir einen Put heran, dessen Details mit unserem Call von oben übereinstimmen. Sinkt der Börsenkurs weit genug unter den Basispreis (40 Euro), ist das Geschäft für den Käufer lukrativ. Hat die Metro-Aktie zum Beispiel einen Wert von 30 Euro, kann er sich das Papier an der Börse kaufen und im Zuge der Optionsausübung umgehend für 40 Euro an den Stillhalter weiterreichen. Berücksichtigt man die bezahlte Prämie (5 Euro), bleibt ein Gewinn von fünf Euro übrig. Puts sind also gut geeignet zur Spekulation auf sinkende Börsenkurse. Für den Stillhalter ist das Geschäft lukrativ, wenn der Inhaber die Option verfallen lässt, also bei Börsenkursen über 40 Euro. Doch auch bei Kursen, die darunter liegen, kann der Verkäufer noch Vorteile haben. Erst bei einem Metro-Kurs von 35 Euro ist die vereinnahmte Prämie vollständig aufgebraucht und der Stillhalter kommt in die Verlustzone. Fassen wir zusammen: Der Verkauf von Puts lohnt sich, wenn der Aktienpreis in Zukunft

  • steigt,
  • unverändert bleibt oder
  • nur geringfügig sinkt.

Was bedeutet eigentlich eine Option 2

Die Hockeystick-Diagramme beim Put sind im Schaubild auf der vorherigen Seite dargestellt. Man sieht, dass der Maximalgewinn (-Verlust) für den Käufer (Stillhalter) begrenzt ist. Bei Calls bestehen hingegen theoretisch unbeschränkte Gewinnmöglichkeiten für den Käufer bzw. Verlustmöglichkeiten für den Verkäufer.

Optionen sind Derivate
Wir werden in einem der kommenden Buchkapitel sehen, dass sich der Preis einer Option oder allgemeiner eines Termingeschäfts nicht unabhängig bildet. Er leitet sich vielmehr aus dem Objekt ab, das dem Geschäft zugrunde liegt. Der Wert einer Aktienoption ist zum Beispiel abhängig vom Börsenkurs der Aktie und von deren Kursschwankungen. Für den Begriff ableiten existiert im Lateinischen das Wort Derivate, deshalb bezeichnet man Termingeschäfte auch als Derivate. Das Gegenstück sind Kassaprodukte. Hierunter fallen etwa normale Aktien, Anleihen oder Devisen.

Derivate sind ins Gerede gekommen
Geschäfte mit Derivaten haben in den vergangenen Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Einer der spektakulärsten Fälle war wohl der Zusammenbruch der Barings Bank: Der Fall ging 1995 weltweit durch alle Medien. Ein Händler der Bank namens Nick Leeson trieb das angesehene Institut in den Ruin und brachte zeitweilig sogar Asiens Börsen in Bedrängnis. Was war geschehen? Leeson war Händler in Singapore an der dortigen Terminbörse SIMEX (Singapore International Monetary Exchange). Aufgrund unzureichender interner Kontrollen konnte er Termingeschäfte auf den japanischen Nikkei-Index und japanische Staatsanleihen in einer Größenordnung abschließen, die eigentlich gar nicht erlaubt war. Er war unter anderem Stillhalter von Nikkei Call- und Put-Optionen (geschätztes zugrunde liegendes Volumen: knapp 7 Milliarden US-Dollar). Leeson verkaufte Calls und Puts, deren Basispreise und Laufzeiten identisch waren. Solche Geschäfte bringen Gewinn, wenn die Optionen am Ende wertlos verfallen, der Nikkei sich weder stark nach oben noch nach unten bewegt und mehr oder weniger nah am Basispreis notiert. Doch Mitte Januar 1995 erschütterte ein Erdbeben das Land. Als Folge davon verloren japanische Aktien und mit ihnen natürlich auch der japanische Aktienindex stetig an Wert. Dies wurde Leeson zum Verhängnis. Denn wenn die Aktienkurse sinken, werden Put-Optionen für ihre Besitzer attraktiver, für den Stillhalter hingegen immer mehr zum Verlustgeschäft. So war es auch im Fall Leeson. Die geschriebenen Put- Optionen verloren deutlich an Wert und die Terminbörse verlangte aus Sicherheitsgründen, dass die bereits aufgelaufenen Verluste von der Bank ausgeglichen werden. Die enorm hohen Nachschusspflichten verursachten letztlich den Ruin der Bank.

Optionskennzahlen – einfach und schnell im Internet

Vor dem Kauf über Chancen und Risiken informieren
Welche Chancen und Risiken eine Option beinhaltet, ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren. Eine wichtige Rolle spielt die Restlaufzeit ebenso wie der Zustand der Option und natürlich das Underlying. Um Anlegern die Kaufentscheidung zu erleichtern, sind im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Kennzahlen entwickelt worden. Doch längst nicht alle haben sich bewährt. Viele Kennzahlen besitzen – obwohl sie in der Praxis regelmäßig verwendet werden — kaum Aussagekraft. Diese Ziffern werden häufig zur Gruppe der einfachen oder auch statischen Kennwerte zusammengefasst, Als Entscheidungsgrundlage besser geeignet sind dagegen moderne Kennzahlen. Wir werden diese im übernächsten Abschnitt besprachen. Vorab noch ein Wort zur Berechnung: Vielen Anlegern graut es davor, die Kennzahlen eigenhändig zu berechnen. Doch diese Furcht ist unbegründet. Denn niemand ist gezwungen, solche Werte selbst auszurechnen. Ohnehin ist die Interpretation der Kennwerte viel interessanter als der Rechenweg. Für den Anleger ist es wichtig zu wissen, welche Schlüsse er aus den Kennzahlen ziehen kann. Inzwischen kann man diese Werte im Internet für jeden an der Börse gehandelten Optionsschein finden. Abrufbar sind die Kennzahlen auf der Web-Site der meisten Direktbanken. Wir wollen die Optionskennzahlen an einem durchgängigen Fallbeispiel erklären und haben uns für einen Call-Warrant der Dresdner Bank entschieden (WKN 744 455), der auf Adidas-Salomon basiert. Dessen genaue Ausstattungsmerkmale sind im Internet bei OnVista abrufbar. Die Kennzahlen für diese Option findet man ebenfalls auf derselben Internet-Seite.

Einfache Kennziffern
Beginnen wir mit dem Aufgeld – auch Agio genannt. Diese Kennziffer zeigt an, wie stark sich der Preis des Underlyings in die richtige Richtung verändern muss, damit die Option am Laufzeitende die Gewinnschwelle erreicht hat. Am Agio lässt sich in bestimmten Fällen ablesen, welchen Vor- bzw. Nachteil die Ausübung einer Option im Vergleich zum direkten Kauf (Verkauf) des Underlyings hat. Wie wir später noch sehen werden, hängt das Agio eng mit dem Zeitwert zusammen. Man kann das Agio als Absolutwert angeben oder, was in der Praxis häufiger der Fall ist, als Prozentzahl. Am Beispiel des Dresdner Bank- Optionsscheins wollen wir demonstrieren, wie man den Wert berechnet und interpretiert. Als Optionspreis verwenden wir den Mittelkurs (Durchschnitt aus Geld- und Briefkurs), also 13,20 Euro. Wir gehen strikt nach der Formel vor und berechnen ein Aufgeld von 11,65 Euro. Der Wert ist — in diesem Beispielfall – identisch mit der Zeitprämie (Optionspreis minus Innerer Wert). Man kann am Agio erkennen, dass eine Adidas-Salomon-Aktie bis zur Fälligkeit der Option um 11,65 Euro steigen muss – ihr Börsenkurs läge dann bei 68,20 Euro damit ein Anleger weder Gewinn noch Verlust erzielt.

Agio beim Put – Basispreis + [Optionspreis Bezugsverhältnis] -Kurs des Underlyings Außerdem ist sichtbar, wie unvorteilhaft der Kauf der Aktie über den Call im Vergleich zum Direktkauf ist. Dies gilt unabhängig davon, ob wir die Option bereits besitzen und ausüben (Szenario I) oder sie erst noch erwerben müssen und dann ausüben (Szenario 2), Haben wir den Call bereits im Besitz, könnten wir ihn ausüben und eine Aktie für 55 Euro kaufen. Möglich wäre auch ein Weiterverkauf des Calls und ein direkter Aktienkauf an der Börse. Die Aufwendungen lägen dann bei 43,35 Euro. Also ist der Weiterverkauf eindeutig die bessere Lösung.

Ausübung des Warrants
Kauf der Aktie zum Strike -55 Euro
Summe -55 Euro

 

Weiterverkauf des Warrants
Weiterverkauf
des Warrants +13,20 Euro
Direktkauf der Aktie -56,55 Euro
Summe -43,35 Euro

Nun zum zweiten Szenario: Da wir die Option nicht besitzen, müssen wir zunächst eine kaufen, um sie anschließend auszuüben. Alternativ könnten wir die Aktie direkt kaufen und uns den Umweg über den Call sparen. Auch hier bringt die Ausübung der Option wieder einen Nachteil von 11,65 Euro. Warum man eine Option nicht vorzeitig ausüben sollte, beschreiben wir weiter hinten.

Direktkauf der Aktie
Direktkauf der Aktie -56,55 Euro
Summe -56,55 Euro

 

Kauf und Ausübung des Warrants
Kauf des Warrants -13,20 Euro
Kauf der Aktie
zum Strike -55,00 Euro
Summe -68,20 Euro

Zeitwert und Agio sind nur dann identisch, wenn die Option am Geld oder im Geld notiert. Handelt es sich dagegen um eine Out-of- the-Option, sind beide unterschiedlich hoch. Das Agio als Absolutwert ist nur einen direkten Vergleich unterschiedlicher Optionen nicht geeignet. Daher setzt man den Wert (11,65 Euro) ins Verhältnis zum Kurs des Underlyings (56,55 Euro). Das Ergebnis ist das relative Agio. Es beträgt für unseren Call 20,59 Prozent. Bis zum Laufzeitende muss der Aktienkurs mindestens um 20,59 Prozent ansteigen, damit die Gewinnzone erreicht wird. Anders ausgedrückt: Kauft man die Aktie über den Call ist der Anschaffungspreis um 20,59 Prozent höher als beim Direktkauf an der Börse. Das Agio hängt von mehreren Faktoren ab. Sein Wert ist umso größer, je weiter eine Option aus dem Geld liegt, je länger die Option noch läuft und je höher die implizite Volatilität ist. Optionen mit geringem Aufgeld gelten als attraktiv und werden zum Kauf empfohlen, da die Gewinnschwelle niedrig ist. Doch Anleger, die sich nur daran orientieren, können zu Fehlschlüssen kommen. Da der Wert des Aufgelds abhängig ist vom Strike und Preis des Underlyings sowie von der Restlaufzeit und Volatilität, sollte man diese Faktoren stets mit einbeziehen. Nur bei identisch ausgestatteten Scheinen ist eine direkte Gegenüberstellung auf Basis des Agios sinnvoll. Um Scheine mit unterschiedlichen Restlaufzeiten vergleichen zu können, wird das Aufgeld so umgerechnet, dass es sich auf ein Jahr bezieht. Man spricht auch von Annualisierung. Agios in annualisierter Form werden mit dem Zusatz p.a. (per annum) versehen und nach folgender Formel berechnet: Annuahsiertes Aufgeld (in %) = [Aufgeld (in %) / Restlaufzeit (in Tagen)]*360 Unser Aktiencall (Restlaufzeit: knapp eineinhalb Jahre) hat dann ein Aufgeld von 13,96 Prozent p.a. Zwar wird die Restlaufzeit berücksichtigt, implizite Volatilität, Underlyingkurs und Basispreis werden beim annualisierten Aufgeld aber nicht mit einbezogen. Deshalb ist auch diese Kennzahl allein nicht als Entscheidungsgrundlage geeignet. Nicht jede Option notiert mit einem Agio. In der Praxis trifft man auch auf Optionen mit Abgeld (Disagio), man sagt auch negative Zeitprämie. Ein Disagio hat zu bedeuten, dass der Preis einer Option geringer ist als ihr Innerer Wert. So etwas kommt öfter bei europäischen Optionen vor, die sehr tief im Geld notieren und deswegen einen hohen Inneren Wert haben. Dieser hohe Wert ist aber nicht sofort realisierbar, da die Option erst am Ende ihrer Laufzeit ausgeübt werden kann. Ist damit zu rechnen, dass sich der Preis des Underlyings bis zum Verfalltag wieder auf den Basispreis zubewegt, ist kaum jemand bereit, eine Zeitprämie zu entrichten. Im Gegenteil! Da die Gefahr besteht, an Innerem Wert zu verlieren, ist oftmals kaum einer gewillt, überhaupt den vollen Inneren Wert zu bezahlen. So kommt es dann zu einem Abgeld. Auch bei amerikanischen Optionen, die sehr weit im Geld hegen, beobachtet man manchmal Disagios, obwohl man die Optionen ausüben kann. Doch eine Ausübung ist mit Transaktionskosten (Bankgebühren) verbunden, die höher sein können als das Abgeld. Zn beobachten sind Disagios auch dann, wenn der Option eine Aktie zugrunde liegt und Dividendenzahlungen bevorstehen. Eine Kennzahl, an der sich ablesen lässt, welchen Zustand eine Option bat, ist die Moneyness. Sie zeigt dem Anleger, wie weit die Option im Geld, am Geld bzw. aus dem Geld notiert. Liegt die Moneyness über 1, ist die Option im Geld. Bei Werten unter 1, besitzt sie keinen Inneren Wert (out-of-the-money). Sind Börsenkurs und Basispreis deckungsgleich (at-the-money), weist die Moneyness einen Wert von genau 1 auf.

Berechnung der Moneyness [Call)
Aktueller Kurs des Underlyings / Basispreis Unser Dresdner Bank-Call liegt im Geld und hat eine Moneyness von 1,03 (56,55 geteilt durch 55). Gelegentlich findet man die Moneyness auch als Prozentangabe. Für den Call ergeben sich dann 103 Prozent. Je weiter der Wert über 100 Prozent liegt, umso tiefer notiert die Option im Geld. Umgekehrt gilt, dass das Produkt umso weiter aus dem Geld liegt, je mehr die Marke von 100 Prozent unterschritten wird.

Berechnung der Moneyness (Put) Basispreis / Aktueller Kurs des Underlyings Der Kauf einer Option ist erst dann vorteilhaft — vorausgesetzt man hält sie bis zum Ende wenn sich der Preis des Underlyings am Verfalltag weit genug vom Strike entfernt hat. Der Preis, bei dem der Anleger weder Gewinn noch Verlust macht, ist die (einfache) Gewinnschwelle, auch Break-Even-Kurs oder schlicht Break-Even genannt. Damit dieser Punkt erreicht wird, muss die Option am Laufzeitende einen Inneren Wert haben, der so hoch ist wie der Kaufpreis der Option. Einfacher Break-Even (Call) Basispreis + [Optionspreis / Bezugsverhältnis] oder alternativ Kurs des Underlyings + Aufgeld (in Euro) Am Break-Even lässt sich erkennen, welche Preisbewegung das Basisgut bis zum Verfalltermin mindestens machen muss, damit der Optionskauf nicht mit einem Verlust endet. Der Anleger muss dann beurteilen, ob er eine solche Entwicklung für realistisch hält. Unser Adidas-Salomon-Call hat einen Break-Even-Kurs von 68,19 Euro. Wohlgemerkt: Bei dieser Indexänderung hat der Anleger noch keinen Gewinn erzielt, sondern Lediglich seinen Kapitaleinsatz zurückerhalten.

Einfacher Break-Even (Put)
Basispreis -[Optionspreis Bezugsverhältnis] oder alternativ Kurs des Underlyings -Aufgeld (in Euro) Oft fragen sich Anleger, wie weit der Aktienkurs ansteigen muss, um mit der Option eine höhere Rendite zu erzielen als mit der Aktie selbst. Diese Schwelle bezeichnet man auch als vergleichenden Break-Even oder Ertragsgleichheit. Bedeutung hat sie lediglich für Calls, da die Alternative zur Kaufoption der direkte Aktienkauf ist. Bei Put-Optionen wäre hingegen ein Leerverkauf die Alternative. Da diese Geschäfte bislang für Privatanleger nicht möglich sind, ist der vergleichende Break-Even hier bedeutungslos. Auf der Internet-Seite von OnVista wird ein Wert von 27,72 % angezeigt. Die Adidas-Salomon-Aktie muss demnach einen Kurszuwachs um mehr als 27,72 % verbuchen, damit der Optionsschein einen höheren Ertrag abwirft als ein Kauf der Aktie. Der vergleichende Break-Even ist in jedem Fall größer als der einfache Break-Even. Beide Kennzahlen haben einen umso höheren Wert, je weiter der Warrant aus dem Geld notiert, je länger seine Restlaufzeit und je höher die implizite Volatilität ist. Die Gewinnschwellen sind darauf ausgerichtet, dass ein Warrant bis zum Laufzeitende gehalten wird. In Wirklichkeit verkaufen die meisten Anleger ihre Optionen (Optionsscheine) nach kurzer Zeit aber wieder (im Schnitt nach wenigen Wochen), da sie es lediglich auf kurzfristige Kursänderungen abgesehen haben. Als alleinige Entscheidungsgrundlage sind Gewinnschwellen ungeeignet. Mit Optionen lassen sich Gewinne (aber auch Verluste) erzielen, die – vergleicht man sie mit den Renditen beim Underlying – häufig um ein Vielfaches höher sind. Diese Hebelwirkung lässt sich durch bestimmte Kennzahlen ausdrücken. Die einfachste ist das Gearing, auch Hebel – oder einfacher Hebel – genannt. Er basiert auf folgender Formel: Gearing = Kurs des Underlyings / Optionspreis + Bezugsverhältnis Die Zahl soll angeben, vie viel Mal stärker sich der Warrantpreis im Vergleich zum Kurs des Underlyings verändert. Der Call aus dem Ursprungsbeispiel besitzt einen Hebel von 4,29. Häufig deutet man diesen Wert so: Ändert sich der Kurs der Adidas-Salomon-Aktie um ein Prozent, ist die Wertänderung beim Optionsschein 4,29-mal so stark. Doch diese Interpretation ist falsch. Denn unterstellt wird, dass eine Änderung des Aktienkurses beim Warrant lediglich zu einer Anpassung des Inneren Werts führt, die Zeitprämie jedoch gleich bleibt. Wir demonstrieren die Problematik an einem Zahlenbeispiel: Angenommen, der Kurs der Aktie steigt am selben Tag von 56,55 auf 65 Euro (Wertsteigerung knapp 15 Prozent). Unser Warrant hat zu Beginn einen Inneren Wert von 1,55 Euro und eine Zeitprämie von 11,65 Euro. Passt sich nach dem Aktienkursanstieg nur der Innere Wert an, so läge der Optionsscheinkurs anschließend bei 21,65 Euro. Dies entspräche einer Wertsteigerung von 64 Prozent. Setzt man den Prozentsatz ins Verhältnis zum Aktienkursanstieg (14,94 Prozent), erhält man einen Wert von 4,29. Das Ergebnis stimmt mit dem Hebel exakt überein. In Wirklichkeit nimmt der Wert des Warrants aber deutlich weniger zu, da die ursprüngliche Zeitprämie (11,65) sinkt. Grund: Der Optionsschein notiert, nachdem der Aktienkurs angestiegen ist, tief im Geld. Sein Preis liegt deshalb nicht bei 21,65 Euro, sondern – nach Berechnung mit der Black/Scholes-Formel – in etwa bei 18,40 Euro (Wertsteigerung: knapp 40 Prozent). Die Zeitprämie ist um 3,25 Euro von 11,65 auf 8,40 Euro gesunken. Der tatsächliche Hebel liegt also bei knapp 3. Man erkennt, dass der Hebel kaum brauchbare Ergebnisse liefert. Lediglich für Optionen, die sehr tief im Geld notieren und deshalb eine geringe Zeitprämie beinhalten, ist er einigermaßen genau. Seine Aussagekraft kann insgesamt jedoch erheblich gesteigert werden, wenn er so angepasst wird, dass auch die Veränderung der Zeitprämie Berücksichtigung findet. Dieser sogenannte tatsächliche Hebel, auch als Leverage oder Omega bezeichnet, lässt sich leicht berechnen, indem das Gearing mit dem Deltawert der Option multipliziert wird (bei Puts lässt man das negative Vorzeichen weg).

Leverage = Gearing x Delta [Kurs des Underlyings / (Optionspreis + Bezugsverhältnis)]x Delta Der Adidas-Salomon-Warrant hat ein Delta von 0,66. Demnach erhalten wir ein Omega von 2,84, der in etwa dem tatsächlichen Hebel entspricht. Verglichen mit dem einfachen Hebel ist das Omega erheblich aussagekräftiger. Sein Wert ist umso höher, je weiter ein Warrant aus dem Geld notiert, je niedriger seine implizite Volatilität und je kürzer die Restlaufzeit ist. Als einziges Entscheidungskriterium ist die Kennzahl nicht geeignet. Man kann allein am Omega nicht ablesen, ob ein Optionsschein günstig oder teuer ist. Dafür muss man weitere Größen mit einbeziehen (insbesondere Restlaufzeit, Strike, Kurs des Underlyings, implizite Volatilität). Häufig ist zu beobachten, dass Anleger an Optionen mit hohem Hebel großes Interesse zeigen, um von den erwarteten Kursbewegungen des Underlyings besonders stark zu profitieren. Doch man sollte wissen, dass der Hebel in beide Richtungen wirkt. Tritt die erhoffte Änderung nämlich nicht ein, verliert der Anleger auch überdurchschnittlich viel seines eingesetzten Kapitals.

Wieso mit Optionen handeln

Es gibt gute Gründe für den Handel mit Optionen Der Handel mit Optionen boomt. Die Umsätze haben Höchststände erreicht und man kann beobachten, dass das Interesse vor allem bei Privatanlegern immer stärker zunimmt. Allein in Deutschland waren im Juli 2000 über 13.000 verschiedene Optionsscheine – eine spezielle Form von Optionen, auf die wir nachher noch ausführlich eingehen – im Umlauf. Zwei Jahre vorher lag die Zahl der Emissionen noch bei gut der Hälfte. Doch was macht Optionen so interessant? Es gibt viele Gründe, warum sich ein Aufleger für eine Option entscheidet anstatt Aktien oder andere Finanzprodukte zu wählen. Wir wollen in den kommenden drei Abschnitten zeigen, dass Optionen viele Eigenschaften besitzen, die andere Finanzprodukte nicht haben.

Hebeleffekt
Fragt man Anleger, warum sie sich für Optionen entscheiden, antworten die meisten, dass sie Optionen wegen ihres Hebeleffekts kaufen. Denn mit Optionen Lassen sich erheblich höhere Renditen erzielen als mit herkömmlichen Kassaprodukten. Nehmen wir ein Beispiel: Ein Anleger kauft eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro. Für denselben Betrag bekommt er auch zehn Calls – ein Call kostet aktuell 6 Euro – die ihm jeweils das Recht geben, in einem Jahr eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro kaufen zu dürfen. Ist der Börsenkurs ein Jahr später auf 72 Euro angestiegen, hat der Anleger mit der Aktie 12 Euro verdient. Seine Rendite beträgt 20 Prozent. Nun unterstellen wir, dass ein anderer Anleger sein Geld nicht in Aktien anlegt, sondern Calls kauft. Bei einem Kursanstieg der Aktie werden die Optionen ausgeübt. Der Anleger zahlt 600 Euro (10 mal 60) an den Stillhalter und erhält im Gegenzug 10 DaimlerChrysler- Aktien. Die Papiere kann er sofort zum höheren Börsenkurs wieder verkaufen. Seine Erlöse betragen 720 Euro (10 mal 72). Subtrahiert man den Kaufpreis (600 Euro) bleiben 120 Euro übrig. Sein Anfangskapital (60 Euro) hat sich also verdoppelt, sodass seine Rendite bei 100 Prozent liegt. Von dem Kursanstieg der Aktie hat der Optionsanleger also fünfmal stärker profitiert als der Aktienanleger. Sein Hebel beträgt 5. Allerdings-wirkt der Hebel auch in die umgekehrte Richtung: Notiert die Daimler Chrysler-Aktie in einem Jahr bei 59 Euro, hat der Aktienanleger lediglich einen Euro verloren (Rendite: minus 1,7 Prozent), während der Inhaber der Calls zehn wertlose Optionen besitzt und sein gesamtes Kapital aufgebraucht hat (Totalverlust). Fazit: Spekulationen mit Optionen sind erheblich riskanter als mit Aktien. Zwar bieten Optionen überdurchschnittliche Gewinnchancen, sie sind aber auch mit einem deutlich größeren Totalverlustrisiko behaftet. Wir werden später noch erfahren, dass es Optionen mit kleinen und solche mit großen Hebeln gibt. Wovon die Hebelwirkung im Einzelnen abhängt, werden wir ebenfalls in einem der folgenden Artikel besprechen. Wir wollen an dieser Stelle lediglich festhalten, dass die hohen Gewinnchancen (und Verlustrisiken) für viele Anleger den größten Reiz darstellen und deshalb einer der Hauptgründe sind, warum Optionen gekauft werden.

Absicherung gegen Verluste
Der Kauf von Optionen bedeutet nicht zwangsläufig, dass Risiken entstehen. Man kann mit Optionen auch Risiken reduzieren. Betrachten wir zur Verdeutlichung einen Anleger, der eine Daimler- Chrysler-Aktie besitzt. Das Papier hat momentan einen Wert von 60 Euro. Der Anleger mochte die Aktie gern verkaufen, allerdings nicht heute, sondern erst in sechs Monaten. Er will noch an der nächsten Hauptversammlung teilnehmen, die aber erst in einem halben Jahr stattfindet. Während dieser Zeit kann sich der Wert der Aktie natürlich verändern, ihr Kurs kann steigen, ebenso gut sind Verluste möglich. Um sich vor einem Kursrückgang zu schützen, kann der Anleger einen Pnt kaufen, der ihm das Recht verleiht, in einem halben Jahr eine DaimlerChrysler-Aktie zum Preis von 60 Euro zu verkaufen. Damit ist ihm ein Mindestpreis von 60 Euro garantiert. Sollte die Aktie in Zukunft niedriger notieren, macht der Anleger von seinem Verkaufsrecht Gebrauch. Steigt der Kurs hingegen, lässt man den Put einfach verfallen und verkauft das Papier direkt an der Börse. Man sieht, dass durch die Option keine neuen Risiken verursacht werden, sondern ganz im Gegenteil das Verlustrisiko der Aktie begrenzt wird. Mit Calls versichert man sich indes gegen steigende Preise, ohne dafür die Chance auf geringe Kaufpreise aufzugeben. Ein Beispiel: Angenommen, wir kaufen einen Call, der uns das Recht gibt, in einem Jahr eine T-Aktie für 80 Euro kaufen zu dürfen. Liegen die Börsenkurse in Zukunft über dem Basispreis, üben wir unser Kaufrecht aus. Aufgrund der Option werden wir nie mehr als 80 Euro bezahlen. Es kann allerdings durchaus sein, dass wir weniger zahlen, denn bei Kursen unter dem Basispreis verzichten wir auf die Ausübung und kaufen das Wertpapier direkt. Der Stillhalter ist also ein Versicherungsgeber, während wir in der Position des -nehmers sind. Deshalb betrachtet man den Preis für eine Option häufig auch als Versicherungsprämie. Ein bedeutendes Motiv für den Kauf von Calls ist demnach die Absicherung gegen steigende Preise. Mancher Leser fragt sich bestimmt, warum man aus Angst vor steigenden Kursen die Aktie nicht jetzt gleich erwirbt, statt den Kauf in die Zukunft zu verschieben und eine Absicherung vorzunehmen. Die Frage ist berechtigt. Doch es gibt Situationen, in denen der Aufschub unausweichlich ist. Ein Beispiel: Ein Anleger hat sein Geld in einen Sparbrief investiert, der erst in einem Jahr getilgt wird. Er könnte momentan, auch wenn er wollte, gar keine T-Aktien kaufen, da er zunächst auf die Rückzahlung seines Kapitals warten muss. Unser Sparer hätte also ein Motiv, Calls zu kaufen, wenn er sein Geld aus dem Sparbrief später in T-Aktien umschichten möchte.

Umsetzung bestimmter Markterwartungen
Mit Optionen können Anleger bestimmte Markterwartungen gewinnbringend umsetzen, was – zumindest für Normalanleger – mit anderen Finanzprodukten nicht möglich ist. Nehmen wir zum Beispiel einen Anleger, der in Zukunft mit sinkenden Kursen bei der T- Aktie rechnet und gerne darauf spekulieren möchte. Eine Spekulation mit der Aktie selbst ist im Allgemeinen ausgeschlossen, denn das Wertpapier müsste dafür leerverkauft werden, was jedoch institutionellen Marktakteuren wie Banken, Fondsgesellschaften und Versicherungen Vorbehalten ist. Bei einem Leerverkauf wird etwas verkauft (z. B. T-Aktie), was der Verkäufer in Wirklichkeit gar nicht besitzt (aus diesem Grund die Bezeichnungen). Um zum Beispiel eine T-Aktie zu verkaufen, die man nicht im Besitz hat, muss das Wertpapier für einen bestimmten Zeitraum (z. B. 6 Monate) zunächst ausgeliehen werden (zum Beispiel bei einer Bank). Anschließend verkauft man die Aktie sofort wieder und kassiert den aktuellen Kurs (z. B. 60 Euro). Da die Aktie lediglich entliehen wurde, muss sie nach Ablauf der Leihfrist an den Verleiher zurückgegeben werden. Ist der Aktienkurs dann gesunken (z. B. auf 45 Euro), entsteht ein Gewinn, denn der Leerverkäufer hat für das Papier beim Rückkauf weniger bezahlt als er beim Verkauf erlöst hat. Steigt der Aktienpreis dagegen, ist er gezwungen, das Papier teurer zurück zu kaufen und es entstehen Verluste – doch nun zurück zu Optionen. Mit einem Put, der sich auf T-Aktien bezieht, erzielt man denselben Effekt wie mit einem Leerverkauf. Betrachten wir einen Put, der uns das Recht gibt, die T-Aktie in einem halben Jahr für 60 Euro zu verkaufen. Ist der Aktienkurs in sechs Monaten sagen wir auf 45 Euro gesunken, kaufen wir Aktien an der Börse, üben unsere Puts aus und verkaufen die Papiere für 60 Euro pro Stück an den Stillhalter. Fazit: Mit Puts kann man ebenso wie mit einem Leerverkauf auf sinkende Preise spekulieren. Nicht immer bewegen sich Aktienkurse eindeutig nach oben oder nach unten. Es kommt vor, dass die Wertentwicklung bestimmter Aktien oder vielleicht sogar des gesamten Marktes eine gewisse Zeit lang weitgehend stagniert und – wie Fachleute sagen – einer Seitwärtsbewegung folgt. Viel verdienen (und verlieren) kann man mit einer Aktie dann nicht und auch der Kauf einer Option lohnt sich in solchen Fällen nicht, da der Basispreis nicht weit genug überschritten wird. Doch es gibt eine Strategie, mit der man Gewinne erzielt, wenn sich Kurse seitwärts bewegen: das Schreiben von Optionen. Ein Beispiel: Wir prognostizieren, dass die DaimlerChrysler-Aktie, die momentan bei 60 Euro notiert, in den nächsten Monaten ihr Kursniveau in etwa beibehält. Starke Ausschläge nach oben wie nach unten sind nicht zu erwarten. Auf diese Entwicklung möchten wir gerne spekulieren. Darum schreiben wir eine Call-Option, die das Recht beinhaltet, in einem halben Jahr eine DaimlerChrysler-Aktie für 60 Euro kaufen zu dürfen. Dafür kassieren wir eine Prämie von 5 Euro. Unsere Vorhersage tritt tatsächlich ein. Der Kurs hat sich überhaupt nicht verändert. Die Aktie notiert ein halbes Jahr später unverändert zum Kurs von 60 Euro. Der Call wird daher von seinem Inhaber nicht in Anspruch genommen. Wir dagegen haben einen Gewinn in Höhe von 5 Euro erzielt und damit vom unveränderten Kursniveau profitiert.

Auswahl der Märkte beim Handel von Optionen

Optionen sind keine Finanzprodukte, deren Wert sich eigenständig entwickelt. Im Gegenteil : Die Preise hängen fast ausschließlich davon ab, wie sich der Kurs der Underlyings bewegt. Deshalb muss der Anleger eine klare Vorstellung davon haben, ob der Preis des zugrunde liegenden Finanzinstruments in Zukunft steigt oder sinkt, bevor er sich näher mit Optionen befasst. Es ist erstaunlich, wie oft dieser Zusammenhang missachtet wird. Jeder Anleger muss selbst entscheiden, welche Underlyings er favorisiert. Spekuliert werden kann auf ganze Märkte ebenso wie auf Einzelwerte. Die Märkte lassen sich wiederum nach unterschiedlichen Kriterien ordnen. So kann man eine Einteilung nach der geografischen Ausrichtung vornehmen (Kontinente, Regionen, Länder), Aktiengesellschaften aber auch nach ihrer Marktkapitalisierung (Blue-Chips, Mid-Caps, Small-Caps) und schließlich nach ihrer Branchenzugehörigkeit einteilen. Generell empfehlen kann man lediglich, nur die Basisgüter —seien es Einzelwerte oder Gesamtmärkte – auszuwählen, die man selbst gut kennt und deshalb auch beurteilen kann. Hier spielen persönliche Vorlieben sicherlich eine ganz entscheidende Rolle. Der eine interessiert sich mehr für Aktien, der andere spekuliert dagegen lieber auf Währungen, einige Anleger favorisieren Papiere aus High-Tech- Branchen, wieder andere können Maschinenbauwerte besser einschätzen. Oft entwickeln Anleger aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit eine Affinität zu bestimmten Märkten. So werden beispielsweise Menschen, die in einem Softwarehaus arbeiten, eher ein Interesse an Computeraktien haben als Personen, die in einem ganz anderen Bereich tätig sind. Am meisten nachgefragt werden Optionen, die sich auf Aktien- und Aktienindizes beziehen. Spitzenreiter unter den Underlyings sind die Favoriten der Finanzmärkte. Meist konzentriert sich die Nachfrage auf die weltweit bedeutendsten Aktienindizes, wozu in jedem Fall DAX, Dow Jones, Euro Stoxx 50, S & P 500 und Nikkei 225 zählen. Starkes Interesse haben Anleger an den wuchtigsten Blue- Chip-Aktien aus Deutschland, den USA und Euroland sowie augenblicklich an Aktien aus den Wachstumsbranchen Internet, Bio-Tech und Gen-Tech. Verglichen damit sind Währungs- und Zinsoptionen fast zu vernachlässigen. Deshalb wollen wir uns im Weiteren auf Aktien konzentrieren. Nur wenn der Anleger eine klare Meinung zur Wertentwicklung der Basisaktie hat, sind Optionen anzuraten. Im Allgemeinen reicht es nicht aus, lediglich die Richtung vorherzusagen, in die sich die Aktie zukünftig bewegen wird. Der Anleger sollte auch eine Vorstellung davon haben, in welchem Zeitraum mit der Veränderung zu rechnen ist.

Was nützt es, wenn die Aktie sich wie vorhergesagt nach oben bewegt hat, der Anstieg aber erst nach vier Monaten eintritt und die Option schon nach drei Monaten verfällt. Unerlässlich ist daher eine gründliche Analyse des Underlyings. Dies setzt eine entsprechende Datenbeschaffung voraus – für einen Normalanleger eine zeitraubende Aufgabe, wenn er eigenhändig recherchieren und die damit verbundenen Arbeiten selbst erledigen muss. Früher waren die Möglichkeiten auf Fachzeitschriften, Börsenbriefe und Veröffentlichungen von Banken (Research-Berichte) beschränkt. Aktuelle Informationen stammten zumeist aus Tageszeitungen oder die Anleger verfolgten entsprechende Sendungen im Fernsehen (zum Beispiel n-tv Telebörse). Diese Medien existieren immer noch und werden von vielen Anlegern auch weiterhin genutzt. Seit es das Internet gibt, ist die Analyse von Finanzinstrumenten jedoch um einiges einfacher geworden. Auf welchen Märkten die Erfolgsaussichten am größten sind, lässt sich pauschal nicht sagen. Wer nicht genau weiß, was auf den Aktien-, Renten- und Devisenmärkten gerade passiert und ob es sich lohnt, dort mit Optionen zu spekulieren, verschafft sich am besten zunächst einen Überblick, etwa bei Nachrichtenagenturen, die auf Finanzmärkte spezialisiert sind.

Die Schritte bei der Umsetzung beim Optionshandel

Hat der Anleger einen bestimmten Markt gewählt und sich eine Meinung über dessen zukünftige Entwicklung gebildet, kann er endlich den passenden Optionsschein suchen. Ob ein Warrant geeignet ist, hängt einerseits von harten Faktoren ab wie Basispreis, Laufzeit oder Spread. Doch auch weiche Faktoren dürfen vom Anleger nicht übersehen werden. Gemeint sind damit insbesondere die Dienstleistungen der Emittenten. Ist die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt gefallen, stellt sich die Frage, auf welchem Wege es beschafft werden soll. Dies kann über die Börse geschehen oder direkt beim Emittenten. Darauf gehen wir in den kommenden Abschnitten ausführlicher ein. Optionsscheine sind keine Anlagealternative für unbestimmte Zeit. In jedem Fall sollte ein (realistisches) Kursziel gesetzt werden, bei dessen Erreichen der Warrant sofort verkauft und der Gewinn mitgenommen wird. Dies und die Frage, wie man sich in Verlustsituationen richtig verhält, wird ebenfalls im Weiteren beschrieben. Hinweise, die für eine praktische Umsetzung von Optionsstrategien hilfreich sein können, veröffentlichen auch die meisten Emittenten. OnVista bietet eine recht umfangreiche Sammlung von Artikeln, die direkt im Internet zum Download bereitstehen.
1   Persönliche Ausgangsvoraussetzungen prüfen
2   Auswahl von Märkten
3   Meinung über zukünftige Marktentwicklung
4    Festlegung einer Strategie
0 Auswahl passender Optionen
0 Wie sich unerfahrene Anleger vorbereiten
0 Wahl des Beschaffungswegs
0 Verkaufsbedingungen festlegen.

Die Schritte bei der Umsetzung beim Optionshandel0

Einführung in Optionen online

Das World Wide Web beeinflusst die Finanzwelt
Was sich zurzeit an den Finanzmärkten abspielt gleicht einer Revolution. Nie zuvor konnten die Menschen auf Aktienkurse und Wirtschaftsdaten so einfach und schnell zugreifen, das Geschehen auf den Finanzmärkten so hautnah mitverfolgen. Noch nie hatten Privatleute die Möglichkeit, sich via PC direkt an allen Börsen weltweit zu betätigen. Und nie zuvor war das Geschehen auf den Märkten auch für den Normalverbraucher so transparent wie heute. Zu verdanken haben wir diese Entwicklung dem Internet. Es durchbricht die klassischen Informationsmonopole institutioneller Marktteilnehmer. Heute kann jeder das Wissen von Bankberatern oder Wertpapierhändlern leicht erreichen oder gar übertreffen. Fachleute sehen die Banken deshalb als das, was sie eigentlich sind: Reine Abwickler, deren Funktion darin besteht, Finanzprodukte von einem Marktakteur zum anderen zu transportieren. Bei aller Euphorie für die neue Technik darf allerdings nicht übersehen werden, dass das World Wide Web nicht nur gute Seiten hat. Sicherlich nimmt einerseits die Freiheit und Unabhängigkeit zu. Finanztitel können von jedem Ort gehandelt und Börsenkurse Realtime überall abgerufen werden. Via Internet kann jeder Anleger an jedem Wochentag zu beliebigen Uhrzeiten Einblicke in seine Depots nehmen. Doch das Mehr an Daten und Leistungen hat auch eine Kehrseite – den Informationsüberfluss. Es existieren zu viele Informationen und es wird immer schwieriger, genau die Daten zu finden, die man für seine Entscheidungen braucht. Unzählige Stunden werden im Internet verbracht, um Börsenkurse zu verfolgen, Nachrichten zu lesen und eigene Analysen durchzuführen. Während es früher an der Tagesordnung war, Börsenaufträge persönlich oder per Telefon beim eigenen Bankberater aufzugeben, wird dieser Weg vielleicht bald Vergangenheit sin. Nach Expertenschätzungen ist inzwischen beinahe die Hälfte des gesamten Umsatzes an der amerikanischen Wachstumsbörse Nasdaq auf Online-Handel zurückzuführen. Die Entwicklung in Deutschland ist zwar noch nicht ganz so stürmisch, der Trend verläuft aber ähnlich und ist – für viele Anleger – nicht ungefährlich. Denn man wird schnell Kunde einer Online-Bank und trägt plötzlich die Verantwortung für seine Transaktionen allein. Im Unterschied zu einem herkömmlichen Institut macht den Kunden niemand mehr auf eventuelle Unstimmigkeiten aufmerksam, wie etwa einen über die Gewohnheiten hinausgehenden, sehr hohen Anlagebetrag oder eine doppelt ausgeführte Order. Mit einem Mausklick beteiligt sich der Anleger am Börsengeschehen und lost Aufträge mit hohen Geldbeträgen aus, die später nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wer online agiert, muss die Marktmechanismen selbst durchschauen und kann sich nicht auf andere berufen. Gewiss findet man im World Wide Web genügend Hilfe, doch die Entscheidung trifft der Anleger allein. Auch wenn Gefahren für Anleger lauern und die neue Technik noch viel Gewöhnung erfordert, wird sich der Online-Handel mit Wertpapieren durchsetzen. Zwar wird es auch in Zukunft Anleger geben, die für ihre Börsengeschäfte den traditionellen Weg einschlagen. Doch diese werden wohl eine Minderheit sein.

Warum man Optionen online handeln sollte
Natürlich kann man Optionen auch auf klassische Weise kaufen, zu einer Präsenzbank gehen, dort Informationen über Produkte und deren Kurse einholen und schließlich einen Auftrag erteilen. Doch diese Alternative ist nicht mehr zeitgemäß. Denn sie ist umständlich und langwierig. Viel vorteilhafter ist der Weg über das Internet. Informationen, die aus dem Netz kommen, sind nicht nur weitaus umfangreicher, qualitativ deutlich besser, sondern obendrein auch noch viel aktueller als aus anderer Quellen. Auch Kauf- und Verkaufsaufträge gibt man am besten online auf – das machen clevere Optionsanleger ohnehin Längst. Erstens sind die Gebühren um einiges geringer als bei gewöhnlichen Banken, zweitens ist die Abwicklung ungleich schneller. Wer seine Orders am PC erteilt, kann oft schon Sekunden danach sehen, ob ein Auftrag abgewickelt wurde. Bei der Überwachung der eigenen Optionspositionen ist das Internet ebenfalls nicht zu schlagen. Denn dort findet man genau die Tools, die man zur Depotführung oder Optionsbewertung benötigt. Auch wer gezielt nach geeigneten Optionen suchen will, wird bei keiner normalen Bank so gut — und vor allem kostengünstig – bedient wie im Internet. Wir könnten viele gute Gründe für die Dominanz des Internets Vorbringen. Selbstverständlich hat der Optionshandel online nicht nur Vorteile! Wir werden an den entsprechenden Stellen deshalb deutlich die Risiken beschreiben, die auf Optionsanleger im WWW warten.

Aktienkurs, Strike und Dividenden

Aufgrund unserer Überlegungen zur Preisunter- und -obergrenze ist bereits bekannt, dass Calls einen umso größeren Wert besitzen, je höher der aktuelle Aktienkurs notiert. Bei Puts ist es umgekehrt: je geringer der Börsenkurs der Aktie, umso höher der Optionspreis. Statt vom aktuellen Aktienkurs können wir auch vom Strike ausgehen. Ein Call ist dann umso teurer, je geringer der Basispreis ist, während für Puts das Gegenteil gilt. Angaben über aktuelle Aktienkurse lassen sich auf unzähligen Internet-Seiten abrufen. Viele Banken und andere Dienstleister stellen Kurse noch mit einiger Zeitverzögerung ins Netz. Häufig werden die Preise im Abstand von zehn oder zwanzig Minuten aktualisiert. Inzwischen gibt es jedoch eine Reihe von Anbietern, die den Anlegern in deutlich kürzeren Zeitintervallen Werte zur Verfügung stellen. Einige geben sogar kostenlos Realtime-Kurse ab. Neben der Deutschen Bank 24 gehört hierzu auch Wallstreetionline. Gibt der Anleger die WKN des Underlyings – die man übrigens auch bei OnVista findet – etwa auf der entsprechenden Seite bei der Deutschen Bank 24 ein, erscheint umgehend der aktuelle Aktienkurs. Erhöht eine Aktiengesellschaft ihre Dividendenzahlungen, äußert sich dies auch durch Wertveränderungen bei Optionen. Denn der Aktienkurs sinkt unmittelbar nach einer Dividendenzahlung entsprechend. Aufgrund dieses als Dividendenabschlag bezeichneten Effekts verlieren Calls, während Puts an Wert gewinnen. Da man die Dividendenhöhe im Allgemeinen schon weit vor der Hauptversammlung kennt, ist der Abschlag im Preis der Option — sofern ihre Laufzeit über den Dividendentermln reicht – bereite berücksichtigt, man sagt auch eingepreist.

Aktienkurs, Strike und Dividenden1

Auswirkungen haben plötzliche Dividendenänderungen oder die Ankündigung von Sonderdividenden (wie etwa im Jahre 1998 bei DaimlerChrysler). Anleger sollten beim Kauf von Aktien-Warrants die Dividendentermine im Auge haben. Bei bevorstehenden Dividendenzahlungen wirken Calls wegen des bereits berücksichtigten Abschlags oftmals nur auf den ersten Blick preiswert. Es gibt jedoch Optionen, die mit einem sogenannten Dividendenschutz ausgestattet sind. Unmittelbar nach erfolgter Ausschüttung wird der Basispreis um die Dividendenhöhe reduziert (bei Calls). Dividendengeschützte Warrants kommen sehr selten vor. Dafür ist diese Ausstattungsvariante bei Terminbörsen- und OTC-Optionen häufiger anzutreffen. Für die Wertberechnung einer Aktienoption sind Angaben über die Höhe der Dividendenzahlungen erforderlich, die während der Laufzeit der Option anfallen. Da es sich um Zukunftsdaten handelt, sind derlei Größen ähnlich schwierig zu schätzen wie die Volatilität. Doch im Internet lassen sich Prognosewerte abrufen, zum Beispiel bei der Deutschen Bank 24, Hier finden wir eine Dividenden Rendite von 1,14 Prozent, die auf einer Dividendenschätzung basiert. Diesen Wert können wir in den Optionsrechner eingeben, den wir später vorstellen werden.

Aktienkurs, Strike und Dividenden2

Bezugsverhältnis
Auf den Wert einer Option hat auch das Bezugsverhältnis maßgeblichen Einfluss. Je größer das Bezugsverhältnis, umso höher ist der Wert einer Option. Unser Beispiel-Call hat ein Bezugsverhältnis von 0,1. Mit einer Option kann daher LedigLich ein Zehntel einer T-Aktie bezogen werden. Deshalb beträgt der Preis dieser Option auch nur ein Zehntel des Preises eines T-Aktien-Calls, der zunt Bezug einer ganzen Aktie berechtigt.

Zinsniveau
Viele wissen gar nicht, dass auch das aktuelle Zinsniveau Einfluss auf den Optionswert ausübt — und das sogar in mehrfacher Hinsicht. Wir wollen uns einmal in die Lage eines Call-Schreibers versetzen: Er übernimmt die Pflicht, eine bestimmte Aktie zu einem vorab festgelegten Preis (Strike) zu liefern. Da er im Voraus nicht wissen kann, ob die Option in Zukunft in Anspruch genommen wird, muss sich der Stillhalter auf eine Ausübung vorbereiten. Er wird seine Lieferpflicht auf jeden Fall erfüllen können, wenn er die Aktie rechtzeitig – also bei Entstehung der Option – kauft und bis zum Verfalltermin hält. Doch mit dem Aktienkauf bindet der Stillhalter Kapital, das er nicht anderweitig verzinslich anlegen kann. Die entgangenen Erträge versucht er natürlich zurückzugewinnen, indem er die Optionsprämie entsprechend erhöht, Daher steigen im Allgemeinen die Callpreise, wenn das Zinsniveau ansteigt. Aus der Sicht des Stillhalters ist diese Argumentation schlüssig. Doch wird auch der Call-Käufer bereit sein, eine höhere Prämie zu zahlen? Da der Käufer sicher sein kann, am Ende der Laufzeit schlimmstenfalls einen Preis in Höhe des Strikes zu zahlen, kann er einen Aktienkauf getrost in die Zukunft verschieben. Er muss sein Kapital nicht jetzt schon für Aktien ausgeben und kann seine finanziellen Mittel bis zum Verfalltermin verzinslich anlegen. Die Erträge, die er erzielt, sind umso größer, je höher das Zinsniveau ist. Daher erklärt er sich durchaus bereit, einen höheren Call-Preis zu akzeptieren. Nun wollen wir sehen, welcher Zusammenhang zwischen Zinsänderungen und Putpreisen herrscht. Mit dem Erhalt der Putprämie verpflichtet sich der Stillhalter, die Aktie am Verfalltag zum Basispreis abzunehmen. Er wird die Aktien ohne Schwierigkeiten ankaufen können, wenn er bereits jetzt Geld für den Ausübungsfall zurücklegt. Nehmen wir als Beispiel einen Put mit einer Laufzeit von einem Jahr (Strike: 189 Euro). Um am Ende der Laufzeit seine Zahlungsverpflichtung zu erfüllen, muss der Stillhalter heute nicht den vollen Betrag von 189 Euro bei seite legen. Ein geringerer Betrag reicht aus, da das Geld ja für ein Jahr investiert werden kann. Der Schreiber muss deshalb lediglich so viel Kapital anlegen, dass er nach einem Jahr – inklusive Zinsen – den geforderten Betrag auszahlen kann. Nehmen wir an, man könnte zu einem Zinssatz von 5 % p.a. Kapital anlegen. Dann genügt es, 180 Euro zu investieren, denn mit den Zinsen (5 Prozent von 180 Euro = 9 Euro] stehen die nach einem Jahr unter Umständen geforderten 189 Euro zur Verfügung. Bei einem höheren Zinssatz von beispielsweise 8 % werden natürlich mehr Erträge erwirtschaftet, sodass der Stillhalter weniger Kapital anlegen muss. Erforderlich sind nun nicht mehr 180, sondern lediglich 175 Euro, um nach einem Jahr einen Betrag in Höhe von 189 Euro zu erreichen. Zwischen Anlagebetrag und Zinssatz herrscht ein inverser Zusammenhang: Je höher (niedriger) das Zinsniveau ist, desto geringer (höher) der notwendige Kapitalbetrag. Deshalb sinkt der Preis eines Aktienputs mit steigenden Zinsen und umgekehrt. Geklärt werden muss noch, ob auch ein Put-Käufer diesen Zusammenhang billigt. Mit dem Optionskauf verschafft sich der Käufer die Gewissheit, künftig für eine Aktie auf keinen Fall weniger als den Basispreis zu erhalten. Daher kann ein möglicher Aktienverkauf ruhig in die Zukunft verschoben werden, Damit nimmt der Optionsinhaber allerdings auch in Kauf, dass das im Falle einer sofortigen Aktienveräußerung zufließende Geld erst später zur Verfügung steht. Er verzichtet also auf Zinserträge. Und dieser Verzicht wiegt umso schwerer, je höher das Zinsniveau liegt. Aus verständlichen Gründen verliert ein Verkaufsrecht bei hohen Zinsen an Attraktivität, Umgekehrt ist die Lage, wenn die Zinsen verhältnismäßig niedrig sind, da der Verzicht auf Zinserträge dann nicht so stark ins Gewicht fällt. Der Put-Käufer wird also Verständnis für die Argumentation des Stillhalters haben, den Optionspreis der jeweiligen Zinssituation wie geschildert anzupassen. Die Wirkung von Zinsänderungen auf Warrant-Preise ist verglichen mit den anderen Einflussgrößen im Allgemeinen gering. Bemerkenswert ist, dass sich Veränderungen des Zinsniveaus auf Optionspreise in zweifacher Weise auswirken. Denn im Regelfall beeinflusst eine Zinsänderung auch die Aktienkurse und damit indirekt die Optionspreise. Steigen die Zinsen, gewinnen verzinsliche Anlageformen (z. B. Bundesanleihen) an Attraktivität, Aktien verlieren an Reiz. Das führt im Regelfall zu einem Rückgang der Aktiennachfrage und damit zu sinkenden Kursen. Bei sinkenden Zinsen ist es genau umgekehrt. Es ist gar nicht so einfach, Angaben über das aktuelle Zinsniveau zu machen, denn in der Praxis gibt es keinen einheitlichen Zinssatz, den man für jeden Zweck verwenden konnte. Abhängig ist der Satz von der Laufzeit und von der Bonität des Emittenten. Betrachten wir zunächst die Laufzeit: Sie sollte in etwa übereinstimmen mit der Restlaufzeit der Option – in unserem Fallbeispiel folglich gut 21 Monate. Nun zur Bonität: Unser Optionsschein stammt von der Citibank. Emittent ist also ein Kreditinstitut. Deshalb sollte man Zinssätze für Bankpapiere (zum Beispiel Bankschuldverschreibungen) verwenden. Auf der Internet-Seite der Dresdner-Bank werden wir fündig. Dort sind die aktuellen Zinsen (Renditen:) für Bankschuldverschreibungen abrufbar. Man findet im Normalfall jedoch lediglich Sätze für sogenannte glatte Laufzeiten, gebrochene Laufzeiten — etwa der von uns benötigte Satz für gut 21 Monate (ca. 1,8 Jahre) — werden dort nicht gesteht. Wir sind gezwungen, den Satz selber zu berechnen, indem wir ihn – wie es in der Fachsprache heißt — interpolieren. Das Verfahren ist recht einfach: Beträgt der Zins für ein fahr zum Beispiel vier und der für zwei Jahre fünf Prozent, dann wird angenommen, dass der Satz für anderthalb Jahre genau dazwischen Liegt (4,5 Prozent). Nach diesem Prinzip lässt sich auch ein Zinssatz für eine Laufzeit von einem Jahr und acht Monaten berechnen.

Aktienkurs, Strike und Dividenden3

Laufzeit
In der Praxis haben Optionen die unterschiedlichsten Laufzeiten. Man trifft auf Produkte mit extrem kurzer Restlaufzeit (einige Tage) und solche mit langen Optionsfristen (mehrere Jahre). Um heraus- zufinden, welcher Zusammenhang zwischen Laufzeit und Optionswert herrscht, müssen wir darüber nachdenken, wie sich die Zeitspanne bis zum Verfalltag auf die Chancensituation auswirkt. Je weiter der Verfalltermin in der Zukunft liegt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Aktienkurs weit vom Basispreis entfernt. Deshalb ist bei länger laufenden Optionen die Chance auf einen hohen Inneren Wert am Ende größer als bei Kurzläufern. Dies trifft für Calls genauso zu wie für Puts. Bei einer längeren Laufzeit erhöhen sich deshalb sowohl der Wert von Calls als auch der von Puts. Die Restlaufzeit ist übrigens der einzige Einflussfaktor, dessen künftige Veränderung man mit Sicherheit schon vorher kennt. Eine Option die – von heute an gerechnet – in genau einem Jahr verfällt, hat morgen garantiert eine Laufzeit von nur noch 364 Tagen. Auch wenn alle übrigen Werteinflussgrößen wie Aktienkurs, Zinsniveau oder Volatilität unverändert blieben, verliert ein Warrant allein aufgrund der Restlaufzeitverkürzung an Zeitwert. Allerdings sind diese Verluste nicht gleichmäßig, sondern am Anfang der Laufzeit geringer als ganz zum Schluss. Je näher der Verfalltermin rückt, umso schneller verliert die Option an Wert. Dazu ein Beispiel: Ein DAX-Call (aktueller DAX-Stand: 7000, Strike: 7000, Restlaufzeit: 1 Monat, DAX- Vola: 30 Prozent) verliert allein aufgrund der Laufzeitverkürznng um einen Tag fast 1,7 Prozent von seinem Wert. Ein Call mit zweijähriger Restlaufzeit verliert – unter sonst gleichen Bedingungen – lediglich 0,07 Prozent.

Der Schein trügt
Optionen mit längerer Restlaufzeit weisen generell keine höheren Gewinnchancen auf als Scheine mit kürzerer Laufzeit Denn die vermeintlich höheren Chancen bei länger laufenden Warrants muss der Anleger mit einer höheren Prämie – und damit verbunden mit einem höheren Verlustrisiko – bezahlen. Die Restlaufzeit wird bei der Kalkulation der Optionsprämie mitberücksichtigt.

Ausübungsmodalität
Die Frage, ob eine Option lediglich am Ende der Laufzeit oder jederzeit ausgeübt werden kann, darf bei der Bewertung nicht vernachlässigt werden. Die Möglichkeit, eine Option während ihrer Laufzeit permanent in Anspruch nehmen zu können, ist ein zusätzliches Recht und deshalb auch extra zu vergüten. Generell sind amerikanische Optionen daher teurer als europäische. Ein Beispiel: Ein amerikanischer DAX-Put (Laufzeit: 1 Jahr, Volatilität: 30 Prozent), der at- the-money notiert, ist rund zweieinhalb Prozent teurer als sein europäisches Pendant.

Volatilität
Erfahrene Optionsanleger schenken der sogenannten Volatilität die höchste Aufmerksamkeit, denn sie übt den stärksten Einfluss auf den Zeitwert aus. Bevor wir uns jedoch näher mit dem Zusammenhang zwischen Optionswert und Volatilität beschäftigen, wollen wir uns zunächst dem Begriff widmen. Volatilität ist eng verwandt mit dem italienischen Wort volare (fliegen) und bedeutet etwa so viel wie Flatterhaftigkeit oder Auf und Ab. In der Finanzwelt gilt die Volatilität – oder Vola – als wichtigste Größe, um die Intensität zu messen, mit der Preise (z.B. Aktien-, Anleihen-, Devisenkurse oder Zinssätze) im Zeitablauf schwanken. Um die Maßzahl besser zu verstehen, wollen wir an einem einfachen Beispiel demonstrieren, auf welchem Prinzip sie basiert. Betrachten wir dafür die beiden Aktien A und B, die in der vergangenen Woche an der Börse zu den Schlusskursen in obiger Tabelle notierten. Unter Schwankung versteht man die Abweichung von einem Normalwert. Darum wollen wir zunächst prüfen, welcher Aktienkurs als normal betrachtet werden könnte. Gut geeignet ist der Durchschnittskurs, denn er liegt in der Mitte zwischen den Extremwerten (Ausreißer). In unserem Beispiel beträgt der Mittelwert für beide Papiere 40 Euro. Häufig bezeichnet man den Durchschnitt auch als Erwartungswert, also denjenigen Kurs, mit dem man in Zukunft im Schnitt rechnen darf vorausgesetzt, die Vergangenheitswerte – aus denen der Durchschnittswert ja hervorgeht – sind ein guter Indikator für die Zukunft. Für uns ist der Durchschnittskurs nun die Bezugsbasis. Wir bestimmen für jeden einzelnen Aktienkurs dessen Abweichung vom Mittelwert. An einigen Tagen liegt der Kurs über dem Durchschnitt, an anderen darunter. Es gibt auch Tage, an denen keine Abweichung vorhanden ist. Es fällt auf, dass die Abweichungen bei Aktie B erheblich stärker sind als bei A. Zurückzuführen ist dies auf die unterschiedlichen Kursschwankungen der beiden Papiere. Die Streuung um den Mittelwert ist also ein Indiz für die Schwankungsintensität (Volatilität). In unserem Zahlenbeispiel haben wir aus Vereinfachungsgründen lediglich fünf Kurse pro Aktie betrachtet. In der Praxis zieht man hingegen weitaus mehr Werte heran, um sich ein aussagekräftiges Bild von den Schwankungen zu machen – oft sind es die zurückliegenden 50, 250 oder mitunter noch erheblich mehr Kurse, also ein fast unüberschaubarer Berg von Daten. Deshalb komprimiert man die Zahlen und bildet aus den Abweichungen wieder einen Durch-

Aktie A Aktie B
Montag 41 Euro 46 Euro
Dienstag 40 Euro 38 Euro
Mittwoch 39 Euro 32 Euro
Donnerstag 38 Euro 44 Euro
Freitag 42 Euro 40 Euro

 

Aktie liegt A… Aktie B liegt…
Montag 1 Euro über 0-Wert Dienstag keine Abweichung Mittwoch 1 Euro unter 0-Wert Donnerstag 2 Euro unter 0-Wert Freitag 2 Euro über 0-Wert 6 Euro über 0-Wert 2 Euro unter 0-Wert 8 Euro unter 0-Wert 4 Euro über 0-Wert keine Abweichung

schnitt, um am Ende nur noch eine einzige Kennziffer zu haben. Getrennt für jede Aktie wird ein Mittelwert aus den Einzelabweichungen berechnet, Für A ergibt sich ein Wert von 1,20 Euro, für Aktie B 4 Euro. Die Ergebnisse können wir nun so deuten: In der vergangenen Woche schwankten die Kurse der Aktie A im Schnitt um 1,20 Euro um ihren Mittelwert, wogegen die der anderen Aktie im Mittel mehr als dreimal so stark streuten. Daher ist Aktie B volatiler. Durchschnittliche Kursabweichung bei Aktie A: 1 Euro + 0 Euro + 1 Euro + 2 Euro + 2 Euro/5 = 1,20 Euro Aus bestimmten methodischen Gründen geht man in der Praxis etwas anders bei der Berechnung vor. Da dies für das Verständnis jedoch unbedeutend ist, verzichten wir hier auf eine tiefergehende Beschreibung. Unser Beispiel belegt, dass die Einzelkurse vom Mittelwert nach oben wie unten abweichen. Einerseits liegen die Kurse über dem Mittelwert (= Gewinne), andererseits können sie sich unter ihrem Durchschnittswert befinden (= Verluste). Damit verkörpert die Volatilität sowohl Verlustgefahren als auch Gewinnchancen – oder allgemeiner: Risiko. Je höher die Volatilität, umso stärker sind die Kursausschläge. Das wiederum heißt, dass die Kurse weit über und unter ihrem Erwartungswert liegen. Man kann die Volatilität auch als Geschwindigkeit auffassen, mit der sich die Aktienkurse verändern. Liegt einer Option eine sehr volatile Aktie zugrunde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich der Kurs weit vom Strike entfernt. Deshalb sind Optionen — gleich, ob Calls oder Puts — umso teurer, je volatiler die zugrunde liegende Aktie ist. Ein Call etwa, der sich auf Aktie A bezieht (Strike: 40 Euro) ist – unter der Voraussetzung, dass die Aktienkurse in Zukunft im gleichen Intervall schwanken wie in der Vergangenheit – am Ende der Laufzeit höchstens 2 Euro wert. Tauscht man A gegen Aktie B aus, verändert sich die Situation. Da die Aktie deutlich volatiler ist und die Kurse sogar bis auf 46 Euro steigen können, sind auch die Gewinnchancen bei der Option besser. Deshalb hätte sie jetzt einen .höheren Preis. Verglichen mit den übrigen Preiseinflussgrößen ist die Volatilität – besser: die zukünftige Volatilität – nicht direkt ablesbar. Man kann allenfalls versuchen, ihren zukünftigen Wert zu schätzen. Eine Möglichkeit besteht darin, die auf Basis von Vergangenheitsdaten berechnete Volatilität (historische Volatilität) zu verwenden. Diese Kennziffer kann man über den sogenannten Java Trader im Internet bei mehreren Banken schnei] finden, etwa der Deutschen Bank 24 oder comdirect. Der Java Trader ist ein Finanztool, mit dessen Hilfe für nahezu jedes Finanzinstrument vor allem Charts und Kennziffern abrufbar sind. Es genügt, wenn man die WKN der Aktie (555 750) oder den Namen der Gesellschaft (Deutsche Telekom) in das dafür vorgesehene Feld eingibt und anschließend den Button Suchen betätigt. Die Daten zur Aktie werden dann geladen und auf dem Bildschirm erscheinen neben einem Kurschart auch mehrere verschiedene Kennziffern, unter anderem die historische Volatilität. Der Anwender hat die Möglichkeit, die Länge des Betrachtungszeitraums selbst festzulegen. Dazu betätigt er in der Kopfleiste den Menüpunkt Darstellung und aktiviert den Button Zeitraum einstellen. Man sollte eine Zeitspanne wählen, die in etwa mit der noch verbleibenden Restlaufzeit der Option übereinstimmt. Da unser Call noch knapp zwei Jahre besteht, haben wir 24 Monate eingestellt.

Szenario-Analysen im Internet

Was wäre wenn sich die implizite Volatilität in den nächsten Wochen verringert oder der Kurs der Basisaktie sinkt? Welche Auswirkungen hat dies auf den Wert einer Option? Oder wie passt sich der Kurs der Option an, wenn sich mehrere Einflussgrößen gleichzeitig verändern? Diese und ähnliche Fragen sind Gegenstand sogenannter Szenario-Analysen. Unter einem Szenario versteht man in diesem Zusammenhang eine bestimmte Konstellation der Preiseinflussgrößen, die vom Anleger entsprechend seinen eigenen Vorstellungen vorgegeben werden kann. Ein Szenario könnte zum Beispiel so aussehen: Innerhalb der nächsten drei Tage Anstieg der impliziten Volatilität um fünf Prozentpunkte, Rückgang des Zinsniveaus um 20 Basispunkte (0,2 Prozentpunkte), während die übrigen Preisfaktoren unverändert bleiben. Auf der Basis solcher oder beliebiger anderer Szenarien lässt sich nun der Wert einer Option bestimmen. Man gibt die Daten des jeweiligen Szenarios in einen Optionsrechner ein und schaut, welchen Kurs die Option bei dieser Konstellation der preisbestimmenden Faktoren annimmt. Vergleicht man den aktuellen mit dem berechneten Preis, dann lässt sich erkennen, wie sich der Optionswert verändert, wenn das entsprechende Szenario in der Zukunft tatsächlich eintritt.

Griechen sind spezielle Formen von Szenario-Analysen
Eine spezielle Form von Szenarien haben wir bereits im letzten Artikel kennengelernt. Auch die Griechen sind im Grunde Szenario-Analysen. Allerdings werden nicht mehrere Faktoren gleichzeitig abgewandelt, sondern stets nur ein einzelner Wert. Zwar kann man im Prinzip beliebige Szenarios bilden und als Kalkulationsbasis verwenden. In der Praxis weit verbreitet ist jedoch eine Vorgehensweise, bei der man drei Szenarios ableitet, ein optimistisches, ein pessimistisches und ein realistisches. Der Anleger soll so einen Eindruck davon gewinnen, mit welchen Erträgen unter normalen Bedingungen zu rechnen ist (realistisches Szenario), was bei schlechter Entwicklung passieren kann (pessimistisches Szenario) und welche Gewinne unter optimistischen Bedingungen zu erwarten sind. Schwierig zu beurteilen ist allerdings, wann ein Szenario realistisch, pessimistisch oder optimistisch ist. Dies muss jeder Anleger selbst entscheiden. Mitunter ist es hilfreich, sich an Vergangenheits- daten zu orientieren und daran abzuschätzen, welche Szenarien in Zukunft mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreten konnten.

Fallbeispiel
Typisch für eine Szenario-Analyse ist zum Beispiel folgende Vorgehensweise. Ein Anleger beobachtet seit einiger Zeit, dass zwei Aktiengesellschaften (A und B) derselben Branche in engen Verhandlungen miteinander stehen. Er hält deshalb eine Fusion für möglich. Da A das größere Unternehmen von beiden ist, wird B – im Falle einer Übernahme – höchstwahrscheinlich von A geschluckt. Dies hätte einen deutlichen Kursanstieg der B-Aktien zur Folge. Eine Entscheidung über den Zusammenschluss der beiden Unternehmen erwartet der Anleger innerhalb der nächsten sechs Monate. Deshalb sucht er im Internet gezielt – zum Beispiel mit dem Finanztool von OnVista – Optionsscheine auf B-Aktien, deren Laufzeiten in etwa bei sechs Monaten liegen. Ausgewählt werden schließlich mehrere Calls, die jeweils einen unterschiedlichen Zustand haben. Einige notieren aus, einige am und die restlichen im Geld. Den Anleger interessiert nun, welche Wertänderungen die jeweiligen Scheine beim Eintreffen unterschiedlicher Szenarien haben werden. Auf Basis seiner Informationen bildet er drei Szenarien, denen er zusätzlich noch eine von ihm persönlich angenommene Eintrittswahrscheinlichkeit zuordnet.

Szenario Beschreibung Marktreaktion Wahrscheinlichkeit
1 Vermutungen über Fusion erweisen sich als falsch. A und B schließen sich nicht zusammen. • Kurs der B-Aktie sinkt um 10 Prozent • Volatilität sinkt um 5 Prozentpunkte 30 Prozent
II A und B schließen sich zwar nicht zusammen, vereinbaren aber eine strategische Zusammenarbeit. • Kurs der B-Aktie bleibt unverändert • Volatilität geht leicht zurück (minus 1 Punkt) 35 Prozent
III A und B beschließen die Fusion. •     Aktienkursanstieg um 20 Prozent • Volatilität steigt um 3 Punkte 35 Prozent

Der Anleger könnte nun für jeden Schein – getrennt nach Szenarien – den Zukunftswert berechnen. Nehmen wir als Beispiel einen Call, der beim Eintritt des ersten Szenarios 25 Prozent und beim zweiten Szenario 5 Prozent an Wert verliert, jedoch einen Gewinn von 30 Prozent beim Dritten Szenario aufweist. Gewichtet man die Wertänderungen mit ihren Eintrittswahrscheinlichkeiten, ergibt sich der sogenannte Erwartungswert, also der Wert, mit dem man in Zukunft im Durchschnitt rechnen darf – vorausgesetzt die Prognosen sind realistisch. Für unseren Call erhalten wir einen Erwartungswert von 1,25 Prozent. Diese Rechnung kann der Anleger für jeden einzelnen Optionsschein vornehmen und schließlich den Warrant mit dem größten Erwartungswert auswählen. Dank des Internet ist inzwischen jeder in der Lage, einfach und schnell Szenario-Analysen durchzuführen. Es gibt mehrere verschiedene Wege. So besteht die Möglichkeit, die Daten eines Szenarios in einen Optionsrechner einzugeben, den Kurs zu berechnen und ihn anschließend mit dem Ursprungskurs zu vergleichen. Dieser Weg ist ziemlich umständlich und nicht so komfortabel wie spezielle Tools, die von einigen Anbietern ins Netz eingestellt werden. Wir wollen den Szenario-Rechner für Optionsscheine von OnVista, den Szenario-Rechner von Börse Now, den Optionsschein-Rechner der Comdirect Bank und den von Wallstreet-online vorstellen.

Wie Optionen zum Anleger gelangen

Zwar handelt es sich bei Optionsscheinen um Wertpapiere, tatsächliche Urkunden (effektive Stücke) werden aber nicht mehr hergestellt und 4P die Käufer ausgehändigt. Eine solche Handhabung ist ziemlich umständlich und deshalb – ganz gleich für welche Art von Wertpapier – heutzutage nicht mehr üblich. Die Banken haben gemeinsam mit anderen Finanzdienstleistern und den Börsen ein Verfahren entwickelt, das dem bargeldlosen Zahlungsverkehr nachempfunden ist und den Handel mit Wertpapieren erleichtert. Die Übertragung erfolgt für gewöhnlich durch Überweisung von einem Konto (Wertpapierdepot) zum anderen, ohne dass die Papiere physisch bewegt werden müssten. Wer Optionsscheine kaufen will, braucht neben einem Wertpapierdepot auch ein normales Girokonto, über das anfallende Zahlungen (z. B. bei Ausübung einer Option mit Cash-Settlement) verrechnet werden.

Moderne Kennzahlen bei den Optionen Online

Man muss eine Option nicht unbedingt mit einem Optionsrechner bewerten, um sagen zu können, ob ihr Preis hoch oder niedrig ist. Oft gibt ein Vergleich mit anderen Optionen Aufschluss. Man vergleicht den Optionspreis mit den Kursen von Konkurrenzprodukten und kann auf diese Weise leicht feststellen, ob das Produkt relativ teuer angeboten wird. Diese Methode hat ihre Vorteile, denn der Anleger braucht bestimmte Daten nicht zu erheben, die er benötigt, wenn er den Preis mit einem Optionsrechner kalkuliert. Das aktuelle Zinsniveau ist zum Beispiel ebenso wenig erforderlich wie die Volatilität oder zukünftige Dividendenzahlungen. Doch diesem Vorteil stehen auch Nachteile gegenüber. Oft existieren nämlich keine geeigneten Optionen, die man für direkte Preisvergleiche verwenden könnte. Grund sind die abweichenden Ausstattungsmerkmale. Entweder haben die am Markt angebotenen Produkte andere Laufzeiten, eine andere Ausübungsmodalität oder sie besitzen einen höheren oder niedrigeren Basispreis. Doch es gibt einen Ausweg: den Vergleich anhand der impliziten Volatilität. Wir haben in den vorhergehenden Artikels gesehen, dass sämtliche Preiseinflussgrößen – mit Ausnahme der geschätzten zukünftigen Vola (implizite Vola) – feststehen. An diesen Preisschrauben kann niemand drehen. Dagegen bleibt es jedem einzelnen Marktakteur selbst überlassen, wie er in Zukunft die Volatilität der zugrunde liegenden Aktien beurteilt. Je höher der Wert, der für die Volatilität angesetzt wird, umso höher ist auch der Optionspreis. An der impliziten Volatilität kann man also sehr gut ablesen, ob eine Option gegenüber anderen Produkten teuer ist. Ein direkter Vergleich ist grundsätzlich immer möglich, auch wenn die Optionen unterschiedlich ausgestattet sind. Man darf natürlich lediglich Optionen vergleichen, die sich auf denselben Basiswert beziehen. Außerdem sollten sich die Laufzeiten und Basispreise nicht allzu stark voneinander unterscheiden. Eine Praktikerregel besagt, dass die Laufzeiten der zum Vergleich herangezogenen Optionen nicht mehr als 20 Prozent darüber oder darunter liegen sollten. Dazu ein Beispiel: Eine Option hat eine Laufzeit von zehn Monaten. Zu Vergleichszwecken kann man Optionen mit einer Laufzeit zwischen acht (10 Monate minus 2 Monate) und zwölf Monaten (10 Monate plus 2 Monate) heranziehen. Bei den Basispreisen nimmt man oft Abweichungen von fünf bis zehn Prozent in Kauf. Ein Vergleich der impliziten Volas ist jedoch nicht in allen Fällen ein zuverlässiger Indikator für einen fairen Optionspreis. Es kann – zumindest theoretisch – sein, dass sämtliche Vergleichsobjekte zu überhöhten Kursen (impliziten Volas) gehandelt werden. Selbst wenn unsere Option die niedrigste implizite Volatilität besitzt, könnte sie dennoch zu teuer sein. Der Anleger muss überlegen, ob die zugrunde gelegte Vola akzeptabel ist oder ein anderer Wert die wirkliche Situation besser widerspiegelt. Oft ist ein Vergleich mit der historischen Volatilität aufschlussreich und eine Überprüfung, ob aufgrund der fundamentalen Situation beim Underlying die entsprechende Volatilität gerechtfertigt werden kann. Der direkte Preisvergleich hat noch einen weiteren Nachteil, auf den wir bislang noch nicht eingegangen sind, und zwar ein mangelndes Angebot an Vergleichsobjekten. Auf Aktien, die erst seit kurzer Zeit auf dem Markt sind oder nur selten gehandelt werden und deshalb lediglich geringe Umsätze verbuchen, beziehen sich meist wenige Optionen. Nehmen wir zum Beispiel die Aktie der Infineon Technologies AG, die im Marz 2000 emittiert wurde. Ende März gab es ausschließlich eine Bank, die entsprechende Optionsscheine herausgebracht hat. Ein Vergleich mit den Produkten anderer Häuser ist in solchen Fällen natürlich nicht möglich.

Eine Gegenüberstellung mehrerer Optionen anhand der impliziten Volatilität ist grundsätzlich empfehlenswert, da man auf diese Weise ein gutes Bild von der aktuellen Marktsituation gewinnen kann. Früher war es – zumindest für den Normalanleger – fast unmöglich, derartige Analysen durchzuführen. Viele Optionspreise wurden lediglich in Printmedien veröffentlicht und waren für aktuelle Vergleiche viel zu alt. Kennzahlen wie die implizite Volatilität fand man häufig nur in Spezialzeitschriften, die im monatlichen Rhythmus erschienen sind, Zwar konnte man vor einigen Jahren Optionskurse bereits über den Videotext oder per Telefon abrufen. Ein Weg, der relativ umständlich ist, da man sich die für Vergleichszwecke benötigten Werte oft mühsam zusammensuchen muss. Seitdem es das Internet gibt, verlieren diese Alternativen immer mehr an Bedeutung. Wer heutzutage Optionsscheine kauft, informiert sich im Regelfall online. Wir haben dies schon an mehreren anderen Stellen erwähnt. Auch für direkte Optionsvergleiche ist das Internet unschlagbar. Der Anleger hat inzwischen die Möglichkeit, im Grunde sämtliche in Deutschland gehandelten Optionsscheine anhand fast jedes nur denkbaren Kriteriums direkt miteinander zu vergleichen. OnVista hat ein entsprechendes Finanztool entwickelt, das kostenlos genutzt werden kann. Unsere Adi- das-Salomon-Option hat eine implizite Volatilität von gut 44 Prozent. Wir möchten nun gerne wissen, wie dieser Wert im Vergleich zur Konkurrenz zu beurteilen ist. Auf der Homepage von OnVista wählen wir die Rubrik Optionsscheine aus und geben anschließend in das Feld Basiswert die WKN der Aktie oder deren Bezeichnung ein. Da sich unser Schein auf Adidas-Salomon (WKN 500 340) bezieht, geben wir die Kenn-Nummer in das entsprechende Feld ein. Es öffnet sich eine neue Seite mit der Eingabemaske Optionsschein- Vergleich. Hier können wir nun diejenigen Merkmale hinterlassen, nach denen Vergleichsoptionen ausgesucht werden sollen. Das Programm wählt unter allen in Deutschland zum Börsenhandel zugelassenen Scheinen insgesamt siebzehn aus, die die Kriterien erfüllen. Unser Dresdner Bank-Schein ist ebenfalls vertreten. Nun können wir sofort erkennen, wie der DAX-Call im Vergleich zu den übrigen Scheinen abschneidet. Wer die Kriterien für die Vergleichsobjekte nicht selbst vorgeben möchte, kann in der Rubrik Funktionen für diesen Optionsschein unter dem Punkt Szenario den Begriff Ähnliche OS anklicken. Dann wählt das Tool eigenständig Optionsscheine aus, die mit dem Dresdner Bank-Call vergleichbar sind. Meist werden zusätzlich Scheine angezeigt, deren Merkmale deutlicher von denen der Ursprungsoption abweichen.

Moderne Kennzahlen bei den Optionen Online1

Um beurteilen zu können, ob eine implizite Volatilität und damit ein bestimmtes Bewertungsniveau insgesamt als hoch anzusehen ist, bietet sich ein Vergleich mit der historischen Volatilität an. Man sollte aber darauf achten, dass der Zeitraum, auf dem die historische Vola basiert, in etwa mit der Optionslaufzeit übereinstimmt. Es ist nicht ratsam, auf die Volatilität der letzten vier oder fünf Jahre zurückzublicken, wenn der Warrant nur wenige Monate läuft.

Mal sind hohe, mal niedrige Volatilitäten vorteilhaft
Eine niedrige implizite Volatilität ist für Warrantkäufer vorteilhaft. Werden Scheine an den Emittenten zurückgegeben, ist es indes umgekehrt. Je höher die Vola, umso höher ist der Optionspreis und damit auch der Verkaufserlös. Die bekannteste implizite Volatilität ist diejenige für den DAX. Sie wird regelmäßig in Form eines Indexes veröffentlicht. Der sogenannte VDAX (Volatilitäts-DAX) signalisiert, welche Vola in DAX-Optionen eingepreist ist, die an der Terminbörse Eurex gehandelt werden. Zwar ist die implizite Volatilität eine der brauchbarsten Kennziffern. Dennoch muss gesagt werden, dass auch eine niedrige Vola keinerlei Aussage über den zukünftigen Erfolg eines Warrants zulässt. Entscheidend für den Erfolg ist, ob die prognostizierte Kursentwickung tatsächlich eintritt. Die implizite Vola ist jedoch sehr nützlich, um unter sonst gleichen Scheinen den vorteilhaftesten zu erkennen. Wenden wir uns nun einer anderen Gruppe von Kennzahlen zu, den sogenannten Moves. Als erstes wollen wir uns mit dem Spread- Move befassen. Am Spread erkennt der Anleger, um welchen Wert der Kurs einer Option steigen muss, damit zumindest der Verlust aufgrund der Geld-Brief-Spanne ausgeglichen wird. Zur Erinnerung: Ein Market-Maker quotiert – zum Beispiel für Optionsscheine – sowohl einen An- als auch Verkaufskurs. Wer vom Emittenten kauft, muss einen Preis zahlen, der über dem Kurs liegt, den das Institut im selben Augenblick für den Rückkauf vergütet. Bliebe die Quotierung im Laufe der Zeit unverändert, könnte der Warrant lediglich zum geringeren Geld-Kurs an den Emittenten zurückgegeben werden und die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs wäre verloren. Zur Vermeidung derartiger Verluste ist grundsätzlich also eine Kursbewegung (engl. Move) in Höhe der Geld-Brief-Spanne erforderlich. Dies ist der Spread-Move. Für unseren Adidas-Salomon- Schein beträgt er 5 Cents. Das bedeutet, dass ein Kurszuwachs in dieser Höhe notwendig ist, um einen Verlust aufgrund der Spanne auszuschließen. Steigt der Kurs tatsächlich entsprechend, lautet die neue Quotierung: 13,22 – 13,27. Obwohl sich der Schein positiv entwickelt hat, profitiert der Anleger nicht davon, wenn er das Papier an den Emittenten zurückgibt. Denn er hat beim Kauf die Briefseite (13,22) bezahlt und erhält jetzt den Geldkurs (ebenfalls 13,22). Vergleicht man unterschiedliche Optionen miteinander, sollte darauf geachtet werden, dass sich die Produkte auf denselben Basiswert beziehen und eine in etwa gleiche Restlaufzeit haben. Außerdem müssen die Bezugsverhältnisse deckungsgleich sein. Nehmen wir als Beispiel einen zweiten Adidas-Salomon-Warrant (Bezugsverhältnis: 0,1), der sonst die gleichen Ausstattungsmerkmale besitzt wie das Produkt der Dresdner Bank. Die Quotierung lautet: 1,32 – 1,34. Die Spanne liegt damit bei 2 Cents und ist nicht einmal halb so groß wie die der Ursprungsoption. Doch dieser Vergleich führt in die Irre, denn die Bezugsverhältnisse unterscheiden sich. Es ist notwendig, die Scheine auf einen einheitlichen Nenner zu bringen – in der Praxis normalerweise ein Bezugsverhältnis von 1,0. Man bezeichnet die Spanne dann auch als Spread homogenisiert. Je höher der homogenisierte Spread, umso stärker muss die erwartete Kursbewegung sein, damit die Gewinnzone erreicht wird. Grundsätzlich gilt, dass ein Warrant umso attraktiver ist, je niedriger sein Spread-Move. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass der Spread-Move nur eines von mehreren Beurteilungskriterien sein sollte.