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Der Aktiensplit richtig verstehen

Beim Aktiensplit wird der Wert einer Aktie einfach halbiert oder durch eine andere Zahl geteilt. An dem Grundkapital der Aktiengesellschaft ändert sich dadurch gar nichts; diese Operation dient nur einem „optischen Zweck“. Es ist so, als würden Sie in einem Geschäft einen Hundert-Euro-Schein in fünf Zwanzig- Euro-Scheine wechseln lassen. Obgleich ein Aktiensplit auf den ersten Blick unsinnig erscheint, hat er viele Vorteile. In den USA war dieses Verfahren schon lange üblich; in Deutschland hat es sich vor allem in den 1990er massiv durchgesetzt.
Die meisten Kleinanleger schrecken davor zurück, eine Aktie im Wert von 1000 oder 2000 Euro zu kaufen. Obwohl diese Angst rein psychologisch begründet ist und keinen realen Hintergrund hat, erscheinen Aktien mit hohen Kurswerten teuer und luxuriös. Die meisten Investoren kaufen lieber hundert Aktien zu einem Wert von 10 Euro als eine, die gleich mit 1000 Euro zu Buche schlägt. Daher sind Aktien mit hohem Kurswert im Nachteil und werden häufig gesplittet. Wenn Sie nun eine Aktie im Wert von 1000 Euro besitzen und diese wird durch 10 geteilt, dann erhalten Sie automatisch in Ihrem Depot 10 Aktien zu 100 Euro. Diesen Vorgang macht die Bank von selbst, so dass Sie den Aktiensplit kaum bemerken.

Sowohl für die Aktionäre als auch für das Unternehmen hat diese rein kosmetische Operation etliche Vorteile. Die Porsche- Aktie beispielsweise stand zeitweise bei über 4000 Euro. Für Kleinanleger, die nur 1000 oder 2000 Euro anlegen, ist diese Aktie schon unerschwinglich. Aber auch andere Anleger mögen solche Elefanten werte nicht, denn wer möchte sich schon eingestehen, dass er bei einem Gesamtwert von 40.000 Euro nur zehn Aktien im Depot hat? Für Großanleger sind solche Aktien mit hohen Werten auch dann von Nachteil, wenn sie eine exakte prozentuale Verteilung in ihrem Portfolio erreichen wollen. Manche Depots folgen bestimmten Strategien, bei denen Branchen, Länder oder einzelne Unternehmen genau prozentual aufgegliedert und gewichtet sind. Aktien mit hohen Kurswerten lassen sich nicht teilen. Aus diesen Gründen sind viele Aktiengesellschaften schnell bereit einen Split durchzuführen. Optisch billige Aktien lassen sich einfach leichter vermarkten.

Untersuchungen haben zudem verdeutlicht, dass Aktiensplits eine positive Signalwirkung haben, denn Unternehmen, deren Kurs fällt, führen in der Regel keinen Split durch. Ein Aktiensplit hat eine psychologische Wirkung und führt dazu, dass sich Aktiengesellschaften, die häufiger eine solche Maßnahme beschließen, am Markt über wehschnittlieh entwickeln, obwohl der Split keinen Einfluss auf das Grundkapital oder die Ertragslage hat. Das Phänomen ist rein psychologisch bedingt. Experten haben daraus sogar eine eigene Aktiensplit-Strategie entwickelt, bei der Anleger, die eine überdurchschnittliche Performance erreichen wollen, vor allem auf Aktien setzen, die einen Split hinter sich haben.

Splits haben jedoch auch einige Nachteile. Die meisten Anleger verlieren nach mehreren Splits die zahlenmäßige Übersicht über ihr Depot, da sich die Stückzahlen ändern. Schwierig ist das Ganze auch, wenn man eine technische Analyse durchführt oder die Performance berechnet. Auf einem Aktienchart lässt sich die Kursentwicklung grafisch nicht sinnvoll kontinuierlich darstellen. Wenn
Sie plötzlich auf einem Schaubild einen Kurssturz von 50 Prozent entdecken, kann dies auch durch einen Aktiensplit bedingt sein. Zu ähnlichen Problemen in der grafischen Darstellung führt die Währungsumstellung der Kurse von D-Mark auf Euro. Dabei wird meist der Kurs in der Vergangenheit in Euro umgerechnet.
Auch im Depot führen Aktiensplits zu Problemen, denn als Anleger müssen Sie drei bis vier Tage warten, bis die Umstellung vollzogen ist und die neue Stückzahl in Ihr Depot eingebucht wurde. Verkaufen Sie auf keinen Fall vorher, denn dann wird die alte Stückzahl zugrunde gelegt, der Kurswert der Aktien ist aber bereits gesplittet worden.