Franchising ist in Deutschland beliebt geworden. Das zeigen die alljährlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten. So erhöhte sich 1998 der Außenumsatz der deutschen Franchise-Wirtschaft um 20% auf 18,3 Mrd. Euro. Die Zahl der Franchisenehmer nahm um 5.000 auf 33.000 zu. 41 % der Franchisegeber rechnen sich dem Dienstleistungssektor, 11 % dem Handwerk und 9 % der Systemgastronomie zu, während nur knapp 28 % aus der Handelsparte stammen. Jährlich geben rund 8 % aller Franchisenehmer aus wirtschaftlichen und anderweitigen Gründen ihre Geschäftstätigkeit auf.
Was haben Sie alles zu beachten, wenn Sie sich als Franchisenehmer einem System anschließen? Jeder Franchisegeber will sein Konzept verkaufen und wird es als die beste Chance darstellen. Planen Sie deshalb vorsichtig. Bemühen Sie sich von vorneherein um eine möglichst umfassende Informationsbasis.
Prüfen Sie sich selbstkritisch, ob Sie die Voraussetzungen für eine langjährige Partnerschaft erfüllen. Fragen Sie Familienmitglieder, Freunde und Bekannte und versuchen Sie zu einem objektiven Bild von sich selbst zu gelangen. Nach der Prüfung Ihrer Stärken und Schwächen sollten Sie überlegen, in welcher Branche Sie sich aufgrund Ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten engagieren wollen.
Ist die Prüfung positiv ausgefallen, werden Sie sich fragen, wo Sie was mit wem erreichen wollen. Der Einkauf in ein Franchisesystem eignet sich nicht für jeden. Falls Sie sich für Franchising entscheiden, müssen Sie eine große Anzahl von Anbietern prüfen. Sie werden von Franchisegebern umworben und können vom Wettbewerb der Systeme profitieren.
Zusätzlich zu den vom Franchisegeber zur Verfügung gestellten Unterlagen sollten Sie sich Informationen von dritter Seite verschaffen. Eine gute Vorbereitung der Gespräche mit dem Franchisegeber ermöglicht Ihnen, das Angebot mit gezielten Fragen zu überprüfen und gleichzeitig die eigene Kompetenz unter Beweis zu stellen.
Die Vorteile, die Franchisenehmer aus der Beteiligung an einem Franchisesystem ziehen können, sind Risikominderung, Bekanntheit, Koordination, Zusammenarbeit und Produktivität.
Ein erprobtes Geschäftskonzept (denken Sie an McDonald’s) und die Hilfen des Franchisegebers sichern den Weg zum eigenen Unternehmen. Ein großer Teil der anfallenden Aufgaben wird dem Franchisenehmer von Spezialisten aus der Systemzentrale abgenommen. Typische Gründungsfehler können vermieden werden und Sie können sich auf das Marketing konzentrieren. Aber auch später hilft das Know-how des Franchisegebers, Fehler zu vermeiden und Risiken zu
minimieren. Der Franchisenehmer kümmert sich um die Kundenwünsche und die Lösung von Kundenproblemen, und braucht sich nicht um den Kleinkram zu kümmern.
Franchisenehmer können große Vorteile aus einer bereits bekannten Marke ziehen. Schon beim Start hilft ein bekannter und imageträchtiger Name bei der Überwindung von Markteintrittsbarrieren. So sorgt die Beteiligung an einem etablierten Franchisesystem für einen Vertrauensvorschuss auf Seiten der Kreditgeber. Auch bei Kunden kommen Sie mit einem bekannten Namen gut an.
Der Franchisegeber erhöht durch Koordination der Maßnahmen aller Beteiligten die Schlagkraft des Systems. Das wachsende Franchise-Netz stärkt das System, was beispielsweise bei gemeinschaftlichen Einkäufen gezielt genutzt werden kann. Die Kostenvorteile stärken die Wettbewerbsposition des gesamten Systems.
Die Zusammenarbeit innerhalb des Systems trägt zur Steigerung der Leistungsfähigkeit bei und verschafft Franchisesystemen Wettbewerbsvorteile. Der Erfahrungsaustausch innerhalb des Systems und die Betreuung durch den Franchisegeber hilft Ihnen als Franchisenehmer, Krisen erfolgreich zu bestehen.
Die Erfahrungen des Franchisegebers können die Vorbereitungszeit und die Startphase des jungen Unternehmens deutlich verkürzen. Dies kann die Gründungskosten deutlich senken. Die Arbeitsteilung erlaubt eine rationellere Betriebsführung als sie einem einzelnen Unternehmer möglich wäre. So kann er die Produktivität gegenüber herkömmlichen Existenzgründungen deutlich steigern und innerhalb kürzerer Zeit die Gewinnzone erreichen.
Der Franchisenehmer wird aber auch mit Problemen konfrontiert.
Von einem Franchisenehmer werden soziale Fähigkeiten erwartet, wie sie ihm in diesem Ausmaß zuvor nur selten abverlangt wurden. Er soll sich nicht nur zu einem zielstrebigen Unternehmer entwickeln, sondern auch seine Mitarbeiter motivieren, mit der Systemzentrale Zusammenarbeiten und sich in ein Team von Partnern integrieren.
Die richtige Bewertung der Leistungen eines Franchisegebers ist äußerst schwierig. So fehlt oft die Transparenz, weil vieles geheim bleiben muss. Nur selten lassen sich Angebote wirklich vergleichen. Deshalb ist es für den Franchisenehmer sehr problematisch, die Angemessenheit der geforderten Gegenleistungen zu beurteilen. Vor allem, weil sich nicht sicher Voraussagen lässt, ob und wie der Franchisegeber seine Verpflichtungen erfüllen wird.
Nach Abschluss des Franchisevertrages sieht sich der Franchisenehmer einer Vielzahl von Verpflichtungen gegenüber. Insbesondere muss er das Weisungs- und Kontrollrecht des Franchisegebers akzeptieren, das der Umsetzung des Franchise-Konzeptes dient. Gleichzeitig ist er gezwungen, seiner eigenen Kreativität Zügel anzulegen, um nicht die Grenzen des Franchisekonzeptes zu sprengen.
Auch wenn der Franchisenehmer als selbständiger Unternehmer gilt, ist er doch weitestgehend von den Entscheidungen des Franchisegebers abhängig. Oft entsprechen die Leistungen des Franchisegebers nicht den Erwartungen, was dem Geschäftserfolg schaden kann. Auch muss der Franchisenehmer unter Umständen mit seinem eigenen Geschäft für Fehler einstehen, die der Franchisegeber und/oder andere Franchisenehmer zu verantworten haben.
Nach Vertragsablauf kann der Franchisenehmer in der Regel nicht frei über seinen Betrieb verfügen. So kann der Franchisegeber den Käufer oder Erben des Betriebes als Nachfolger ablehnen und ein eigenes Vorkaufsrecht wahrnehmen.
Bevor Sie auch nur eine einzige Unterschrift auf ein Stück Papier setzen, sollten Sie den Vertrag gründlich von einem erfahrenen Anwalt prüfen lassen. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten, nicht mehr behebbare Fehler zu machen.