Wer mit dem Ziel des langfristigen Vermögenszuwachses investiert, muss neben den Gewinnpotenzialen auch an die Risikostreuung denken. Die Aktie eines einzelnen Unternehmens kann durch mehr oder weniger zufällige Ereignisse unter Druck geraten, und zwar nicht nur kurzzeitig. Die Telekom-Aktie ist sicher das traurigste Beispiel, aber auch mit TUI, Zapf Creation und in weiten Bereichen Siemens konnte man in der letzten Zeit an der Börse nicht glücklich werden. Wenn man gleichzeitig sieht, dass sich deutsche und europäische Indizes deutlich positiver entwickelt haben, dann sollte klar sein, dass Streuung unabdingbar ist.
Es stellt sich nun. die Frage, wie viele Aktien man braucht, um Risiken abfedern zu können. Die Frage hängt letztlich auch davon ab, ob Aktien nur eine kleine Ergänzung zu einem rentenlastigen Depot darstellen, oder ob nur in Aktien investiert wird. Eine eindeutige Antwort lässt sich nicht geben, weil es auch auf den Anlagestil ankommt. Wer sich zu den Value-Investoren zählt, also in ausgesprochen billige Aktien investiert, muss weniger Risiken abfedern als jemand, der auf Wachstumsunternehmen setzt. Sieht man sich gute Fonds an, dann stellt sich heraus, dass 30 bis 40 Aktien für eine angemessene Risikostreuung ausreichen. Schließlich muss man auch entsprechend Zeit für Recherche aufwenden und Transaktionskosten bedenken.
Zyklische Unternehmen, deren Gewinn stark mit der Konjunktur schwankt, erleben mit der Konjunkturentwicklung deutliche Kursbewegungen nach oben wie nach unten. In einer Rezession bricht auch ihr Geschäft ein und die Aktien stoßen auf nur geringes Interesse. Hierzu gehören zum Beispiel Technologieunternehmen, Autohersteller und Banken. Konsequenterweise bieten sie sich nur in Aufschwungphasen als Investitionsziel an. Da alle Anleger so denken, gibt es die hohen Schwankungen.
Bei Nicht-Zyklikern sieht es anders aus. Sie schwanken zwar auch mit der Konjunktur, aber geringer. Hierzu gehören zum Beispiel Lebensmittelhersteller, Versicherer, Versorger oder Pharmaunternehmen. Wer sich stärker im zyklischen Bereich engagieren möchte, kann durch Nicht-Zykliker einen Risikoausgleich erreichen. Weiterhin gibt es Branchen, die tendenziell zum Beginn des Konjunkturzyklus gut laufen, während andere erst dann Fahrt aufnehmen, wenn persönliche Einkommen gestiegen sind und Arbeitsplätze geschaffen wurden. Die Investitionsgüterindustrie ist recht früh dabei, weil die Unternehmen mit Beginn des Aufschwungs investieren. In Gehältern und Arbeitsplätzen schlägt sich die Konjunktur erst später nieder, so dass Konsumgüterhersteller später profitieren.
Mit Risikostreuung nichts zu tun haben Unternehmen aus Branchen, die sich gerade in Mode befinden oder über eine Sonderkonjunktur verfügen. Dies ist zum Beispiel bei Internet-, Bio- oder Nanotechnologieunternehmen der Fall. Die Kurschancen und -risiken sind hierbei immens und können nicht sinnvoll abgefedert werden. Besser sieht es mit der Rohstoffbranche aus, weil sie zu fast allen anderen Branchen Berührungspunkte hat.