Banken sitzen am längeren Hebel: Die meisten Bundesbürger sind dem Bankgewerbe hoffnungslos ausgeliefert, ohne Girokonto bei irgendeinem Institut läuft nichts mehr im Alltagsleben der westlichen Industriestaaten. Wer nicht wenigstens eine Kontonummer vorweisen kann, hat keine Chance, einen Arbeitsvertrag zu bekommen, eine Wohnung zu mieten oder einen Telefonanschluss zu bestehen. Egal ob Gehaltsüberweisung, Aktienkauf, Vermögensverwaltung oder die Hypothek fürs Eigenheim, der Kredit fürs Auto, ja nicht einmal Bafög, Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Zahlungen – ohne Bankverbindung ist der erwachsene Mensch nicht lebens- und handlungsfähig, weder als Arbeitnehmer noch als Arbeitsloser, weder als Student noch als Rentner.
Wegen dieser hohen Abhängigkeit von einer Bankverbindung gab 1995 auch der Zentrale Kreditausschuss – ein Gremium, in dem alle seriösen Kreditinstitute organisiert sind – die Empfehlung an seine Mitglieder heraus, allen Antragstellern die Eröffnung eines Kontos zu gestatten. Damit sollte vor allem solchen Menschen geholfen werden, die arbeitslos und/oder überschuldet sind und deshalb von der eigenen Bank vor die Tür gesetzt werden.
Die Sparkassen wurden sogar durch die Sparkassenverordnung der Bundesländer verpflichtet, in ihrem Zuständigkeitsbereich auch für solche Personen, mit denen die Banken eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen, ein Konto einzurichten – zumindest auf Guthabenbasis. Das heißt im Klartext: ein Konto ohne Kreditkarte und ohne Überziehungskredit und gegen die institutsübliche Gebühr.
Die Sparkassen können sich nur weigern, einen bestimmten Kunden zu bedienen, wenn dieses Ansinnen für sie unzumutbar ist, weil Dienstleistungen bei anderen Kreditinstituten vom Antragsteller missbraucht wurden oder weil er das Institut und seine Mitarbeiter beschimpft oder beleidigt hat.
Auf dem Sparkassentag 2007 in Bochum hat der Präsident der Sparkassenfinanzgruppe Heinrich Haasis noch einmal bekräftigt, dass die Sparkassen keinen Kunden von den Dienstleistungen ausschließen wollen. Jeder soll wenigstens ein Konto haben, auf dem sein Geld aufbewahrt wird und über das er im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten Zahlungen abwickeln kann.
Dafür muss der Sparkassenkunde damit rechnen, dass die Sparkassen nicht immer die günstigsten Preise anbieten werden. Aber, so Haasis, die Institute der Gruppe mit 50 Millionen Kunden sollten anständig mit ihren Kunden umgehen.