Was bewegt die Kurse an der Börse – detailliertere Information

Hättest Du nur auf mich gehört! Wie oft haben wir das als Kind gehört! Und hat es was genutzt? Fällt es uns leicht, einen Rat anzunehmen? Wissen wir, wem wir vertrauen können und wem nicht? Im Grunde genommen nicht. Auf Vater und Mutter wollten wir nicht hören und haben es auch selten bereut. Soll man nun in Börsendingen auf andere hören? Eine klare Antwort darauf gibt es nicht. Urteilen Sie nach diesem Artikel selbst.

Was Börsianer bewegt
Brokershausen ist ein idyllisches Städtchen mit kaum mehr als 10 000 Einwohnern am Fuße eines kleinen Gebirgszuges. Viele Familien wohnen hier, die meisten pendeln täglich in die rund 50 km entfernte Finanzmetropole Stockhafen. Viele fahren mit dem Bus, weil man mit dem Auto überwiegend im Stau steht. Der Bus fährt ab 6 Uhr alle halbe Stunde und ist rund eine Stunde unterwegs. In Brokershausen wohnen auch viele Finanzleute, die an der Stockhafener Börse oder in den dort ansässigen Banken tätig sind. Am Mittwoch beginnt in Stockhafen eine Messe, die viele Besucher und Aussteller anlockt. Die Brokershausener wissen, dass auch bei ihnen Messegäste wohnen und nach Stockhafen mit dem Bus pendeln wollen.

Man kann also mit einem starken Andrang an der Haltestelle rechnen. Die Messegäste müssen meist gegen 9 Uhr dort sein. Viele Fahrgäste aus der Finanzbranche fahren mit dem Bus um 7.30 Uhr, damit sie inkl. Fußweg spätestens um 9 Uhr im Büro sind. Die Busse von 7 bis 9 Uhr sind gut ausgelastet, aber nicht überfüllt. Was passiert nun? Die Börsianer wissen, dass um 7.30 Uhr ein großer Andrang sein wird und dass sie möglicherweise nicht mehr in den Bus kommen. Also stehen sie lieber eine halbe Stunde früher auf. Das, so denken sie, werden die Kollegen auch machen und dann ist auch der 7-Uhr-Bus überfüllt. Also beschließen sie, noch früher zu fahren. So schlau werden aber die anderen auch sein, so dass jeder für sich auf die Idee kommt, mit dem ersten Bus um 6 Uhr zu fahren.

Da stehen dann alle Börsianer und nur mit viel Glück kommen alle nach Stockhafen. Um 6.30 Uhr können sie aber auch noch fahren, doch dann ist nichts mehr los.
Unrealistisch? Stimmt, die Leute würden nicht mit dem Bus, sondern mit dem Auto fahren. Aber auch früher und dann wäre das Gleiche auf der Straße los. Börsenprofis versuchen immer, schneller als andere zu sein. Nur wer die Entwicklung vorhersieht, kann die Konkurrenz ausstechen. Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen, das heißt er kauft zu teuer oder verkauft zu billig. Oder steht an der Haltestelle und wartet und wartet und wartet…

Oft lohnt es sich, so schnell zu sein, manchmal allerdings auch nicht. Was wäre, wenn die Messe gar nicht stattfindet oder viel weniger Besucher kommen als gedacht? Dann wäre der Aufwand umsonst gewesen, man hätte länger schlafen und einen besseren Start in den Tag haben können. Aber viele Anleger können damit besser leben als mit einer Verspätung, wenn sie lange warten müssen, um in den Bus zu kommen. Das ist das Prinzip der Börse. Immer die Entwicklung vorhersehen und schneller als andere reagieren. Dazu muss man wissen, was passieren kann, welche Chancen und Gefahren für die Märkte bestehen.

Und dafür sind professionelle Investoren immer auf der Suche nach Indikatoren, die möglichst frühzeitig und möglichst zuverlässig anzeigen, was passieren wird. Das ist natürlich Wunschdenken. Kein Indikator wird Kursentwicklungen an den Börsen zuverlässig mehrere Wochen oder Monate im Voraus anzeigen können. Es wäre schon schön, wenn es so etwas mit wenigstens ein paar Stunden Vorlauf gäbe. Und so sind Heerscharen von Menschen auf der Suche nach Indikatoren und versuchen sie zu interpretieren beziehungsweise zu begründen, warum sie doch nicht funktioniert haben.

Wenn Wertpapiere, hier insbesondere Aktien, gekauft werden sollen, dann müssen zwei Voraussetzungen gegeben sein:
1. Die Geldanlage muss attraktiv sein. Die Objekte dürfen nicht überteuert erscheinen, das Umfeld sollte wachsen, damit zusätzliche Gewinne der Unternehmen wahrscheinlich sind.
2 Die Anleger müssen Geld zur Verfügung haben. Dazu sollten die Zinsen niedrig sein, so dass auf Pump gekauft werden kann, zudem sollte der Immobilienmarkt stabil sein. Dies führt insbesondere in den U SA zu einem hohen verfügbaren Kapital. Die Akteure an den Börsen versuchen daher permanent, diese Faktoren zu beobachten und Anhaltspunkte für Veränderungen zu finden. Verschlechtert sich ein Faktor, verkaufen sie Aktien schnellstmöglich, um noch hohe Preise zu erzielen, verbessert sich etwas, kaufen sie schnellstmöglich zu.

Die Verhältnisse an Aktien-, Rohstoff-, Renten- und Immobilienmärkten unterscheiden sich mehr oder weniger stark. Wir werden hier versuchen, den relevanten Faktoren und Indikatoren näher zu kommen, so dass Sie eine realistische Einschätzung des Marktes vornehmen können. Sie sollten dabei aber nicht aus den Augen verlieren, dass Akteure sich auch unsinnig verhalten können, das heißt psychologische Faktoren überwiegen. Diese sind nicht immer nachvollziehbar, so dass ein gewisses Restrisiko bleibt. Nehmen wir an, in einem Land gibt es Wirtschaftswachstum und die Unternehmen rechnen mit Gewinnsteigerungen. Zudem sind die Kapitalkosten niedrig und bleiben konstant oder sinken sogar. Dann sind Aktien attraktiv, Anleger können mit Kurssteigerungen rechnen und haben auch gute Möglichkeiten, ihre Investitionen zu finanzieren. Gleichzeitig sind für Unternehmen die Kapitalkosten niedrig, so dass sie billig investieren können.

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Nehmen wir nunmehr an, die Wirtschaft schrumpft, die Unternehmen rechnen mit zurückgehenden Gewinnen. Gleichzeitig sinken die Kapitalkosten, weil zum Beispiel die Notenbanken die Zinsen senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. In dieser Situation steigen die Anleihenkurse, weil alte Anleihen mit höheren Zinsen wertvoller werden und Gelder aus Aktien in Anleihen umgeschichtet werden. Es ist also attraktiver, in Anleihen als in Aktien zu investieren.

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Die gezeigten Fälle sind ziemlich eindeutig. Nun wäre es zu schön, wenn es denn immer so wäre. Vielmehr ist die Realität oft anders, denn das Umfeld sendet keine eindeutigen, sondern gemischte Signale. Wenn die Wirtschaft nämlich boomt, werden die Kapitalkosten nicht sinken, weil in aller Regel die Zinsen angehoben werden. Die Frage ist dann, welcher Faktor überwiegt: Ziehen sich die Aktienkäufer zurück, weil sie Angst vor steigenden Zinsen haben oder kaufen sie fleißig, weil sie den Wachstumseffekt interessanter finden?

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Diese Situation ist typisch für die Jahre 2004 bis 2006. Parallel zu einem deutlichen Wachstum der Weltwirtschaft wurden die Zinsen kontinuierlich angehoben. So wurden in manchen Phasen kräftig Aktien gekauft (mit deutlichen Kurssprüngen), in anderen überwog die Skepsis und es gab deutliche Einbrüche. Immer kam es zu Überreaktionen. So sind Kurssteigerungen von 30 Prozent in einem Jahr in einem entwickelten Markt als ausgesprochen hoch (zu hoch) zu bezeichnen, während aber auch Kurseinbrüche von 15 Prozent innerhalb von zwei Wochen nicht als vernünftig bezeichnet werden können. So entlud sich an den Aktienmärkten im Mai 2006 die aufgestaute kleine Kursblase (vielfach konnten Anleger 30 bis 40 Prozent Rendite mit europäischen Aktien in zwölf Monaten erzielen) und führte die Renditen auf verträgliche 10 bis 20 Prozent zurück. Für eine Aufschwungsituation typisch sind Wachstum und steigende Zinsen, die zumindest auf Anleiheseite klar zu Einbußen bei den Kursen führen:

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Professionelle Anleger achten bei ihren Entscheidungen auf beide Seiten. Dabei beobachten sie eine mehr oder weniger große Zahl von Indikatoren, wobei meist jeder seine eigene Vorgehensweise hat. Man sollte allerdings auch nicht glauben, dass sich auf nahezu mathematischem Wege daraus Anlageentscheidungen ableiten ließen. Die Daten sind, wie gesagt, oft widersprüchlich, so dass sich die Frage stellt, welche ignoriert werden sollen. Da jeder diese Frage anders entscheidet, gibt es ständig Kursschwankungen. Bestünde Einigkeit, wäre an der Börse nichts los.Insofern ist es leider auch vergebens, den Hinweis auf einen zentralen Indikator zu erwarten.

Gäbe es ihn, würden sich sofort alle Kurse an die neue Situation anpassen und es gäbe bis zu den neuen Daten nichts mehr zu handeln. Stillstand an der Börse. Das ist glücklicherweise nicht vorstellbar und so gibt es gerade deswegen Chancen für Gewinne und Verluste, weil die Eignung von Indikatoren mal gegeben und mal nicht gegeben ist. Selbst Profis vertrauen oft auf die falschen Daten. Mal funktioniert nämlich der Ölpreis, mal nicht. Ein steigender Ölpreis kann nämlich Kostenfaktor für Unternehmen sein, aber auch Indikator einer wachsenden Weltwirtschaft. Mal interpretiert man so und mal so …

Immer mit Risikopuffer dabei, Discountzertifikate – Kapitalschutz und Spekulation

Viele Anleger sind bereit, ein gewisses Risiko bei einer Aktienanlage in Kauf zu nehmen, um nicht auf allzu viel Rendite verzichten zu müssen. Das ist vernünftig, man braucht nur ein entsprechendes Produkt dafür. Da helfen wieder die Optionen. Wenn Sie selbst Kaufoptionen verkaufen könnten (für Private geht das nicht), könnten Sie einen schönen Mechanismus konstruieren: Sie kaufen eine Aktie (beziehungsweise den Index) und verkaufen gleichzeitig eine Kaufoption darauf, und zwar mit einem Basiskurs, der über dem aktuellen liegt. Wo genau, können Sie sich aussuchen, entsprechend verändert sich auch der Preis der Option. Nehmen wir also an, Sie rechnen im Laufe eines Monats mit einer maximalen Kurssteigerung von i Prozent, also zum Beispiel von 100 auf 101 Euro.

Anders gesagt: Sie sind zufrieden, wenn es so kommt. Nun können Sie jemandem das Recht verkaufen, nach einem Monat die Aktie für IOI Euro (das ist der Basiskurs) zu kaufen. Dafür zahlt Ihnen der Partner den Optionspreis, nehmen wir hier einmal 1,50 Euro an. Diese Einnahme verbilligt Ihre Aktie. Sie haben jetzt nur 98,50 Euro gezahlt, können aber nicht mehr als 101 Euro nach einem Monat einnehmen. Steigt sie stärker, dann wird der Käufer der Option diese ausüben und Ihre Aktie geht weg für 101 Euro. Sie könnten also maximal 2,50 Euro verdienen. Explodiert der Kurs, sind Sie der Gebissene, aber Ihr Partner freut sich.

Geht der Kurs aber Richtung Süden, dann haben Sie einen Puffer bis 98,50 Euro. Kostet sie nach einem Monat genau 98,50 Euro, dann haben Sie noch nichts verloren. Diesen Schutz gegen Kursrückgänge bezahlen Sie mit einem Verzicht auf größere Kursgewinne. Jetzt können Sie noch einen Schritt weiter gehen und sich überlegen, wie Sie den Schutzfaktor noch steigern können. Wenn der Basiskurs nämlich nicht über dem aktuellen liegt, sondern darunter, dann sind Sie im Fall eines Kurseinbruchs noch besser abgesichert. So könnte der Basiskurs bei 98 Euro liegen. Wenn Sie für die Kaufoption 4 Euro bekommen (sie ist ja jetzt richtig wertvoll), dann geraten Sie erst ins Minus, wenn der Kurs nach einem Monat unter 96 Euro liegt. Sollte die Aktie auf 102 Euro steigen, dann hätten Sie aber nur 2 Euro verdient. Alle Kurssteigerungen über 98 Euro hinausgehen an Ihnen vorbei.

Auf diese Weise lassen sich Zertifikate bilden, die Aktie beziehungsweise Index und eine passende Option zusammen enthalten. Damit ist der Verkauf von Kaufoptionen auch für Private möglich. Solche Zertifikate gibt es nahezu unbegrenzt für alle bedeutenden Aktien und Indizes und mit unterschiedlichen Risikostufen. Verschiedene Studien haben sogar nachgewiesen, dass Anleger meist besser fahren, wenn sie Discountzertifikate statt Aktien kaufen.

Zeigt den Kurs einer Aktie (des Basiswerts) und eines Discountzertifikats darauf. Angenommen, das Zertifikat wird beim Aktienkurs von 100 Euro zum Preis von 90 Euro gekauft (der Discount beträgt also 10 Euro). Der Cap (die Obergrenze) liege bei 108 Euro. Steigt die Aktie bis zum Fälligkeitstag um bis zu 8 Prozent, dann bekommt der Discountkäufer 108 Euro ausbezahlt, hatte aber nur 90 Euro bezahlt. Seine Rendite beträgt dann 20 Prozent. Steigt die Aktie auf 120 Euro, dann erreicht auch der Aktieninvestor eine Rendite von 20 Prozent, der Discountkäufer bekommt nicht mehr als vorher schon. Beide sind dann gleich gestellt. Über 120 Euro gewinnt der Aktienkäufer.

Fällt die Aktie auf 90 Euro, hat der Aktienbesitzer 10 Prozent verloren, der Discountkäufer aber nichts. Fällt die Aktie zum Beispiel auf 80 Euro, verliert der Aktienkäufer 20 Euro, der Discountkäufer nur 10 Euro. Er ist also nach unten hin immer besser gestellt. Besonders interessant ist es, nicht nacheinander Discountzertifikate mit begrenzter Laufzeit zu kaufen, sondern einen Dauerbrenner zu nehmen. Das sind die Rolling Discount-Zertifikate, die sozusagen virtuell monatlich Calls verkaufen und letztlich eine höhere Rendite bringen als die Arbeit mit längerfristigen Optionen. Diese Zertifikate gibt es
• offensiv (Basiskurs liegt über dem aktuellen)
• neutral (Basiskurs liegt auf dem aktuellen)
• defensiv (Basiskurs liegt unter dem aktuellen) und auch
• mit einem flexiblen Wechselmechanismus.

Immer mit Risikopuffer dabei, Discountzertifikate - Kapitalschutz und Spekulation42

Alle bieten einen begrenzten Schutz gegen Kursverluste, nicht immer sind aber alle gleich geeignet. So kann die flexible Variante durch Zufallsschwankungen aus dem Tritt geraten und auf defensiv geschaltet sein, obwohl die Märkte schon im Aufschwung sind. Defensive Zertifikate bieten perfekten Schutz, wenn der monatliche Verlust im Rahmen von meist drei oder fünf Prozent bleibt. Darüber hinaus erleiden aber auch sie Verluste. Am besten funktionieren Discount-Zertifikate, wenn die Volatilität hoch ist. Dann wird die Option nämlich teuer und Sie erzielen hohe Einnahmen. In schwankungsarmen Märkten bleiben die Renditen gering, defensive Zertifikate kommen auch in Boomzeiten kaum auf mehr als fünf Prozent Rendite pro Jahr.

Kommt aber wieder mehr Angst in die Märkte, kann sich der Mechanismus gut entfalten. In der relativ ruhigen Zeit in den fahren 2004 bis 2006 waren Discounter auf Indizes weniger lukrativ. Besser schnitten Zertifikate auf einzelne Aktien mit traditionell hoher Volatilität ab. Hierbei ist zum Beispiel ein Discount-Zertifikat auf SAP interessanter als auf BASF. Das konservative Zertifikat bietet 5 Prozent Puffer pro Monat und weist einen eher rentenähnlichen Kursverlauf aus.

Im Mai 2006 hielt dieser Puffer aber nicht, so dass es zu kurzzeitigen Verlusten kam. Die neutrale Variante setzt den Basiskurs auf den aktuellen (100 Prozent) und liegt in der Mitte. Das flexible Zertifikat, das seinen Charakter an die Marktentwicklung anpasst, lief am besten, hatte aber im Jahr 2004 aufgrund kurzer aber deutlicher Verluste erhebliche Schwierigkeiten, dem Markt zu folgen (RD = Rolling Discount). Interessant ist auch die Frage, wie sich die Zertifikate nach dem Einbruch im Mai 2006 verhielten. Hier zeigte sich das konservative ziemlich unbeeindruckt.

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Ungeliebtes Arbeiterkind – der Fall WestLB

Den Herren der großen privaten Geschäftsbanken war sie schon lange ein Dorn im Auge. Die WestLB war irgendwie das Schmuddelkind im deutschen Bankgewerbe. Eines, das sich nie unterkriegen ließ und immer dabei sein wollte, wenn es etwas zu verdienen gab. Das zeitweilig zum viertgrößten deutschen Kreditinstitut aufgestiegen war und das trotz des für Frankfurter Bankernasen aufdringlichen Margarinegeruchs der nordrhein-westfälischen Arbeiterstädte auch in die internationalen Kapitalmärkte Einlass gefunden und sich in die Spitzenliga der deutschen Banken gedrängelt hatte.
Die Aufmüpfigkeit und die Abenteuerlust der Banker aus Düsseldorf und Münster, die im roten Filz der SPD-gefuhrten Landesregierungen blühten und gediehen, hat die soignierten Geldzirkel unter der Frankfurter Dunstglocke immer wieder bis aufs Blut gereizt. Traten die WestLB-Banker doch lange Jahre mit großem Vorsprung im Rennen um die lukrativen Bankgeschäfte an: Als öffentlich-rechtliches Institut konnten sie ihren Kunden bessere Konditionen und meist auch niedrigere Zinsen bieten. Für das Risiko musste ja notfalls die Landesregierung einstehen.
Viele Jahre klagten und beschwerten sich die privaten Großbanken gegen die Bevorzugung der WestLB – lange Zeit vergebens. Gegen den langjährigen Chef der Bank, Friedei Neuber, kamen sie nicht an. Keiner konnte so geschickt die Fäden ziehen und auf der politischen Bühne die Puppen tanzen lassen.

Der rote Pate
Neuber verfügte über glänzende Beziehungen in die Zentralen der nordrhein-westfälischen Konzerne und als ehemaliger SPD- Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag auch in die Politik. Und er sorgte dafür, dass seine Gefolgsleute bedacht wurden, aber auch seine Gegner nicht zu kurz kamen. Und so manchem Politiker und Wirtschaftsmann war sein persönliches Fortkommen einen Kotau vor dem mächtigen Financier wert. Ohne die Zustimmung des roten Paten lief lange Jahre nichts in Nordrhein-Westfalen, gegen sein Veto konnte nicht einmal beim Energieversorger RWE ein Führungsposten besetzt werden.

Doch in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre hatte der oberste Landesbanker sein Konto überzogen. Im September 1996 fielen bei der WestLB-Zentrale 600 Steuerfahnder ein. Zweck der Razzia war die Beschlagnahme von Aufzeichnungen, Akten und Dokumenten, mit denen der Verdacht auf Steuerhinterziehung erhärtet werden sollte. Zu ihrer Überraschung fanden die Beamten polierte Schreibtische und leere Aktenordner vor.

Offensichtlich war die Bank gewarnt worden. Es dauerte nicht lange, bis der Verdacht auf Neubers Vertrauten, den nordrheinwestfälischen Finanzminister und Verwaltungsratsmitglied der WestLB, Heinz Schleußer, fiel. Doch Schleußer, den mit dem Banker eine jahrzehntelange enge Freundschaft verband, wies jeden Verdacht von sich, und bewiesen werden konnte ihm nichts.

Im Jahr 1999 durchkämmten Steuerfahnder auch Neubers Privathaus. Gegen den Bankchef und einige seiner Vorstandskollegen wurde ebenfalls ermittelt. Im November enthüllte dann ein Bericht in dem Magazin Der Spiegel, wie großzügig Neuber sich gegenüber seinen politischen Freunden gezeigt hatte. Die SPD-Spitzen wurden jahrelang von der Düsseldorfer Flugfirma Privat-Jet- Charter (PJC) transportiert. Ob der damalige Ministerpräsident Johannes Rau und sein Finanzminister Schleußer geschäftlich oder privat unterwegs waren, ein Anruf in Neubers Vorstandssekretariat genügte, und der Flieger stand bereit – die Bank zahlte. Der Spiegel konnte die Flugaffäre mit Hilfe der Aufzeichnungen, die der 1997 verstorbene PJC-Chefpilot Peter Wichmann angefertigt hatte, aufdecken. Unrechtsbewusstsein war bei den Spitzen der SPD- Connection eher selten: Die WestLB ist ja zu über 40 Prozent unser Laden, zitierte Der Spiegel im Herbst 1999 einen führenden Politiker der Düsseldorfer SPD. Das Reisebusiness kam erst zum Erliegen, als die Steuerfahndung die Büros von PJC filzte und wenig später auch der Chefpilot verhaftet wurde, als er gerade seinen Hauptauftraggeber Neuber nach Frankfurt fliegen wollte.

Im Zuge der Ermittlungen kamen noch andere delikate Details aus dem Umgang der Düsseldorfer SPD-Prominenz mit ihrer Bank ans Tageslicht. So hatte Schleußer einige Trips in weiblicher Begleitung angetreten, ohne die Kosten für die Reisegefährtin, die nicht seine Frau war, zu begleichen.
Da hatte sich Rau – als er noch Ministerpräsident war – an seinem Wohnort Wuppertal Geburtstagsempfänge von der WestLB ausrichten lassen. Allein die Party zu seinem fünf und sechzigsten Wiegenfest soll die Bank 150 000 € gekostet haben.
Und dann gab es bei der WestLB noch einen speziellen Investmentclub, in dem die Spitzengenossen durch geschickte Geldanlagen unter der Aufsicht von Bankexperten ihr Vermögen mehren konnten.

Im Düsseldorfer Landtag wurde im Februar 2000 ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der die Vielflieger vernehmen sollte. Schleußer verstrickte sich immer tiefer in Ausflüchte und Widersprüche und trat von seinem Amt als NRW-Finanzminister zurück. Rau kam glimpflich davon, weil er die meisten Flüge als Dienstreisen deklarieren konnte und die häufigen Empfänge zu seinen Repräsentationspflichten als oberster Landesvater zählten. Auch Clement überstand die Affäre mit geringen Blessuren, er wurde jedenfalls bei seiner Wiederwahl im darauffolgenden Frühjahr im Amt bestätigt.

Den größten Schaden trug – nicht überraschend – Neuber selbst davon. Mit seinen großzügigen Angeboten hatte der Pate die sich aufopfernden Politiker schließlich erst die Bredouille gelockt. Die Düsseldorfer Flug Affäre mobilisierte am Ende auch andere Gegner des mächtigen WestLB-Chefs.

Wie soll eine seriöse und korrekte Bank heutzutage aussehen

Das Institut, bei dem ich – wie die meisten Kunden vermutlich – meine Geldgeschäfte abwickeln würde, wäre eine Bank, die kompetent und freundlich ist. Die die Bedürfnisse ihrer Kundschaft ernst nimmt, gleichgültig, ob es sich nun um den Bezieher eines Durchschnittseinkommens handelt oder um einen angehenden Einkommensmillionär, um eine alleinerziehende Mutter oder eine vermögende Pensionärin. Die Existenzgründern unter die Arme greift und verständliche Beratung anbietet. Die Vermögensanlagen nicht unter dem Gesichtspunkt der eigenen Profitmaximierung auswählt und die Portfolios nicht wild hin und her schiebt, um Provisionen abzupressen. Eine Bank, die das Wohl ihrer Kunden nicht den Interessen ihrer Aktionäre und Anteilseigner unterordnet, sondern sie gleichrangig verfolgt.

Zu meinen Vorstellungen von einer seriösen Bank gehört auch, dass sie ihre Mitarbeiter anständig behandelt und ausbildet, damit sie kompetente Gesprächspartner für alle Geschäftslagen sind. Aber auch damit sie erkennen, welche Geldmarktprodukte und Anlagenformen seriös sind. Oder wie sie einem Unternehmer aus einer vorübergehenden Klemme helfen können.

Der Dschungel der nationalen Finanzmärkte und internationalen Kapitalgeschäfte ist für einen Bankkunden ohne spezialisierte Fachausbildung längst nicht mehr zu durchschauen. Von meiner Lieblingsbank würde ich deshalb auch erwarten, dass sie sich von den exotischen Nischen hochspekulativer Geldwetten fernhält, die nicht nur die Kunden um ihre Ersparnisse, sondern wie im jüngsten Fall der Schrottanleihen sogar den globalen Kapitalmarkt in schwere Turbulenzen stürzt.
Für die freundliche, kompetente und umsichtige Betreuung meiner Geldgeschäfte wäre ich sogar bereit, ein bisschen mehr zu bezahlen.
Aber auch nur dann.

Die Berg-und-Tal-Fahrt im Fall mit WestLB

Die Frankfurter Großbanker hatten lange auf eine Gelegenheit gewartet, sich an Neuber und an seiner Bank schadlos halten zu können. Die feinen Herrschaften der großen Geldhäuser irritierte weniger sein barocker Lebensstil, seine Trinkfestigkeit und seine Nähe zu den Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen als vielmehr der Nutzen, den der gewiefte Finanzmann Neuber aus dem Status seiner Bank als öffentlich-rechtliches Institut ziehen konnte.
Unter Neubers Führung war die WestLB zu einem der größten Kreditinstitute Deutschlands aufgestiegen. Die Bilanzsumme wuchs in den 20 Jahren seiner Regentschaft von 124 Milliarden auf 782 Milliarden €. Damit hatte die WestLB sogar den ewigen Dritten in der deutschen Bankenlandschaft, die Commerzbank, überholt. Während Neubers Amtszeit hatte sich die Regionalbank zu einem der großen Powerhäuser mit eigener Investmentbank gemausert. Die nordrhein-westfälischen Landesbanker hatten Zweigstellen und Repräsentanzen in 18 europäischen Staaten eröffnet und sind weltweit in 35 Ländern vertreten. In Asien finanziert die Bank den Bau von Hafen- und Kraftwerken, in Nordamerika sind es Projekte im Energiebereich, in Europa engagiert sich die Bank im Telekommunikationssektor, bei Infrastrukturprojekten sowie im Tourismus und im Flugverkehr. In Großbritannien führte sie das Konsortium, das den Neubau des Londoner Wembley-Stadions mit einem Gesamtkostenvolumen von 1,1 Milliarden Euro finanzierte. Die WestLB sollte dabei ein Finanzierungspaket für rund die Hälfte der Kosten schnüren.

So richtig in Fahrt kam Banker Neuber aber erst, wenn er über Beteiligungen im großen Stil Industriepolitik betreiben konnte. Jahrelang herrschte Neuber zudem über die Chartergesellschaft LTU, die Kaufhaus-Reisetochter ITS und den Reiseveranstalter TUI. Mit diesen Engagements hatte Neuber die Entwicklung des Tourismusmarktes entscheidend beeinflusst und beim Umbau des Maschinen- und Anlagenbauer Preussag zum Ferienveranstalter TUI kräftig nachgeholfen. Die WestLB erweiterte ihr Imperium zudem durch das Zusammengehen mit anderen Landesbanken.

Die Großbanken versuchten, den Macht- und Geschäftszuwachs des Düsseldorfer Powerhauses mit allen Mitteln zu bremsen. Immer wieder wurden sie bei der EU-Kommission vorstellig und beschwerten sich über die Wettbewerbsverzerrungen, die im deutschen Markt durch die öffentlich-rechtlichen Landesbanken entstünden. Weil sie nicht den Haftungsbedingungen und Mindestreserveauflagen der privaten Bankwirtschaft unterlägen, könnten sie sich günstiger refinanzieren und billigere Kredite vergeben. Für die Schieflagen der Landesbanken müsste die jeweilige Landesregierung (und damit der Steuerzahler) einspringen.
Nach jahrelangem Streit einigten sich die EU und die Landesbanken darauf, bis zum Jahr 2005 ihre Organisation zu teilen: Die Finanzierung der landespolitischen Strukturpolitik hat die öffentlich-rechtliche Landesbank NRW übernommen, die kommerziellen Bankgeschäfte die WestLB AG, bei der jetzt die Sparkassen das Sagen haben. Seit 1. Juli 2005 fielen – auf Druck der EU- Kommission – die Staatsgarantien weg, die bisher für die erstklassige Bonität des Instituts gesorgt hatten.

Bei der alten WestLB war die EU-Kommission aber noch auf ein spezielles Problem gestoßen. Die Übertragung von Wohnungseigentum des Landes auf die WestLB zu Beginn der 1990er Jahre wurde nach Ansicht der EU-Wettbewerbshüter zu einem deutlich zu niedrigen Zinssatz vollzogen. Nach langer Prüfung der Umstände deklarierte Brüssel diese Zuwendung 1999 als unzulässige Beihilfe und forderte die WestLB auf, Zinsen in Höhe von mehr als 800 Millionen € nachzuzahlen.
Das waren aber längst noch nicht alle Altlasten, die Neubers Nachfolger Jürgen Sengera abarbeiten musste. Zu den weniger gelungenen Deals der WestLB zählte auch das Engagement der Bank im Formel-1 -Rennsport. So hatte sie 1998 als Konsortialführerin eine Anleihe über 1,4 Milliarden Dollar für die Formel- 1-Tochter Formula One Finance BV auf den Markt gebracht. Weil die Anleihe jedoch nicht zu platzieren war, musste die WestLB Papiere im Wert von rund einer Milliarde Euro ins eigene Portfolio nehmen. Außerdem hatte sich die WestLB bei den Börsendebüts von Infomatec und EM.TV kräftig ins Zeug gelegt, deren Gründer und Manager die Aktionäre mit betrügerischen Machenschaften über den Tisch gezogen hatten.

Zu den gröbsten Fehlgriffen aus der Zeit nach Neuber gehörte allerdings das Engagement der Bank bei der britischen TV-Leasinggesellschaft Box Clever. Nachfolger Jürgen Sengera hatte der Bank einen neuen Kurs verpasst: den Aufbruch in Richtung internationale Investmentbank und Vermögensverwalter. Erst im Jahr 2004 gelang es der Bank, diese Bürde wieder loszuwerden. Die beiden US-Investmentgesellschaften Fortress Investor Group LLC und Cerberus Capital haben die notleidende Gesellschaft übernommen – für 290 Millionen Euro. Die WestLB blieb auf einem Verlust von 600 Millionen Euro sitzen. Box Clever kostete auch Sengera Mitte 2003 den Job und beschäftigt noch heute die Gerichte.

Hoch hinaus und tief hinunter im Fall mit WestLB

Während sie einerseits klagte, dass ihr die Existenzgrundlage entzogen werde, drehten Fischer und seine Vorstandskollegen ein großes Rad: Fischer und sein Aufsichtsratschef Rolf Gerlach äußerten sich öffentlich zur Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft. Und nahmen den Mund im Spätsommer 2004 recht voll: Im Jahr 2009 werde die deutsche Geldbranche eindeutig
vom Sparkassensektor beherrscht, den privaten Großbanken drohe der Abstieg in die zweite Reihe.

Nach den Vorstellungen des WestLB-Aufsichtsratschefs bilden sich die beiden künftigen Marktführer aus dem Zusammenschluss der verschiedenen Spitzeninstitute der regionalen Sparkassenverbände heraus. Künftiger Branchenprimus sei – so meinte Gerlach – eine Nordwest AG, der Zusammenschluss von WestLB, NordLB, Bremer Landesbank, Bankgesellschaft Berlin und HSH Nordbank. Die Nummer zwei, von Gerlach Südost AG getauft, entstehe durch die Fusion der BayernLB, der Landesbank Baden- Württemberg (LBBW), der SaarLB, der Hessischen Landesbank (Helaba), der SachsenLB und der Landesbank Rheinland Pfalz (LRP).

Von den privaten Geschäftsbanken habe wohl nur die Deutsche Bank eine Chance, nach einer Fusion mit der Credit Suisse im Jahr 2007. Die Konzernzentrale bliebe aber in Frankfurt. Aber selbst mit dieser Megafusion könne die Deutsche Bank ihre Spitzenposition nicht verteidigen und werde auf einen hinteren Platz abrutschen.
Für die WestLB hatte sich Fischer noch eine Sonderrolle reserviert: Sie soll die internationale Topbank der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute werden. Fischer sagte: Wenn die Sparkassen-Finanzgruppe ihren Prinzipien treu bleibt, kann sie durch Bündelung der Kräfte im Verbund durchaus die Rolle eines internationalen Champions übernehmen. Dabei würde die WestLB als starker Kapitalmarkt-Spezialist ihre klaren internationalen Vorteile in den Bereichen Verbriefungen, Wertpapiere und Projektfinanzierungen einbringen. Ungeachtet der großen Pläne brachte Fischer die WestLB wieder auf Kurs in Richtung Universalbank und versuchte, einen Zugang zur Vermögensverwaltung, dem Private Banking, zu finden.

Diesen eigentlich lukrativen Bereich hatte der frühere Vorstandschef Sengera im April 2002 an die Münchner Privatbank Merck Finck & Co. verkauft und die Bank verpflichtet, bis 2005 kein Private Banking zu betreiben. Die Lösung war der Zukauf der Berliner Weberbank.

Anfang 2007 wurde Fischer wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt: Mitarbeiter des Aktienhandels hatten jahrelang auf Rechnung der Bank mit Aktien von Metro und VW spekuliert und einen Verlust von 249 Millionen Euro eingefahren. Um ihre Machenschaften zu verschleiern, hatten sie die Schlusskurse dieser Papiere bei der Abrechnung manipuliert. Sie wurden fristlos gefeuert, und die Bank stellte Strafanzeige. Doch das reichte nicht. Fischer geriet in die Schusslinie. Landespolitiker der CDU und FDP hatte der scharfzüngige und selbstbewusste WestLB-Chef schon lange geärgert. Den einen gefielen seine Pläne zur Neuordnung des Bankgewerbes nicht, weil die WestLb sich damit völlig ihres Einflusses entzogen hätte. Die anderen wollten die Anteile des Landes am liebsten verkaufen und mit der Skandalbank nichts mehr zu tun haben.

Außerdem hatte sich Fischer mit einem spektakulären Aktienhandel die letzten Sympathien verscherzt. Anfang April 2007 hatte die WestLB überraschend gemeldet, dass sie 14 Prozent der DaimlerChrysler-Aktien halte. Damit waren die Düsseldorfer plötzlich größter Einzelaktionär des Konzerns. Die Bank erklärte zudem, dass sie die Aktien nur für eine kurze Zeit übernommen habe. Mit anderen Worten: Die WestLB hatte kurz vor der Hauptversammlung des Autokonzerns das große Aktienpaket von einem Dritten gekauft und gleich nach der sich daran anschließenden Dividendenausschüttung das Paket wieder verkauft. Solcher Vorgang wird Dividendenstripping genannt und dient dazu, dass Steuern aus der Gewinnausschüttung gespart werden können.

Dass die WestLB mit ihrer öffentlich-rechtlichen Eigentümerschaft bei einem zwar legalen, aber moralisch zweifelhaften Geschäft geholfen hatte, dürfte nicht unerheblich dazu beigetragen haben, dass auch Fischer mit einigen seiner Vorstandskollegen die WestLB verlassen musste. Auch in der Branche wird von Bauernopfern gesprochen. Eines, das die Bank allerdings teuer zu stehen kommen könnte. Die Abfindung, so berichten Insider, soll sich auf rund 5 Millionen Euro belaufen.

Doch es geht um mehr: Mit Fischer ist auch eine Ara der Bank zu Ende gegangen. Die glanzvollen Zeiten der WestLB als mächtiger Gegenspieler der privatwirtschaftlichen Großbanken sind zweifellos vorbei. Auch die Rolle des Geldgebers für regionale und landespolitische Großprojekte hat die NRW-Bank übernommen.

Der Abgang des selbstbewussten Bankchefs hat die Phantasie der öffentlich-rechtlichen wie der privatwirtschaftlichen Konkurrenz beflügelt, sich die Bank wegen ihrer starken Stellung in der Wirtschaft des bevölkerungsreichsten Bundeslandes einzuverleiben. Mal ist die Commerzbank im Gespräch, mal ist es die Landesbank Bayerns und Baden-Württembergs, die LBBW oder vielleicht sogar die Konkurrenz im Norden. Diese Idee, durch Fusionen und Übernahmen zu wachsen, hatte auch Fischer schon – allerdings mit der WestLB im Cockpit eines bundesweiten Geleitzugs. Das hat sich jetzt geändert. Durch die jüngste Krise ist sie sogar vom Jäger zur Beute geworden. Die WestLb ist auf Mittelmaß zurückgestutzt worden.
Aber die Gedankenspiele, alle acht Landesbanken zu einer großen deutschen Bank zusammenzuschließen, gibt es noch immer. Eine Idee, die gewisse Vorteile hätte. Es könnte eine Bank entstehen, die durch das dichte Netz der Sparkassen Kundennähe demonstrieren und die durch ein hochprofessionelles Management ihre Stärken im Investmentbanking, in der Vermögensberatung, in der Kreditvergabe bündeln und als mächtiger Wettbewerber ausspielen könnte. Das neue Konglomerat könnte sogar gemessen an der Bilanzsumme vor der Deutschen Bank rangieren und in der Weltliga vorn mitmischen. So eine Megabank würde ihre Stammklientel, die mittelständische Wirtschaft, auf ihren Exkursionen ins Ausland begleiten, internationale Finanzierungen arrangieren, weltweite Börsen Einführungen organisieren und ausländische Investoren nach Deutschland locken.
Die großen Pläne lassen sich aber nur realisieren, wenn der potenzielle Global Player auch ein adäquates Management und – wichtiger noch – professionelle Kontrolleure erhält. Und genau daran dürfte die Vision von der deutschen Superbank wohl auch scheitern.

Bisher gelten die Landesbanken noch immer als Spielfelder der Landesregierungen. Die Regierungschefs vergeben beispielsweise die Aufsichtsmandate in den Landesbanken gern als Pfründe an verdiente Parteigenossen und wichtige Landeskinder, die ihrerseits die Politik der Landesherren etwa durch die Kreditvergabe unterstützten. Wenn Arbeitsplätze gerettet oder neue Jobs geschaffen werden sollten, konnte die Landesbank eine entscheidende Rolle spielen, wenn sie attraktive Finanzierungspläne von der Standortentscheidung des Kunden abhängig machte oder einem angeschlagenen Unternehmen eine Liquiditätsspritze verpasste. Es gilt das Motto: Bleib im Lande, und wir nähren dich redlich.

Auf diese Einflussnahme mögen die Regierungschefs nicht verzichten. Deshalb hat auch Jürgen Rüttgers, der CDU-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, bisher alle Fusionspläne seiner angeschlagenen WestLB abgelehnt.

Hinzu kommt, dass die Fusion aller Landesbanken zu einem Großkonzern auch erhebliche Konsequenzen für die Mitarbeiter hätte. Ein massiver Stellenabbau im mittleren Management würde sich kaum vermeiden lassen, wenn das neue Institut professionell geführt und wettbewerbsfähig sein soll. Auch das würde kaum geräuschlos über die Bühne gehen. Die beteiligten Länder würden mit allen Mitteln um ihre Standorte kämpfen.

Und dann stellt sich natürlich die Frage, was eigentlich ganz normale Bankkunden von einer neuen Megabank haben. Ist Größe ein Allheilmittel? Die Beispiele, die in dieser Geldanlage-Webseite geschildert wurden, zeigen eher das Gegenteil. Ist sie professioneller, geht sie besser auf die Bedürfnisse der Kunden ein, hat sie Leitlinien, die verhindern, dass sie das Geld ihrer Kunden in hochspekulativen Geschäften verbrennt? Wäre sie das, was so manches Institut gern behauptet, aber nicht hält: ein echter Partner in guten wie in schlechten Zeiten? Der die Rentnerin genauso gut bedient wie den erfolgreichen Unternehmer? Aber das ist ein ganz anderes Kapitel.

Bedrohliche Schieflage im Fall mit WestLB

Die Bank hatte 2003 eine bedrohliche Schieflage erreicht. Aus dubiosen Finanzgeschäften mussten allein 2002 Verluste von 1,7 Milliarden Euro verkraftet werden. Die Zeche zahlten auch die Mitarbeiter: 3000 Arbeitsplätze sollten gestrichen werden. Auf Sengera folgte zunächst Johannes Ringel als Interimschef.
Am 1. Januar 2004 übernahm dann Dr. Thomas Fischer das Ruder. Ein Mann mit einer eigenwilligen Karriere. Zweimal bereits hatte der Amateurboxer, der auch edle Sportwagen schätzt, die Deutsche Bank verlassen – jeweils im Krach. 2002 schmiss er sogar seinen Vorstandsjob hin, weil nicht er, sondern Josef Ackermann den Zuschlag für den Vorstandsvorsitz bekommen hatte. Fischer war bei der Deutschen Bank auch für das Risikomanagement und die Risikokontrolle zuständig. Schon deshalb schien er eine Idealbesetzung für die neu gegründete WestLB AG.
Fischer räumte auf. Alle faulen Geschäfte wurden zusammengekehrt und die Risikovorsorgen erhöht. Die Verluste des Jahres 2003 stiegen auf ungeheure 2,32 Milliarden Euro. Die Bank brauchte zusätzliches Kapital von 1,5 Milliarden Euro, um die Talfahrt überleben zu können.

Neben seinen Sanierungsarbeiten, zu denen in erster Linie gehörte, die Verlustquellen zu stopfen und die Bank wieder zur Rentabilität zu steuern, musste Fischer mit der EU-Kommission in den Clinch gehen.
Die WestLB drohte der Europäischen Kommission wegen neuer Differenzen über das Beihilfeverfahren gegen die Bank mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGEI). Die Kommission hatte den fünf Landesbanken WestLB, NordLB, BayernLB, HSH Nordbank, Berliner Landesbank und Helaba harte Auflagen für die Rückzahlung der unerlaubten Beihilfen an die Bundesländer und für die Wiederaufstockung des Kapitals gemacht. Rund 4 Milliarden Euro sollten die Banken, die WestLB allein rund 1,4 Milliarden Euro, zurückzahlen. Die Pläne der Banken sahen vor, die Beihilfen zwar zurückzuzahlen, sich aber das Geld von ihren Eigentümern als Kapitalerhöhung wieder zurückgeben zu lassen.

Die Kommission verlangte jedoch einen deutlichen zeitlichen Abstand zwischen Rückzahlung der Beihilfen und der Aufstockung des Kapitals, außerdem müsste die Reinvestition deutlich kleiner ausfallen als die Rückzahlung, und an der Kapitalerhöhung sollten auch private Investoren beteiligt werden.
Gegen dieses Konditionendiktat, das zu einer deutlichen Benachteiligung der ehemaligen Landesbanken gegenüber den privaten Geschäftsbanken geführt hätte, zog die WestLB vor Gericht.

Zulagen und Steuervorteile bei der Riester-Rente

Dort, wo der Staat selbst Produkte initiiert hat, zeigt er sich zumindest etwas großzügiger. Die sogenannte Riester-Rente ist zwar bei den Deutschen nicht sonderlich beliebt, dennoch kann sie sich rechnen. Die Förderung von Riester-Produkten umfasst zwei Komponenten: Zum einen erhält der Versicherungs- oder Bankkunde eine staatliche Zulage und zum zweiten kann er seine Sparleistung als Sonderausgabenabzug von der Steuer absetzen. Allerdings muss er dafür im Ruhestand seine private Rente versteuern.
Doch bevor wir ins Detail gehen, schauen wir uns zunächst an, für wen die Riester-Rente überhaupt infrage kommt. Gefördert werden unter anderem

•rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer,
•rentenversicherungspflichtige Selbstständige (auch Handwerker und Künstler),
•pflichtversicherte Landwirte,
•Kindererziehende,
•Bezieher von Arbeitslosengeld,
•Bezieher von Krankengeld,
•nicht erwerbsmäßig tätige Pflegepersonen,
•Wehr- und Zivildienstleistende,
•Beamte, Richter und Soldaten,
•die Ehepartner aller Zulagenberechtigten.

Für welche Form der Altersversorgung sich der Kunde entscheidet, hängt von seiner persönlichen Risikoneigung ab. Allerdings müssen die Riester-Produkte die Zertifizierungsvoraussetzungen erfüllen. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, schließt einen Banksparplan oder eine private Rentenversicherung ab (auf die Vor- und Nachteile der einzelnen Produkte kommen wir noch zurück). Kunden, die von den Chancen der Börse profitieren möchten, haben die Möglichkeit, eine fondsgebundene Rentenversicherung oder einen Fondssparplan abzuschließen. Auch die betriebliche Altersversorgung kann übrigens im Rahmen der Riester- Rente gefördert werden.
Ganz gleich, für welche Form der Altersvorsorge sich der Kunde entscheidet, er muss in jedem Fall jährlich einen Mindestbetrag investieren, um die volle staatliche Zulage zu erhalten. Dieser Mindestbetrag lag im Jahr 2008 bei 4 Prozent des Bruttoeinkommens, höchstens jedoch 2100 Euro. In diesem Fall darf sich der Betreffende über eine Grundzulage von 154 Euro (bei Verheirateten entsprechend 308 Euro) und gegebenenfalls über eine Kinderzulage von 185 Euro freuen. Wurde das Kind ab dem 1. Januar 2008 geboren, zahlt der Staat 300 Euro. Gleichzeitig können ab 2008 jährlich maximal 2100 Euro als Sonderausgabenabzug steuerlich geltend gemacht werden.
Dank der Zulagen und der Steuerersparnis ist die Riester-Förderung für Arbeitnehmer durchaus interessant. Allerdings sollten zwei Aspekte berücksichtigt werden:
Als alleinige Form der privaten Altersversorgung reicht die Riester-Rente in der Regel nicht aus, zumal dann, wenn kein Anspruch auf eine betriebliche Altersversorgung besteht.
Die Steuerersparnis ist im Grunde lediglich eine Steuerstundung, da der Fiskus später an der private Rente beteiligt werden will. Allerdings ist die individuelle Steuerlast im Ruhestand in den meisten Fällen geringer als während des Erwerbslebens.

Die Zertifizierungskriterien für Riester-Produkte
Banken, Versicherungen und andere Finanzdienstleister dürfen Riester- Produkte nur verkaufen, wenn diese von staatlicher Stelle zertifiziert wurden. Die wichtigsten Kriterien hierfür sind:
•Der Finanzdienstleister muss zu Beginn der Auszahlungsphase mindestens die Summe der eingezahlten Beiträge (also Eigenleistung plus Zulagen) garantieren.
•Die Auszahlung darf frühestens ab dem 60. Lebensjahr erfolgen.
•Die Leistung muss eine lebenslange Rentenzahlung sicherstellen.
•Die Abschluss- und Vertriebskosten müssen auf mindestens fünf Jahre verteilt werden.

Unterschiedliche Arten und Angebote von Baufinanzieren

Den Markt der Baufinanzierer teilen sich im Wesentlichen drei Gruppen, die unterschiedliche Produkte anbieten: Banken und Sparkassen (einschließlich Direktbanken und Hypothekenbanken), Lebensversicherungen und Bausparkassen. In vielen Fällen arbeiten Darlehenskunden auch mit zwei Anbietern von Baugeld zusammen, beispielsweise mit einer Bausparkasse und einer Bank. Das ist freilich nur möglich, wenn sich eines der finanzierenden Institute mit einer zweitrangigen Absicherung im Grundbuch zufrieden gibt. Bei Bausparkassen ist dies die Regel.

Jede dieser drei Gruppen von Baufinanzierern bietet unterschiedliche Produkte an. Bei Ihrer Bank oder Sparkasse erhalten Sie meist Annuitätendarlehen, Versicherungen bieten Ihnen Darlehen mit Tilgungsaussetzung an (Sie zahlen während der Laufzeit nur die Zinsen) und bei einer Bausparkasse erhalten Sie das in Deutschland so beliebte Bauspardarlehen. Jedes dieser Produkte weist bestimmte Vorteile auf- allerdings längst nicht für jeden Kunden. Was zum Beispiel bei einem Immobilienkauf als Geldanlage einen Vorteil darstellen kann, erweist sich für den Eigennutzer als Nachteil.

Finanzierung durch Banken und Sparkassen
Im Gegensatz etwa zu den USA, wo die einzelnen Institute größtenteils sehr spezielle Finanzdienstleistungen anbieten, gilt in Deutschland weitgehend das Universalbankensystem. Das heißt, Sie als Kunde bekommen bei Ihrer Bank oder Sparkasse alle Produkte rund ums Geld – vom Girokonto über das Wertpapierdepot bis hin zu Konsumentenkrediten, Versicherungen und natürlich Baudarlehen. So führt denn auch der erste Weg des angehenden Bauherrn meist zur Hausbank. Dabei handelt es sich überwiegend um die öffentlich- rechtlichen Sparkassen oder um Volks- und Raiffeisenbanken. Diese beiden Institutsgruppen bedienen in der Regel ein lokales oder regionales Geschäftsgebiet und sind jeweils selbstständig.
Die meisten Privatkunden in Deutschland unterhalten ihre Bankverbindung nach wie vor bei einer Sparkasse. So kann es nicht verwundern, dass sich diese im Eigentum von Städten und Landkreisen befindlichen öffentlich-rechtlichen Institute den größten Anteil am Baufinanzierungsgeschäft gesichert haben. Die Sparkassen unterhalten zudem eigene Immobilienabteilungen, die selbst in größerem Umfang Objekte vermarkten. Gleiches gilt für viele Volksund Raiffeisenbanken. Trotz des in den vergangenen Jahren erfolgten Konzentrationsprozesses im Bereich der Genossenschaftsbanken gibt es noch zahlreiche, zum Teil recht kleine Institute, die aus eigenen Mitteln keine Baudarlehen vergeben können. Die Darlehenswünsche der Kunden werden in diesem Fall an den großen Verbundpartner DG Hyp weitergeleitet.
Auch die großen Privatbanken haben den Privatkunden wiederentdeckt und buhlen um das zwar nicht sonderlich margenstarke, aber langfristige und relativ sichere Baufinanzierungsgeschäft. Aber trotz ihrer Filialnetze sind diese Institute in der Fläche nicht annähernd so stark präsent wie Sparkassen oder Genossenschaftsbanken. Ein Häuslebauer auf dem Land, der seine Immobilie mit einer ihm bekannten Bank vor Ort finanzieren möchte, wird sich nur in Ausnahmefällen an die Niederlassung einer Privatbank in einer vielleicht 50 Kilometer entfernten Großstadt wenden.
Um sich nach Möglichkeit das komplette Finanzierungsgeschäft zu sichern, arbeiten die Banken und Sparkassen mit größtenteils konzerneigenen beziehungsweise zum Verbund gehörenden Bausparkassen zusammen. Im Fall der Sparkassen sind dies zum Beispiel die Landesbausparkassen (LBS). Das Bauspargeschäft für die Volksund Raiffeisenbanken erledigt Schwäbisch Hall. Die Deutsche Bank Bauspar AG und die Allianz Dresdner Bauspar AG führen ihre Konzernmütter schon im Namen.

Sonderfall Hypothekenbanken
Eine Ausnahme des Universalbankengeschäfts bilden die Hypothekenbanken. Diese refinanzieren sich über die Ausgabe von Pfandbriefen. Das heißt, sie geben diese Papiere an Anleger aus, die Wert auf hohe Sicherheit und eine stetige Verzinsung legen. Das auf diese Weise eingenommene Kapital geben sie dann zu einem entsprechend höheren Zinssatz an Bauherren oder Immobilienkäufer weiter. Für den angehenden Immobilienbesitzer hat die Zusammenarbeit mit einer Hypothekenbank den Vorteil, dass er dort häufig etwas günstigere Konditionen erhält als bei einer Filialbank. Im Gegenzug muss der Darlehensnehmer freilich viel Eigenkapital einbringen, denn Hypothekenbanken dürfen lediglich bis zu einer Beleihungsgrenze von 60 Prozent des Beleihungswertes des Objekts finanzieren. Wer mehr Geld braucht, muss höhere Zinsen zahlen, weil die Hypothekenbanken in diesem Fall die mehr oder minder große Restsumme über eine normale Bank – in der Regel innerhalb derselben Gruppe – beschaffen.
Viele Baufinanzierungen werden direkt über Hypothekenbanken abgewickelt. Dass zum Beispiel ein solches Spezialkreditinstitut in München ein Haus in Wiesbaden finanziert, ist nicht ungewöhnlich und widerlegt bereits die häufig zu hörende Ansicht, die Baufinanzierung sei ein „klassisches“ Geschäft für die Bank vor Ort.

Sonderfall Direktbanken
Die Direktbanken haben im Bereich Immobilienfinanzierung in jüngster Vergangenheit deutlich zugelegt. Die ING-DiBa zum Beispiel war im Jahr 2007 sogar Marktführer im Neugeschäft und gehört mittlerweile zu einem der führenden Anbieter von Baugeld in Deutschland. Die Muttergesellschaft ING Direct kaufte im Mai 2008 darüber hinaus den unabhängigen Baufinanzierungsvermittler Interhyp. Die im Vergleich mit den durchschnittlichen Bankzinssätzen meist günstigeren Konditionen der filiallosen Geldinstitute reichen in der Regel schon aus, um einen Großteil der Einbußen durch die Kürzung von staatlichen Zuschüssen für Hausbauer und Immobilienkäufer auszugleichen. Einsparungen bei den Zinszahlungen von ein paar Tausend Euro schon bei zehn Jahren Laufzeit sind keine Seltenheit. Aber trotz dieser günstigeren Konditionen bleiben manche angehende Bauherren skeptisch, was die Zusammenarbeit mit einer Direktbank angeht. Sie können sich nicht so recht vorstellen, wie sich ein sehr komplexes Finanzgeschäft wie die Baufinanzierung auf die Distanz und ohne persönlichen Kontakt abwickeln lässt. Dabei ist das Verfahren recht einfach: An die Stelle der persönlichen Beratung von „Angesicht zu Angesicht“ in der Bankfiliale tritt die telefonische Beratung.
Ein Beispiel: Thomas und Sandra F. planen den Kauf einer Eigentumswohnung. Sie haben bereits ein bestimmtes Objekt im Auge und möchten sich nun die Finanzierung sichern. Um sich ihren Traum zu erfüllen, brauchen sie 120.000 Euro Fremdkapital. Sie haben nun die Wahl, entweder per E-Mail oder telefonisch mit der Direktbank Kontakt aufzunehmen. Dabei werden die wichtigsten Kerndaten bereits abgefragt (Name und Anschrift, Darlehenshöhe, gewünschte Tilgungsrate, Laufzeit des Darlehens, vorhandenes Eigenkapital usw.). Einige Tage später erhalten die beiden die Antragsformulare für ihr Baudarlehen sowie ein konkretes Angebot, an das sich die Bank für einen bestimmten Zeitrahmen (meist eine Woche) gebunden hält. Nach Sichtung dieser Schriftstücke klären die beiden Neukunden die noch offenen Fragen telefonisch und schicken das ausgefüllte Antragsformular sowie die üblichen Unterlagen zurück. Die Bank bestätigt kurz telefonisch den Eingang und beginnt mit der Bearbeitung des Darlehensantrags.
Geprüft werden vor allem die Bonität der Kunden sowie die zu finanzierende Immobilie. Für weitere Fragen steht das Beraterteam dem Paar telefonisch, per Brief oder aber per E-Mail zur Verfügung. Da die Unterlagen jedoch vollständig sind und die bankübliche Prüfung positiv ausfiel, erhalten Thomas und Sandra F. nach wenigen Tagen den Darlehensvertrag sowie die Unterlagen zur Bestellung der Grundschuld. Erst wenn das Paar diesen Vertrag unterschreibt, ist er rechtswirksam. Dem Termin beim Notar steht nun also nichts mehr im Weg.

Praxistipp:
Folgende Unterlagen müssen üblicherweise mit dem Darlehensantrag
eingereicht werden:
die letzten drei Gehaltsabrechnungen der aktuelle Steuerbescheid Nachweis über das vorhandene Eigenkapital Objektunterlagen (Grundbuchauszüge, Grundrisszeichnungen, Berechnung der Wohnfläche, Berechnung des umbauten Raums, Flurkarte, gegebenenfalls Entwurf des Kaufvertrags, eventuell Foto). Die Objektunterlagen bekommen Sie beim Verkäufer oder Makler.

Das Beispiel macht zumindest eines klar: Die Baufinanzierung über eine Direktbank lässt sich eher noch einfacher und schneller abwickeln als über eine Filialbank. Die Zusammenarbeit mit einer Direktbank ist daher besonders geeignet für Kunden, die bereits eine Immobilie ausgewählt haben und keine Beratung über den regionalen Immobilienmarkt wünschen, die keinen Kontakt „von Angesicht zu Angesicht“ mit dem Bankberater brauchen und alle Fragen telefonisch, per E-Mail oder aber per Post klären können,
die eine gewisse Routine im Umgang mit dem Internet mitbringen und die auf den Homepages der Direktbanken angebotenen interaktiven Rechner und andere Tools gezielt zur Vorabinformation nutzen können. Denn auf vielen Internetseiten von Direktbanken werden häufig mehr Informationen für Kunden bereitgehalten als in manchen Bankfilialen.

Wie umgehe ich die wichtigsten Schuldenfallen

Einen Kredit aufzunehmen ist manchmal sinnvoll und manchmal unumgänglich. Sinnvoll erscheint der Einsatz von Fremdkapital zum Beispiel, wenn in die Modernisierung der eigenen vier Wände investiert werden soll, um den Wert der Immobilie zu erhalten oder gar zu steigern. Mitunter geht es auch darum, sich ein günstiges Schnäppchen zu sichern, das nur kurzfristig verfügbar ist. Unumgänglich werden Kredite dann, wenn plötzlich unvorhersehbare Ausgaben anstehen, wie etwa eine teure Reparatur des Autos oder eine hohe Steuernachzahlung. In diesen Fällen brauchen Sie sofort Liquidität, schließlich möchte weder die Werkstatt noch das Finanzamt so lange warten, bis Sie das Geld zusammengespart haben. Und grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie einen Kredit aufnehmen, um sich einen Herzenswunsch zu erfüllen – sei es die Kreuzfahrt, sei es die Designergarnitur oder eine komplizierte Nobeluhr Schweizer Provenienz. Gerade die Direktbanken machen es ihren Kunden bequem, über die notwendigen Mittel zu verfügen. Das ist auf der einen Seite ohne Frage zu begrüßen, denn schließlich ist auch ein Kreditkunde eben ein Kunde und kein Bittsteller. Auf der anderen Seite muss der Verbraucher ein höheres Maß an Eigenverantwortung übernehmen. Er muss genau kalkulieren, was er sich dauerhaft leisten kann, und darf sich nicht in eine fatale Verschuldungsspirale begeben.
Die Zahl der privaten Insolvenzen wächst seit Jahren. Hinzu kommen zahlreiche deutsche Haushalte, die zwar diesen Weg bisher noch nicht gehen mussten, über‘ denen aufgrund ihrer hohen Verschuldung aber das Damoklesschwert der Insolvenz schwebt. Mitunter sind es Leichtsinn und Arglosigkeit, die in die Verschuldung führen, häufig jedoch machen persönliche Schicksalsschläge selbst ein scheinbar solide erarbeitetes Finanzierungskonzept zunichte. Arbeitslosigkeit, Krankheit und Ehescheidungen sind dabei die größten Risikofaktoren. Nun können Sie dem Schicksal nicht in die Karten schauen, sprich: Jede Kreditaufnahme ist für beide Seiten mit Restrisiken behaftet. Diese lassen sich jedoch deutlich reduzieren, wenn der Kreditnehmer ein paar einfache Tipps befolgt. Hier
die zehn wichtigsten im Überblick:
Brauchen Sie den Kredit unbedingt sofort oder besteht die Möglichkeit, noch ein paar Monate zu warten und einen Teil des benötigten Geldes anzusparen? Je weniger Kredit Sie brauchen, umso besser.

Ihren Dispositionskredit sollten Sie nur nutzen, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Akzeptieren Sie ein überzogenes Konto nicht als Dauerzustand, selbst wenn Sie die Bank nicht zur Rückzahlung zwingt. Sind Sie kurz- bis mittelfristig nicht in der Lage, Ihr Girokonto auszugleichen, sollten Sie sich Angebote für einen Abrufkredit einholen, um damit den „Dispo“ abzulösen. Dadurch sparen Sie zumindest Zinsen.

Vergleichen Sie vor der Kreditaufnahme genau die Konditionen verschiedener Banken. Fragen Sie gezielt nach eventuellen Nebenkosten. Aussagekräftig ist allein der Effektivzins.
Erstellen Sie einen Haushaltsplan, aus dem hervorgeht, welche Summe Sie nachhaltig (!) für die Bedienung eines Kredits monatlich aufbringen können. Kalkulieren Sie realistisch und bauen Sie eine Sicherheitsreserve ein.
Behalten Sie immer den Überblick. Schließen Sie nicht parallel mehrere Kredite ab (eine Ausnahme macht gegebenenfalls die Finanzierung Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses).
Bedienen Sie niemals einen Kredit aus einem anderen, das ist der sicherste Weg in die Schuldenfalle.
Akzeptieren Sie keine Restschuldversicherung. Dieses Produkt ist intransparent und vor allem teuer. Gegen persönliche Schicksalsschläge versichern Sie sich am besten mit einer leistungsstarken Berufsunfähigkeitspolice und/oder einer privaten Rentenversicherung.
Prüfen Sie die Möglichkeit, bestehende Kreditverpflichtungen günstig umzuschulden. Sie machen damit Ihre finanziellen Verhältnisse überschaubarer und sparen im Idealfall Zinsen.
Fragen Sie vor dem Abschluss eines Kreditvertrags nach der Möglichkeit von gebührenfreien Sondertilgungen während der Laufzeit. Dann können Sie unverhoffte Geldzuflüsse nutzen, um Ihren Kredit schneller zu tilgen.
Sollte es dennoch Probleme geben, sprechen Sie rechtzeitig mit Ihrer Bank. Unter Umständen besteht die Möglichkeit der Umschuldung oder der vorübergehenden Tilgungsaussetzung. Viele Schuldner verschlimmern ihre Situation, indem sie in heikler Lage der Vogel-Strauß-Strategie folgen und den Kopf in den Sand stecken.

Die Fakten auf einen Blick
•Die Auswahl des passenden Kredits ist ein wichtiger Teil Ihres persönlichen Risikomanagements.
•Dispositionskredite sollten nur zur Überbrückung von kurzzeitigen Liquiditätsengpässen in Anspruch genommen und möglichst innerhalb von drei Monaten zurückgeführt werden.
•Der Ratenkredit eignet sich aufgrund seiner Zinsfestschreibung vor allem für eine längerfristige Finanzierung (meist bis 48 Monate).
•Eine Alternative stellen Abrufkredite dar. Mit ihnen lassen sich auch teure Dispositionskredite ablösen.
•Bei Lombardkrediten stellen Sie der Bank ein Pfand zur Verfügung. Im Fall von Wertpapierkrediten ist dies Ihr Depot. Auf die darin befindlichen Werte wird ein Risikoabschlag vorgenommen. ‚
•Es macht Sinn, bei der Schufa eine Eigenauskunft einzuholen, um gegebenenfalls falsche oder unvollständige Angaben zu korrigieren.
•Arglosigkeit im Umgang mit Krediten, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Ehescheidungen sind die wichtigen Ursachen für den Weg in die Schuldenfalle.