Gute Tipps vor dem wichtigen Bankgespräch – Unternehmer Kredite

Wer sich bereits über Alternativen zum Darlehen informiert hat, kann entspannter ins Gespräch mit einer Bank gehen. Die Aufregung, die viele Gründer und Unternehmer vor dem ersten Bankgespräch erleben, lässt sich spürbar reduzieren, wenn man den Plan B schon in der Schublade hat.

Welche Alternativen gibt es?
Zur Finanzierung eines Unternehmens stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Doch welche Varianten kommen im Einzelfall überhaupt infrage? Die folgenden Checklisten geben Ihnen einen ersten Überblick, bevor die einzelnen Finanzierungsarten im Buch nach und nach detailliert dargestellt werden.
Noch ein Hinweis: In allen Fällen muss gewährleistet sein, dass es sich um ein aussichtsreiches Vorhaben handelt. Das muss nicht bedeuten, dass Sie mit Ihrer Geschäftsidee steinreich werden – aber für Ihren Lebensunterhalt und das Begleichen Ihrer Verpflichtungen muss es auf jeden Fall reichen. Denken Sie auch an die Zukunft; vielleicht brauchen Sie weitere Mittel, zum Beispiel, um Ihr Geschäft später auszubauen. Wenn Sie die Checklisten durchgehen, entscheiden Sie am besten zunächst nur nach den Fakten. Lesen Sie dann in den entsprechenden Unterkapiteln nach, was die Finanzierungsarten jeweils ausmacht und was im Einzelnen zu beachten ist.

Eine solide Basis: mittel- bis langfristige Finanzierungen
Finden Sie mithilfe der folgenden Checkliste heraus, welche mittel- bis langfristigen Finanzierungen – also Finanzierungen mit einer Laufzeit von vier Jahren oder mehr – für Sie infrage kommen könnten.

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Die mittel- bis langfristige Finanzierung eignet sich für die Finanzierung von Ausgaben, deren Gegenwert Sie nicht innerhalb von einigen Wochen oder Monaten erwirtschaften können. Dazu gehören typischerweise Investitionen wie die Anschaffung der Betriebs- und Geschäftsausstattung oder auch Betriebsmittel wie Personalkosten oder Mietkosten. Wenn Sie einen kleinen Betrag unter 10.000 Euro mittel- bis langfristig finanzieren wollen, sollten Sie zuerst bei der Förderbank Ihres Bundeslandes nachfragen. Dort gibt es vereinzelt spezielle Angebote zu attraktiven Konditionen für „das kleine Darlehen“.

Gute Ergänzung: kurzfristige Finanzierungen
Kurzfristige Finanzierungen stellen oft eine sinnvolle Ergänzung zu mittel- und langfristigen Finanzierungen dar. Sie können auch die Basis der Finanzierung sein, wenn keine weiteren Mittel gebraucht werden. Lassen Sie sich aber nicht dazu verleiten, diese Finanzierung dauerhaft einzusetzen. Nur das Factoring ist für den Einsatz über mehrere Jahre hinweg geeignet. Mit der folgenden Checkliste können Sie infrage kommende kurzfristige Finanzierungen ermitteln.

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Es gibt eine ganze Reihe von Finanzierungsinstrumenten, die für kurz-, mittel- und langfristige Finanzierungen geeignet sind. Prüfen Sie, welche dieser Alleskönner für Sie infrage kommen könnten und ob Sie diese eher als kurz-, mittel- oder langfristige Lösung einsetzen wollen. Erstellen Sie auch gleich noch eine Übersicht, welche dieser Alternativen Sie als Basis oder als Ergänzungsfinanzierung ins Auge fassen wollen. Damit wissen Sie, aus welchen Bausteinen sich Ihre Finanzierung zusammensetzen kann. Im weiteren Verlauf dieses Buchs werden Sie nach und nach mehr über die einzelnen Möglichkeiten erfahren. Vielleicht stellt sich dann heraus, dass einzelne Bausteine doch nicht das Richtige für Sie sind – mit Ihrer Alternativen Auswahl sind Sie für diesen Fall aber gut gewappnet.

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Tipp
Checken Sie Ihre Kapitaldienstfähigkeit
Ihre Bank und andere Institutionen berechnen Im Rahmen des Darlehensantrags auch Ihre Kapitaldienstfähigkeit. Hierbei wird geprüft, wie hoch das Nettoeinkommen ist, das für Ihre zukünftigen und laufenden Verpflichtungen aus Finanzierungen zur Verfügung steht. Auf der Website jeder-lst-unternehmer*de/kdf finden Sie eine Excel-Vorlage, mit der Sie dies selbst ermitteln können. Am besten tun Sie das, bevor Sie ein Darlehen aufnehmen oder eine andere Finanzierung vereinbaren. Das gilt auch, wenn es um eine Ergänzungsfinanzierung geht. Darüber hinaus ist die regelmäßige Überprüfung Ihrer Finanzsituation mit diesem Instrument sinnvoll, um eventuelle Probleme schon Im Vorfeld zu erkennen.

Einfach flexible Kredite nehmen – Leasing, Miete und Pacht

Leasing-, Miet- und Pachtverträge eignen sich im Rahmen einer Existenzgründung insbesondere dann, wenn die Investitionskosten zum Zeitpunkt der Gründung möglichst gering gehalten werden sollen. Der Finanzierungsbedarf, der durch ein Darlehen abgedeckt werden muss, kann hierdurch verringert werden. Nichtsdestotrotz belasten Leasing, Miete und Pacht in den Jahren der Laufzeit des Vertrags die Liquidität – es handelt sich also um eine Verteilung der Investitionskosten über mehrere Jahre. Wenn Sie eine Existenz gründen oder ein neues Geschäftsfeld erschließen wollen, sollten Sie bei Leasing-, Miet- oder Pachtverträgen auf maximale Flexibilität achten. Stellen Sie sich folgende Frage, bevor Sie unterschreiben: „Komme ich gegebenenfalls aus dem Vertrag wieder heraus?“ In welchen Fällen Leasing, Miete oder Pacht vorteilhaft sein können, zeigt folgende Übersicht.

Vertragsart In welchen Fällen ist der Einsatz sinnvoll?
Leasingvertrag Zur Senkung hoher Investitionskosten für einzelne Wirtschaftsgüter und um Zeit, Nerven und Kosten zu sparen, wenn es um Reparatur und Wartung solcher Wirtschaftsgüter geht. Geeignet für Gründer und bestehende Unternehmen.
Mietvertrag Sinnvoll, um hohe Investitionskosten für den Kauf von Immobilien zu vermeiden (Gewerbemiete) oder wenn einzelne Wirtschaftsgüter nur hin und wieder gebraucht werden (zeitweise Miete von Gegenständen). Zusätzlich kann eine Mietbürgschaft die Startinvestitionen bei Vorhaben mit hoher Mietkaution reduzieren. Geeignet für Gründer und bestehende Unternehmen.
Pachtvertrag Sinnvoll, um hohe Investitionskosten für den Kauf von Immobilien zu vermeiden und wenn vorhandene immaterielle Werte, zum Beispiel eine Marke, genutzt werden sollen. Mit dem Pachtvertrag Ist weiterhin die Vereinbarung von umsatzabhängigen Zahlungen möglich. Geeignet für Gründer und bestehende Unternehmen,

Leasing
Leasing ermöglicht es, die Anschaffung von Investitionsgütern zu finanzieren. Dabei stellt der Leasinggeber dem Leasingnehmer über einen vertraglich vereinbarten Zeitraum ein Wirtschaftsgut zur Verfügung. Im Gegenzug zahlt der Leasingnehmer regelmäßige Beträge an den Leasinggeber. Was den meisten Menschen aus dem privaten Lebensbereich nur für Pkws bekannt ist, kann im Geschäftsleben für unterschiedlichste Wirtschaftsgüter, zum Beispiel PCs, Maschinen und Kücheneinrichtungen der Gastronomie, eingesetzt werden. Auskünfte über die Konditionen fürs Leasing erhalten Sie beim Hersteller oder Händler, der das benötigte Wirtschaftsgut verkauft – also beispielsweise bei einem Fachhändler für (»astro-Einrichtungen.

Zusätzlich gibt es Unternehmen, die sich auf Leasing spezialisiert hallen. An sie können Sie sich wegen eines Angebots für ein Wirtschaftsgut wenden. Diesen Service bieten auch viele Geschäftsbanken an. Allerdings ist Leasing meist erst ab einem Betrag von 5.000 Euro möglich; die Finanzierung von größeren Anschaffungen kann auf diese Weise deutlich schneller vonstatten gehen als mit einem Darlehen. Die vertraglichen Vereinbarungen beim Leasing können sehr unterschiedlich ausfallen. Bei kurzen Laufzeiten beispielsweise kommt das Finance-Leasing infrage, das kurzfristig gekündigt werden kann. Beim Operate-Leasing ist hingegen innerhalb einer vereinbarten Grundmietzeit meist keine Kündigung möglich, es eignet sich deshalb nur für langfristige Leasingverträge. Beim Leasingvertrag ohne Optionsrecht läuft der Leasingvertrag aus, und das Wirtschaftsgut geht ins Eigentum des Leasinggebers zurück. Dagegen kann beim Leasingvertrag mit Kaufoption der Leasingnehmer nach Ablauf des Leasingvertrags entscheiden, ob er das geleaste Gut kaufen will. Und beim Leasingvertrag mit Mietverlängerungsoption kann der Leasingnehmer zum Ende der Laufzeit entscheiden, ob er ihn verlängern will.

Kosten und Erleichterungen
Meist sind mit dem Leasing höhere Kosten verbunden als mit anderen Finanzierungsformen. Allerdings profitieren Leasingnehmer davon, dass ihnen das Wirtschaftsgut meist nicht gehört. Die Verantwortung für das einwandfreie Funktionieren liegt damit beim Leasinggeber. Kosten für Wartungen und Reparaturen entfallen also. Die Entscheidung für das Leasing kann dazu beitragen, die eigenen Nerven zu schonen und schwer kalkulierbare Reparatur- und Wartungskosten zu vermeiden.

Wie ein Leasinggut in der Steuererklärung zu handhaben ist, hängt von der Art des Leasings ab. Je nachdem, ob die Vereinbarung eher einer Miete oder einem Kauf ähnelt, wird es in einigen Fällen Ihrem Vermögen zugerechnet, in anderen dem des Leasinggebers. Ein Leasing ist eher mietähnlich, wenn sich der Leasinggeber um die Wartung und die Reparaturen kümmert oder wenn das Leasinggut nach Ablauf des Vertrags einfach zurückgegeben wird. Dann wird das Leasinggut dem Vermögen des Leasinggebers zugerechnet. Bei Ihnen fallen die Kosten für die Leasingraten unter die laufenden Kosten und gehören nicht zu den Investitionen. Damit entstehen bei Ihnen keine Abschreibungen. Liegt die Leasingrate über dem Abschreibungsbetrag beim Kauf des Gegenstands, kann das Leasing also auch steuerliche Vorteile haben. Wie ein Leasingvertrag steuerlich zu behandeln ist, geht aus den Details darin hervor – fragen Sie im Zweifelsfall einen Steuerberater; auch der Leasinggeber kann hierüber oft Auskunft geben.

Miete
Den Mietvertrag kennen wir fast alle aus dem privaten Lebensbereich, das typische Beispiel ist der für die Mietwohnung. Daneben gibt es auch kurzfristige Mietverträge. Viele Dinge wie beispielsweise Beamer, Licht- und Tontechnik, Gerüste oder Maschinen für den Hausbau können bei spezialisierten Anbietern für einen begrenzten Zeitraum gemietet werden. Bei vielen Gründern und Unternehmern, die auf einen guten Standort nicht verzichten können, treiben Mietkautionen die Kosten beim Start oder bei einem Umzug in die Höhe. Wer diese Kosten reduzieren will, kann sich nach einer Mietbürgschaft durch eine Bank umsehen. Die Bank übernimmt dann gegenüber dem Vermieter die Zusicherung, für Zahlungsausfälle des Mieters aufzukommen; eine Kautionszahlung entfällt. Die Zinsen für eine Mietbürgschaft sind oftmals deutlich geringer als die für ein Darlehen – und sie bleiben immer gleich, solange eine Bürgschaft bestehen bleibt. Der geringere Zins und das hohe Risiko für die Bank führen dazu, dass diese Lösung oft erst gar nicht genannt wird. Sie sind deshalb gefordert, aktiv danach zu fragen. Erklärt sich eine Bank bereit, eine solche Mietbürgschaft zu übernehmen, wird der Gründer oder Unternehmer vor der endgültigen Zusage wie beim Darlehensantrag überprüft.

Pacht
Die Pacht ist der Miete sehr ähnlich. Während sich der Mietvertrag jedoch nur auf Sachen bezieht, kann bei der Pacht auch ein Recht Gegenstand des Vertrags sein. Bei der Verpachtung einer Gaststätte stehen also dem Pächter die Räume und die Einrichtung zur Verfügung. Zudem hat er ein Anrecht auf den Ertrag aus der verpachteten Gaststätte und darf unter Umständen den bisherigen Namen der Gaststätte nutzen – das kann beispielsweise -sinnvoll sein, wenn diese bereits bekannt und erfolgreich ist. Im Gegenzug zahlt er eine Pacht oder einen sogenannten Pachtzins. Während bei der Miete monatlich gleiche Beträge üblich sind, kann die Höhe des Pachtzinses vom erwirtschafteten Umsatz abhängen. Eine solche Regelung bietet mehr Flexibilität für Gründer oder Unternehmer als die Miete.

Tipps-Weitere Maßnahmen für mehr Flexibilität
Wer für die Flexibilisierung seiner Kosten noch mehr tun will, kann zum Beispiel Umsatzbeteiligungen anstelle eines Festpreises vereinbaren: Stellen Sie sich vor, dass Sie für eine Veranstaltung einen Raum anmieten. Dann könnten Sie statt der Miete eine Umsatzbeteiligung aushandeln. Im besten Fall wird der Besitzer des Raumes für den Erfolg dieser Veranstaltung mehr arbeiten und sich bei der Werbung etwas stärker ins Zeug legen. Im Einzelhandel sind sogenannte Shop-in-Shop-Systeme möglich. Hierbei werden die Waren verschiedener Hersteller in einem Laden angeboten. Jeder Hersteller bekommt dann sozusagen seine eigene Ecke. Die Waren werden vom Betreiber des Ladengeschäfts erst dann bezahlt, wenn er sie verkauft hat. Das senkt die Investitionen, und man bleibt nicht auf Ladenhütern sitzen.

Private Darlehen – gute Tipps und Vergleich

Das Darlehen von privat ist eine Alternative zur Finanzierung durch eine Bank, die sehr oft in Anspruch genommen wird. Laut KfW-Erhebungen aus dem Jahr 2006 stammen rund 27 Prozent aller Finanzierungen aus dem privaten Umfeld. Verhältnismäßig neu ist für Selbständige die Nutzung von Internetportalen, um ein Darlehen von privat zu bekommen.

Verwandte, Freunde oder Kunden als Darlehensgeber
Prinzipiell kann jeder, der über genügend finanzielle Mittel verfügt, als (Geldgeber fungieren. Wer Geld braucht, um ein geschäftliches Vorhaben zu finanzieren, sollte deshalb ruhig kreativ werden. Wer bei einer Bank keine Chance hat, weil der Kredit- oder Darlehensbetrag zu gering ist, dem bleibt manchmal gar nichts anderes übrig, als eine Lösung ohne Bank zu linden. Neben Oma, Opa, Eltern oder Tante kommen auch Kunden als Darlehensgeber infrage. Für diese Varianten gelten ähnliche Spielregeln wie für das Darlehen von einer Bank. Die Geldgeber wollen ihre Investition zurückhaben, und eine Verzinsung wird auch in vielen Fällen gefordert.
Stellen Sie sich vor, Ihr bester Freund oder Ihre beste Freundin fragt Sie, ob Sie 10.000 Euro hätten, um ein Unternehmen aufzubauen oder zu < erweitern. Sicherlich würden Sie darüber nachdenken, ob Sie dieser Person Zutrauen, dass sie den Betrag zurückzahlt – und darauf kommt es an: Das Verleihen von Geld ist eine Vertrauenssache, und besonders im familiären Umfeld oder im Freundeskreis hat das liebe Geld schon so manche Beziehung zerstört. Wenn Sie sich privat Geld leihen wollen, sollten Sie sich also selbstkritisch fragen, ob Sie das Privatdarlehen oder den Privatkredit auch zuverlässig zurückzahlen können.

Schaffen Sie ein Vertrauensverhältnis
Sie können einiges dafür tun, dass ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und dem Geldgeber entsteht. Die folgenden Ausführungen zeigen Ihnen die Möglichkeiten auf.
• Wählen Sie nach Möglichkeit Personen aus, die Sie gut kennen und einschätzen können. So beugen Sie Streitigkeiten, die meist zu einem späteren Zeitpunkt auftreten und gar nichts mit dem Darlehen zu tun haben, vor.

• Weihen Sie den potenziellen Geldgeber in Ihre Pläne ein und legen Sie nachvollziehbar dar, was Sie mit dem geliehenen Betrag machen wollen. Beantworten Sie alle Fragen Ihres Gegenübers offen und ehrlich.

• Weisen Sie darauf hin, dass die Tilgungen und/oder die Zahlung der Zinsen einem gewissen Risiko unterliegen. Ihr Vorhaben kann scheitern, sodass die Rückzahlung zum Problem wird – es gibt keine Erfolgsgarantien. Fragen Sie auch, ob Ihr Geldgeber bereit wäre, die Zahlungen für eine Weile auszusetzen.

• Zeigen Sie Ihre Bereitschaft, auch im Rahmen einer späteren Festanstellung das geliehene Geld ohne Murren zurückzuzahlen, falls Ihr Vorhaben scheitern sollte.

• Legen Sie Spielregeln für sich fest: Falls es zu Engpässen kommen sollte, sprechen Sie mit Ihrem Geldgeber darüber – bevor die nächste Zahlung fällig wird. Ansonsten wird er an Ihrer Zuverlässigkeit zweifeln.

• Lassen Sie Ihr Bauchgefühl mit entscheiden. Haben Sie das Gefühl, dass das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Geldgeber auf sicheren Füßen steht und dass es auch bei Belastungen Bestand haben wird?

• Theoretisch reicht die Überweisung des Geldbetrags mit dem Verwendungszweck „Darlehen“ oder „Kredit“ — im Streitfall ist dann aber der Nachweis von Details sehr schwierig. Halten Sie daher alle Vereinbarungen schriftlich fest; damit zeigen Sie zusätzlich Ihren Willen, die Verantwortung zu übernehmen.

Ein Darlehen von Kunden ist noch einmal heikler. Spielen Sie auch in diesem Fall mit offenen Karten und informieren Sie Ihre Geldgeber über das Risiko, dass sie ihr Geld vielleicht nicht zurückbekommen. Das bedeutet nicht, dass Sie den Teufel an die Wand malen sollen; aber Sie sollten erwähnen, dass es immer ein unternehmerisches Risiko gibt und der Fall der I alle eintreten kann – auch wenn Sie das für unwahrscheinlich halten.

Was ist aus rechtlicher Sicht zu beachten?
Wenn Ihr Unternehmen noch nicht besteht und Sie eine Anschubfinanzierung brauchen, betrachtet der Gesetzgeber das Darlehen von nahen Angehörigen als eines von Privatperson zu Privatperson. Eine schriftliche Vereinbarung ist in diesem Fall zwar aus Sicht des Gesetzgebers nicht notwendig; dennoch ist es ratsam, die Regelungen schriftlich festzuhalten, vor allem aus Beweisgründen. Bei kleineren Beträgen ist es nicht unbedingt nötig, einen Anwalt einzubeziehen – die Kosten wären einfach zu hoch. Wenn es um größere Beträge geht, ist es durchaus empfehlenswert, sich an einen Anwalt zu wenden, damit bei Streitigkeiten Sicherheit für alle Beteiligten besteht. Beim Darlehen von einer Privatperson an ein bestehendes Unternehmen ist das schriftliche Fixieren ohnehin unumgänglich; das schreibt der Gesetzgeber vor.

Frank Weigelt ist Anwalt und hat häufig mit Mandanten zu tun, die Hilfe wegen eines Darlehens aus dem privaten Umfeld benötigen. Er kennt typische Problemfälle und weiß, worauf geachtet werden sollte.

Kann der Geldgeber trotz einer Vereinbarung über Laufzeit und Tilgung das Darlehen vorzeitig kündigen?
Eine ordentliche Kündigung ist nicht vorzeitig möglich, wenn eine Laufzeit vereinbart wurde. Außerordentlich gekündigt werden kann aber schon – beispielsweise dann, wenn der Darlehensnehmer die vereinbarten Tilgungen nicht leistet. Man sollte es auch nicht mit Details im Vertrag übertreiben; denn wenn es zu Streitigkeiten in der Familie kommt, kann das Nichteinhalten einer Regelung der Grund für eine vorzeitige Kündigung sein – zum Beispiel, falls Informationspflichten wie gegenüber einer Bank vereinbart werden. Da ohnehin das Vertrauensverhältnis maßgebend ist, sollte man sich bei Fragen oder Problemen miteinander verständigen können, ohne jeden denkbaren Fall schriftlich vorwegzunehmen. Das gilt besonders dann, wenn es um kleine Beträge, zum Beispiel 2.000 Euro, geht.

Kann man Tilgung und Zinsen anders vereinbaren, als es bei Banken üblich ist?
Die Gestaltungsmöglichkeiten für einen solchen Vertrag sind sehr vielfältig. Es muss nicht unbedingt eine regelmäßige Rate vereinbart werden. Man kann beispielsweise auch festlegen, dass das Darlehen bis zu einem bestimmten Datum zurückgezahlt sein muss; wann auch immer das im vorher festgelegten Zeitraum geschieht, spielt keine Rolle. Es müssen auch keine Zinsen vereinbart werden. Wenn das doch der Fall ist, muss der Geldgeber diese bei den Kapitaleinkünften in der Steuererklärung angeben – sie unterliegen der Einkommensteuer. Erfolgt keinerlei Tilgung, handelt es sich um eine Schenkung – sie unterliegt dem Erbschaftsteuer- und Schenkung Steuergesetz.

Unter Umständen wird also eine Steuer fällig, wenn finanzielle Mittel oder Gegenstände von privat verschenkt werden. Holen Sie in solchen Fällen besser den Rat eines Steuerberaters ein, denn die Regelungen hierzu sind keineswegs unkompliziert.

Wenn ein bestehendes Unternehmen ein Darlehen von Angehörigen erhält und nicht vereinbart wurde, wie viel zu welchem Zeitpunkt an wen und in welcher Art und Weise zu zahlen ist, unterliegt der Vertrag der Verjährungsfrist von 30 Jahren. Nach Ablauf dieser Frist kann ein Darlehensnehmer sich darauf berufen und die Zahlung von Zinsen und Tilgungen verweigern. Liegen hingegen Tilgungsbestimmungen vor, verjähren die Ansprüche des Darlehensgebers bereits nach drei Jahren. Wer die Zinsen für ein Darlehen in der Steuererklärung als Betriebsausgabe geltend machen will, muss auf einen marktüblichen Prozentsatz achten. Eine geringere Verzinsung ist zwar möglich, dann sind die Zinsen aber nicht als Betriebsausgabe abziehbar. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie Vergleichsangebote von Banken einholen. Der damit verbundene Aufwand ist groß – daher lohnt sich das nur bei größeren Darlehensbeträgen mit nennenswerten Zinsen.

Tipp
Alternative zum Darlehen von Angehörigen
Eine sinnvolle Alternative zum Darlehen ist die Beteiligung von Angehörigen am Unternehmen. Dieses Vorgehen sorgt für mehr Flexibilität, da die Zahlungen des Gründers oder Unternehmers an die Angehörigen in Abhängigkeit von der geschäftlichen Entwicklung gestaltet werden können. Wenn das Unternehmen scheitern sollte, bestehen keine weiteren Verpflichtungen. Außerdem wird so das Eigenkapital gestärkt, und damit ist es leichter, ein Bankdarlehen zu erhalten.

Wichtige Unterlagen beim Darlehen – Businessplan, Selbstauskunft, Antragsformulare etc.

Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einem Hindernislauf teil. Sie wissen, wo das Ziel liegt, kennen aber nicht den Verlauf der Strecke und die Art der Hindernisse, die es zu überwinden gilt. Was können Sie beispielsweise tun, wenn Sie unterwegs auf eine Hürde treffen, die genau so liegt, dass Sie sie zu spät sehen, und unerwartet hoch ist? Sie müssen anhalten, ein Stück zurücklaufen und noch einmal Anlauf nehmen – das kostet viel Zeit und Kraft. Gehen Sie daher nun mit uns vorab die Strecke ab, die vor Ihnen liegt, damit Sie keine Zeit und Energie verschwenden müssen.

Die erste Hürde: Ihre Unterlagen
Bevor Sie einfach losstürmen und bei der nächstgelegenen Bank nach einem Termin fragen, sollten Sie sich klarmachen, dass für den Antrag auf ein Darlehen einige Unterlagen nötig sind. Stellen Sie diese zusammen, bevor Sie ein Bankgespräch vereinbaren. Bei Banken bekommen Sie Mappen mit Checklisten und anderen Informationen hierzu. Besorgen Sie sich diese möglichst frühzeitig. Welche Unterlagen einzureichen sind, variiert von Bank zu Bank kaum, und auch die Formulare sind ähnlich, daher brauchen Sie zunächst einmal nur ein Exemplar. Viele Banken stellen die Inhalte solcher Mappen auch auf ihrer Website zur Verfügung – der Download ist eine weitere Möglichkeit, die Checklisten zu erhalten. Oftmals dauert das Zusammenstellen der Papiere eine Weile, und nicht selten führt genau das dazu, dass sich die Pläne rund um ein Darlehen verzögern. Für den Antrag auf ein Darlehen brauchen Sie die folgenden Unterlagen. Wenn Sie die Hinweise zum Timing beachten, können Sie unnötige Verzögerungen und Stress vermeiden.

Businessplan
Ein Businessplan ist für alle geschäftlichen Vorhaben zwingend erforder lieh. Für das Schreiben sollten Sie mindestens sechs bis acht Wochen einplanen – planen Sie hier großzügig, damit Sie nicht schon zu Beginn unter Zeitdruck stehen. Mehr zum Thema Businessplan erfahren Sie in unserer Geldanlage-Webseite. Der Businessplan sollte schon vor der ersten Kontaktaufnahme mit einer Bank erstellt werden. Kleinere Überarbeitungen sind nach dem ersten Bankgespräch noch möglich – manchmal auch erforderlich.

Executive Summary (Zusammenfassung des Vorhabens)
Die Executive Summary beschreibt Ihr Vorhaben kurz, knapp und bündig, sie ist Bestandteil des Businessplans. Für diese Zusammenfassung muss meist eine DIN-A4-Seite ausreichen. In manchen Fällen wird aber auch eine dreiseitige Version verlangt, etwa wenn Sie nicht gleich den gesamten Businessplan vorlegen müssen. Das ist regelmäßig der Fall, wenn es um größere Beträge wie beispielsweise 500.000 Euro geht. Investoren oder Business- Angels bevorzugen diese Art der Zusammenfassung übrigens immer. So müssen dann eine Seite oder drei Seiten Text ausreichen, um den Leser zu überzeugen, dass sich die Auseinandersetzung mit Ihrem Vorhaben lohnt.

Erstellen Sie auch die Zusammenfassung schon vor der ersten Kontaktaufnahme. Kleinere Überarbeitungen können hier ebenso gut noch nach dem ersten Gespräch erfolgen.

Selbstauskunft
Bei der Selbstauskunft handelt es sich um ein Formular, in dem Sie über Ihre private Vermögenslage informieren. Von laufenden Einnahmen über vorhandene Vermögenswerte bis hin zu Ihren privaten Ausgaben wird hiermit Ihr aktueller finanzieller Status durchleuchtet. Teilweise müssen Sie Ihre Angaben mit zusätzlichen Dokumenten belegen, zum Beispiel mit Steuerbescheiden. Hilfestellungen zum Ausfüllen finden Sie in unserer Geldanlage-Webseite.
Ein Blick auf die Selbstauskunft ist schon längere Zeit vor den ersten Bankgesprächen sinnvoll. Denn so finden Sie heraus, welche Unterlagen Sie vielleicht schon frühzeitig beantragen sollten, weil die Beschaffung länger dauert.

Antragsformulare
Die Antragsformulare für das Darlehen müssen ebenfalls vorliegen. Darin geht es – im Gegensatz zur Selbstauskunft – um Ihre geschäftlichen Vermögensverhältnisse. Daten aus den Berechnungen im Businessplan und andere wichtige Angaben werden in diese Formulare eingetragen. Viele der Fragen sind nur schwer zu verstehen. Auch hierzu finden Sie in unserer Geldanlage-Webseite.
Ausgefüllt werden die Antragsformulare erst nach dem Bankgespräch. Der fertige Businessplan ist dafür zwingende Voraussetzung.

Geschäftsdaten der vergangenen drei Jahre
Wenn Ihr Unternehmen bereits länger besteht oder wenn Sie einen bestehenden Betrieb übernehmen wollen, müssen Sie die geschäftlichen Unterlagen der letzten drei Jahre vorlegen, zum Beispiel Bilanzen, betriebswirtschaftliche Auswertungen des Steuerberaters oder eigene Aufzeichnungen. Wer ein bestehendes Unternehmen kaufen will, sollte von Anfang darauf achten, dass er ordentliche Unterlagen bekommt. Das ist gerade beim Kauf kleinerer Betriebe oft ein Problem. Lassen Sie sich nicht mit Ausflüchten abspeisen, denn fehlende Unterlagen führen in der Tat dazu, dass Darlehensanträge abgelehnt werden. Diese Unterlagen müssen Ihnen schon zur Verfügung stehen, bevor Sie den Businessplan erstellen. Daten aus der Vergangenheit spielen schließlich eine wichtige Rolle für die zukünftige Finanzlage. Ohne sie ist bei bestehenden Unternehmen keine sinnvolle Kalkulation im Businessplan möglich.

Welche Unterlagen Kommen hinzu?
Ihren Personalausweis müssen Sie – zur Identifikation Ihrer Person – immer vorlegen. Daneben sind unter Umständen weitere Unterlagen erforderlich. Meist handelt es sich dabei um Dokumente, die Ihre Angaben in den Formularen belegen, zum Beispiel Grundbucheinträge zu Grundstücken, Gerichtsurteile zu Unterhaltszahlungen, Verträge mit Lieferanten, Kunden oder Vermietern, Vertragsentwürfe und Angebote. Sie müssen nicht zu jeder einzelnen Angabe in Ihrem Businessplan einen derartigen Nachweis erbringen. Es ist aber sinnvoll, vereinzelt unter Beweis zu stellen, dass Sie sorgfältig gearbeitet haben. Wenn beispielsweise ein Kooperationsvertrag mit einem anderen Anbieter besteht, sollten Sie eine Kopie davon beilegen. Hingegen brauchen Sie für Kleinigkeiten mit geringer Bedeutung für Ihre Pläne, beispielsweise die Anschaffung eines Laptops oder den Kauf einiger Werkzeuge, keine Einzelnachweise zu erbringen.
Sammeln Sie all diese Unterlagen für den Businessplan ein, während Sie ihn erstellen. Fangen Sie frühzeitig an, um Zeit und Nerven zu sparen.

Die zweite Hürde: Kontaktaufnahme mit der Bank
Die erste Kontaktaufnahme mit der Bank erfolgt in den meisten Fällen telefonisch. Sie können aber auch einfach in die Filiale einer Geschäftsbank in Ihrer Nähe gehen. In beiden Fällen wird man Sie allerdings sehr wahrscheinlich auffordern, erst einmal einen Businessplan und/oder eine Zusammenfassung Ihres Vorhabens per E-Mail abzuliefern. Als Erstes steht also eine grobe Prüfung des Businessplans durch den zuständigen Bankmitarbeiter an. Wer dann einen unvollständigen oder mangelhaften Plan abgibt, für den ist der Hindernislauf vorzeitig zu Ende.

Achten Sie darauf, dass Ihr Businessplan zu diesem Zeitpunkt schon weitestgehend fertiggestellt ist. Sind noch Kleinigkeiten zu überarbeiten, kennzeichnen Sie die betreffenden Stellen unbedingt. Dies können Sie tun, indem Sie die Seiten des Plans mit einem Wasserzeichen „Entwurf“ hinterlegen. Farbig markierte Hinweise an den noch unfertigen Stellen erleichtern dem zuständigen Bankmitarbeiter die Beurteilung. Wichtige Bereiche wie das Marketing oder die Kalkulationen dürfen auf keinen Fall fehlen. Wenn Sie in diesem ersten Schritt nicht überzeugen, findet erst gar kein Gespräch mit der Bank statt.

Die dritte Hürde: Gespräch mit der Bank
Wenn Ihr Businessplan gut genug war und der zuständige Bearbeiter es für sinnvoll hält, mit Ihnen zu sprechen, wird er einen Termin mit Ihnen vereinbaren. Dann ist es so weit: Neben dem Businessplan wird Ihre Persönlichkeit nun sehr wichtig, um ein Darlehen zu bekommen. Erst im persönlichen Gespräch kann sich der Bankmitarbeiter ein Bild von Ihnen machen, und genau das will er auch. Entsteht bei einem solchen Treffen der Eindruck, dass Ihre unternehmerischen Fähigkeiten zu wünschen übrig lassen oder dass Sie keine Vorstellung davon haben, was auf Sie zukommt, wird Ihr Hindernislauf an dieser Stelle zu Ende sein. Äußerst unbeliebt sind bei Bankern etwa Gesprächspartner, die nicht wissen, was im eigenen Businessplan steht. In unserer Geldanlage-Webseite erfahren Sie, wie Sie sich für das Gespräch fit machen und was Sie erwartet.

Die vierte Hürde: Urteil durch die Bank
Die vierte Hürde stellt die genaue Begutachtung Ihres Vorhabens und Ihrer Vermögensverhältnisse durch die Geschäftsbank dar. Wenn eine Förder- oder Bürgschaftsbank mit an Bord ist, folgt eine weitere Prüfung Ihres Vorhabens. Hierbei werden die Unterlagen herangezogen, die Sie der Bank zusammen mit Ihrem Antrag übergeben haben. Persönliche Gespräche finden nun üblicherweise nicht mehr statt. Daher gilt: Ihr Businessplan und alle anderen Unterlagen müssen rundum überzeugen.

Oftmals werden Anträge in dieser Phase abgelehnt, obwohl Ihr Ansprechpartner bei der Bank Feuer und Flamme war. Sie sollten also auf keinen Fall der Illusion erliegen, dass ein erfolgreiches Bankgespräch bedeutet, dass Ihr Darlehensantrag genehmigt wird. Die Gründe für Ablehnungen sind sehr unterschiedlich, zum Beispiel kann es sein, dass Ihre Bank das von Ihnen anvisierte Förderprogramm nicht (mehr) unterstützt, Ihr Businessplan inhaltlich nicht überzeugt, die Zukunftsaussichten Ihrer Branche von der Bank als schlecht eingestuft werden, der von Ihnen gewählte Standort der Bank nicht gut genug ist oder Ihre kaufmännischen Kenntnisse oder Branchenkenntnisse als nicht ausreichend bewertet werden.

Privatdarlehen via Internet, smava und Kredit Mensch zu Mensch

Wer weder Kunden noch Verwandte oder Freunde hat, die bei der Finanzierung behilflich sein können, oder mit Banken schlichtweg nicht gerne zusammenarbeitet, hat es heute deutlich leichter als noch vor dem Jahr 2007. Auf Internetplattformen können Unternehmer oder Gründer nach dem Vorbild der Auktionsplattform „eBay“ ihre Kredit- oder Darlehensgesuche einstellen und darauf hoffen, dass sich Geldgeber melden. Auch für diejenigen, die eine Finanzierung zwischen 1.000 und 25.000 Euro brauchen, kann dieser Weg eine sinnvolle Lösung sein.

Was in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, hat sich in den USA mit prosper*com längst etabliert. Die Anmeldung dort ist allerdings nur US-amerikanischen Bürgern möglich. Es ist zu erwarten, dass das Geldgeschäft via Internet auch in Deutschland weiter wachsen wird. Die Plattform „zopa“ ist zum Beispiel in England, USA, Japan und Italien aktiv – vielleicht hören wir von ihr auch noch in deutschsprachigen Ländern. Eines ist sicher: Es ist spannend, die weitere Entwicklung zu beobachten – eine so junge Branche mit guten Zukunftsaussichten wird sich sicherlich noch verändern. Der Grundstein ist aber gelegt, und davon profitieren viele kleine Unternehmen und auch kleine Anleger.

Was kennzeichnet den „Kredit von Mensch zu Mensch“?
Es entstehen immer mehr Plattformen, auf denen Kreditgeber und Kreditnehmer Zusammentreffen. Wenn Sie sich dafür interessieren und im Internet nach einem für Sie geeigneten Umfeld suchen, sollten Sie folgende Kriterien beachten:
•Gibt es viele erfolgreich abgeschlossene Projekte?
•Wird der Datenschutz berücksichtigt?
•Wird die Identität von Kreditnehmern und -gebern, beispielsweise durch das Postident-Verfahren, geprüft?
•Wird die Bonität der Kreditnehmer geprüft?
•Entstehen Kosten für die Bonitätsprüfung?
•Wie hoch ist die Provision für den Plattformbetreiber, wenn ein Projekt zustande kommt?
•Entstehen weitere Kosten?

Die Kriterien lassen den Schluss zu, dass „smava“ – zumindest aktuell – die Nase vorn hat. Das wird auch durch einen Test der „Stiftung Finanztest“ aus dem November 2008 bestätigt. Daher nutzen wir „smava“ als Beispiel, wie Darlehen von privat über das Internet funktionieren.

Mike Kösching ist selbständiger Zimmermeister und möchte Häuser aus Naturholzstämmen bauen und anbieten. Da sich viele Kunden aber nicht vorstellen können, wie so ein Haus aussieht, musste ein Musterhaus her. Die entsprechende Finanzierung wollte Mike Kösching über „smava“ abwickeln – kurz nachdem die Plattform für Selbständige eröffnet worden war.

Warum haben Sie sich gegen eine Bank entschieden?
Für das Musterhaus mussten die Stämme gekauft werden. Weil diese aber nicht über Monate hinweg gelagert werden können, bis die Bank
einen Darlehensantrag bearbeitet hat, musste es schneller gehen. Mein Unternehmensberater, zu dem ich großes Vertrauen habe, hat mir den Tipp gegeben, es bei „smava“ zu versuchen, deshalb habe ich gar nicht erst bei einer Bank nachgefragt. Außerdem kann man bei „smava“ jederzeit vorzeitig tilgen, ohne Abschläge in Kauf nehmen zu müssen. Bei einer Bank ist das ja nicht so einfach. Auf der Plattform habe ich mir dann alle Informationen und die aktuellen Angebote in Ruhe durchgelesen. Danach waren meine letzten Zweifel am Konzept „Geld im Internet leihen“ zerstreut.

Wie gut und schnell lief das Ganze ab?
Zwischen der Anmeldung und der Auszahlung des Geldes lagen drei Wochen. Es hätte auch schneller gehen können, aber ich musste erst noch meine Unterlagen einsammeln. Und ich habe erst einmal einen niedrigen Zins angeboten. Als ich nach ein paar Tagen merkte, dass die Anleger nicht anbeißen, habe ich ihn erhöht. Das hat ein bisschen Zeit gekostet. Insgesamt bin ich bei einem Zins von zwölf Prozent gelandet – aber ich bin sicher, dass ich damit insgesamt besser gefahren bin, als wenn ich mich an eine Bank gewendet hätte. Schnell, wenig Bürokratie, keine unangenehmen Gespräche bei verschiedenen Banken – das waren die ausschlaggebenden Punkte, die sich dann auch bewahrheitet haben.

Gab es Kontakte mit den Geldgebern, oder kennen Sie sie?
Die Namen meiner Geldgeber kenne ich nicht, nur deren Pseudonyme. Die Geldgeber können aber mit einer Nachricht auf der Plattform Kontakt aufnehmen. Ich bin öfter über meine Naturstammhäuser befragt worden – Fragen zum Kredit oder über meine Finanzen gab es nicht. Viele fanden mein Vorhaben sympathisch, und diese Leute haben dann auch investiert. Wenn die Rückzahlung des Kredits ansteht, wird der Betrag einfach nur noch vom Konto abgebucht, und ich habe keine weiteren Kontakte zu den Geldgebern.

Für wen eignet sich diese Finanzierungsform?
Wer die Finanzierung über „smava“ für eine Existenzgründung einsetzen möchte, muss zusätzlich ein festes Einkommen vorweisen. Sind Sie also in einer Festanstellung und die Existenzgründung erfolgt nebenbei, kommt „smava“ infrage. Für die Finanzierung einer Vollzeitgründung ist diese Lösung allerdings nicht geeignet — Selbständige müssen nachweisen, dass sie seit zwei Jahren erfolgreich als Unternehmer/in agieren.

Wie bekomme ich den Privatkredit übers Internet?
Wer sich zum ersten Mal bei „smava“ umschaut, sollte sich Zeit nehmen und in aller Ruhe die Antworten auf häufige Fragen lesen sowie in den

Privatdarlehen via Internet, smava und Kredit Mensch zu Mensch6

vorhandenen Kreditprojekten stöbern. Wie das Ganze dann abläuft, wird verhältnismäßig schnell klar. Die folgende Abbildung erleichtert den Einstieg, „smava“ verdient am Geschäft mit den Privatkrediten in Form einer Provision. Derzeit werden zwei Prozent als Disagio – also als Abschlag bei der Auszahlung – vom Darlehens- oder Kreditbetrag abgezogen. Kreditnehmer können den jeweils gültigen Satz auf der Website von „smava“ erfahren und sollten zu den Kosten, die durch Zinsen entstehen, auch diesen Posten hinzurechnen. Aktuell liegt das Zinsniveau im Schnitt zwischen sieben und zwölf Prozent. Es entsteht im Gegensatz zu Darlehen von Banken kein weiterer Aufwand, da Kontoführungsgebühren, Kosten für die Prüfung und weitere Nebenkosten entfallen.

Prüfung der Identität
Bei der Anmeldung auf der Plattform reicht es aus, eine Personalausweiskopie vorzuweisen. Erst wenn Sie ein Darlehen über „smava“ erhalten, wird Ihre Identität mithilfe des Postident-Verfahrens geprüft. Nach Abschluss eines Finanzierungsprojekts gehen Sie mit Ihren Ausweispapieren zu einer Postfiliale. Der Mitarbeiter der Deutschen Post AG prüft Ihre Ausweispapiere, überträgt die Daten auf einen Coupon, und sowohl Sie selbst als auch der Postmitarbeiter unterschreiben, dass die Angaben darauf richtig sind. Das Postident-Verfahren ist zwingend notwendig, damit der Kreditvertrag über „smava“ wirksam wird.

Bonitätsklassen der Schufa
Mit Ihrem Einverständnis holt „smava“ Informationen über Ihre Kredit-würdigkeit bei der Schufa ein. Dabei nutzt „smava“ den Scoring-Wert für Spezialkreditinstitute. Dieser setzt sich aus Daten über Ihr bisheriges Verhalten in finanziellen Dingen und statistischen Werten zusammen. Er Bestimmt die Einstufung in eine der Bonitätsklassen von A bis M, wobei A die beste ist.

Das Ergebnis stellt dar, mit welcher Wahrscheinlichkeit die betreffende Person ihre Zahlungsverpflichtungen nicht einhalten kann. Bei der Bonitätsklasse B besteht derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 2,46 Prozent, dass entsprechend kategorisierte Schuldner ihren Verpflichtungen nicht nach- kommen. Die Werte der Bonitätsklassen (Stand 2009) finden Sie in der folgenden Tabelle.

Schufa-Bonitätsklasse Anteil an der Bevölkerung % Ausfallrisiko für das Darlehen%
A 20 1,38
B 20 2,46
C 10 3,56
D 10 4,41
E 10 5,57
F 10 7,16
G 10 10,72
H 5 15,02
1 2 20,95
K 1 22,26
L 1 27,01
M 1 42,40

Für Projekte bei „smava“ ist mindestens die Bonitätsklasse H erforderlich.

Kapitaldienstfähigkeit
Bei der Registrierung auf der Plattform werden Daten über Ihre Einkommenssituation und über Ihre Lebenshaltungskosten abgefragt. Damit ermittelt „smava“ einen weiteren Wert, den sogenannten KDF-Indikator. KDF steht hier für Kapitaldienstfähigkeit. Wer einen Kreditvertrag über „smava1 abschließen will, muss mit zwei Steuerbescheiden und den dazugehörigen Jahresabschlüssen nachweisen, dass er seit mindestens zwei Jahren selbständig ist und regelmäßige Einkünfte hat. Zusätzlich sind Daten über den Zeitraum seit dem letzten Einkommensteuerbescheid erforderlich.

Tipp
Denken Sie an Unterhaltszahlungen
Viele geschiedene Frauen erhalten Unterhaltszahlungen. Diese Einnahmen gehen in den KDF-Indikator ein, sofern ein gerichtliches Urteil vorliegt. Vergessen Sie also nicht, Unterhaltszahlungen anzugeben und einen entsprechenden Nachweis einzureichen. Freiwillige Zahlungen werden dagegen nicht berücksichtigt, da diese jederzeit eingestellt werden könnten.

Der KDF-Indikator zeigt, welcher Anteil Ihres frei verfügbaren Nettoeinkommens für Verpflichtungen aus Finanzierungen verwendet wird. Dabei wird der KDF-Indikator wie folgt abgestuft:
• KDF-Indikator 1: 0 bis 20 Prozent
• KDF-Indikator 2: 20 bis 40 Prozent
• KDF-Indikator 3: 40 bis 60 Prozent
• KDF-Indikator 4: 60 bis 80 Prozent (Freischaltung bei „smava“ nur bis 67 Prozent)
• KDF-Indikator 5: 80 bis 100 Prozent (keine Freischaltung zum Marktplatz)

An einem Beispiel wird deutlicher, wie dieser Indikator berechnet wird.

Ermittlung der Ausgaben für Finanzierungen
200 Euro für Leasingraten
+ 200 Euro für ein bereits bestehendes Bankdarlehen + 100 Euro für das „smava“-Darlehen = 500 Euro Ausgaben für Finanzierungen

Ermittlung monatliche Ausgaben
300 Euro laufende Betriebskosten (jährlicher Durchschnitt)
+ 1.700 Euro private Ausgaben (jährlicher Durchschnitt)
= 2.000 Euro monatliche Ausgaben

Ermittlung des frei verfügbaren Nettoeinkommens
2.800 Euro Gewinn aus Selbständigkeit (jährlicher Durchschnitt) + 200 Euro andere Einkünfte (jährlicher Durchschnitt)
– 2.000 Euro monatliche Ausgaben (privat und betrieblich)
= l.000 Euro frei verfügbares Nettoeinkommen

Der Prozentsatz wird mit folgender Formel berechnet:

Prozentsatz für KDF-Indikator = (Monatliche Ausgaben für Finanzierungen/ Frei verfügbares Nettoeinkommen) x 100

Prozentsatz = (500 / 1.000) x 100 = 50 Prozent
KDF-Indikator = 3

Es dürfen nicht mehr als zwei Drittel des frei verfügbaren Nettoeinkommens für die monatlichen Belastungen aus Finanzierungen verwendet werden – sonst ist die Freischaltung bei „smava“ nicht möglich. Die Belastung durch das „smava“-Darlehen wird bei der Berechnung einbezogen; hier ist für Sie die einzige Stellschraube, über die Sie den Prozentsatz und damit den KDF-Indikator beeinflussen können. Unter Umständen können Sie also den Höchstbetrag von 25.000 Euro nicht ausschöpfen und müssen weniger Geld leihen, oder Sie tilgen den Betrag über fünf statt über drei Jahre.

Darlehen einer Geschäftsbank oder doch Förderbank – Vergleich und Tests

Das Darlehen einer Geschäftsbank ist eine mittel- bis langfristige Form der Fremdfinanzierung. Meist beträgt die Laufzeit zwischen vier und zehn Jahren – vereinzelt kann es Abweichungen hiervon geben. Die Laufzeit eines Darlehens wird festgelegt und lässt sich nur sehr schwer verändern; in einigen Fällen ist das überhaupt nicht möglich. Damit ist diese Finanzierung wenig flexibel und nicht für das kurzzeitige Stopfen von Finanzlöchern geeignet. Auch ist das Darlehen einer Geschäftsbank bei kleineren Beträgen unter 10.000 Euro oft keine brauchbare Lösung. Der Aufwand für die Bearbeitung ist den meisten Kreditinstituten zu hoch, daher bieten sie es gar nicht an.

Das Darlehen einer Geschäftsbank kommt sowohl für eine Existenzgründung als auch für ein bestehendes Unternehmen infrage. Allerdings werden meist Eigenkapital oder Sicherheiten gefordert. In welcher Höhe beides vorhanden sein muss, wird im Einzelfall von der Bank festgelegt. Wenn beispielsweise ein bestehendes Unternehmen angemessene Gewinne erwirtschaftet, kann eine Bank im Ausnahmefall auf Sicherheiten oder Eigenkapital verzichten. Wenn ein Vorhaben hingegen mit hohem Risiko verbunden ist, wird die Bank vielleicht sogar eine vollständige Absicherung des Darlehensbetrags verlangen.

Bedenken Sie, dass Geschäftsbanken, zum Beispiel die Commerzbank, die Sparkassen, die Volks- und Raiffeisenbanken oder die Deutsche Bank, privatwirtschaftliche Organisationen sind. Dementsprechend ist deren Ziel das Erwirtschaften von Gewinnen. Es liegt also im Interesse der Geschäftsbank, Tilgungen und Zinsen für ein Darlehen vom Darlehensnehmer zu bekommen. Je sicherer es scheint, dass die Verpflichtungen gezahlt werden, desto besser für die Banken.

Darlehen einer Förderbank
Förder Kredite oder -darliehen der Förderbanken sind den Bankdarlehen ähnlich. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass Gründer und Unternehmer auch dann ein solches Darlehen bekommen können, wenn sie nicht über ausreichendes Eigenkapital und ausreichende Sicherheiten verfügen.

Der Begriff des Förderdarlehens sollte auf keinen Fall falsch verstanden werden: Auch hierbei sind die Darlehensnehmer verpflichtet, Tilgungen und Zinsen zu zahlen. Mit Geldgeschenken haben Förderdarlehen nichts zu tun; vielmehr steht die Philosophie im Vordergrund, dass ein attraktives Vorhaben nicht scheitern soll, weil es an Sicherheiten oder Eigenkapital mangelt. Auch ‘das Darlehen einer Förderbank kommt für Existenzgründungen wie für bestehende Unternehmen infrage.

Förderbanken arbeiten im Auftrag eines Bundeslandes oder des Bundes. Am bekanntesten ist die KfW, die dem Bund zuzuordnen ist. Praktisch jedes Bundesland in Deutschland hat eine solche Förderbank, die Angebote dort sind manchmal sogar besser als bei der KfW. Links zu Förderbanken finden Sie unter
jeder-ist-Unternehmer*de/landesfoerderbanken. Die Aufgabe der Förderbanken besteht grundsätzlich darin, die Wirtschaft durch Darlehen, Zuschüsse und I Haftungsfreistellungen zu fördern oder Risikokapital bereitzustellen. Die Aufgaben, die mit der Vergabe von Risikokapital oder mit Beteiligungen einhergehen, sind meist ausgelagert. Manchmal vergeben Förderbanken auch Bürgschaften.

Im Vergleich: Darlehen der Geschäfts- und der Förderbank
Die folgende Übersicht zeigt Ihnen, welche wesentlichen Unterschiede zwischen den Darlehen einer Geschäftsbank und einer Förderbank bestehen. Welche Variante für
Sie vorteilhafter ist, hängt davon ab, wie wichtig die genannten Kriterien für Sie sind.

Kriterium Darlehen Geschäftsbank Darlehen Förderbank
Eigenkapital und Sicherheiten Für das Darlehen sind Sicherheiten oder Eigenkapital notwendig. Darlehen ist mit mangelnden Sicherheiten oder mangelndem Eigenkapital möglich.
Dauer der Bearbeitung Für die Bewilligung gibt es nur die Prüfung des Vorhabens durch die Geschäftsbank. Dauer: bis zu sechs Wochen. Für die Bewilligung wird das Vorhaben sowohl durch die Geschäftsbank als auch durch die Förderbank geprüft. Dauer: mindestens drei Monate.
Risikozins Das Risiko wird mithilfe eines Ratings geschätzt. Dessen Ergebnis entscheidet über die Höhe des Zinses. Das gilt für Gründer und für bestehende Unternehmen. Jede Förderbank hat für Gründer Darlehen, die mit einem Festzins verbunden sind (nicht risikoabhängig). Vereinzelt stehen Festzins-Darlehen bei Förderbanken auch für bestehende Unternehmen zur Verfügung.
Tilgungsfreie Zeit Tilgungsfreie Anlaufzeit ist unüblich, kann aber im Ausnahmefall durch Verhandlungen erreicht werden. Die meisten Förderdarlehen sind mit einer tilgungsfreien Anlaufzeit verbunden. Für Gründer beträgt diese Anlaufzeit meist zwei Jahre.
Tilgung und Rückzahlung Tilgung und Rückzahlung sind Verpflichtung des Unternehmers oder Gründers. Tilgung und Rückzahlung sind Verpflichtung des Unternehmers oder Gründers.
Höchstbetrag und andere Restriktionen Der Betrag ist grundsätzlich nicht nach oben begrenzt. Allerdings sind entsprechende Sicherheiten und Eigenkapital notwendig. Geförderte Darlehen haben meist eine programmspezifische Obergrenze, zudem bestehen weitere Restriktionen. Welche das jeweils sind, muss im Einzelfall geprüft werden.

Bürgschaften und Bürgschaftsbanken
Eine Besonderheit bei den Fremdfinanzierungen stellen Bürgschaften dar. Sie können von Bürgschaftsbanken, vereinzelt von Förderbanken oder auch einfach durch einen finanzkräftigen Privatmann zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen einer Bürgschaft sagt eine Organisation oder eine Person zu, bei Zahlungsunfähigkeit des Kredit- oder Darlehensnehmers für die verbleibenden Schulden aufzukommen. Eine Bürgschaft mindert also das Risiko für den Kredit- oder Darlehensgeber. Insofern kann sie als Sicherheit betrachtet werden, die Geschäfts- oder Förderbank verzichtet dann auf andere Sicherheiten. Eine Bürgschaft ist sowohl für Gründer als auch für Unternehmer geeignet.

Genauso wie Förderbanken finden sich in jedem Bundesland auch Bürgschaftsbanken. Links zu Bürgschaftsbanken finden Sie unter: jeder-ist- unternehmer*de/buergschaftsbanken. Meist sind Kammern, Verbände, Versicherungen, Banken und Sparkassen an den Bürgschaftsbanken beteiligt. Auch wenn sich Bürgschaftsbanken gerne als „Selbsthilfeorganisation“ bezeichnen, ist die Vergabe einer Bürgschaft dann doch nicht ganz so selbstlos: I Die Prüfung des gesamten Vorhabens verursacht Kosten, zudem wird ein gewisser Prozentsatz des Darlehensbetrags als Zins fällig. Das zu finanzierende Vorhaben muss auch hier aussichtsreich sein, und Bürgschaftsbanken schauen besonders genau hin – sie müssen ja schließlich einspringen, falls Sie Ihre Tilgungen und Zinsen nicht mehr zahlen können.

Wie erreiche ich welche Bank?
Aus dem Privatleben kennen wir alle die üblichen Geschäftsbanken. Aber wo finden Sie eine Bürgschaftsbank? Und wie können Sie bei der KfW ein Darlehen beantragen, wo sie nur wenige Standorte hat? Gehen Sie der Sache mit der folgenden Übersicht auf den Grund.

Darlehen einer Geschäftsbank oder doch Förderbank – Vergleich und Tests5

Mit Geschäftsbanken können Sie meist unmittelbar in Kontakt treten. Sie sind auch dann Ihr Ansprechpartner, wenn Sie das Darlehen einer Förderbank beantragen wollen oder die Bürgschaft einer Bürgschaftsbank brauchen. Ein Darlehen von der Förderbank des Bundes – der KfW – läuft übrigens immer über eine Geschäftsbank ab. Einige Förderbanken der Bundesländer bieten in Ausnahmefällen Darlehen an, die abgewickelt werden können, ohne dass eine Geschäftsbank einbezogen wird. Ein weiterer Ausnahmefall stellt die Bürgschaft dar, die Sie direkt von der Bürgschaftsbank bekommen – also ebenfalls ohne die Vermittlung durch eine Geschäftsbank.

Tipps – Termine bei Förderbanken
Alle Förderbanken bieten zunächst einmal Termine an. Hier findet aber meist nur ein Informationsgespräch statt, in dem über die bestehenden Möglichkeiten informiert wird, Der weitere Kontakt läuft dann in fast allen Fällen über die Geschäftsbank weiter. Das bedeutet, dass eine positive Atmosphäre bei einem solchen Gespräch noch lange keine Zusage bedeutet und umgekehrt.

Kann ich ein Darlehen früher als vereinbart zurückzahlen

Ein Anrecht auf vorzeitige Rückzahlung (Tilgung) eines Darlehens gibt es nicht.
Der Bundesgerichtshof hat hierzu allerdings einige Urteile gefällt, nach denen Banken manchmal einer vorzeitigen Tilgung zustimmen müssen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn es für Sie so gut läuft, dass Sie ein weiteres Darlehen für weitere Investitionen brauchen, Ihre Bank das aber ablehnt. Wenn Sie hingegen ein Darlehen früher als vereinbart tilgen möchten, weil Sie ein anderes zu günstigeren Konditionen aufnehmen wollen, muss die Bank nicht einwilligen. Genauso verhält es sich, wenn Sie einfach nur Ihre Schulden loswerden wollen. Fragen Sie im Zweifelsfall einen Anwalt.

Eine vorzeitige Tilgung kann vertraglich vereinbart werden; Angaben hierzu finden Sie in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Bank oder Förderbank. Oft wird dann eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung verlangt. Dabei handelt es sich um einen Schadenersatz, der Bank entgehen schließlich auch in diesem Fall Zinsen. Die Höhe der Entschädigung stellt sich – wegen schwankender Zinsen – erst dann heraus, wenn die vorzeitige Tilgung ansteht; dabei kann es sich durchaus um einen höheren Betrag handeln. Die Berechnung hierzu ist komplex und wird durch die aktuelle Rechtsprechung beeinflusst. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihre Bank es richtig gemacht hat, ist ebenfalls der Gang zum Anwalt ratsam. In einigen Fällen bieten Förderbanken übrigens auch Darlehen an, für die keine Entschädigung anfällt – dazu gehört unter anderem das Startgeld der KfW.

Kann ich mein Risiko einschränken, indem ich eine Rechtsform mit beschränkter Haftung wähle?
Kurz gesagt: Eine Rechtsform mit Haftungsbeschränkung wie die GmbH oder die Unternehmergesellschaft hilft nicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Banken sichern sich ab und vereinbaren beispielsweise mit einer GmbH eine Gesellschafterbürgschaft. Mit anderen Worten: Die Gesellschafter einer GmbH müssen für Tilgungen und Zinsen mit ihrem Privatvermögen und künftigem Einkommen bürgen – genauso wie die Inhaber von Unternehmen, die eine Rechtsform ohne Haftungsbeschränkung gewählt haben.

Unter welchen Umständen kann die Bank ein Darlehen kündigen?
Wann ein Darlehen oder ein Kredit vorzeitig gekündigt werden kann, regelt der Vertrag zwischen Ihnen und der Bank. Lassen Sie sich bei Informationsgesprächen mit Ihrer Bank daher die Allgemeinen Geschäftsbedingungen aushändigen, darin finden sich Details hierzu. Auch die Regelungen bezüglich der Informationspflichten sind dort enthalten. Üblicherweise kann eine Bank aus wichtigem Grund kündigen, zum Beispiel,
• wenn Sie in Zahlungsverzug sind und nach angemessener Fristsetzung noch immer nicht zahlen oder
• wenn Sie ein Förderdarlehen unter Angabe falscher Tatsachen bekommen haben oder
• wenn Sie der Informationspflicht gegenüber der Bank nicht regelmäßig nachkommen.

Um den Informationspflichten nachzukommen, müssen Sie regelmäßig mindestens Ihre Jahresabschlüsse vorlegen. Wer ein Darlehen einer Förderbank bekommt, muss außerdem gewährleisten, dass Kontrollorgane, wie zum Beispiel der Europäische Rechnungshof, jederzeit Einblick in sämtliche geschäftlichen Unterlagen nehmen können. Das bedeutet für Sie: Wenn Sie dazu aufgefordert werden, bestimmte Unterlagen abzuliefern, müssen Sie dem fristgerecht nachkommen. Andernfalls kann die Bank das Darlehen kündigen.

Darlehen und Kredite – Einführung und Grundlagen

Fast jeder Unternehmer kommt einmal in die Situation, in der er ein Darlehen oder einen Kredit benötigt – sei es in der Gründungsphase oder durch einen Liquiditätsengpass. Angesichts unterschiedlicher Banken, Fördermittel und anderer Varianten fragen sich viele, wie sie den Überblick behalten sollen, wenn es darum geht, sich Geld zu leihen. Die grundsätzliche Entscheidung, was im Einzelfall sinnvoll ist, fällt schon schwer genug.

Doch als ob das nicht reichen würde, stellen sich noch viele andere Fragen, wenn es um Darlehen und Kredite geht, zum Beispiel: Wie bekomme ich ein Darlehen von der KfW, der Bank des Bundes und der Länder, die Gründer und Unternehmer bei ihren Vorhaben unterstützt? Sind KfW- Darlehen immer besser als die Darlehen einer Geschäftsbank? Welche anderen Möglichkeiten bestehen, um an Geld zu kommen – auch für Unternehmen, die schon länger am Markt sind? Außerdem ist häufig unklar, was der Businessplan eigentlich mit dem Ganzen zu tun hat und was bei dessen Erstellung zu beachten ist. Oder wie ein Darlehen beantragt wird und wie lange die ganze Angelegenheit dauert. Und wie geht es weiter, wenn das Geld da ist?

Sie werden beim Lesen schnell erkennen, dass Ihr Weg zum geliehenen Geld so individuell ist wie Sie selbst. Finden Sie also heraus, was zu Ihnen passt und wie Sie zum gewünschten Ergebnis kommen. Bei allen entscheidenden Fragen steht unser Ratgeber zur Seite. In unserer Geldanlage-Webseite sind die Erfahrungen vieler Berater, Anbieter, Gründer und Unternehmer eingeflossen. Auf dieser Grundlage eröffnet sich Ihnen vielleicht eine Möglichkeit, ohne ärgerliche Umwege zu Ihrer Wunschfinanzierung zu kommen. Andreas Lutz und Andrea Claudia Delp München/Berlin im Juli 2009

Warum bekommen viele Gründer oder Unternehmer keinen Kredit oder kein Darlehen?
In Bezug auf die Ablehnungsquote bei Kredit- oder Darlehensanfragen hat Guido Wegner, Leiter des Gründercenters der Volksbank in Berlin, Folgendes zu berichten: „Rund 70 bis 80 Prozent aller Anfragen über die Finanzierung von Neugründungen werden bei uns abgelehnt. Dabei liegt diese Quote bei kleineren Finanzierungen – also unter 50.000 Euro – sogar tendenziell etwas höher. Im Wesentlichen finden sich zwei Gründe für Ablehnungen: Zum einen liegt es oft an der mangelnden Qualität des Geschäftskonzepts oder Businessplans; zum anderen liegt es oft an den Fähigkeiten und Voraussetzungen der Gründer/innen.“

Es ist also tatsächlich wahr: Viele Anträge auf ein Darlehen oder einen Kredit werden von Banken abgelehnt. Warum das so ist? Stellen Sie sich vor, Sie hätten 50.000 Euro gewonnen und wollen das Geld in ein Unternehmen investieren. Die Summe reicht nur für ein einziges Darlehen, aber vier Bewerber haben Ihnen ihre Konzepte vorgelegt. Welche Kriterien, würden Sie wohl ansetzen, um herauszufinden, welches Vorhaben das aussichtsreichste ist? Sie würden jede Idee ausgiebig betrachten, mit den Bewerbern sprechen, den Taschenrechner zücken und letztlich die Variante auswählen, die aus Ihrer Sicht die beste Mischung aus Sicherheit und Gewinnaussichten bietet. Die anderen drei Bewerber würden leer ausgehen.

Erfreulicherweise werden aber auch viele Anträge auf ein Darlehen oder einen Kredit gleich beim ersten Anlauf genehmigt. Annemarie R. aus Berlin beispielsweise plante eine Existenzgründung in ihrer Stadt. Das Konzept umfasste ein Café, das mit kinderfreundlichen Angeboten die ganze Familie anspricht. Obwohl es schon zahlreiche Cafés dieser Art in Berlin gibt und viele Gastronomen davon ausgehen, dass es bei den Banken „schwarze Listen“ gibt, die Darlehen in ihrer Branche von vornherein ausschließen, klappte es gleich im ersten Anlauf mit der Finanzierung.
Annemarie R. bekam das Geld von der Bank, weil sie einen überzeugenden Businessplan vorgelegt hat. Der Standort war gut gewählt: Er lag in einer Gegend, in der viele Familien mit gehobenen Einkommen wohnen. Ein Familiencafé im modernen Stil gab es dort noch nicht. Auch wenn nicht von einer Toplage die Rede sein konnte, lag das Café direkt an einer Straße, an der viele Passanten vorübergehen. Die Gründerin hatte schon viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet und auch Führungsaufgaben wahrgenommen. Der Businessplan war rundum perfekt. Dieser Fall macht deutlich: Es geht darum, dass ein Vorhaben aussichtsreich ist, dass verwertbare Branchenkenntnisse vorliegen und dass der Standort eines Unternehmens richtig gewählt wird. „Schwarze Listen“ sind irrelevant, wenn eine Geschäftsidee rundum stimmig daherkommt.

Frau Kirsten M. etwa versuchte sich an einem Einzelhandel in Hamburg. Das Konzept war attraktiv und griff gängige Markttrends auf; Erfahrung und Branchenkenntnisse waren ebenfalls vorhanden. Dennoch wurde der Antrag auf ein Darlehen abgelehnt. Grund: der Standort in einer ruhigen Seitenstraße. Eben der spielt beim Einzelhandel mit Ladengeschäft eine bedeutende Rolle. Katharina N. wiederum hatte eine brillante Idee für eine Internetplattform. Aber: Die Umsetzung hätte sie nicht alleine in Angriff nehmen können, dafür fehlten ihr Branchenerfahrung und Fachkenntnisse. Das hat dann auch die Bank in Form einer Ablehnung bestätigt.

Darlehen und Kredit
Der Begriff „Kredit“ wird oftmals auch für das Darlehen verwendet. In diesem Finanzportal werden die beiden Begriffe wie folgt benutzt: Der Kredit ist eine kurzfristige Finanzierungsform – etwa zum Überbrücken weniger Monate. Das Darlehen dagegen stellt eine mittel- bis langfristige Finanzierungsform dar, hierunter fallen beispielsweise Bankdarlehen mit einer Laufzeit zwischen drei und 15 Jahren. Machen Sie sich klar, dass für jedes Unternehmen verschiedene Kernkompetenzen gebraucht werden. Sind diese bei den Gründern oder im Gründerteam nicht vorhanden, wird sich keine Bank finden, die zu einer Finanzierung bereit ist. Fehlen dagegen nur einzelne Aspekte einer Kompetenz, ist ein Gründercoaching hilfreich oder ein Mitgründer kann diese Lücke abdecken. Das Gleiche gilt übrigens auch bei der Suche nach Investoren – hier geht es in Sachen Kernkompetenzen sogar noch härter zu.

Mike Kösching plante als selbständiger Zimmermeister den Bau eines Musterhauses. Sein findiger Unternehmensberater hat ihm ein paar Tipps gegeben, und er hat sich den Gang zur Bank gespart. Das erforderliche Geld hat er über eine Internetplattform innerhalb von nur drei Wochen „eingesammelt“. Anders gesagt: Die Bank ist gut, in manchen Fällen sind andere Lösungen besser. Wer feststellt, dass es mit der Bank nicht klappt, sollte nicht gleich aufgeben, sondern über Alternativen nachdenken.

Geld aus eigener Kraft nehmen – Innenfinanzierung

Unter „Innenfinanzierung“ ist die Finanzierung aus Umsatzerlösen und anderen Kapitalfreisetzungen, zum Beispiel aus dem Verkauf von Investitionsgütern, zu verstehen. Dabei kommt es nicht darauf an, welchen Gewinn Ihre Bilanz oder Steuererklärung ausweist, sondern darauf, wie viel Geld tatsächlich auf Ihrem Bankkonto und in der Kasse verfügbar ist. Die Liquidität beziehungsweise der Liquiditätszufluss eines Unternehmens, auch Cashflow genannt, entscheidet also darüber, ob Investitionen aus eigener Kraft getätigt werden können. Aus diesem Grund wird die Innenfinanzierung manchmal auch als Cashflow-Finanzierung bezeichnet. Diese Art der Finanzierung ist die kostengünstigste – kommt aber bei einer Existenzgründung meist nur begrenzt infrage. Unabhängig davon, welche Finanzierung zu Anfang geplant ist, in Ihrer mittel- bis langfristigen Planung darf die Innenfinanzierung nicht fehlen.

In vielen Unternehmen sind Investitionsgüter vorhanden, die für die Innenfinanzierung genutzt werden können. Der Verkauf eines Wirtschaftsgutes ist theoretisch machbar – in der Realität jedoch häufig unmöglich, da dieser Gegenstand im Unternehmen gebraucht wird. Eine Lösung bietet das „sale and lease back“: Wirtschaftsgüter mit hohem Wert können Sie an einen Leasinggeber verkaufen und dasselbe Wirtschaftsgut dann leasen.

Tipp – Fangen Sie Klein an
Viele Gründer und auch Unternehmer, die ein neues Geschäftsfeld aufbauen wollen, neigen dazu, gleich zu Beginn den sprichwörtlichen Porsche anzuschaffen – obwohl der Golf in vielen Fällen reichen würde. Wenn irgend möglich, bevorzugen Sie zunächst ruhig eine kleinere Lösung und warten Sie ab, ob sich Ihr Vorhaben überhaupt trägt. Wenn es dann gut läuft, können Sie mit den erwirtschafteten Gewinnen den Porsche finanzieren. Das spart Finanzierungskosten, macht flexibel und mindert Ihr Risiko im Fall des Scheiterns.

Factoring – Problemlösungen für die Innenfinanzierung
Innenfinanzierung mit dem Geld, mit dem die Kunden ihre Rechnungen zahlen, klingt in der Theorie gut. In der Realität wirft das jedoch Probleme auf, die viele Unternehmen kennen.

Geld aus eigener Kraft nehmen – Innenfinanzierung8

Forderungen – also Beträge aus gestellten Rechnungen, die noch nicht auf dem Konto gutgeschrieben sind – können im Rahmen des Factorings verkauft werden. Das Factoring-Institut sichert den offenen Betrag ab, leistet Vorauszahlungen auf den offenen Betrag (meist etwa 80 Prozent) und übernimmt administrative Aufgaben wie die Abrechnung oder das Inkasso. Wenn Sie diese Lösung in Anspruch nehmen wollen, ist eine Bonitätsprüfung Ihrer Kunden erforderlich, bevor das Factoring-Institut tätig wird. Meist wird zwar ein Rahmenvertrag mit einem Factoring-Institut vereinbart, dennoch ist es nicht verpflichtet, alle Ihre Forderungen anzukaufen. Ist der Kunde zweifelhaft, kann es einen Auftrag ablehnen.

             Checkliste
Welche Faktoren sind für Sie wichtig?

Echtes Factoring: Das Factoring-Institut bietet auch die Absicherung Ihrer Forderungen an. Dies ist bei fast allen Anbietern der Fall.

Ist wichtig

Stilles Factoring: Der Kunde bekommt nicht mit, dass die Forderung an ein Factoring-Institut verkauft wurde; er bekommt eine ganz normale Rechnung – meist mit einer Kontonummer, die ein Unterkonto zum bisherigen Geschäftskonto darstellt.
Offenes Factoring: Der Kunde erhält von Ihnen eine Rechnung, auf der offengelegt wird, dass die Forderung verkauft wurde und dass der Rechnungsbetrag an das Factoring-Institut zu überweisen ist.
Full-Service-Factoring: Das Factoring-Institut bietet zusätzliche Dienstleistungen wie die Abrechnung oder das Inkasso.
Bulk-Factoring: Das Factoring-Institut bietet keine zusätzlichen Dienstleistungen an.
Standard-Factoring: Dem Factoring-Institut werden alle Forderungen eines Unternehmens zum Kauf angeboten.
Selektives Factoring: Dem Factoring-Institut werden nur ausgewählte Forderungen zum Kauf angeboten.

Der Verkauf von Forderungen gegenüber Privatkunden ist meist nur bei Anwälten, Ärzten oder Steuerberatern möglich. Insofern kommt das Factoring eigentlich nur dann infrage, wenn Ihre Kunden andere Unternehmen sind. Für Existenzgründer ist das Factoring nur begrenzt einsetzbar – die meisten Factoring-Institute verlangen eine Firmenhistorie von mindestens einem Jahr. Außerdem müssen potenzielle Auftraggeber einen Jahresumsatz von mindestens 50.000 Euro nachweisen.

Als Anbieter von Factoring finden sich fast alle Banken sowie zahlreiche Spezialisten, die sehr unterschiedliche Konditionen bieten. Auch für „unsichere“ Branchen wie die Baubranche gibt es sie. Bei der Auswahl kann ein Berater oder ein Makler helfen. Bevor Sie sich auf die Suche nach Lösungen machen, erarbeiten Sie mithilfe der folgenden Checkliste zunächst einmal, was Sie von einem Factoring-Institut erwarten. Im Rahmen des Standard-Factorings können verschiedene Kosten entstehen, zum Beispiel Factoring-Gebühren, jährliche Kosten für die Bonitätsprüfung, Kosten für die einzelnen Bonitätsprüfungen und/oder Pauschalen für ein eventuelles Inkasso oder ein gerichtliches Mahnverfahren. Es lohnt sich, genau hinzuschauen und zu vergleichen – Sie sollten jede Bedingung aus einem Factoring-Vertrag durchlesen und die entstehenden Kosten detailliert berechnen.

Der Weg, der zwischen der Entscheidung für ein Darlehen und dem Tag, an dem endlich das Geld auf dem Konto ist, liegt, wird von den meisten Gründern und Unternehmern als unangenehm und ärgerlich wahrgenommen. Schon vorweg muss man sich auf zahlreiche Termine und Prüfungen einstellen. Banken werden vom Gesetzgeber zu eingehenden Prüfungen gezwungen, und das aus gutem Grund: Die Finanzkrise im Jahr 2008 hat gezeigt, was passieren kann, wenn solche Prüfungen ausbleiben. Das europäische Bankensystem hat in Sachen Darlehen und Kredite für kleine Unternehmen und Gründer aber schon im Jahr 2007 vorgesorgt und die gründlichen Checks zur Verpflichtung gemacht. Ein Darlehen, das nur aufgrund einer betriebswirtschaftlichen Auswertung des letzten Jahres bewilligt wird, ist Geschichte. Heute gelten andere Regeln, an denen Gründer wie Unternehmer nicht vorbeikommen.

Ein Bankgespräch muss gut vorbereitet werden. Wer bei einer Bank eine Absage kassiert hat, kann nicht damit rechnen, hier noch eine zweite Chance zu bekommen. Durch schlecht geführte Bankgespräche, unausgereifte Businesspläne und anderes verderben sich viele Gründer und Unternehmer alle Aussichten auf Erfolg. So scheitern sie schon an der ersten Hürde, die sie beim anstehenden Hindernislauf zu überwinden haben.

Darlehen von welcher Bank – Tipps und Tests

Bevor Sie sich näher mit dem Thema Bankdarlehen befassen, überprüfen Sie erst einmal, ob dieser Weg für Sie überhaupt infrage kommt. In der Tat gibt es eine ganze Reihe von Fällen, in denen eine solche Art der Finanzierung nicht geeignet ist. Finden Sie mit der folgenden Checkliste heraus, in welcher Situation Sie und Ihr Unternehmen sich befinden. Denken Sie über jeden einzelnen Punkt gut nach und haken Sie ihn ab, wenn Sie keinen Grund sehen, der gegen ein Darlehen spricht. Sollte sich dies aber bei einem der Punkte für Sie ergeben, schauen Sie noch einmal in die Checklisten, welche andere Finanzierungsform für Sie sinnvoll wäre.

             Checkliste
Gedankenanstoß Durch

dacht?

Sind die Gewinnaussichten für ein Vorhaben zu gering, ist ein Darlehen ungeeignet. Sie müssen sich über die finanzielle Belastung im Klaren sein und mithilfe des Businessplans Ihre Gewinne ermitteln. Bleibt nach Abzug von Zinsen und Tilgungen genug Geld für Ihr Leben übrig?
Für die Finanzierung hochriskanter Vorhaben sind Darlehen ungeeignet. Vorhaben im Bereich Technologie mit hohen Investitionen und/oder mit ungewissen Erfolgsaussichten sind ein Fall für eine Finanzierung mithilfe von Risikokapital. In Technologiebranchen wie der Telekommunikation oder der Informationstechnologie ist der Gang zur Bank ohnehin nicht üblich. Ein Darlehen kommt aber als Ergänzung zur Beteiligungsfinanzierung infrage.
Für eine kurzfristige Finanzierung ist das Darlehen wegen der längeren Laufzeiten nicht geeignet.
Wer ein Darlehen oder ein Förderdarlehen in Anspruch nimmt, geht eine Verpflichtung ein. Interessant ist die Überlegung, ob Sie im Fall des Scheiterns in der Lage wären, mithilfe einer Festanstellung für Ihre Verpflichtungen aufzukommen.
Es gibt nur wenige Geschäftsbanken, die ein Darlehen unter 10.000 Euro vergeben; manchmal sind auch 15.000 Euro zu wenig. Das ist auch bei den Förderbanken der Bundesländer der Fall. Fragen Sie bei Geschäftsbanken und Förderbanken genauer nach, ob dies überhaupt infrage kommt.
Wenn der Gedanke an ein Darlehen zu Schlafstörungen führt, ist das eine schlechte Voraussetzung. Sind Sie davon betroffen? Dann benennen Sie Ihre Ängste und schreiben Sie sie auf. Versuchen Sie, Argumente zu finden, die Ihnen diese Ängste nehmen. Bei-
spiel: „Ich habe eine gute Ausbildung und finde sicherlich auch wieder einen guten Job. So kann ich meine Verbindlichkeiten notfalls auch begleichen.“ Falls Sie hier zu keiner Lösung kommen, ist ein Darlehen wahrscheinlich nicht das Richtige für Sie.
Die für das Vorhaben erforderlichen Kernkompetenzen müssen beim Eigentümer oder im Führungsteam vorhanden sein. Bringen Sie sie mit? Falls nicht, können Sie sich die entsprechenden Fähigkeiten auf verschiedenen Wegen aneignen (zum Beispiel nebenberuflich, ehrenamtlich, durch ein Praktikum) oder nach Mitgründern suchen, die Ihre Schwächen ausgleichen.
Banken vergeben Kapital. Wer einen Kapitalgeber sucht, der auch als Ratgeber für das Unternehmen fungiert, sollte sich besser nach Beteiligungskapital umsehen oder ein Coaching in Anspruch nehmen. Ansonsten kann die Bank eventuell helfen, einen geeigneten Berater auszuwählen, oder Kontaktadressen nennen.
Die Verschuldung in deutschen Privathaushalten steigt, und die Zahl der Privatinsolvenzen nimmt zu. Wer bereits Schulden hat, sollte sich gut überlegen, ob ein Darlehen wirklich die richtige Wahl ist.
Darlehen von Förderbanken ohne Eigenkapital oder Sicherheiten sind meist nach oben hin begrenzt. Zum Beispiel liegt die Höchstsumme beim Startgeld der KfW bei 50.000 Euro und bei der Investitionsbank Berlin bei 100.000 Euro. Wer einen größeren Betrag braucht und nicht über genügend Eigenkapital oder Sicherheiten verfügt, kann versuchen, eine Bürgschaft zu bekommen. Auch andere Finanzierungen könnten infrage kommen.
Ihre Bonität ist ein wichtiges Ausschlusskriterium für die Bank. Holen Sie eine Selbstauskunft bei der Schufa ein und achten Sie darauf, welche Bonitätsklasse dort verzeichnet ist. Bei einer Bonitätsklasse zwischen „I“ und „M“ haben Sie keine Chance bei einer Bank.

Die Frage, ob Sie im Fall des Scheiterns eine Festanstellung finden und so Tilgungen und Zinsen zahlen könnten, beschäftigt im Rahmen der Sicherung des Risikos übrigens auch Ihre Bank. Vor allem für Empfänger des Arbeitslosengeldes II (allgemein bekannt unter „Hartz IV“) stellt die Antwort darauf oft eine schwierige Hürde dar. Denn von ihnen wird nicht erwartet, dass sie einen Job finden und Zinsen und Tilgung doch noch bezahlen. Dieses Risiko gehen Banken nun einmal nicht gerne ein.

Sie sind weiterhin entschlossen, ein Darlehen aufzunehmen? Dann sollten Sie noch eines wissen, bevor wir uns endgültig in dieses Thema vertiefen: Ein Darlehen unter 50.000 Euro, das Sie als Gründer von einer Bank erhalten, ist ein Verbraucherdarlehen. Der Vertrag muss in diesem Fall schriftlich abgeschlossen werden. Außerdem räumt das Gesetz nach § 355 BGB ein Widerrufsrecht von zwei Wochen ein – Sie können den Vertrag also innerhalb dieser Frist ohne Begründung wieder lösen. Da es sich um ein Verbraucherdarlehen handelt, können Sie sich bei Fragen rund um den Vertrag an die Rechtsberatung einer Verbraucherzentrale wenden. Die Beratung kostet zwar hier auch etwas, ist aber deutlich günstiger als bei einem Anwalt. Generell gilt für Gründer oder bestehende Unternehmen: Lesen Sie den Vertrag aufmerksam und gründlich durch – einschließlich der Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

Tipp
Änderungen im Darlehensvertrag
Frank Weigelt ist Anwalt In einer bundesweit tätigen Anwaltskanzlei ( pbwg. de) und prüft häufiger Darlehensverträge. Er empfiehlt Folgendes: „Auf jeden Fall ist es wichtig, die Unterlagen der Bank nicht blind zu unterschreiben. Diese sollten erst einer gründlichen Prüfung unterzogen werden. Bitten Sie um einige Tage Bedenkzeit und unterschreiben Sie nicht sofort. Vereinzelt besteht auch die Möglichkeit, im Rahmen von Verhandlungen mit der Bank die eine oder andere Klausel zu ergänzen oder abzumildern. Im Gegensatz zum Verbraucherdarlehen bestehen bei Darlehen für ein Unternehmen solche Verhandlungsspielräume. Das gilt auch für kleinere Beträge; man kann ruhig bei der Bank danach fragen. Bei sogenannten Formulardarlehensverträgen – also solchen Verträgen, bei denen die Bank einfach einen Vordruck verwendet – bestehen allerdings keine Verhandlungsspielräume.“