Je höher der Wertzuwachs eines Papiers, umso höher auch ihr zu versteuernder Spekulationsgewinn, wenn Sie das Papier nicht lange genug behalten. Natürlich ist es sehr verführerisch, den Papiergewinn beispielsweise bei einer Aktie zu realisieren, wenn zu befürchten ist, dass die Kurse bald wieder fallen können.
Dies könnte eine gute Entscheidung sein, wenn Sie beispielsweise in Aktien investiert haben, deren Kurse von einer Anleger-Euphorie so sehr angeheizt wurden, dass sie ein sehr hohes KGV (Kurs/Gewinn-Verhältnis) aufweisen. Hier besteht die Gefahr, dass durch Gewinnmitnahmen großer Anleger ein Kurssturz eingeleitet wird – die Blase platzt, und der Kurs findet sich im Keller wieder. Ernüchterung nach einer Kursrally kann Ihre Aktien bedrohen, und deshalb ist ein rechtzeitiger Verkauf oft eine gute Entscheidung, auch wenn sich der Finanzminister über ein paar Euro Steuern freuen darf.
Verkauf Von Investments mit Vertust
Verliert Ihr Investment an Wert, so steht der Wertverlust zunächst nur auf dem Papier. Erst wenn Sie die Papiere zu einem niedrigeren Preis als dem Kaufpreis verkaufen, haben Sie den Verlust realisiert. In einem solchen Fall können Sie, wie an anderer Stelle schon gesagt, die Verluste gegen Gewinne aus Kapitalbesitz aufrechnen. Eine Verrechnung mit Gewinnen beispielsweise aus selbständiger Arbeit ist nicht möglich. Haben Sie nur Verluste aus Wertpapierbesitz, dann können Sie diese als Verlustvortrag mit ins neue Steuerjahr hineinnehmen.
Doch, weshalb sollten Sie unbedingt mit Verlust verkaufen? Sie wissen inzwischen, dass beispielsweise Aktien im langjährigen Durchschnitt einen Gewinn von 10 % bringen! Versuchen Sie, die Durststrecke zu überwinden, und behalten Sie die Aktie, wenn nicht fundamentale Gründe dagegensprechen.
Liegen fundamentale Daten vor, die nicht auf eine Kurserholung hoffen lassen, dann ist die Schadensbegrenzung wohl die bessere Lösung. Man wirft schlechtem Geld nicht noch gutes Geld hinterher. Nutzen Sie dann die Möglichkeit, Verluste gegen Gewinne aufzurechnen und lernen Sie aus dieser Erfahrung.
Es ist immer sinnvoll, bei jedem Kauf und jedem Verkauf eine Analyse vorzunehmen. Weshalb haben Sie gerade diese Aktie gekauft? Sind Ihre Erwartungen eingetreten? Aus welchen Gründen sind sie nicht eingetreten? Aus welchen Gründen verkaufen Sie? Eine solche Gewissenserforschung und das Aufschreiben verhindern oft, dass Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen werden.
Sie wollen Wertpapiere verkaufen und kennen den Kaufkurs nicht
Es kann schon einmal vorkommen, dass Sie nicht mehr wissen, wie hoch der Kaufkurs eines Wertpapiers war. Das kann dann Vorkommen, wenn Sie Wertpapiere erben, und der Erblasser keine genauen Aufzeichnungen hinterlassen hat. Weil sich die Wertpapiere in der Regel in einem Depot bei einer Bank befinden, kann Ihnen die Bank Auskunft über den Kaufpreis geben.
Den Kaufkurs von Investmentfondsanteilen können Sie bei den Investmentgesellschaften erfahren. Legen Sie eine Kladde an, in der Sie Ihre Wertpapiergeschäfte dokumentieren. Notieren Sie den Kaufkurs, die Gründe, weshalb Sie gerade dieses Papier gekauft haben und auch den Verkaufskurs und die Gründe für den Verkauf. Diese Notizen helfen Ihnen bei der Analyse Ihres Anlageverhaltens und bewahren Sie oft vor emotionalen Entscheidungen.
Nicht ade Banken und Broker sind gleich
Beim Verkauf von Wertpapieren fallen natürlich ebenfalls Transaktionskosten an. Befinden sich Ihre Wertpapiere bei einer Bank oder einem Broker, der hohe Transaktionskosten berechnet, dann sollten Sie erkunden, ob es sich nicht lohnt, zu einem Discount-Broker zu wechseln.
Wem können Sie vertrauen bei Geldanlage?
Natürlich sind Sie nicht dumm. Bevor Sie zu dieser Geldanlage-Webseite griffen, könnten Sie geglaubt haben, Sie hätten kein Talent zur Kapitalanlage. Ich ging davon nicht aus und ich hoffe, dass Sie nach der Lektüre dieses Buchs anders denken. Wenn Sie aber Ihre Entscheidungen zur Kapitalanlage Finanzberatern überlassen, dann könnten Sie leicht enttäuscht werden.
Nur wenige Finanzberater bieten objektive Beratung. Leider ist es sehr schwierig, einen unparteiischen Berater zu finden, der Ihnen bei Verkaufsentscheidungen uneigennützige Hilfe bietet. Die meisten Finanzberater arbeiten auf Provisionsbasis, was ihr Urteilsvermögen ein wenig trüben könnte. Die wenigen Berater, die auf Honorarbasis arbeiten, sind in der Regel Geldmanager. Je mehr Geld Sie ihnen zur Anlage und zum Management überlassen, umso mehr verdienen Sie. Verkaufen Sie Anteile aus Ihrem Depot, so wird das Honorar des Beraters geringer. Ich glaube, das wird ihm nicht gefallen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn Sie sich bei Verkäufen von Wertpapieren von Ihrem Steuerberater beraten lassen.