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Von hohen Zinssätzen beeindrucken lassen

Bei Aktienanleihen sollte nicht die Höhe des Zinssatzes für eine Anlageentscheidung ausschlaggebend sein, sondern einzig und allein die Erwartung im Hinblick auf den zukünftigen Aktienkursverlauf. Nur wer mit einer Seitwärtbewegung rechnet, sollte Aktienanleihen (oder Discount-Zertifikate) in Betracht ziehen. Ein Kauf lohnt sich besonders in Phasen hoher Volatilitäten. Da der Anleger praktisch Optionen verkauft — also auch Volatilität verkauft — sind entsprechend hohe Preise (= hoher Kupon bei Aktienanleihen bzw. hoher Discount bei Zertifikaten) zu erzielen. Aufgrund der Darstellungen in einigen Werbeprospekten und Finanzanzeigen ist bei vielen Anlegern der Eindruck entstanden, Aktienanleihen und Discount-Zertifikate wären in jedem Fall hochrentable Anlageformen. Das ist aber nicht richtig. Zwar geben viele Emittenten in ihren Verkaufsunterlagen sogenannte Emissionsrenditen an. Diese spiegeln jedoch lediglich die Verzinsung wider, wenn die Anleihe am Ende zum Nennwert zurückgezahlt wird (= Optimalfall). Mit der tatsächlichen Rentabilität – die ja erst am Schluss feststeht – haben Emissionsrenditen deshalb häufig nichts gemeinsam. Manche Anbieter schrecken auch nicht davor zurück, Aktienanleihen mit laufzeitgleichen festverzinslichen Anlageformen (z. B. Termingeld) in einen Topf zu werfen, obwohl ein direkter Vergleich unter Risikogesichtspunkten überhaupt nicht zulässig ist. Dass Aktienanleihen hohe Kupons besitzen und deshalb interessanter wirken als einfaches Festgeld, hat seine Gründe. Denn auf den Haltern lasten zum Teil erhebliche Tilgungsrisiken.

Im schlimmsten Fall kann der gesamte Nennbetrag verspielt werden. Darauf wird in den Werbebroschüren aber nur versteckt hingewiesen. Kein Emittent wird sein Produkt als Hochkupon-Anleihe mit Totalverlustrisiko anpreisen, sondern wie allgemein üblich als Papier mit aktienbezogenem Rückzahlungswahlrecht des Emittenten. Da man Sicherheit immer noch am besten vermarkten kann, findet man in den Werbeanzeigen der Anbieter regelmäßig Hinweise wie diesen: Der Kupon in Höhe von 20%, bezogen auf den Nominalbetrag, wird in allen Fällen, also unabhängig vom Rückzahlungsmodus gezahlt. Wie unsicher die Kapitalrückzahlung dagegen ist, wird so direkt oft nicht gesagt. Im Gegenteil: Selbst eine Tilgung durch Aktienlieferung scheint gar nicht so übel – immerhin besteht ja die Möglichkeit – so der Wortlaut in einem Verkaufsprospekt – den faktischen Verlust bei einer späteren Erholung der Aktie wieder aufzuholen. Nicht ganz so euphorisch ist dagegen zum Beispiel die Stiftung Warentest gestimmt: Denn diese speziellen Bonds (gemeint sind Aktienanleihen, Anm. d. Verf.) verbinden die Nachteile einer Aktie mit den Nachteilen van Anleihen. In schlechten Börsenzeiten sind sie voll an den Verlusten der Unternehmens werte beteiligt. Gehen die Aktienkurse dagegen aufwärts, sind ihre Chancen auf die Verzinsung der Anleihe beschränkt (Finanztest Ausgabe 10/98). Aktienanleihen im Internet Zum Thema Aktienanleihen finden Anleger eine Menge im Internet. Bedeutende Emittenten wie etwa Sal. Oppenheim halten Anleihebedingungen und weitergehende Informationen dort kostenlos zum Download bereit. Nicht immer ist es unbedingt notwendig, die Anleihebedingungen vollständig zu studieren – oft haben die Anleger keine Zeit oder kein Interesse, sich über jedes noch so kleine Detail genauestens zu informieren. Auch für diese Gruppe ist das Internet nützlich. So bietet hier zum Beispiel die Schuchardt Börsenmakler GmbH eine Auflistung derjenigen Papiere an, die auch von ihr zum Börsenhandel eingeführt wurden. Für jedes einzelne Papier sind in einer Übersicht zentrale Ausstattungsmerkmale aufgelistet. Interessierte können auf einen Blick Kuponhöhe, Laufzeitende und die zugrunde liegende Aktie sehen. Außerdem sind Links zum Herausgeber der Aktienanleihe und zum Emittenten der Basisaktie gesetzt. Checkliste

  • Welche Markterwartungen hat der Anleger? Kann шап mit Aktienanleihen davon profitieren, wenn sich die Prognosen erfüllen?
  • Lassen sich die Anlageziele mit anderen Finanzprodukten besser erreichen?
  • Ist die vorhandene Anlageerfahrung ausreichend, um die Risiken von normalen Aktienanleihen beurteilen zu können? Besitzt der Anleger genügend Vorstellungskraft, um sich ein Bild von den Risiken exotischer Produkte wie etwa Doppel-Aktienanleihen zu machen?
  • Wie ausgeprägt ist die eigene Risikobereitschaft?
  • Wie fügen sich Aktienanleihen in die bereits bestehenden anderen Anlageformen ein? Verstärken sich bereits vorhandene Risiken oder kommt es zur Risikoreduktion?
  • Kann der Anleger auch längere Zeit auf sein eingesetztes Kapital verzichten, um zum Beispiel eine Aktien-Baisse auszusitzen, oder wird das investierte Geld zu einem festen Zeitpunkt wieder benötigt? In welcher Höhe sind Verluste zu verschmerzen?
  • Ist eine Anlage in Aktienanleihen aus steuerlicher Sicht ratsam?

Auch wenn eine entsprechende Markterwartung vorliegt, müssen Aktienanleihen nicht in jedem Fall das passende Finanzprodukt darstellen. Abhängig ist dies von den individuellen Verhältnissen des Anlegers. Daher können konkrete Vorschläge nur im Einzelfall gegeben werden. Es ist dennoch möglich, eine allgemeine Checkliste aufzustehen, an der sich der Verbraucher orientieren kann. Es empfiehlt sich, die dort aufgeführten Fragen zum Beispiel gemeinsam mit einem Anlage- und Steuerberater zu besprechen.