Seien Sie vorsichtig bei Empfehlungen für kleinkapitalisierte Werte, die Sie in Börsenbriefen, Internetforen und sonst wo finden. Gemeint sind Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung von nur wenigen Millionen Euro haben. Das Problem dabei: Durch nur wenige Käufe können Kurse nach oben getrieben werden, wovon in erster Linie diejenigen profitieren, die die Aktien schon vorher besaßen. Diese haben also ein großes Interesse daran, das Unternehmen in die Schlagzeilen zu bringen. Da sich die Wirtschaftspresse kaum für solche Firmen interessiert und oft auch ausreichend vorsichtig ist, werden Internet und Infodienste genutzt.
Besonders lukrativ ist die Masche bei Firmen, denen es wirklich schlecht geht. Der Aktienkurs ist niedrig und man kann billig einsteigen und sich eindecken. Über Infodienste und Foren werden dann Gerüchte über erwartete Gewinnexplosionen verbreitet. Besonders überzeugend ist es, wenn der Kurs schon ein wenig gestiegen ist. Das ist auch kein Wunder, denn es hat ja schon jemand fleißig eingekauft. Geht der Kurs dann nach oben, kann der Initiator aussteigen und hat legal ordentlich Gewinn gemacht. Dass sich jemand für einen Geschäftsbericht interessiert und das Unternehmen näher analysiert, ist selten, zudem sind die Informationen meist schon veraltet. Häufig sind in diesem Zusammenhang Unternehmen aus dem Minenbereich und so genannte Pennystocks, die nur einige Cent kosten, zu finden.
Ein schönes Anschauungsobjekt ist Cobracrest, über die im Frühjahr 2006 im Zusammenhang mit Kursmanipulationen berichtet wurde. Angeblich gab es seit Anfang 2006 ein Übernahmeangebot, das in der Presse als recht dubios kommentiert wurde. Der Kurs ging auch nur kurz noch einmal in die Höhe, fiel dann aber in die ewigen Jagdgründe. Zuvor wurde schon Anfang 2005 der Kurs nach oben geredet. Das Unternehmen stellte für das Geschäftsjahr 2004/05 35 Millionen Euro Umsatz in Aussicht erreichte aber nur 4,2 Millionen. Der Kursverlauf spricht nicht gerade für großes Vertrauen in die Aktie, wenngleich in den Anlegerforen lustig weiter Meldungen verbreitet werden, die eigentlich für den nächsten Ausbruch nach oben sprechen …
Wenn der Publizist beziehungsweise Infodienstbetreiber an dem besprochenen Unternehmen beteiligt ist oder von diesem eine Vergütung erhält, muss er dies angeben. Dies geschieht natürlich nicht unbedingt so, dass es sofort ins Auge fällt. Gegebenenfalls müssen Sie den Hinweis am Ende im Kleingedruckten in Hellgrau auf Mittelgrau suchen. Vielfach werden vermeintlich objektive Studien von den Unternehmen bezahlt, worauf ebenfalls hingewiesen werden muss. Achten Sie auch auf solche Vermerke und gewichten Sie die Informationen entsprechend. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn für bislang unbekannte Unternehmen Übernahmegerüchte verbreitet werden.
Berichtet es auch noch selbst von einem Übernahmeangebot, sollten die Alarmglocken läuten. Man sollte sich mindestens beim Übernehmer erkundigen, ob das wahr ist. Und ob dieses Unternehmen überhaupt existiert. Erwarten Sie nicht allzu viel von der Börsenaufsicht. Insiderhandel und Kursmanipulationen werden zwar verfolgt, oft genug werden die Ermittlungen aber eingestellt. 2005 war dies in 99 von 116 Fällen so. Eine wirklich abschreckende Wirkung entsteht dadurch nicht.