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Deutschland als Geberland – und alles darüber – wichtige Wirtschaftsbegriffe

Deutschland als Geberland
Als Mitgliedstaat muss Deutschland jährlich Beiträge zum EU-Haushalt entrichten, die sich aus einem Prozentsatz an den Mehrwertsteuereinnahmen und am Bruttosozialprodukt zusammensetzen. Natürlich fließen auch EU-Mittel an Deutschland zurück, jedoch in deutlich geringerem Umfang, was es zu einem Nettozahler oder Geberland macht. Tatsächlich ist es mit Abstand der größte Zahler und trägt rd. ein Viertel des EU-Haushaltes, was ziemlich genau dem Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung der Union entspricht. Obwohl ein Geberland zunächst innerhalb der EU einen messbaren finanziellen Verlust erleidet, überwiegen die Vorteile der Mitgliedschaft bei weitem. Da sind einmal die allgemeinen Vorteile, die sich direkt aus der Mitgliedschaft in der EU ergeben: Die schrittweise Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes hat den Wegfall aller Handelsbeschränkungen zwischen den Mitgliedsländern mit sich gebracht, was den ungehinderten Zugang zu einem Binnenmarkt mit über 450 Mio.

Konsumenten gegenüber einem Heimatmarkt in Deutschland von 82 Mio. Menschen bedeutet. Für ein traditionelles Nettoexportland wie Deutschland, dessen Wohlstand direkt von seinem Exportüberschuss abhhängt, ist der ungehinderte Marktzugang sehr nützlich. Weder mengenmäßige Beschränkungen durch Kontingente oder Verteuerungen der Produkte durch Zölle behindern den Absatz der heimischen Produkte innerhalb der EU. Deutsche Unternehmen haben außerdem einen Vorteil durch den Import von Zwischenprodukten aus EU-Mitgliedstaaten, die zu einem geringeren Preis importiert werden können als bei Handelsbeschränkungen. Dadurch verringern sich die Kosten der Produktion, d. h. Produkte können zu einem geringeren Preis auf dem Markt angeboten werden, und die Wettbewerbsfähigkeit steigt.

Selbst Zahlungen zugunsten anderer EU-Mitgliedstaaten wirken sich mittelbar positiv aus: Ein großer Teil der EU- Hauhaltsmittel fließt in die Strukturförderung und steigert damit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der weniger gut entwickelten Mitgliedstaaten. Ist der Einsatz der Mittel erfolgreich, steigt in den Ländern auch die Nachfrage nach Gütern, wovon Deutschland als wichtige Exportnation wiederum überdurchschnittlich profitiert.