Beratungen spielen im Rahmen einer Gründung oder auch während des laufenden Betriebs eine bedeutende Rolle. Unternehmen, die mithilfe von Beratungen realisiert werden, sind erfolgreicher als andere – das haben Studien gezeigt. Dementsprechend hat sich der Staat die Förderung von Hilfsangeboten auf die Fahne geschrieben und unterstützt Gründer und Unternehmer mit zahlreichen Zuschüssen.
Machen Sie sich aber klar, dass ein Berater oder eine Beraterin wenig angetan sein wird, wenn er oder sie viel Zeit investiert, um mit Ihnen die geförderte Beratung zu planen – und letztlich nehmen Sie die vereinbarten Beratungsstunden gar nicht in Anspruch. Es ist auch nicht hilfreich für eine gute Zusammenarbeit, wenn Sie sich mehrere Monate nicht melden, um dann anzurufen und nach zeitintensiven Hilfestellungen in den nächsten paar Tagen zu verlangen. Ein gutes Beratungsergebnis kann nur zustande kommen, wenn eine echte Vertrauensbasis vorhanden ist – dafür muss Ihr Berater auch Ihnen vertrauen können.
Gründercoaching Deutschland
Dieses Programm steht jedem Gründer innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Gründung offen – ob er arbeitslos ist oder nicht. Wer eine Bewilligung bekommt, kann über einen Zeitraum von zwölf Monaten Beratungsleistungen in Anspruch nehmen und sich die Kosten dafür zu einem erheblichen Teil erstatten lassen. Die Höhe der Bezuschussung sieht folgendermaßen aus:
• 50 Prozent Zuschuss zu den Netto-Beratungskosten für Gründungen in den alten Bundesländern inklusive Berlin. Maximal können
6.000 Euro Beratungskosten gefördert werden (Zuschuss von bis zu
3.000 Euro).
• 75 Prozent Zuschuss zu den Netto-Beratungskosten für Gründungen in den neuen Bundesländern. Maximal können 6.000 Euro Beratungskosten gefördert werden (Zuschuss von bis zu 4.500 Euro).
• 90 Prozent Zuschuss zu den Netto-Beratungskosten erhalten Gründer aus der Arbeitslosigkeit – allerdings nur im ersten Jahr nach der Gründung. Maximal können 4.000 Euro Beratungskosten gefördert werden (Zuschuss von bis zu 3.600 Euro).
Die Abwicklung der Anträge und Abrechnungen wird über sogenannte Regionalpartner vorgenommen. Sie können über die Website der KfW in Erfahrung gebracht werden. Die in Anspruch genommenen Berater müssen in der Datenbank der KfW-Beraterbörse akkreditiert sein.
BAFA-Förderung
Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es unabhängig vom Gründungsdatum das Programm „Unternehmensberatungen für kleine und mittlere Unternehmen sowie Freie Berufe“, das vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) getragen wird. Auch hierbei ist eine Bezuschussung von Beratungskosten in Höhe von 50 Prozent (alte Bundesländer) oder 75 Prozent (neue Bundesländer) möglich. Die maximale Bezuschussung beträgt 1.500 Euro. Für Beratungen zu Umweltschutz und Arbeitsschutz, für Unternehmerinnen und Migranten sowie zur Einführung familienfreundlicher Maßnahmen gilt diese Höchstgrenze jedoch nicht.
Andere regionale Angebote
In einigen Regionen gibt es Organisationen, die zu Beginn der Selbständigkeit oder später im Kauf der unternehmerischen Tätigkeit helfen. Weiterhin wurde insbesondere die Bezuschussung von Vorgründungsberatungen in die Hände der Bundesländer gegeben. Ob es in Ihrer Umgebung ein passendes Förderprogramm gibt, erfahren Sie bei der regionalen Wirtschaftsförderung, bei Kammern, im Internet oder bei einem Berater Ihrer Wahl. Auch unter jeder-ist-unternehmer*de/rueckruf können Sie sich Hilfe holen. Hier steht ein kostenloser Rückrufservice zur Verfügung.
Runder Tisch
Das Programm „Runder Tisch“ ist für alle kleinen und mittleren Unternehmen relevant, die aufgrund einer nicht erwartungsgemäß verlaufenen
wirtschaftlichen Entwicklung in Schwierigkeiten sind, obwohl sie gute Marktchancen haben. Insolvenz oder Zahlungsunfähigkeit darf aber noch nicht vorliegen. Im Rahmen des Programms übernimmt die KfW Kosten für zehn Beratungstage ä acht Stunden, das Unternehmen selbst muss nur die Umsatzsteuer und die Reisekosten des Beraters tragen. Die Abwicklung funktioniert ebenfalls über die Regionalpartner der KfW, die auf der KfW-Website zu finden sind.
So wählen Sie den richtigen Anbieter aus
Hilfsangebote , die bei einer Existenzgründung und auch für bestehende Unternehmen infrage kommen. Doch insbesondere wenn es um eine längerfristige Zusammenarbeit mit einem Berater geht, fühlen sich viele Selbständige und Gründer vom breiten Angebot regelrecht erschlagen. Sie wissen nicht, wie sie einen geeigneten Anbieter finden sollen. Orientierungs- und Navigationshilfen sind eine Seltenheit in Deutschland. Immerhin hat „Finanztest“ im Jahr 2008 Erstberatungen rund um die Existenzgründung ausgiebig unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Besonders positiv tun sich Frauenberatungsstellen hervor. Die Gründerinnenzentrale in Berlin (gruenderinnenzentrale*de) nimmt eine ganz besondere Stellung ein: Sie wird vom Senat gefördert und bietet Berliner Gründerinnen und Unternehmerinnen Hilfe beim Einstieg in die Selbständigkeit oder bei Problemen während der laufenden Geschäftstätigkeit. Dazu gehört auch die Unterstützung bei der Auswahl einer passenden Beratung oder anderen Einrichtung.
Was macht gute Beratung aus?
Betrachten Sie Beratung so, als würden Sie sich einen „Scout“ an die Seite holen. Er weiß, was zu tun ist, gibt Tipps und Ratschläge – aber immer müssen Sie den ersten Schritt gehen und selbständig handeln. Planen Sie für die Beratung von Anfang an feste Zeiten ein, denn nichts ist frustrierender für alle Beteiligten als Hilfestellungen, die wegen Zeitmangels nicht wahrgenommen oder umgesetzt werden können. Achten Sie darauf, dass zwischen Ihnen und dem Berater oder der Beraterin ein gutes Vertrauensverhältnis besteht und eine offene Gesprächsatmosphäre herrscht.
Frau Petra Nielsen ist Projektleiterin bei der Gründerinnenzentrale und gibt im folgenden Interview Tipps rund um die Frage: „Wie finde ich den richtigen Anbieter?“
Gibt es typische Fehler, die bei der Auswahl eines Anbieters von Seminaren oder Beratungen gemacht werden? Ja, es gibt Fehler, die immer wieder auftreten. Zum Beispiel wird oft zu viel Infomaterial gesammelt, sodass der Überblick verlorengeht, oder ein Anbieter wird ausgewählt, weil er eben jetzt gerade schnell verfügbar ist. Tatsächlich sollte aber im Vordergrund stehen, ob sich eine Beratung mit den speziellen Aufgaben- und Fragestellungen eines Unternehmens besonders gut auskennt. Das sind oft kleinere Anbieter, die entsprechende Spezialisierungen und eine hohe Beratungsqualität mitbringen und nicht behaupten, „Fachmann oder Fachfrau für alles“ zu sein. Keine Beratung kann sich in jeder Branche und in jedem Thema bestens auskennen – dafür ist die Bandbreite viel zu groß. Interessierte sollten sich vor der Suche nach einer Beratung gut überlegen, was sie von einer Beratung erwarten und welche Aufgaben in Angriff genommen werden sollen. Am besten ist es, dann gezielt nach jemandem zu suchen, der auf bestimmte Themen oder Branchen spezialisiert ist. Häufig werden dem Anbieter auch zu wenige Fragen gestellt. Doch einige Punkte sollten vorab geklärt werden:
In welchen Bereichen kennt er sich gut aus? Welche Referenzen kann er vorweisen?
Welche Qualifikation bringt er mit? Arbeitet der Berater oder die Beraterin unabhängig, beispielsweise von Versicherungen oder Banken? Hat die Person selbst Erfahrungen als Gründer/in oder Unternehmer/in? Solche Fragen sind wichtig, um sich einen Eindruck zu verschaffen.
Woran kann man einen unseriösen Anbieter erkennen?
Im Vorfeld sollte ein kostenloses Gespräch zum gegenseitigen Kennenlernen stattfinden, im nächsten Schritt sollten Unternehmer/innen oder Gründer/innen einen Vertragsentwurf bekommen. So lassen sich die Bedingungen und Kosten genau einschätzen. Es ist auch darauf zu achten, dass sich in einem solchen Vertrag eine Verpflichtung zur Geheimhaltung aller Daten findet. Darüber hinaus ist der Ablauf von Bedeutung: Gibt es regelmäßige Stundennachweise? Ist der Berater oder die Beraterin bei den einschlägigen Organisationen für geförderte Beratungen zugelassen? Wenn geförderte Beratungen angeboten werden, obwohl die Inhalte eigentlich nichts mit einem Förderprogramm zu tun haben (beispielsweise steuerliche Beratungen, Rechtsberatungen oder technische Beratungen), ist besondere Vorsicht geboten. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, riskiert Rückforderungen und begeht zudem eine Straftat.
Typisch für unseriöse Angebote ist übrigens auch das Arbeiten mit der Angst. Wenn Sie aus einem Seminar oder einem Kennenlerne-Gespräch gehen und sich danach im Wesentlichen ängstlich fühlen, sollten Sie vorsichtig werden. Das gilt auch, wenn die persönlichen Voraussetzungen des Gründers oder Unternehmers nicht überprüft werden. Und: Eine ehrliche Rückmeldung ist ein Zeichen für eine hohe Beratungsqualität – auch wenn das unter Umständen unbequem ist. Last but not least sind solche Angebote kritisch zu betrachten, die mit kostenloser Beratung werben oder zweifelhafte Zusatzleistungen anbieten. Keine Beratung kann garantieren, dass es mit dem Darlehen oder Kredit auch wirklich klappt oder Ihr Unternehmen sehr erfolgreich sein wird.
Ist es sinnvoll, mit mehreren Anbietern zu sprechen?
Diese Frage ist gar nicht einfach zu beantworten. Letztlich geht es darum, jemanden zu finden, mit dem ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann. Sicher ist es sinnvoll, einige Adressen parat zu haben – wenn aber nun einmal gleich der oder die Erste geeignet erscheint, sollte man ruhig einen Vertrag abschließen. Lassen Sie sich etwas Zeit, um Ihre Entscheidung zu überdenken.
Dennoch ist es sicher kein Fehler, sich bei einigen Beratern umzuhören – so werden auch Unterschiede sichtbar, und man kann besser entscheiden, wer am besten zu einem passt. Übertreiben sollte man es aber nicht, sonst endet die Suche eher in Verwirrung. Wer sich im Vorfeld Gedanken gemacht hat, was er will, und aktiv ans Thema herangeht, kann meist eine schnelle und zielsichere Entscheidung fällen.
Die Gründerinnenzentrale in Berlin ist eine gefragte Einrichtung – aber sie steht eben nur für Gründerinnen in Berlin zur Verfügung. Eine bundesweite Hilfestellung bei der Vermittlung von Beratern können Sie unter gruendungszuschuss*de/ rueckruf anfordern. Beratungs- und andere Informationsangebote finden sich auch unter amaveo*de. Listen mit Beratungen in Ihrer Nähe finden Sie außerdem in der KfW-Beraterbörse unter folgendem Link: beraterboerse.kfw*de.
Vielleicht gibt es in Ihrer Region auch eine Beratungsstelle, die Adressen nennen kann, oder Sie recherchieren mithilfe des Internets und informieren sich bei anderen Gründern beziehungsweise Unternehmern. Auch Netzwerke sind hilfreich – so finden sich beispielsweise auf xing*com verschiedene Netzwerke, zum Beispiel „Existenzgründer & Selbständige“ oder „Existenzgründung in Berlin“. Organisationen wie Kammern oder die KfW haben übrigens ergänzende Tipps zum Thema Beratungssuche, teilweise auch in Form von Merkblättern. Eine konkrete Empfehlung für ein bestimmtes privatwirtschaftliches Beratungs- oder Schulungsangebot dürfen sie aber nicht aussprechen. Auf dem einen oder anderen Weg werden Sie die Beratung finden, die zu Ihnen und Ihrem Unternehmen passt.