Home » Aktien » Handelskrieg droht: EU warnt vor Trumps neuen Zöllen und möglichen Folgen

Handelskrieg droht: EU warnt vor Trumps neuen Zöllen und möglichen Folgen

Handelskrieg in Sicht? EU warnt vor Trumps neuen Zollplänen
Die Spannungen zwischen den USA und der Europäischen Union eskalieren weiter, nachdem Donald Trump angekündigt hat, seine Zollpolitik nun auch auf europäische Waren auszudehnen. Nachdem die USA bereits hohe Importzölle auf Produkte aus Mexiko, Kanada und China verhängt haben, könnte die EU die nächste Zielscheibe sein. Europäische Spitzenpolitiker sind alarmiert und warnen, dass ein solcher Schritt ernste wirtschaftliche Konsequenzen auf beiden Seiten des Atlantiks haben könnte.

EU sieht Gefahr eines Handelskriegs mit den USA
Kaja Kallas, die EU-Außenbeauftragte, äußerte sich besorgt über die jüngsten Drohungen aus Washington. Sie warnte, dass ein Handelskrieg zwischen der EU und den USA letztlich nur einem Land in die Hände spielen würde: China. „Wenn die USA und Europa in einen Handelskonflikt geraten, dann ist der lachende Dritte China,“ sagte sie.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reagierte auf die Äußerungen Trumps. Sie räumte ein, dass es „potenzielle Herausforderungen“ in den Handelsbeziehungen zu den USA gebe – ein diplomatischer Ausdruck für die drohenden Zölle. Gleichzeitig stellte sie klar: „Sollte die Europäische Union unfair oder willkürlich ins Visier genommen werden, werden wir entschlossen reagieren.“

EU will vorbereitet sein – aber keine Eskalation provozieren
Nach einem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel erklärte von der Leyen, dass Europa auf alle möglichen Entwicklungen vorbereitet sei. Die EU sei offen für Gespräche und Verhandlungen mit den USA, wolle aber nicht naiv sein. Die EU-Wirtschaft müsse stärker und wettbewerbsfähiger werden, um in einem möglichen Handelskonflikt bestehen zu können.

Im Hintergrund prüfen EU-Diplomaten bereits mögliche Gegenmaßnahmen, sollten die USA tatsächlich Zölle auf europäische Waren erheben. Allerdings ist die EU noch vorsichtig: Man wolle keine unnötige Eskalation provozieren. Eine Herausforderung bleibt die Unberechenbarkeit Trumps. Während er am Sonntag noch betonte, dass die EU die nächste Handelszielscheibe sei, setzte er am Montag überraschend die neuen Zölle auf Mexiko und Kanada für einen Monat aus. Ein hochrangiger EU-Diplomat äußerte sich frustriert: „Es ist schwer, strategisch zu planen, wenn man es mit jemandem zu tun hat, der völlig unvorhersehbar handelt.“

Trump kritisiert Handelsbilanzdefizit mit der EU
Trump begründet seine Zollpolitik damit, dass die USA im Warenhandel mit der EU ein erhebliches Defizit aufweisen. Er beschuldigt Europa, amerikanische Produkte nicht in gleichem Maße zu importieren wie umgekehrt. Besonders kritisiert er die Handelspolitik im Automobil- und Agrarsektor.

„Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht. Sie nehmen fast nichts, aber wir nehmen alles von ihnen.“ Mit diesen Worten unterstrich Trump erneut seine Ansicht, dass die Handelsbeziehungen mit der EU unfair seien.

Kritik aus Europa: Zölle treffen vor allem die US-Konsumenten
Die Reaktionen aus Europa auf Trumps Vorstoß sind deutlich. Friedrich Merz, Oppositionsführer in Deutschland und möglicherweise der nächste Bundeskanzler nach den Wahlen im Februar 2023, betonte, dass Trumps Zölle vor allem die amerikanischen Verbraucher treffen würden. „Trump wird bald erkennen, dass nicht die Importeure die Zölle zahlen, sondern die Konsumenten in den USA,“ warnte Merz.

Ähnlich äußerte sich der französische Zentralbankchef François Villeroy de Galhau, der Trumps Handelspolitik als „sehr brutal“ bezeichnete. Besonders der Automobilsektor werde unter den Maßnahmen leiden. „In einem protektionistischen Handelskrieg gibt es keine Gewinner, nur Verlierer,“ sagte er in einem Interview mit dem französischen Sender France Info.

Europäische Wirtschaft reagiert nervös
Die Unsicherheit über mögliche Zölle zeigt bereits Auswirkungen: Europäische Automobilhersteller verzeichneten am Montag Kursverluste an den Börsen, da Investoren mögliche Strafzölle auf europäische Autos in die USA fürchten.

Trump konzentriert sich in seiner Kritik auf das Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber der EU. Tatsächlich exportierte die EU 2023 Waren im Wert von 155,8 Milliarden Euro mehr in die USA, als sie importierte – ein erheblicher Unterschied, den Trump als Beleg für unfaire Handelspraktiken sieht.

Allerdings ignoriert diese Argumentation eine andere wichtige Zahl: Im Dienstleistungssektor haben die USA gegenüber der EU einen Handelsüberschuss. Laut Eurostat betrug dieser 104 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das bedeutet, dass die USA in Bereichen wie Finanzdienstleistungen, Software und Technologie deutlich mehr in die EU exportieren, als sie von dort importieren.

Wie geht es weiter?
Die kommenden Wochen könnten entscheidend dafür sein, ob sich die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU weiter verschlechtern oder ob es zu Verhandlungen kommt. Die EU bereitet sich auf mögliche Zölle vor, möchte jedoch vermeiden, die Lage unnötig anzuheizen.

Sollte Trump seine Drohungen wahr machen, könnte dies nicht nur zu einem ernsthaften Handelskonflikt mit Europa führen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Die EU wird nun versuchen, einen diplomatischen Weg zu finden, der eine Eskalation verhindert, aber gleichzeitig Europas wirtschaftliche Interessen schützt.