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Auslagerung eines aktiven Kredit-Managements

Factoring und Forfaitierung Neben der Einflussnahme auf die Geldbindungsdauer der Forderungen durch unternehmensbezogene Entscheidungsparameter wie Skonto oder Zahlungsziele steht es dem Unternehmen offen, auch spezielle Dienstleistungen im Bereich des Kredit- Managements, wie z.B. Factoring, im Exportgeschäft als Forfaitierung bezeichnet, in Anspruch zu nehmen. Factoring beinhaltet den Verkauf der gesamten Forderungen aus Lieferungen und Leistungen oder einer bestimmten Teilmenge an eine Finanzierungsgesellschaft (Factor), der unter Abzug eines Leistungsentgeltes die Forderungsbeträge direkt an das Unternehmen auszahlt. Es findet somit eine Forderungszession statt und das Unternehmen bekommt durch die Auszahlung der Forderungen unmittelbar Liquidität aus dem Forderungsbestand. Die Geldbindung verringert sich dadurch ebenso wie der Verwaltungsaufwand, die Kosten und die Risiken des Forderungsbestands. Inwiefern es sich wirtschaftlich rechnet, d.h. die Kosten- und Risiko-Senkung und der Liquiditätsvorteil das Leistungsentgelt des Factors übersteigt, ist unternehmensindividuell abzuwägen. Der Factor übernimmt für das Leistungsentgelt eine Finanzierungsfunktion, eine Dienstleistungsfunktion und eine Delkrederefunktion. Die Finanzierungsfunktion ergibt sich daraus, dass der Kunde sich vertraglich verpflichtet, dem Factor die zukünftigen Forderungen des Unternehmens zum Kauf anzubieten. Der Factor kann auf den Kauf eingehen, hat aber die Möglichkeit, zweifelhafte Forderungen vom Kauf auszuschließen. Der Factor kauft und bezahlt die Forderungen vor der eigentlichen Fälligkeit und berechnet einen Zinssatz, der regelmäßig über bankentsprechenden Kontokorrentzinssätzen liegt. Darüber hinaus behält der Factor einen Sicherheitsabschlag zur Sicherung seiner Ansprüche in Höhe von ca. 10 bis 20 % des Forderungsbetrags ein, der erst nach Begleichung der Forderung durch den Kunden ausgezahlt wird. Neben der Finanzierungsfunktion übernimmt ein Factor auch eine Dienstleistungsfunktion, die in der Verwaltung des Forderungsbestands besteht. Dazu zählen das Forderungscontrolling, eine Debitorenbuchhaltung, die Bonitätsüberprüfung und -Überwachung, das Mahnwesen sowie der Inkassodienst. Die Übernahme der Delkredefunktion durch den Factor bedeutet, dass der Factor auch das Risiko des Adressenausfalls übernimmt, d.h. das Unternehmen ist durch das Factoring auch gegen den Forderungsausfall abgesichert, da der Factor die Forderungen erwirbt und somit auch die daraus entstehenden Risiken.

Nutzen des Factoring im aktiven Kredit-Management
Durch Factoring oder Forfaitierung kann ein vorzeitiger Liquiditätszufluss erzielt werden, d.h. die Geldbindung in den Forderungen reduziert sich und damit reduzieren sich die mit dem Forderungsbestand verbundenen Risiken. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ein Factor für seine Leistungen ein Entgelt erhebt. Es ist somit in der Entscheidung zu berücksichtigen, ob der Nutzen eines Factorings im jeweiligen Einzelfall wirtschaftlich sinnvoll ist. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Inkassopolitik und die damit verbundenen strategischen Entscheidungen bei einem Globalforderungsverkauf nicht mehr vom Unternehmen getroffen werden, sondern vom Factor. Es ist zwar möglich, als Verkäufer Einfluss auf die Inkassopolitik auszuüben, aber Entscheidungsträger ist der Factor. Eine einzelfallbezogene, flexible Entscheidung für die Handhabung eines Inkasso obliegt in der Regel nicht mehr dem Unternehmen. Abschließend lässt sich feststellen, dass ein Unternehmen verschiedene Möglichkeiten hat, sein Kredit-Management aktiv zu gestalten. Die Möglichkeiten liegen in der Steuerung der Struktur, des Volumens, der Kosten sowie der Risiken von Forderungen. Mit Hilfe eines aktiven Kredit-Managements kann ein Unternehmen aktiv Einfluss auf seine Ertragsstruktur, sein Rating und seinen Unternehmenswert nehmen. Kredit- und Risiko-Management wird somit zu einer zentralen Managementaufgabe im Unternehmen. Wichtig ist allerdings, dass bei Entscheidungen über die jeweiligen Ansätze eines Kredit-Managements die forderungsspezifischen Besonderheiten Berücksichtigung finden. Eine übergreifende Steuerung mit kleinen Eingriffen lässt die Chancen und das Potenzial eines aktiven Kredit-Managements ungenutzt.