Die Abhängigkeit vom lebensnotwendigen Bankkonto und vom wohlwollenden Verhalten der Banken hat sich in Deutschland in den letzten vierzig Jahren entwickelt. Noch zu Beginn der 1960er Jahre war der bargeldlose Zahlungsverkehr per Scheck oder die Überweisung vom Bankkonto ausschließlich ein Service für Firmen, Geschäftsinhaber und reiche Leute. Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller erhielten ihren Lohn oder ihr Gehalt bar in der Tüte oder an der Firmenkasse auf die Hand. Monatliche Abgaben wie Miete, Versicherungsprämien, Rundfunk- und Telefongebühren wurden per Postanweisung beglichen, wenn Barzahlung nicht möglich war. Das Haushaltsgeld bunkerte die Hausfrau im Küchenschrank, und was an Geld übrig blieb, kam am Monatsende entweder unter die Matratze, in den Sparstrumpf oder auf das Sparbuch, das meistens ebenfalls bei der Post geführt wurde.
Doch im Laufe der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts entdeckten die Banken Normalverdiener, Rentner und Studenten als Kunden, die ein ungeheures Reservoir für die Zukunft versprachen. Allein die Millionen, die wochenlang unter Matratzen und in Zuckerdosen schlummerten, bis sie schließlich beim täglichen Einkauf ausgegeben wurden, stellten für das Bankgewerbe einen ungehobenen Schatz dar, von dem sie gerne profitieren wollten. Denn mit diesem Geld würde sich trefflich wirtschaften lassen – zum Vorteil der Banken, versteht sich.
Und tatsächlich: Die Einführung von Lohn- und Gehaltskonten für alle Arbeitnehmer wurde ein lohnendes Geschäft für die Geldbranche. Die Banken konnten ihr Anlagevolumen so erheblich steigern.
Und das war noch nicht alles. Die Jahrhundertidee des Gewerbes hatte der Deutsche-Bank-Vorstand Eckhardt van Hooven. Auf seine Initiative wurde in den 1960er Jahren der Eurocheque eingeführt. Eine geniale Erfindung des Bankiers, um die Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zu beschleunigen. In Kombination mit der Eurochequekarte garantierte die Bank, die das neue Zahlungsmittel ausgab, dem Empfänger des Eurocheques die Einlösung bis zu einem Betrag von zunächst 300 €, ab den 1990er Jahren von bis zu 400 €. Durch Abkommen mit europäischen Banken in den wichtigsten Ferienländern der Deutschen (Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz) verschafften die deutschen Banken ihrer Kundschaft ein fast europaweit akzeptiertes Zahlungsmittel.
Diesen grenzüberschreitenden Service bot bis zur Einführung des Eurocheques nur die Post ihren Sparern. Die Inhaber von Postsparbüchern konnten schon vorher in vielen Ländern über die lokalen Postämter an ihr Geld kommen. Diese Monopolstellung der damals noch staatlichen Behörde hatte van Hooven mit seiner Erfindung gebrochen – zum Wohle des Bankgewerbes: Natürlich ließen sich die Geldinstitute die Ausgabe der Scheckkarte mit zeitlich begrenzter Gültigkeit bezahlen. Mit 5€ war der Kunde dabei.
Für das Einlösen der deutschen Schecks im Ausland und oft auch im inländischen Handel – an Tankstellen beispielsweise – wurden ebenfalls Gebühren erhoben. Offensichtlich bereitete das Abrechnen der Schecks mehr Mühe, vor allem aber dauerte es länger, bis der Händler oder Tankstellenbesitzer endlich über seine Einnahme verfügen konnte.
Dennoch war der Siegeszug des Eurocheques nicht aufzuhalten, bis Ende des vergangenen Jahrhunderts nutzten die meisten Kontoinhaber dieses Zahlungsmittel, das erst im Januar 2002 seine Gültigkeit verlor.