Nehmen Sie für einen Augenblick an, dass man Ihnen den Job angeboten hat, den Sie sich schon immer wünschten – jedoch unter einer Bedingung: Sie müssen jemanden finden, der Ihren augenblicklichen Job ebenso gut, wenn nicht sogar besser, verrichtet als Sie selbst. Gehen wir weiterhin davon aus, dass es in der Abteilung wahrscheinlich einen Kandidaten gibt, der allerdings noch einige Hilfen braucht – die in der Regel von Ihnen kommen sollten. Der Begriff Nachfolgeplanung hört sich im ersten Augenblick an, als gehöre er in ein Buch über die britische Monarchie, doch ist das tatsächlich kein Druckfehler, Nachfolgeplanung bedeutet in diesem Zusammenhang, jemanden darauf vorzubereiten, Ihren Job zu übernehmen; das ist in vielen Firmen zu einem wichtigen organisatorischen Konzept geworden – und nicht nur auf der Vorstandsebene. Der normale Menschenverstand jedoch könnte Sie zur Annahme verführen, dass Sie tatsächlich selbst den Ast absägen, auf dem Sie sitzen. Das heißt, Sie unterminieren Ihre Bedeutung und schaffen so ein Szenario, das Sie möglicherweise eines Tages Ihren Job kosten könnte (Frank, Sie haben eine so tolle Arbeit geleistet, als Sie einen Nachfolger aufgebaut haben, eigentlich brauchen wir Sie jetzt nicht mehr.
Dem ist aber nicht so. Sie und Ihre Firma werden durch die Nachfolgeplanung entscheidende Vorteile haben:
✓ Unternehmen, in denen die Manager ihre eigenen Nachfolger einarbeiten, haben es leichter, das richtige Personal für Schlüsselpositionen zu bekommen, da man ja nicht extern suchen muss. Man muss sich nicht besondere Sorgen machen, dass Manager in Schlüsselpositionen gehen könnten, was wiederum die Produktivität verringern könnte.
✓ Allein die Tatsache, dass Sie die Zeit und Kraft aufgewendet haben bedeutet, dass Sie damit Ihre Chance auf eine Beförderung verbessert haben. Die Vorstände brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass es zu einem Durcheinander käme, würde man Ihnen eine Beförderung anbieten.
✓ Bereiten Sie einen Nachfolger vor, dann ist das für Ihre Firma eine Art Versicherung für den Fall, dass Ihnen unerwartet etwas zustößt und Sie möglicherweise längere Zeit nicht auf Ihren Posten zurückkehren können.
✓ Je mehr Verantwortung die Mitarbeiter Ihres Teams oder Ihrer Abteilung übernehmen, umso mehr Zeit können Sie auf strategische Überlegungen verwenden, die die Produktivität Ihres Teams oder Ihrer Abteilung verbessert und Sie selbst zu einer festen-Größe im Unternehmen machen.
Eine Studie, die kürzlich von Robert Half International in Zusammenarbeit mit dem Financial Exekutives Institute durchgeführt wurde, ergab, dass 82 % der befragten Finanzvorstände nicht auf ihre Aufgabe vorbereitet wurden, zwei Drittel jedoch schon einen Nachfolger einarbeiten. Dieser Trend ist auch auf anderen Ebenen der Unternehmenshierarchie zu beobachten. Gründe dafür sind die Verbesserung der Produktivität und der Wunsch im Unternehmen Karriere zu machen.
Folgend einige Grundregeln zur Nachfolgeplanung:
✓ Gehen Sie bei Neueinstellung ganz bewusst vor. Wann immer Sie die Möglichkeit haben, neue Mitarbeiter einzustellen, sollten Sie neben den Anforderungen des Arbeitsplatzes an sich, auch auf Qualitäten und Eigenschaften achten, die es ermöglichen, dass dieser neue Arbeitnehmer mit der Zeit höhere Verantwortung übernimmt und auf Führungsaufgaben vorbereitet wird. Ohne dass Sie jemanden schon frühzeitig als Kronprinzen “präsentieren, sollten Sie immer im Auge behalten, wer aus Ihrem Team einmal Ihre Nachfolge an- treten könnte.
✓ Lassen Sie die Besten ohne Hilfe schwimmen. Mitarbeiter, die intelligent, aufmerksam und hoch motiviert sind, sollten allein schon durch Osmose sehr viel lernen: das heißt, allein schon durch Beobachtung, wie Sie die vielen Herausforderungen Ihres Jobs angehen. Deshalb sollten Sie genau wissen, was erforderlich ist, um Ihren Job ausfüllen zu können (und nicht nur Ihre überragenden Fähigkeiten, die Sie unersetzlich machen) und nehmen Sie sich die Zeit, zu überprüfen, wie groß die Lücken zwischen Ihnen und dem von Ihnen ins Auge gefassten Nachfolger noch sind. Delegieren Sie so viel wie nur möglich und gewähren Sie Ihren Mitarbeitern in dem Maß mehr Autonomie, in dem sie neues Wissen und neue Fertigkeiten unter Beweis stellen. Arbeiten Sie mit ihnen persönlich zusammen, aber auch in der Gruppe, um Leistungsziele zu setzen und Kriterien zu entwickeln, und daran die Fortschritte zu messen, die für diese Aufgaben unerlässlich sind.
✓ Versuchen Sie nicht. Ihr Ebenbild zu schaffen. Eigentlich ist es ganz normal, dass Sie von dem, den Sie als Nachfolger auserkoren haben, erwarten, dass er alles so wie Sie macht. Dabei sollten Sie aber nicht vergessen, dass die Ziele auf verschiedene Weisen erreicht werden können.
Konzentrieren Sie sich auf Ergebnisse und Werte, und nicht auf die Art und Weise, wie der Erfolg erzielt wird. Das kann sich durchaus von Ihren Methoden unterscheiden. Der Management-Stil Ihres Nachfolgers muss nicht unbedingt Ihrem Stil gleichen. So lange die Qualität der Arbeit nicht berührt wird, nützt es weder ihm noch Ihnen, dass alles so getan wird, wie Sie es sich vorstellen. Denken Sie immer daran, eine der Grundregeln der Nachfolgeplanung ist, dass Sie in der Zeit, in der Sie Ihren Nachfolger einarbeiten, sich selbst schon auf den nächsten Schritt auf Ihrer Karriereleiter vorbereiten. Natürlich benötigen Sie dafür Fähigkeiten, um auf der nächst höheren Ebene Erfolg zu haben. Arbeiten Sie mit Ihrem Vorgesetzten – oder Ihrem Mentor – zusammen, damit Sie alles haben, was Sie auf der nächsten Stufe der Karriereleiter benötigen.