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Erkennen Sie die Struktur der Vorlesung – Strategien für erfolgreich lernen

Nutzen
Lernen Sie den Aufbau einer Vorlesung verstehen, dann können Sie die wesentlichen Aspekte besser erfassen. Dieses Artikel soll Sie von dem oft noch aus der Schule vertrauten Abpinnen von Folien oder von der Tafel wegführen. Wenn Sie den Aufbau einer Vorlesung durchschauen, erkennen Sie die wichtigen Punkte und können sich auf den Stoff der Vorlesungen selbst konzentrieren.

Erkennungssignale
Für die Gliederung, also die Struktur einer Vorlesung gibt es sprachliche und nicht sprachliche Erkennungssignale. In Seminaren haben Sie oft sogar vorgegebene, eindeutige Bestandteile, die Sie anhand der gestellten Fragen oder Aufgaben zuordnen können. Um diese Signale erkennen zu können, genügt es nicht einfach zuzuhören, sondern Sie müssen das Gehörte auch verstehen.

Hörverstehen
Das Hörverstehen ist ein Zusammenspiel Ihrer (neuro-)physiologischen (Reizaufnahme/Hören), mentalen und kognitiven (die Erkenntnis betreffende) Fähigkeiten. Mit der Wahrnehmung eines geäußerten Sprachschalles beginnen in Ihnen, gleichzeitig viele Prozesse abzulaufen. Sollten Sie jedenfalls, wenn Sie aufmerksam zuhören. Diese Prozesse bewirken, dass das Gehörte von Ihnen Sinn konstituierend und anwendungsbezogen verarbeitet wird. Erst wenn Sie das, was gemeint ist, wirklich verstanden und erfasst haben, können Sie es später aufschreiben. Gleichzeitig mit dem Hören und Verstehen bilden Sie Vermutungen über den weiteren Verlauf der Äußerungen des Dozenten. Diese gedanklichen Vorwegnahmen über das, was jetzt vermutlich gesagt wird, beeinflussen das weitere Verstehen und auch Ihre weiteren Reaktionen: jetzt weghören und aufschreiben – oder lieber erst einmal weiter zuhören. Das klingt plausibel, aber was hat das mit der Struktur einer Vorlesung zu tun oder mit Ihrer Mitschrift? Nun, wenn Sie nicht richtig zuhören und die Signale des Dozenten zu dem, was als Nächstes kommt, falsch interpretieren, entscheiden Sie sich an den falschen Stellen wegzuhören und verpassen wichtige Informationen – weil Sie sich gerade entschieden haben, jetzt aufzuschreiben.

Einflussfaktoren
Ihr Hörverstehen wird durch viele Faktoren beeinflusst, vom Dozenten, von Ihnen, der Situation und dem Inhalt des Gesagten.
■ Dozent: Haltung, Gestik, Mimik, Stimme, Aussprache (Betonung der Silben), Wort- und Ausdruckswahl, Aufbau der Äußerung,
■ Sie als Hörender: Erwartungen, Hörabsichten, Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnisleistung, Vorwissen,
■ Situation: Ruhe oder Unruhe, Entfernung zum Dozenten (Sitzplatz), Raumluft,
■ Inhalt: Verständlichkeit, Nachvollziehbarkeit, Verwertbarkeit.

Was tun?
Wie können Sie dieses Wissen nutzen?
■ Nutzen Sie die Haltung. Gestik. Mimik. Stimme und sprachliche Ausdrucksweise des Dozenten als Signale für die Struktur der Vorlesung und erkennen Sie daran die inhaltlich wichtigen Informationen.
■ Betrachten Sie sich als aktiven Teil der Vorlesung. Sie beeinflussen mit Ihren Erwartungen. Ihrer Hörabsicht und der damit verbundenen Aufmerksamkeit den Nutzen, den Sie aus dem Vorlesungsbesuch ziehen können.
■ Suchen Sie gezielt Ihren Platz im Vorlesungssaal oder Seminarraum aus. Ihre Aufmerksamkeit wird mehr auf den Dozenten gelenkt, wenn Sie nicht neben der Studienkollegin sitzen, die Sie jetzt schon zwei Wochen nicht gesehen haben.
■ Mit dem Inhalt müssen Sie lernen umzugehen, denn den können Sie nicht beeinflussen.

TQ3L-Verfahren
Nicht nur Werner Stangl empfiehlt dazu das TQ3L-Verfahren (vgl Stangl, 26.5.2007), sondern auch wir haben damit viele positive Erfahrungen gemacht.
■ Tune-In: Stimmen Sie sich auf die nun kommende Vorlesung, das Seminar positiv ein. Auch wenn es nicht Ihr Lieblingsthema ist, das dort behandelt wird. Machen Sie sich deutlich, wofür Sie den Erkenntnisgewinn nutzen können, das hilft.
■ Question: Stellen Sie sich Fragen zum voraussichtlichen Stundenthema. Was wollen Sie erfahren, was macht sie neugierig. Stimulieren Sie damit Ihr Interesse.
■ Look at the Speaker. Schauen Sie den Dozenten an. Nehmen Sie eine beobachtende Haltung an, dann entgehen Ihnen Hervorhebungen (z. B. durch Gestik) nicht.
■ Listen: Hören Sie genau hin. Achten Sie auch auf die Stimmmodulationen. Viele Dozenten lassen so Hervorhebungen erkennen, die Sie für die Mitschrift nutzen können.
■ Look over: überdenken Sie von Zeit zu Zeit das Gehörte. Können Sie den roten Faden noch erkennen? Oder verstehen Sie gar nicht mehr, worum es gerade geht?

Langeweile
Ein ganz wichtiges Signal ist die eigene Langeweile. Die taucht auf, wenn Sie abgeschaltet haben. Abschalten geschieht meistens infolge der Empfindungen: Jetzt verstehe ich nur noch Bahnhof oder Das kenne ich doch alles schon!

Wenn Sie den Anschluss verpasst haben und nicht direkt nachfragen können, notieren Sie die Stelle – mit einer konkreten Fragestellung, was Sie nicht verstanden haben. Hören Sie anschließend weiter zu, ohne den Versuch zu machen, weiter mitzuschreiben. Erstens nützt Ihnen eine unverstandene Mitschrift überhaupt nichts. Zweitens gelingt es Ihnen so, mit erhöhter Aufmerksamkeit, eher wieder einen Ansatzpunkt für Ihre Verständnis zu finden. Klären Sie Ihre Verständnisfragen später – aber unbedingt vor der nächsten Vorlesung.

Wenn Sie alles schon kennen versuchen Sie einmal vorauszudenken, z.B. schon einmal Lösungsansätze zu entwickeln. Sind Sie anderer Meinung als der Dozent, entwickeln Sie Gegenargumente und notieren Sie sie. Stellen Sie hierzu eine Frage am Ende des Vortrags oder in der an-schließenden Diskussion.

Beispiel
Hier ein Vorlesungsausschnitt als Beispiel:
Das wäre also jetzt das Ergebnis unserer Finanzplanung und damit ist allerdings die Sache nicht beendet, sondern jetzt kommen wir zum dritten Punkt zur Liquiditätsreserveplanung. (Grütz, 17.5.2007)

Gliederungsignale
Hier finden Sie folgende strukturierenden Hinweise für Ihre Mitschrift:
■ Das wäre also jetzt das Ergebnis unserer Finanzplanung.
Dies ist der Hinweis auf die Beendigung eines Unterpunktes (Finanzplanung) und dessen Stellenwert (Ergebnis),

■ Und damit ist allerdings die Sache nicht beendet, sondern ….
Hier wird von einem Unterpunkt zu einem weiteren übergeleitet und der Zusammenhang mit dem vorherigen Unterthema aufgezeigt.

■ Und wir kämen dann zum dritten Teil.
Hier die Ankündigung des neuen Unterthemas und die Einordnung in das Gesamtthema: dritter Punkt.

So könnte eine kurze und knappe Mitschrift dazu aussehen:
Ergebnis: Finanzplanung 3. Liquiditätsreserveplanung
Weitere strukturierende Hinweise sind z.B.:

Wir kämen jetzt zu … Einleitung einer neuen Thematik
Schauen Sie, Beachten Sie Wichtige Information, oft auch Kerngedanke
Damit ist auch deutlich geworden, dass… Zusammenfassung
Es geht nicht darum Es geht darum Begrenzung der Thematik, der Bedeutung auf das Wesentliche
Sodass die Frage ist Das wirft die Frage auf… Vorschau

Beobachten Sie Ihre Dozenten und hören Sie ihnen genau zu. Sie werden dann bestimmte Muster erkennen und für Ihre Mitschriften nutzen können.