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Ohne Bankkonto geht heutzutage leider nicht mehr

Ohne Konto läuft nichts. Ob der monatliche Empfang von Lohn und Gehalt oder die Abhebung am Geldautomaten – das Konto ist unverzichtbarer Teil unseres Daseins. Die Banken nutzen ihr Monopol auf den Umgang mit Geld nach Kräften und verdienen bei jeder Transaktion an den üppigen Gebühren und Provisionen.

Als erste Adresse empfahl sich die Deutsche Bank gern ihren Kunden in der Werbung. Doch Normalverdiener, die dem Lockruf von Deutschlands größtem Geldhaus folgten, wurden von der Bank kräftig verladen. Jetzt müssen ihre Konten wieder einmal umziehen – von der Deutschen Bank 24 zurück zur Mutter Deutsche Bank. So hat es der neue Chef des Geldkonzerns, Josef Ackermann, befohlen. Aus guten Gründen: Die Bank will das Privatkundengeschäft, das bisher auf Mutter und Tochter aufgeteilt war, wieder zusammenfassen, um besseren Zugriff auf die wirklich lukrativen Kunden der Institute zu haben.

Dazu gehören junge Leute, die heute vielleicht noch wenig verdienen, aber durch Erbschaft und Karriere einst in die Kategorie der Reichen und Besserverdiener vorstoßen könnten. An dieser Klientel hat die Bank größtes Interesse, ihre Finanzgeschäfte und Vermögensanlagen eröffnen dem Geldinstitut viele Möglichkeiten zu verdienen – an Provisionen, Courtagen und dergleichen mehr. Das Privatkundengeschäft ist die entscheidende Gewinnquelle der Zukunft, sagte Udo Reifner, Direktor des Hamburger Instituts für Finanzplanung, bereits Mitte der 90er Jahre. Um lukrative Kunden anzulocken und zu halten, werden ihnen viele Vergünstigungen eingeräumt. Wer beispielsweise 100.000 € auf der Bank hat, bekommt höhere Zinsen, bessere Beratung und muss keine Kontogebühren zahlen. Leute mit geringem Einkommen, Gut haben und Kleinkrediten sind für die Banken nicht interessant. Sie werden mit schlechtem Service bestraft.

Bei der Deutschen Bank wurden Konteninhaber mit Durchschnittseinkommen und ohne millionenschweres Wertpapierdepot wie Bauern auf dem Schachbrett hin- und hergeschoben: Erst im Jahr 1999 hatte man sie zu der Direktbank-Tochter, die eigentlich für junge Leute gegründet worden war, die ihre Geldgeschäfte am liebsten per Telefon oder Computer erledigen, abgeschoben. Gefragt wurde die Massenklientel – Arbeiter, Angestellte sowie Rentner mit bescheideneren Einkommen – damals so wenig wie heute. Auf diese Weise sendete die Bank auch ein deutliches Signal, dass ihr an dieser Kundengruppe nichts liegt: Wem diese rüde Abzockerei nicht passt, der kann ja das Konto kündigen.

Die Bank kann es verkraften. Rund zwölf Millionen Kunden vertrauten dem Marktführer des deutschen Kreditgewerbes 2001 ihr Geld an, mehr als eine halbe Million Kunden mit Vermögen von mehr als 500.000 Euro ließen ihr Depot von den Managern der Deutschen Bank verwalten. 24,7 Milliarden Euro verdiente die Deutsche Bank allein im vergangenen Jahr an Gebühren, Provisionen und durch den Handel mit Geld. Und das war nicht einmal ein Rekordergebnis – im Boomjahr 2000 wurden sogar 1,2 Milliarden Euro mehr kassiert.

Frustrierte Deutsche-Bank-Kunden haben nun die Qual der Wahl: Mehr als 2.690 Geldinstitute gibt es derzeit in Deutschland, einschließlich Filialen und Zweigstellen der Postbank AG insgesamt 56.627 Bankstellen.

Egal an welches dieser Geldhäuser sich der Kleinkunde auch wendet, dem Würgegriff der Branche kann er nicht entkommen. Denn die Geldwirtschaft versucht allerorten, ihre Kundschaft nach allen Regeln der Kunst auszunehmen. Selbst Sparkassen, Volksbanken, Raiffeisenkassen und Genossenschaftsbanken – einst als Institute für den kleinen Mann gepriesen – versuchen im Wettbewerb der großen globalisierten Geldkonzerne mitzuhalten. Das geht auf Kosten ihrer Stammkundschaft, die den Ausflug in die Champions League des internationalen Bankgeschäfts, wo riskante Fusionen, waghalsige Transaktionen und Anlagen auf den internationalen Kapitalmärkten geplant und ausgeführt werden, schließlich bezahlen muss. Aktionäre wie Sparbuchbesitzer, Rentner wie Unternehmer, Gehaltskonteninhaber wie Häuslebauer sind wütend auf die Bankkonzerne. Sie fühlen sich schlecht behandelt, falsch beraten, abgezockt und im Stich gelassen.

Das Image der Banken ist schlecht – und daran haben die Geldmanager kräftig mitgearbeitet. Kaum eine Branche geht so ruppig mit ihrer Kundschaft um, wie die Kreditwirtschaft , mäkelten bereits vor einigen Jahren sogar Blätter wie die bankenfreundliche Frankfurter Allgemeine Zeitung.