Während des letzten Jahrzehnts hat sich die Wirtschaft noch stärker auf Qualität konzentriert. Es gibt kaum noch ein Unternehmen, dass nicht irgendwelche Qualitätsstandards erarbeitet hat. Sowohl im privaten Sektor als auch im öffentlichen Dienst haben sich neue Begriffe und die dahinter verborgene Bedeutung, wie Qualitätssicherungskreise, Qualitätsmanagement und ISO 9001 durchgesetzt. Etwa 60% der mittleren und größeren amerikanischen Unternehmen bilden ihre Mitarbeiter auf diesem Gebiet weiter.
Genau wie in Deutschland werden auch in Amerika Jahr für Jahr zahllose Unternehmen gegründet. In der Frühjahrsausgabe der Organized Dynamics wurde 1984 eine Statistik veröffentlicht. die besagte, dass nur 38% dieser Neugründungen ihr fünfjähriges Jubiläum erreichen. Nur 21% feiern den zehnten Geburtstag, 10% den zwanzigsten und raten Sie mal, wie viele sogar den fünfzigsten Geburtstag feiern können? Nicht viele – nur 2% haben es so weit gebracht. Wir reden hier nicht nur über diese kleinen Einmannbetriebe und -gewerbe. auch große, gut eingeführte Unternehmen sind nicht länger unantastbar. Von der Liste der 500 erfolgreichsten Unternehmen Amerikas im Jahre 1970 war bereits 1983 ein Drittel nicht mehr existent. Warum scheitern so viele Unternehmen? Selbstverständlich können Sie das Scheitern eines Unternehmens auf ganz viele Faktoren zurückführen: Marktveränderungen, schlechte Lage, ein zu kleiner Kreditrahmen, ausländische Konkurrenz, die Gewerkschaften oder viele andere bequeme Ausreden. Trotzdem scheint sich bei näherer Analyse der Grund des Scheiterns auf einen wichtigen Faktor zu reduzieren: Mangelnde Organisation und Lernfähigkeit des Unternehmens als solches. Trotz der Tatsache, dass ein Unternehmen vielleicht moderne Managementtechniken wie Qualitätssicherung, Empowerment oder Ähnliches eingeführt haben mag, kann es sein, dass diese neuen Techniken nicht im Alltag eingesetzt worden sind. Sie wurden nicht zur neuen Firmenkultur!
Das Unternehmen, in dem Peter beschäftigt ist, führte vor einigen Jahren mit viel Tamtam ein neues Qualitätsmanagementsystem ein. Das Programm, das auf hereichsübergreifende Teams, die sich auf die Verbesserung von organisatorischen Abläufen im Unternehmen konzentrieren sollten, basierte, war auf fünf Grundgedanken, ähnlich der 14 Punkte des Dr. W. Kdward Deming (mehr dazu später in diesem Artikel), aufgebaut. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Programm schlug fehl, weil die höchste Führung es nicht unterstützte. Nachdem das Programm verschwunden war. war alles verschwunden. Das Programm misslang, weil es nicht in die Unternehmenskultur integriert worden war.
Dr. Kdward Deming, der Väter der modernen Qualitätssicherungsbewegung, sagte es sehr treffend: -Das größte Problem, dem fast jedes Unternehmen in der west liehen Welt begegnet, ist weder seine Konkurrenz, noch die der Japaner. I >ie größten Probleme sind hausgemacht, verursacht durch eine Führung, die in der modernen Wirtschaft richtungslos ist.- (Mary Walton. The Deming Management Met hot.
Trotz der vielen verschiedenen Managementprogramme, die die Heilung aller möglichen organisatorischen und führungstechnischen Krankheiten versprechen, erleben nur sehr wenige Unternehmen eine wirklich grundlegende Veränderung ihrer Organisation. Nachdem ein Programm den Reiz des Neuen verloren hat. oft schon einige Wochen oder Monate nach seiner Einführung, lallt das Unternehmen in seinen alten Trott zurück. Business as usual. Lernfähige Unternehmen dagegen entnehmen den verschiedensten verfügbaren Methoden das Beste, sowohl intern als auch extern, und testen, oh diese im Unternehmen funktionieren. Ist das der Fall, setzen diese Methoden selbst die notwendigen Anpassungen in Gang. In diesem Artikel betrachten wir, wie moderne Unternehmen Qualitätsverbesserungs-programme implementieren; wir decken auf, welche wirklichen Hindernisse es für Veränderungen gibt und welche Lösungen sich dafür anbieten. Zum guten Schluss diskutieren wir noch die Wichtigkeit eines lernfähigen Unternehmens und wie Sie das Ihre in ein solches verwandeln können.
Die Qualitätsbewegung
Bis zur industriellen Revolution war alles, was man haben wollte, von Hand gemacht. Handwerker bauten, nähten und so weiter: es existierten nur wenige mechanisierte Abläufe zu dieser Zeit. Mit der industriellen Revolution jedoch übernahmen zunehmend Maschinen die Rolle der Menschen im Produktionsprozess. Die Herstellung einzelner Produkte wurde mehr und mehr von Maschinen übernommen, die Rolle der Arbeiter veränderte sich zu einem Bediener der Maschinen.
Wissenschaftliche Führung
Anfang des 20. Jahrhunderts suchten Forscher neue Wege, die Produktion effizienter zu gestalten. Diese Anstrengungen führten zu einem Aufblühen des wissenschaftlichen Managements. In seinem bahnbrechenden Werk argumentiert Fredrick Winslow Taylor, dass Unter-nehmen wohl definierte Regeln und Arbeitsstandards einsetzen können, um die Leistung der Mitarbeiter zu beherrschen. Taylor kam zu diesem Ergebnis, indem er Arbeiter genau beobachtete. Er identifizierte, definierte, maß. nahm die Zeit und analysierte jeden einzelnen Schritt des Produktionsprozesses. Mit diesen Informationen konnten Manager Arbeitsabläufe festlegen, die einfach, direkt und effizient waren.
Taylors Arbeit führte zu positiven und langlebigen Verbesserungen:
• Neue Arbeiter, oft gerade immigriert und ohne jede Erfahrung in Sachen Fabrikarbeit, konnten schneller und einfacher angelernt werden, weil die Aufgabe jedes Einzelnen exakt beschrieben war.
• Der Arbeitsprozess wurde äußerst effizient, die amerikanische Wirtschaft boomte und das Land florierte.
Aber wie jede Münze hat auch diese eine zweite Seite:
• Durch die genaue Festlegung der einzelnen Arbeitsschritte wurden die Arbeiter jeder Möglichkeit der Kreativität. Initiative und Einflussnahme beraubt.
• Arbeiter wurden zu wenig mehr als Maschinen degradiert, sie wiederholten die gleichen Routineaufgaben Tag für Tag. Jahr für Jahr. Nicht gerade eine horizonterweiternde Erfahrung.
Es stimmt schon, dass das wissenschaftliche Management die Vereinigten Staaten zu einer industriellen Hochburg machte, die einen regelrechten Fluss an Konsumgütern auslöste. Waschmaschinen. Toaster und Fernsehgeräte ließen den amerikanischen Traum in den fünf-ziger und sechziger Jahren wahr werden, beider ging mit dem Streben nach Effizienz um jeden Preis und dem auf Quantität gerichteten Schwerpunkt irgendetwas anderes verloren. Jetzt wissen wir endlich was: Es war die Innovation!
Solange, wie die USA die Weltmärkte beherrschte, war der Verlust der Innovation kein großes Problem. Kein anderes Land der Welt hatte eine echte Chance, gegen die Flut der Konsumgüter anzukämpfen. Es schien so, als ob die Wirtschaft auf einer endlosen Welle der Wohlfahrt reiten konnte. Auf der anderen Seite des Ozeans jedoch, unbemerkt von den amerikanischen industriellen Kräften, die vor lauter (leid und Erfolg eingeschläfert worden waren, vollzog sich eine andere Revolution. Keine Revolution, die Regierungen stürzte, sondern eine wirtschaftliche.